Kleine, Glückliche Familie von Scarecrow_Kakashi (Sesshoumarus Leben) ================================================================================ Kapitel 1: Mariko ----------------- Es war vorbei. Das Gift begann bereits zu wirken, und sie sah frustriert an sich herab. Dazu hatte sie auch allen Grund: ihr Kimono war nicht mehr grün, nein, nun war er dunkel von Blut und klebte an ihrem Körper. Kein sehr angenehmes Gefühl. Doch das sollte sie in diesem Moment eigentlich weniger kümmern; denn wenn sie nach Hause kam, würde sie sich noch miserabler fühlen. Dann machte es nichts mehr aus, ob sie nun nasse Sachen trug oder wie für eine Hochzeit gekleidet herumlief. Es würde Ärger geben, großen Ärger! Behutsam drehte sie seinen Kopf, sodass er in den Himmel blicken konnte und sah ihm tief in die müden Augen. Er wusste, dass er sterben würde, er hatte einfach zu viel Gift abbekommen, doch er versuchte nicht einmal mehr, sie mit in den Tod zu reißen. Nun war er nicht mehr der große samurai, dessen Bestimmung es war, für seinen Herren in Demut und Treue ohne Furcht in Ehre zu sterben. Er hatte aufgegeben; war wahrscheinlich zu schwach, um sie noch einmal anzugreifen. Sie streichelte seine schweißnasse Stirn und lächelte ihn an. Es war echt, nicht ihr aufgesetztes, aber perfekt beherrschtes japanisches Lächeln. Er hätte sich nicht dazu hinreißen lassen dürfen. Jetzt musste er eben sterben und sollte aber nicht mit Angst in die große Leere gehen. Doch aus seinen Augen sprach nicht nur seine Müdigkeit, die eindeutig ein Vorbote des Todes war, sondern auch seine Verwirrung angesichts dieses jungen Mädchens, das ihn so unschuldig anlächelte und selbst noch blutverschmiert reizend aussah. Aber unschuldig war es sicher nicht. Schließlich hatte es mehr oder weniger den größten Teil zu seinem jetzigen Zustand beigetragen. "Du... kleine Hure!", brachte er mühsam hervor. Seine Stimmbänder taten das, was sie bei jedem anderen auch getan hätten: sie versagten unter dem Einfluß ihres Giftes. Ihre Augen wurden kalt. Sie spießte ihn regelrecht mit Blicken auf, wie sie es auch vor ihrer Attacke getan hatte. Das musste sie sich jetzt - und vor allem nicht von ihm - nicht bieten lassen. Schließlich war er doch selber Schuld! Sie hatte ihn garantiert nicht mit Absicht in diesen Zustand versetzt. Ihre Hand krampfte sich zusammen. Alles in ihr schrie danach, ihn endlich gänzlich zu vernichten, doch etwas in ihr hielt sie zurück. Etwas Furchtbares, ein merkwürdiges Gefühl, doch sie genoss es. Etwas in ihr wollte ihn sich quälen sehen, brannte darauf, ihn während seiner letzten Minuten aus purem Zynismus (war es wirklich Zynismus?) auszulachen und mit dem Finger auf ihn zu zeigen. Hohn und Spott, darin wollte sie ihn ertränken und seiner unheiligen Seele die Wiedergeburt verwehren, indem sie ihm einen unehrenhaften, schändlichen Tod bescherte. Den Kopf könnte sie ihm nachher abschlagen. Ihn zerstückeln, vielleicht sogar den Falken verfüttern. Diese Gedanken erschreckten sie. Das war nicht sie, die so etwas dachte. Oh nein! Sie hatte niemals Freude daran empfunden, wenn Anderen Leids getan wurde; eher hatte sie mitgefühlt. Aber das schien ihr Instinkt zu sein. Sie war eben kein Mensch... Er litt. Er litt eindeutig unter dem Einfluss des Giftes, und sie wollte nicht weiter zusehen, wie er starb. Trotzdem sie es mit einer erschreckenden Nüchtern- und Gelassenheit tat, fürchtete ihr Denken. Wie konnte sie so etwas auch nur in Erwägung gezogen haben? Es war ihr nicht möglich, den Sterbenden weiter leiden zu lassen, auch wenn er ein perverser Fiesling war. Das konnte sie ihm nicht antun. Sie fasste also unter ihren Obi und zauberte ein Stilett hervor. Auch sie hatte bereits eine solche Waffe. Allein wegen der Formalitäten. Gezielt stieß sie das Dolchmesser in seine Kehle und schlitzte sie auf. Für einen kurzen Moment glaubte sie so etwas wie Hass in seinen Augen zu sehen, dann verschleierte sich sein Blick und er brach endgültig zusammen. Er war tot. 'Das war also dein erster.' dachte sie stumpf. 'Wie viele werden es noch sein? Wie viele Wesen werde ich noch töten müssen in meinem Leben?' Bedrückt stand sie auf und versuchte, seine Leiche aufzuheben. Es gelang ihr erstaunlich gut; nur seine Schwerter waren sehr sperrig und behinderten sie. Doch sie konnte ihn ja unmöglich seiner Schwerter, seiner Seelen entledigen. Dann gäbe es nicht nur Ärger wegen des Kimonos und des Leichnams, nein, sie würden sie aus dem Dorf jagen! Aber zurücklassen konnte sie den toten Samurai auch nicht. Dass sie anders waren, daran hatten sich die Dorfbewohner gewöhnt; und auch sie kamen ganz gut mit den Menschen klar. Doch einen der Ihren zu töten, das würden sie ganz bestimmt nicht einfach so hinnehmen. Und dann noch einen Samurai! Sie hatte kein glückliches Los gezogen, als Dämon auf die Welt gekommen zu sein, ehrlich nicht. Weshalb musste es ausgerechnet ein Samurai sein? Weshalb war es kein Bauer? 'Weil die Bauern zu feige und die Samurai zu blasiert sind.' dachte sie böse. 'Sie denken, sie könnten sich alles erlauben, nur weil es mehr von ihnen als von uns Dämonen gibt, und sie einen besonderen Stand inter den Ihren haben. Aber wir sind auch etwas besonderes! Eben weil wir anders sind, und wir zählen auch zur oberen Schicht!' Sich die schlimmsten Befürchtungen ausmalend schleppte sie den Leichnam nach Hause. Sie hatte lange und weit zu gehen, denn er hatte sie bis zum Waldrand verfolgt, wo sie sich ihm dann entgegengestellt hatte. Es waren mit Sicherheit fast 2 Ri (Anm. des Autors: entspricht etwa 8km), die sie zurückzulegen hatte. Er hatte sie ja auch mit dem Pferd verfolgt. Als sie das Dorftor bereits sah, kam ihr Fujiko entgegengelaufen. Na die hatte ihr gerade noch gefehlt! "Mariko!" Freudig stürmte ihre kleine Schwester auf sie zu. Doch als sie näher kam und das viele Blut, Marikos zersauste Haare und die Leiche erkannte, schlug ihre Freude in Entsetzen um. "Oh, Mariko! Was ist geschehen?" Mariko zog es vor, nicht darauf zu antworten. Ihre Schwester war noch zu klein, um eine solche Geschichte zu hören; außerdem war sie sich sicher, dass sie ihr Erlebnis nicht zweimal über die Lippen würde bringen können. Im Dorf wurden sie natürlich angestarrt. Feindselig, als sie den toten Samurai sahen, doch mit Vorsicht. Man kannte sie hier. Alle kannten sie. Wie auch nicht, als einzige Hundedämonen im Dorf?! Aber ihre Familie zählte auch zur Oberschicht; selbst wenn sie Dämonen waren. Und gegen die Oberschicht (egal, ob Samurai oder reicher Dämon) durfte man nicht vorgehen. Aber auch fremde Augen ruhten auf ihnen: Wanderer, die nur auf der Durchreise waren, Prediger auf Wallfahrten oder Bauern von außerhalb, dieVerwandte besuchten oder etwas auf dem Markt kaufen wollten. Denn wann sah man schon ein etwa zwölf Jahre altes Mädchen in einem vor Dreck starrenden Kimono, mit aufgelöster Frisur (sie hatte weiße Haare!) und über und über mit Blut verschmiert, das einen erwachsenen aber toten Samurai - der nicht minder voller Blut war - mit Rüstung und Schwertern auf den Armen trug?! Die beiden Mädchen gingen (Mariko schaffte es tatsächlich totz ihrer Last normal zu gehen) schweigend quer durch das Dorf und steuerten das Haus ihres Onkels an. Ihre Mutter kam ihnen zufällig entgegen, als sie gerade durch das große, rote Torii gehen wollten. Bemüht, ihre Fassung zu bewahren und sich den Bauern anzupassen, beschränkte sie ihre Reaktion vorläufig auf ein Weiten ihrer Augen. Dann packte sie ihre älteste Tochter am Ärmel und zog sie ins Haus. "Hey!", beschwerte sich Mariko, doch das half nichts. Sie ließ den mittlerweile nur mehr lauwarmen Leichnam fallen und stürzte auf die Tatamis, als ihre Mutter sie grob durch die geöffnete Shoji-Tür stieß. So heftig, dass Mariko dachte, die Tür würde zerbrechen, schob ihre Mutter sie zu und sperrte die starrende Fujiko aus. "Was hat das zu bedeuten?", fuhr sie ihre Tochter wütend an. "Es war nicht meine Schuld, ehrlich!", versuchte Mariko sich zu verteidigen, doch ihre Mutter wollte scheinbar nichts davon hören. "Weißt du eigentlich, was die Dorfbewohner jetzt denken, wenn du mit einer Leiche eines Samurai nach Hause kommst? Wir sind Dämonen! Sie haben Angst vor uns, hörst du? Angst!" Obwohl sie sich bemühte, ihre Stimme flach zu halten, damit an ihrem Grundstück vorbeikommende Passanten möglichst nichts mitbekamen, wurde sie doch stetig lauter. "Nein, aber ich kann es mir denken." nuschelte Mariko und starrte die Tatamis an. "Das reicht aber nicht! Weil wir Dämonen sind, müssen wir um so mehr aufpassen, damit eben so etwas nicht geschieht!" Mittlerweile klang Mutter nur mehr verzweifelt. "Aber ich wollte es doch wirklich nicht!", jammerte Mariko, und zwei nasse Spuren zogen sich durch ihr staubiges Gesicht. "Ich kann doch nichts dafür, dass es ihn dahingerafft hat!" Seufzend kniete ihre Mutter sich neben sie. "Und der Schnitt in der Kehle? Er ist Samurai und diese Männer töten sich nicht mit einem Schnitt durch die Kehle. Sie schlitzen sich - so schrecklich es auch klingt - den Bauch auf. Und - sofern sie einen haben - ihr Sekundant schlägt ihnen den Kopf ab. Also musst du ihn ja getötet haben." "Er hat gelitten." gab das junge Mädchen zögerlich von sich. "Also gut", Mutter hatte sich anscheinend beruhigt und fing wieder an, rational zu denken. "Am besten, wir versuchen, seine Familie ausfindig zu machen, was nicht sehr schwer werden dürfte. Hier in der Gegend gibt es nur relativ verstreut Samurai, die solche Rüstungen tragen können... Und irgendeiner erkennt ihn bestimmt." Mariko nickte, doch dann fügte sie unsicher hinzu: "Aber das wird seine Familie doch sicher nicht gutheißen... ich meine,... die Umstände seines Todes." "Mach dir vorläufig keine Sorgen, Liebes. Wir sind eine Familie und werden dieses Problem gemeinsam lösen. Geh dich waschen und umziehen! Du siehst ja aus, als hättest du in seinen Eingeweiden gebadet!" Gehorsam stand Mariko auf und ging in den Hinterhof, um das Badehaus aufzusuchen, in dem merkwürdiger Weise schon das heiße Badewasser dampfte. Das heiße Wasser tat gut auf ihrer Haut. Fasziniert beobachtete sie die roten Schlieren, die sich von ihren Händen und Armen lösten und sich durch die dampfende Flüssigkeit zogen. Sie hatte so etwas noch nie beobachtet. Aber naja, sie hatte ja auch noch nie zuvor jemanden umgebracht. Das angetrocknete Blut löste sich gut von ihrer Haut; sie war sich der Leichtigkeit, mit der Wasser etwas so durchdringend riechendes abwaschen konnte, nicht bewusst gewesen. Die vier lila Streifen auf ihren Handgelenken schimmerten unter der Wasseroberfläche und sie untersuchte eingehend die Druckstellen, die seine groben Hände an eben diesen Stellen zurückgelassen hatten. Sie taten weh, doch nicht sehr. Allerdings würden ihre Hände in der nächsten Zeit noch mehr auffallen, als sie es jetzt schon taten; das würde weh tun! Überhaupt mochte sie es nicht, so extrem aufzufallen, doch sie konnte nichts daran ändern: ihre Haare waren nun einmal silberweiß, die Augen leuchteten golden und auf ihren Wangen, Handgelenken und Hüften zeigten sich jeweils parallel zueinander laufende lila Streifen; auf ihrer Stirn prangte eine unübersehbare, auch durch ihre Stirnfransen nicht zu verdeckende dunkelblaue Mondsichel. Die hasste sie am meisten. Sie war - neben den Haaren - am auffälligsten. 'Sollte ich jemals Kinder haben', dachte sie missgelaunt, 'dann hoffe ich für sie, dass sie niemals so eine dämliche Mondsichel auf der Stirn haben werden!' Auf einmal wurde die Tür aufgeschoben und ihr Vater kam herein. Mit seinem netten "Ich -hoffe-ich-störe-nicht-Lächeln" setzte er sich auf den Schemel vor dem Badezuber und sah Mariko ein paar geschlagene Minuten zu, wie sie versuchte, sich das Blut aus den Haaren zu waschen. Missbilligend meinte er dann: "Du hast dich vor dem Baden nicht gewaschen, stimmt's?" Verlegen blickte sie ihren Vater an."Na ja..." stammelte sie. Doch ohne eine Antwort abzuwarten fragte er wie beiläufig in ruhigem und sachlichem Ton: "Was war denn heute mit dem Samurai los?" Sie hatte sich's ja denken können! Deshalb war er hier! "Ich habe ihn getötet." Ihr Vater runzelte die Stirn. "Das ist nicht zu übersehen. Geschmust haben werdet ihr wohl kaum." Mariko fuhr bei diesen Worten sichtlich zusammen. Sie wurde eine Spur blasser, sah ihren Vater aber weiterhin an. "Nun, ich..." stammelte sie. "Weshalb?", schnitt er ihr das Wort ab. "Weil er gefährlich wurde." Unheimlich. Die Worte kamen einfach. Sie brauchte nur den Mund aufzumachen. "Er wollte mich anfassen, da hab ich 'Nein!' gesagt und wollte wegrennen, aber er hielt mich fest; sagte, ich sei schon alt genug und er sei Samurai und eh viel stärker als ich und er habe noch nie ein Mädchen wie mich gesehen und außerdem ein Recht dazu, was auch immer er meinte." In Wahrheit wusste sie ganz genau, was gemeint war, wollte es nur nicht aussprechen. Mit zwölf Jahren wusste man bescheid. "Und dann?", bohrte ihr Vater weiter. "Und dann wollte ich mich losreißen, aber er war wirklich sehr stark, siehst du?" Sie zeigte ihm die Druckstellen an den Händen. Abermals die Stirn in Falten ziehend betrachtete er sie. "Ich habe ihm also in den Arm gebissen und er ließ mich los. Als ich rennen wollte, hat er mich aber wieder gepackt..." "Und da hast du ihm das Stilett in die Kehle gestoßen?!", ergänzte Vater, halb als Frage, halb als Feststellung. Sofort schüttelte Mariko aber ihren Kopf. "Oh nein. Wir kämpften. Ich habe ihn gekratzt und gebissen, bis er sich kaum noch bewegen konnte. Sein Alter und die Bewegung haben es dann beschleunigt." Nun seufzte ihr Vater. "Mariko. Du weißt doch, dass du dein Gift nicht zum Einsatz bringen sollst. Du hättest weglaufen können, nachdem du ihn verletzt hattest." "Aber das wäre doch feige!", protestierte seine älteste Tochter. "Aber immer noch besser, als die ganze Aufmerksamkeit auf uns zu ziehen, indem du ihn abschlachtest und vergiftest!" "Ich hatte Angst! Da passiert so etwas nun einmal..." Mit 'schon einmal' war etwa sechs Mal im Jahr, also mit schöner Regelmäßigkeit alle zwei Monate, gemeint, wobei Mariko sich mit einigen Jungen im Dorf geprügelt und sich nicht dabei hatte nehmen lassen, die Kinder zu vergiften. Ihre 'Gegner' konnten alle in geregelten Abständen nicht mehr sitzen, sehen, hören, sprechen; einige Eltern hatten sich schon über Fieberanfälle beschwert. Was konnte sie eben dafür, wenn ihre Klauen und Zähne giftig waren? Sie benutzte nur ihre natürlichen Waffen, wie es die anderen Kinder auch taten. "Und weil er gelitten hat und so lange zum Sterben brauchte, habe ich ihm die Kehle durchgeschnitten." ergänzte sie. "Na, da hast du ja noch halbwegs human gehandelt." Klang seine Stimme spöttisch? Mariko wusste nicht, ob sie sich nun beleidigt oder schuldig fühlen sollte. Nach einer kleinen Pause sagte sie sögernd:" Du, Vater... als er da so lag und starb... und so fürchterlich nach Blut und Schweiß stank... da hatte ich das Bedürfnis, ihn leiden zu lassen und ganz fürchterliche Dinge mit ihm anzustellen." Ihr Vater lächelte. Es war ein sehr schönes Lächeln. Etwas zögerlich schien es, aber es war echt. Mutter hatte ihr einmal erzählt, sie lächele genauso wie ihr Vater, was sie sehr froh gemacht hatte. Doch trotz seines schönen Lächelns lag etwas trauriges in seinen Augen. "Das... war der Dämon in dir." Verständnislos sah sie ihn an. "Aber... ich bin doch ein Dämon." "Ja, aber du kannst dich in jeder Situation beherrschen, egal, wie ausweglos sie scheint, komplett beherrschen, weil du ein Dämon bist. Allerdings gibt es da auch Situationen, in denen diese Selbst- und Körperbeherrschung auf die Probe gestellt wird. Zum Beispiel beim Töten." Sein Tonfall hatte sich umgehend geändert. Er war sehr ernst geworden. Mariko schauderte. "Der Geruch von menschlichem Blut lässt einigen Dämonen das Wasser im Munde zusammenlaufen und ihre Kehlen austrocknen. Das hängt auch von der Art des Dämons ab. Wir sind Hundedämonen, weisen bestimmte Merkmale auf, die du auch an Hunden beobachten kannst, und damit meine ich nicht nur unsere Gestalt. Die Jagd gehört auch dazu. Menschen sind quasi unsere Beutetiere. Aber das heißt jetzt nicht, dass du ausziehen und auf Menschenjagd gehen sollst. Du solltest in der Lage sein, dein Verlangen zu unterdrücken; das ist in deinem Alter sehr schwer, weil du gerade erst erwachsen wirst... doch wenn du es nicht tust, drehst du vollkommen durch, wie ein Halbdämon, dessen dämonische Seite die Oberhand über ihn gewinnt, und tötest alles, was sich dir in den Weg stellt. Dann gibt es nicht Freund oder Feind, dann gibt es nur noch Feinde!!" Mit spöttisch funkelnden Augen betrachtete er seine Tochter, die ihn schreckensbleich anstarrte. "Aber keine Angst. Du hast dich so gut unter Kontrolle, dass du - selbst wenn du deinem Verlangen nachgibst - nur das tötest, was du auch wirklich töten willst. Selbst in deinem Alter." Sichtlich beruhigt sank Mariko ein Stückchen tiefer in das heiße Wasser und entspannte sich. "Mach dir keine Sorgen wegen des Menschen, Mariko. Ich werde mich um alles kümmern." Sie lächelte. "Danke, Vater." Ihr Vater lächelte trotz des bevorstehenden Stresses und wandte sich der Tür zu. "Vater?" Er blieb stehen und sah sie an. "Ja? Mariko." "Wann werde ich heiraten und eigene Kinder haben?" "Mariko, du bist erst zwölf." Da war es wieder, das Stirnrunzeln. "Ich möchte keine politische Hochzeit in meiner Familie arrangieren. Wir sind keine Menschen. Auch wenn du es dauernd bei den adeligen Menschen beobachtest, ich möchte, dass jemand um dich wirbt, weil es ihm um dich geht, und das kann noch etwas dauern. Weshalb? Bist du deinem Traummann begegnet? Wenn ja, würde ich dir raten, nicht so mit ihm umzuspringen wie mit dem letzten Verehrer. Das wäre verheerend." Er grinste. Natürlich hatte er den toten Samurai gemeint. Sie winkte ab. "Nein." Dann fügte sie aufgesetzt übelgelaunt fort:" Ich will nur nicht, dass mein Kind so einen blöden Mond auf der Stirn hat! Fujiko hat's gut!" Lachend verließ ihr Vater das Badehaus. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)