One week von Xalphania (Riku x Sora) ================================================================================ Kapitel 2: immer noch Freitag^^ ------------------------------- -Riku- Ich saß in einem kleinen Raum. „Es ist nichts schlimmes passiert. Es ist nur leicht verstaucht. Kühl es noch ein wenig, dann verbinde ich es dir und morgen ist es dann schon wieder in Ordnung“, sagte die Schwester der Erste Hilfe Station zu mir, gab mir ein Kühlkissen und wuselte hinaus zu dem nächste Patient. Es gab erstaunlich viele Verletzte in so einem Eisstadion, auch wenn dieses hier relativ groß war. Allerdings hatten die meisten nur ein aufgeschürftes Knie oder eine aufgeschlagene Lippe von einem harmlosen Sturz. Plötzlich hörte ich Schritte. War die Krankenschwester etwa schon zurück? Ich sah zur Tür. Es war Sora. „Ähm... wie geht’s dir?“, fragte er schüchtern, in beiden Händen hielt er jeweils einen dampfenden Plastikbecher. „Ich sagte doch, ich brauche seine Hilfe nicht“, sagte ich, ohne auf seine Frage einzugehen. „Aber der Lehrer hat doch gesagt, ich solle dich begleiten. Außerdem ist es doch meine Schuld, dass du dir die Hand verletzt hast!“ „Verdammt, tust du denn immer, was man dir sagt?“ Allmählich regte er mich wirklich auf. Auch er ignorierte meine Frage und kam zu mir. „Hier, ich habe dir etwas zu trinken mitgebracht. Ich hoffe, du magst heiße Schokolade“, sagte er. Ich konnte es einfach nicht fassen! Dieser Knirps lies einfach nicht locker! Irgendwie machte er mich verdammt wütend. „Warum lässt du mich nicht endlich in Ruhe? Warum kapierst du nicht, dass ich nichts mit dir zu tun haben will?“, schrie ich ihn an. „Und du?“, schrie er genauso laut zurück, „Warum redest du mit niemandem? Warum ziehst du dich vor allem und jedem zurück?“ Wäre ich nicht so wütend gewesen, hätte mich Soras laute Reaktion überrascht. Das Geschreie passte nicht zu ihm, er war eher ein fröhlicher und heiterer Junge – und auch etwas naiv. So also schrie ich zurück: „Das geht dich ja wohl überhaupt nichts an!“ Ich war inzwischen aufgestanden und starrte wütend ihn an. Er wollte schon etwas erwidern, als eine Stimme aus Richtung Tür ihn unterbrach. „Was ist denn hier los?“ Es war unser Lehrer. „Beruhigt euch!“ Ich grummelte. Was wollte der denn hier? „Ich fahre jetzt mit der Klasse zurück Ihr nehmt euch dann ein Taxi, wenn ihr hier fertig seit, ja?“ Er wünschte mir noch eine gute Besserung und ging. Ich schüttelte den Kopf. Wie ist der bloß Lehrer geworden? Ich setzte mich zurück auf den Stuhl. Meine Wut war verflogen. Sora setzte sich neben mich auf einen Stuhl, drückte mir einen Becher in die gesunde Hand und sagte: „Trink!“ Dann fing er selber an, an seinem Becher zu nippen. Ich stutze noch kurz und führte auch meinen Becher an meinen Mund. Hallo? Was mach ich hier eigentlich? Normalerweise hätte ich das in dieser Situation nicht getan, nur aus purem Trotz hätte ich das Getränk nicht angenommen. Wir saßen eine Weile still da, einfach nur unsere Schokolade trinkend. Nach etwa fünf Minuten der Stille kam die Krankenschwester wieder rein. „Oh, du hast ja Besuch bekommen mein Junge!“, sagte sie freundlich lächelnd, nahm das Kühlkissen von meiner Hand und fing an sie mit einem Verband einzuwickeln. „Du hast echt einen netten Freund, dass er extra mit dir hier bleibt“, fuhr sie fort. Ich sah sie finster an. Wenn die wüsste! Hatte die etwa nichts von Soras und meiner Auseinandersetzung gehört? Irgendwie war es mir peinlich, vor Sora so ausgerastet zu sein. Ich zeigte sonst niemandem so große Emotionen. ... Außer meinem Vater, den hatte ich öfters mal angeschrieen... aber das war ja jetzt auch vorbei... Oh man, die brauchte echt lange, mir meine Hand zu verbinden... sie hatte ja schon irgendwo Recht gehabt, dass es nett von Sora war, dass er hier mit mir wartete. Schließlich war er ja nicht mal mein Freund, im Gegenteil, ich hatte ihn ziemlich mies behandelt. Also, warum war er dann hier bei mir? Wegen mir? Ein warmes, dankbares Gefühl breitete sich in mir aus, welches aber sofort wieder von einer eiskalten Welle überschwemmt wurde, weil mir einfiel, was er gesagt hatte. „Aber der Lehrer hat doch gesagt, ich soll dich begleiten...“ Ich schaute vorsichtig zu Sora und sah, wie er an seiner Schokolade schlürfte. Seine Wangen waren von der Hitze leicht gerötet und er starrte nachdenklich in die Luft, dabei wurden seine Augen ganz groß. Irgendwie war das.... süß... -Sora- „So, fertig!“, sagte die Krankenschwester. „Danke“, antwortete Riku. Wow, ein freundliches Wort aus seinem Mund! Warum war er zu mir nie so? Na ja, ich sollte mich nicht beklagen, immerhin redete er jetzt endlich mal mit mir. „Los, komm schon“, sagte Riku. Er stand schon in der Tür, die Krankenschwester war nicht mehr im Raum. Ich stand auf und folgte Riku, der gerade den Raum verlassen hatte. „Ähm... und das Taxi?“, fragte ich Riku, als wir das Eisstadion verlassen hatten. „Wir nehmen den Bus. Oder hast du Geld für ein Taxi? Ich nicht“, antwortete er. „Nein...“, musste ich daraufhin zugeben. An der Bushaltestelle mussten wir feststellen, dass der Bus erst in zwanzig Minuten kam. Wir ließen uns auf die Bank an der Haltestelle nieder und es vergingen mal wieder Minuten der Stille. Aber dann hielt ich es nicht mehr aus. „Warum magst du niemanden?“ Diese Frage hatte ich ihm schon oft gestellt, aber nie eine Antwort darauf bekommen, er hatte mich immer ignoriert. Darum war ich echt überrascht, als er mich nachdenklich von der Seite ansah, mir direkt in die Augen, was mich irgendwie nervös machte. Dann holte er tief Luft. „Ich weiß das auch nicht so genau....“, sagte er langsam, „aber es könnte daran liegen...“ Er holte noch einmal tief Luft und fuhr dann fort: „Also.... als ich sechs war, wurde mein Vater arbeitslos. Er war zwar noch nie besonders freundlich gewesen, aber dann wurde er unerträglich. Er saß nur noch zu Hause rum, hatte dauernd schlechte Laune und fing schon morgens an zu trinken. Seinen ganzen Frust und seine ganze Wut lies er an mir aus. Ein Jahr später dann brachte ich nach der Schule einen Freund mit, um ihm ein neues Spiel zu zeigen. Mein Vater war zuerst nicht zu Hause, kam aber dann etwas später doch noch. Er war mal wieder betrunken und wegen irgendetwas tierisch sauer. Er hat laut rum gebrüllt und dann auf einmal angefangen, auf meinen Freund einzuschlagen. Ich konnte meinen Vater gerade noch davon abhalten, meinen Freund endgültig krankenhausreif zu schlagen, aber von da an ließen seine Eltern meinen Freund nicht mehr in meine Nähe. Auch ich fing an, mich von meinem restlichen, ziemlich kleinen, Freundeskreis zurückzuziehen. Ich glaube, ich hatte Angst, so etwas könnte noch mal passieren. Letztendlich hatte ich dann gar keine Freunde mehr.“ „Und... deine Mutter?“, unterbrach ich ihn vorsichtig. „Die hat nichts davon mitbekommen, was so zu Hause ablief. Seit mein Vater nicht mehr arbeitete, musste sie den ganzen Tag lang arbeiten. „Und sie hat echt nichts gemerkt?“, fragte ich ihn „Na ja, letztendlich schon. Das ist auch der Grund warum ich umgezogen und in diese Stadt gekommen bin. Sie hat sich von Vater getrennt und nun lebe ich mit ihr alleine.“ Ich sah ihn traurig an. Er hatte das alles tonlos gesagt, ohne das Gesicht zu verzeihen, wie eine Maske, um seine eigentlichen Gefühle zu verbergen. „Ziemlich doofe Geschichte, ne?“, fragte mich Riku, „Auch wenn ich jetzt nicht mehr mit meinem Vater unter einem Dach wohne und auch sonst keinen Kontakt mehr zu ihm habe, scheue ich immer noch den näheren Kontakt zu anderen Menschen. Ich weiß auch nicht genau, warum.... Vielleicht, weil ich sowieso kaum Zeit für Freunde habe? Schließlich muss ich den Hauhalt schmeißen, weil meine Mutter ja nie zu Hause ist...“ Er seufzte. Ich überlegte kurz, nahm dann meinen ganzen Mut zusammen. „Kann... kann ich dir nicht helfen? Bei der Hausarbeit, meine ich.“, fragte ich ihn schüchtern. Riku sah mich mit großen Augen an. Dann fuhr er sich mit seiner gesunden Hand durch die Haare und sagte: „Du Gibst wohl nie auf, wie?“ „Hrm...“, macht ich nur und senkte den Blick. „Na gut, meinetwegen. Du kannst es ja mal versuchen“, sagte er dann. Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich sah ihn freudestrahlend an. „Wirklich?“, fragte ich ihn. „Der Bus kommt“, sagte er nur und stand auf. -Riku- Ich lag in meinem Bett und starrte an die Decke. Die Leuchtziffern meines Weckers zeigten an, dass es schon nach elf war. Meine Mutter müsste bald nach Hause kommen. Ich konnte nicht schlafen. Warum hatte ich Sora das alles erzählt? Ich hatte es bisher niemandem erzählt, nicht einmal meine Mutter wusste, was mein Vater getan hatte. Aber bei Sora hatte ich irgendwie das Gefühl gehabt, dass ich ihm vertrauen konnte und dass er mich verstehen würde. Kein Plan, warum. Bei dem Gedanken daran, dass dieser kleine Wicht mir helfen konnte, lachte ich trocken. So schwach, wie der Kleine war, würde er wohl schon nach dem ersten Tag hier nie wieder kommen wollen. Das war auch der Grund, warum ich überhaupt erst in diese Sache eingestimmt hatte. Ich hatte nie vor, mich länger mit ihm abzugeben, und am besten war es, er würde von alleine aufgeben. ...Aber sein Lächeln war schon niedlich gewesen, als ich ihm sagte, er könne mir helfen... Und wie seine Augen dabei gestrahlt hatten... Diese Augen waren irgendwie faszinierend. Sie schienen die ganze Zeit von Innen heraus zu leuchten und versprühten eine Energie, die man dem Kleinen gar nicht zutraute. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)