In your Hands... von Carura (... nothing else matters...) ================================================================================ Kapitel 1: Wideness Ocean ------------------------- Der Wind peitschte die Wellen auf und die Wolken zogen sich am Himmel zusammen. Ein Grollen kündigte das Unwetter an, welches schon bald über das Land hereinbrechen sollte. Ein junger Mann, mit langem Weißen Haar saß am Hafen und beobachtete, wie der immer stärker werdende Wind die kleinen Boote, die dort ankerten, hin und her wiegte. Ein Seufzen kam über seine Lippen, als die ersten dicken Regentropfen den Boden benetzten. Bakura sah auf in den Himmel und eben so ein Tropfen landete direkt auf seiner Nase. Der Junge blinzelte kurz und ließ den Blick dann wieder sinken. Es interessierte ihn nicht, ob es jetzt anfangen würde zu regnen. Wenn es nach ihm ginge, könnte der Regen ihn ins Meer spülen und dort jämmerlich enden lassen. „Welch Gedanke…“, lachte er leise und hielt sich seine Hand vor die Augen, welche er vorher schloss. Der Regen wurde immer stärker und Bakuras Kleidung war schon vollkommen durchnässt. Was kümmerte ihn das bisschen Regen? War es nicht das Leben selbst, welches ihn kümmern sollte? Doch das tat es nicht. Wieso sollte es auch? Der Weißhaarige Junge hatte doch nichts und niemanden. Was kümmerte ihn da das bisschen Wasser, welches vom Himmel fiel? Innerhalb weniger Minuten hatte sich der Himmel mit schwarzen Wolken überzogen und die ersten Blitze durchzuckten diese. Bakura liebte Gewitter. Die meisten Menschen die er kannte fürchteten sich davor, doch bei ihm war es anders. Irgendwie zogen ihn Gewitter magisch an. Der junge Mann beobachtete gerne die Formen der Blitze, die diese kurz annahmen, bevor sie wieder verschwanden. Jeder Einzelne von ihnen war anders. Keiner glich sich. Es war doch wie bei den Menschen. Auch dort glich keiner dem anderen, weder vom äußeren, noch vom seelischen her. Wer kannte schon die Gedanken, die ein Anderer seiner Art hatte? Wohl niemand. Noch lange hatte Bakura dort im Regen gesessen. Er selbst wusste nicht ein Mal, wie lange er dort saß, doch es musste lange gewesen sein. Als er in der Nacht an dem Wohnhaus, in dem er lebte ankam, brannte nirgendwo mehr Licht. Seine Nachbarn waren meistens lange wach und da diese alle schon schliefen, hieß das, dass es sogar schon sehr spät sein musste. Bakura interessierte das allerdings nicht. Selbst in seiner Wohnung befand sich nicht eine einzige Uhr, auf der er hätte nachsehen können. Einen Fernseher besaß er nicht, genauso wenig wie ein Radio oder gar einen Computer. Solche Dinge kümmerten ihn nicht und er würde sich auch nie für so etwas interessieren. Wozu brauchte er die ganzen Güter? Er konnte sich diese Sachen erstens nicht leisten und zweitens waren sie doch vollkommen unnütz und es wäre Zeitverschwendung, sich auch nur einem dieser Geräte zu widmen. Am liebsten mochte Bakura es ruhig. Wenn alles still war, oder er nur das Rauschen des tosenden Meeres hörte, an dem er dicht wohnte. Wenn das Geräusch an seine Ohren drang, wie die Wellen von stürmischen Winden aufgepeitscht wurden, war es wie Musik, welche in seinen Ohren widerhallte. Der Weißhaare zog sich seine Sachen aus und warf sie achtlos auf den Boden. Nur mit einer Shorts bekleidet legte er sich in sein Bett und verschränkte die Arme hinter dem Kopf. Seine Augen hielt er geschlossen. Das Fenster war einen Spalt breit geöffnet und da war das Rauschen, welches ihn in den Schlaf geleiten sollte. Wieso er es so liebte wusste er nicht. Das Einzige, das er wusste war, dass das Meer schon immer in seiner Nähe gewesen war. Solange er sich zurück erinnerte, hatte er hier an der Küste gelebt, direkt am Hafen, wo tagtäglich große und kleine Schiffe vor Anker gingen. Als er klein war, wollte er immer Seemann werden, doch er litt an Seekrankheit, weswegen aus diesem Plan nichts wurde. Wie gerne würde er doch ein Mal, ohne über der Reling zu hängen und sich dort zu übergeben, auf einem Schiff sein und das große weite Meer mit diesem überqueren? Sein Herz schlug etwas schneller bei diesem Gedanken. Ja, es wäre ein herrliches Gefühl und es wäre wundervoll, so stellte es sich Bakura auf jeden Fall vor. Ein Mal war er auf einem Schiff gewesen, doch er musste es noch vor Abfahrt wieder verlassen, weil sich seine Seekrankheit bemerkbar gemacht hatte und es mit dieser unmöglich gewesen war mitzufahren. Bakura wurde immer ein wenig traurig, wenn er daran zurück dachte. Sein großer Traum war somit unmöglich, denn er hatte keine Lust immer Medikamente zu schlucken, die er ohnehin nicht vertragen würde. So könnte er es nicht genießen auf einem Schiff zu sein. Nebenbei war Bakura auch ein wenig schusselig. Er hatte schon einmal solche Medikamente bekommen, doch er hatte sie zu unregelmäßig eingenommen, was zur Ursache hatte, dass sie nicht richtig anschlugen. Von dem Hautausschlag ganz zu schweigen... Ansonsten hatte Bakura nichts im Leben. Er verdiente sich sein Geld, indem er ab und zu in einem kleinen Laden arbeitete. Der Weißhaarige half dort im Lager aus. Er bekam nicht viel dafür, doch es reichte für die Miete und ein wenig Essen. Ab du zu kellnerte er außerdem bei einem Bekannten, was zusätzlich ein wenig Geld in die Kasse brachte. Entspannt schloss Bakura die Augen und stellte sich vor, wie es wäre mit einem Schiff über das Meer zu segeln. Das Rauschen des Meeres wiegte ihn langsam in den Schlaf… Die Nacht verging viel zu schnell und Bakura erwachte schon wieder, als die Sonne durch das Fenster schien und seine blasse Haut wärmte. Schnell zog er seine Decke ein Stück höher und kuschelte sich in sie. Er hatte viel zu wenig geschlafen und wollte jetzt noch nicht aufstehen. Arbeiten musste er ohnehin erst am Abend und deswegen konnte er getrost noch eine Weile liegen bleiben. Feste Arbeitszeiten, hatte er ohnehin nicht. Er tauchte auf wann er wollte, meistens abends und dann arbeitete seine Zeiten ab. Der Job an sich gefiel ihm, auch wenn es nichts war worauf man stolz sein konnte. Die Schule hatte er abgebrochen und einen Ausbildungsplatz ohne Schulabschluss zu bekommen, war grade zu unmöglich. Die begehrten Plätze waren ohnehin schon recht knapp. Noch völlig schlaftrunken, strich er sich ein paar Strähnen seines langen weißen Haares aus dem Gesicht und gähnte herzhaft. Die Augen hielt er noch immer geschlossen. Nur langsam öffneten sich seine schlaffen Lider und er blinzelte leicht, wegen der Sonne. Spielerisch streckte er seine Hände nach den Sonnenstrahlen aus, als könne er diese greifen, bekam aber nichts zu fassen. Der Weißhaarige mochte die Sonne nicht. Die Nacht war ihm um einiges lieber, doch manchmal genoss er es, wenn die Sonnenstrahlen seine Haut kitzelten. In Gedanken war er schon längst wieder am Meer. Wahrscheinlich würde er noch vor der Arbeit hingehen, um ein wenig Kraft zu tanken. Der Weißhaarige dachte nach. Heute kamen einige Händlerschiffe und wenn er sich jetzt beeilte, würde er diese noch sehen. Schnell schlüpfte er aus dem Bett und huschte ins Bad. Eine Dusche würde ihm jetzt gut tun, dachte er sich und stellte schon mal das Wasser an, bevor er sich auszog und sich unter die warmen Wasserstrahlen stellte, die auf seine Haut nieder prasselten. Er genoss es in vollen Zügen und verteilte ein wenig Duschgel auf seinem Körper. Bakura blieb eine ganze Weile unter der Dusche und am liebsten wäre er gar nicht mehr raus gekommen, doch da er nicht aussehen wollte wie eine verschrumpelte Rosine, stellte er nach einer halben Stunde seufzend das Wasser ab und trocknete sich Haar und Körper mit einem großem, flauschigem Handtuch. Er betrachtete sich im Spiegel und ließ seinen Blick über seinen schlanken, schon fast zu dünnen Körper wandern. Er griff automatisch nach der Zahnbürste und putzte sich die Zähne, bevor er eilig das Bad verließ um sich anzuziehen. Hastig schlüpfte er in seine Jeans und ein Shirt, zog sich Socken und Schuhe an und wollte schon die Wohnung verlassen, als sein Blick erneut in einen Spiegel, nahe der Wohnungstür viel. Sein Haar war noch nass uns stand in alle Richtungen ab. „Hmpf…“, machte der junge Mann und tapste ins Bad um sich schnell die Haare zu kämmen. So wollte er dann doch nicht rausgehen. „Ah, da kommen sie ja“, lächelte Bakura, als zwei große Schiffe in den Hafen einfuhren und dort vor Anker gingen. Er liebte diese großen Händlerschiffe und beobachtete gerne die Seemänner, wie sie die Waren ab- und einluden. Wie es wohl war wochenlang auf einem Schiff zu sein und nichts weiter zu sehen, als das große, weite Meer? Sicher wundervoll. Bakura stand auf und ging ein wenig näher an die Schiffe heran, um sie genauer betrachten zu können. Er stand einfach nur da und träumte vor sich hin, als er fast von etwas schwerem umgestoßen wurde, dass ihm direkt in die Arme segelte und es verdutzt auffing. Bakura blinzelte etwas, denn er hielt einen Sack, mit unbekanntem Inhalt in den Armen. „Mach dich mal ein bisschen nützlich, wenn du hier schon dumm rum stehst“, hört er eine Stimme sagen und sah auf. Vor ihm stand einer der Seemänner. Er hatte weißes Haar, genau wie seins, nur kurz und sein Oberkörper lag frei, was Bakura einen guten Blick auf seine Bauchmuskeln bescherte. Die Sonne beschien den Schweiß, der sich dem Körper des anderen sammelte und sanft an ihm herunterperlte. Der Kleinere sah auf in das Gesicht des Mannes. Eine große Narbe zierte seine rechte Wange und Bakura erschrak leicht davor. Die malvefarbenen Augen sahen ihn belustigt an, als sich der Kleinere erschrak. „Bring das hoch zum Schiff.“ „Aber ich bin kein Seemann!“, empörte sich Bakura. Der junge Mann kam auf ihn zu und umfasste sein Kinn mit einer Hand. Der Kleinere war so verwundert, dass er nichts dagegen unternahm. „Hm, ja, du bist schmächtig und siehst auch nicht grade so aus, als würdest du viel vertragen“, stellte der Unbekannte fest und ließ wieder von ihm ab. Der Jüngere wurde wütend und plusterte sich leicht auf. „Ich bin nicht schmächtig und ich vertrage sehr wohl was!“, meckerte Bakura los und erntete dafür ein Lachen. „Dann laber nicht rum sondern mach hinne“, gab der Ältere zu verstehe und lud sich einen Sack über jeweils eine Schulter, um sie auf das Schiff zu bringen. Bakura wollte dem natürlich in nichts nachstehen, doch der erste Sack war schon ziemlich schwer und er bezweifelte, dass er sich einen Zweiten aufladen konnte. Also macht er sich mit dem einen Sack auf den Weg auf das Schiff. Er schluckte leicht, als er die Rampe emporstieg. Sein Herz schlug unglaublich schnell vor Aufregung und er glaube es würde gleich aussetzen. Schritt für Schritt näherte er sich und noch ging es ihm gut. Er warf einen Blick von der Rampe hinunter auf das ruhige Wasser. Jetzt nur nicht sie Nerven verlieren…, dachte der Weißhaarige. Schließlich wollte er sich auch nicht blamieren. Dieser Typ, tze, was bildete der sich eigentlich ein? Er und schmächtig? Bakura sah zwar nicht so aus, doch er hatte durchaus was auf dem Kasten! Er würde diesem aufgeblasenen Wichtigtuer schon zeigen, aus was für einem Holz er geschnitzt war, das stand fest. Nun ja… zumindest versuchte er auf dem Schiff nicht ohnmächtig zu werden. Was passieren könnte. Entweder, weil er so glücklich war auf einem Schiff zu sein oder weil sich seine Seekrankheit meldete. Beides war durchaus wahrscheinlich und Bakura hoffte inständig, dass es ausblieb. Nervös betrat er das Schiff und sah sich um. Der Typ stand vor einer großen Luke und warf die beiden Säcke, die er geschultert hatte hinein. Sein Blick fiel auf Bakura und er grinste. „Oh, hast es bis auf das Schiff geschafft. Bist ja doch nicht so unnütz wie du aussiehst“, feixte er und kam auf Bakura zu. Der Kleinere wollte grade etwas entgegnen, da hatte war der Fremde auch schon mit ihm auf einer Höhe und an ihm vorbei gegangen, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Bakuras Wut staute sich immer mehr in seinem Körper an und er schien kurz vor dem Platzen zu sein. Der Weißhaarige stapfte auf die Luke zu und ließ den Sack unachtsam in diese fallen. Er war so sauer, dass er ganz vergaß, wo er sich eigentlich befand. Seine Gedanken galten nur diesem Typen, der es gewagt hatte, ihn zu verspotten und zu beleidigen. Dem würde er es schon noch zeigen, das schwor sich der kleine Weißhaarige. Niemand durfte ihn „schmächtig“ nennen und „unnütz“ schon gar nicht. Sein Körper zitterte vor unterdrückter Wut und er lief geradewegs die Rampe hinab und ging auf den unverschämten Seemann zu, der grade dabei war, zwei neue Säcke zu schultern, um sie auf das Schiff zu bringen. „Sag mal hast du irgendein Problem mit mir?“, fauchte Bakura ihn an, als er direkt vor ihm stand. Der Ältere sah ihn nur leicht schmunzelnd an. Er fand das Ganze also witzig, ja, ganz toll. Jetzt trug er auch noch zu seiner Belustigung bei. Bakura war kurz davor einen Anfall zu bekommen, als der Größere zu sprechen begann: „Reg dich mal ab, du wolltest doch auf das Schiff, oder?“ Bakura stutzte. Was sollte das denn jetzt? Der Kleinere der beiden nickte kurz und funkelte ihn weiter wütend an. „Na also, schnapp dir nen Sack und trag ihn hoch, dann kannst du dich etwas auf dem Schiff umsehen“, gab der Fremde ruhig zu verstehen und lächelte leicht. Nein, jetzt wollte Bakura auch nicht mehr. Dieser Typ hatte ihn in solche Rage versetzt, dass er sich jetzt sowieso nicht daran erfreuen konnte auf einem Schiff zu sein. „Du kannst mich mal, Arschloch!“, schnauzte er und rempelte den Fremden leicht an, als er an ihm vorüberging. Dieser zuckte nur mit den Schultern und ging wieder seiner Arbeit nach. So hatte sich Bakura seinen Morgen nicht vorgestellt, nein, ganz und gar nicht. Er hatte nur ein bisschen die Schiffe ansehen wollen und mehr nicht. Da kam dieser Typ und versaute ihm seine ganze Laune. Schlimmer konnte der Tag nicht mehr werden. Fortsetzung folgt… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)