Schlimmer geht's immer von kei_no_chi (oder: Wie tief kann ich eigentlich noch sinken?) ================================================================================ Kapitel 1: Aller Anfang ist schwer ---------------------------------- Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 1/? Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Hauptsächlich Aoi x Uruha, aber es wird ein ‚Überraschungspairing’ geben XD Musik beim Schreiben: NLSG live @ Budokan 2006 Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T Anmerkung: yo... Ich weiß gar nicht wie lange diese FF schon auf meinem PC rumgammelt, ehe ich mir wieder eingefallen ist, dass sie existiert ^^ Eigentlich hatte ich ja einen anderen Handlungsverlauf geplant, aber dann hatte ich ne neue Idee und dachte ‚das passt ja’. Wem die kleine Exkursion aus Aois Kindheit am Anfang der Story nicht gefällt, kann sie überspringen, das tut ihr keinen sooo großen Abbruch, aber da wo er über Ruki spricht, wird es wichtig. Was natürlich nicht heißt, dass der Rest unwichtig oder gar unnötig ist XDD Aber genug der Vorrede, viel Spaß #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Kapitel 1: Aller Anfang ist schwer „Der frühe Vogel fängt den Wurm“ „Der Krug geht solange zum Brunnen, bis er bricht“ „Wer anderen eine Grube gräbt, fällt selbst hinein“ Seit meiner Kindheit haben mich Sprichwörter fasziniert und begleitet. Ich habe mir sogar einmal eine Liste erstellt, in die ich alle Sprüche, die mir gefallen, eingetragen habe, um sie mir bei Bedarf noch einmal durchzulesen. Es gibt kaum ein Sprichwort, das ich nicht kenne. Aber von einem Satz war ich immer am meisten begeistert. „Auf jedes Töpfchen passt sein Deckelchen“ So simpel und verständlich es auch sein mag, für mich hat dieser Ausspruch immer nur Fragen aufgeworfen. Denn was passiert, wenn das Deckelchen zerbricht? Wird dem Töpfchen ein neuer angefertigt oder muss er für immer ohne auskommen? Oder was ist, wenn das Deckelchen nicht erkennt, das sein Töpfchen vor ihm im Regal liegt? Wenn es ihm eine Abfuhr erteilt, sodass es seinen Gegenüber für immer vergrault hat? Die meisten Leute halten diese Gedanken für Schwachsinn, Porzellan ist schließlich auch nichts anderes als handelsübliches Geschirr, aber mich hat dieser Satz in vielen Situationen ‚am Leben erhalten’. Sprichwörtlich versteht sich. Denn eine Bilderbuchkindheit hatte ich nicht. Mein Vater war kaum zuhause und so war meine Mutter gewissermaßen ‚Grüne Witwe’. Doch die gute Frau war ein sehr launischer Mensch. In der einen Sekunde hat sie noch mit dir Späße gemacht, in der nächsten musstest du den Kopf einziehen, sonst würde eine äußerst modische Bratpfanne dein Gesicht zieren, weil du zu laut gelacht hattest. Kein Wunder dass ich mich immer mehr von meiner Familie distanziert habe und so etwas wie körperliche Wärme so gut wie gar nicht kenne. Denn in den Arm genommen hat mich meine Mutter selten. Mit dreizehn fing ich an, Anti-Depressiva zu nehmen, mit Ende fünfzehn habe ich das Ritzen für mich entdeckt. Bis ich endlich ein neues – diesmal schmerzfreies – Ventil für meine Gefühle gefunden habe. Das Gitarrespielen. Seit dem Moment, in dem ich zum ersten Mal eine in der Hand hielt, wusste ich, dass ich das unbedingt lernen wollte. Die Anfangszeit war schwer, denn immer wieder schlich sich ein Fehler in meine Performance ein und trieb mich fast zum Nervenzusammenbruch. Da ich aber nicht viele Freunde hatte, hatte ich ja genug Zeit zum Üben. Nach und nach wurde ich immer besser und es stellte sich heraus, dass ich ein außergewöhnliches Talent für die Gitarre habe. Wie gesagt, Freunde hatte ich kaum welche. Ich fand zwar schnell Anschluss, aber die Beziehungen hielten selten länger als ein Jahr. Mein Rekord liegt im Moment bei einem Jahr und siebeneinhalb Monaten. Mit jeder Freundschaft, die mir gekündigt wurde, habe ich einen Stein mehr zu meiner Mauer vor der Menschheit hinzugefügt. Und mit dieser Mauer ist auch mein Schauspielvermögen gewachsen. Denn anstatt mir die Blöße zu geben und den anderen zu zeigen, dass sie mich verletzen, habe ich mir angewöhnt, mit einem derben Grinsen und zweideutigen Sprüchen meine Gefühle zu überspielen. Dann schwappte der ‚Visual Kei Boom’ auch zu mir über und ich begann mein sowieso schon feminines Aussehen mit Make-up und aufreizender Kleidung aufzupeppen. Nun war ich zwar als Schwuchtel verschrien, aber das störte mich wenig. Aber eines Tages traf ich auf einen Jungen namens Ruki. Auch er schminkte sich und konnte eine ebenso bescheidene Kindheit wie ich vorweisen, auch wenn er es nicht zugeben wollte. Zu meinem Leidwesen muss ich gestehen, dass ich ihn anfangs tatsächlich für ein Mädchen gehalten habe, wurde aber bald darauf auf eine sehr vulgäre Art eines besseren belehrt. Ich kenne keine Person, die schimpfen kann wie ein Rohrspatz, wie Ruki. Ich mochte ihn. Als er erfuhr, dass ich Gitarre spiele, war er sofort Feuer und Flamme und fragte mich, ob ich nicht in seiner Band, in der er der Sänger war, mitspielen wolle. Er suche noch einen zweiten Gitarristen und einen Bassisten; letzteren hatte er sich schon ausgeguckt, er musste ihn nur noch überreden die Band zu wechseln. Sein Name war Reita. Ich freute mich, dass Ruki ausgerechnet mich gefragt hatte, ob ich beitreten wolle und ohne groß nachzudenken sagte ich zu. Hätte ich allerdings vorher gewusst, wie die ganze Sache ausarten würde, ich glaube, ich hätte mir die Sache zweimal überlegt. Ich glaube, ich hätte... „Aoi? Hey Aoi, träumst du?“ Ich schrecke auf. Ich war zu sehr in Gedanken versunken, dass ich vergessen habe, dass Ruki mit mir redet. Schnell verscheuche ich meine Gedanken und lächle ihn an. „Nein, ich war nur in Gedanken. Was hattest du noch mal gesagt?“ „Ich habe gesagt, dass du deinen kleinen Arsch durch diese Tür schwingen sollst, damit wir endlich mit der Probe anfangen können...“ Ups... ein zu null für ihn. Meine zweite Woche in der Band und ich benehme mich schon wie ein Vollidiot. Schnell gehe ich durch die Tür zum Proberaum und hänge meine Jacke an den Garderobenhaken. Aber als ich mich umdrehe fallen mir fast die Augen aus dem Kopf. Gerade bist du – der zweite Gitarrist – in den Raum geschritten und gehst zielstrebig auf Ruki zu, ehe du ihm die Arme um die Hüften legst und einen kurzen Kuss auf die Lippen hauchst. Für Ruki scheint diese Begrüßung jedoch das Natürlichste auf der Welt zu sein. Beschämt wende ich mich ab. Es ist mir peinlich, so etwas zu sehen, da ihr beide doch Männer seid. Um aber nicht als Spießer dazustehen, packe ich meine Gitarre aus und begrüße dich mit einem kurzen Handschlag, als sei nichts gewesen. Dabei bin ich mir sicher, dass du bemerkt hast, wie ich dich und Ruki bespannt habe. Obwohl, was heißt hier bespannen, ihr müsst euch ja nicht mitten in den Raum stellen, wo euch jeder bei euren Sperenzien zugucken kann. Dann plötzlich geht die Türe auf und ein mir unbekanntes Gesicht wird durch den Spalt gesteckt. Nun ja, vielmehr zwei Hälften eines Gesichtes, denn die Nase wird von einem hellen Seidentuch verdeckt, das am Hinterkopf fest gespannt ist. Gerade will ich laut in die Runde fragen, was dieser komische Vogel denn bei uns wolle, als Ruki einen spitzen Schrei ausstößt und zur Tür hechtet. Nun ziert auch ein Grinsen die Visage des Anderen und lässig betritt er den Raum, wird aber nach einigen Schritten von dem Vokalisten gegen die Wand gedrückt und ihm wird ein Kuss aufgezwängt. Diesmal fordernder als zuvor bei dir. Ich glaube, mein Gesicht muss ziemlich dümmlich aussehen, als nach und nach alle zu diesem bandagierten Heini hintraben um ihn zu umarmen und Speichel auszutauschen. Dann endlich dreht sich Ruki zu mir um und grinst mich neckisch an. „Also Aoi, bevor dir dieses Gesicht noch festwächst... Das hier ist Reita, ich habe dir von ihm erzählt. Er wird unseren Bassisten – Part übernehmen. Willst du ihn nicht auch willkommen heißen?“ Ähm... will ich das? So langsam wird mir die ganze Situation hier ziemlich suspekt und ich frage mich, wo ich hier nur gelandet bin. Aber zum Glück sind meine schauspielerischen Fähigkeiten soweit ausgeprägt, dass ich mich nach außen hin schnell von meinem Schock erhole. Mit einem doch recht gezwungenem Lächeln bewege ich mich schließlich auf den Neuen zu, schrecke aber unterbewusst zurück, als er den Oberkörper zu mir nach vorne neigt. Doch anstatt auch bei mir irgendwelche unsittlichen Dinge abzudrehen, klopft er mir nur freundschaftlich auf die Schulter. „Du bist also Aoi – kun... Bist ja ein ganz hübsches Kerlchen, hatte Ruki ja ein gutes Augenmaß. Du bist dann also der zweite Gitarrist, darf ich das gute Stück mal sehen?“ Ich habe zwar keine Ahnung, was das bringen soll, aber da dieser Reita es anscheinend ernst meint, tue ich ihm eben den Gefallen und hole sie. Reita nimmt die Gitarre vorsichtig in die Hand und streicht kurz auf und ab, ehe er sich wieder mir zuwendet. „Die ist aber grooo---ß... Sah von außen gar nicht danach aus...“ Dass die anderen sich das Lachen verkneifen irritiert mich zwar, aber mache ich halt gute Mine zum bösen Spiel. „Polierst du die auch regelmäßig und hältst sie einsatzbereit?“ Immer noch nicht weiß ich worauf er hinaus will, also halte ich es für das Beste einfach wahrheitsgemäß zu antworten. „Ähm... jeden Tag...“ Dir entweicht ein Prusten, während Reita die Augenbrauen hochzieht und spöttisch weiterspricht. „Tatsächlich? Das muss doch furchtbar anstrengend sein... Machst du das alleine oder hast du jemanden, der dir hilft?“ Als hätte jemand einen Schalter umgelegt, verstehe ich auf einmal worauf dieser Typ hinaus will. Auch die Anderen können sich jetzt nicht mehr zurückhalten und liegen sich lachend in den Armen. Reita hingegen grinst allerdings nur weiterhin spöttisch vor sich hin, ehe er mir wohlwollend auf die Schulter klopft. Ich würde am liebsten im Boden versinken, aber dann würde ich auch das letzte Bisschen meines Stolzes verlieren, also schlage ich seine Hand weg und funkle ihn böse an. Schnell wende ich mich ab und fange an, meine Gitarre zu verkabeln. Ich habe gerade beschlossen, dass ich Reita nicht leiden kann. Ich kenne ihn nicht und er kennt mich nicht, wie kommt er dann dazu mich hier bloßstellen zu wollen? Außerdem, was soll das mit diesem dämlichen Nasentanga in seinem Gesicht? Hat der so eine Hackfresse, dass der seine hässliche Visage nicht zeigen will? Ich muss über meine Gedanken grinsen. Ja, das würde ich diesem Schmarotzer sogar noch zutrauen. Ich bin so in Rage, dass ich die Blicke, die sich die Anderen zuwerfen, nicht bemerke. So bekomme ich auch nichts von der geflüsterten Unterhaltung mit, die meine neuen Bandkollegen gerade angefangen haben. „Meine Güte, ist der verklemmt. Versteht der denn gar keinen Spaß?!“ „Deine Art ‚Spaß’ ist nun mal nicht für jeden unbedingt nachvollziehbar...“ „Mensch, Kai, jetzt nimm den doch nicht auch noch in Schutz...“ „Schluss jetzt, hier wird nicht gestritten, alle beide. Fakt ist nun mal, dass ihr Aoi gekränkt habt – so unterhaltend es auch war – und deswegen erwarte ich auch eine Entschuldigung, ist das klar?!“ „Jetzt lass hier mal nicht den Leader raushängen, Uruha, solltest du dich erinnern, hast du mir diese Rolle angehängt, weil sie dir zu lästig war.“ Ein dumpfer Schlag folgt und ich drehe mich um, kann gerade noch sehen, wie Kai dir eine liebgemeinte Kopfnuss verpasst. Doch schon im gleichen Moment, wie ich eine Augenbraue hochheben will, erkennen die anderen meine Aufmerksamkeit und lassen von ihrem Tun ab. Sie stellen sich sogar in einer reihe auf und grinsen mich an, wie vier Schuljungen, die verbergen wollen, etwas ausgefressen zu haben. Na ja, vielleicht ist grinsen etwas zuviel gesagt, denn Kai strahlt, als wäre er nuklear verseucht, Ruki guckt fast missmutig drein, dieser Bandagenfatzke guckt obercool in der Weltgeschichte rum und du, du lächelst geheimnisvoll und fast schon erotisch vor dich hin. Wie du es in den zwei Wochen, in denen ich dich jetzt schon kenne, desöfteren tust. Aber augenblicklich versuche ich diese Gedanken wieder aus meinem Kopf zu vertreiben. Du und erotisch lächeln... Das zieht vielleicht bei den Weibern aber ganz sicher nicht bei mir. Wie zur Bekräftigung schüttele ich leicht den Kopf, doch alles was ich erreiche ist, dass die anderen vier mich verständnislos ansehen. Doch plötzlich kommt Bewegung in diesen bunten Haufen und Reita kommt auf mich zu. Unterbewusst schrecke ich zurück, mache mich auf weitere dumme Sprüche gefasst, und darauf, patzig antworten zu müssen. Doch wieder meiner Befürchtungen streckt er mir einfach nur die Hand entgegen. „Hör mal... Aoi... Nimm dir das von eben nicht allzu sehr zu Herzen, du bist doch n pfiffiges kleines Kerlchen. Lass uns das Hackebeil begraben, ich habe keine Lust, dass diese Band ein Krampf wird, denn dann hätte ich in meiner alten bleiben können. Also auf gute Zusammenarbeit, ja?“ Skeptisch blicke ich von seinem Gesicht zu seiner Hand und wieder zurück. Im Prinzip gefällt mir ja sein Tonfall nicht besonders, aber ich werde den Teufel tun und es mir mit allen Leuten verscherzen. Also mühe ich mich zu einem heiteren Lächeln ab und greife nach der dargebotenen Hand. Sie ist erschreckend sehnig, wie der arm, an den sie anschließt. Ich erwidere den Händedruck vielleicht etwas zu fest, doch habe ich mir vorgenommen, es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Hätte ich allerdings zu dem Zeitpunkt gewusst, auf was diese ‚Zusammenarbeit’ hinauslaufen würde, ich denke ich hätte dir die Hand geradewegs abgerissen. Obwohl... und das ist ja gerade das Erschreckende... Ich hätte genau gleich gehandelt. Jeden verdammten Augenblick hätte ich wiederholt. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# So das war auch schon das erste Kapitel, ich hoffe es hat euch gefallen^^ Für alle Reita - Fans: Es tut mia laaaiiiid, aber er bietet sich nun mal so dafür an XD Aber ich mag Reita... so mehr oder weniger... na ja doch mehr ‚mehr’ als ‚weniger’ XDD Ich weiß ich rede Scheiße. Deswegen werde ich das Ganze jetzt abschließen, aber nur noch ein: Ich weiß nicht, wie Aois Kindheit ausgesehen hat, aber es passte ganz gut ^^. Und ich weiß auch, dass Kai der letzte war, der in die Band gekommen ist, nachdem er Yune abgelöst hat, aber das tun wir jetzt einfach mal beiseite *wegscheuch*. Ich würde mich über Kommentare riesig freuen, also bitte schreibt mir welche^^ Also dann, wir lesen uns (wenn ihr wollt)^^ Kapitel 2: Ohne Fleiß, kein Preis --------------------------------- Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 2/? Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Hauptsächlich Aoi x Uruha, aber es wird ein ‚Überraschungspairing’ geben XD Musik beim Schreiben: Nil (The GazettE) und Anima (Nightmare) Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T Anmerkung: Et voilà, Kapitel Nummer 2^^ Irgendwie hat es länger gedauert als ich gedacht hatte, aber irgendwie hatte ich ein KreaTIEF... Auf jeden Fall habe ich es nun erfolgreich überwunden und ich hoffe, euch gefällt dieser Teil^^ #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Kapitel 2: Ohne Fleiß, kein Preis Müde taumle ich die Stufen zum Proberaum empor, die Gitarrentasche ziemlich halbherzig über die Schulter gehangen. Bis spät in die Nacht habe ich gestern noch mit Ruki und Kai an irgendwelchen Texten gearbeitet, deren unzählige Noten und Akkorde ich keine zwei Minuten wieder vergessen hatte. Aber ich bin nun mal von Natur aus Perfektionist und arbeite solange an etwas bis ich es beherrsche. Wie heißt es doch? ‚Von nichts kommt nichts’. Ich seufze leise auf und komme zum Stehen. Mit einem schnellen Handgriff bringe ich meine Gitarre in eine etwas haltbarere Position und versuche auch meiner eigenen Erscheinung einen erholteren Eindruck zu verleihen. Leider scheitert dieser Versuch an den viel zu tiefen Augenringen und der blassen Haut. Auch eine Überportion Make-up kann daran nichts ändern. Ich vernehme Schritte hinter mir und schnell stoße ich die Tür auf und trete ein. Anscheinend bin ich der erste, obwohl es schon später ist. Vorsichtshalber sehe ich mich kurz um, ehe ich meine Gitarre abstelle und meine Jacke aufhänge. Wie erwartet ist sie die einzige am ganzen Garderobenhaken weit und breit, obwohl das nicht unbedingt etwas heißen muss, denn Kai zieht niemals eine an, ganz egal, wie kalt es ist. Das hat Ruki mir mit einem eigenartigem Grinsen erzählt und irgendwie werde ich das Gefühl nicht los, dass er dahinter steckt. Aber keine zwei Augenblicke später geht die Tür auf und besagter Sänger stapft herein. Na wenn das nicht Gedankenübertragung ist! Auch er sieht nicht sehr viel ausgeschlafener aus als ich, was mich insgeheim ein klein wenig freut. Dann bin ich wenigstens nicht der einzige, der ein warmes und bequemes Bett einem harten und viel zu niedrig eingestelltem Drehstuhl vorzieht, während man sich Texte reinpaukt. Langsam gehe ich auf ihn zu und lege ihm zur Begrüßung die Hand auf die Schulter. „Na, Ruki? Ausgeschlafen?“ Aber anstatt einer Antwort streckt mir der Zwerg nur seinen beringten Mittelfinger entgegen und blickt mich missmutig von unten herauf an. Doch zeitgleich zerstört er sein Killer – Gebaren wieder, denn er muss herzhaft gähnen, dass es ihm die Tränen in die Augen treibt. Mir allerdings treibt es eher ein Grinsen ins Gesicht. Ich beobachte ich noch eine Weile, dann mache ich mich daran mein ‚Baby’ auszupacken und fachgerecht anzuschließen. Dumm ist nur, dass ich noch immer das Gefühl habe seit Monaten kein Bett mehr aus der Nähe gesehen zu haben und dementsprechend auch einige Anläufe brauche um auch den letzten Stecker in das dafür vorgesehene Loch zu stecken. Zufrieden drehe ich mich um und bekomme fast einen Herzinfarkt. Du, der du gerade mit Kai zusammen den Raum betreten hast, hast dich vorsichtig hinter mich geschlichen und so positioniert, dass sich unsere Nasenspitzen nun fast berühren, denn da ich mich gerade umgedreht habe, blicke ich jetzt genau in dein Gesicht, das mich aus zwei Zentimeter Entfernung anlächelt, als wollte es mich geradewegs auffressen. „Guten Morgen, Sonnenschein.“ Zu sagen ich hätte mich lediglich erschreckt wäre die Untertreibung des Jahrhunderts gewesen. Mein ganzer Kopf ist leergefegt, als hätte man mit einem Vorschlaghammer geradewegs darauf eingedrescht, nicht fähig auch nur irgendeinen vernünftigen Gedanken zu fassen. Ein paar Millisekunden, die mir wie Ewigkeiten vorkommen, starre ich geradewegs auf deine sinnlichen (?!) Lippen, ehe ich einen spitzen Schrei ausstoße und mit hochrotem Kopf einen halben Meter nach hinten springe. Die Tatsache, dass ich mich dabei in meiner soeben aufgestellten Gitarre verheddere und nach hinten falle trägt nicht gerade zur Verbesserung der allgemeinen Situation bei und nur durch die glückliche Fügung, dass mein Lieblingsbandmitglied Reita plötzlich den Raum betritt und mich geistesgegenwärtig auffängt, bewahrt mich vor einem recht schmerzlichen Aufprall auf dem gefliesten Boden. Was natürlich nichts daran ändert, dass der Bassist das plötzliche Gewicht nicht abfangen kann und ebenfalls nach hinten wegknickt, mich mit sich ziehend. Mit einem lauten Aufprall landen wir letztendlich auf unserer Kehrseite, Reita auf den Kacheln, ich auf Reita. Na großartig. Als hätte mich etwas gestochen springe ich auf und versuche soviel Abstand zwischen mir und den anderen zu bringen, fast als würde ich einen weiteren Übergriff fürchten. Als ob ich einen 1000 – Meter – Lauf hinter mir hätte, geht meine Atmung stoßweise, ehe ich wieder vollends Herr meiner Sinne werde. Na ja, zumindest muss ich zugeben, dass ich jetzt wach bin. Verlegen fahre ich mir durch die schwarzen Haare und beiße an meinem Piercing herum, deinen Blick peinlich meidend. Denn dem kann ich ausweichen, aber Rukis und Kais Gelächter bin ich nicht in der Lage auszublenden. Memo an mich selbst: Verstärkt auf mein näheres Umfeld achten, denn dass du und Kai den Raum betreten habt, habe ich verpennt. Hah, Wortspiel, wie lustig. Dabei ist mir im Moment gar nicht nach Lachen zumute und so fahre ich die einzige Person an, die an diesem ganzen Dilemma wohl am unschuldigsten ist. „Was musst du auch hinter mir stehen, Bandagengesicht. Das ist alles deine Schuld, ohne dich hätte ich mich noch ausbalancieren können.“ Böse funkle ich ihn an, doch von dem Bassisten kommt keinerlei Reaktion. Alles was er tut ist mit den Schultern zu zucken und seine Jacke, die er noch immer trägt, an der Garderobe aufzuhängen. Doch plötzlich tritt Ruki hervor und verpasst ihm einen leichten Schlag in den Nacken, der ihn herumwirbeln lässt. „Hey Reita! Wie kannst du es wagen Aoi aufzufangen. Wegen dir hat er sich noch nicht einmal verletzt, bist du dir eigentlich darüber im Klaren was du da angerichtet hast? Dass du dich nicht schämst, also wirklich...“ Überrascht blicke ich die beiden an und erst jetzt fällt mir auf wie unsinnig mein Verhalten war. Reita hatte mir nur helfen wollen und alles was ich tue, ist ihn anzumachen. Beschämt senke ich den Kopf ehe ich alle meine Selbstbeherrschung zusammen nehme und ein „Danke“ flüstere. Schon im selben Moment würde ich mir am liebsten die Zunge abbeißen. Bei jedem anderen hätte ich mich mit Leichtigkeit entschuldigen können, aber bei dem Bassisten sträubt sich bei mir alles dagegen. Ich kann ihn halt nicht leiden. Zum Glück entschärft Kai die Situation, indem er das Wort ergreift. „So Leute, jetzt kommen wir alle mal wieder runter, ich hab was zu sagen. Also, die Sache ist die: Ich hab gestern Abend die Demotapes fertiggestellt, die wir letzte Woche aufgenommen haben. Die Bänder sind wirklich gut geworden, ihr habt ganze Arbeit geleistet. Nur müssen wir die jetzt irgendwie unter die Leute bringen und da kommt ihr ins Spiel. Ihr schnappt euch jetzt alle einen Partner und jeder 20 Kassetten, die ihr in der Stadt verteilt. Und sagt mir nicht ihr habt dazu keine Lust, dann springe ich euch an den Hals.“ Kurze Zeit herrscht Stille. Wir alle gucken unseren Leader an, als hätte er uns verkündet er sei tatsächlich ein Mädchen und das ganze Make-up sei nur dazu da um sein Gesicht markanter erscheinen zu lassen. Aber wie auf Knopfdruck löst sich die Spannung und alle reden durcheinander. Zu groß ist die Freude einen Schritt näher an unserem Ziel zu sein, eine der größten Visual Bands Japans zu werden. Schnell grapscht sich jeder einen ganzen Stapel Tapes, nur Ruki kann es sich nicht verkneifen Kai demonstrativ den Hals darzubieten mit der Bemerkung „er solle doch endlich springen, er würde schließlich nicht ewig warten“. Allerdings habe ich nun ein kleines, aber nicht sehr unbedeutendes Problem. Mit wem soll ich gehen? Ruki? Der packt mir eher seinen Teil der Kassetten in den Arm und setzt sich zu McDoof oder Würgerking, wo er seelenruhig meine Rückkehr erwartet. Uruha kann ich nach dem Vorfall von gerade nicht mehr anständig in die Augen sehen und mich mit Reita länger als nötig abzugeben, dazu kann mich niemand zwingen. Bleibt also nur noch Kai übrig. Gerade will ich auf den schlanken Drummer zugehen, als ich eine Hand an meinem Arm spüre. Überrascht wende ich mich um und blicke genau in dein Gesicht, das mich geheimnisvoll anlächelt. Ich will etwas erwidern und mache Anstalten den Arm wieder wegzuziehen, aber im gleichen Moment erhebst du das Wort. „Also ich weiß ja nicht, was ihr macht, aber ich werde mit Aoi gehen. Keine Einwände? Gut, sollen wir sagen wir treffen uns um 18.00 Uhr wieder hier?“ Ohne auf eine Antwort zu warten hast du aber schon mit einem schnellen Griff deine Jacke vom Garderobenhaken genommen und mich mit dir herausgezerrt. Hallo?! Was soll das denn werden, wenn es fertig ist? Hab ich vielleicht jemals zu dieser Aktion zugestimmt? Ich kann mich zumindest nicht daran erinnern. Hilfesuchend drehe ich mich zu den anderen um, doch noch bevor sich unsere Blicke kreuzen können, fällt die Tür ins Schloss. Von denen kann ich wohl keine Hilfe erwarten. Na dann Prost Mahlzeit. Eine Zeit lang laufe ich deshalb hinter dir her – du hast mich mittlerweile losgelassen – und obwohl deine Schrittfolge vollkommen ruhig ist und du mit keiner Sekunde so aussiehst, als würdest du dich beeilen, muss ich ab und an laufen um mit dir mitzuhalten. Ich weiß nicht, wie lange wir so durch die Straßen getigert sind, aber mit einem Mal kommst du mitten in der Tokioter Fußgängerzone zum Stehen. Ich allerdings muss kurz verschnaufen und presse mir die Hand in die Seite, da ich dort einen stechenden Schmerz verspüre. Himmel Arsch bin ich unsportlich geworden. Umso deprimierender, dass du völlig erholt neben mir stehst, als wärest du geradewegs mit dem Auto gefahren. Memo an mich selbst: Unbedingt den Fitness-Gutschein, den ich von meinem Bruder zum Geburtstag bekommen habe, einlösen. Langsam komme ich wieder zu Atem und schultere die Tasche mit den Demotapes, die ich mir geistesgegenwärtig über die Schulter geworfen habe, neu. Du selbst lässt deine langsam auf den Boden gleiten und richtest deinen Blick auf die Straße vor uns. Die Fußgängerzone ist voll mit Leuten, die sich ihre Nasen an den Schaufenstern plattdrücken oder sich in die wärmenden Geschäfte drängen. Es ist zwar mittlerweile Anfang April, aber es weht ein kühler Wind. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass wir nicht viele Kassetten loswerden. Aus einem mir unbekanntem Grund komme ich mir plötzlich doof vor. Ich kann doch jetzt nicht einfach so auf irgendwen wildfremdes zugehen und dem meine Musik in die Hand drücken? Die lachen mich doch aus. Du jedoch scheinst keinen Gedanken an solche Überlegungen zu verschwenden, denn mit einer geschmeidigen Bewegung beugst du dich nach unten und kramst vier Plastikhüllen heraus, die unsere Aufnahmen enthalten. „Also, Aoi, wer die meisten von den Schmuckstücken hier unter die Leute bringen kann, darf sich vom anderen etwas wünschen. Auf drei geht es los. Bist du bereit? Drei!“ Noch ohne eine Antwort abzuwarten, streichst du dir die Haare über die Schulter nach hinten und setzt ein gewinnendes Lächeln auf, bei dem jedes Oberschulmädchen auf der Stelle ohnmächtig geworden wäre. Ich muss die Augen verdrehen. Elender Poser. Gegen mich hast du doch eh keine Chance, ich werde dich haushoch niedermachen. Mit neuem Ansporn werfe ich mich grinsend in die Massen, versuche einige Mittelschülerinnen davon zu überzeugen, dass ich weder pädophil, noch in irgendeiner anderen Weise versuche sie zu belästigen und ihnen einfach nur den Horizont in Punkto Musikgeschmack erweitern möchte. Ich schiele zu dir herüber. Anscheinend hast du mit solchen Dingen keine Probleme, denn gerade schart sich eine regelrechte Horde um dich herum, die auch nur eine noch so winzige Kleinigkeit erhaschen wollen. Man kann es ihnen noch nicht mal verdenken, denn du siehst einfach nur zum Anknabbern aus. Deine blondierten Haare hast du sorgfältig nach außen geföhnt, dein Gesicht kunstvoll mit Make-up und lilafarbenen Liedschatten geschminkt. So manches Mädchen wäre darauf verdammt eifersüchtig. Darauf, und auf die Tatsache, dass du dich in ein lila Lackkostüm geworfen hast. Sogar mit Strapsen. Ganz ehrlich, aber das würde ich mich nicht trauen. Da bleib ich doch lieber bei meinen schwarzen Sachen, zwar auch aufreizend genug, aber längst nicht so wie du. Dass dich noch niemand vergewaltigt hat, ist mir ein Rätsel. Vielleicht sollte ich aufhören dich anzustarren, denn gerade guckst du in meine Richtung. Du grinst. Doch plötzlich hebst du die Hand und formst Zeigefinger und Daumen zu einem L, das du dir an die Stirn hältst. „Loser“ Schnell wende ich meinen Blick ab und drücke einem 75-jährigen Großmütterchen gleich vier Kassetten auf einmal in die Hand. Okay, machen wir doch mal Zwischenbilanz, wie viele Dinger ich schon losgeworden bin. Von den zwanzig Tapes zu Beginn habe ich noch.... 12, die vier von gerade eingeschlossen. Spitzenergebnis und das obwohl wir hier schon seit geschlagenen dreieinhalb Stunden stehen. Super, Aoi, du bist wirklich das geborene Verkaufstalent. So langsam wird mir kalt. Der kühle Wind weht mittlerweile eisig und ich habe das Gefühl, als seien meine Füße Eisklumpen. Aber aufgeben will ich noch nicht, immerhin habe ich noch eine Wette mit dir stehen. Für die nächste halbe Stunde drehe ich dir den Rücken zu, damit ich nicht schon wieder in ein Fettnäpfchen treten muss und schaffe es in der Tat noch zwei Demos an den Mann zu bringen. Gerade will ich mir vier neue aus der Tasche angeln, als ich etwas einkaltes in meinem Nacken spüre, das mich zum zweiten mal an diesem Tag einen halben Meter nach vorne springen lässt. Diesmal ohne peinlichen Ausrutscher. Verschreckt blicke ich mich nach der Quelle des wandelnden Eiszapfens um und sehe genau in dein Gesicht, die Hände, mit denen du mir in den Nacken gefasst hast, noch immer erhoben. Wieso überrascht mich diese Erkenntnis nur nicht? „Du, Aoi, meine Füße sind kalt, können wir uns was aufwärmen? Ich hab mein Zeug schon alles verteilt, wie sieht es bei dir aus?“ Kein Wunder, dass dir kalt sein muss, so wie du rum rennst. Bist du ja im Prinzip selbst schuld. Ich kann deine Gänsehaut bis hierhin sehen und erst jetzt fällt mir auf, dass du leicht zitterst. Am liebsten würde ich dich jetzt als kleine Strafe für heute morgen noch mächtig leiden lassen, aber da ich selbst auch friere, widerstehe ich der Versuchung. Deshalb nicke ich zustimmend mit dem Kopf und präsentiere dir den traurigen Rest der Tapes, die ich nicht losgeworden bin. Ich erwarte, dass du mich nun damit aufziehen wirst, dass du schneller warst als ich, aber stattdessen nickst du nur verstehend und nimmst sie an dich. Keine zwanzig Minuten später haben auch diese den Besitzer gewechselt und ich bin fast ein bisschen eifersüchtig. Wie machst du das?! Ich stecke die Hände in die Hosentaschen und deute mit einer schnellen Bewegung des Kopfes in eine Richtung um dir zu zeigen, dass wir gehen können. Diesmal bin ich derjenige, der den Weg bestimmt, wo genau wir hingehen werden, weiß ich noch nicht. Ob Café, zurück in den Proberaum oder zu mir nach Hause werd ich mir dann schon noch überlegen. Eine Weile gehen wir schweigend nebeneinander her, dann ergreifst du das Wort. „Duuu~~, Aoi~~? Wie weit ist es noch? Mir ist immer noch kalt, und wenn ich nicht bald einen Heizstrahler aus der Nähe sehe, krepier ich noch.“ Überrascht bleibe ich stehen und gucke dich an. Dass du so zutraulich bist, passt irgendwie nicht zu dir. Anscheinend hat dir die Kälte in paar Gehirnzellen abgefroren. Kurz hege ich die Hoffnung, dass du endlich meine Autorität als älteste Person in der Band anerkannt hast, aber sogleich werfe ich diesen Gedanken wieder über Bord. Ehe du eine andere Autorität außer dir selbst akzeptierst, erleben wir ein Come – Back von X Japan. Und ohne Gitarrist und Sänger dürfte das etwas schwierig werden. „Is nicht mehr weit, nur noch ein kleines Stück.“ Entgegen meines Argwohns habe ich beschlossen, dich mit zu mir nach hause zu nehmen. Wärmer als der Proberaum und billiger als ein Café. Was will man also mehr? Ich habe aber nicht mit deiner Quengeligkeit als Diva gerechnet, denn keine zwei Minuten später nörgelst du weiter. „Wo gehen wir denn jetzt hin?“ „Siehst du dann...“ „....“ „Wie lange müssen wir denn noch gehen?“ „So lange, bis wir da sind.“ „Und wann sind wir da?“ „Wenn du aufhörst mich zu nerven, sonst setz ich dich irgendwo mit nem Schuld um den Hals in der Walachei aus.“ Das wirkt und du bist ruhig, beißt nur ein wenig auf deiner Unterlippe herum und pustest ab und zu gegen deine Hände um sie wieder aufzuwärmen. Es tut mir fast schon ein bisschen leid, dich so angefahren zu haben, aber ändern kann ich es jetzt auch nicht mehr. Das einzige, was ich tun kann, ist meinen Schritt zu beschleunigen und deinen Blick zu meiden. Fünf Minuten, die mir wie eine komplette Ewigkeit vorkommen, später halten wir endlich vor meiner Haustüre. Es ist zwar nur ein schäbiges Hochhaus, aber da ich ja gerade erst von Mie nach Tokyo umgezogen bin, konnte ich mir was exklusiveres nicht leisten. Ich weiß noch nicht mal wie du wohnst, aber wie ich dich kenne bestimmt in einem Luxusapartment. Obwohl... wohl eher nicht. Von welchem Geld denn bitte? Ich schließe die Haustüre auf und gehe die Treppen hinauf, der Fahrstuhl ist defekt. Mal wieder. Gab es eigentlich eine Zeit, in der das Schrottteil jemals funktioniert hat? Ich beobachte deine Reaktion, aber es spiegelt sich absolut keine Regung in deinem Gesicht. Mal sehen, ob sich das ändert, wenn wir erst mal angekommen sind. Meine Wohnung liegt im vierten Stock und deshalb sind wir auch dementsprechend außer Atem als wir dort ankommen. Ich schließe die Tür auf und ziehe meine Schuhe aus, du tust es mir gleich. Wenn ich könnte würde ich mir auf die Schulter klopfen, so intelligent gewesen zu sein aufzuräumen, aber ich lasse es. Kommt jetzt vielleicht vor dir ein bisschen doof. „Ehm... du hast es... aber schön hier...“ Ich lache auf. „Spar dir deine Bemerkungen, ich weiß, dass es viel zu klein ist. Möchtest du einen Tee? Oder lieber Kaffee?“ Du überlegst eine Zeit lang, dann antwortest du. Wieder mit deinem eigenartigem Lächeln, dass du auch bei der Aktion in der Fußgängerzone hattest. Es irritiert mich. „Mir egal, irgendwas, was aufwärmt.“ Also mache ich Tee und schütte noch einen gehörigen Schuss Rum hinein. Keine Ahnung, ob du das magst, aber was soll’s. Mit den dampfenden Tassen in der Hand gehe ich ins Wohnzimmer, wo du es dir schon bequem gemacht hast und lasse mich neben dir auf die Couch fallen. Du nippst kurz, an der dargebotenen Tasse dann lehnst du dich mit geschlossenen Augen zurück. Selbst jetzt siehst du aus, als würdest du für ein Erotikmagazin posieren. „Duuu... Aoi... Mir ist immer noch kalt. Darf ich mich an dich lehnen und du wärmst mich?“ Mir fällt fast die Tasse aus der Hand und eilig stelle ich sie auf den Tisch ab, sonst hätte ich noch etwas verschüttet. DU willst dich an MICH anlehnen, damit ICH DICH wärme? Sag mal sonst geht es dir aber gut ja? Sonst noch Wünsche? Ich weiß selbst nicht, wieso ich mich dagegen sträube, aber ich bin nun mal nicht so der Kuscheltyp. Gerade will ich lautstark dagegen protestieren, als du mich daran erinnerst, dass wir noch immer eine Wette offen stehen haben. Und sollte ich nicht sofort Folge leisten, würdest du dir etwas noch viel schlimmeres ausdenken. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass du das einhalten wirst. Also seufze ich auf und füge mich wohl oder übel meinem Schicksal, drehe mich leicht zur Seite, sodass ich mich an der Rückenlehne abstützen kann und wende einladend einen Arm nach außen. Hast du nicht gesehen rutschst du auch schon an mich heran und setzt dich genau zwischen meine Beine, die ich bisher im Schneidersitz hatte und nun notgedrungen öffnen muss. Mit einem wohligen Seufzer kuschelst du dich näher an mich heran, bis du nach hinten greifst und meine Arme ergreifst um sie dir auf den Bauch zu legen. Ich merke wie mir unwohl wird. Überall wo ich dich berühre fängt es an zu kribbeln, ganz so, als würden hundert von Ameisen dort eine Schnellstraße bilden und ich widerstehe nur schwer der Versuchung sie abschütteln zu wollen. Ich bekomme Platzangst. Das ist das erste Mal, dass mir jemand so nah gekommen ist und ehrlich gesagt macht es mir Angst. Ich merke wie mir langsam die Luft wegbleibt, denn ein Teil deines Gewichts lagert geradewegs auf meiner Lunge. Ich fange an durch den Mund zu atmen, doch auch das bringt nicht wirklich Erleichterung. Anscheinend hast du bemerkt wie ich mich verspanne, denn langsam öffnest du ein Auge und blickst mich von unten herauf an. „Aoi? Alles in Ordnung? Du hast ja eine Gänsehaut, ist dir etwa immer noch kalt?“ Überrascht blicke ich auf meine Arme und sehe, dass mein Ärmel vom Pullover hochgerutscht ist und einen ganzen Teil von demselbigen präsentiert. Hektisch reiße ich ihn wieder herunter, will nicht, dass du die Narben am Unterarm entdeckst. Hoffentlich hast du nicht darauf geachtet, sondern wirklich nur die Gänsehaut beobachtet. Jetzt geht es mir noch schlechter als zuvor, aber um dich nicht misstrauisch zu machen, schüttle ich beschwichtigend den Kopf. „Nein, nein, alles in bester Ordnung. Mach dir mal keine Sorgen, sondern konzentrier du dich lieber darauf wieder aufzutauen, damit ich dich endlich loslassen kann.“ Du hebst eine Augenbraue als Zeichen deiner Missbilligung, ziehst dann aber deinen typischen Schmollmund. Wäre ich jetzt Kai, würde ich dich in Grund und Boden knuddeln, aber ich bin nun mal nicht Kai und finde deshalb solche übertriebenen Gefühlsausbrüche als schwachsinnig. Mit einem schnellen Blick überprüfe ich erneut die Position meines Pulloverärmels ehe ich mich wieder zurück lehne und zu entspannen versuche. Du ziehst meine Arme wieder fester um dich und bettest deinen Kopf genießerisch auf meiner Brust. Lange Zeit darauf herrscht wieder Stille und ich kann mein Blut in den Adern rauschen hören. Aber wenigstens kann ich jetzt besser atmen. Nach einer geschätzten halben Stunde bin ich aber entgültig der Meinung, dass dir wieder warm ist und möchte dich endgültig von mir runterschubsen. Leider hapert es ein klein wenig an der Durchführung, denn anscheinend hast du dir in den Kopf gesetzt dich keinen Millimeter zu bewegen. Tja, wer nicht hören will, muss eben fühlen und rohe Gewalt hat noch niemandem geschadet. Also löse ich vorsichtig meine Hände aus deinem Griff und fasse dich behutsam an den Schultern, bereit dich in der nächsten Sekunde auf den harten Boden der Tatsachen zurückzuwerfen, sprich: auf den Fußboden. Gerade will ich meinen tollen und super-ausgeklügelten Plan in die Tat umsetzen, als du leicht den Kopf wendest. Deine Augen sind nach wie vor geschlossen, doch dein Mund steht einen Spalt weit offen, ganz so, als würde er jemanden zu etwas ganz bestimmtem einladen. Eine Zeit lang betrachte ich dich so, habe meinen guten Vorsatz von gerade vergessen. Deine Atmung geht leicht und regelmäßig, ich spüre wie dein Brustkorb sich hebt und senkt. Na super klasse, anscheinend bist du eingeschlafen, während ich fast vor Sauerstoffmangel am verrecken war. Schönen Schrank auch, Uruha, das kriegst du irgendwann wieder. Ein diabolisches Grinsen schleicht sich auf mein Gesicht. Kurzes Resümee am (Sofa-) Rande: Du liegst auf mir auf der Couch. Du schläfst. Deine Augen sind geschlossen. ABER dein Mund steht offen. Eigentlich ja nichts besonderes. Wenn da nicht neben mir so rein zufällig eine Flasche Blumendünger stehen würde, die mich schon fast provozierend ansieht und dessen Inhalt geradewegs in deine Mundhöhle laufen will. Was natürlich alles nicht meine Idee ist, nein--- die PET – Flasche nötigt mich geradewegs dazu. Ich puste dir leicht ins Gesicht um mich zu vergewissern. dass du auch wirklich schläfst, aber nachdem deine einzige Reaktion nur aus dem Kräuseln deiner Nase besteht, angele ich nach dem Kernstück meiner Rache. Gerade will ich den Dosierdeckel an deine Lippen führen, als du leise vor dich hin murmelst. „... Aoi...“ Mir fällt fast die Flasche aus der Hand, kann sie aber gerade noch auffangen. Anscheinend träumst du. Und du träumst von mir. Meine Neugierde ist geweckt. Ich würde zu gerne wissen, was es ist, was du in deinem Schlaf siehst, doch ich traue mich nicht mich zu bewegen. Was ist, wenn es ein Alptraum ist? Mein Herz beginnt schneller zu schlagen. Quatsch, wenn es ein Alptraum wäre, würdest du nicht so zufrieden und ruhig da liegen. Oder? Du zuckst leicht mit der Hand, scheinst wohl nach der meinen zu suchen, die bis eben noch mit deinen Fingern verhakt war. Als du sie nicht finden kannst, gibst du einen unzufriedenen Laut von dir. Zumindest bilde ich es mir ein, denn in Wirklichkeit kann es auch ganz anders gewesen sein und ich bin nur zu blöd und habe mir etwas eingebildet. Ja, so wird es sein. Ich verziehe die Mundwinkel zu einem zynischen Lächeln und will dich abermals mit sanfter Gewalt von mir runterschieben, als du weiter sprichst. Und bei deinem nächsten Satz vergeht mir mein Grinsen, denn mein Herz hat sich endgültig verabschiedet indem es kurzerhand kollabiert. „... Aoi... ... ... Ich liebe dich...“ #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Und das war es auch schon wieder^^ Jaaaa, Uruha ist gemein, unser Aoi – Spätzelputzilein so zu erschrecken, aber ist er ja auch selbst schuld XDD Und was die Sache mit dem Blumendünger angeht: Meine Schwester hat das mal bei mir mit Spülmittel gemacht, war nicht sehr schön... Über Kommentare würde ich mich wie immer riesig freuen m(_ _)m Also dann, wir lesen uns (wenn ihr wollt^^) Kapitel 3: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold ----------------------------------------------- Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 3/? Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai, Comedy Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Hauptsächlich Aoi x Uruha, aber es wird ein ‚Überraschungspairing’ geben XD Musik beim Schreiben: [anima] lism (Nightmare) Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T Anmerkung: Ich weiß, es hat lange mit diesem Kapitel gedauert und eigentlich hatte ich auch eine Idee nach der anderen, die ich unbedingt verwerten will, aber ich hatte einfach nicht die Zeit dazu... aber ich gelobe Besserung m(_ _)m Um noch einmal auf die Sprichwörter zusprechen zu kommen: Himmel, ich wusste gar nicht, dass es so verdammt viele gibt... Als mir nach zehn Stück keine mehr einfielen, war meine ‚liebe’ Klasse so freundlich und musste mir ja unbedingt helfen.... Das Resultat war dabei allerdings wirklich überwältigend, obwohl der ein oder andere Spruch nicht wirklich hilfreich war. Aber dank ihrer Hilfe habe ich jetzt sage und schreibe 75(!) Sprichwörter zusammen, die ich leider nicht alle ausformulieren kann. Aber ich werde mein Bestes geben, einen Großteil davon zu verwerten. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Kapitel 3: Reden ist Silber, Schweigen ist Gold „... Aoi... ... ... Ich liebe dich...“ Für einen kurzen Moment bin ich wie gelähmt, nicht fähig mich zu bewegen. Es ist, als würde ich in ein tiefes, schwarzes Loch fallen, dessen Oberfläche verschlossen worden ist und somit unpassierbar gemacht wurde. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen, denn deine Worte schleichen sich wie Giftgas in meinen Körper ein und fangen an mich zu ersticken. Ich versuche die Information zu verarbeiten, aber alles was ich erreiche ist, dass mir mein Kopf nur noch mehr wehtut. Habe ich das wirklich richtig verstanden? Du sollst.... du sollst mich lieben? Ausgerechnet MICH? Das kann nicht war sein. Das will und kann ich nicht glauben. Langsam und mechanisch schüttle ich den Kopf, beiße mir schließlich auf die Lippen und auf mein Piercing. „Das ist eine Lüge...“ Ohne es zu bemerken habe ich angefangen zu sprechen und murmle diese Worte wie eine Beschwörungsformel vor mich her. Es muss einfach eine Lüge sein. Wir sind Männer, du kannst dich nicht in mich verliebt haben. Wir sind MÄNNER. Okay, wir sehen zwar allesamt recht feminin aus, aber das ändert doch nichts an unserem Geschlecht. Ohne das ganze Make - Up sehe ich auch aus wie jeder normale Mann in meinem Alter. Also warum dann? Meine Atmung geht schneller und verzweifelt versuche ich mich wieder zu beruhigen, was nur dazu führt, dass sich meine Augen weiten und mein ganzer Körper sich verkrampft. „Aoi...? Was ist eine Lüge?“ Mein Herz setzt für einen Moment aus, als deine Stimme die Stille im Raum durchbricht. Anscheinend bist du wach geworden, denn gerade reibst du dir den Schlafsand aus den Augen und richtest dich ein wenig auf. Ich allerdings rutsche soweit es das Sofa zulässt von dir weg und versuche mir vergeblich eine Antwort aus den Fingern zu saugen. Ich kann dir jawohl schlecht sagen, was ich gerade gehört habe, oder? Aber warum eigentlich nicht? Für dich müsste die ganze Situation doch hundertmal schlimmer sein, als für mich. „Krieg ich auch mal eine Antwort? Oder bist du neuerdings schizophren und redest mit dir selbst?“ Ich schrecke zusammen. Da du keine Antwort erhalten hast, beugst du dich nun zu mir vor und wedelst mit einer Hand vor meinem Gesicht herum. Ich werde rot und wende den Blick ab, weiß nicht, wie ich reagieren soll. Schließlich ringe ich mich zu einer Antwort durch, aber außer Gestotter bringe ich nichts anständiges zustande. „Ich... ähm... also... was ich sagen wollte ist... Himmel, sieh nur Uruha, wie die Zeit vergangen ist, wir sollten uns schnellstmöglichst wieder zum Proberaum aufmachen, wenn wir nicht zu spät kommen wollen.“ Das ist eine glatte Lüge, denn wir haben noch über eine Stunde Zeit, aber alles ist besser, als weiter deine Anwesenheit ertragen zu müssen. Schnell springe ich auf um soviel Abstand zwischen dir und mir wie nur irgendwie möglich zu bringen, während deine Augen mich verständnislos mustern. Natürlich hast du von gerade keine Ahnung, sonst würdest du nicht so selbstverständlich handeln wie sonst auch, aber irgendetwas an dir irritiert mich. Es ist, als würde ich dich plötzlich ganz anders sehen, als zuvor. Die Blicke, die du mir zuwirfst, verfolgen mich unaufhörlich, deine Stimme bohrt sich in jede Faser meines Körpers und der Schalk, der aus jeder deiner Bewegungen spricht, machen mich fast wahnsinnig. Irgendetwas läuft hier gerade furchtbar falsch. Um meinen Worten Nachdruck zu verleihen greife ich nach den Teetassen, die auf dem Tisch stehen und räume sich in die Küche. Dort angekommen werfe ich einen schnellen Blick über die Schultern um mich zu vergewissern, dass du mir auch nicht gefolgt bist, und stütze mich auf dem Spülbecken ab um einmal tief durchzuatmen. Mit einer fahrigen Bewegung streiche ich mir eine Strähne aus dem Gesicht und ziehe noch einmal meine Pulloverärmel verstärkt nach unten. Ein letztes Mal hole ich tief Luft und überprüfe in der Dunstabzugshaube ob mein aufgesetztes Lächeln nicht zu gestellt aussieht. Dann verlasse ich den Raum und ziehe mir Jacke und Schuhe an. Als ich fertig bin wage ich einen Blick ins Wohnzimmer, wo ich feststellen muss, dass du dich keinen Millimeter von deinem Platz erhoben hast, sondern gerade dabei bist, dein Handy zurück in deiner Hosentasche zu verstauen. Es kostet mich sehr viel Überwindung auf dich zuzugehen und am Arm in den Flur zu zerren, denn sobald wir dort angekommen sind, lasse ich dich wieder los und wische mir unbewusst die Hand an meiner Kleidung ab. Deinen fragenden Gesichtsausdruck ignoriere ich. „Ich hab doch gerade noch gesagt, dass wir uns beeilen müssen, und dann sitz du noch immer auf der Couch herum und hältst es nicht für nötig, dich zu bewegen. Also, zieh dich an, wir müssen nämlich laufen, mein Auto ist in der Werkstadt. Und da der edle Herr zu fein war, das seinige zu nehmen, bleibt uns ja nichts anderes übrig,“ Ich versuche dich mit einem schiefen Grinsen zu überzeugen, denn mein Auto steht wohlbehalten in der hauseigenen Garage. Der eigentliche Grund, warum ich es nicht benutzen will ist, dass ich mich keine Sekunde auf die Fahrbahn konzentrieren könnte. Ich lehne mich an die Wand und blicke angestrengt auf die verschlossene Haustüre, als wäre es das wohl interessanteste Objekt im Umkreis von zwanzig Metern, während ich darauf warte, dass du dich fertig angezogen hast. Keine zwei Augenblicke später greife ich auch schon nach dem Haustürschlüssel und dränge dich hinaus. Diesmal bin ich derjenige, der das Tempo angibt und du musst dich beeilen mir zu folgen. Ich möchte nicht mit dir reden. Du weißt eh nicht, worum es geht, und selbst wenn du es wüsstest, würdest du meine Bedenken für lächerlich halten, dessen bin ich mir sicher. Als wir nach einer halben Stunde endlich den Proberaum erreichen, liegen meine Nerven blank. Allzu oft, hast du versucht ein Gespräch mit mir zu beginnen, doch immer habe ich es mit fadenscheinigen Begründungen abgeblockt. Jedes Mal, wenn unsere Schultern sich beim Gehen aus Versehen berührt haben, habe ich einen halben Satz nach vorne gemacht. Alle meine Sinne haben sich im Bezug auf dich sensibilisiert und auch die Kälte hat ihren Teil dazu beigetragen. Es ist jetzt halb sechs, also dauert es noch eine weitere halbe Stunde bis zur verabredeten Zeit. Nervös beiße ich an meinem Daumenfingernagel herum und gehe hin und her. Ich spüre, dass du mich beobachtest, doch gerade in dem Moment, in dem du etwas sagen möchtest, betritt Kai den Raum. „Ein wunderfröhliches Willkommen, meine Freunde. Na, seid ihr auch alle Demotapes losgeworden? Also ich schon, ich kann euch sagen, die gingen weg wie warme Semmel. Wir hätten viel mehr Kopien machen sollen, aber so was kann man ja im Voraus nicht wissen, ne? Dafür wissen wir das ja jetzt aber fürs nächste Mal. Sagt mal ist irgendwas nicht in Ordnung? Ihr sagt ja kein Wort, hat es euch die Sprache verschlagen?“ Der Drummer unterbricht seinen Redeschwall für ein paar Sekunden und mustert uns beide eindringlich während seine Mine sich von ‚Atom – Grinsen’ nach ‚Polizei – Verhör’ verändert. Ich atme kurz durch, ehe ich ein gewinnendes Lächeln aufsetze, das Kais in keinem nachsteht. Eigentlich untypisch für mich. „Weißt du, Kai, wir beide haben unsere Taschen schon seit Stunden geleert und haben nun sehnsüchtig deine Rückkehr erwartet. Aber da du anscheinend Anlaufschwierigkeiten hattest, waren wir so frei und sind nach Hause gegangen, du hast doch nichts dagegen, oder?“ Ich bemühe mich meine Antwort in genau so einem bahnbrechend schnellen Tempo hervor zu stoßen wie er gerade, aber obwohl es längst nicht so überhetzt klang, verschlägt es Kai für einen kurzen Moment die Sprache. Doch schon bald darauf lässt der Drummer wieder ein Lachen verlauten. „Na du hast ja ein freches Mundwerk, du redest ja ohne Punkt und Komma. Tz, tz, tz, lass die anderen doch auch mal zu Wort kommen.“ Er grinst mich an und ich sehe, dass es nur als Scherz gemeint war, denn unser Leader findet immer einen Weg seine Meinung kundzutun. Eigentlich würde ich ja auf seine letzte Bemerkung eingehen bis wir beide uns ein saftiges Wortgefecht liefern würden – welches ich so oder so verlieren würde – aber meine Gedanken schweifen schon wieder ab. Ich muss abermals daran denken, was du gesagt hast. Hast du es ernst gemeint? Oder war jener Traum für dich nur ein irrealer, wie als wenn man von rot – lila Kaninchen träumt, die singend über Baumwipfel fliegen? Ich beginne abermals an meinen Fingernägeln zu kauen und warte darauf, dass die anderen Bandmitglieder eintrudeln. So langsam wird mir schlecht. Ich denke zuviel und davon bekomme ich schon Magenschmerzen. Irgendwo in meinem Hinterkopf fängt es an zu pochen. Ich muss hier raus. Der Raum und die Anwesenheit der anderen erdrücken mich. Lange werde ich das nicht mehr aushalten können und mit angespannten Nerven blicke ich alle zwei Minuten auf die Uhr. Die Zeit scheint nur so dahin zu schleichen. Ich höre wie du dich mit Kai unterhältst, aber ich kann eurem Gespräch nicht folgen, alles was ich höre ist deine Stimme, ohne dass ich deinen Worten jegliche Logik entnehmen kann. Genau siebzehn Minuten und dreizehn Sekunden kann ich der Atmosphäre standhalten, dann verlässt mich mein rationales Denkvermögen. Mit gesenktem Kopf trete ich an Kai heran, achte allerdings peinlich darauf, deinen Blick zu meiden. „Hör mal, Kai... Mir ist irgendwie nicht gut. Ich glaube, ich gehe besser nach Hause, in Ordnung? Bei der Lagebesprechung muss ich ja nicht unbedingt zwingend anwesend sein.“ Ich bin überrascht, dass meine Stimme sich wirklich schwach und kränklich anhört. Doch während Kai mich mitfühlend anlächelt und mich liebevoll in den Arm nehmen will – vor dem ich reflexartig zurückschrecke – zeigst du keinerlei Reaktion. Du blickst noch nicht einmal in meine Richtung. Hab ich es doch gewusst.... „Du hast Recht, Aoi, du siehst wirklich nicht gut aus. Am besten legst du dich zu hause schön ins Bett und ruhst dich aus. Das kommt bestimmt, weil du den ganzen Tag in der Eiseskälte rumgetigert bist. Dass du es auch nicht schaffst, dich warm genug anzuziehen, so schwer ist das doch gar nicht. Dass du mir ja nicht krank wirst, hörst du?“ Ich nicke, als Zeichen dafür, dass ich verstanden habe. „Keine Sorge, ich bin nie krank. Und ich werde ganz bestimmt nicht damit anfangen, jetzt wo wir unseren großen Durchbruch vor uns haben.“ „Wohl eher Zusammenbruch, wenn ich noch zwei Schritte mehr machen muss, sterbe ich... Kai.... Trag mich, mir tut alles weh....“ Jetzt bin ich mir sicher, dass mir der Raum jetzt endgültig wirklich zu voll wird, denn gerade sind auch Ruki und Reita zurück gekommen, Ruki allerdings mehr tot als lebendig, wie er weinerlich verkündet. Ihm keine Beachtung schenkend nicke ich letztendlich in die Runde und mache mich auf den Weg nach Hause, während ich von gleichgültigen, mitleidvollen und verständnislosen Blicken verfolgt werde. Der Weg kommt mir heute unendlich lang vor. Sonst brauche ich nur eine knappe halbe Stunde bis zum Proberaum, aber diesmal habe ich das Gefühl, als würde die Straße niemals enden wollen. Und tatsächlich, als ich letztendlich vor meiner Haustür stehe sind mehr als vierzig Minuten vergangen. Mit kalten Händen schließe ich die Wohnungstür auf, von den unzähligen Stufen wegen des noch immer kaputten Fahrstuhls ganz erschöpft. Achtlos streife ich meine Jacke und die Schuhe ab, stelle den Wasserkocher für Tee an und beginne mich zu entkleiden. Es ist zwar erst zwanzig nach sechs und draußen noch immer hell, aber aus einem mir unerfindlichen Grund bin ich tot müde. Meine Narben am Unterarm jucken, doch ich widerstehe der Versuchung mich zu kratzen. Davon würde es auch nicht besser werden, eher im Gegenteil. Der Wasserkocher geht aus und sein Pfeifen dröhnt durch die Wohnung. Es kam mir noch nie so laut vor. Schnell schlüpfe ich in meine Boxershorts, gehe in die Küche und schütte das kochende Wasser in eine Tasse mit Teepulver; welchen ich genau genommen habe, weiß ich nicht. Es ist mir aber auch egal. Mit der dampfenden Tasse will ich nun zurück ins Schlafzimmer gehen, als mein Blick ins Badezimmer fällt. Eine Zeit lang betrachte ich den Toilettenpapierhalter, habe völlig vergessen, was ich noch bis vor ein paar Augenblicken hatte tun wollen. Für ein paar Sekunden schließe ich die Augen. Ich habe einen Entschluss gefasst. Die Teetassen stelle ich auf dem Toilettensitz ab, dann reiße ich mechanisch mehrere Blätter des Toilettenpapiers ab und suche nach meinem Portmonaie. Als ich es schließlich gefunden habe, öffne ich das Münzfach um ein kleines in Papier eingewickeltes Päckchen zu entnehmen. Ich weiß, was es beinhaltet, aber heute macht es mir keine Angst. Mit steifen Schritten gehe ich zurück ins Schlafzimmer, lasse mich auf mein Bett fallen. Im Schneidersitz sitzend wickle ich vorsichtig das Päckchen aus, welches eine Rasierklinge beinhaltet. Eigentlich hatte ich schon vor zwei Wochen aufhören wollen, aber heute ist der Tag, an dem ich diesen Vorsatz brechen muss. Mit eisigen Fingern lege ich meinen linken Unterarm frei, suche nach einer Stelle, die noch nicht völlig vernarbt ist. „Aoi... ich liebe dich...“ Wieder dieser Satz. Wieder dein Gesicht vor meinem Inneren Auge. Ich will, dass es verschwindet. Ich weiß, dass es nicht stimmt. Langsam führe ich die Klinge an meinen Arm. „...ich liebe dich...“ Mit einem Ruck ziehe ich den ersten Streifen. Während ich sonst die Klinge nur langsam durchgleiten lasse, sind meine Bewegungen dieses Mal viel schneller. „...ich liebe dich....“ Schnitte um Schnitte füge ich hinzu, überhaupt nicht mehr auf den Arm und die Klinge in meiner Hand achtend, geschweige denn auf die Auswirkungen meines Tuns. „Aoi...“ „Aoi...“ „AOI, ICH LIEBE DICH“ Als hätte jemand einen Schalter in meinem Gehirn umgelegt lichtet sich plötzlich der Nebel in meinem Kopf. Erschreckt blicke ich auf, muss feststellen, dass mein Arm vor lauter Blut fast überquillt, während sich immer mehr Tropfen hervorquetschen. Mit meinem letzten Schnitt habe ich mir eine riesige Klippe in den Arm gesäbelt. Bestürzt presse ich das Papier auf meinen Arm, versuche die Flut ein wenig einzudämmen. Ich ritze nun schon seit so langer Zeit, aber noch nie in solch einer Dimension. Das Papier kann die Flüssigkeit schon gar nicht mehr aufnehmen und doch sickert immer neues nach. Dabei tut es noch nicht einmal weh. Es ist, als wäre ich ein unbeteiligter Zuschauer, der nur mäßig interessiert den Arm eines anderen mustert. Der erste Tropfen perlt von meinem Arm ab und fällt auf die Bettwäsche, aber dennoch will ich kein neues Tuch holen. Mittlerweile ist mir egal geworden, was nun passiert. Mich stört noch nicht einmal die Gewissheit, dass ich diese Narben nie wieder loswerde. Meine Hand wird kalt und fängt an zu kribbeln. Ich will die Finger bewegen um ihr mehr Leben einzuhauchen, lasse es aber sofort wieder bleiben, als ich merke, dass ich damit das Blut nur noch mehr durch meinen Arm presse. Kurz denke ich daran zu verbluten, schüttle aber unbeteiligt den Kopf. Und wenn schon... Ich weiß nicht, wie lange ich so auf dem Bett saß, das Toilettenpapier restlos durchweicht in der Hand haltend, die Rasierklinge achtlos zu Boden gefallen, ehe der Blutfluss verebbt. Ich bin müde. Alles was ich will ist zu schlafen. Zu schlafen, und nie wieder an das denken zu müssen, was du mir heute gesagt hast. Es scheint Ewigkeiten her zu sein. Vorsichtig lasse ich mich nach hinten sinken, streng darauf bedacht, meinen Arm nicht übermäßig zu bewegen, denn so langsam wird er heiß, beginnt zu pochen und zu pulsieren. Ich schließe die Augen und erstaunlicherweise dauert es nicht lange bis ich in einen tiefen Schlaf falle. Zum Glück traumlos. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# ehm... ja... was lässt sich noch dazu sagen.... besser nix glaub ich =____=’’ Für alle Leute, die es lieber Friede – Freude – Tortenboden mögen, sei gesagt: Sorry, Leute, da seid ihr bei mir irgendwie falsch. Ich hab zwar den ein oder anderen Witz in meiner Geschichte, aber generell mag ich diese „Alles-wird-gut“ Atmosphären nicht.... Sollte jemand so wahnsinnig gewesen sein und eine meiner anderen FF gelesen haben, der müsste das wissen ^^ Kapitel 4: Krank zu werden ist nicht schwer, krank zu sein dagegen sehr ----------------------------------------------------------------------- Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 4/? Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Hauptsächlich Aoi x Uruha, aber es wird ein ‚Überraschungspairing’ geben XD Musik beim Schreiben: Liquidize (DespairsRay) Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T Anmerkung: Es tut mir wirklich ganz furchtbar aufrichtig leid, dass es so lange gedauert hat T____T Wie ich schon in den ENS angegeben hatte, wurde mein kompletter PC – Inhalt gelöscht also auch meine Fanfictions und dieses Kapitel, welches ich an dem Tag hochladen wollte... Also blieb mir nichts anderes übrig als alles noch einmal neu zu schreiben, da ich nur etwa eine Seite in Teilen auf Block geschrieben hatte. Das Resultat ist, dass das Kapitel jetzt ziemlich anders ist als es vorher war, womit auch der Anschluss an das nächste Kapitel sich ändern wird... Ich bitte euch trotzdem mir ganz viele Kommentare zu schreiben, damit ich weiß, dass sich meine Mühen mit dem neuen Teil (und der Story überhaupt) lohnen. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Kapitel 4: Krank zu werden ist nicht schwer, krank zu sein dagegen sehr Ein schriller Pfeifton schallt durch den Raum und ich brauche einige Zeit bis ich bemerke, dass es mein Wecker ist. Müde schlage ich die Augen auf und taste langsam nach dem Schalter, der dieses Mörderteil wieder schweigen lässt. Ich fühle mich wie gerädert. Mein Kopf dröhnt wie nach dem heftigsten Kater überhaupt und ich kann nicht mehr durch die Nase atmen. Anscheinend habe ich mir eine dicke Erkältung eingefangen. Na wunderprächtig, das hat mir zu meinem Glück gerade noch gefehlt. Allerdings überrascht mich diese Erkenntnis nicht wirklich, schließlich ging es mir gestern schon nicht übermäßig gut. Ich will mich aufrichten, doch sogleich fährt ein stechender Schmerz durch meinen linken Unterarm, der mich die Augen zusammenkneifen und in meine vorherige Position zurückfahren lässt. Mit einem unguten Gefühl in der Magengegend blicke ich nach einiger Erholungszeit an mir hinunter und schaue mit gemischten Gefühlen auf meinen linken Arm. Ich muss schlucken. Während ich geschlafen habe, muss die noch nicht lang verkrustete Wunde wieder aufgeplatzt sein, denn mein ganzer Arm ist rot und sowohl Kopfkissen als auch Bettlaken sind mit blutigen Flecken verziert. Ich beiße mir auf die Unterlippe. Ich habe einen riesigen Krater im Arm, tiefer als alle, die ich von früheren „Ausrutschern“ hatte. Es sieht furchtbar aus und aus irgendeinem Grund sagt mir mein Gefühl, das ich die Narbe nie wieder wegbekommen werde. Ich befeuchte einen Finger der rechten Hand und führe ihn vorsichtig über das angetrocknete Blut, in der Hoffnung wenigstens den Unterarm halbwegs gesäubert zu bekommen, denn die Bettgarnitur werde ich wohl wegschmeißen können. Mein Vorhaben gelingt mir nicht, denn alles was ich erreiche ist, dass ich die angetrockneten Spuren meines gestrigen Wahnsinns nur noch weiter verschmiere. Müde und mit vor Schnupfen tränenden Augen will ich mich letztendlich vollständig aus dem Bett schwingen um wenigstens einen Waschlappen zu holen, aber zum einen wird mir schwindelig und zum anderen kann ich meinen verletzten Arm nicht mehr vollständig beugen. Mit der rechten Hand fasse ich mir schließlich an die Schläfe um wenigstens das Drehen in meinem Kopf einzudämmen und drehe meinen linken arm in alle möglichen Richtungen, sodass bei jeder Bewegung eine Schmerzwelle meinen angeschlagenen Körper durchfährt. So werde ich wohl kaum zur Probe erscheinen können, denn zum einen kann ich kaum aus den Augen sehen und zum anderen kann ich mit meiner Verletzung schlecht Gitarre spielen, geschweige denn sie überhaupt erst einmal zu halten. Zumal es den anderen sofort auffallen müsste, wenn ich den Arm die ganze Zeit leicht anwinkle, so wie ich es jetzt tue, damit auch ja nichts mit der Wunde in Berührung kommt. Ich werde Kai absagen müssen. Nach einiger Zeit wage ich einen neuen Versuch mein Bett zu verlassen und mit der nötigen Menge Vorsicht gelingt es mir. Mühsam taumle ich ins Badezimmer, doch als ich mich strecken will um aus dem obersten Fach des Schranks einen Waschlappen herunter zu holen, verliere ich das Gleichgewicht und nur ein reflexartiger Griff an das Waschbecken bewahrt mich vor einem Sturz. Ich hasse es krank zu sein. Ich habe selten bis so-gut-wie-nie eine Erkältung, aber wenn doch, bringt sie mich fast um. Und ich bin bei Gott kein wehleidiger Mensch. Mein Blick fällt auf mein Ebenbild im Spiegel und entsetzt klammere ich mich fester ans Waschbecken. Soll das wirklich ich sein?! Das ist ja fast nicht möglich. Meine Haare stehen struppig in alle Richtungen von meinem Kopf ab, bisweilen sogar gelockt, mein Gesicht hat eine aschfahle, unnatürlich wirkende Farbe, die Augen sind rot verquollen, von der Nase mal ganz zu schweigen. Ich sehe aus, als stände ich kurz vorm Krepieren. Hinzu kommt, dass ich über der linken Augebraue einen blutigen Streifen habe; anscheinend bin ich mit dem Arm im Schlaf daran gestoßen. Energisch drehe ich den Wasserhahn auf, um den Lappen anzufeuchten, als ich inne halte. Erst jetzt fallen mir die vielen schwarzen Punkte in meiner Wunde auf, an einer Stelle, wo die Verletzung am tiefsten ist, ragt die Masse sogar ein wenig hervor. Einen Augenblick lang halte ich die Flecken für geronnenes Blut, verwerfe diesen Gedanken aber rasch wieder, denn ein Blutkuchen sieht anders aus. Meine Augen fangen an zu tränen, weshalb für einen Moment das Bild vor meinem Blick verschwimmt. Mit einer fahrigen Bewegung wisch ich mir die Augen mit dem Waschlappen wieder trocken, ehe ich mich näher zu meinem Arm hinabbeuge, um die mysteriösen Flecken näher unter die Lupe zu nehmen. Mein Gehirn scheint durch die Erkältung langsamer als sonst zu arbeiten, denn ich brauche eine ganze Weile ehe ich die Schwärze als Fussel aus meinem Pullover und meiner Bettwäsche identifizieren kann. Vorsichtig versuche ich sie durch Ziehen aus der Wunde zu entfernen, doch mit jedem Zug durchfährt ein stechender Schmerz meinen Arm. Die Flusen sind einfach zu fest mit der Kruste vertrocknet. Ich stelle den Wasserhahn kleiner, sodass die Flüssigkeit nur noch tröpfchenweise aus dem Ventil sickert und platziere die Wunde darunter. Angestrengt achte ich darauf die Kruste nicht zu sehr aufzuweichen, dass die sich lösen könnte, denn dann würde die Narbe später nur noch schlimmer aussehen. Immer wieder muss ich die Nase hochziehen und einen erneuten Tränenschleier wegblinzeln. Als hätte nicht eins von beiden gereicht. Nach einiger Zeit versuche ich erneut an den Fusseln zu ziehen und diesmal klappt es. Fluse für Fluse entferne ich, ehe ich es für ausreichend empfinde und trockne meinen Arm ab. Erst jetzt fällt mir auf, dass die Wunde wieder angefangen hat zu bluten, aber da es nur ein paar Tropfen sind, stört es mich nicht weiter. Schnell tupfe ich die rote Flüssigkeit ab und wische mir auch den Steifen aus meinem Gesicht. Das kühle Wasser lässt mich ein wenig entspannen. Ich greife hinter mich um einen Pullover aus dem Wäschetrockner zu nehmen, da mir mit der Zeit doch recht kalt geworden ist. Gerade will ich ihn überstreifen, als mir einfällt, dass die ganze Flusen – Pulerei mit dieser Aktion umsonst gewesen wäre. Also hänge ich mir die Ärmel nur leicht über die Schultern um in meinem Zimmer nach Armstulpen zu suchen, die meine Wunde vor Fremdkörpern bewahren soll. Als ich sie überstreifen will muss ich die Augen zusammen kneifen, denn der Gummizug drückt schwer auf die Verletzung und mit jeder Bewegung, mit der ich versuche den Stoff höher Richtung Armbeuge zu ziehen, durchfährt ein Stich meinen ganzen Körper. Als ich es endlich geschafft habe muss ich mich kurz abstützen, denn ein Schwindelgefühl stellt sich ein und wegen einem erneuten Tränenschimmer vor meinen Augen kann ich nichts sehen. Langsam taste ich nach dem Toilettenpapierhalter und reiße einige Streifen ab um mir geräuschvoll die Nase zu putzen. Mit dem Erfolg, dass ich davon nur noch schlechter Luft bekomme. Na super! Wofür macht man das dann überhaupt?! So langsam habe ich die Nase gestrichen voll. Und ich meine jetzt nicht mit Schleim. Noch einmal ziehe ich die Nase hoch ehe ich mit schlurfenden Schritten in den Flur tappe um mein Handy aus der Jackentasche zu kramen. Es ist wohl besser, wenn ich Kai absage, denn in meinem jetzigen Zustand kann ich unmöglich zur Probe erscheinen. Noch einmal suche ich alle meine Lebensgeister zusammen und suche die Nummer im Telefonbuch. Im Gegensatz du dir kann ich sie nicht auswendig. Mein Blick fällt auf die Uhr. Eigentlich hätte die Probe schon vor etwa fünfzehn Minuten angefangen, also gehe ich mal davon aus, dass schon alle anwesend sind. Na wunderbar. Ich kann mir genau vorstellen, wie die Reaktionen der anderen ablaufen wird. Ruki wird sich fürchterlich wegen der Unzuverlässigkeit aufregen und den ganzen Tag nur wieder herummeckern, Kai wird Verständnis zeigen wie immer (obwohl ich mir nicht einmal sicher bin ob er es tatsächlich auch so meint), Reita wird sich diebisch freuen mich nicht sehn zu müssen (zumindest wäre ich das an seiner Stelle) und du... Dir wäre es wahrscheinlich eh egal. Nach dem, welche Reaktion du gestern gezeigt hast... So viel zu du würdest mich lieben. Dass ich nicht lache. Aber gerade als sich ein zynisches Grinsen in mein Gesicht stehlen will nimmt Kai den Anruf, der ja immer noch auf Verbindung wartete, ab. „Moshi – Moshi?“ Ich atme tief durch. Na dann auf in den Krampf. „Kai? Aoi desu.“ Ich bin überrascht, dass sich meine Stimme zusätzlich zur verstopften Nase anhört, als würde ich kurz vor einem Heulkrampf stehen. Na wunderprächtig, hoffentlich bemerkt es der sonst so sensible Drummer nicht. „Aoi? Was ist los, wo steckt du? Wir warten alle auf dich, wir haben uns schon beinahe Sorgen gemacht. Wir waren schon kurz davor Fahndungszettel zu verteilen und halb Japan nach dir abzusuchen.“ Ein Lachen schwingt in deiner Stimme mit und mir kommt es so vor, als könnte ich dein spöttisches Grinsen durch mein Handydisplay erkennen. Meine Nase meldet sich wieder, aber als ich sie hochziehe könnte ich mich im selben Moment schon wieder dafür verwünschen. Ich muss wirklich den Eindruck machen, als wäre ich ein emotionales Wrack. Und irgendwie bin ich das ja auch. „Aoi? Bist du noch dran? Was ist los mit dir, weinst du? Sag schon, ist irgendetwas nicht in Ordnung? Wo bist du, warte, dann komm ich vorbei.“ Kais Tonfall ändert sich. Während er vorhin noch lachte, kann ich nun die Besorgnis aus seiner Stimme vernehmen, die, erst einmal entfacht, von einem kleinen Rinnsal zu einem reißenden Strom werden kann. Deine Fürsorglichkeit treibt mir nun tatsächlich die Tränen in die Augen. Schnell will ich dich beruhigen, aber ein heftiges Niesen verhindert meine Ausführungen. „... Alles in Ordnung, Kai. Ich wollte nur sagen, dass ich erkältet bin, ich werde nicht zur Probe kommen können. Sag bitte den anderen Bescheid, hai?“ Ich merke, wie mein Gegenüber am anderen Ende der Leitung für einige Sekunden zögert, ganz so als überlege er angestrengt, ob meine Aussage der Wahrheit entspräche. Doch nach einiger Zeit, die mir wie eine Ewigkeit erscheint, entschließt sich der schlanke Drummer meinen Worten letztendlich doch Glauben zu schenken, denn er ergreift schließlich wieder das Wort, ein Lachen schwingt in seiner Stimme mit, so wie immer. „Gut, dann kurier dich mal schön aus, damit du schnell wieder fit bist, denn auf dich als Gitarre können wir wohl schlecht verzichten, gerade jetzt wo ich doch -“ Ich unterbreche Kais Redeschwall indem ich auf den roten Knopf zum Auflegen drücke, denn deine Stimme verursacht mir Kopfschmerzen. Ich weiß nicht, wie dein letzter Satz gelautet hätte, hättest du ihn zuende gesprochen, aber um ehrlich zu sein interessiert es mich auch nicht wirklich. Wenn es allerdings wichtig gewesen ist, kann er es mir ja auch später noch sagen. Oder besser nicht. Am besten wäre es wohl in der Tat wenn nicht und so stelle ich vorsichtshalber das Handy ganz aus und schmeiße es in irgendeine Ecke. In meinem jetzigen Zustand kann ich auf großartige Konversationen getrost verzichten, zumal sich meine Nase wie ein riesiger unförmiger Blumenkohl anfühlt, den man zu lange gekocht hat. Ich beschließe wieder ins Bett zu gehen um mich vollständig auszukurieren, denn was soll ich auch sonst schon großartig mit dem angebrochenen Tag anfangen? Als mein Kopf letztendlich in die Kissen sinkt habe ich allerdings eher das Gefühl ersticken zu müssen. Durch die Nase bekomme ich mittlerweile gar keine Luft mehr und immer wenn ich durch den Mund einatme setzen sich hauchfeine Partikel aus Matratze und Bettlaken in meinen Atemwegen fest und zwingen mich zu husten. Wird anscheinend nichts mit erholsam durchschlafen... Ich drehe mich von der linken auf die rechte Seite und hoffe, dass mein Leid wenigstens so ein bisschen gemindert werden kann, doch alles was ich erreiche ist das Gegenteil. Also zurück auf die vorherige Seite. Lange Zeit geht das so, bis ich mich schließlich dazu durchringe es dabei zu belassen. Es wird eh nicht besser werden, da bringt es auch nichts wenn ich mich noch stundenlang umher wälze, einmal davon abgesehen, dass ich es jetzt schon seit gut fünfundvierzig Minuten versuche. Mühsam richte ich mich auf, meine Lektion von heute morgen verinnerlicht, und warte erst einige Sekunden, bis ich die Beine über die Bettkante schwinge und meinen Gang in die Küche lenke. Vielleicht wird es besser, wenn ich mir eine Tasse Tee aufschütte, welche Sorte genau werde ich mir dann schon noch überlegen, obwohl es eigentlich keinen Unterschied macht. Ich höre die Küchenuhr unnatürlich Laut ticken und jeder Schlag des Sekundenzeigers verursacht ein schmerzhaftes Pochen in meinen Schläfen. Doch das ist noch gar nichts im Vergleich zum Pfeifen den Wasserkochers, der mit mitteilt, dass die erforderliche Temperatur zum Sieden erreicht ist. Mit der dampfenden Tasse Tee will ich gerade meinen Weg zurück Richtung Bett fortsetzen, als es an der Tür klingelt. Och neee.... Warum das denn jetzt? Kann ich nicht einfach mal in Ruhe gelassen werde und mich selbst bemitleiden? Einige Zeit überlege ich ob ich das Klingeln nicht einfach ignorieren soll, doch dann unterliege ich doch der Neugier wenigstens einmal ‚kurz’ nachsehen gehen zu müssen. Dummerweise hat meine Türe kein Guckloch und aus diesem Grund bin ich gezwungen die Tür zumindest einen Spalt weit zu öffnen. Im nächsten Augenblick könnte ich mich allerdings schon wieder für meine Neugierde schlagen, denn niemand geringeres als du steht vor der Tür und lächelt mich widerlich mitleidig an. Na wunderprächtig, du hast mir zu meinem Glück gerade noch gefehlt, von allen Menschen, die mich hätten besuchen können, bist ausgerechnet du auf den Trichter gekommen. Bei welchem Schicksalsengel darf ich mich dafür wieder bedanken? Komm raus, damit ich dir in den Hintern treten kann. Ich glaube mein Auftreten dir gegenüber muss im ersten Moment recht unhöflich gewesen sein, denn mir entweicht ein genervtes Seufzen und ein gequältes „Was willst du...?“. Ich muss ein jämmerliches Bild abgeben, das Gesicht verquollen, Nase und Augenweiß gerötet und in Schlafsachen, außer der Boxershorts nur mit einem viel zu weitem Pullover bekleidet, damit man meinen Unterarm nicht erkennt und mit zerknautschten Haaren. Jetzt kannst du bestimmt nicht mehr behaupten du würdest mich lieben. Doch anstatt erschreckt oder gar entsetzt von meinem Anblick zurückzuweichen, trittst du einen Schritt auf mich zu. „Dich besuchen, was denn sonst? Meinst du ich will dir Schuhcreme verkaufen?! Also, darf ich reinkommen oder muss ich auf ewig vor deiner Schwelle stehen und darum betteln?“ Nein, du darfst nicht reinkommen und nach dieser Antwort schon einmal gar nicht. „Ich... hab nicht aufgeräumt... und außerdem will ich dich nicht anstecken.“ Ich will die Tür wieder schließen, doch just in diesem Moment setzt du den Fuß in den Spalt und hinderst mich daran mein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Nun, wer nicht hören will muss eben fühlen, also vergrößere ich die Lücke wieder und schlage sie mit mehr Kraft wieder zu, in der Hoffnung, dass du den Fuß schnell zurückziehst um dem Schmerz zu entgehen, doch im allerletzten Moment, bevor Holz mit Fleisch Bekanntschaft machen kann, hältst du mit einem beherzten Griff deiner Hand am Türknauf die Bewegung an. Deine Miene ist entschlossen als du mit einem festen, schraubstockartigem Ruck die Tür entgültig öffnest. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Wie gesagt, das Pitel ist ein wenig anders als geplant, aber ich hoffe dennoch, dass es euch gefallen hat^^ Tja, was mag Uruha nur mit unsrem lieben Aoi- Schnäuzelmäuschen vorhaben? Wir werden sehen, aber ich kann soviel verraten, dass es für die Leute, die nicht so gerne das Elend mögen, interessant werden wird^^ Also dann, wir lesen uns (wenn ihr wollt^^) Kapitel 5: Lachen und Weinen liegt nah beieinander -------------------------------------------------- Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 5/? Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Hauptsächlich Aoi x Uruha, aber es wird ein ‚Überraschungspairing’ geben XD Musik beim Schreiben: Dir en Grey, später Miyavi Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T Anmerkung: Laliho -^______________^- Ich habe es mal wieder geschafft ein neues Kapitel hochzuladen und diesmal habe ich sogar keine drei Jahrhunderte gebraucht xD Es ist sogar mal etwas länger geworden, ich bin stolz auf mich ^^ Kommentare sind natürlich wie immer geschätzt und geliebt. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Kapitel 5: Lachen und Weinen liegt nah beieinander Ich will die Tür wieder schließen, doch just in diesem Moment setzt du den Fuß in den Spalt und hinderst mich daran mein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Nun, wer nicht hören will muss eben fühlen, also vergrößere ich die Lücke wieder und schlage sie mit mehr Kraft wieder zu, in der Hoffnung, dass du den Fuß schnell zurückziehst um dem Schmerz zu entgehen, doch im allerletzten Moment, bevor Holz mit Fleisch Bekanntschaft machen kann, hältst du mit einem beherzten Griff deiner Hand am Türknauf die Bewegung an. Deine Miene ist entschlossen als du mit einem festen, schraubstockartigem Ruck die Tür entgültig öffnest. Ich allerdings verliere den Halt an der Klinke und bin gezwungen den Eingang freizugeben. Es wäre auch zu schön gewesen, hättest du meine Abwehr dir gegenüber respektiert und mich in Ruhe gelassen. Aber man kann halt nicht alles haben, also werde ich mehr auf Schadensbegrenzung setzen müssen. Denn dass du Schaden anrichten wirst, steht ganz außer Frage. Ich senke den Kopf und trotte nasehochziehend ins Wohnzimmer zurück. Ob du mir folgst oder nicht ist mir gleich, wenn es nach mir ginge, könntest du aber wieder gehen. Ich höre wie du schnell die Tür hinter dir schließt und dich beeilst hinter mir her zu kommen, doch noch bevor du mich erreichen kannst, fällt mir ein, dass ich meine inzwischen kalt gewordene Teetasse auf dem Schuhschrank habe stehen lassen. Übereilt wende ich mich um, um nach dem Stück Ton zu greifen, doch von der überhetzten Bewegung wird mir schwindelig, sodass ich für einige Sekunden das Gleichgewicht verliere und gen Boden zu fallen drohe. Ich kann für einige Sekunden förmlich den Aufprall spüren und mir ist sogar so, als könnte ich das Nasenbluten, welches ich wohl zwangsläufig durch den Sturz davontragen werde, schon riechen, doch noch bevor mein angeschlagener Körper mit dem Boden Bekanntschaft machen kann, spüre ich zwei starke Hände, die mich an den Schultern sanft aber bestimmt in meiner vorherigen Position halten. „Aoi? Aoi, alles in Ordnung? Soll ich dich tragen?“ Deine Stimme klingt besorgt, fast schon zu sehr für meinen Geschmack, deswegen befreie ich mich schnell aus deinem fürsorglich gemeinten Griff. Es ist mir unangenehm. Mein Gesicht hat mittlerweile die Farbe eines gesunden Rot-Tons, dabei bin ich eigentlich jemand, der selten rot wird. Ich versuche mich damit zu beruhigen, dass das Blut in meinem Kopf von einem Fieberanfall herrührt und bringe schnell einigen Abstand zwischen dir und mir. „Bloß nicht, ich habe nur das Gleichgewicht verloren, klar? Ich kann noch sehr gut alleine gehen.“ Ich weiß, dass ich unhöflich, ja sogar undankbar bin, aber deine bloße Anwesenheit macht mich nervös. Dabei weiß ich noch nicht einmal, warum. Ich bin nicht derjenige, der in den anderen verliebt ist. Schmerzhaft erinnere ich mich an die klaffende Wunde an meinem Arm und drehe mich weg, setze meinen Weg ins Wohnzimmer fort. Ich spüre deinen misstrauischen Blick auf mir ruhen und ich meine ein Seufzen vernehmen zu können, aber ich ignoriere es. Zumindest versuche ich es, doch je mehr ich darüber nachdenke, umso mehr bekomme ich ein eigenartiges Gefühl in der Magengegend. Ich glaube, ich sollte aufhören mich mit so einem Müll zu belasten. Ich bekomme Kopfschmerzen und lasse mich auf die Couch sinken, doch sogleich schüttelt mich ein heftiger Niesanfall, sodass mein ganzer Körper bebt. Als ich mich wieder beruhigt habe, lasse ich mich erschöpft gegen die Sofalehne sinken. Krank zu sein ist wirklich ätzend. Fertig schließe ich die Augen, reiße sie aber sofort wieder auf, als ich merke, wie du dich neben mich auf die Couch fallen lässt und mir eine Hand auf die Stirn legst. Sie ist angenehm kühl. Unbewusst lehne ich mich ihr entgegen, schrecke aber zurück, als mir bewusst wird, was ich da tue. Immerhin soll es nicht so aussehen als würde mir deine Nähe gefallen. Als ich meine Augen wieder öffne, blicke ich geradewegs in dein Gesicht, nun besorgter den je, die Hand, mit der du meine Temperatur gefühlt hast, noch immer erhoben. „Mensch, du glühst ja. Bist du wahnsinnig, in solch einem Zustand hier herum zu rennen? Und dann auch noch so leicht bekleidet, kein Wunder, dass du krank bist. Hast du Decken? Darin solltest du dich unbedingt einmümmeln.“ Einmümmeln... Wenn ich das schon höre, du hast sie doch nicht mehr alle. Wer von uns beiden, ist hier bitteschön krank? Außerdem ist es doch meine Sache, wie ich herumrenne und wie nicht. Ich verziehe das Gesicht, doch sofort fangen von der Bewegung meine Augen an zu tränen und mit einer fahrigen Bewegung wische ich sie wieder trocken. Muss ja nicht so aussehen, als müsste ich heulen. „Ist doch meine Sache, was ich tue. Bist du seit neuestem meine Mutter? Ich hab eigentlich immer gedacht, das wäre Kai, aber wenn du jetzt auch schon damit anfängst, werde ich mich wohl eigenhändig zur Adoption freigeben lassen müssen.“ Meine Stimme klingt müde und ausgezehrt, doch muss ich über meinen letzten Satz unfreiwillig schmunzeln. Anscheinend habe ich meinen Galgenhumor doch noch nicht verloren. Schnell wische ich mir mein Lächeln aus dem Gesicht, denn ich bin eigentlich überhaupt nicht gut aufgelegt. „Dennoch. Mit Fieber ist nicht zu spaßen.“ Du machst eine wegwerfende Handbewegung, ganz so, als könntest du auf diese Weise auch meine Worte wegwischen, was selbstverständlich nicht eintritt. Ich rücke nachdrücklich weiter von dir weg, denn allein deine bloße Anwesenheit verursacht mir Magenschmerzen. Allerdings hindert es dich nicht daran, wieder näher an mich heranzukommen, mit dem Effekt, dass ich weiter vor dir flüchte. Zumindest soweit, wie es der Platz der Sofagarnitur erlaubt. Eine Zeit lang beobachtest du mein seltsames Gebaren, doch letztendlich reicht es dir. „Sag mal... Kann es sein, dass du mir ausweichst?“ Fangfrage. Was nun? Am besten einfach gar nicht antworten. „Los, raus mit der Sprache. Irgendetwas stimmt doch mit dir nicht. Ist dir meine Anwesenheit etwa unangenehm?“ Bingo! Herzlichen Glückwunsch, Sie haben genau ins Schwarze getroffen. „Mir? Deine Anwesenheit unangenehm? Quatsch, wie kommst du denn da drauf?“ Ich versuche meine Stimme erstaunt, vielleicht sogar ein wenig entrüstet über diese Unterstellung klingen zu lassen, aber selbst in meinen Ohren klingt es hohl. In deinen anscheinend auch, denn du verengst die Augen zu Schlitzen und funkelst mich mit einem eigenartigem Glimmen an. „Komm schon, verarschen kann ich mich selbst, also was ist los? Du kannst ruhig sagen, wenn du auf meine Präsenz keinen gesteigerten Wert legst, aber denk bloß nicht, dass ich dann noch einmal komme, um dich zu besuchen. Irgendwo hört der Spaß dann auch auf.“ Verwundert werden meine Augen immer größer. Normalerweise ist es doch auch nicht so leicht dein Ego anzukratzen. Vielleicht ist an deinen Gefühlen für mich doch etwas dran. ... Nein... Definitiv nicht... „Wirklich, Uruha, ich hatte nie vor dich zu verarschen. Es ist nun einmal so, dass ich krank bin, und es reicht, wenn ich es bleibe. Ich möchte dich bloß nicht anstecken, verstehst du? Das hat absolut nichts mit dir zu tun.“ Doch. Es hat eine Menge mit dir zu tun, meine Krankheit ist im Moment nur eine willkommene Beschönigung der Angelegenheit. Ich bin sogar ein wenig stolz auf mich, dass bei meiner zweiten Ausrede wenigstens Stimme und Mimik mitspielen, denn ich habe es geschafft meinem Auftreten ein klein wenig mehr Überzeugungskraft zu vermitteln. Wie zur Bestätigung des eben Gesagten bringe ich es sogar fertig wenigstens ein kleines Stück weiter an dich heranzurutschen, sorgsam darauf achtend meinen lädierten Arm nicht in deine Reichweite zu bringen. Es dauert einige Zeit bis du meinen Worten Glauben schenken willst, doch nachdem einige Sekunden lang ein skeptischer Ausdruck dein Gesicht verziert hat, findet nun wieder ein heiteres Lächeln seinen Weg zurück in deine Mimik. Mir fällt ein Stein vom Herzen. Anscheinend ist noch einmal alles gut gegangen. Was das zufriedene, fast schon selbstbestätigende Funkeln in deinen Augen zu bedeutet hat, ist mir zwar ein Rätsel, aber ich verweise es auf mein eben Gesagtes. Du wirst wohl nur erleichtert sein, dass ich dich nicht abgewiesen habe. Einige Zeit lang herrscht Schweigen, doch plötzlich springst du auf, als hätte dich etwas gestochen. Ich erschrecke mich fürchterlich, doch sofort keimt in mir ein kleiner Hoffnungsschimmer, dass du dich dazu entschließen könntest nach hause zu gehen und mich mit mir selbst in Frieden zu lassen. Doch mein Gefühl täuscht mich, denn schon nach wenigen Schritten wendest du dich zu mir um und baust dich vor dem Sofa auf. Deine Miene ist besorgter den je, doch diesmal ist sie weit entschlossener, als zu Anfang, wo du einfach ohne Erlaubnis meine Wohnung betreten hast. „Aoi...“ Oh Gott, was kommt denn jetzt? Habe ich irgendetwas falsch gemacht, was ich wieder zu kitten versuchen muss? „Das ist wirklich nicht gut, deinen Zustand guck ich mir nicht mehr lange an, du rotzt und kotzt in einem fort.“ Na und? Dann geh doch nach hause, wenn du es nicht mehr sehen willst. Ich werde dich bestimmt nicht aufhalten. „Nimmst du eigentlich Medikamente?“ Nein, wieso sollte ich? Ich halte nichts von diesen ganzen chemischen Mitteln, die man nur so in sich rein pumpt. Außerdem ist die Erkältung von alleine gekommen, sie wird auch wieder von selbst verschwinden. „Nein.“ „Warst du wenigstens bei einem Arzt?“ Um mich von so einem Quacksalber auch noch untersuchen zu lassen, nur damit ich um die Erkenntnis reicher werde, eine Erkältung zu haben? Also, so dicke habe ich es auch nicht, diesem Spinner auch noch für Dinge Geld in den Rachen zu schmeißen, die ich eh schon weiß. „Nein...“ Du ziehst eine Augenbraue hoch und ich weiß, dass dir meine Antworten nicht gefallen. Kurz hängt ein unangenehmes Schweigen im Raum, doch dann fängst du an, dich wie wild umzusehen und drehst dich ein paar Mal um dich selbst, wie um eine bessere Übersicht zu bekommen. Es sieht lächerlich aus. „Sag mal...“ Was ist denn diesmal? „Hast du eigentlich eine Rotlichtlampe?“ Verdutzt blicke ich dich an. Bitte was?! Irgendwie kann ich deinem Gedankengang nicht ganz folgen, denn ich habe keinerlei Ahnung, wie du von A nach B kommst, geschweige denn, was du jetzt mit dem Teil willst. Dementsprechend blicke ich dich verständnislos an und es dauert einige Zeit, bis ich antworte. „Ja, schon... Sie steht im Schlafzimmer in der linken Ecke des Kleiderschranks, aber wozu brauchst du denn...“ Ich kann meinen Satz nicht zuende sprechen, denn schon hast du schnellen Schrittes das Zimmer verlassen und ich ahne wohin dein Weg dich führt. Allerdings erzeugt allein der Gedanke, dass du dich jetzt alleine in meinem Schlafzimmer befindest, ein beängstigendes Gefühl. Viel zu spät fällt mir ein, dass ich das Bett nicht frisch bezogen habe und die blutigen Flecken auf Bettlaken und Oberbett für jedermann sichtbar sind. Hoffentlich achtest du nicht darauf. Ich bin auch so ein Vollidiot. Ich könnte mich dafür schlagen. Wie kann man nur so blöd sein! Wie kann man nur so unvorsichtig sein und... Meine Gedankengänge werden unterbrochen, denn schon betrittst du wieder das Zimmer, die Lampe, nein, vielmehr die Ursache allen Übels, unter dem Arm tragend. Ängstlich versuche ich deine Gesichtszüge zu studieren um herauszufinden, ob die Blutflecken in dein Blickfeld getreten sind oder nicht, doch deine Miene ist noch genauso unergründlich wie zuvor. Also werde ich es wohl darauf ankommen lassen müssen. Mit einer flinken Bewegung stellst du die Lampe auf den Wohnzimmertisch und angelst nach dem Kabel um es in die Steckdose drücken zu können. „Also, Aoi. Da du anscheinend nichts von Medikamenten hältst, versuchen wir es auf die gut bürgerliche Art. Du wirst jetzt deine süße kleine Nase in das Licht da vorne halten, während ich dich massiere. Hilft gegen Gebrechen aller Art, und du brauchst gar nicht erst anfangen zu protestieren; was Doktor Uruha sagt, ist Gesetz.“ Fassungslos starre ich dich an. Das kann ja wohl nicht dein ernst sein. Als wenn so ein bisschen Licht mir helfen könnte, da werde ich ja noch eher blind von. Und außerdem werde ich mich bestimmt nicht von dir massieren lassen, soweit kommt es noch. Ich glaube du bist eher derjenige von uns beiden, der krank ist. Aber wohl eher im Kopf! Ich will dir einen Vogel zeigen, aber irgendetwas in deinem Auftreten hält mich zurück. Er ist nach wie vor undurchdringlich, aber mein Gefühl sagt mir, dass ich jetzt besser keinen Streit anfangen sollte. Also seufze ich nur genervt auf um meinem Unmut Ausdruck zu verleihen und bringe mich in Position. „Na schön, meinetwegen mach ich diesen Lampen – Mist, aber die Massage kannst du dir abschminken. Dir sollte eher mal jemand das Gehirn massieren.“ Ohne zu antworten steckst du das Licht an und reflexartig schließe ich die Augen um nicht in die unangenehme Röte sehen zu müssen. Ein paar Sekunden lang feile ich an meiner Position bis ich sicher bin, dass die Strahlen genau meine Nase treffen, ehe ich mich zu entspannen versuche. Doch das ist leichter als gesagt, wenn man bedenkt, dass du mich die ganze Zeit über musterst. Meine Nase fängt an zu kribbeln und gerade will ich mich jucken, als du meine Hand festhältst und sie somit an ihrem Vorhaben hinderst. „Nicht... Davon wird es auch nicht besser.“ Mein Herz setzt für einige Sekunden aus, denn deine Stimme befindet sich genau neben meinem Ohr und mit jedem Wort dringt ein sanfter Hauch an meine Ohrmuschel. Sofort laufe ich flammend rot an und wende den Kopf um diesem Gefühl entgehen zu können. Es ist zwar nicht unangenehm, aber dennoch. Du lässt meine Hand wieder frei und dort, wo du mich noch bis gerade berührt hast, fängt sie an zu kribbeln. Meine Nase habe ich vergessen. Eine Zeit lang bleibe ich so sitzen, die Augen nach wie vor geschlossen, bis ich eine erneute Bewegung deinerseits neben mir ausmachen kann. Mit klopfendem Herzen warte ich auf deine nächste Handlung, die aber sehr lange Zeit nicht erfolgen mag. So langsam werde ich unruhig. Ich mag es nicht, wenn etwas passiert, wovon ich nichts weiß. Gerade will ich die Augen wieder öffnen und mich nach dir umsehen, als ich plötzlich zwei Hände an meinem Rücken spüre. Mein ganzer Körper verkrampft sich und ich reiße die Augen auf, doch da mich das Licht blendet, bin ich gezwungen sie wieder zu schließen. Allerdings konnte ich so einen kurzen Blick auf deinen jetzigen Verbleib erhaschen, der meine Herzfrequenz wieder in die Höhe schießen lässt. Du hast dich breitbeinig hinter mich positioniert, sodass ich von deinen Endlosbeinen eingerahmt werde, während du deine Finger in einem beruhigen Rhythmus über meinen Rücken führst. Mein ganzer Körper ist aufs äußerste angespannt und ich drücke die Wirbelsäule ins Hohlkreuz um der Berührung zu entgehen. Sie ist mir unangenehm. „Aoi... Entspann dich. So wirst du niemals gesund werden.“ Ich schlucke und muss mich zwingen bei deinen Worten nicht aufzuspringen und laut kreischend das Weite zu suchen. Vielleicht will ich ja auch gar nicht gesund werden, wenn dies eine Form deiner Medizin ist. Aber entgegen meines schlechten Gefühls reiße ich mich zusammen und versuche mich wenigstens ansatzweise zu entspannen. Es gelingt mir nur teilweise. Ich spüre deine Hände an meinem Rücken, feine Knetbewegungen, die mir einen Schauer nach dem nächsten garantieren. Was wäre, wenn sich diese Berührungen verlagern, nicht nur die Schulterblätter verwöhnen, sondern einen ganz anderen Teil? Wie wäre es, wenn du derjenige bist, der genießerisch die Augen schließt? Was würde passieren, wenn wir beide... Mit einem Schlag wird mir bewusst, was ich da gerade denke und mir bleibt fast das Herz stehen. Also jetzt bin ich wirklich krank. Meine Gedanken überschlagen sich, mein Kopf beginnt zu rotieren. So etwas ist mir noch nie passiert und es macht mir Angst. Schnell springe ich auf, werfe dabei allerdings die Lampe vom Tisch und ich muss mich an einem Stuhl festhalten, sonst wäre ich wegen der plötzlichen Bewegung gestürzt. Verwundert siehst du zu mir hoch, kannst nicht verstehen, was auf einmal in mich gefahren ist, doch mir scheint, als könne ich ein Glimmen in deinen Augen erkennen. Ich sehe es aus irgendeinem Grund oft in letzter Zeit. „Ich.. ehm.. tut mir leid, Uruha, aber ich denke es wäre besser, wenn du jetzt gehst. Sei mir nicht böse, aber ich fühl mich nicht gut.“ Nein, ich fühle mich ganz und gar nicht gut, und schon gar nicht, seit mir auffällt, dass sich langsam eine nicht zu übersehende Beule in meinen Boxershorts abzeichnet. Ich hasse mich. Ich rechne mit einer langen Protestrede deinerseits, doch du nickst zustimmend und erhebst dich. „Ja, du hast recht. Es ist wohl wirklich besser, wenn ich jetzt gehe....“ Aber du rührst dich nicht. Du stehst einfach nur da und es scheint mir so, als würdest du auf etwas warten, etwas sagen wollen. Ich gehe einige Schritte zurück, doch plötzlich ergreifst du wieder das Wort. „Aoi? Ich, ehm.. ich wollte dir noch etwas sagen.“ Ich will es aber nicht hören. Ich weiß, was es ist, oder zumindest glaube ich es zu wissen. Bitte, Uruha, spar es dir und geh einfach nur. „Ich wollte dir sagen... Gute Besserung. Auch von den anderen.“ Perplex sehe ich dich an. Hallo?! Was war das denn jetzt? Du weißt anscheinend auch nicht was du willst, denn obwohl dein Gesicht eben noch so aussah, als wärest du ein Schuljunge, der etwas ausgefressen hatte, grinst du nun vor dich hin, als sei dir ein besonders guter Streich gelungen. Und ich Vollidiot bin auch noch genau reingetreten. Ich mache eine abwertende Handbewegung und scheuche dich aus meiner Wohnung. Ich bin sauer. Ohne dir noch einmal in die Augen zu sehen, knalle ich die Haustüre mit Schwung zu und begebe mich wieder ins Bett, wo ich herzhaft niesen muss. Ich HASSE es, krank zu sein!!! +#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# So, das war es dann mal wieder von meiner Seite^^ Ich hoffe, das Kapitel hat euch gefallen, es war nicht ganz so wehleidig und depressiv, wie sonst immer xDD Also dann, wir lesen uns (wenn ihr wollt^^) Kapitel 6: Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn ---------------------------------------------------- Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 6/? Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Hauptsächlich Aoi x Uruha, aber es wird ein ‚Überraschungspairing’ geben XD Musik beim Schreiben: Dir en Grey, Miyavi und Alice Nine Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T Anmerkung: Es tut mir ganz ganz furchtbar leid, aber ich habe ich Moment kein Internet, also konnte ich das neue Kapitel nicht hochladen. Bitte schimpft nicht mit mir, ich hatte deswegen fast einen Nervenzusammenbruch ;____________________; Ich HASSE Alice, ich HASSE Alice, ich .... ... ... habe wenigstens Telefon.... Ne Klassenkameradin hat weder das eine noch das andere.... Ich HASSE Alice #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Kapitel 6: Ein blindes Huhn findet auch mal ein Korn Als ich am nächsten Morgen aufwache ist das erste, was ich bemerke, dass meine Nase wieder frei ist und zu meiner Freude muss ich jetzt nicht mehr ausschließlich durch den Mund atmen um Luft zu bekommen. Ich bin zwar immer noch nicht ganz genesen, aber immerhin fast so gut wie wieder hergestellt. Die Erkältung ist doch schneller verschwunden als ich dachte, sonst steckt sie immer fast zwei Wochen in meinem Körper fest, dieses Mal jedoch waren es nur knapp drei Tage. Noch einmal lasse ich den vorgestrigen Tag Revue passieren, denn ganz begreifen kann ich das Geschehene noch immer nicht. Was lag dir nur so viel daran mich pflegen zu müssen, wo du doch Gefahr laufen konntest, selbst angesteckt zu werden? Na schön und gut, du behauptest mich zu lieben, aber ich kenne dich. Du hast mehr Mädchen flachgelegt als es Geistliche im Vatikan gibt. Höchstwahrscheinlich würde ich nur eines davon werden und es würde dich noch nicht einmal interessieren. Zumal ich dich nicht liebe. Du bist für mich nichts weiter als ein Bandmitglied, mit dem ich vorhabe mein täglich Brot zu verdienen. Ich hasse mich. Für wenige Sekunden habe ich mir vorgestellt wie es sein könnte, wenn wir beide... Allerdings verscheuche ich diesen Gedanken schnell wieder. Ich bin nicht schwul. Ich WILL nicht schwul sein. Ich beiße mir auf die Lippen und schlage mit der Faust in die Luft um meinem Unmut Ausdruck zu verleihen, doch da über meinem Bett eine Dachschräge verläuft, stoße ich mit den Fingerknöcheln hart dagegen. Sie knacken. Schmerzhaft verziehe ich das Gesicht und versuche die angeschlagenen Gliedmaßen zu bewegen. Nicht auszudenken, wenn ich mir die Hand gebrochen hätte, gerade jetzt, wo ich mich von meiner Erkältung erholt habe und wieder zu den Proben erscheinen will. Doch zum Glück verschwindet das anfängliche Taubheitsgefühl wieder und es ist, als wäre nie etwas gewesen. Allerdings habe ich nun aus einem mir unerfindlichen Grund ein eigenartiges Gefühl in der Magengegend, ein Kribbeln, das sich wie ein Volk Ameisen durch den ganzen Körper zieht. Ich habe dieses Gefühl schon öfters gehabt und jedes Mal ist etwas unvorhergesehenes passiert. Und meistens war es etwas schlechtes. Ich habe Angst, dass es auch dieses Mal der Fall sein könnte. Ich seufze und versuche diese Gedanken aus meinem Kopf zu vertreiben, als ich aufstehe und zu meinem Kleiderschrank tappe. Ich habe mich entschlossen heute zur Probe zu gehen, denn da meine Erkältung - zu meiner eigenen Verwunderung - erstaunlich gut zurück gegangen ist und ich auch meinem linken Arm wieder bewegen kann - wenn auch nur eingeschränkt - darf ich das Üben nicht weiter hinaus verschieben, zumal ja Kai schon nach der Verteilung der Demotapes etwas wichtiges zu verkünden hatte. Vorsichtig betaste ich meinen Unterarm, auf dem sich zwei riesige, wulstige Narben gebildet haben, die mittlerweile einen intensiven lilafarbenen Ton angenommen haben. Die Kruste muss sich im Schlaf gelöst haben, obwohl ich eben dieses hatte vermeiden wollen. Es tut nicht mehr arg so weh wie vor drei Tagen, denn so lange bin ich nun schon zu Hause. Was ihr anderen in der Zwischenzeit wohl gemacht habt? Du hast mich nur den einen Tag besucht und gestern Abend noch angerufen um sicher zu gehen, ob ich auch heute wirklich komme, doch von den anderen habe ich in der ganzen Zeit nicht einen Ton gehört. Es ist, als hätten sie vergessen, dass ich überhaupt existiere. Aber vielleicht bilde ich mir das auch einfach nur ein und bin wieder viel zu überempfindlich. Mein Blick fällt auf den Radiowecker neben meinem Bett. Ich sollte mich wohl besser ein wenig beeilen, da du mir angeboten hast mich mit dem Auto abzuholen. Von meinem eigenen gehst du ja immer noch davon aus, dass es in der Werkstadt ist. Allerdings habe ich auch nicht das gesteigerte Verlangen dich aufzuklären, denn der tatsächliche Aufenthaltsort ist nach wie vor die hauseigene Garage, wo es auch hingehört. Denn bei den Benzinpreisen heutzutage kann ich es mir nicht leisten, wie wild in der Gegend herumzueiern, da kommt mir dieser Chauffeurdienst gerade recht. Lange Zeit starre ich auf die verschiedenen Kleidungsstücke vor mir und kann mich einfach nicht entscheiden was ich anziehen soll. Es ist jetzt Mai. Eigentlich ist draußen das Wetter wie in einem Traum, obwohl nicht allzu warm, aber doch so, dass man den Pullover zur Kleiderspende schicken kann. Aber genau auf dieses Utensil will ich unter keinen Umständen verzichten. Es bewahrt mich davor, meinen Arm in der Öffentlichkeit preisgeben zu müssen. Letztendlich entscheide ich mich dann aber doch für eine schwarze Strickjacke, nicht einmal halb so warm wie ein Pullover und doch erfüllt sie ihren Zweck. Auf das Schminken verzichte ich dieses Mal, zum einen weil man es ja nicht übertreiben muss, da ich ja nur zur Probe gehe, und zum anderen reizt im Augenblick noch der Kajalstift meine Augen, sodass sie wieder tränen. Das Resultat ist zwar, dass mein Gesicht noch immer völlig verquollen aussieht, aber ich kann es nun einmal nicht ändern. Zum wahrscheinlich hundertsten Mal an diesem Morgen seufze ich auf, während ich meine restlichen Sachen zusammenpacke und in den Flur stelle, damit ich gleich auch nichts vergesse, als es an der Tür klingelt. Es bist wider Überraschung du, der mich mit eindringlichen Blicken taxiert, ehe du ein heiteres Lächeln aufsetzt. „Einen fröhlichen Guten Morgen, Aoi. Es freut mich dich wieder in blendenster Gesundheitsverfassung antreffen zu können.“ Jaaaa, klar, halt mal den Mund. Du siehst genauso gut wie ich, welches jämmerliche Erscheinungsbild ich im Moment abgebe. „Allerdings...“ Dein Gesicht ist nachdenklich geworden, doch kann man bei näherer Betrachtung den Schalk in deinen Augen erkennen. „... verstehe ich noch nicht so ganz, wie dir das passieren konnte. Lass mich noch mal genau überlegen, wer von uns beiden Hübschen hier im Raum damit geprahlt hat, niemals eine Erkältung zu bekommen? Na? Na? Du darfst ruhig mitraten, wenn du die Antwort weißt.“ Uruha... noch ein Wort, und ich schwöre dir, ich bring dich um. Meine Laune ist im Augenblick nicht die beste, du solltest meine Geduld also besser nicht übermäßig strapazieren. Aber anstatt dir zu antworten gebe ich nur ein gereiztes Murren von mir und mache mich daran meinen Kram aus dem Flur wieder hervorzukramen. Du machst mich nervös. Ich habe deine Worte noch immer nicht vergessen, deswegen kann ich umso weniger dein völlig neutrales Verhalten im Moment einordnen. Aber für den Augenblick beschließe ich es dabei zu belassen. Denn jegliche unnötigen Gedanken lassen den gerade erst vertriebenen Kopfschmerz rehabilitieren. Ich schnappe mir meine Gitarrentasche und mache mich auf den Weg zu deinem Auto, welches du ganz in der Nähe geparkt hast und lasse mich auf den Vordersitz sinken, das Gepäck auf dem Rücksitz verstaut. Allerdings muss ich den Sitz weiter nach hinten stellen, sonst hätte ich für meine langen Beine absolut keinen Platz gehabt. Wie es scheint hast du in letzter Zeit wohl öfters Taxifahrer gespielt, aber für eine Person, die deutlich kleiner ist als ich. Und wenn mich mein Gefühl nicht täuscht würde ich auf Ruki tippen. Aus einem mir unerfindlichen Grund beschleicht mich eine leichte Eifersucht. Irgendwie stört es mich, nicht der einzige zu sein, den du durch die Gegend kutschierst. Aber wieso sollte es mich eigentlich stören? Erstens ist es deine Sache, wen du wann wohin fährst, zweitens bist du nicht mein persönliches Eigentum und drittens sind wir nicht zusammen. Ich liebe dich ja noch nicht einmal. Wäre ja auch noch schöner. Ich bin nicht schwul. Und damit Ende der Diskussion. Zur Bestätigung atme ich noch einmal verstärkt ein und aus und blicke konzentriert aus dem Fenster, als du auf der Fahrerseite des Wagens Platz nimmst. Gewissenhaft überprüfst du die Einstellungen deines Sitzes und rückst den Spiegel zurecht, natürlich nicht ohne nebenbei dein Make-up zu kontrollieren. Spinner. Ich frage mich, warum du alles noch einmal neu einstellst, immerhin bist du doch gerade erst hierher gefahren und in der kurzen Zeit, wo du bei mir in der Wohnung warst, wird sich wohl kaum etwas verändert haben. Doch ich halte es für das Beste lieber den Mund zu halten und starre weiterhin aus dem Fenster. Ich betrachte die mit Müll überladenen Straßen und die spärlichen Grünstreifen. Ich wohne in keinem schönen Teil der Stadt, aber etwas exklusiveres kann ich mir nicht leisten. Ich hoffe, dass wir bald unsere Musik verkaufen können und ich die roten Zahlen für immer aus meinem Kontoauszug verbannen kann, doch bis dahin wird es noch Ewigkeiten dauern. Erst brauchen wir eine Plattenfirma, die unsere Musik produzieren will, dann müssen wir unsere Platten verkaufen, auf uns aufmerksam machen und und und. Außerdem, wer sagt überhaupt, dass wir erfolgreich werden? Es gibt so viele, die besser sind als wir, was soll da schon groß bei rauskommen? Meine Gedanken überschlagen sich und werden immer pessimistischer, dass ich gar nicht mehr auf die Fahrbahn achte. Und so fällt es mir auch nicht auf, dass mein Chauffeur einen anderen Weg als sonst nimmt um zum Proberaum zu kommen. Erst als die Umgebung um uns herum einen weitaus teureren Eindruck macht als noch 10 Minuten zuvor und die Gebäude an Höhe gewinnen, als würden sie geradewegs in den Himmel führen, blicke ich dich erstaunt an. „Hast du dich verfahren, Uruha?“ Du ziehst eine Augenbraue hoch und blickst mich für einige Sekunden verwundert an, ehe du dich wieder auf die Fahrbahn vor dir konzentrierst. „Nein, wieso?“ Ich werde immer skeptischer und kurble das Fenster hinunter um mit herausgestrecktem Kopf die Stadt besser sehen zu können. In diesem Teil Tokios bin ich noch nie zuvor gewesen und ich kann mir auch nicht im geringsten vorstellen, weswegen wir hier sind. Mit einem kurzen Seitenblick schaust zu mir herüber, ehe du eine Hand vom Lenkrad löst und mich am Kragen zurück auf meinen Sitz ziehst. Das Resultat ist, dass ich dich verärgert und zutiefst beleidigt von der Seite her ansehe. „Du brauchst gar nicht so zu gucken, Aoi. Du tust so, als wärst du noch nie in deinem Leben in einer Stadt gewesen.“ Du machst ein abfälliges Geräusch. Na und? Vielleicht war ich auch noch nie in diesem Teil Tokios, wo sich ein Bürokomplex an den nächsten anschließt. „Nur zu deiner Information, ich war schon mal in einer Stadt, okay? Aber könntest du mir vielleicht mal verraten was wir in DIESER Gegend hier wollen? Unser Proberaum liegt in entgegengesetzter Richtung...“ Deine ganze Reaktion besteht darin, dass du in den zweiten Gang schaltest und den Sonnenschutz im Wagen herunterklappst, weil du geblendet wirst. Es dauert eine Weile, bis du auf meinen Einwurf antwortest. „Nein, tut er nicht.“ Jegliche Versuche, dir nähere Informationen zu entlocken, scheitern, und so gebe ich es schließlich auf. Irgendwas wirst du dir ja wohl dabei gedacht haben, außerdem wäre es absolut unsinnig jetzt einen Streit anzufangen. Eine Zeit lang fahren wir schweigend nebeneinander her, bis du in eine Seitenstraße einbiegst und vor einem riesigen Gebäude hältst. Mit einer leichten Handbewegung bedeutest du mir auszusteigen und meine Gitarre mitzunehmen. Neugierig gehorche ich deinen Anweisungen und folge dir zur Eingangstür des Gebäudes, die mir allerdings eher wie eine Hintertür vorkommt, denn sie ist verhältnismäßig klein und auch sonst eher unscheinbar. Rechts und links von ihr stapeln sich nur so die Papierkartons und Müllsäcke. Na klasse, was wollen wir denn hier?! Ich will dich fragen, aber irgendwie traue ich mich nicht. Also entschließe ich mich dazu, die Dinge einfach auf mich zukommen zu lassen. Nachdem du aufgeschlossen hast schreitest du mit sicherem Schritt die Gänge entlang. Links, rechts, dann wieder links, eine Treppe hinunter, durch eine Tür und wieder rechts. Längst habe ich aufgehört mir zu merken welcher Gang auf welchen folgt, denn mit der Zeit werde ich ein kleines bisschen müde. Zumal die Gitarrentasche schwer auf meine Schultern drückt. Ab und an kommen uns ein paar Leute entgegen, die du mit einer leichten Verbeugung begrüßt, doch ihre Gesichter verraten mir nichts. Ich versuche den Namenszug auf ihren Ansteckern zu lesen, doch ehe ich über den Nachnamen hinaus bin, ist die Person auch schon weitergegangen. Allerdings fallen mir bei jedem Namensschild drei große in einander verschlungene Buchstaben auf. Ein „P“, ein „S“ und ein „C“. Ich frage mich, was sie zu bedeuten haben, obwohl ich mir fast sicher bin, dass das der Name von dieser Firma sein muss. Obwohl... Wer würde seiner Firma schon so einen bescheuerten Namen geben? Ich philosophiere noch eine Weile über die Bedeutung der drei Buchstaben, ehe du und ich vor einer weiteren Tür Halt machen und erst jetzt dämmert es mir, was das ganze Theater hier soll. „Studio 3“ Und darunter mit Leuchtschrift: „Bitte Ruhe, Aufnahme“ Meine Augen werden immer größer und mein Kiefer gesellt sich langsam Richtung Boden, bis ich ihn schnell wieder zumache. Du allerdings schaust mich breitgrinsend an und schiebst mich mit sanftem Druck in den Raum, indem bereits die anderen Bandmitglieder zusammen mit zwei mir unbekannten Männern warten. Der eine von ihnen trägt einen schwarzen Nadelstreifenanzug und eine dunkel graue Krawatte, während der andere lässig im Schneidersitz auf seinem Drehstuhl vor einem riesigen Mischpult sitzt. Er trägt eine weiße Dreiviertelhose und ein blaues T-Shirt, auf dem niemand geringeres als Link aus Zelda abgebildet ist. Sein Gesicht strahlt mit dem von Kai um die Wette. Einige Zeit herrscht Schweigen, ehe Letzterer das Wort ergreift. „Wie ich sehe ist unsere Überraschung gelungen, Aoi – chan. Darf ich vorstellen, das hier sind Takarada – san und Satou – san, der Direktor der PSC und sein Tontechniker. Na was sagste nun?“ Kais Grinsen könnte breiter nicht sein, während ich noch immer Mühe habe die Flut an Neuigkeiten zu verarbeiten. Was um Himmels Willen wurde hier überhaupt gespielt, während ich krank war? Noch immer nicht fähig zu antworten, halte ich es für das beste einfach weiter zu schweigen und meine Gegenüber eindringlich zu mustern. Während Takarada – san eine gehörige Portion Respekt ausstrahlt, finde ich die lockere Art von Satou gleich von Anfang an sympathisch. „Ähm.. ja... schön und gut, aber...Was genau machen wir hier?“ Irgendwie habe ich das dumpfe Gefühl, dass ich diese Frage besser nicht gestellt hätte, denn von einer auf die andere Sekunde herrscht Totenstille. Alle starren mich ungläubig an, doch dann verzieht Reita hämisch das Gesicht. Herrgott, wie ich diesen Typ doch hasse. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, oder, Aoi? Du hast gerade nicht wirklich danach gefragt, was wir hier sollen oder?!“ Doch, hab ich, was dagegen? Fatzke. „Weißt du denn gar nicht, was die PSC ist?!“ Himmel Hintern, nein, ich weiß es nicht, ist das denn so eine große Bildungslücke? Aber wie ich Reita kenne, wird er es sich nicht nehmen lassen mich über meine Unwissenheit aufzuklären. „Na schön, dann werde ich dich halt über deine Unwissenheit aufklären müssen....“ Hab ich es nicht gesagt...? „Also, ‚PSC’ steht für Piece & Smile Company und ist eine Plattenfirma, die...“ Es folgt ein ätzend langer Vortrag, den ich mir nach der Hälfte schon nicht mehr weiter anhören will. Aber immerhin ist es für den sonst so wortkargen Reita doch ein Rekord, wenn er eine Ansammlung vollständiger und logischer Sätze nach einander aussprechen kann. Man sollte ihm fast gratulieren. Zu guter Schluss, weiß ich aber nun, dass die ‚PSC’ – Himmel, welcher Spast kommt auf so einen Namen, bitte schön? – eine Plattenfirma ist, die auf uns durch die Demotape-Verteilung aufmerksam geworden ist und uns fünf unter Vertrag nehmen will. Die anderen haben bereits unterschrieben, nur ich fehle noch. Ich kann mein Glück noch gar nicht fassen, denn damit rücken wir einen großen Schritt näher an unseren Traum, berühmt zu werden. Mein Gesicht gleicht vor Freude einem in Brand stehenden Weihnachtsbaum und mit einem für mich in letzter Zeit untypischen Grinsen stimme ich dem Vertragsabschluss zu und greife nach einem Stift um zu unterschreiben. Ich habe das Gefühl, dass dieser Tag einfach nur noch besser werden kann. Das ungute Gefühl von heute Morgen scheint sich getäuscht zu haben. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# So, das war es mal wieder von meiner Seite. Mit dem Kapitel bin ich zwar nicht ganz so zufrieden, aber na ja. Ich freu mich schon auf ein Kapitel, das später kommt, ich LIEBE diesen Teil einfach xDD Er ist mir eingefallen, als ich Screen gehört habe. Aber na ja, wie gesagt, der kommt erst später. So in ... 2 Kapiteln oder so... Er ist der Beginn einer ganzen Serie von Lieblingskapiteln xDD Also dann, wir lesen uns (wenn ihr wollt ^^) Kapitel 7: Vögel, die morgens singen, fängt nachmittags die Katz’ ----------------------------------------------------------------- Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 7/? Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Hauptsächlich Aoi x Uruha, aber es wird ein ‚Überraschungspairing’ geben XD Musik beim Schreiben: Miseinen und NIL Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T Anmerkung: Himmel bin ich stolz auf mich, dass ich es geschafft habe, das Kapitel mal ein wenig schneller hochladen zu können als sonst. Aber ich habe jetzt alle Abschlussprüfungen hinter mir, nur noch Französisch Anfang Juni, und deswegen bleibt etwas mehr Zeit übrig als sonst^^ Aber vor diesem Kapitel möchte ich mich noch einmal ganz lieb bei allen bedanken, die mir fleißig Kommentare schreiben. Honto ni domo arigato, minna-san m(_ _)m Ich freue mich jedes Mal tierisch über neue Kommentare, es zeigt mir, dass sich meine Mühen mit der FF lohnen, sodass ich auch noch spät abends weiter schreibe, selbst wenn es ein harter Tag war ^^’ Vielen Dank, dass ihr mich in dieser Hinsicht unterstützt, auf dass noch eine Menge Kapitel kommen werden, denn die Lage zwischen Uruha spitzt sich zu xDD #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Kapitel 7: Vögel, die morgens singen, fängt nachmittags die Katz’ „Ruki – san, wir brauchen mehr Gefühl im Refrain. Noch einmal das Ganze und hängen Sie sich diesmal richtig rein.“ Schon wieder eine Unterbrechung. Schon wieder hat einer von uns einen Fehler in seiner Performance gemacht. Es ist einfach zum verrückt werden, nun stehen wir schon seit Stunden im Tonstudio der PS Company und noch immer ist nichts vernünftiges dabei herausgekommen. Entweder gefiel dem Music Direktor das Zusammenspiel von Kais Schlagzeug und Reitas Bass nicht, dann vermittelte Ruki nicht genügend Emotionen in seiner Stimme. Es ist einfach zum Haare raufen. So langsam habe ich das Gefühl, als seien wir irgendeine drittklassige Schulband, die noch nie zusammen gespielt hätte. Man kommt sich auf einmal ganz klein und schäbig vor. Wieder setzt Ruki an, abermals wird er an der selben Stelle unterbrochen. Anscheinend will und will es nicht gelingen, so sehr sich unser Sänger auch bemüht. Mittlerweile ist er stocksauer und kann seine Wut nur noch sehr schwer zurückhalten. Sie ist so offensichtlich, dass ich sie selbst hinter der dicken, schalldichten Glaswand, hinter der wir warten müssen, bis unser musikalischer Teil aufgenommen wird, fast schon körperlich spüren kann. Ruki wird toben, sobald er den kleinen Raum mit dem Mikrophon wieder verlassen darf. Mein Herz klopft mir bis zum Hals. Noch musste ich nicht in den Aufnahmeraum. Noch bin ich verschont worden. Aber wenn an dem Sänger schon kaum mehr ein gutes Haar gelassen wird, wie wird das dann erst bei mir sein? Ich bin nur ein Mittelklassegitarrist. Uruha, du spielst um Längen besser als ich, und auch du hast dein Fett weg bekommen. Mein Hals ist auf einmal unangenehm trocken und es kratzt jedes Mal, wenn ich schlucken muss, dafür sind allerdings meine Hände schwitzig. Ich werde bestimmt nicht einen Ton einwandfrei spielen können, geschweige denn im Takt bleiben. Unsere mir noch vor wenigen Stunden glorreiche Musikkarriere scheint in weite Ferne gerückt zu sein. Eine Zeit lang beobachte ich noch Rukis Qualen, dann verlasse ich kopfschüttelnd den Raum. Heute wird die Aufnahme wohl nichts mehr werden. So nett und freundlich Satou auch im Gespräch ist, so erbarmungslos kann er bei den Aufnahmen sein, denn ehe nicht alles perfekt ist, entlässt er dich auch nicht. Wenn es sein muss, prügelt er dich zu den Aufnahmen bis spät in die Nacht, wie er sagt. Und irgendwie glaube ich ihm das. Ich gehe die Gänge entlang auf der Suche nach einem Getränkeautomaten um mir eine Cola ziehen zu gehen. Ich brauche jetzt dringend Koffein, um mich auf meinen Gitarrenpart konzentrieren zu können, denn ich werde jegliche Konzentration benötigen, die ich aufbringen kann. Nur leider scheitert dieser geniale Plan schon zu Beginn, denn es ist absolut unmöglich sich in diesem Gebäude zurechtzufinden. Ein Gang sieht aus wie der andere, das einzige, worin sich die Flure unterscheiden, sind die Treppen und Fahrstühle, denn mal sind es zwei auf einer Etage, mal sind es drei. Es ist zum verrückt werden. Wenn ich den Architekten erwische, kann er sich mal eine Gardinenpredigt anhören, die sich gewaschen hat. Ich blicke auf die Uhr. Jetzt suche ich schon seit knapp sieben Minuten nach diesem scheiß Automaten und habe noch immer nichts vergleichbares gefunden. Ganz zu schweigen, dass ich noch nicht einmal mehr den Weg zurück in die Aufnahme kenne, obwohl ich mir die Strecke hatte merken wollen. Na ja. Dann halt auf gut Glück. Irgendwo wird sich ja wohl ein Schild mit Wegbeschreibung auftreiben lassen. Mit aufgesetzter Fröhlichkeit schlendere ich also weiter die Gänge entlang, die Hände in den Hosentaschen verborgen. Noch einmal gehe ich in Gedanken die Griffe für unser nächstes Lied durch und ermahne mich noch einmal dazu bloß keinen Fehler zu machen. Wir haben das Stück fast einhundert Mal durchgeprobt, es muss einfach sitzen. Zumal es mir ganz besonders am Herzen liegt. Es ist das erste, das ich vollkommen allein geschrieben habe, ohne, dass mir irgend jemand hineingepfuscht hat. Wobei ich allerdings zugeben muss, dass Ruki und Reita sehr wohl eine Menge daran aussetzen wollten, doch noch bevor sie Atem holen konnten, um ihre Meinung lautstark kundzutun, wurden sie von dir gestoppt. Ohne auch nur einmal zwischendurch Luft zu holen, hast du einen Vortrag über die angebliche Genialität des Textes heruntergebeten, dass selbst Kai seinen Ohren nicht trauen wollte, der sich bis dato aus der ganzen Affäre herausgehalten hatte. Das Resultat ist, dass der anfängliche Text blieb, und die anderen sich fast zwei Wochen über die Melodie die Köpfe zermarterten. Aber ich mag das Lied. Es zeigt mich selbst. //I hustled for looking for something. I went ahead, even if I tripped. I knew it was foolish, but I did my best not to regret. I could believe myself, I didn’t need friends.// Ohne es großartig zu bemerken, habe ich angefangen den Text von “Miseinen” vor mich her zu summen. Nein, ich brauche wirklich keine Freunde, ich komme auch so recht gut allein zurecht. Deswegen kann ich auch bestens auf deine angebliche Liebe verzichten, Uruha. Komisch, wie lange mich die Sache beschäftigt. Normalerweise hätte ich solche Banalitäten schon längst vergessen, aber dieses Mal ist es aus einem mir unerfindlichen Grund anders. //I wanted to be strong enough to live alone. In fact, I was just afraid of being deceived. Nothing changes if I only run away I knew it but I could not change myself// Meine Füße gehen mittlerweile einen eigenen Weg, sie führen mich wohin auch immer. Ich habe angefangen zu schlurfen, denn meine Nervosität hat sich zwar gelegt, doch ist es nun als drücke etwas Unsichtbares schwer auf mein Gemüt. Ein langer Seufzer entweicht mir und unterbricht für einen Moment mein Summen. Die Wahrheit ist, dass ich nicht Singen kann, diesen Part überlasse ich ohne zu zögern Ruki oder anderen hervorragenden Sängern, aber ab und an überkommt es mich dennoch. Und da ich mir sicher bin, dass sich im Augenblick niemand in diese Korridore verirrt, kann ich es ja wagen, meine Stimme wenigstens den Wänden und dem Boden zuzumuten. //The pride of loneliness which I showed boastfully, was a wing to escape to an useless ideal. Over this light, there was not a freedom. I weltered rough days, when I realized, I burdened a solitaryness It was tough. The truth was, that I was alone. I didn’t wish anything.// Ja… Ich bin allein. Aber dies ist die Realität, die ich gewählt habe. Vielleicht ist es ein Fehler, in einer Band zu spielen, in der ein großer Wert auf Zusammenhalt und Freundschaft gelegt wird, aber ich liebe nun einmal die Musik, deswegen bin ich darauf angewiesen, mit anderen zusammen zu arbeiten. Obwohl... Es fällt mir zwar schwer es zuzugeben, aber manchmal kann es doch recht unterhaltend sein, wenn man diesen Haufen an Narren näher betrachtet. Es vergeht nicht ein Tag, an dem ich mich nicht über sie alle kugelig lachen könnte, wenn ich sie nur ansehe. Oft gegen meinen Willen. Aber das ist alles nur Fassade. Ich weiß es. Auch wenn ich jetzt mit ihnen scherze, könnte morgen schon wieder alles ganz anders sein. Dieses Business ist hart. Es ist allzu leicht gegen jemand besseres ausgetauscht zu werden, auch wenn vorgegeben wird, dass man befreundet sei. //If you pretend to be brave, you forget your true face. When you get hurt… when you feel like crying, you shout towards the big sky. Not to forget myself, to keep myself If there is a freedom in the blue fine sky, I don’t care if these proud wings break I have already started running towards the sky.// Ein Klatschen schreckt mich auf. Hektisch blicke ich mich um, um die Ursache oder den Urheber dieses Geräusches auszumachen, doch als ich die Quelle letztendlich entdeckt habe, gefriert mir das Gesicht zu Eis. Eine Person steht grinsend an einer Wand gelehnt da und mustert mich eindringlich, während sie noch immer verhalten Beifall spendet. Ich glaube der verarscht mich.... Seine Haare sind in den Farben des Regenbogens gefärbt, an der einen Seite abrasiert, an der anderen auftoupiert. Seine Lippe ziert ein ähnliches Piercing, wie ich es trage. Irgendwoher kommt dieser komische Vogel mir bekannt vor. Ich weiß nur nicht wo ich ihn schon einmal gesehen habe. „Woah, hast du ne grottige Stimme, da kräuseln sich einem ja die Fußnägel.... Dass so etwas überhaupt unter die Leute darf, is mir ’n Rätsel. Aber das Lied is geil, is das von dir?“ Ich verziehe nur das Gesicht über diesen unverschämten, aber doch sehr treffend beschriebenen Kommentar, denn dass meine Gesangsqualitäten nicht die besten sind, wurde mir schon oft genug gesagt. Aber jetzt weiß ich wenigstens wieder, wer vor mir steht. Miyavi. Momentchen mal... DER Miyavi? Der Ex-Dué-le-Quartz-Gitarrist-Miyavi? Ich glaub, ich packs nich… Ich hatte gar nicht gewusst, dass der bei der PS Company unter Vertrag steht. Wie peinlich. Meine vorerst einzige Reaktion besteht darin, erst einmal verlegen zu grinsen und mir mit der Hand nervös die Haare zu zerzausen. Da mir aber auffällt, dass ich davon nur noch wie der letzte Arsch aussehe, lasse ich es recht zeitig allerdings wieder bleiben. „Jeah, es is von dir. Aber kein Grund sich wegen dem Gejaule zu schämen, ’s is halt nich jeder so ein Multitalent, wie ich.“ Miyavi stößt sich von der Wand ab und kommt lässig auf mich zugeschlendert, sein Gesicht ziert ein riesiges, überlegenes Grinsen, das mit Kais Konkurrenz machen könnte. Aber aus irgendeinem Grund mag ich diesen Kerl. „Du... bist Miyavi.“ Klasse Aoi. Ein Punkt mehr auf deinem Konto der weniger geistreichen Kommentare. Glückwunsch. „Woah, woher weißt’n das? Dabei hab ich mir doch heut’ extra vorgenommen, mal nich’ aufzufallen. Findeste meine super coole Verkleidung nich’ auch hammergeil?“ Verkleidung?! Wenn man ein einfaches weißes T-Shirt und eine neongrüne ¾ Hose als Verkleidung betrachtet, dann... Ja, sehr originell. „Vielleicht hättest du es mit einer Gurkenmaske probieren sollen, scheint ja recht gut für die Poren zu sein. Oder du nimmst gleich eine Papiertüte und stülpst sie dir über den Kopf, dann läuft wenigstens niemand Gefahr an deiner hässlichen Fresse zu erblinden.“ Ich unterstreiche meine Worte, indem ich den Kopf schief lege, in meiner Mundhöhle ein Vakuum bilde, sodass sich Einbuchtungen in meinen Wangen bilden und fange an zu schielen. Ich muss ein selten dämliches Bild abgeben, denn lange kann ich diese Mimik nicht beibehalten und fange lauthals an zu lachen. Wie lange ist es her, dass ich dieses Gefühl so unbeschwert habe ausleben können? Mein Gegenüber lässt sich von meiner plötzlichen Euphorie anstecken, denn auch er kugelt sich mittlerweile vor Lachen. „Ne, du bist mir ja ’n komischer Kauz. Anscheinend scheint die PSC ein Talent dafür zu haben, ulkige Gestalten von der Straße aufzugabeln. Biste ’n neuer Musiker, oder so was?“ Ich muss an mich halten, um nicht wieder in Gelächter auszubrechen, doch mit der Zeit gelingt es mir, mich wieder zu beruhigen und ich wische mir einige Lachtränen mit dem Handrücken aus den Augen. Mein Zwerchfell schmerzt von der ungewohnten Beanspruchung der Muskeln, deswegen bringe ich nur ein Nicken zu Stande. Verflogen ist die Aufregung über die Tatsache eine Berühmtheit wie Miyavi vor mir stehen zu haben, denn entgegen meiner Befürchtungen ist er wirklich ein lockerer und umgänglicher Typ, wenn man mal von seiner offensichtlichen Durchgeknalltheit und seinem übertriebenen Hang zur Selbstinszenierung absieht. Letzteres erinnert mich an irgendwen ganz bestimmtes. „Ich bin Aoi, freut mich wirklich. Ich und meine Band sind erst seit kurzem hier unter Vertrag. Wir recorden gerade unseren neuen Song.“ Wie es scheint, habe ich etwas falsches gesagt, denn keine zwei Sekunden nach meiner Antwort hält sich mein Gegenüber schon wieder den Bauch vor lachen. „Aoi? Na-da-schau-mal-einer-guck, unser Kauz is in Wahrheit ’ne Blaumeise. Un’ anscheinend hat er seine ganze Voliere gleich mitgebracht. Ne, ich glaub, ich kann nich mehr vor Lachen. Das is fast ZU gut. Ich mag dich, Vögelchen.“ Miyavi behält sein Grinsen bei und schlägt mir aufmunternd auf die Schultern. Ich könnte mich ewig mit ihm unterhalten und eine Blöderei nach der anderen machen. Doch plötzlich fällt mir siedend heiß wieder die Aufnahme ein, vor der ich geflüchtet bin, um mir das Elend mit Ruki nicht länger mehr mit ansehen zu müssen. Ein schneller Blick auf meine Armbanduhr bestätigt mir, dass ich fast eine dreiviertel Stunde weg war, obwohl ich „nur mal eben“ eine Cola holen gehen wollte. Satou – san wird toben, denn da es mittlerweile halb eins in der Frühe ist, lohnt es sich nicht mehr noch meinen Gitarrenpart aufzunehmen. Und dass, obwohl wir die Takes heute hatten abschließen wollen um gleich morgen mit einem Photoshooting zu beginnen. Es wird nun warten müssen. Mein Gesprächspartner muss meine Gedanken erraten haben, denn sein Gesicht nimmt einen etwas ernsteren Ausdruck an. Ohne lange um den heißen Brei herumzureden, bringt er meine Befürchtungen auf einen Punkt und ergreift mich kurzerhand am Arm um mich zum Aufnahmestudio zu begleiten. Leider erwischt er genau die lädierte Stelle an meinem linken Unterarm, was mich schmerzhaft zusammenzucken lässt. Glücklicherweise fasst Miyavi meine Reaktion allerdings eher als Überraschung auf. Ich hege aber auch keinerlei Verlangen ihn von der Wahrheit zu unterrichten. Schön und gut, er ist mir sympathisch und wir haben uns bisher ziemlich gut verstanden, aber so dicke haben wir es dann doch nicht. Zumal meine Angelegenheiten niemanden etwas angehen. Zielsicher führt Miyavi mich am Arm durch die Gänge, er weiß genau welche Abzweigung er wann nehmen muss. Ich glaube, ich werde mich hier niemals zurecht finden können. Eine Tatsache, die meinen kurzweiligen Weggefährten dazu veranlasst, mehr oder minder unterhaltsame Witze zu reißen. Doch als ich zum wiederholten Male an diesem Tag den Architekten verfluche, klärt das Energiebündel neben mir mich auf. „Is ja drollig, dasste noch nich’ ma weiß’, wieso das ganze Gebäude ’n Labyrinth is... ’s is zu unserer Sicherheit, falls irgend so ’n Spacken auf den Trichter kommt, Sprengmeister oder Attentäter zu spielen. Er würd’ sich ganz einfach in dem System verlaufen, so wie du das die ganze Zeit tust. Na ja, mal davon abgesehen, dass der Idiot noch nich’ ma ins Gebäude reinkäme, weil überall Security rumsteht. Die kriegen sogar mit, wenn ’ne Laus auf die Idee kommen sollte, zu pissen.“ Diese Antwort überrascht mich. Als Uruha und ich zum ersten Mal hierher fuhren, habe ich keine Menschenseele gesehen, und diese schäbige Tür umstellt von Pappkartons und Mülltüten sah auch nicht danach auch, als dass sie einem Übergriff durch wen auch immer besonders gut standhalten würde. Obwohl... dabei fällt mir auf, dass ich noch überhaupt noch nicht viel von der PS Company gesehen habe, und das obwohl wir nun schon seit knapp einer Woche hier unsere Aufnahmen machen. Außer den beiden Studios, die sich im Keller befinden, kenne ich wirklich nichts vom weiteren architektonischen Aufbau. Aber wie es scheint, hat Uruha jeden Tag den Wagen geschickt um die Sicherheitsleute herummanövriert und uns den unauffälligen Hintereingang benutzen lassen, sodass auch wir kaum in der Öffentlichkeit Aufmerksamkeit erregen würden. Aber ich habe nicht lange Zeit darüber nachzudenken, denn Miyavis und mein kleiner Spaziergang kommt zu einem jähen Ende, als wir das Aufnahmestudio erreichen. Ich bedanke mich bei dem quirligen Punk mit einer leichten Verbeugung und will durch die Tür treten, als mir auffällt, dass sie verschlossen ist. Verwundert versuche ich es noch ein weiteres mal und rüttele mittlerweile am Türknauf, doch nichts geschieht. Die Tür bewegt sich keinen Millimeter. Das kann ja wohl nicht wahr sein! Anscheinend waren die anderen des Wartens überdrüssig geworden und sind einfach nach hause gegangen. Na die können was erleben, wenn die mir morgen über den Weg laufen sollten. Sie hätten zumindest Bescheid sagen können. Doch mit einem Mal fällt mir etwas grundlegendes ein, was ich bisher völlig außer Acht gelassen hatte. Uruha hatte mich heute Mittag wie jeden Tag abgeholt, also habe ich nun keine Möglichkeit zurück zu kommen. Und Miyavi fragen, ob er mich fährt, will ich nicht, denn ich habe keinerlei Ahnung wie er fährt, aber ich kann mir denken, dass es nicht wirklich vorschriftsmäßig ist. Zumal sein schadenfrohes Lachen im Augenblick nicht unbedingt aufmunternd ist. Ich habe das dumpfe Gefühl, dass er so etwas wie Straßenschilder nur vom Missachten her kennt. Ich komm nicht mehr nach hause... Ich muss elendig in diesem Gebäude verrecken... Mit einem geschlagenen Seufzer lehne ich mich an die Wand und schlage zur Bekräftigung noch einmal mit der Faust dagegen. „Diese Dreckssäcke.... Sie hätten zumindest etwas sagen können. Na wartet, wenn ihr mir jemals noch einmal über den Weg laufen solltet, dann... dann...“ „Was dann? Was hast du dann vor? Willst du uns etwa alle über die nächste Sofakante schmeißen und uns unsere Flausen austreiben? Welch verlockender Gedanke.“ Eine nur allzu wohl bekannte Stimme lässt mich aufschrecken. Uruha! In meinem ganzen Leben war ich noch nie so froh jemanden zu sehen, wie in diesem Moment. Und doch lässt dein spöttischer Unterton verbunden mit der provozierenden Wortwahl meine Euphorie innerhalb Bruchteilen von Sekunden wieder kläglich verrecken. Dieser Satz war aber auch wieder typisch. Ich könnte dich erwürgen. „Du musst gar nicht erst so tun, Uruha, wo sind die anderen? Erzähl mir nicht, dass sie alle schon längst nach hause gefahren sind. Ist niemandem von euch der Gedanke gekommen mir mal Bescheid zu sagen, oder ist das zuviel verlangt? Gerade von Kai hätte ich soviel Anstand erwartet.“ Ich bin so in Rage, dass ich ohne Unterlass rede. Am liebsten hätte ich dir meine ganze Wut entgegen geschmettert, doch du unterbrichst mich. Auch deine Stimme klingt gereizt, obwohl ich an deinem Gesicht erkenne, dass du dich noch zu beherrschen versuchst. „Anstand? Du redest mit mir über Anstand? Wäre es nicht auch anständig gewesen uns Bescheid zu sagen, dass du so lange wegbleibst? Die Rede war von ein paar Minuten, nicht von einer dreiviertel Stunde. Wir haben uns Sorgen gemacht, verdammt noch mal. Außerdem hast du dich die ganze Zeit in einem scheiß Funkloch herumgetrieben oder hast das Klingeln des Handys überhört. Weißt du eigentlich wie oft wir versucht haben dich zu erreichen?! Red mit mir nicht über Anstand, denn das ist im Moment ein äußerst ungünstiges Thema.“ Unser Streit wird immer heftiger und lauter, solange bis auch dem immer fröhlichen Miyavi der Kragen platzt. Eine Zeit lang beobachtet noch er unsere Anfeindungen, dann kneift er jedem von uns ein paar Mal fest in den Oberarm, was uns zusammenzucken lässt. Doch während du beleidigt deinen Schmollmund ziehst, schaffe ich es, mich wieder zu beruhigen. Miyavi hat recht. Sich zu Streiten bringt jetzt auch nichts mehr. Zumal ich so langsam die Müdigkeit durch meinen Körper wandern fühle. Nicht nur meine Knie schmerzen von der ganzen Herumrennerei, da der Morgen nun schon ziemlich weit vorangeschritten ist, habe ich auch nicht unbeachtliche Kopfschmerzen. Ich will einfach nur ins Bett und schlafen. „Duuu~~ Uruha? Können wir so langsam nach hause fahren? Ich bin müde und morgen wird wieder ein anstrengender Tag.“ Ich kann mir ein Gähnen nicht länger verkneifen und mir schießen Tränen in die Augen. Wenn du dich nicht bald beeilst, kippe ich noch vor Erschöpfung um. Auch du scheinst nicht mehr ganz auf der Höhe zu sein, denn du nickst, obwohl dir die lange Autofahrt anscheinend Sorgen bereitet. Immerhin ist das eine knappe halbe Stunde in völliger Finsternis, selbst wenn man wach ist, ist dieses Unterfangen eine Herausforderung. „Ihr zwei geht nirgendwo mehr hin, in eurem Zustand lass’ ich euch nich’ mehr fahren, nachher baut ihr zwei hübschen noch ’nen Unfall.“ Miyavis Stimme schreckt mich aus meinen Gedanken. Ich habe fast vergessen, dass er noch immer da ist. Aber wie es scheint haben sich sämtliche meiner Gehirnwinden schon zur Ruhe gebettet, denn obwohl ich den Satz des Punks akustisch einwandfrei verstanden habe, kann ich seinen Worten beim besten Willen keinerlei Logik entnehmen. Wenn wir nicht nach hause fahren sollen.... wohin gehen wir denn dann? „Na, ihr seid mir ja wirklich zwei Spaßvögel. Als wenn die PSC für solche Fälle nich’ gesorgt hätte. Es gibt hier überall Räume, in denen du und dein Zaunkönig hier übernachten könnt, nur dummerweise war da so ’ne Intelligenzbestie, die auf den Trichter gekommen is, sämtliche Räume zu renovieren. Im Klartext heißt das, du un’ dein Zaumkönig hier müsst euch ’n Sofa teilen.“ Erstarrt blicke ich dich an. Das kann ja jetzt nicht Miyavis ernst sein. Ich soll mir mit dir eine Couch teilen? Na so weit kommt es noch, wer weiß auf was für kranke Ideen du nachts kommst. Da kann ich mir ja gleich ein Schild um den Hals binden auf dem ‚Fick mich’ steht. Zu meinem Leidwesen scheinst du von dieser Idee vollkommen angetan zu sein, denn es dauert keine zwei Sekunden, ehe du freudestrahlend Miyas Vorschlag zustimmst, der uns daraufhin in den Raum meines Verderbens führt. Mein Schicksal ist besiegelt. Das Leben zieht an mir vorbei. Wieder ein Punkt auf meiner Liste, wieso ich mein Leben hasse. Gott, was habe ich dir nur getan, dass du mich dermaßen strafst? Zudem das verheißungsvolle Glänzen in den Augen meines intriganten Bandmitglieds trägt auch nicht gerade zur Besserung meines Allgemeinzustandes bei. Ich habe das Gefühl, dass ich keine geruhsame Nacht haben werde. Schlagartig wird mir klar was das unangenehme Kribbeln von vor ein paar Tagen zu bedeuten hatte. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# sooo, das war es auch diesmal wieder ^^ Ich mag Miyavi, ich find den witzig und er passte auch gerade gut in die Handlung rein, obwohl das mehr ein kurzfristiger Entschluss war. Ach ja, falls es jemandem aufgefallen sein sollte: Ich habe den Original-Text von Miseinen ein wenig gekürzt, sodass er zu Aois Gefühlen passt, es sind auch nur ein paar Zeilen, die ich weggelassen habe ^^' Aber wie schon in der Anmerkung erwähnt (s.o.) spitzt sich die Lage zwischen unserem Zaunkönig (Uruha) und der Blaumeise (Aoi) zu. Für die Leute, die nach der Lemon gefragt haben: !!Vorsicht: Spoiler!! Es wird eine geben xD Um genau zu sein wird es sogar 7 geben, sofern ich nicht von einem auf den anderen Tag die Handlung wieder komplett umschmeiße xDD Aber alles zu seiner Zeit und nun ist die Zeit sich wieder zu verabschieden ^^/ Also dann, wir lesen uns (wenn ihr wollt^^) Kapitel 8: Wer Wind säht, kann nur Sturm ernten ----------------------------------------------- Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 8/? Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Hauptsächlich Aoi x Uruha, aber es wird ein ‚Überraschungspairing’ geben XD Musik beim Schreiben: Dir en Grey’s „The Marrow of a Bone“ Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T Anmerkung: Hey Ho xD Es ist mal wieder so weit, nun schon zum achten mal muss ich euch mit meinem hirnverbrannten Scheiß belämmern und euch kostbare Zeit rauben xD Aber wieso lache ich eigentlich... Im Augenblick geht es mir gar nicht gut, ich habe Kopfschmerzen und irgendwie läuft alles in letzter Zeit nicht wirklich gut. Ich hoffe man merkt es diesem Kapitel nicht allzu sehr an, dass ich mit meinen Gedanken manchmal abschweife und für etwaige Fehler will ich mich diesbezüglich schon einmal im Vorfeld entschuldigen... Aber ich gelobe Besserung. ^^’ #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Kapitel 8: Wer Wind säht, kann nur Sturm ernten „Nein, Uruha, ich werde nicht...“ „Aoi, Herrgott noch mal, jetzt stell dich nicht so an! Das ist nur für eine Nacht, ich werde dich schon nicht auffressen.“ Da bin ich mir nicht so sicher. Ich will mir kein Sofa mit dir teilen. Um ehrlich zu sein, will ich noch nicht einmal im selben Raum wie du übernachten. Ich habe deine Worte von dem Nachmittag bei mir nach den Proben nicht vergessen, und so begegne ich jeder deiner Aktivitäten mit Respekt. Mein Versuch, mich deswegen auch aus der Übernachtung herauszureden, scheitert kläglich an deiner und Miyavis Entschlossenheit. Ihr Blöden. Ich weiß zwar noch nicht wann, und ich weiß auch noch nicht wie, aber meine Rache wird fürchterlich sein. Ich warte nur noch den ultimativen Zeitpunkt ab. Nachdem auch noch ein Dutzend Überredungsversuche ohne Erfolg verpuffen, muss ich mich allerdings wohl oder übel meinem Schicksal fügen und trolle mich in Richtung Sofa, das in einem der hellbeleuchteten Räume steht und das normalerweise für Photoshootings genutzt wird. Da aber zurzeit alle Gästeräume renoviert werden, wie Miyavi uns erzählt hat, müssen wir uns dummerweise mit diesem Ersatz zufrieden geben. Zu meiner Erleichterung stellt sich der „Ersatz“ aber als eine mehr oder minder bequeme, ausziehbare Schlafcouch heraus. Wenigstens etwas. Allein der Gedanke, dass ich mir mit dir ein mickriges Sofa hätte teilen müssen, von dem du mich früher oder später sowieso aus Platzmangel heruntergeschmissen hättest, lässt mich erschaudern. Da würde ich ja noch eher auf dem Fußboden schlafen, denn selbst der erscheint mir auf Dauer die bessere Lösung zu sein. Müde und erschöpft von den Ereignissen der letzten Tage taumle ich noch einmal auf Miyavi zu, um mich für seine Hilfe zu bedanken und drücke ihn kurz und freundschaftlich. Eigentlich bin ich zwar nicht so der Typ, der auf intensiven Körperkontakt angewiesen ist, aber es ist spät, ich bin müde und ich habe keine Lust mehr darüber noch großartig nachzudenken. Dass sich bei meiner unbedachten Geste allerdings deine stechenden Blicke in meinen Rücken bohren, bemerke ich nicht. Miyavi aber anscheinend schon, denn er zwinkert dir über die Schulter hin zu und verzieht das Gesicht zu einem Grinsen, als er sich letztendlich von mir löst. „Also, Vögelchen, dann werd’ ich ma’ gehn. Treibt’s heut’ Nacht nich’ zu bunt, ihr wollt ja noch zum Schlafen kommen, oder nich’?“ Mein Beitrag zu diesem Satz besteht allerdings eher darin, verlegen den Kopf zu schütteln. In jeder anderen körperlichen Verfassung hätte ich dem Punk die Leviten für diesen unverschämten Kommentar gelesen, aber ich bin zu müde, um eine nervenaufreibende Diskussion zu führen. Denn was Miyavi mit seiner Aussage eigentlich hatte sagen wollen, liegt auf der Hand. „ ‚Vögelt’ nicht zu viel, sonst seid ihr für morgen nicht mehr zu gebrauchen.“ Was denkt dieser Knilch eigentlich von mir? Sehe ich etwa so aus, als hätte ich es nötig, mich von dir durchficken zu lassen?! So weit kommt es noch. Ich bin mir nicht einmal sicher, ob nicht eher Miyavi derjenige wäre, der so etwas nötiger hätte. Bei ihm könnte ich mir durchaus vorstellen, dass er vom anderen Ufer ist. Oder um die Worte meines Bruders zu benutzen: Er wohnt in einer Regenbogenfamilie. Auch du scheinst den Wink verstanden zu haben, denn unbewusst leckst du dir über die Lippen, dass ich schreien könnte. Ich habe mich endgültig entschieden. Ich will nicht allein mit dir in einem Raum bleiben müssen. Miyaviii...! Geh nicht weeeeeg! Lass mich nicht allein mit diesem... diesem... Perversen! Das Geräusch der Tür lässt mich aus meinen Gedanken fahren. Anscheinend ist Miyavi endgültig gegangen, was wiederum bedeutet, dass ich nun wirklich mit dir allein bin. Das unangenehme Gefühl in meiner Magengegend verstärkt sich. Von Anfang an habe ich mich davor gefürchtet, mit dir allein sein zu müssen. Im Auto bei der Fahrt hierher zum Studio ist es zwar nicht ganz so schlimm, denn da musst du dich auf die Fahrbahn konzentrieren, aber jetzt im Moment hat sich deine Aufmerksamkeit ein anderes Ziel gesucht. Und dieses Ziel bin ich. Ich habe keine Lust mich umzuziehen, denn erstens müsste ich dann meinen Arm preisgeben und zum anderen weiß ich ja nicht, wie du auf solche Freizügigkeiten reagierst. Wärest du jetzt aber ein Mädchen, würde ich meine Reize – sollte ich denn welche besitzen – ohne Scheu zur Schau stellen, aber so? Doch im Gegensatz zu mir scheinst du anderer Meinung zu sein, denn als ich meinen Blick wieder auf dich richte, streifst du dir gerade dein T-Shirt über den Kopf, um es feinsäuberlich in eine Ecke zu legen, was mir unfreiwillig ein gequältes Seufzen entlockt. Schon lange hatte ich die Vorahnung, doch nun hat sie sich offiziell und endgültig bestätigt. Unter deinem Oberteil entblößt sich sahneweiße Haut, absolut ohne Makel und von leichten, nicht zu aufdringlichen Muskeln durchzogen. Ohne es zu merken habe ich angefangen, dich anzustarren und nur mit Mühe gelingt es mir, den Blick abzuwenden. Mein Gesicht ist flammend rot, obwohl ich für gewöhnlich jemand bin, der selten errötet. Auch mein Herzschlag hat sich zu meinem Entsetzen leicht erhöht, doch auch nach wie vor bin ich der festen Überzeugung, dass es für all das eine logische Erklärung geben muss. Es ist halt schon spät in der Nacht. Da ist es vollkommen normal, wenn einem die Nerven durchgehen. Doch als du anfängst, an dem Reißverschluss deiner Jeans herumzunesteln, um dich auch dieser zu entledigen, reißt mir aber doch der klägliche Rest des noch vorhandenen Geduldsfadens. Das muss ja jetzt wohl nicht sein, oder? Das kann ja jetzt nicht wirklich dein Ernst sein, dass du dich hier ausziehen willst? Mit vernichtendem Blick schaue ich in deine Richtung, versuche dich durch bloße Gedankenübertragung an deinem Vorhaben zu hindern. Ich habe Glück, denn nach einigem Zögern grinst du verstehend, ja fast schon provozierend, und streichst dir kokett eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht. Elender Poser. Genervt von soviel Eitelkeit und Selbstüberschätzung – auch wenn sie durchaus gerechtfertigt ist – schüttele ich den Kopf und lasse mich auf meinen Abschnitt der Schlafcouch sinken. Es ist mir egal geworden, was du tust, ich will nur noch schlafen. Morgen wird wieder ein anstrengender Tag, zudem ich mich auf eine gehörige Standpauke seitens Satou-san gefasst machen muss. Aber über solche Banalitäten will ich jetzt noch nicht nachdenken müssen. „Aoi...? Schläfst du schon?“ Ja, verdammt! Zumindest war ich bis gerade noch kurz davor, bis du mich wieder wachgemacht hast. Weil ich aber nicht das gesteigerte Verlangen danach hege, jetzt eine großartige Konversation mit dir anzufangen, stelle ich mich kurzerhand schlafend und warte deine nächste Reaktion ab. Doch lange Zeit erfolgt nichts, und gerade will ich beruhigt aufatmen, als ich eine feine Berührung an meinen Schulterblättern ausmache. Sofort verkrampft sich mein ganzer Körper und erst in allerletzter Sekunde schaffe ich es, meine Hand daran zu hindern, die deine wegzuschlagen. Mit klopfendem Herzen muss ich ertragen, wie deine Hand erst leicht an meinen Schultern rüttelt, nach einigem Zögern aber den Hals entlang nach vorne zu meinem Gesicht fährt. Obwohl deine feinen Berührungen fast nicht auszumachen sind, habe ich das Gefühl, als würde ich an all jenen Stellen verbrennen, an denen du mich berührst. Unfreiwillig kneife ich die Augen zusammen und beiße mir auf die Lippen, doch auch diese Verzweiflungstaten vermögen die aufkeimende Gänsehaut nicht zu unterdrücken. Irgendetwas läuft hier gerade ganz furchtbar falsch. Deine Finger werden mutiger, denn sie erforschen mein Gesicht Zentimeter für Zentimeter, bis sie urplötzlich über meine Lippen streichen. Ich wage nicht zu atmen. Das alles hier kommt mir so unwirklich vor, dass ich mich frage, ob es wirklich existiert, oder ob ich mir das nur einbilde. Mein Herz scheint sich zu überschlagen, als ich warmen Atem an meiner Wange spüre, während mich blonde Haare am Ohr kitzeln. Mein Hals ist so trocken, als kenne er das Wort Feuchtigkeit gar nicht, doch dafür sind meine Hände schweißnass. Lange halte ich das nicht mehr aus. Hör auf, Uruha. Ich will das nicht! „U-Uruha...? W-Was tust du da?” Meine Stimme klingt seltsam brüchig und fremd, ganz so, als gehöre sie jemand anderem. Mindestens dreimal überschlägt sie sich, doch noch immer wage ich es nicht, die Augen zu öffnen. Ich könnte dein Gesicht nicht ertragen. Doch die erhoffte Reaktion bleibt aus, denn anstatt deine Hand erschreckt zurück zu ziehen, legst du mir den Zeigefinger auf die Lippen. „Psst... Nicht reden.“ Mein Herz setzt aus. Deine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern, als du mir ins Ohr hauchst. Zum zweiten Mal in kurzer Zeit laufe ich flammend rot an und versuche nun doch, deine Hand wegzustoßen. Schlagartig dröhnen wieder deine Worte in meinen Ohren. Ich habe einen Fehler gemacht. Ich hätte dich schon vor einer halben Stunde in deine Schranken verweisen müssen. Zu meiner Erleichterung lässt du deine Hand wegschieben und ich rücke einen halben Meter von dir weg, bis ich beinahe vom Sofa falle. Aber alles ist besser, als noch länger in deiner Nähe sein zu müssen. Du machst mich krank. „Aoi...?“ Deine Stimme beschert mir abermals beinahe einen Herzinfarkt. Kannst du mich nicht mal in Ruhe lassen, verdammt? Ist das denn so schwer zu begreifen? Wieder fühle ich deine Hände an meinen Wangen, doch dieses Mal reagiere ich blitzschnell. Panisch schlage ich deine Hand weg, reiße die Augen auf und mache, dass ich Land gewinne. Ohne nachzudenken springe ich auf und flüchte auf die gegenüberliegende Seite des Raumes, in der Hoffnung dass du mich jetzt in Ruhe lässt. Doch weit gefehlt, denn nach einigen Schrecksekunden erholst du dich wieder und richtest dich mit einer geschmeidigen Bewegung auf. Dein Blick ist ernst, doch zugleich unglaublich sanft, als du langsam auf mich zugehst. „Aoi, ich...“ Deine Stimme ist leise und doch verstehe ich jedes Wort mit erschreckender Klarheit. Ich will etwas erwidern, doch meine Kehle ist wie zugeschnürt. Kein Laut entweicht mir, so oft ich es auch versuche. Jedoch, als du einen Schritt auf mich zu trittst, brechen die Worte nur so aus mir heraus. „Bleib bloß weg! Ich weiß nicht, was du hier für ein Spiel mit mir spielst, aber ich finde das ganz und gar nicht lustig. Lass mich in Ruhe, verdammt!“ Dein Blick könnte schockierter nicht sein, denn deine Augen sind weit aufgerissen und für einen Moment hältst du in deiner Bewegung inne. Bitte, bitte lass es darauf beruhen und verzieh dich, Uruha. Zu meinem Entsetzen ist das Gegenteil der Fall. Nachdem du meinen plötzlichen Ausbruch verarbeitet hast, überwindest du die wenigen Meter, die dich und mich noch trennen und nimmst mich ohne jegliche Vorbereitung in die Arme. Ich will dich wegstoßen, aber du lässt mich nicht. All meine Bemühungen, mich von dir zu entfernen, lässt du unbeachtet, du verstärkst den Kontakt sogar noch. Ich versuche, mich weiterhin zu befreien, gebe es nach dutzenden erfolglosen Versuchen jedoch auf. Meine einzige Hoffnung ist, dass du mich früher oder später ja auch mal wieder loslassen musst. „Aoi. Wirst du mir versprechen, mich anzuhören? Ich… ich muss dir etwas sagen. Etwas von immenser Wichtigkeit für mich...“ Nein. Ich will es nicht hören. Ich kann mir denken, was es ist und ich hege absolut kein Verlangen danach, es von dir gesagt zu bekommen. Lass mich los, Uruha. Noch werde ich versuchen können, die Sache zu vergessen. Aber wenn du weiter sprichst, wirst du alles kaputt machen. Deine Hände krallen sich in meinen Rücken, sodass ich schmerzhaft das Gesicht verziehe. Ich spüre, wie dein Körper sich an meinen presst, wie starke Arme mich umschlingen und jeden weiteren Gedanken an Flucht schon im Keime ersticken. Dein Gesicht presst sich in meine Halsbeuge, sodass ich deine Mimik nicht mehr studieren kann; ich kann deinen warmen Atem in meinem Nacken spüren, der die feinen Härchen dort aufstellen lässt. „Aoi... ich... Ich weiß, dass ich damit vielleicht alles kaputt machen kann, aber...“ Dann halt gefälligst deinen Mund, wenn du es eh schon weißt! Ich will dich anfahren und dir all diese Dinge ins Gesicht schmettern, aber kein Laut verlässt meine Lippen. Ich habe dich noch nie so unsicher erlebt. Es ist fast so, als wäre es noch nicht einmal deine Stimme, die diese Worte von sich gibt. Alles um mich herum kommt mir so irreal vor, dass ich für einen Wimpernschlag lang das Gefühl habe, mich in einem Theaterstück zu befinden. Oder in einem Film. Nur mit dem Unterschied, dass diese Aufführung keinerlei gute Kritiken bekommen wird. „... ich liebe dich, Aoi. Seit dem ersten Tag, als ich dich gesehen habe. Verstehst du mich?“ Ja... Ich habe dich verstanden. Aber begreifen kann ich dich nicht. Mit einem Schlag ist mein Kopf wie leergefegt, ganz so, als hätte man sämtliche Gliedmaßen gegen einen mittelschweren Amboss gerammt. Also war dein Traum neulich, in dem du im Schlaf vor dich hingesprochen hast, wirklich der Realität entsprochen. Ich schlucke schwer und trocken, versuche, einen halbwegs klaren Gedanken zu fassen. Wie konnte das nur passieren? Noch nie in meinem Leben hat mir jemand gesagt, er würde mich lieben. Warum dann gerade du? Du könntest jede, ja sogar JEDEN haben, was willst du dann mit mir? Ich bin nicht gerade hübsch, alles, was ich zur Schönheitspflege beitragen kann, sind dick mit Kajal umrandete Augen. Und wenn ich dick sage, dann meine ich dick. Ich habe selten gute Laune, sollte ich allerdings doch mit euch herumspaßen, ist meine Fröhlichkeit aufgesetzt. Ich habe aufgehört, mich gegen deinen Körper zu wehren, als du deinen Griff verstärkst und meine Schulterblätter nur noch fester mit deinen Fingern malträtierst. Ich fühle dein Herz gegen meine Brust schlagen, seine Frequenz ist leicht erhöht. Die durch deine Worte ausgelöste Stille drückt schwer im Raum und kriecht wie kalter Nebel in jede Faser des Körpers. Mir wird davon schlecht. „Lass mich los... Uruha...“ Meine Stimme hat Mühe den Nebel zu verdrängen, denn zu meinem Erstaunen ist sie schwach und brüchig. Meine Worte klingen nicht sehr überzeugend, mit dem Resultat, dass du ihnen keinerlei Beachtung schenkst. Plötzlich keimt Wut in mir auf. Ich nehme alle Kraft zusammen und schaffe es, dich wegzustoßen. Darauf nicht vorbereitet taumelst du einige Schritte nach hinten und blickst mich überrascht an. Was ist, Uruha? Hast du etwa gedacht ich würde genauso für dich empfinden? „Wieso erzählst du mir so etwas? Macht dir das Spaß?!“ Ich muss an mich halten nicht zu schreien, denn mittlerweile kann ich meine Wut nur noch schwer unterdrücken. Meine Atmung geht gehetzt, aber ich will eine Antwort haben. „Findest du es lustig, mir solche Dinge zu erzählen? Lüg mich nicht an, ich weiß, dass das alles eine Farce ist.“ Natürlich ist es eine. Wenn du mich tatsächlich lieben würdest, wieso hast du dann Ruki zu Beginn der Proben immer auf den Mund geküsst? Auch wenn es nur die erste Woche war. Du sagtest, du hättest dich von Anfang an in mich verliebt, wieso machst du dann solche Dinge? Es dauert einige Zeit, bis du antwortest, scheinbar hast du dir die passenden Worte zurechtgelegt. „Ich lüge nicht. Ich würde dich niemals anlügen. Aber für meine Gefühle kann ich nichts, ich kann nicht beeinflussen, in wen ich mich verliebe. Willst du mich dafür etwa bestrafen?“ Nein... Aber mit deinen Worten bestrafst du mich. Ich weiß, dass viele Leute über meine Reaktion verständnislos den Kopf schütteln werden, nicht verstehen können, was in mir vorgeht, aber für jemanden, der Liebe und Zärtlichkeiten fast gar nicht kennt, sind solche Bekenntnisse nun einmal unheimlich schwer nachzuvollziehen. Ich will hier weg. Ganz weit weg aus deiner Nähe. Ich will mein Unverständnis wieder einmal an meinem Arm auslassen, auch wenn ich weiß, dass dies ein Fehler ist. Er schmerzt noch vom letzten Mal. Unbewusst schiele ich zu meinem Portmonaie, in dem im Münzfach die herausgetrennte Rasierklinge auf ihre Verwendung wartet und kratze an meinen älteren und neueren Narben. So entgeht mir auch, dass du dich wieder näher auf mich zu bewegst und ein paar Zentimeter vor mir zum Stehen kommst. Ich, der ich noch immer an der Wand stehe, habe so nun keinerlei Ausweichmöglichkeiten mehr. Plötzlich geht alles ganz schnell, mit beherztem Griff umfasst du meine Handgelenke und pinnst sie rechts und links von meinem Kopf gegen die Wand, als du dich mit einer geschmeidigen Bewegung zu mir nach vorne beugst und mich auf den Mund küsst. Mein Herz setzt für einen Augenblick aus, nur, um in unregelmäßigem Rhythmus weiterzuschlagen, während mir sämtliches Blut in den Kopf schießt. Ein Kribbeln durchfährt meinen kompletten Körper und nimmt mir jegliche Gelegenheit, einen klaren Gedanken zu fassen, während ich das Gefühl habe, als würde mir der Boden unter den Füßen weggezogen. Ich glaube, ich muss mich gleich übergeben. Und doch bin ich gefangen von deinen samtig weichen Lippen, die leichte, ach so süße Vorahnungen wecken, sollten sie auf den Gedanken kommen, zu wandern. Deine Lippen teilen sich und eine vorwitzige Zunge, ermuntert durch das Ausbleiben einer potentiellen Abwehr, wagt einen gewichtslosen Angriff. Ein Angriff, der wie durch einen Startschuss meine Lebensgeister zurück in meinen Körper katapultiert. Wie besessen schnappe ich nach deiner Zunge, doch schaffst du es sie im rechten Moment zurück zu ziehen, sodass ich ins Leere beiße. Ich bin stocksauer. Wie kannst du es wagen mich zu küssen, wo ich dir doch klar gemacht habe, dass ich dich nicht liebe? Wieso beherzigst du meine Worte nicht und gibst dich geschlagen? Entkräftet lasse ich mich an der Wand hinunter sinken und verberge den Kopf zwischen den Knien, die Arme schützend um meinen Körper gelegt, während ich mich langsam nach vorne und hinten wiege. Ich weiß nicht, ob ich schreien oder weinen soll. Ich liebe dich nicht, verdammt, ich stehe nicht auf Männer. Ich will nicht, dass sich das ändert. Mondlicht fällt durch ein Fenster in der Decke in den Raum und bricht sich an deinem nackten Oberkörper. Unschlüssig stehst du vor mir, massierst deine langen, dünnen Finger und überlegst deinen nächsten Schritt. Ich kann den Sekundenzeiger deiner Armbanduhr ticken hören. Er verdeutlicht mir, wie langsam doch die Zeit verstreicht, obwohl es mir so vorkommt, als würden wir beide uns schon stundenlang anschweigen. Ich habe keine Ahnung, wie ich jetzt handeln soll. Ich kann ja auch nicht so tun, als wäre nichts gewesen. Oder doch? Ich weiß nicht, wie man in einer solchen Situation reagieren soll. Plötzlich reißt mich ein Donnern aus meinen Gedanken und lässt mich aufschrecken. Ohne, dass ich es gemerkt habe, hat sich ein Gewitter zusammengebraut, das sich nun in einiger Entfernung entlädt. Ich mag Gewitter und fasziniert horche ich auf das Prasseln des Regens, das nur ab und an von einem Wechselspiel aus Donner und Blitz unterbrochen wird. Mein Blick streift durch den Raum, als er an deiner Gestalt hängen bleibt. Erschreckt reiße ich die Augen auf. Dein Körper ist stocksteif, während deine Augen glasig und stark geweitet ins Leere starren. Du zitterst. Deine ganze Erscheinung ist so jämmerlich, dass ich schon fast Mitleid mit dir bekomme. Aber eben nur fast. „Uruha...? Was hast du denn?“ Erschreckt muss ich beobachten, wie du beim Klang meiner Stimme zusammen zuckst, als hätte ich dich geschlagen. Deine Augen wandern rastlos und hektisch umher, vom Fenster zu mir und wieder zurück. Und auf einmal verstehe ich. Mit einem Mal muss ich krampfhaft Gelächter unterdrücken, denn dieser jener Gedanke ist einfach nur zu böse. Der große und erhabene Uruha hat Angst vor einem einfachen Gewitter. Das ist fast schon ZU gut. Dennoch versuche ich mir nichts anmerken zu lassen, als ich das Gespräch wieder aufnehme. Denn es rettet mich gewissermaßen vor der Antwort, die ich dir noch immer schuldig bin. „Sag... Hast du Angst vor dem Donnern? Vor den Blitzen und dem Sturm?“ Ich erwarte keine Auskunft auf mein Fragen, aber zu meiner Verwunderung schweigst du eine kurze Zeit, ehe du zögerlich nickst, den Blick nicht vom Fenster abwendend. Nun tust du mir tatsächlich leid. Ich empfinde keinerlei geheucheltes Mitleid mehr, denn ich weiß, wie es ist, wenn man Angst haben muss. Ich selbst habe tagtäglich Angst vor den verschiedensten Dingen, die mich schwer belasten. Auch, wenn ich es mir nicht anmerken lasse. „Aoi...? Darf ich mich an dich lehnen?“ Deine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern, als du deine Worte mühsam und gequält hervor presst. Es klingt eher wie ein Flehen, als eine einfache Bitte. Ich befinde mich in einer Zwickmühle. Mein Verstand sagt ganz deutlich „nein“, denn wenn du tatsächlich etwas für mich empfindest, wäre es nicht unbedingt ratsam, diese Gefühle auch noch zu fördern, aber ich kann dich auch nicht einfach so im Stich lassen. Einige Zeit ringe ich mit mir hin und her, wiege unendlich viele Male das Für und Wider ab, doch gerade als ich mich zu einer endgültigen Entscheidung durchringen will, erschüttert ein weiterer Donner deine Körperbeherrschung und lässt dich in meine Arme flüchten. Perplex fühle ich deinen zitternden Körper, der sich hilfesuchend an den meinen klammert, aber ausrichten kann ich nun schon längst nichts mehr. Ich umarme dich nicht, ich streiche dir nicht beruhigend über das Haar, meine einzige Tätigkeit besteht darin, neben dir zu sitzen und dir zu gestatten, deinen Kopf auf meiner Schulter ruhen zu lassen. Lange Zeit betrachte ich dich so, beobachte das unregelmäßige Heben und Senken deines Brustkorbes, mustere die Anspannung in deinen Muskeln und fixiere mich letztendlich auf dein Zittern, bis es allmählich verebbt. Deine Gesichtszüge entspannen sich nach und nach und auch die festgekrallte Hand in meinem Sweatshirt lockert sich. Erschöpft schließe ich die Augen. Nun bin ich wirklich erledigt, denn zusätzlich zu den Anstrengungen des Tages kommt der Schlafmangel dieser Nacht. Der heftig prasselnde Regen beruhigt meine Nerven und langsam gleite ich in einen angenehmen Dämmerzustand über, nach dem sich mein Körper so sehr sehnt. Nur noch am Rande nehme ich eine fedrige Bewegung deinerseits wahr, kann aber beim besten Willen nicht mehr sagen, ob du die Berührungen intensivierst, oder dich erhebst. Aber es hat auch längst keine Bedeutung mehr. „Danke... Aoi...“ Ein erschlaffender Nerv lässt mein linkes Augenlid einige Male zucken, als mein Kopf leicht zur Seite wegknickt. „Genau aus diesem Grund liebe ich dich...“ Ein leichtes Lächeln stiehlt sich ohne mein Dazutun auf meine Lippen. Ich bin endgültig eingeschlafen. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# joa, und soviel zu diesem Kapitel ^^’ Wer hätte vermutet, dass der Abend so ausklingen würde.. (okay, ich wusste es ja, aber ihr habt es euch doch bestimmt auch gedacht xD) Eigentlich sollte Miyavi ja nur einen kleinen Gastauftritt haben, aber da er recht beliebt zu sein scheint, werd ich ihn wohl im Laufe der Geschichte noch einmal unterbringen. Womit wir zu einem weiteren Punkt kommen, der mir sehr am Herzen liegt: Ich spiele mit dem Gedanken die Geschichte zu kürzen, es ist zwar ein Teil, den ich riesig gerne schreiben würde, der auch tierisch gut passt, aber irgendwie... Sollte ich aber genug Kommentare bei den nächsten paar Kapiteln bekomme, werde ich ihn doch schreiben. Also bitte ich euch, wenn euch etwas an diesem (sehr emotionalen) Part liegt, lasst es mich wissen ^^ Also dann, wir lesen uns (wenn ihr wollt ^^) Kapitel 9: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert ----------------------------------------------------------------- Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 9/? Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Hauptsächlich Aoi x Uruha, aber es wird ein ‚Überraschungspairing’ geben XD Musik beim Schreiben: Piece & Smile Carnival Tour 2005 Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T Anmerkung: Himmel Hintern, war ich überrascht, dass ich für das letzte kapitel so viele Kommentare bekommen habe *______________* Ganz ganz vielen lieben Dank an euch alle m(_ _)m Ach ja: für diejenigen, die sich fragen, wer denn das Überraschungspairing ist: Wer genau aufpasst und ein wenig zwischen die Zeilen interpretiert, der bekommt es vielleicht heraus, obwohl es schwer ist, ich weiß ^^' Es sind auch meist nur ein oder zwei Sätze aus den letzen Kapiteln xD Um genau zu sein, wird es sogar 2 neue pärchen geben xD #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Kapitel 9: Ist der Ruf erst ruiniert, lebt es sich ganz ungeniert Ein kühler Luftzug streicht an meiner Wange vorbei und lässt mich die Nasenspitze kräuseln. Langsam erwache ich aus einem komaähnlichen Schlaf, doch wehre ich mich dagegen wieder vollständig Herr meiner Sinne zu werden. Ich habe einen schönen Traum gehabt. Ein junger, gutaussehender Mann namens Uruha kam darin vor. Wieder lässt eine leichte Brise mich frösteln, aber ich will jetzt noch nicht aufstehen. Wenigstens für fünf Minuten will ich noch liegen bleiben, zumal ich noch nicht einmal richtig ausgeschlafen bin. Ich atme tief ein und kuschele mich enger an die Wärmequelle neben mir, deren Brustkorb sich im gleichmäßigen Rhythmus der Atmung hebt und senkt. Das beruhigende Klopfen des Herzens und die immerwährende Atmung schläfern mich wieder ein, zumal ich auch auf das zärtliche Kraulen durch meine Haare nicht mehr verzichten möchte. Ein Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen, welches mit einer flüchtigen Berührung auf dieselbigen belohnt wird. Wieder strecke ich mich dem Kontakt entgegen um ihn zu intensivieren, doch kann ich seine Quelle nicht mehr finden. Allerdings will ich meine Augen auch nicht öffnen um nach ihr zu suchen, denn das würde bedeuten, dass ich endgültig den Zauber meines Traumes verlieren würde. Denn dass dies nur ein Traum ist, steht ganz außer Frage. Ein leises Lachen lässt mich aufschrecken, welches nach einiger Zeit zu ohrenbetäubendem Gegröle anschwillt. Mit einem Mal bin ich hellwach und reiße die Augen auf. Mit Entsetzen muss ich in dein Gesicht blicken, das mich freundlich anlächelt, während deine langen Finger gefühlvoll durch meine Haare fahren. „Guten Morgen, Liebchen. Ausgeschlafen?“ Das Gelächter hinter mir schwillt an und als hätte mich das Schicksal für heute nicht schon genug gestraft, muss ich mit einem raschen Blick über meine Schulter erkennen, wie Kai und Ruki sich grölend in den Armen liegen und vor lauter Lachen schon fast keine Luft mehr bekommen. Reita steht teilnahmslos, ja fast schon griesgrämig daneben und mustert das sich ihm bietende Szenario. Es dauert einige Zeit bis ich die ungemeine Flut an Informationen verarbeitet habe, die sich mir in Sekundenbruchteilen bietet, ehe ich schlagartig so rot werde wie hundert Tomaten auf einmal und hastig aufspringe um Land zu gewinnen. Oh Gott, lass mich sterben.... Doch anscheinend hat jener sich in den Kopf gesetzt mich noch ein wenig länger leiden zu lassen, denn mein Körper kann die jähe Aktivität nicht so schnell von ‚Ruhezustand’ auf ‚Arbeiten’ umstellen, denn plötzlich spüre ich einen immensen Druck in meinem Schädel, der mich taumeln lässt. Ich versuche mich auszubalancieren, bemerke aber noch während meiner Reaktion eine Bewegung neben mir, der ich reflexartig ausweichen will. Ein Fehler, wie sich heraus stellt, denn dadurch wird mein Schwindelgefühl nur noch begünstigt. Ohne dass ich etwas entgegensetzen kann, falle ich in die weit ausgestreckten Arme meines Nächsten, welcher mich mit festem Griff vor einem sicheren Sturz bewahrt. Irgendwie kommt mir das bekannt vor... Beim letzten Mal als ich gestolpert bin, hat mich die Person aufgefangen, der ich am liebsten die Pest und Cholera zusammen an den Hals gewünscht hätte. Schnell befreie ich mich aus bemuskelten Armen ehe ich den Blick leicht hebe um der Person in die Augen zu sehen, die mich unerlaubter Weise aufgefangen hat. Mein Blick wandert von blonden Haaren zu leicht geschwungenen Augenbrauen, die gemeinsam mit einem modischen weißen Tuch über Nase und Wangenknochen sanfte braune Augen gekonnt einrahmen. ... ... Reita! Mit einem tonlosen Aufschrei springe ich wie schon beim ersten Mal vor Wochen nach hinten um mich aus der Gefahrenzone zu retten. Einen Kommentar verkneife ich mir dieses Mal, wo ich doch weiß, welche Antwort ich zuletzt darauf erhalten habe. Ich atme noch einmal tief durch und versuche meine Gedanken zu ordnen, um meine Lage wenigstens nicht noch von ‚Ich will sterben’ zu ‚Ich bringe euch alle um’ zu verschlimmern. Ich lasse meinen Blick durch den Raum schweifen, und zu meiner Freude kann ich feststellen, dass sich Ruki und Kai von ihrem Lachkrampf erholt haben, Reita wieder einige Schritte zurück gegangen ist und du dich erhoben hast um dir ein T-Shirt über den noch vor kurzen nackten Oberkörper zu streifen. „Ehm... was ist hier los...?“ Mein Herzschlag ist noch immer leicht erhöht, als ich von einem zum anderen blicke, und auch mein Hals ist trocken, ganz so als hätte man das Wort Flüssigkeit aus meinem Wortschatz verbannt. Mit Schrecken erinnere ich mich an die Geschehnisse der gestrigen Nacht, an deine Worte und meine Reaktion. Ich möchte heulen, aber ich beherrsche mich, zumal ich dann weder dir noch Ruki oder den anderen jemals wieder in die Augen sehen könnte, wo sie uns beide gerade überrascht haben. Denn dass sie die Situation vollkommen falsch interpretieren, liegt klar auf der Hand. „Sag du es uns, Aoi. Wie ich sehe, hattet ihr ja eine recht erholsame Nacht. Ich hoffe es hat euch wenigstens Spaß gemacht.“ Rukis Satz treibt mir zum milliardsten Mal seit ich in dieser Band bin das Blut ins Gesicht, was mich nur noch verdächtiger erscheinen lässt. Doch nicht aus Scham, sondern aus Wut über diese offensichtliche Anklage – und wenn sie noch so ironisch verpackt war – steigt mir die Zornesröte ins Gesicht. Ruki hat überhaupt keine Ahnung was gestern Nacht passiert ist, was bringt ihn dann dazu solch unlautere Behauptungen aufzustellen?! „Schön, von mir aus, wollt ihr wirklich wissen, was gestern hier passiert ist? Was für ein starkes Stück sich euer zweiter Gitarrist hier herausgenommen hat? Wollt ihr das wirklich wissen?!“ Ich bin so in Rage, dass diese Worte einfach so aus mir heraus schießen. Eigentlich hatte ich mir vorgenommen kein Sterbenswörtchen über die Sache zu verlieren, aber nun ist es eh zu spät. Ich lasse meinen Blick über die Gesichter meiner Bandkollegen schweifen, die mich interessiert mustern. Selbst du scheinst mit meinem Ausbruch nicht die geringsten Probleme zu haben, allerdings wäre mir die Situation an deiner Stelle furchtbar peinlich. Ich bleibe an deinen durchdringenden Augen hängen – diesmal durch grüne Kontaktlinsen eingefärbt – und schaffe es einfach nicht mich von deinem Gesicht zu lösen. Wie verletzlich du doch gestern ausgesehen hast. Wie heftig man doch deine Angst hatte spüren können, als du dich vor dem Gewitter gefürchtet hast. Mit einem Mal bleiben mir die Worte im Halse stecken. Ich fühle mich schlecht, da ich noch vor wenigen Sekunden deine Gefühle so öffentlich hatte an den Pranger stellen wollen. Gerade will ich eine abwertende Handbewegung machen, als Zeichen dafür, dass die anderen meinen letzten Satz vergessen sollen, doch genau in diesem Augenblick ergreifst du das Wort. „Was ist nun, Aoi? Wolltest du uns nicht etwas sagen? Nur heraus mit der Sprache, erzähle ruhig allen, dass ich dir gestern gesagt habe, dass ich dich liebe. Ich meine, wie könnte man es mir auch verdenken, du weißt gar nicht, wie schön du aussiehst, vor allem in diesem Augenblick, wo dieser süße kleine Nerv an deiner Schläfe pocht, wenn du angestrengt über deinen nächsten Schritt nachdenkst.“ Mir klappt der Unterkiefer herunter. Ich glaube, ich habe mich gerade verhört, das kannst du nicht gerade ernsthaft gesagt haben. Oder doch? Schnell presse ich mir die Hand auf die Schläfe um den Nerv zu verdecken und starre dich weiterhin an. Ich kann nicht verstehen, dass du so locker mit deinem Liebesgeständnis umgehen kannst. Ich an deiner Stelle würde mich in Grund und Boden schämen. Aber mittlerweile sollte ich wissen, dass so etwas wie ‚Scham’ ein Fremdwort für dich ist, denn gerade posaunst du lautstark in der Gegend herum, wie putzig doch das winzig kleine Muttermal in meinem Nacken ist. „Seht ihr es alle? Genau da, zwischen dem zweiten und dritten Nackenwirbel.“ Ich werfe dir einen vernichtenden Blick zu und richte meine Kleidung, damit du nicht noch weitere unliebsame Male an meinem Körper erkennst, denn anscheinend bin ich der einzige, den diese Ausführungen nicht interessieren. Okay, Reita scheint auch keinen gesteigerten Wert auf einen langen Sermon deinerseits zu legen, denn er rollt entnervt mit den Augen und verlässt schließlich kopfschüttelnd den Raum. Lange Zeit starre ich ihm hinterher, bis mich Kais Gelächter zurück in die Realität holt, denn gerade gibst du eine weitere Version über mein Schlafverhalten zum besten. Und da ich heute morgen so dumm war und deine Berührungen fälschlicherweise für einen Traum gehalten habe, hat Ruki nichts besseres zu tun, als die Szene mit Kai original getreu nachzuspielen. Ich warne euch, Leute.... Irgendwann bringe ich euch alle um. Es wundert mich, dass niemand überrascht darüber ist, dass eines ihrer Bandmitglieder schwul ist, denn niemand scheint auch nur im entferntesten etwas dagegen einzuwenden zu haben. Vielleicht wussten sie schon vorher davon. So wie du dich gegenüber Ruki manchmal benommen hast... Ich will eure Unterhaltung nicht mehr hören müssen und beeile mich diesen unliebsamen Raum verlassen zu können. Wie hatte ich auch nur jemals so leichtsinnig sein können meinen Gefühlen nachzugeben? Schön und gut, ich war heute morgen noch nicht ganz wach, aber dennoch. Ich hätte wissen müssen, dass die ganze Sache auf so etwas herauslaufen würde. Laut fällt die Tür hinter mir ins Schloss und für einige Zeit herrscht Stille. Ich kann noch nicht einmal mehr eure Gespräche bin hierher hören, aber ich bin mir sicher, dass ihr euch eh nur über mich lustig machen werdet. So jemand wie du kann nicht ernst sein, also bedeute auch ich dir nichts. Die ganze Sache dient nur dazu, dich in den Mittelpunkt zu stellen. Mit den Nerven am Ende lasse ich mich an der Wand hinter mir herabgleiten. Ich will jetzt niemanden sehen. Allerdings scheint Gott mich wirklich zu hassen, denn gerade in diesem Augenblick biegt Reita um die Ecke, bleibt aber wie angewurzelt stehen als er mich entdeckt. Der hat mir gerade noch gefehlt. Wahrscheinlich wird er sich eh nur über mich lustig machen. „Hey... Satou sucht nach dir. Er will die restlichen Aufnahmen mit dir machen bevor wir heute mit dem Photoshooting beginnen.“ Verwirrt blicke ich ihn an. Seine Mimik spiegelt keinerlei Emotionen wieder, also auch keine Belustigung mit der ich fest gerechnet habe. Interessiert es ihn denn gar nicht? Oder hasst er mich so sehr, dass er nur noch das nötigste mit mir reden will? Wäre ich an seiner Stelle und Uruha wäre in ihn verliebt, ich würde ihn aufziehen wo ich nur könnte. Aber welcher Idiot wäre auch schon so dumm und könnte sich ihn so jemanden wie ihn verlieben?! „Hm... ok, dann... werde ich jetzt wohl gehen.“ Ich richte mich auf und gehe einige Schritte, bis ich plötzlich stoppe. Ich habe immer noch keine Ahnung in welche Richtung das Studio liegt, wie soll ich denn jetzt dahin finden? Und Reita fragen will ich nicht. Da würde ich mir eher eigenhändig die Zunge abhacken. Ich mache noch einige Schritte mehr, bleibe aber zum wiederholten Mal stehen. Wende mich um. Suche mit den Augen nach einem Wegweiser. Kann keinen finden. Gebe mich letztendlich geschlagen. „Ehm.. Reita? Weißt du, wie ich zum Studio komme?“ Ich blicke ihn nicht an, als ich leise und mit gepresster Stimme nach dem Weg frage. Wieso muss auch ausgerechnet er der Gegenstand meiner Demütigung sein? Ich erwarte einen Lachkrampf seinerseits, doch nichts passiert. Seine einzige Reaktion besteht darin mich anzustarren um die Echtheit meiner Aussage zu überprüfen, ehe er leicht nickt und mir zu verstehen gibt ihm zu folgen. #+# Mehr oder minder gut überstehe ich den restlichen Vormittag, denn ab dem Zeitpunkt, an dem ich auch nur einen Fuß in den Aufnahmeraum von Satou-san gesetzt habe, musste ich mir eine halbstündige Moralpredigt über meine Unzuverlässigkeit bezüglich meines Verschwindens anhören. Ich habe nur knapp der Versuchung widerstanden, mir die Finger in die Ohren zu stecken. Da ich aber weiß, dass unser Sound Director recht hat, lasse ich alles klaglos über mich ergehen und greife zerknirscht nach meiner Gitarre. Ich bin froh, als wir meine noch fehlende Tonspur aufnehmen, denn so kann ich mich ein wenig über die Geschehnisse der letzten Nacht abreagieren. Es tut gut, die Klänge der Gitarre zu vernehmen, auch wenn ich immer öfter von Satou unterbrochen werde, weil ich einen Fehler gemacht habe. Er ist noch immer leicht angesäuert. Dementsprechend dauert es auch einige Zeit bis er mich halbwegs zufrieden mit den Ergebnissen des heutigen Tages entlässt. Ein Blick auf die Uhr bestätigt mir, dass ich noch genau eine halbe Stunde Freizeit habe, bis das Photoshooting beginnt. Skeptisch blicke ich auf den kleinen Zettel in meiner Hand, auf der das Studio für die Aufnahmen draufsteht. Freundlicherweise war jemand so vorrausschauend und hat mir die Wegbeschreibung gleich mit auf die Rückseite geschrieben. Dann muss ich wenigstens nicht schon wieder jemanden fragen. Die halten mich eh für bescheuert, dass ich nach der langen Zeit, in der wir nun schon bei der PS Company unter Vertrag sind, immer noch nicht über die Kenntnisse der Strecke vom Eingang bis zur Cafeteria hinaus bin. Entweder halten die mich für beschränkt oder total verfressen. Wahrscheinlich beides. Wie zur Bekräftigung knurrt auf einmal mein Magen mit einer Lautstärke, die ich ihm niemals zugetraut hätte und erinnert mich damit nur zu deutlich daran, dass ich noch immer nicht gefrühstückt habe. Also ran an die Buletten und spachteln. Grinsend wandere ich die Gänge entlang und kann man Glück schon fast nicht begreifen, als ich schon nach kurzer Zeit vor der Cafeteria stehe, aus welcher der Duft von frischgebackenen Croissants und aufgebrühtem Kaffee strömt. Ich glaube, ich liebe mein Leben. Zumindest jetzt im Moment. Ich werde mir ein kleines Frühstück gönnen, ehe ich für die nächsten zwei Stunden in die Maske muss. Schon bei dem Gedanken daran fängt mein Herz wie wild an zu klopfen. Erst die Tonaufnahmen und jetzt die Maske. Ganz so, als wären wir wirklich berühmt. Ich ahne nicht, dass schon seit Wochen die Werbetrommeln um uns herum auf Hochtouren laufen. Der Wecker meiner Armbanduhr reißt mich recht unsanft aus meinen Träumereien, da er mich zur Eile zwingt. Ich will ja nicht, dass ich schon wieder Schläge kriege, weil ich zu spät bin. Also schnappe ich mir den Rest meines Croissants um es auf der Hand im Gehen zu verzehren und mache mich auf in die Maske. Dort angekommen muss ich feststellen, dass ich es mir hätte sparen können, vorher zu frühstücken, denn in dem kleinen Raum sind nahezu Berge von Fressalien aufgebaut. Und nicht nur das, ein Koffer an Schminkutensilien stapelt sich über dem nächsten während sich Unmengen von Spiegeln ein Stelldichein geben. Ich bin geplättet. Wahrscheinlich übertrifft nur dein eigenes Badezimmer diesen Vorrat, könnte ich mir vorstellen. Aber ich habe keine Zeit mir über solche Banalitäten Gedanken zu machen, denn schon tritt eine junge Frau auf mich zu, die sich nach der ersten Vorstellung als Yuki und somit als unsere Visagistin herausstellt. Sie scheint nett zu sein, auch wenn sie ein wenig hysterisch wirkt, sollte sie den Haarspray nicht schnell genug finden. Ich werde angewiesen die Klamotten für das Photoshooting anzuziehen, eine schwarze Hose und ein ebenso schwarzes Oberteil, über das allerdings eine Art grauer Fetzen übergeworfen wird, denn der Stoff hat beinahe mehr Löcher, als Fasern. Aber gut. Er bedeckt meine Unterarme, dann ist mir das egal. Bei der Kostümbesprechung war dies das einzige Detail, auf das ich Wert gelegt hatte, alles andere konnten die anderen entscheiden. Wieder bekomme ich neue Anweisungen, dieses Mal, soll ich mich auf einen Drehstuhl vor dem Spiegel setzen. Möglichst bequem, wie Yuki sagt, denn dort werde ich für die nächsten zwei Stunden sitzen. Doch ich spüre noch nicht einmal ganz das Polster unter meinem Gesäß, als auch schon an mir herum gefingert wird. Meine Haare werden gekämmt, geglättet und mit Spray fixiert, während mir gleichzeitig alles mögliche ins Gesicht gematscht wird. Der Puder lässt mich niesen, aber weder Yuki noch eine von ihren Assistentinnen lässt sich beirren. Ob ihr anderen auch so hier gesessen habt? Natürlich. So langsam wird mir das geschäftige Treiben um mich herum unheimlich, aber ich verharre tapfer weiter auf meinem Stuhl, obwohl mir mittlerweile die Wirbelsäule schmerzt. Knapp eineinhalb Stunden später scheine ich endlich fertig zu sein, nur noch ein paar letzte Kunsthaarsträhnen werden mir noch in die Haare geklemmt. Mit schwankenden Beinen verlasse ich den Raum und mache mich auf ins Studio, natürlich nicht ohne mir ein weiteres Croissant auf die Hand mitzunehmen. Als Wegzehrung. Sollte ich mich doch noch verlaufen. Gerade will ich die mintfarbene Türe des Studios aufstoßen, als ich Schritte hinter mir vernehme. Die Klangfarbe der Schrittfolge kommt mir bekannt vor und als ich mich umsehe, erkenne ich dich, wie du zum Spurt ansetzt um mich einzuholen. Ich schlucke und beeile mich durch die Tür zu treten um dir wenigstens noch für ein paar Sekunden zu entkommen, doch zu früh gefreut. Keine zwei Augenblicke später stehst du neben mir und lächelst mich an. Ich allerdings wende den Blick ab. Was sich zu meinem Leidwesen als Fehler herausstellt, denn plötzlich fühle ich deine Hand an meiner, die noch immer den kläglichen Rest der Backware von vorhin hält. Ohne dass ich etwas dagegen unternehmen kann, führst du meine Hand zu deinem Mund um ein kleines Stück Teig abzubeißen, natürlich nicht ohne flüchtig an meinem Zeigefinger vorbei zu lecken. „Hm... Schmeckt wirklich gut...“ Mir fällt fast das Croissant aus der Hand, als ich deine Worte vernehme, die du mit geschlossenen Augen genießerisch vor dich hinmurmelst, doch der sanfte Druck deiner Hände hält das Gebäck in Position. Das Croissant! Er meint das Croissant! Ich muss mich zur Ordnung rufen, auch wenn das angesichts der Tatsache, dass deine Zunge nun schon zum zweiten Mal meine Hand anstupst – dieses Mal den Daumen – ein wenig schwierig ist. „Hast du noch mehr...?“ Meine Kinnlade fällt herunter und plötzlich spüre ich Wut in meinem Bauch. Den kleinen, verräterischen Stich ignoriere ich. Zornig schlage ich deine Hand weg und versenke den Rest meiner Nahrung im Papierkorb, ehe ich dich erbost anfahre. „Sag mal, tickst du nicht mehr richtig? Was soll der Scheiß? Ich habe mich gestern ja wohl klar genug ausgedrückt. Lass. Mich. In. Ruhe. Wenn du das noch einmal machst, dann verprügle ich dich, dass du am nächsten Morgen nicht mehr laufen kannst.“ Körperliche Gewalt ist zwar eigentlich nicht etwas, was ich gerne mache, aber wenn du es so darauf anlegst, werde ich zu diesen Mitteln greifen müssen. Dummerweise bleibt die erhoffte Reaktion aus, denn du grinst unvermindert weiter. „Tatsächlich? Darf ich mir denn aussuchen, wohin ich die Schläge bekomme? Wenn es nach mir geht, kann man zwar auch ohne eine Menge Spaß haben, aber es soll ja Leute geben, die auf solche Sachen stehen...“ Weiter kommst du nicht, denn mit einem wütenden Aufschrei schmeiße ich dich zu Boden, bereit dir dein überhebliches Grinsen für immer aus dem Gesicht zu prügeln. Weswegen ich so aggressiv bin, weiß ich nicht, aber im Moment ist es mir auch egal. Bebend vor Wut drücke ich dich mit meinem eigenen Körpergewicht auf den Boden und presse deine Hände rechts und links von deinem Gesicht aufs Laminat. Welchen Eindruck diese Position für einen Außenstehen haben muss, bemerke ich nicht. Du anscheinend schon, denn nach der ersten Schocksekunde ziehst du verschlagen eine Augenbraue hoch. Allerdings siehst du mir nicht direkt ins Gesicht, sondern aus einem mir unerfindlichen Grunde an mir vorbei. Weswegen will mir nicht in den Sinn kommen, aber ich bin auch zu sehr in Rage, um mich mit einem kurzen Blick über die Schulter zu versichern. Ein Fehler, wie sich herausstellt, denn so bemerke ich auch das verräterische Klicken nicht, dass nun schon seit geraumer Zeit auf uns beide herabregnet. „Uruha... Wenn du noch einmal so eine Scheiße abziehst, dann...“ Meine Stimme zittert vor Zorn, so sehr dass ich für einen Augenblick deine Hände vergesse und all meine Wut in meine Worte lege. Diese Unachtsamkeit nutzt du jedoch schamlos und völlig unerwartet aus, denn ohne dass ich weiß wie mir geschieht, bin ich auf einmal derjenige, der sich auf dem Rücken befindet, die Hände über dem Kopf verschränkt. Ich habe keine Ahnung gehabt, dass du so stark bist. Ich werde bleich, als ich einen Anflug von Erregung deinerseits gegen mein Becken spüre. Das muss doch alles ein Albtraum sein. „Dann was? Wenn dies meine Strafe sein soll, sollte ich wohl besser viel öfter unartig sein... Du weißt gar nicht, wie heiß du aussiehst. Wenn ich könnte, würde ich dich jetzt auf der Stelle in den Fußboden nageln, aber da wir Publikum haben...“ Deine Stimme ist nur der Hauch eines Flüsterns und für einen Moment glaube ich mich verhört zu haben. Erst nach und nach sickert die Bedeutung deiner Worte zu mir durch und ich verlagere meinen Blickwinkel ein wenig zur Seite, blicke nun genau in mindestens drei Kameraobjektive, die sich vor lauter Knipserei heiß laufen. Links und rechts daneben Ruki (gemütlich eine rauchend), Kai (atomputtenmäßig grinsend) und Reita (penetrant darauf achtend, in eine andere Richtung zu sehen). Ich bin unfähig mich zu bewegen, alle Kraft ist mit einem Schlag aus meinem Körper gewichen. „So und jetzt noch eine schöne Kussszene, bitte. Aoi – san, könnten Sie den Kopf vielleicht noch ein bisschen weiter zur Seite neigen?“ Ich bin zu perplex, dass ich den Anordnungen des Photographen widerstandslos gehorche und den Kopf in die angegebene Richtung drehe. Schon fühle ich deine Lippen auf meinen, erst flüchtig dann fordernder bis sie leicht an meinem Piercing zu ziehen beginnen. Mir dreht sich der Magen um. Schlagartig wird mir bewusst was wir hier gerade tun und versuche dich von mir herunter zu bugsieren, eine Bewegung, die dich den Kuss nur noch intensivieren lässt. Ich schließe für einen Augenblick die Augen und entspanne meine Muskeln um Kraft für einen neuen Angriff zu starten ehe ich dich mit einem heftigen Ruck und schweratmend von mir herunterschmeiße. Mein Gesicht ist knallrot als ich mich aufrapple und möglichst viel Sicherheitsabstand zwischen dir und mir zu bringen. Ich wische mir mit dem Handrücken über den Mund, habe das Gefühl mich gleich übergeben zu müssen. Jetzt hast du mich schon zum zweiten Mal geküsst und schon wieder bin ich nicht in der Lage gewesen dir etwas entgegen zu setzen. Ich verberge den Kopf in den Händen und schüttle ihn leicht, ehe ich meine Kleidung richte. Jetzt bin ich eh im Arsch, schlimmer kann es auch nicht mehr kommen. Worin ich mich geirrt habe, denn schon wieder habe ich dich unterschätzt, als du lautstark deine Erklärung der Situation abgibst. „Von den Bildern will ich unbedingt Abzüge haben, geht das? Aoi und ich sind nämlich zusammen, ich konnte mich einfach nicht beherrschen. Wir haben zwar ausgemacht unsere Beziehung erst einmal geheim zu halten, aber da ihr uns gerade eh überrascht habt, können wir uns jetzt auch in der Öffentlichkeit zeigen, nicht wahr, Schatz?“ Mit offenem Mund höre ich jeden deiner Sätze und werde mich jedem Buchstaben der deinen Mund verlässt noch ein wenig blasser, ehe ich dir gekonnt auf den Fuß trete. „Nein, wir sind nicht zusammen und wenn du noch einmal so eine Scheiße erzählst, werde ich dich noch ganz woanders hintreten! Und ich bin auch nicht dein Schatz, verdammt noch mal!“ Dass alle uns anstarren, als hätten wir beide den Verstand verloren, interessiert mich nicht, doch zu allem Überfluss musst du auch noch eins draufsetzen, indem du geräuschvoll die Nase hochziehst und dir nicht vorhandene Tränen aus den Augen wischst. „Deine Abwehr schmerzt mich, Liebelein, wo ich doch weiß, wie du wirklich für mich empfindest. Aber ich weiß, dass du unsere Liebe nur auf die Probe stellen willst, damit sie umso heißblütiger werden kann.“ Du musst den Kopf einziehen, denn ansonsten hätte dich die nächstgelegene Kamera, die ich kurzerhand zum Wurfgeschoss umfunktioniert habe, frontal ins Gesicht getroffen und auch nur Kais sicherer Griff hält mich davon ab, mich auch dich zu stürzen. Na warte, Uruha, irgendwann kriege ich dich. Es dauert einige Zeit bis ich mich wieder beruhigt habe, doch nun ignoriere ich dich, wo ich nur kann. Selbst bei den Photos habe ich darauf bestanden, dass ich am einen Teil des Sofas, auf dem wir photographiert werden, sitze und du auf dem anderen. Dass ich jetzt zwar neben Reita sitzen muss, war zwar auch nicht ganz im Sinne des Erfinders, aber in der Not frisst der Teufel Fliegen. So langsam machen sich die Strapazen der gestrigen Nacht bemerkbar, denn ich fühle mich so müde, wie noch nie zuvor. Schon seit Ewigkeiten machen wir diese lächerlichen Photos, auf denen ich eh mehr oder minder bescheuert drauf aussehen werde, denn ich bin absolut unphotogen. Ganz im Gegensatz zu euch anderen, denn ihr posiert, als hättet ihr noch nie etwas anderes gemacht, gerade du bist ganz in deinem Element. Ich muss gähnen und versaue damit eine weitere Aufnahme, denn genau in diesem Augenblick hatte der Photograf auf den Auslöser gedrückt. Ich reibe mir die Müdigkeit aus dem Augen, lasse aber erschreckt sofort wieder von meinem Tun ab, als die Visagistin von vorhin kreischend auf mich zu gespurtet kommt, einem Nervenzusammenbruch nahe. Schnell zückt sie ein feuchtes Tuch und wischt mir schimpfend über die Augen, denn anscheinend habe ich Kajal und Lidschatten in alle Himmelsrichtungen verschmiert. Hupsala. Als sie fertig ist gehen die Aufnahmen weiter, aber ich bin nur noch halb bei der Sache. Ich bin müde. Ich will ins Bett. Ich will nicht mehr in dein unglaublich heißes Gesicht sehen müssen. Ich will dich nicht weiter bei jeder deiner Bewegungen mit den Augen ausziehen müssen. Ich will nicht— „Aoi – san, das Kinn ein wenig mehr beugen... Ja, genau so. Und jetzt in die andere Richtung den Kopf drehen... Ja, sehr schön. Uruha – san, legen Sie bitte einen Arm auf Ruki – sans Schulter...“ Und so weiter und so weiter. Es ist, als würde es kein Ende nehmen wollen. Doch nach einer knappen Ewigkeit habe ich es dann doch hinter mich gebracht und erhebe mich mühsam. Ich habe nicht gedacht, dass diese Dinge so anstrengend sein können. „Du, Kai? Kannst du mir sagen, wie spät es ist?“ Wenn es früh genug ist, krieg ich noch den Zug nach Hause und muss nicht mit dir in einem Wagen sitzen. Denn dass ich dann nicht lebend zuhause ankommen werde, liegt klar auf der Hand. „Zeit, dass du dich besserst.“ Hallo? Was ist das denn für ein dämlicher Spruch? Hab ich irgend etwas verpasst? Ich strecke im die Zunge heraus und frage mit mehr Nachdruck erneut, doch dieses Mal bist du es, der mir antwortet. Und auch dieses Mal habe ich das dringende Bedürfnis dich erschlagen zu müssen. „Liebchen... Dem Verliebten schlägt keine Stunde.“ Memo an mich selbst: Morgen eine Axt mitbringen, damit ich dich damit erschlagen kann! Ist es denn zu viel verlangt, eine einfache, präzise Antwort auf eine normal formulierte Frage zu bekommen? Anscheinend schon. Ich werfe den beiden noch einen bitterbösen Blick zu, ehe ich mich mit einem kurzen, freundlichen Händedruck von Ruki verabschiede. Von Reita nicht. Wozu auch, ich habe ihn ja noch nicht einmal begrüßt gehabt. Und so mache ich mich schnellen Schrittes auf zur U-Bahn Station. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Tja, in was ist Aoi da nur wieder herein geraten? Wird er es schaffen Uruha zu entkommen, oder gibt er womöglich doch seinem Werben nach? Man darf gespannt sein. Also dann, wir lesen uns (wenn ihr wollt^^) Kapitel 10: Alte Liebe rostet nicht ----------------------------------- Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 10/? Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Hauptsächlich Aoi x Uruha, aber es wird ein ‚Überraschungspairing’ geben XD Musik beim Schreiben: Anima (Nightmare) Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T Anmerkung: Die Entstehung dieses Kapitels ist allein schon eine Geschichte für sich selbst wert, denn alle zwei Sekunden hatte ich eine noch viel bessere, ultimativere Idee, wie der Handlungsstrang sich fortsetzen könnte. Dummerweise war es jedes Mal so, dass ich, hatte ich die wirklich originellste Version gefunden, meine Idee auch schon innerhalb von Sekunden wieder vergessen hatte. Ja ja, das Alter xD Aber ich hoffe, dass ich letztendlich doch etwas einigermaßen passables abliefern konnte xDD. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Kapitel 10: Alte Liebe rostet nicht Als ich in den U-Bahn Trakt einbiege, kann ich nicht anders, als mich mit einem schnellen Blick über die Schulter davon zu vergewissern, ob du mir auch wirklich nicht folgst. Irgendwie hätte ich dir ein solches Verhalten zugetraut. Doch glücklicherweise offenbart die Straße hinter mir nicht ansatzweise dein Gesicht, sodass ich beruhigt weiter vor mich hin zu meinem Gleis schlendern kann. Es ist jetzt halb fünf Uhr nachmittags, die Sonne lacht, die Vögel singen. An und für sich ein traumhaft schöner Tag, wenn ich nicht diese beschissenen Kopfschmerzen hätte. Ich werde zuhause ein Aspirin nehmen müssen. Ich lenke meine Schritte den Gang entlang zu meinem Gleis, als ich schnelle Schritte hinter mir vernehme. Unbewusst beschleunige auch ich meinen Gang. Ich fühle mich unwohl, wenn mir jemand folgt. Die Person holt auf und ich werfe einen flüchtigen Blick über die Schulter. Ein junges Mädchen läuft hinter mir her, ihre zwei Einkaufstüten schwingen an ihrem zierlichen Körper vorbei. Sie sieht hübsch aus, wie ihre langen Haare durch die Luft wehen. Ich bleibe stehen und gehe ein paar Schritte zur Seite, damit sie in ihrer Eile wenigstens den Weg frei hat, doch plötzlich reißt eine ihrer Plastiktüten auf und sein ganzer Inhalt ergießt sich auf dem Korridor. Schnell bücke ich mich – da ich ja von Natur aus ein freundlicher Mensch bin – und helfe ihr das verstreute Hab und Gut wieder einzusammeln. Sie entschuldigt sich hundert Mal für die Umstände, die sie mir nun macht, aber ich winke ab. Ich an ihrer Stelle wäre ebenso über jegliche Hilfe dankbar. Über mein selbstverständliches Handeln lächelt sie mir entgegen und beginnt die verstreuten Kleidungsstücke in die andere Tasche zu packen. Es sieht hübsch aus wie ihre Augen strahlen. Es erinnert mich an jemanden. Überhaupt ist sie bei näherer Betrachtung auffallend schön. Ob sie einen Freund hat? Gerade will ich ihr zwei weitere hellrosa Tops in die Hand drücken – Himmel Hintern, eine solche Farbe sollte verboten werden, das beißt ja in den Augen – als mir ein zu Boden gefallenes Stück Papier in die Augen fällt. Es ist ein Photo, wie sich herausstellt, also bücke ich mich um es aufzuheben und drehe es, damit ich das Bild auf der Vorderseite erkennen kann. Die Person darauf kommt mir seltsam bekannt vor, und erst bei näherem Hinsehen erkenne ich das Motiv. Ich reiße die Augen auf und ziehe scharf die Luft ein, denn niemand geringeres als du bist auf dem Fetzen zu erkennen, wie du spaßeshalber einen Kussmund formst. „Ehm... das Bild hier..“ Ich bin verunsichert, als ich dem Mädchen das Bild zurückgebe, doch nachdem diese ihr Eigentum in Empfang genommen hat, strahlt sie stolz über das ganze Gesicht. „Oh das. Das ist Uruha. Er ist mein Freund. Er sieht gut aus, nicht?“ Mein Gesicht entgleist und ich glaube mich verhört zu haben. Dieses Mädchen... Dieses Mädchen soll deine Freundin sein? Ja, das passt zu dir. Blutjunge Schulmädchen verführen, sich aber schon zeitgleich nach dem nächsten Opfer umsehen. Ich bin gespannt was sie sagen wird, wenn ich ihr offenbare dass ihr „Freund“ auf mich steht. Dass die „blutjunge Schülerin“ wohl schon um die zweiundzwanzig sein muss und auch ich ihr nicht völlig abgeneigt war, ignoriere ich gekonnt. „Tatsächlich, das ist also dein Freund? Interessant, wie lange seid ihr zwei denn schon zusammen?“ Wie schnell doch so eine einfach formulierte Frage jemanden aus der Fassung bringen kann, denn mit einem Mal wird das Mädchen, dessen Namen ich immer noch nicht kenne, erst käseweiß und dann knallrot. Verlegen scharrt sie mit den Füßen auf dem Boden und wendet den Blick ab. „Na jaaa... Also die Sache ist die... Ehehe.... Uruha ist noch nicht ‚direkt’ mein Freund, aber er will es noch werden. Wir haben uns letztens getroffen und haben... na ja... also er hat auf jeden Fall gesagt er ruft mich an!“ Natürlich. Und sie hat es dir blind geglaubt. Ich kann mir vorstellen, was abgelaufen ist. Du hast sie in irgend einem Club aufgegabelt frei nach dem Motto „Ein bisschen Spaß muss sein“ und hast mit ihr geschlafen, ihr Hoffnungen gemacht und sie dann fallen gelassen. Was bist du doch für ein Arschloch. Dieselbe Nummer versuchst du jetzt mit mir abzuziehen. „Tatsächlich? Das hat er gesagt? Wie heißt du, Mädchen?“ „Sayuri“ „Schön, Sayuri. Hör mir mal gut zu. Ich kenne Uruha. Er ist das größte Arschloch, das auf Erden herum rennt, vögelt ohne Rücksicht auf irgendwelche Gefühle querbeet durch alle Geschlechter und gut sieht er auch nicht gerade aus. Also hör auf meinen Rat, kauf dir ein Bett und mach dich selbstständig.“ Ich bin über meinen plötzlichen Gefühlsausbruch überrascht, denn normalerweise ist es nicht meine Art auf solch eine Weise zu reden. Für gewöhnlich übernimmt Ruki diesen Part, oder du. Überhaupt, was mische ich mich auch in die Angelegenheiten von fremden Leuten ein? Soll diese Sayuri doch in ihr Verderben rennen. Brich ihr meinetwegen das Herz. Wo sie es eh so darauf anlegt. „Was... was sagst du da?“ Sayuri taumelt einige Schritte zurück und sieht mich entsetzt an. Anscheinend habe ich sie völlig vor den Kopf gestoßen. Aber da muss sie jetzt durch. „Ich sagte, dass Uruha dich nur als Zeitvertreib benutzt. Er hat da Spaß dran. Such dir jemanden, der wirklich etwas für dich empfindet und sich um dich sorgt. Denn nach so etwas suchst du bei unserem lieben Freund und Kupferstecher vergeblich.“ Ich nicke ihr kurz zu und mache mich daran weiter zu gehen. Ja, du machst dir wirklich nur einen Spaß aus den Gefühlen anderer Menschen. So wie du es nun auch bei mir versuchst. Ansonsten hättest du dich eine derartige Szene wie heute nicht getraut. Glaube ich. Ich bin keine drei Meter gegangen, als ich einen leichten Zug an meinem Shirt verspüre, der mich wieder halten lässt. Was will diese Sayuri denn nun schon wieder? So langsam geht sie mir auf die Nerven. Und nein, nicht nur deswegen, weil sie sich als deine Freundin ausgegeben hat. „Du bist Aoi, habe ich recht?“ Schnell wirble ich herum. Woher kennt die meinen Namen? Habe ich mich ihr vorgestellt und habe es nur schon wieder vergessen? Nein, dann hätte sie nicht so dümmlich gefragt. Eine Zeit lang blicke ich Sayuri verwirrt an, ehe ich mit gepresster Stimme eine Frage hauche. „Woher kennst du meinen Namen?“ Anstatt mir zu antworten lächelt sie über meine Unverständnis als wäre es das normalste auf der Welt, ganz so wie man ein kleines Kind anlächelt, wenn es eine völlig schwachsinnige Frage gestellt hat. Aber dieses Kind hier will sich im Moment nicht mit einem einfachen Lächeln abspeisen lassen. „Sag schon. Wieso weißt du wie ich heiße?“ Das Lächeln auf dem Gesicht meines Gegenübers verschwindet. Nun ist ihre Mine tot ernst und schnell wendet sie sich ab; rafft ihre Tüten zusammen und beeilt sich zu ihrer Bahn zu gelangen. Nun bin ich derjenige, der ihr nach hechtet, denn Sayuri ist mir noch immer eine Antwort schuldig. So leicht werde ich sie nicht entkommen lassen. Ihr Vorsprung vergrößert sich, als Mädchen kommt sie in einer von Schwänzen besiedelten Welt natürlich besser voran. Da brauch ich mir als Mann gar nicht erst etwas vormachen. Aber wie heißt es doch? „Frechheit siegt, und rohe Gewalt hat noch niemandem geschadet.“ Der Einsatz meiner Ellenbogen tut den Rest und letztendlich habe ich Sayuri eingeholt, schaffe es gerade noch sie am Arm festzuhalten, ehe sie in ihre U-Bahn einsteigen kann. Sie wehrt sich und versucht meine Hand wegzuschlagen. „Hey, lass mich los! Loslassen habe ich gesagt!“ „Erst wenn du mir sagst, woher du mich kennst.“ „Geraten“ „Lüg mich nicht an!“ Wütend funkle ich sie an. Ich bin kurz davor ihr eine Ohrfeige zu verpassen, obwohl ich sonst noch nicht einmal eine Fliege zerschlagen kann, ohne dass ich einen ganzen Tag lang ein schlechtes Gewissen habe. Aber in diesem Augenblick treibt sie mich einfach zur Weisglut. Ist es denn so schwer eine angemessene Antwort zu bekommen? Sayuri scheint meinen offensichtlichen Zorn zu spüren, denn sie hört auf sich zu wehren und nachdem sie ein paar Mal tief Luft geholt hat, blickt sie mich aufrichtig an. „Ist ja gut, ist ja gut. Ich erzähle es dir ja. Ich... ich habe dich angelogen. Uruha hat nie gesagt, dass er mich wieder anrufen würde. Er... er hat mich mitten in der Nacht vor die Türe gesetzt.“ Dachte ich es mir doch. Das ist typisch du. Aber was hat das mit mir zu tun? „Er... sagte, dass er mich niemals mit mir eine Beziehung anfangen könnte, weil...“ Sie schluckt. Sucht nach den richtigen Worten. Das ganze scheint ihr sehr nahe zu gehen. „... weil er jemand anderes liebt. Diese Person bedeutet ihm sehr viel und er will sie unter keinen Umständen für jemanden wie mich verlieren. Sie ist ihm sehr wichtig, und er weiß, dass er immer auf sie vertrauen kann, egal was er tut. Dabei ist nun einmal dein Name gefallen... und na ja... Uruha meinte, dass...“ Wie? Bitte was? All diese Dinge sollst du gesagt haben? Über.... MICH? Schön und gut, du hast all diese Dinge auch schon zu mir persönlich gesagt, aber wenn man sie fremden Personen in einer solchen Situation sagt, ist das ja irgendwie etwas anderen. Oder nicht? Ich habe angefangen meinen Griff an Sayuris Armen zu lockern, ehe ich sie gänzlich loslasse. Wie ein Schwamm sauge ich jedes ihrer Worte auf, doch kommt es mir so vor als würden sie wie durch ein Sieb sofort wieder entweichen. Ich spüre, dass Sayuri noch nicht alles gesagt hat. Etwas verschweigt sie mir. „Er hat gesagt, dass er dich-----“ Genau in diesem Augenblick fährt die U-Bahn ein, sodass ich Sayuris letzte Worte nicht verstehen kann, so sehr ich mich auch bemühe. Ich will sie fragen, doch plötzlich rennt sie los und schiebt sich durch die sich öffnenden Türen. Ich kann nicht schnell genug reagieren und so entwischt sie mir. Ich bleibe auf dem Gang stehen. Versuche durch die Fenster nach ihr zu spähen, doch kann ich sie in der Menschenmenge nicht mehr ausmachen. Die Türen schließen sich. Die U-Bahn rollt an. Doch plötzlich erkenne ich sie, wie sie sich in ihrer Bahn an den Halteriemen festklammert, während auch ihre Augen nach meinem Gesicht suchen. Etwas eigenartiges liegt in ihrem Blick, aber ich bin nicht in der Lage ihn zu deuten. Er beschert mir ein beklemmendes Gefühl. Lange Zeit noch blicke ich der verschwindenden U-Bahn hinterher, ehe auch ich mich aufmache nach hause zu kommen. #+# Zuhause angekommen, hätte ich es mir auch sparen können, mich zu beeilen. Es wartet ja doch niemand auf mich. Nein halt, ‚niemand’ ist nicht ganz richtig, sollte man auf die kranke Idee kommen, einem gigantischen Blumenstrauß, der vor meiner Haustüre liegt, humanitäre Eigenschaften zuzuordnen. Ich seufze gequält auf und rolle mit den Augen. Anscheinend bin ich noch nicht einmal in meinen eigenen vier Wänden vor dir sicher. Ohne näher auf das Grünzeug einzugehen, packe ich es grob am Papier und werfe es mitsamt rosafarbenem Kärtchen kurzerhand aus dem Fenster. Was interessier mich dieses Unkraut? Sehe ich etwa so aus, als wäre ich bestechlich? Ich lache auf, versuche die Stille aus meiner Wohnung zu vertreiben. Eigenartig. Es ist heute tatsächlich irgendwie auffallend still. Noch nicht einmal die Griechen-Kinder von dem Stockwerk über mir rennen durch die Gänge, wie sie es sonst immer tun. Na ja, vielleicht sind sie ja mittlerweile an Unterernährung oder Fettsucht krepiert. Denn während man bei dem siebenjährigen Jungen Angst haben muss, dass er dich überrollt, schaut seine zwei Jahre ältere Schwester so aus, als könnte sie sich hinter einem Bindfaden verstecken. Noch nicht einmal. Ein Stück Nähgarn wäre noch zu breit für sie. Aber was gehen mich die Kinder anderer Leute an. Ich bin froh, dass ich keine habe, und ich werde auch den Teufel tun, welche in die Welt zu setzen. Soweit kommt es noch. Ich muss wieder an Sayuri und ihre Worte denken. Du könntest mir blind vertrauen, das war es, was sie über dich gesagt hat. Es scheint zu stimmen, denn bei dem Gewitter hast du ja auch darauf vertraut, dass ich dich trösten werde. Ich frage mich, weshalb du dich so vor Unwettern fürchtest. Vielleicht ja aus dem selben Grund wie ich mich vor menschlicher Nähe fürchte. Weil einem als kleines Kind eingebläut worden ist, dass diese Dinge alle schlecht sind. Vielleicht hattest du ja auch wie ich eine sehr cholerische Mutter, die alles und jeden kurz und klein geschlagen hat, wenn es ihr passte. Möglicherweise hattest du auch mit deiner Klasse während deiner Schulzeit Probleme, ganz so, wie es bei mir der Fall war. Aber wieso sollte dich jemand nicht mögen? Wie das Licht die Motte, so ziehst du die Menschen an. Und hinterher wieder aus. Wie zur Selbstbestätigung nicke ich ein paar Mal mechanisch ehe ich langsam ins Wohnzimmer tappe. Genervt schalte ich den Fernseher ein und schalte gelangweilt zwischen den einzelnen Programmen hin und her. Es läuft aber auch absolut nichts vertretbares. Das einzige, was gesendet wird, sind Dokumentationen über die Verseuchung der Erde, eine Reportage über die Gefährdung der Zivilisation durch die Zeugen Jehovas und irgend so ein Romantik-Kitsch. Richtig widerwärtig. Man muss sich allein schon den Namen dieser Schnulze auf der Zunge zergehen lassen: „Herzen in Flammen. Eine Liebe am Abgrund“. Iiieh! Da muss man ja Angst haben, dass man verblödet, wenn man sich das ansieht. Aber trotzdem lasse ich die Sendung weiter laufen. Ich habe keine Lust mich noch weiter darüber aufzuregen, dass man schon seit den ersten paar Minuten weiß, wie der Film ausgehen wird. Auch wenn es noch 120 Minuten bis dahin dauern wird. Ob du dir solche Sachen ansiehst? Vielleicht. Irgendwie passt es zu dir. „... ich liebe dich, Aoi. Seit dem ersten Tag, als ich dich gesehen habe.“ Ja... Das waren deine Worte. Aber Worte sind nicht weiter als Schall und Rauch und schnell hat man Liebesschwüre gesprochen. Ich würde gerne mit jemandem reden, aber mir fällt beim besten Willen niemand ein, der sich für solche Dinge interessieren könnte. Ruki nicht, und Kai wohl auch nicht. Und Reita, diesen Spaten, würde ich noch nicht einmal um Rat fragen, ob ich die dunkelblaue oder die schwarze Jeans anziehen soll. Also was tun? Werbung wird eingeblendet und ich nutze die Zeit um mir in der Küche etwas zu trinken zu holen. Mein Blick fällt auf die Straße, die man von meinem Fenster aus wunderbar überblicken kann. Der Blumenstrauß mit seinen bunten Farben leuchtet hell hinauf und bildet einen wunderschönen Kontrast zum grauen Pflaster. Er muss dich eine ganz schöne Stange Geld gekostet haben, denn schon allein das Papier, in das die Blumen eingewickelt sind, muss ein halbes Vermögen wert sein. Glaubst du etwa, du könntest mich damit bestechen? Der Liebes-Kitsch geht weiter, aber ich gehe nicht wieder ins Wohnzimmer zurück. Nachdenklich greife ich nach meinem Telefon und blättere mit den Pfeiltasten durch das Telefonbuch. Vielleicht fällt mir ja so jemand ein, den ich anrufen könnte, um mit ihm ein wenig Smalltalk zu führen. Eine Menge Namen passieren meinen Blick, doch keine reizt mich auf den grünen Knopf zum wählen zu drücken. Plötzlich stoppe ich. Reita. Seit wann habe ich denn die Nummer von diesem Schmarotzer eingespeichert? Ich rufe den sowieso nie an, also kann ich den Eintrag ja auch genauso gut löschen. Und doch hält mich irgendetwas zurück. Was ist denn, wenn ich die Nummer doch einmal brauchen würde? Wird zwar nie passieren, aber was ist, wenn doch? Ich werde ihn bestimmt nicht darum bitten, sie mir noch einmal zu geben. Soweit kommt es noch. Ich und ihn um etwas bitten. Aber zurück zu meinem eigentlichen Problem. Wieder stoppe ich bei einem Namen, dieses Mal bei dem meines Bruders. Soll ich? Viel passieren dürfte ja eigentlich nichts, er ist normalerweise immer ziemlich tolerant, was solche Dinge betrifft. Und mit „solchen Dingen“ meine ich das offensichtlich völlig verquerte Liebes- (oder eben ‚Nicht-Liebes-“) Leben seines jüngeren Bruders. Na ja, wer kämpft kann verlieren, aber wer nicht kämpft hat schon verloren, also Köpfe hochkrempeln und weiter geht’s. Mit neuem Mut warte ich darauf, dass mein Gegenüber das Gespräch annimmt, doch der lässt auf sich warten. Als auch nach den neunten Klingeln niemand abhebt, will ich gerade das Handy zum Teufel jagen, als die Stimme meines Bruders ertönt. Sie klingt irgendwie eigenartig. So schwerfällig und gepresst. „... moshi-moshi?“ „Onii-san? Aoi desu.“ Stille. Ob er überhaupt noch dran ist? „.... Aoi.... Hallo...“ Ich fange an mir Sorgen zu machen. Die Stimme meines Bruders klingt furchtbar befremdlich, ganz so als müsse er sich zusammenreißen um anständige Worte hervorzubringen. Ob er vielleicht Schmerzen hat? Ein leichtes Keuchen am anderen Ende verleitet mich beinahe dazu, das Telefon fallen zu lassen, doch im letzten Moment erlange ich wieder die Beherrschung über meinen Körper. Gerade noch rechtzeitig um ein gequältes Schluckgeräusch zu vernehmen, das durch ein hastiges Luftholen eingeleitet wird. „Onii-san? Alles in Ordnung?“ „....haaah....“ „Hey!“ „.... Aoi...? Kann ich dich vielleicht... mh.. zurückrufen? Ich bin grad ein bisschen.... beschäftigt...“ Und mit einem Mal verstehe ich. Er hat gar keine Schmerzen. Na ja, möglicherweise ja vielleicht doch, aber auf jeden Fall keine unangenehmen. Er hat einfach nur Besuch und ich habe ihn gestört. Schon klar. „Nein, schon gut. War nicht weiter wichtig, ich will euch beide auch nicht großartig aufhalten. Viel Spaß noch, bis dann.“ Ich lege auf, habe keine Lust mir weiter sein unerdrücktes Stöhnen anzuhören. Mist! Warum muss der auch ausgerechnet jetzt mit seiner Freundin herumvögeln?! Ist denn die ganze Welt auf einmal zu Pärchen mutiert? Da sieht man es doch wieder, Blut ist auch nicht dicker als Wasser. Ich habe ja schon immer gewusst, dass ich bei der Geburt vertauscht worden bin und eigentlich zu einer ganz anderen Familie gehöre. Uruha... Ist es bei dir und Sayuri auch so abgelaufen? Hast du sie genauso willenlos gemacht, dass sie kein anständiges Wort mehr hervorbringen konnte? Oder bist du derjenige gewesen, der nicht mehr an sich halten konnte, sodass sich dein Körper in schier unmögliche Richtungen aufgebäumt hat? Schnell schüttele ich den Kopf und versuche dieses Bild aus meinen Gedanken zu vertreiben, allerdings will es mir nur ansatzweise gelingen. Na wunderprächtig. Anstatt dass mir das Telefonat mit meinem Bruder geholfen hat, hat es meine Gefühle nur noch mehr aufgewühlt. Ich weiß nicht, was ich denken soll. Was ich fühlen soll. Ich fange an, an meinen Fingernägeln herumzubeißen, aber so schwach, dass sich kein Splitter ablösen kann. Wieder habe ich ein eigenartiges Gefühl, das mich unruhig in der Wohnung umherirren lässt. Noch immer kann ich den Druck deiner Arme und den Geschmack deiner Lippen spüren. Eine Tatsache, die mich ein wenig einschüchtert. Was du wohl gerade tust? Ob du dir genauso viele Gedanken machst, wie ich mir? Wahrscheinlich nicht. Der Romantik-Kitsch im Fernsehen scheint aus zu sein, denn gerade küsst der Held die Heldin leidenschaftlich, was schon zu Beginn des Filmes klar war. Man könnte sich ja auch einmal etwas anderes einfallen lassen. Diese glücklichen Enden sind doch überhaupt nicht realitätsnah. Ich verziehe das Gesicht und tappe zurück in die Küche. Abermals fällt mein Blick auf die Straße und zum wiederholten Male strahlt der Blumenstrauß provozierend hoch. Es ist fast so, als würde er mich verhöhnen. Wieder beiße ich an meinem Fingernagel herum, dieses Mal am Daumen, ehe ich mich schnellen Schrittes umwende und nach dem Haustürschlüssel greife. Eilig hetze ich die Wendeltreppe hinab – Fahrstuhl: immer noch außer Betrieb – denn ich habe Angst, dass ich mir mein eben gefasstes Vorhaben wieder anders überlegen könnte. Am Hauseingang angekommen, muss ich erst einmal Luft schnappen, denn Wendeltreppen neigen dazu einen zur Hast zu verleiten. Mit stechenden Seiten gehe ich weiter, ehe ich mich schnell bücke um den Gegenstand meines Interesses zu bergen. Wie ich es vermutet hatte, ist die Blumenpracht mit Bedacht und Sorgfalt ausgewählt worden, ohne dass dabei der Geldbeutel in Betracht gezogen worden ist. Leider sind nun einige Blüten abgeknickt und auch das Einwickelpapier hat schon bessere Zeiten gesehen. Erst jetzt bemerke ich die reichhaltig verzierte Karte, die ein wenig versteckt zwischen zwei besonders schönen Blumen steckt. Ich habe auch nichts anderes von dir erwartet. Mit zitternden Händen öffne ich das Kuvert nur um mit trockenem Hals die Worte zu lesen, welche mit sorgfältiger Handschrift verfasst wurden. // Aoi... Diese Worte zu verfassen fällt mir sehr schwer. Und doch kann ich nicht anders als sie immer wieder auszusprechen, denn sie strömen aus mir, wie aus einem Sieb. Ich liebe dich, Aoi. Ich erwarte den Tag, an dem ich dich in meine Arme schließen kann. Gib mir eine Chance dir zu beweisen, wie ernst ich es meine. Ich liebe dich. Uruha// Ohne, dass ich es will, stiehlt sich ein leichtes Lächeln auf mein Gesicht, welches ich aber augenblicklich wieder zu unterdrücken versuche. Dass sich aber auch mein Herzschlag unwillkürlich beschleunigt, dagegen kann ich nichts ausrichten. Irgendwie ist das alles ja doch ganz süß von dir. Nachdenklich gehe ich ins Haus zurück. Ich bin mir sicher, dass ich irgendwo noch eine Vase habe, die genau zu diesen wunderschönen Blumen passt. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# So so, mittlerweile sind es also „wunderschöne“ Blumen, na wenn Uruha das doch hören könnte xD. Aber was war es nur, was Sayuri Aoi hatte erzählen wollen? Ob wir es wohl jemals erfahren werden? (Ja, wir werden es. Es wird nur noch ein wenig Geduld gebraucht xD) Also dann, wir lesen uns (wenn ihr wollt ^^’) Kapitel 11: Träume sind Schäume ------------------------------- Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 11/? Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Hauptsächlich Aoi x Uruha, aber es wird ein ‚Überraschungspairing’ geben XD Musik beim Schreiben: Screen (D’espairsRay), Requiem (Dué le Quartz), A Life So Changed (Titanic Soundtrack) und Hello (Evanescence) Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T Anmerkung: Dieses Kapitel... ist mir eingefallen als ich Screen gehört habe, deswegen würde ich euch allen auch sehr ans Herz legen, die Lieder, die ich oben angegeben habe, beim Lesen zu hören, denn sie unterstreichen Aois Gefühlszustand. Demnach werdet ihr sicherlich gemerkt haben, dass dieser Teil nichts mit Euphorie und Glückseligkeit zu tun hat. Wem die Zusammenhänge zu Beginn nicht ganz klar sind, muss sich nur den Titel dieses Kapitels vor Augen halten, dann ist die Sache eigentlich ziemlich einfach. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Kapitel 11: Träume sind Schäume Sonne blendet mich, als ich den Blick gen Himmel richte, doch bin ich zu gefangen von dem Wechselspiel aus Wolken und hellblauem Firmament, dass ich meine Augen beim besten Willen nicht abwenden kann, so sehr die Intensität des Lichtes auch schmerzt. Alles um mich herum erstrahlt im Schein der Sonne, die mit ihrer Wärme die Köpfe der Blumen in der Umgebung hoch hinauf strecken lässt. Ein Zitronenfalter fliegt bedächtig an mir vorbei, während eine unternehmungslustige Honigbiene Gefallen daran gefunden hat von der einen Seite meiner Schulter zur anderen zu krabbeln. Irgendwo in der Ferne plätschert ein Gebirgsbach gemütlich vor sich hin, während ich aus der gegensätzlichen Richtung die liebevollen Töne einer Panflöte vernehmen kann. Ein Lächeln schleicht sich in mein Gesicht und ich richte mein Augenmerk wieder auf die saftig grüne Wiese, die sich viele Hektar weit über die mit Blumen geschmückten Hügel erstreckt. Der ganze Ort hat etwas so friedliches an sich, dass man gar nicht umhin kann, als all seine Sorgen zu vergessen. Mit ausgestreckten Arme drehe ich mich einmal um mich selbst um die ganze Schönheit der Umgebung erfassen zu können, als ich plötzlich innehalte, weil ein anderes Objekt meine Aufmerksamkeit erregt. Ein äußerst störendes Objekt. Argwöhnisch betrachte ich, wie du mit langsamen Schritten auf mich zugeschlendert kommst, ein warmes Lächeln umspielt deine Lippen. Im ersten Augenblick kommt mir der Gedanke in den Sinn schnell weglaufen zu müssen, doch gleichzeitig hindert mich ein mir unbekanntes Gefühl an der Versuchung. Du kommst vor mir zum Stehen, deinen Blick nicht von mir abwendend. Seine Tiefe geht mir unter die Haut und lässt mich leicht erschaudern. Eine Reaktion, die ich nicht nachvollziehen kann. „Aoi... schau nur was ich gefunden habe. Hast du jemals eine so schöne Blume gesehen?“ Mit einem Mal hältst du eine tiefblaue Kornblume in der Hand, die du bewundernd im Sonnenlicht hin und her schwenkst, damit ich sie auch ja in ihrer ganzen Pracht bewundern kann. Du hast recht. Sie ist wirklich außergewöhnlich makellos gewachsen. Aber warst du nicht vor ein paar Sekunden noch mit leeren Händen gekommen? Ich muss mich wohl getäuscht haben. „Allerdings verblasst ihre Schönheit gegenüber deiner, denn verglichen mit dir, macht sie nur einen Bruchteil aus...“ Ich rolle mit den Augen. Jetzt geht der Scheiß schon wieder los. Ich habe gehofft, das hätte ich ein für alle Mal hinter mir. Aber anscheinend ist Hoffnung ja doch nur nichts weiter als der verzweifelte Versuch an einer gelogenen Wahrheit festzuhalten. Allerdings frage ich mich, wie du so schnulzig daher reden kannst. Das ist ja fast schon widerwärtig. Dein Lächeln vergrößert sich und du breitest die Arme aus um dich langsam mit geschlossenen Augen im Kreis zu drehen, wie ich es vorhin getan habe. Die Kornblume ist mittlerweile wieder aus deinen Handflächen verschwunden, doch zu Boden kann sie auch nicht gefallen sein, denn dort liegt nichts. „Du bist so süß, am liebsten würde ich dich einpflanzen und ein ganzes Feld von dir züchten.“ Ich ziehe eine Augenbraue hoch. Ehm, ja, wenn du meinst. Wie kann man nur auf so kranke Ideen kommen? Aber einen Verzweifelten soll man ja bekanntlich nicht reizen, also versuche ich deine Liebesschwüre weitestgehend zu ignorieren, allerdings kann ich es nicht verhindern, dass mir ein leiser Kommentar entweicht. „Uruha... Du hast ein sehr interessantes Talent dafür um Schläge zu betteln.“ Doch ich habe Glück, denn anscheinend hast du mich nicht verstanden, da du dich leise lachend ein Stück entfernt hast. Einige Zeit betrachte ich dich so, während ein zaghaftes Lächeln seinen Weg in mein Gesicht sucht. Du bewegst dich elegant über die Wiese, mit erhobenem Kopf und ausgebreiteten Armen. Jede deiner Bewegungen sind absolut harmonisch und deine Haare spielen im sanften Wind. Ein Anblick, der mir das Gefühl gibt, als sei die Zeit stehen geblieben. Es dauert lange, bis ich registriere, dass sich wirklich etwas verändert hat, denn mit einem Mal ist es mucksmäuschen still um uns beide geworden, die Geräusche des Baches und die Töne der Flöte sind verstummt, es fliegen weder Insekten noch Vögel durch die Lüfte. Beunruhigt blicke ich mich um und muss feststellen, dass auch die Blumen ihre Köpfe verschlossen haben, da die Sonne ihre wärmenden Strahlen eingestellt hat. Von einer auf die andere Sekunde wird es kalt und es weht ein heftiger Wind. Ich will nach dir rufen, denn anscheinend hast du von dem plötzlichen Wandel der Umgebung noch nichts mitbekommen, aber ein eigenartiges Geräusch lässt mich verstummen. Es klingt so, als würde etwas bröckeln, ein kleiner Stein, der sich löst, nur um einen viel gewaltigeren Felsen nach sich zu ziehen. Jedoch gibt es hier kein Gestein. Noch nicht einmal Kiesel sind zu finden. Nein, Kiesel nicht. Aber jäh tut sich ein Abgrund einige Meter vor dir und mir auf, dessen Konturen in der einbrechenden Dunkelheit nur schwer zu erkennen sind. „Uruha... Uruha, sei vorsichtig, da geht es gleich herunter!“ Ich rufe dir zu um dich vor der Gefährdung zu warnen, doch anstatt dich aus der Gefahrenzone herauszubewegen, winkst du mir nur lachend zu, während du rückwärts weiter gehst. Bist du denn blind?! Du rennst genau auf den Abgrund zu. „Uruha! Hast du nicht gehört, was ich gesagt habe? Geh da weg, verdammt!“ Angst kriecht in mir hoch. Mittlerweile schreie ich mir beinahe die Seele aus dem Leib, doch anscheinend scheint keines meiner Worte dich zu erreichen, so angestrengt ich es auch versuche. Und je stärker ich mich anstrenge, umso mehr versagt meine Stimme, so als würde ein unsichtbarer Pfropfen ihre Aktivität verhindern und jegliche Töne im Nichts verschwinden lassen. Ich kann das nicht begreifen. Wieso hörst du mich denn nicht? „Aoi, sieh nur! Hier sind noch ganz viele Blumen. Warte, ich werde dir welche pflücken.“ Was? Angestrengt blicke ich in die Richtung, die du mir weist, doch kann ich beim besten Willen keinerlei Blüten erkennen. Stattdessen ist alles, was ich sehe, ein gähnender Abgrund, der seine zerklüfteten Felsen wie Reißzähne darbietet. Was hat das alles zu bedeuten? Ein weiteres Geräusch lässt mich zusammenzucken, denn dadurch, dass es nahezu windstill geworden ist, kann man jeden noch so kleinen Klang mit erschreckender Intensität hören. Der Abgrund hingegen erweist sich als Echolot, denn wieder und wieder reflektiert es den Hall, dass es mir das Blut in den Adern gefrieren lässt. Es ist der selbe Ton wie von vorhin, nur viel bedrohlicher. Ein Laut, der entsteht, wenn man eine Hand voll Kieselsteine vor sich auf das Pflaster rieseln lässt. Stein um Stein um Stein. Aber das ist unmöglich. Meine Gedanken beginnen zu rasen, ich überschlage sämtliche Theorien, die für die Erzeugung des Geräusches verantwortlich sein könnten, doch keine von ihnen scheint recht passen zu wollen. Wieder wendest du dich zu mir um und winkst mit den Händen, während du den Kopf beim Lachen leicht in den Nacken legst, sodass deine Haare dir nach hinten über die Schultern fallen. Wieso passiert das alles? Erneut erschallt das Geräusch und mit einem Mal weiß ich, woher es seinen Ursprung hat. Ich reiße die Augen auf und wieder schreie ich dir entgegen, während mein kompletter Körper sich anfühlt, als wäre er aus Eis. Nein, eher wie Feuer, denn meine Gedanken rasen durch jegliche Gliedmaßen wie brennendes Wachs, unfähig sich zu einem vernünftigen Strom zu bündeln. „Uruha... Uruha, der Felsen bröckelt! Komm da weg! Er.. ER WIRD WEGBRECHEN!“ Ich beginne zu laufen. Wenn du mich anscheinend schon nicht hören kannst, dann muss ich dich halt dort wegziehen. Doch Beine aus Blei und Füße, die in Beton eingegossen wurden, machen es mir fast unmöglich mich von der Stelle zu bewegen. Aber ich muss. Ich darf nicht tatenlos zusehen, wie du in dein Verderben läufst. Meine Konzentration fokussiert sich nun verstärkt auf meine Schritte und mit der nötigen Anstrengung schaffe ich es letztendlich den Platz zu verlassen, an dem ich noch vor wenigen Sekunden erbarmungslos festgehalten worden bin. Wieder schreie ich dir entgegen und winke zusätzlich mit den Armen, doch entweder hörst du mich nicht, oder du willst mich schlichtweg nicht verstehen. Noch immer lächelst du mir verliebt entgegen und schwenkst deinen gerade gepflückten Blumenstrauß stolz in der Luft hin und her. „Ich sehe dich ja, Aoi, du brauchst gar nicht so zu schreien. Ich freue mich auch unheimlich dich zu sehen.“ Nein, verdammt, ich winke dir doch nicht, weil ich mich freue, dass du da bist, sondern damit du verdammt noch mal deinen Arsch da wegbewegst. Wieso verstehst du das denn nicht?! Immer schneller tragen mich meine Beine und doch habe ich das Gefühl, als würde ich mich nicht einen Millimeter von der Stelle bewegen. Ich müsste dich doch mittlerweile schon längst erreicht haben. Aber ich schaffe es einfach nicht die Distanz zwischen dir und mir zu verringern. Es ist, als würde eine unsichtbare Kraft deinen Körper immer weiter von mir fort bewegen, je weiter ich mich versuche dir zu nähern. Wieder ertönt das Knacken des Felsens und verdeutlicht mir wie ernst die Lage um uns beide herum ist. Es kann nur noch wenige Augenblicke dauern, bis das letzte bisschen Stütze bricht, das die Klippe noch aufrecht erhält. Und sollte sie bersten, dann... Nein, ich will mir lieber nicht die Folgen vorstellen müssen, viel mehr sollte ich mich darauf konzentrieren, dass ich es schaffe. Und ich werde es schaffen. Ich muss nur daran glauben. „Aoi... Habe ich dir eigentlich schon einmal gesagt, dass ich dich liebe? Aber ich kann es gar nicht oft genug wiederholen, ich muss es einfach in die ganze Welt hinausbrüllen. Ich sehne den Tag herbei, an dem du endlich mir gehören wirst, und ich dir. Weil ich dich wirklich liebe.“ Deine Worte treiben mir die Tränen in die Augen. Warum? Warum kann ich nicht den einzigen Menschen, der etwas für mich empfindet, vor einer Gefahr schützen? Wieso gelingt es mir denn nicht? So schnell ich auch renne, es reicht einfach nicht. Dabei sehe ich dich doch genau vor mir mit einer erschreckenden Klarheit, obwohl alles um uns herum in Dunkelheit versinkt. Wo ich doch jedes deiner Worte ungetrübt vernehmen kann, als ständest du genau neben mir. Sagt mir doch einer den Grund... Plötzlich spüre ich ein Zittern im Boden, ganz so, als wenn sich ein Erdbeben ankündigt, dicht gefolgt von einem markerschütterndem Krachen, in dem Augenblick, als der Felsen wegbricht. Wieder habe ich das Gefühl, als wenn die Zeit eingefroren wäre, denn jede Sekunde brennt sich wie in Zeitlupe auf meine Netzhaut ein. Ich sehe, wie du erschreckt die Augen aufreißt, als du den Boden unter deinen Füßen verlierst, und wie du die Arme hochreißt, um dich an der noch verbliebenden Klippe festzuhalten. Dein gellender Schrei rammt mir ein mit Gift getränktes Messer ins Herz. Ohne großartig darüber nachzudenken setze ich zum Sprung an und strecke die Hand nach dir aus, um dich festzuhalten, ganz gleich, an welchem Teil deines Körpers ich dich wieder hochziehen muss. Ich lande mit dem Gesicht voran im Dreck, bekomme aber noch gerade dein Handgelenk zu fassen, welches ich nun krampfhaft umschlossen halte. Ich bete inbrünstig, dass meine Kraft nicht versagen wird. Ein Ruck fährt durch meinen ganzen Körper, als meine Schulterblätter die schwere Last abzufangen versuchen und für einen kurzen Augenblick lang befürchte ich, dass mir dieselbigen ausgekugelt werden könnten. Ich beiße mir auf die Lippen und presse die Augen zu, in der Hoffnung, den Schmerz so ein wenig eindämmen zu können, doch er verringert sich nur minimal. Bitte, lieber Gott, hilf mir dies hier durchzustehen.... „Uruha... ich—ich zieh dich jetzt hoch.... Sei ganz ruhig, wir schaffen das... Ha—hab keine... Angst.“ Meine Stimme zittert und selbst ich kann meinen Worten beim besten Willen nur teilweise Glauben schenken, denn ich merke wie mein Arm langsam taub wird, als mich die Kraft schleichend verlässt. Aber ich werde dich noch hochziehen. Und wenn man mir den Arm hinterher amputieren muss. Noch immer halte ich die Augen fest geschlossen, doch als ich merke, wie mich dein Gewicht langsam selbst in Richtung Abgrund zieht, reiße ich sie panisch auf und versuche mit der noch freien Hand irgendwo Halt zu finden. Doch meine Hände rutschen an dem kalten und glitschigen Gestein ab und machen es mir unmöglich mein Absacken zu verhindern. Das kann doch alles nicht wahr sein. Verzweifelt blicke ich zu dir herunter und dein Anblick lässt mein Herz stillstehen. Beinahe hätte ich dich vor Schreck losgelassen. Deine Augen sind weit aufgerissen und ich kann die Panik in ihnen glänzen sehen. Du willst nicht sterben. Innerhalb weniger Augenblicke brennt sich dieses Bild in mein Gedächtnis ein, die Hilflosigkeit in deinen Augen, die Lähmung in jeder Faser deines Körpers, die dein Gewicht nur noch stärker an meinen Schultern hängen lässt. Selbst wenn ich die Lider für wenige Sekunden schließe, geisterst du in meinem Hinterkopf herum. Mit Entsetzen muss ich entdecken, dass deine Hand langsam der meinen entgleitet, doch ich kann dem absolut nichts entgegen setzen. Ich umfasse deine Hand fester, sodass meine Fingerknöchel weiß hervor stehen, doch auch diese Verzweiflungstat kann nichts an dem Unvermeidbaren ändern. Früher oder später wirst du mir wegrutschen. „Uruha... ich kann dich nicht mehr länger halten... Gib... gib mir deine andere Hand... Dann kann ich versuchen, dich hochzuziehen.“ Du rührst dich nicht. Du versuchst es noch nicht einmal. Du starrst mich einfach weiter völlig entgeistert an, obwohl dein ganzer Körper danach schreit, dass ich dir helfe. „Jetzt mach schon!“ Ich schreie dir entgegen, mittlerweile selbst einer Panik nahe. Ich weiß doch nicht, was ich sonst noch versuchen soll. Ich will dich nicht verlieren. Ich will nicht, dass du sterben musst. Wieder kneife ich die Augen zusammen, doch dieses Mal nicht allein aus Schmerz, sondern weil ich fühle, wie sie sich mit Tränen füllen. Ich habe erkannt, dass es keinen Zweck mehr hat. Es ist vorbei. Mit einer geschmeidigen Bewegung gleitet deine Hand langsam aus meiner, bis sich nur noch unsere Fingerkuppen ineinander verhaken. Krampfhaft versuche ich selbst jetzt noch dich über den Rand der Klippe zu mir hinauf zu ziehen, aber ich habe keine Kraft mehr. Meine Hände versagen, als wir beide den Kontakt zueinander verlieren und mit einem durchdringenden Schrei, der mir das Blut in den Adern gefrieren lässt, verschwindet dein Gesicht in der Dunkelheit. Ich gebe ebenfalls einen tonlosen Schrei von mir, als ich noch ein letztes Mal die Hand nach dir ausstrecke um nachzufassen, aber ich kann dich nicht mehr erreichen. Du bist endgültig fort. Ich habe das Gefühl, als habe die Dunkelheit um mich herum noch einmal um die dreifache Intensität zugenommen, als ich die Stirn verzweifelt auf den kühlen Boden unter mir sinken lasse und den Tränen freien Lauf lasse. Mein Arm baumelt noch immer völlig entkräftet den Abhang hinunter. Ich kann die Geschehnisse einfach nicht begreifen. Es war doch so schönes Wetter gewesen. Es hatte doch vorhin noch überhaupt keinen Abgrund gegeben. Wie kannst du dann einfach so verschwinden und mich allein zurück lassen? Ich weiß doch gar nicht, was ich jetzt tun soll. Geräuschvoll ziehe ich die Nase hoch und versuche meine Tränenflut wenigstens ein wenig zu stoppen, als ich plötzlich von meinen Gefühlen überrannt werde und mit der Faust auf den Boden schlage. Eine Aktion, die ich besser unterlassen hätte, denn die dadurch entstandene Kraft reicht aus, um noch den letzen Rest an lockerem Gestein abzulösen, sodass abermals ein leises Knacken zu vernehmen ist. Erschreckt springe ich auf, doch es ist bereits zu spät, als sich mit lautem Poltern die Erde unter meinen Füßen löst und mich mit sich reißt. Wie du schon zuvor drehe ich meinen Körper in der Luft um 180 Grad, um nach der Klippe fassen zu können, aber meine Hand greift ins Leere. Ich fühle wie ich falle und schließe die Augen um mich auf den Aufprall vorbereiten zu können, doch auf einmal spüre ich einen heftigen Ruck an meinem Handgelenk, der meine Lippen zu einem tonlosen Schrei auseinander fliegen lässt. Nun habe ich wirklich das Gefühl, als sei meine Schulter ausgekugelt. Ich atme ein paar Mal tief durch, ehe ich mir gestatte den Blick leicht zu heben, um die Ursache anzublicken, die mich vor dem Sturz bewahrt hat. Denn gewissermaßen haben du und ich nun unsere Rollen getauscht. Habe ich noch vor wenigen Minuten versucht dich unter allen Umständen zu retten, bin nun ich der jenige, der auf das Wohlwollen seines Gönners angewiesen ist. Meine Augen passieren den Rand der Klippe und wandern von weißen Schuhen hoch zu einer schwarzen Stoffhose. Der Arm, der mein Gewicht hält, ist hingegen relativ sehnig, ohne dabei allerdings abstoßend zu wirken, während ein paar Zentimeter oberhalb des Ellenbogens ein schwarzes Band den Oberarm ziert. Obwohl ich das Gesicht dieser Person nicht erkennen kann, kommt sie mir jedoch erschreckend bekannt vor, ganz so, als hätten mich die starken Arme schon oft gehalten. Und doch habe ich Angst. Angst, dass die Person mich loslassen könnte, so wie ich dich losgelassen habe. Ich habe dich in den Tod geschickt, und genau das wird mir nun auch passieren. Dies ist meine Sühne für die Schuld, die ich wegen dir zu tragen habe. Ich verkrampfe meine Hand in der meines Helfers; ich will nicht fallen. Meine Atmung geht schwer, die ungewohnte Anstrengung der Schultern belastet meine Lunge. Doch plötzlich vernehme ich ein Geräusch oberhalb des Abgrundes, das keinesfalls von meinem Helfer herrühren kann. Es klingt wie eine Menschenmenge im Kaufhaus am Vorabend von Weihnachten. Unzählige Stimmen reden durcheinander, einige lachen nervös und gekünstelt, andere treten von einem Bein auf das andere, sodass ihre Schritte an dem Felsen widerhallen, während dritte sich beschweren, dass gedrängt wird. Ich kann das nicht verstehen. Wo kommen all diese Leute her? Und was machen sie hier? Wieso stehen sie hier herum und halten maulaffenfeil, während ich auf Gedeih und Verderb mit meinem Leben zu kämpfen habe?! Ich will ihnen etwas zu rufen, die Meute anschreien, dass sie mir gefälligst helfen soll, aber kein Ton verlässt meine Lippen. Meine Kehle ist wie zugeschnürt. Die Angst hat sich wie ein schwerer Belag auf meine Stimmbänder gelegt und verhindert jegliches Entweichen eines noch so leisen Tones. Wenn doch der andere mich niemals loslassen würde. „Aoi? Hast du Angst?“ Eine leise, unendlich sanfte Stimme reißt mich wieder zurück in die Realität und erschreckt blicke ich auf, kann nun zum ersten Mal in das Gesicht meines Gegenübers sehen, welches mir noch bis vor kurzem verborgen geblieben war. Es ist Reita. Schockiert reiße ich die Augen auf, verstärke allerdings den Griff um seine Hand, denn mit einem mal befürchte ich, dass der Blond-Schwarze mich loslassen könnte. Sollte noch bis dato ein kläglicher Rest Hoffnung auf Leben vorhanden gewesen sein, so hat er sich nun endgültig und für immer verabschiedet. Ich weiß auch nicht wieso, aber aus einem mir unerfindlichen Grund hat sich meine Angst nun noch gesteigert. Auch wenn ich dir nicht zutrauen würde, dass du mich absichtlich fallen lassen könntest. So sehr kannst selbst du mich nicht hassen. Oder doch? Ein leises Lachen lässt mich den Kopf noch ein wenig weiter hochreißen, denn plötzlich offenbaren sich auch die Gesichter der anderen Menschen um mich herum. Zu meinem Entsetzen muss ich feststellen, dass sie sich als Freunde und Bekannte entpuppen. Ruki, Kai, Satou-san, Miyavi und andere Leute aus der PS Company stehen herum, als wären sie auf einem Volksfest. Und nicht nur sie, auch meine Familie ist komplett und ohne Ausnahme vertreten. Doch nicht ihre Anwesenheit ist es, was meinem Herzen einen Stich versetzt. Es ist die Tatsache, dass niemand sich auch nur im Entferntesten dazu bereit erklären will, zu helfen. Sie alle stehen um Reita und mich herum und amüsieren sich königlich. „Ich habe dir eine Frage gestellt. Hast du Angst, Aoi?“ Reitas Stimme lässt mich den Kopf herum schnellen und ihn mit weit aufgerissenen Augen anstarren. Wie kann er mich jetzt so etwas fragen? Ich kann mich nicht mehr lange an ihm festhalten, aber er hat in keinster Weise die Absicht etwas daran zu ändert. „Nein... Ich habe keine Angst....“ Meine Stimme zittert, meine Gelenke schmerzen und mein Kopf dröhnt. Die Dunkelheit um mich herum scheint mit jedem Augenblick schwärzer zu werden, während das unterdrückte Gelächter der Außenstehen immer weiter anschwillt. Ich habe das Gefühl als würde mein Körper jeden Augenblick zerbersten. „... Ich habe Panik, also zieh mich herauf, verdammt!“ Ich presse die Augen zusammen, denn durch das Schreien durchfährt mich mit jedem Wort ein eisiger Stich. Ich habe mich noch nie in meinem Leben so hilflos und schwach gefühlt. Entkräftet lasse ich den Kopf hängen und vertraue darauf, dass Reita mich wenigstens nun hochziehen wird, doch dieser lässt sich nicht beirren. „Aoi? Vertraust du mir?“ Ich bin nicht mehr fähig zu antworten. Auch wenn ich wollen würde, so habe ich doch schon längst nicht mehr die Kraft auch nur noch einen Muskel zu bewegen. Ich will einfach nur, dass es vorbei ist. Uruha... hast du dich auch so gefühlt, wie ich mich jetzt? Hat die Angst auch dir jede Luft zum Atmen genommen und deinen Verstand benebelt? Es tut mir leid. Ich habe dich nicht loslassen wollen... „Aoi, lass mich dir etwas sagen. Und merke dir meine Worte gut. Vielleicht wirst du sie irgendwann noch einmal brauchen....“ Langsam schüttle ich den Kopf. Ich kann nicht mehr. Warum versteht Reita das denn nicht? Eine einzelne Träne bahnt sich ihren Weg über meinen Wangenknochen hinunter zum Kinn, ehe sie dort abperlt und in den dunklen Abgrund unter mir tropft. Sie macht mir deutlich, dass das genauso gut ich sein könnte. „Vertraue dem, der sagt: ‚Hab keine Angst.’“ „...Zieh mich hoch... bitte...“ „Aber habe Angst vor dem, der sagt: ‚Du kannst mir vertrauen.’“ Mit einem Mal lässt Reita los. Anstatt, dass meine Hand langsam aus der seinen gleitet, weil einer von uns beiden keine Kraft mehr hat, zieht er plötzlich den Arm zurück. Ich reiße die Augen auf und versuche im Fall nach ihm zu greifen, doch ich kann ihn nicht mehr erreichen. Mit einem tonlosen Schrei presse ich die Augen wieder zusammen, als ich Wind, hervorgerufen durch die Fallgeschwindigkeit, in meinen Ohren pfeifen höre. Ich spüre, wie er an meiner Kleidung und meinem Körper zerrt, als ich wie ein Stein abstürze, doch so sehr ich auch mit den Armen rudere, ich kann mich nicht abbremsen. Ich will nicht sterben. Aber ich werde, denn mein Körper wird auf dem harten Grund zerschellen wie ein Wrack an Klippen. Während dem Fall verberge ich den Kopf in den Händen, rein reflexartig, denn dass diese Geste mich auch nicht vor dem Aufprall bewahren wird, ist mir bewusst. Ich sehe, wie der Boden entgegenkommt, eine spiegelglatte Fläche, die alles um mich herum reflektiert. Dein Gesicht, das mich verliebt anlächelt. Reita, der missmutig zur Seite sieht, sich aber ein leichtes Schmunzeln nicht verkneifen kann. Ruki, wie er laut schimpfend mit den Armen in der Luft herum fuchtelt, um seinem Ärger Luft zu machen. Und nicht zuletzt Kai, der breit grinsend mit einem ganzen Tablett an Fressalien, die er eigens für uns gezaubert hat, durch die Tür des Proberaums tritt. Ich werde auf ihnen allen zerschmettern. Doch plötzlich durchfährt ein heftiger Ruck jede Faser meines Körpers, der mich die Glieder verkrümmen lässt. Es ist fast so, als habe mich ein Blitzschlag getroffen. Ich wage nicht, die Augen zu öffnen, obwohl das Pfeifen des Windes in meinen Ohren schlagartig abgeklungen ist und ich auch die Reibung der Luft nicht mehr spüren kann. Und plötzlich wird mir schlagartig bewusst, was diese Veränderung zu bedeuten hat. Schnell öffne ich die Augen und fahre aus meinen Decken hoch. Anstatt, dass ich zertrümmert am Boden irgendeiner Schlucht liege, befinde ich mich wohlbehalten, wenn auch mit den Nerven am Ende, in meinem Bett in meinem Zimmer. Meine Atmung geht schnell und unregelmäßig, während meine ganzen Sachen völlig durchgeschwitzt sind, denn noch immer steht mir der kalte Angstschweiß auf der Stirn und vermag nur langsam zu trocknen. Es war ein Traum. Es war nur ein Traum. Ich bin erleichtert, doch nach und nach nistet sich ein beklemmendes Gefühl in jeder meiner Adern ein, die mich abermals erzittern lässt. Ich weiß nicht, was es zu bedeuten hat, aber ich mag auch nicht allzu lange darüber nachdenken. Alles, was ich will, ist das gesehene so schnell es geht zu vergessen. Schnell reibe ich mir über die Oberarme um die Gänsehaut dort zu vertreiben, doch die Angst bin ich einfach nicht in der Lage abzuschütteln. Er hat mich einfach losgelassen... Reita hat mich einfach fallen gelassen und mich meinem Schicksal ausgeliefert. Ich weiß, dass es nur ein Traum war, doch es war so real. Es fühlte sich so unglaublich echt an. Die Geräusche und Düfte um mich herum. Die Intensität der Farben. Und zu guter Letzt auch jede Berührung. Selbst der Schmerz in meinen Schultern ist noch immer allgegenwärtig. Auch wenn diese Art nur von Muskelkater herrühren kann. Es muss noch mitten in der Nacht sein, denn in meinem Zimmer ist es stockfinster, nur die Leuchtzeiger meines Weckers sind zu erkennen. Es ist zwanzig vor drei. Langsam lasse ich mich wieder in meine Kissen sinken, denn ich fühle mich unglaublich schwach und fragil. Mein Herzschlag normalisiert sich nach und nach wieder und auch meine Hände hören auf zu zittern. Immer wieder sage ich mir in Gedanken, dass es nur ein Traum war, denn würde ich die Worte laut aussprechen, würde meine Stimme nur ein leises Krächzen sein. Zu mehr wäre ich im Augenblick nicht in der Lage. Ich schließe die Augen um wieder einschlafen zu können, doch reiße ich sie augenblicklich wieder auf. Ich sehe dein Gesicht, wie du über der Klippe hängst und panisch zu mir aufsiehst. Diesen Anblick werde ich wohl mein Lebtag nicht wieder vergessen. Uruha... Es tut mit leid, dass du sterben musstest. Ich habe dich umgebracht... Mit einem Mal springe ich auf und hetze zum Telefon, als mir siedend heiß etwas einfällt. Wie Schuppen fällt es mir von den Augen; wähle mit mittlerweile wieder rasenden Fingern deine Nummer und lausche zitternd auf Antwort. Die Sekunden vergehen, während sich nichts rührt. Ich versuche mich zu beruhigen, indem ich mir einzureden versuche, dass du nur das Telefon nicht hörst, weil du tief und fest schläfst, aber was ist, wenn doch nicht? Ich weiß, dass solche Gedanken völlig überzogen sind, aber ich komme nicht umhin mir Sorgen zu machen. Sorgen um dich. Plötzlich höre ich deine Stimme am anderen Ende der Leitung, sie klingt verschlafen und nur halb da. Schnell lege ich auf und schleudere das Handy ganz weit weg als könnte ich mich daran verbrühen. Deine Stimme hat mir eine Gänsehaut beschert. Und doch bin ich beruhigt sie vernommen zu haben, denn damit ist endgültig bestätigt, dass meine Gedanken nichts weiter als Hirngespinste gewesen sind. Es geht dir gut. Du bist am leben. Ich bin über mich selbst überrascht, als mir bewusst wird, wie viele Sorgen ich mir um dich gemacht habe. Ich hatte schreckliche Angst als ich dachte, ich hätte dich verloren, auch noch, nachdem ich aufgewacht bin. Wie erleichtert ich doch nun geworden bin, denn meine Herzfrequenz scheint sich um die Hälfte verringert zu haben und auch das Pochen in meiner Schläfe, welches ich immer bekomme, wenn ich mich aufrege, ist verschwunden. Ich frage mich, was dieser Traum wohl zu bedeuten hat, denn das er eine Symbolik mit sich trägt, davon bin ich überzeugt. Irgendetwas will er mir damit sagen, aber ich weiß einfach nicht was. Und was Reita und die anderen betrifft.... Sie alle haben dort gestanden, aber nur mein absoluter, von mir selbsternannter Erzfeind hat sich dazu herabgelassen mir zu helfen. Und selbst er hat mich einfach wieder losgelassen. „Aoi... Hast du Angst?“ Seine Worte schallen in meinen Ohren nach und auch sie verursachen mir eine Gänsehaut. Allerdings keine wohlige, wie bei deiner Stimme. Es ist vielmehr Unbehagen. Sie lassen mich frösteln und ich steige zurück in die Wärme meines Bettes. „Vertraust du mir?“ Nein, ich vertraue ihm nicht. Ich verachte ihn. Er ist für mich wie der ungelesene Beipackzettel einer Arznei, die man eh nicht einnehmen will. Er ist das Müsli, das man essen muss, weil man diäten will. Und er ist das herrliche Wetter, das einen verhöhnt, wenn man in einem überhitzen Gebäude arbeiten muss. „Vertraue dem, der sagt: ‚Hab keine Angst.’ Aber habe Angst vor dem, der sagt: ‚Du kannst mir vertrauen.’“ Ich hasse, dich, Reita, weil du mich losgelassen hast. Auch wenn es nur ein Traum war. Ich bin mir sicher, dass er es auch im realen Leben getan hätte. Ich schlucke schwer und versuche mich tiefer in meine Decken einzugraben um wieder einschlafen zu können. Ich werde Reita niemals vertrauen können, aber aus Angst vor ihm kuschen werde ich auch nicht. Ich habe keine Furcht vor ihm. Na warte, Reita. Ich werde dir schon noch zeigen, was es für Konsequenzen haben wird, wenn du mich eine Klippe hinunter stoßen willst. Doch mein letzter Gedanke, bevor ich wieder einschlafe gilt dir. Ich werde es wieder gut machen, dass ich dich habe fallen lassen. Entschuldige bitte, Uruha. Von nun an, werde ich alles tun, um dich vor Abgründen zu beschützen. Vor den Abgründen von Reitas Seele. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Dies ist das Kapitel, das ich überlegt hatte zu kürzen, es nun aber letztendlich doch geschrieben habe. Es liegt mir aus vielerlei Gründen sehr am Herzen, deswegen bin ich froh es hochgeladen zu haben. Für die Leute unter euch, die gerne interpretieren, denen kann ich eines sagen: In diesem Teil steckt eine Menge an Informationen drin, die ich zu späteren Zeitpunkten nach und nach wieder aufgreifen und abarbeiten werde. Wie es bei Träumen aber nun mal so ist, sind sie durch viele Symbole recht gut verschlüsselt. Wer mit diesem Kapitel nichts anfangen kann... na ja, dann ist es auch nicht so schlimm ^^’ Also dann, wir lesen uns (wenn ihr wollt ^^’) Kapitel 12: Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung -------------------------------------------------------- Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 12/? Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Hauptsächlich Aoi x Uruha, aber es wird ein ‚Überraschungspairing’ geben XD Musik beim Schreiben: Disney’s Magical Music Collection (Hey, nicht lachen ja, aber es passt wirklich zu diesem Kapitel =D ) Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T Anmerkung: Es tut mir leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich hatte bei diesem Kapitel irgendwie einen Blackout oder so was. Ich wusste zwar was ich schreiben will, aber die Worte wollten sich einfach nicht zusammen fügen. Na ja, mir liegen einfach keine fröhlichen Dinge... Hinzu kommt, dass ich mir irgendwie das Handgelenk gezerrt habe und deswegen nur halb so schnell tippen kann... Aber genug des Selbstmitleids, an dieser Stelle möchte ich noch einmal ein ganz großes Dankeschön an die Leute aussprechen, die mir die ganze Zeit über Kommentare geschrieben haben. Hört bitte nicht auf damit, ich freue mich über jeden noch so kurzen ^^’ #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Kapitel 12: Einsicht ist der erste Schritt zur Besserung Ich weiß nicht, wie ich den Rest der Nacht überstanden habe, aber irgendwie schaffe ich es schließlich doch die noch verbleibenden Stunden bis zum Klingeln des Weckers zu überbrücken. Noch einmal eingeschlafen bin ich nicht, denn jedes Mal, wenn ich versucht habe die Augen zu schließen, habe ich dein Gesicht vor mir gesehen. Ich kann es mir nicht so recht erklären, aber irgendwie hat die letzte Nacht etwas in mir verändert. Immer wieder ertappe ich mich dabei, wie meine Gedanken zu dir schweifen, sie mir ein feines Lächeln entlocken und mein Herz schneller schlagen lassen. Jedoch halte ich noch immer krampfhaft daran fest, dass dies nur post-traumatische Verhaltensstörungen sein können, hervorgerufen durch diesen vermaledeiten Traum. Ich schaffe es einfach nicht die Bilder aus meinem Gehirn zu vertreiben. Gähnend steige ich auch meinem Bett, tappe in die Küche und schütte mir Kaffee ein. Normalerweise trinke ich zwar lieber Tee, aber im Augenblick brauche ich so viel Koffein, wie ich nur bekommen kann, denn wirklich erholsam ist die Nacht ja denkbar nicht gewesen. Von wegen Morgenstund’ hat Gold im Mund. Mit Augenringen bis zum Kinn lasse ich mich auf den erstbesten Stuhl fallen und schlürfe geräuschvoll das bittere Gesöff. Ich habe Kaffee noch nie leiden können. Es ist mir völlig unverständlich wie du so etwas gerne trinken kannst. Na großartig, jetzt habe ich schon wieder an dich gedacht. Dabei habe ich mir doch extra vorgenommen es für die nächsten paar Minuten mal nicht zu tun. Vielleicht sollte ich mir einfach besser erreichbare Ziele suchen. Zum Beispiel nur alle dreißig Sekunden an dich zu denken. ... ... Ok, seien wir realistisch, sagen wir alle zehn Sekunden. Ich habe mir niemals vorstellen können, dass mir so etwas passiert. Ich war noch nie in meinem Leben verliebt, zumindest nicht so wie jetzt. Nein, halt! Mit fünf Jahren war ich mal in die Tochter von unseren Nachbarn verliebt, aber nachdem ihre Brüder mich recht schnell vom Gegenteil überzeugen konnten, war auch diese Schwärmerei wieder vorbei. Aber Moment mal. Wer behauptet eigentlich, dass ich dich lieben würde? Ich habe mir einfach nur Sorgen um dich gemacht und damit Ende der Diskussion. Als wenn ich mich jemals in dich verlieben würde. Okay, du siehst unbeschreiblich gut aus, bist sportlich, hast den tollsten Körper überhaupt, beherrschst dein Instrument wie kein anderer zuvor, kannst so dreckig reden, dass einem das Blut in alle möglichen Körperregionen läuft, doch genauso gut schaffst du es mir eine Gänsehaut zu bescheren, wenn du mich mit diesem einen bestimmten Blick musterst. Also, wieso sollte ich mich in dich verlieben? Dazu besteht überhaupt gar kein Grund. Ohne, dass ich es will, beginne ich vor mich hin zu summen. Die Melodie hat Reita letztens vorgestellt und ich kann nicht umhin, als sie zu mögen. Auch wenn Reita sie geschrieben hat. Dieser Vollspast. Wahrscheinlich hat er es nur irgendwo geklaut und ein wenig abgeändert. Zu eigenen Denkweisen ist der doch überhaupt nicht in der Lage. Meine gute Laune droht wieder zu verschwinden, denn immer wenn ich die Fresse von diesem Schmarotzer vor mir sehe, habe ich das dringende Gefühl mich übergeben zu müssen. Dabei habe ich sein Gesicht noch nicht einmal komplett gesehen, immer war dieses nervende Tuch im Weg. Nicht dass ich scharf darauf wäre, auch noch jede Einzelheit von dieser Visage sehen zu müssen, aber es würde mich zumindest interessieren. Vielleicht hat er ja eine fette Warze auf der Nasenspitze. Oder gleich eine Schweinenase. Passt zu einer Sau wie ihm. Noch eine ganze Weile lang stelle ich die unterschiedlichsten – und nicht gerade freundlichsten – Theorien dazu auf, warum der Bassist dieses Tuch niemals abzunehmen scheint, denn dadurch habe ich endlich etwas gefunden, womit ich mich von dir ablenken kann. Obwohl es natürlich taktisch klüger wäre, darüber nachzudenken, was ich tun soll, wenn du mich in einer halben Stunde wieder abholen kommst. So wie ich mich kenne, werde ich entweder kein Wort heraus bringen oder noch schlimmer: nur Schwachsinn labern. Und so wie ich mein Glück kenne, wird letzteres eintreffen. Schnell leere ich den Rest meines Kaffees, ziehe mich an und schminke mich. Wie immer Ton in Ton einheitlich und zwar Schwarz. Ich käme gar nicht auf die Idee mich so bunt anzuziehen wie du es tust. Und dann auch noch Lila. Na ja, besser als Rosa. Aber was nicht ist, kann ja noch werden, also sollte ich lieber die Klappe halten und den Teufel nicht noch zusätzlich an die Wand malen. Gerade bin ich fertig mit schminken, als ich auch schon das Hupen eines Autos von unten vernehmen kann. Wie immer unser ausgemachtes Zeichen, dass du da bist und ich herunter kommen soll. Ich glaube, es wäre besser, wenn ich dir sagen würde, dass mein eigenes Auto gar nicht kaputt ist, sondern einfach nur in der Garage fröhlich vor sich hin rostet, weil es nie benutzt wird, denn dann hätte ich das Problem nicht, mich dreißig Minuten lang in deines zu zwängen. Ich schultere meine Gitarre, verschließe sorgfältig die Haustüre und haste gut gelaunt – wenn auch mit beachtlichem Herzklopfen – nach unten. Dieses Mal bin ich nicht arg so außer Atem wie sonst, anscheinend bekomme ich Kondition in Treppen steigen. Schnell richte ich meine Kleidung und die Haare, denn ich will ja nicht als völliger Trottel vor dir erscheinen, zumal du immer wie aus dem Ei gepellt aussiehst. Ich werfe meine Gitarrentasche auf die Rückbank zu deiner und lasse mich neben dir auf dem Beifahrersitz fallen. So, das wäre schon einmal geschafft. Ich bin nicht gestolpert, habe mir den Kopf nicht gestoßen und mir auch nicht die Hand eingeklemmt. Also im Augenblick keinerlei Peinlichkeiten in Sicht. Was sich natürlich noch früh genug ändern kann. Wieder einmal muss ich den Beifahrersitz in die richtige Position verstellen, denn anscheinend hast du zum wiederholten Male Kutscher gespielt. Ich verziehe griesgrämig das Gesicht bei diesem Gedanken, denn es geht mir gehörig gegen den Strich, dass jemand anderes als ich in deinem Wagen mitfahren kann. Ich bin zu sehr mit meinen Gedanken beschäftigt, dass ich nicht bemerke, wie du mich schon seit geraumer Zeit anzusprechen versuchst, denn plötzlich spüre ich deine Hand auf meinem Oberschenkel, die mich zusammen zucken lässt. „Aoi? Hörst du mir eigentlich zu?“ Ich wende den Kopf und blicke dir genau ins Gesicht, wandere von deinen Augen weiter nach unten, bis ich an deinen vollen Lippen hängen bleibe. Die Hand an meinem Oberschenkel habe ich vergessen. „Ja... ich höre immer... aufs Wort...“ Deine Mundwinkel verziehen sich zu einem diabolischen Grinsen und auch der Druck deiner Finger verstärkt sich, während die Hand leicht nach oben wandert. Mit einem Mal reiße ich die Augen auf, als mir bewusst wird, was ich gerade gesagt habe. Innerhalb von Sekunden laufe ich flammend rot an, schlage deine Griffel beiseite und wende den Blick ab. Na wunderprächtig. Immer genau rein ins Fettnäpfchen. Das machst du ganz großartig, Aoi. Den Rest der Fahrt versuche ich mich darauf zu konzentrieren aus dem Fenster zu starren und mir einzubilden, dass diese Autobahn vor uns wirklich das interessanteste ist, was ich je in meinem Leben gesehen habe. Gelingt nicht wirklich. Deine gleichmäßigen Atemzüge machen mich nervös und immer wieder ertappe ich mich dabei, wie ich verstohlen einen Blick zur Seite riskiere, um dich zu betrachten. Doch immer, wenn du auch deinen Kopf in meine Richtung wendest, sehe ich schnell wieder zur Seite. Lange Zeit geht das so, hin und zurück, zurück und hin, bis dir schließlich der Kragen zu platzen scheint. „Sag mal, geht es dir nicht gut?“ „Mir? Wieso? Mir geht es wunderbar, warum? Wieso sollte es mir nicht gut gehen? Geht es dir etwa nicht gut? Also mir geht es gut!“ Nein, nein, nein! Aoi, halt einfach die Klappe, du machst es nur noch schlimmer. Nicht nur, dass ich völligen Stuss von mir gebe, meine Stimme ist auch noch unangenehm hoch. Kurz blickst du mich verständnislos an, ehe ich ein leichtes Aufflackern in deinen Augen erkennen kann und auch deine Mundwinkel verräterisch zucken. Aber bevor ich mir sicher sein kann, ist dieser Ausdruck auch schon wieder verschwunden. Ich würde zu gerne wissen, was du gerade gedacht hast. Und ich habe das dumme Gefühl, dass es nichts gutes war. „Danke, mir geht es ausgezeichnet. In meinen Augen kann der Tag gar nicht mehr besser werden.“ Du wendest dich wieder der Fahrbahn zu und ich mich meinem Fenster, doch geistern mir deine Worte noch lange Zeit im Gedächtnis umher. Will ich wirklich wissen, warum der Tag für dich so ‚ausgezeichnet’ sein soll? Nein, ich denke nicht, dass ich das will. Endlich halten wir vor dem Gebäude der PSC, und wie immer schaffst du es deinen Wagen gekonnt an den Menschenmassen vorbeizuchauffieren, ohne dass es jemandem großartig auffällt. Aber wer würde auch schon auf die hirnrissige Idee kommen, dass in dieser – ich bitte vielmals um Verzeihung – „Schrottlaube“ zwei angehende Musikstars sitzen? Na bitte. Wir steigen aus und gerade will ich durch den Hintereingang eintreten, als du mich am Handgelenk sanft zurück hältst. Die Berührung beschert mir beinahe einen Herzinfarkt, handelt es sich doch genau um jenes, mit dem ich im Traum versucht habe, dich vor dem Absturz zu bewahren. Unsicher drehe ich mich um, blicke erst auf unserer beider Hände ehe ich leicht aufschaue um dir ins Gesicht zu sehen. Du schaust ernst zu mir herunter und scheinst mich mit deinen Augen nahezu durchbohren zu wollen um jede meiner Gedanken zu lesen. Ich kann den Blickkontakt nicht lange aushalten und drehe den Kopf wieder ab. Auch die Hand entziehe ich dir. Wenn auch ein wenig widerstrebend, denn ich verzichte nur ungern auf deine feine Berührung. „Aoi? Kann ich dich kurz etwas fragen?“ Nein, kannst du nicht. Aber du wirst dich sicher nicht davon abhalten lassen, es trotzdem zu tun. „Sag mal.. Wieso hast du mitten in der Nacht bei mir angerufen?“ Der Schreck fährt mir in die Glieder, das hatte ich ja völlig vergessen. Oh verdammt, ich hätte wissen müssen, dass die ganze Angelegenheit noch nicht ausgestanden sein würde. Aber vielleicht kann ich ja wenigstens auf Schadensbegrenzung hoffen. Mein Name ist Hase, ich weiß von nichts. „Ehm.. was erzählst du denn da? Habe ich überhaupt nicht, wie kommst du darauf mir solche unlauteren Unterstellungen zu... ehm.. unterstellen? Nachts schlafe ich, du musst dir das eingebildet haben.“ Fehler. Ganz großer Fehler, denn du musterst mich lange Zeit nachdenklich, ehe du wieder das Wort erhebst. Adé, schöne Welt, es war schön mit dir. „Lüg mich nicht an. Komm schon, mach dir und mir nichts vor, ich kann deine Nummer im Handydisplay sehen. Also, raus mit der Sprache, wieso klingelst du mich mitten in der Nacht aus dem Bett?“ Ich fange an auf meinen Lippen herumzubeißen und spiele nervös mit meinem Piercing. Ich sitze jetzt endgültig in der Tinte und sehe absolut keinerlei Möglichkeiten mich hier jemals wieder herauszumanövrieren. Hat man einmal dein Misstrauen geweckt, verbeißt du dich wie ein räudiger Köter bis du die Wahrheit herausgepresst hast. Aber die Hoffnung stirbst zuletzt und lieber Arm ab, als arm dran. „Ich... ehm... Ah, jetzt fällt es mir wieder ein, na genau! Ich habe mich nur verwählt, ich habe eigentlich meinen Bruder anrufen wollen. Ja, so war es. So und nicht anders. Wie hatte ich das nur vergessen können...“ Ich versuche dich gewinnend anzugrinsen, auch wenn ich jetzt schon weiß, dass du mir nicht glauben wirst. Aber hey, immerhin kann man nicht sagen, dass ich es nicht wenigstens versucht habe, oder? Der Zufall kommt mir zu Hilfe, denn just in diesem Augenblick hält Reitas Wagen neben uns und bewahrt mich vor einem weiteren Kreuzverhör. Heute scheint mein Glückstag zu sein, auch wenn meine liebe Frau Mutter immer darauf plädiert, dass Glück nur das Ergebnis jahrelanger Vorarbeit ist. Meine Miene verfinstert sich schlagartig, als ich Reita aus dem Auto aussteigen sehe, denn noch immer habe ich es nicht überwunden, dass er mich einfach die Klippe hinunter hat fallen lassen. Auch wenn es nur ein Traum gewesen ist, aber in solchen Angelegenheiten bin ich äußerst nachtragend. Dieser Schleimbolzen soll es sich nur mal wagen in deine und meine Nähe zu kommen. Meine Augen bestehen nur noch aus Schlitzen als ich feindselig jede seiner Bewegungen registriere und vorsichtshalber einen Schritt zurück gehe. Nicht, dass der mir noch zu nahe kommt. Das abwehrende Verhalten scheint aufzufallen, denn verwunderte Blicke streifen mich, doch es werden keine Stimmen laut, die etwas dagegen einwenden. Anscheinend hat Reita sich an meine Feindseligkeiten gewöhnt, kennt er doch keine andere Haltung von mir. Ohne noch ein weiteres Wort zu sagen, drehe ich mich um und überlasse es den beiden ob sie mir folgen wollen oder nicht. Wie ich es erwartet habe, blickt Reita dich erstaunt an, ehe er dich mit einem leichten Handschlag begrüßt und ihr beide meinen Schritten nacheilt. Ich könnte schreien, wenn ich mir vorstelle wie er mir hinterher schleicht. Als sei er irgendein Straßenkläffer, der kein Zuhause mehr hat. Hat der eigentlich nichts zu tun? Ich erreiche unseren Aufenthaltsraum, der uns vor einiger Zeit extra zur Verfügung gestellt wurde. Es prangt sogar unser Name an der Tür. Ich bin riesig stolz darauf. Er wird genau von den Aufenthaltsräumen von Miyavi und einer Band namens Kaggra eingerahmt. Letztere sagt mir überhaupt nichts, ich habe nur einmal ein oder zwei Lieder von ihnen gehört. Sie scheinen eine Menge Potential zu haben, auch wenn ihre Musik für meinen Geschmack ein wenig zu sehr in Richtung Schnulze abdriftet. Aber vielleicht habe ich auch nur einfach Pech mit der Setlist gehabt. Kann ja mal vorkommen. Gerade will ich die schwarze Tür, die mit weißer Schrift „Gazette“ verkündet, aufstoßen, als sich plötzlich Miyavis Tür öffnet und ein mir nur allzu gut bekannter Herr hinausspaziert. Zu meiner Verwunderung ist es allerdings nicht Miyavi, sondern unser kleiner, etwa 1.60 Meter großer Sänger, der seit einem Streit mit dem Friseur nun recht kurze, schwarze Haare hat, bei der eine rote Strähne im Pony zu retten versucht, was längst nicht mehr zu retten ist. Aber wahre Schönheit kann ja bekanntlich nichts entstellen, wie du versucht hast, Ruki zu trösten. Na ja, trösten ist vielleicht nicht ganz das richtige Wort. Die bessere Formulierung wäre wahrscheinlich gewesen, Ruki davon abzuhalten den Verursacher dieses vermeidlichen Desasters zu massakrieren. Und zwar ganz langsam und mit sehr viel Genuss. Denn bei seinen Haaren versteht unser Vokalist absolut keinen Spaß. Auch wenn ich zugeben muss, dass mir Rukis momentane Frisur erschreckend gut gefällt, aber das scheint das angebliche „Opfer brachialer Zerstörungswut“ reichlich wenig zu überzeugen. Ganz im Gegenteil, nur Kais beherztes Eingreifen hat Ruki davor bewahrt den Friseur auf Schadensersatz zu verklagen. Kinder, benehmt euch doch einmal wie erwachsene und halbwegs zivilisierte Menschen. Wo kommen wir denn da hin? Aber zurück zum eigentlichen Thema. Was macht unser Sänger bei Miyavi im Aufenthaltsraum, wo uns doch der Photograph dringend wegen der Aufnahmen von letztens sehen will? Die Tatsache, dass Rukis breites Verschwörergrinsen innerhalb von Sekunden verschwindet und nun durch ein noch viel scheinheiligeres ersetzt wird, gibt mir auch nicht wirklich Klarheit auf mein Fragen. Denn ich habe Ruki noch nie auf eine solche Art grinsen sehen. „Ich kann dir aber nich’ versprechen, dass ’s klappt, Ruk-kun. Ich werd’ mein bestes versuchen, was aus ’m rauszukriegen, aber du solltest dich nich’ auf mich verlas—oh, hey Aoi. Was machst ’n du hier?“ Ich blicke Miyavi an, der just in diesem Augenblick hinter Ruki durch die Tür in den Gang getreten ist. Anscheinend waren die beiden in eine Unterhaltung vertieft und ich habe sie gestört. Ob ich dieses Gespräch wohl besser nicht mit angehört hätte? Auch wenn es nur ein Bruchstück davon war. „Ehm... Hi, alle miteinander. Keine Sorgen ich habe nichts gehört, ich weiß auch nichts davon, dass ihr jemanden ausfragen wollt, also keine Sorge, alles in Öl. Eh.. In Butter.“ Aoi, du bist ein Idiot. Nein, du bist ein Vollidiot. Jetzt hast du doch erst recht ihr Misstrauen erweckt. Rukis unterdrücktes Stöhnen untermauert meinen Verdacht, doch Reitas und dein Auftauchen hindert ihn an einer gepfefferten Antwort. Stattdessen gibt er sich mit einem leichten Kopfschütteln zufrieden und gibt Miyavi ein unsichtbares Zeichen, der daraufhin anfängt verschwörerisch zu lächeln. Mich beschleicht ein ungutes Gefühl, denn aus einem mir unerklärlichen Grund meine ich zu wissen, dass die beiden über mich gesprochen haben. Du, der du gerade um die Ecke gebogen bist, scheinst die Spannung zu fühlen, denn du blickst verwundert zwischen Ruki und mir hin und her. Doch plötzlich scheinst du – ganz im Gegensatz zu mir – zu verstehen und dein Blick bleibt an unserem Sänger hängen. Allerdings scheint er alles andere als freundlich zu sein, eher um eine Erklärung heischend. Doch noch bevor du das Wort ergreifen kannst, erhebt Miyavi die Stimme. Ich hatte ihn bis dato fast vergessen. „Na, das is’ ja ’n Dingen, das Vögelchen hat seine ganze Voliere mitgebracht. Ich bin begeistert.“ Die Begeisterung scheint recht einseitig zu sein, denn sowohl Ruki als auch Reita und du taxieren ihn mit mehr oder minder verzückten Blicken. Ohne noch ein weiteres Wort zu verlieren wenden sie sich zum gehen und auch ich will ihnen in unseren Aufenthaltsraum folgen, als ein lautes Klatschen mich erschrecken lässt. Schnell drehe ich mich um, kann so noch immer die rote Stelle an Miyas Stirn erkennen, vor die er sich mit der Handfläche geschlagen hat. „Himmel, Arsch un’ Zwirn, da hätt’ ich doch fast was vergessen. Ich wollt’ uns’rer Blaumeise ja noch was zeigen. Auf, auf zu neuen Taten, mein Herz, breit’ deine Flügelchen aus un’ entschwebe, wohin der Wind dich trägt.“ Keine Reaktion. So langsam fürchte ich, dass der Wahnsinn des Punks als krankhaft bezeichnet werden kann. Na ja, Hauptsache gesund, und solange er Bescheid gibt, wenn es anfängt weh zu tun, ist ja alles in Ordnung. Es dauert seine Zeit, bis ich erkenne, dass er mich mit seinen Worten angesprochen hat, doch noch bevor ich die Möglichkeit ergreifen kann, mit einem verzweifelten Sprint das Heil in der Flucht zu suchen, hat er mich am Handgelenk gefasst und in seinen Aufenthaltsraum gezerrt. Auf Hilfe seitens meiner Bandmitglieder warte ich vergeblich. „Wouh, wouh, wouh, halt, jetzt mach mal halb lang, Miyavi. Bist du noch bei Trost?“ Kurz steigt Ärger in mir wegen der rabiaten Behandlung hoch, doch verraucht er innerhalb von Sekunden wieder, als ich in Miyas strahlendes Gesicht blicke. Ich frage mich, wie ein Mensch allein nur immer so gute Lauen haben kann. „’türlich bin ich noch bei Trost. Die Frage is’: Was is’ mit dir?“ Was soll schon mit mir sein? Alle meine Körperfunktionen sind intakt und ich kann von mir behaupten nicht halb so geistesgestört zu sein, wie du es bist. Also alles im grünen Bereich. „Danke, mir geht es blendend. Ich habe ausgesprochen gut geschlafen und hatte ein hervorragendes Frühstück, gleich werden wir die Aufnahmen von letztens für die Musikzeitschrift besprechen ehe ich ein ausgezeichnetes Mittagessen genießen werde. Aber recht vielen Dank der Nachfrage.“ Ich will mich wieder zum gehen wenden, aber irgendetwas in Miyavis Stimme lässt mich innehalten. „Spätzelein... Komm ma’ bei mich bei... Nu’ verrat’ dem Onkel doch ma’ wo dich der Schuh drückt.“ Was? Welcher Schuh denn? Ich verstehe nicht, was mein Gegenüber von mir will, doch erwische ich mich dabei wie ich leicht an mir herunter schiele um mich zu vergewissern, ob er nicht doch die Latschen an meinem Fuß meint. Die Bewegung bleibt nicht verborgen, was dazu führt, das Miyavi theatralisch mit den Augen rollt und sich übertrieben verzweifelt an den Kopf fasst. „Kinners, das darf es doch nich’ geben! Setz dich, Vögelchen, setz sich.“ Immer noch ohne jegliche Ahnung was hier vor sich geht, lasse ich mich von dem Punk in den erstbesten Sessel drücken. Allerdings kann ich nicht umhin gleich mitsamt dem Stuhl einen halben Meter von ihm wegzurutschen, denn mittlerweile kommt mir die ganze Situation ziemlich suspekt vor. Ob es etwas mit dem zutun hat, worüber er mit Ruki gesprochen hat? Und wenn ja, was mag es dann nur gewesen sein? Auch wenn ein anderer Teil von mir es eigentlich gar nicht so genau wissen will. „Sag ma’, Vögelchen, haste eigentlich ’nen Freund?“ Mein Kopf schnellt herum. Mit so etwas habe ich nun beim besten Willen nicht gerechnet. Und schon gar nicht, dass Miyavi so geradeaus fragt. Auch wenn alles andere für ihn furchtbar untypisch gewesen wäre. Ich halte den Atem an und starre Miya entgeistert an. Wie kommt er auf solch einen Gedanken? Hast du, Uruha, wieder irgendwelche haltlosen Behauptungen in seiner Nähe ausgesprochen? Denn dass diese bei jemandem wie dem Punk auf fruchtbaren Boden fallen, das hätte dir von vornherein klar sein müssen. Aber vielleicht ja gerade deshalb? „Wie... wie kommst du darauf?“ Meine Stimme klingt seltsam schrill, auch wenn ich alles versuche um sie normal zu halten. Eigentlich könnte ich mir die Mühe sparen, denn sowohl meine zitternden Hände als auch die knallrote Gesichtsfarbe verraten mich. Wieso tut mein Körper nicht einmal das was er soll, nämlich mir gehorchen? Miyavis Lächeln wird breiter. Anscheinend weiß er, dass er genau ins Schwarze und somit meinen empfindlichsten Punkt getroffen hat. So beginnt er sadistischer Weise nachzubohren und mich einem höchstpeinlichem Verhör zu unterziehen. Im Mittelalter eine nette Umschreibung für etwas gänzlich anderes. Sprich: für Folter. „Komm schon, spuck’s aus. Haste gar ’ne Freundin? Oder biste noch dabei dem besagten Flittchen den Hof zu machen?“ Ich befinde es für das beste einfach gar nichts zu sagen, vielleicht habe ich ja Glück und mein Foltermeister hört von selbst wieder auf. Allerdings habe ich die Rechnung scheinbar ohne Miyavis Einfallsreichtum und seiner Wissbegier gemacht, denn er lässt und lässt einfach nicht locker. Es ist zum Haare raufen. Was soll das ganze Theater eigentlich? „Ich seh’ schon, keine Antwort is’ auch ’ne Antwort. Was’n los mit dir? Mit mir kannste doch offen reden, ich plauder’s schon nich’ aus.“ Irgendwie kann ich ihm das nur nicht ganz glauben. Könnte vielleicht daran liegen, dass der Punk entgegen seiner Worte unter dem PSC Mitglieder bekannt ist wie ein bunter Hund, dass er sehr gerne mal die ein oder andere Geschichte zum Besten gibt. Und da wäre es nicht gerade förderlich, wenn ich ihm lang und breit meine jüngsten Gefühle zu unserem schönen zweiten Gitarristen darlegen würde. Obwohl... welche Gefühle eigentlich? Ich empfinde nichts für dich, also gibt es auch rein gar nichts, was Miyavi zu meinem Nachteil verkünden könnte. „Na, du bis’ ja ’n ganz harter Brocken. Gut, dann frag ich nu’ ma’ anders. Haste vor in naher Zukunft mit Uruha zu ficken, oder nich’?“ Meine Gesichtszüge entgleisen und ich glaube meinen Ohren nicht trauen zu können. Was für ein krankes Spiel spielt Miyavi mit mir? Ich will ihn wütend anfahren, dass dies ja wohl meine Sache ist und ich ganz und gar nicht vorhätte mich von dir flachlegen zu lassen, ganz egal wie sehr du in der letzten Zeit um mich geworben hast und wie meine momentanen Gefühle aussehen, aber irgend etwas lässt mich weiterhin schweigen. Mein Kopf ist wie leer gefegt. Alle Beleidigungen, die ich mir noch vor Sekunden für meinen Gegenüber ausgedacht habe, verpuffen im Nichts, ebenso wie sämtliches Blut aus meinem Gesicht verschwindet. ICH soll mit DIR schlafen? Soweit kommt es noch. Es ist eine Frechheit von Miyavi mir solch eine Frage zu stellen. Und dennoch.... Ohne, dass ich etwas dagegen ausrichten kann, muss ich feststellen, wie mein Herz bei den schmutzigen Worten anfängt schneller zu schlagen, wie das Blut aus meinem Kopf in südlichere Regionen schießt und vor meinem inneren Auge verschwommene Bilder auftauchen. Bilder von zwei nackten Körpern, mit einer leichten Schweißschicht bedeckt, und sich in Ekstase bewegend. Schnell versuche ich diese Hirngespinste wieder aus meinen Vorstellungen zu vertreiben, doch kann ich nicht leugnen, dass sie mir eine Gänsehaut beschert haben. Miyavis Stimme holt mich endgültig wieder in die Realität zurück, doch hat er es anscheinend darauf angelegt mich sofort wieder in jenes Traumland zurückzukatapultieren, denn seine Stimme hat einen mehr als anzüglichen Unterton und die braunen Augen glimmen gefährlich. „Bingo, da ham wir aber ’nen Punkt getroffen. Is’ ’s das, waste wills’? Willste Uruha spüren? Über dir? Unter dir? Oder vielleicht am liebsten IN dir? Wenn ich du wär, wüsst’ ich was ich tun müsst. Ich würd’ ’n nich’ von ’ner Bettkante stoßen, so ’ne Fickschnitte wie ihn findeste nich’ oft, da musste dich mit dem zufrieden geben, was der Markt so hergibt und—“ „Es reicht, Miyavi, halt den Mund!“ Mir ist endgültig der Kragen geplatzt. Ich lasse es nicht zu, dass er so über dich redet! Meine Hände zittern vor Wut, mein Kopf ist vor Zorn errötet und ich muss an mich halten die Ursache für diesen Zustand nicht anzuschreien. Am liebsten würde ich ihm sein überhebliches Grinsen für immer aus dem Gesicht schlagen, aber ich kann mich beherrschen. Meine Augen sind zu Schlitzen verengt als ich bedrohlich einige Schritte auf ihn zu mache, die Hand einsatzbereit erhoben. „Wenn du noch einmal so eine Scheiße von dir gibst, dann knallt es, sei dir dem bewusst. Wie kommst du überhaupt dazu, so über ihn zu reden, du kennst ihn gar nicht. Du bist nicht einmal halb so viel wert wie er, merk dir das! Und wie kommst du eigentlich dazu, zu glauben, ich würde etwas von ihm wollen?! Er ist nur zufällig ein Mitglied der Band, in der ich spiele, er bedeutet mir absolut gar nichts, verstanden?!“ Meine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern, als ich Miyavi all diese Worte an den Kopf schleudere, doch mit jedem Satz werde ich lauter, bis ich ihn zuletzt anschreie. Ich denke nicht über meine Worte nach, nicht über ihre Bedeutung, und auch nicht darüber, was sie auslösen könnten, sollten unbefugte Ohren sie vernehmen. Zornig funkle ich Miyavi an, doch seine Miene bleibt unbeeindruckt. Nichts lässt verlauten, dass er mich in irgendeiner Weise ernst genommen hat, geschweige denn auch nur ein Wort von dem eben Gesagten glaubt. Doch nach einer scheinbar endlosen Zeit, in der er mich nur nachdenklich gemustert hat, schleicht sich wieder ein leichtes Lächeln in seine Züge. „Ach? Wenn das so is’, wieso kröppste dich dann so auf? Wenn er dir so egal is’...“ Mit diesen Worten wendet er sich zum Gehen. Anscheinend ist das Thema für ihn beendet. Doch ich will mich nicht wie der letzte Idiot von ihm abspeisen lassen. So gern ich Miyavi auch zu Anfang gehabt habe, mittlerweile habe ich eine immense Wut auf ihn in meinem Bauch. Eine Wut, die mich dazu treibt dem anderen hinterher zu eilen und ihn am Handgelenk grob zurückzuhalten. Ich bin mit ihm noch nicht fertig. „Warte gefälligst, so schnell entkommst du mir nicht! Wie kommst du darauf, dass ausgerechnet Uruha mir etwas bedeuten könnte? Raus mit der Sprache. Los!“ Miyavi bleibt stehen. Wendet sich zu mir um. Beäugt mich abschätzend von oben bis unten. Schweigt. Doch plötzlich beginnt er schallend zu lachen und es dauert eine Weile, bis er es schafft einen vollständigen Satz zu formulieren. Ein Satz, den ich von allen anderen am wenigstens hören will. „Na, du bis’ mir ja ’n Herzchen. Weil ’s mit der Zeit einfach widerlich wird, wie du ihm hinterher schmachtes’. Die Blicke, die du ihm zuwirfst sin’ ja fast schon... iiiiehh!“ Und damit ist er entgültig verschwunden und lässt mich allein zurück mit meinen Gedanken. Ich soll dir ‚hinterher schmachten’? Quatsch. Meine Blicke sollen dich betreffend widerlich sein? Dass ich nicht lache. Du bist nicht nur blind, sondern auch blöd, Miyavi! Aufgebracht verlasse nun auch ich den Aufenthaltsraum, doch scheint Fortuna wirklich nicht auf meiner Seite zu sein. Ausgerechnet der Person, die ich im Augenblick am wenigsten gebrauchen kann, muss ich begegnen. Und innerhalb von Sekunden wird mir klar, dass ich noch immer nicht an Schmitzbackes vorbei bin. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Oh... mein... Gott... Was hab ich da nur für eine Scheiße fabriziert... Das ist alles irgendwie eklig, vor allem Aois Gedanken (auch wenn sie recht aufschlussreich sind xD) Und was Miyavi angeht... War es wirklich das, worüber er mit Ruki gesprochen hat? Ahnt der Vokalist vielleicht etwas? Oder ist er aus ganz anderen Beweggründen bei dem Größeren aufgetaucht? Man darf gespannt sein.. (Bitte entschuldigt diese miserable Arbeit, aber es fällt mir wirklich nicht leicht, positive Handlungsstränge auszuformulieren. Auf vielerlei Wunsch habe ich versucht Miyavi noch einmal in die Handlung mit einzubeziehen, auch wenn ich geplant hatte, es bei dem einen Auftritt zu belassen. Ich hoffe, es ist mir gelungen^^’) Also dann, wir lesen uns (wenn ihr wollt^^) Kapitel 13: Ein Unglück kommt selten allein ------------------------------------------- Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 13/? Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Hauptsächlich Aoi x Uruha, aber es wird ein ‚Überraschungspairing’ geben XD Musik beim Schreiben: Withering to Death (Dir en Grey), Fallen/ The Open Door (Evanescence) Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T Anmerkung: hey und ho xD Wieder einmal ist es so weit und ich muss euch mit meiner kranken Fantasie und meinem Hang zum Sadistischen belästigen ^^’ Ich hoffe, dieses Kapitel ist mir halbwegs gut gelungen und bitte, bitte nehmt es Uruha im zweiten Teil des Kapitels nicht allzu krumm, was er zu Aoi sagt. Ich werdet schon sehen, was ich meine ^^’ Ansonsten wünsch ich euch wie immer viel Spaß xD #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+##+#+#+#+#+#+#+#+#+ Kapitel 13: Ein Unglück kommt selten allein Aufgebracht verlasse nun auch ich den Aufenthaltsraum, doch scheint Fortuna wirklich nicht auf meiner Seite zu sein. Ausgerechnet der Person, die ich im Augenblick am wenigsten gebrauchen kann, muss ich begegnen. Und innerhalb von Sekunden wird mir klar, dass ich noch immer nicht an Schmitzbackes vorbei bin. Ich weiß nicht, wie ich deinen Blick deuten soll, doch irgendetwas in ihm lässt mich erschaudern. Es hat fast den Eindruck als würde es dir missfallen, mich aus Miyavis Aufenthaltsraum kommen zu sehen. Verlegen senke ich den Blick und eile an dir vorbei. Nachdem, was ich von Miya gesagt bekommen habe, verbunden mit meinem momentan äußerst chaotischen Gefühlszustand, kann ich es einfach nicht ertragen länger als nötig in deiner Nähe zu bleiben. Ich frage mich, wie ich den restlichen Tag nur überstehen soll. Doch anscheinend habe ich die Rechnung ohne den Wirt gemacht, denn ich bin noch nicht ganz an dir vorbei, als ich deine langen Finger an meinem Arm spüre. Ein Blitzschlag schlägt in meinen Körper ein. Zum einen, weil ich deine Berührungen auf meiner Haut nicht ertragen kann, und zum anderen, weil du genau meine Narben von meinem letzten Ausrutscher getroffen hast. Sie sind noch immer nicht wirklich verheilt und schmerzen bei jedem Kontakt. Unsicher bleibe ich stehen, versuche meinen Arm aus deinem Griff zu lösen und atme noch ein paar Mal tief durch, um mich letztendlich umzudrehen. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals. Irgendwie muss ich versuchen, von dir weg zu kommen, denn lange werde ich diese Belastung nicht aushalten können. Meine Stimme ist leise und ich meide deinen Blick, als ich versuche dich zu überzeugen, in den Aufenthaltsraum, der nur ein paar Schritte entfernt vor uns liegt, einzutreten. „Wir sollten zu den anderen gehen, Uruha. Sie warten bestimmt schon auf uns.“ Keine Reaktion. Noch immer starrst du mich unverändert und ohne jegliche Regung an, den Griff um meinen Arm allerdings nur noch verstärkend. Er entlockt mir ein unterdrücktes, schmerzhaftes Stöhnen. Auch mein verzweifeltes Beißen auf die Unterlippe kann daran nichts ändern. Doch plötzlich erhebst du die Stimme. Sie klingt gereizt und auch deine Augen haben sich gefährlich verengt. Fast flößt du mir damit Angst ein. „Kannst du mir mal verraten, was das soll?“ „Bitte was?“ Verständnislos blicke ich dich an. Ich habe absolut keine Ahnung, was du von mir willst, immerhin habe ich mir meines Wissens nach nichts zu Schulden kommen lassen. Außer vielleicht, dass ich jeglichen Kontakt zu dir seit meinem Traum scheue und die Flucht ergreife, sobald du in mein Blickfeld trittst. „Stell dich nicht dümmer an, als du bist, Aoi. Denkst du denn, ich merke nicht, was da läuft? Immerzu weichst du mir aus, kannst mir nicht in die Augen sehen und beendest jegliche Gespräche wenn ich den Raum betrete. Sprichst du doch einmal mit mir, habe ich das Gefühl, als müsstest dich dazu zwingen und wärst gar nicht wirklich bei der Sache. Kannst du mir mal sagen, was ich davon halten soll?“ Ich werde bleich. Ich habe befürchtet, dass es dir irgendwann auffallen muss, aber ich habe gehofft, gebetet, dass es niemals zu dieser Gegenüberstellung kommen würde. Wie es scheint vergeblich. Ich wende den Blick noch weiter ab und stelle mit Erleichterung fest, dass du meinen Arm wieder losgelassen hast. Schnell streiche ich die Ärmel meines Sweatshirts wieder ganz nach unten und trete einige Schritte zurück. „Ich... ehm.. Ich weiß nicht, was du meinst. Du musst dir das einbilden...“ Und noch bevor du etwas erwidern kannst, mache ich auf dem Absatz kehrt und sehe zu, dass ich Land gewinne. Ich lasse dich vollkommen perplex und vor den Kopf gestoßen zurück. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals und droht sich zu überschlagen, doch ich versuche es weitestgehend zu ignorieren und betrete schnellen Schrittes unseren Aufenthaltsraum, in dem die anderen bereits warten. Ich zwinge mich dazu, nicht den Kopf zu dir umzuwenden, sondern so gleichgültig wie nur irgend möglich zu sein, um absolut niemandem einen erneuten Vorwand zu liefern mich anzuklagen. Von der Seite her schiele ich zu Ruki. Er unterhält sich angeregt mit Kai über die letzten Photoaufnahmen und dem sich näherndem Pressetermin. Er spricht aus, was wir alle denken; jeder für seinen Teil. Dass der Auftritt in der Öffentlichkeit in einem Desaster ausarten wird. Doch im Augenblick will ich meine Nerven nicht mit solchen Bagatellen überstrapazieren. Es gibt wichtigere Dinge, über die ich mir Gedanken machen muss. Langsam schreite ich in die Mitte des Raumes, den Blick nicht von unserem Vokalisten abwendend. Ob er schon immer diesen harschen Zug um die Mundwinkel besessen hat? Es ist mir, als sehe ich diesen Ausdruck heute zum ersten Mal. Ich frage mich, was ihn wohl dieses Mal erzürnt hat. Leise seufze ich auf. Vielleicht ist ja das Gespräch mit Miyavi für diese plötzliche Gefühlsänderung verantwortlich. Noch einige Zeit lang sinniere ich in Gedanken über diese Theorie, ehe mich ein Geistesblitz durchfährt. Konnte das wirklich sein? Wenn ja, dann hat der aufgedrehte Gitarrist endgültig jegliche meiner Sympathie verloren. Was, wenn Miyavi einfach nur aufs Geratewohl irgendjemandem aus unserer Band eine Beziehung zu dir, Uruha, unterstellt hat? Nur um sich für ein paar Minuten lang zu amüsieren. Und da es bei Ruki nicht funktioniert hat, sah er in mir das perfekte Opfer. In der Tat, dies konnte die momentane Verfassung Rukis erklären. Eine ganze Weile fiebere ich diesem Gedanken hinterher, ehe ich ihn letztendlich als zu unwahrscheinlich abtue. Ruki ist nicht die Sorte Mensch, der die Angelegenheit im Stillen auf sich beruhen lassen hätte. Er hätte lautstark eine Richtigstellung gefordert, und zwar vor der versammelten Mannschaft. Ich bin zu sehr mit meinen eigenen Gedanken beschäftigt, dass ich nicht bemerke, dass auch Ruki mich verstohlen mustert, ehe er von dir leicht zur Seite genommen wird und etwas ins Ohr geflüstert bekommt. Auch von deinem triumphierenden Grinsen und deinen selbstgefälligen Worten bekomme ich nichts mit. „Ich habe es dir gesagt. Ich habe dir gesagt, dass du verlieren würdest. Gib mir nur noch ein paar Tage Zeit. Ich freue mich schon auf deine Wetteinlösung....“ #+# Ich weiß nicht, wie ich den restlichen Tag überstanden habe, doch letztendlich habe ich es doch noch geschafft. Es ist schwierig, so zu tun, als wäre alles wie immer, wenn man den größten Teil seiner Zeit damit verbringen muss, dir auszuweichen. Es ist mir wohl bewusst, dass dies nicht lange Zeit gut gehen kann und nur eine kurzfristige Lösung ist, aber auch wenn du keine Chance hast: Nutze sie! Geschafft von den Anstrengungen des Tages sammle ich meine Siebensachen zusammen und mache mich auf den Weg zu meiner U-Bahn, denn ich hege nicht das gesteigerte Verlangen danach mich mit dir in ein und das selbe Auto zu quetschen, wo ich dir hilflos ausgeliefert sein werde. Noch nicht einmal von den anderen verabschiedet habe ich mich, denn dann hätte ich dich nur noch auf mich aufmerksam gemacht. Und das ist das letzte, was ich im Augenblick gebrauchen kann. Schnellen Schrittes verlasse ich das PSC Gebäude und mache mich auf den Weg zum Bahnhof, von wo aus ich gemütlich in meine U-Bahn nach hause einsteigen werde und meinen sauer verdienten Feierabend ohne dein Kreuzverhör genießen kann. Wie sehr ich mich doch schon darauf freue. Jetzt nur noch diese letzte Kreuzung überqueren, dann habe ich es geschafft. Ich kann den Eingang des Bahnhofs schon sehen, denn es trennen uns nur noch wenige Schritte, ehe ich endgültig der Gefahrenzone „Uruha“ entweichen kann. Doch plötzlich sehe ich aus den Augenwinkeln wie ein Auto mit ziemlich hoher Geschwindigkeit auf mich zurast und mit quietschenden Reifen vor mir zum Stillstand kommt. „Hey Aoi, hüpf rein, ich nehm’ dich mit.“ Ich schicke ein Stoßgebet zum Himmel. Womit habe ich das nur verdient, denn ausgerechnet du hast das Seitenfenster heruntergekurbelt und streckst mir grinsend deinen Kopf entgegen. Dabei war ich doch so nah dran. Nur noch wenige Meter, dann hätte ich in die U-Bahn einsteigen können und wäre dir zumindest heute noch einmal entronnen. Na ja, wer nicht alt werden kann, muss früh sterben. „Danke, kein Bedarf. Ich fahre gerne Bahn.“ Mit erhobenem Kopf und stark klopfendem Herzen will ich an dir vorbei schreiten, doch lässt du es dir nicht nehmen in Schrittgeschwindigkeit langsam neben mir her zu fahren und mich immer wieder zum Einsteigen zu überreden. Himmel Herrgott, wie das aussehen muss! Solche Szenen kennt man aus dem Film, wenn der Held sich mit der Heldin furchtbar gestritten hat, sie ihm eine aufwendige Szene macht und unter ohrenbetäubendem Türschlagen aus dem Wagen steigt. Und das Ende vom Lied ist immer so, dass sich die beiden unter Tränen und mit übertriebener, äußerst unrealistischer Bettakrobatik doch wieder vertragen. „Jetzt komm schon, Aoi, stell dich nicht so an. Du willst dich doch wohl nicht wirklich mit deiner schweren Gitarre in die überfüllte U-Bahn quetschen, wo du doch auch bequem gefahren werden kannst?“ Ich weiß nicht, was in mich gefahren sein muss, doch letztendlich finde ich mich doch in deinem Wagen wieder, der mit überhöhter Geschwindigkeit über die Autobahn donnert. Du kannst deine Zufriedenheit kaum verbergen, denn dein selbstgefälliges Grinsen ist unübersehbar. Und die Melodie, die du seit geraumer Zeit vor dir hersummst, fängt auch langsam an, mir auf die Nerven zu gehen. Ich verschränke die Arme vor der Brust und starre aus dem Fenster, sehe, wie die Lichter der Straßenbeleuchtung zu einem goldenen Strom in der Nachtschwärze verschmelzen und an uns vorbeirasen. Meine Sinne sind zum zerreißen gespannt, während Atmung und Herzschlag sich ein unerbittliches Duell in Überschlagungen liefern. Im Augenblick sieht es allerdings so aus, als würde das Herz gewinnen. Lange Zeit fahren wir so nebeneinander sitzend dahin, ehe deine Stimme mich aus meinen Gedanken holt. „Sag mal... Läuft zwischen dir und Miyavi irgendetwas?“ Ich reiße die Augen auf und fahre mit dem Kopf zu dir herum. Wie war das bitte? Das kann ja wohl nicht dein Ernst sein. Nachdem, was der sich heute herausgenommen hat? Ich starre dich an, während meine Gedanken rasen. Was soll ich dir denn jetzt nur für eine Antwort auf solch eine unverschämte Frage geben? Selbst wenn ich dir die Wahrheit sagen würde, würdest du mir nicht glauben. Für dich zählt ja immer nur deine eigene Meinung. „Ich...“ Ob ich einfach spaßeshalber „Ja“ sagen soll? Es würde mich zu sehr mal interessieren, ob so jemand wie du auch eifersüchtig sein kann. „Also, ich... Bist du etwa eifersüchtig?“ Ich versuche meinem Gesicht einen leicht belustigten, ja vielleicht sogar entrüsteten Ausdruck zu verleihen, während ich deine Mimik auf Reaktionen untersuche. Doch so sehr ich mich auch bemühe, ich kann dir keinerlei Emotionen abgewinnen, denn noch immer starrst du mich unverändert an, ehe du deinen Blick wieder auf die Fahrbahn vor dir richtest. „Ja... Ich bin eifersüchtig.“ Meine Kinnlade fällt herunter. Mit so viel Ehrlichkeit habe ich nicht gerechnet. Blut schießt mir in die Wangen und ich wende den Blick peinlich berührt ab, fange wieder einmal an, leicht mit den Zähnen über meine schwarz lackierten Fingernägel zu fahren. Wieder herrscht Stille, doch sie ist drückend und unangenehm. Noch immer scheinst du auf deine Antwort bezüglich Miyavi zu warten, doch bin ich nicht gewillt dir diesen Gefallen zu tun. Die Straße rauscht nur so an uns vorbei. Es kommt mir fast so vor, als würdest du den Tacho absichtlich so in die Höhe treiben. Ein schneller Blick auf das Armaturenbrett bestätigt mir, dass mir knapp 130 Stundenkilometer fahren. Na, wenn das mal gut geht. Noch einmal riskiere ich einen Blick in deine Richtung, lasse meine Augen von sorgfältig gezupften Brauen über braune Iriden wandern, die mir für einen Moment den Atem rauben, ehe ich an deinen vollen Lippen hängen bleibe, die zu meinem Leidwesen leicht zusammengepresst sind. Ohne, dass ich es bemerke, öffnen sich dagegen meine eigenen Lippen leicht und auch mein Kopf verfällt in eine kaum merkliche Schräglage. Schon viel zu lange bin ich dir nun schon verfallen, dass ich— Ein Stromschlag durchfährt meinen ganzen Körper und reißt mich aus meinen Gedanken, doch es ist nicht das übliche Kribbeln, welches mich immer erfasst, wenn ich deine Berührung auf meiner Haut spüre, sondern eine Woge des Schmerzes bricht über mir zusammen, als deine Hand sich auf meinen Arm legt und leichten Druck ausübt. Meine Lippen fliegen auseinander und meine Augen weiten sich stark, als ich den Schmerz verspüre. Schnell wird die Hand erschreckt wieder zurückgezogen, während ich für meinen Teil um Atem ringe. Rote und schwarze Punkte tanzen vor meinem Inneren Auge, bis der Schmerz langsam abklingt. Noch einmal atme ich tief durch und streiche mir unbewusst mit den Fingern über die Narben, welche vom schwarzen Stoff meines Sweatshirtärmels verdeckt werden. Meine Hände beben und meine Atmung geht sprunghaft, als ich langsam den Kopf hebe und geradewegs in deine besorgten Augen blicke. Auch wenn ich es besser weiß, so kann ich doch den Blick nicht von dir abwenden, denn auch dir scheint der Schreck von meiner unerwarteten, und sehr heftigen Reaktion in den Gliedern zu stecken. Oh bitte, bitte werte es nur dafür, dass ich mich erschreckt habe. Bitte hinterfrage den Schmerz, der hinter meiner Reaktion steht, nicht. „Aoi? Ist alles in Ordnung?“ Es ist, als würde deine Stimme wie in einem Nebel zu mir durchdringen, doch ich bin nicht fähig auf sie zu reagieren. Ich will mit dem Kopf nicken, aber mein Nacken verweigert mir den Gehorsam. Wie betäubt sitze ich einfach nur da und lausche dem Rausch der Geschwindigkeit, der in meinen Ohren dröhnt. Doch plötzlich ist da wieder deine Hand, die nach meinem Arm greift und den Ärmel hochschieben will, doch mit einem Mal kehren sämtliche Lebensgeister zu mir zurück und wie panisch schlage ich deine Hand weg, doch es ist bereits zu spät. Mit Entsetzen muss ich feststellen, dass du meinen linken Unterarm vom Stoff befreit hast, der all die Zeit wirkungsvoll die lilafarbenen, fleischigen, wulstigen Narben vor ungebeten Blicken bewahrt hat. Ich weiß nicht, was in diesem Augenblick durch deinen Kopf gehen mag, doch meiner ist unangenehm leer. Wie in Trance ziehe ich den Ärmel wieder zurück in seine ursprüngliche Position und warte auf das nächstkommende. Ich habe sogar vergessen zu atmen. So bemerke ich auch nicht, wie sich deine Augen erschreckt weiten, als du mit nur einem Blick die Tragweite der Situation erfasst, und wie du dir bestürzt auf die Lippen beißt, die ich noch vor wenigen Augenblicken verzückt gemustert habe. Du willst etwas sagen, doch da du anscheinend nicht die richtigen Worte findest, schließt du unverrichteter Dinge wieder den Mund. Abermals hebst du die Hand, den Blick wieder auf die schlechtbeleuchtete Fahrbahn gerichtet, und führst sie in Richtung meines Armes, doch kurz bevor du ihn erreichst, zögerst du. Noch einmal holst du tief Luft, dann ziehst du die Hand wieder zurück und legst sie stattdessen auf die Kupplung, die deinen und meinen Sitz voneinander trennt. Fast schon gleichgültig blickst du starr auf die Straße, die sich vor dir erstreckt, ganz so, als suchtest du nach den richtigen Worten. „Wo hast du das her?“ Deine Worte stoßen mich in ein riesiges, schwarzes Loch, als sämtliche Luft aus meinen Lungen mit einem Mal herausgepresst wird und jeder Tropfen Blut in meinem Körper zu Eis gefriert. Ich bin nicht fähig zu antworten, denn mein Kopf ist schlagartig wie leergefegt, denn jeder noch so kleine Ansatz eines Gedankens verflüchtigt sich augenblicklich wieder, noch bevor er sich überhaupt verfestigt hat. Ich höre eine fremde, brüchige Stimme meiner statt antworten, und doch ist es unverkennbar mein Mund, der die Worte ausspricht, obwohl ich nicht das Gefühl habe, als wäre ich auch nur in irgendeiner Weise aktiv an dem Sinn meines Sagens beteiligt. „Ich... bin gefallen... Mit dem Fahrrad... in.. Stacheldraht...“ Ich fühle, wie ich in den Autositz gepresst werde, als du die Geschwindigkeit erhöhst, aber ich wage es nicht, mich zu dir umzusehen. Ich hoffe, bete, dass du meine Ausrede annimmst, denn den wahren Grund für die Verletzungen kann ich dir unmöglich nennen. Ich kann dir nicht sagen, dass ich sie deswegen habe, weil du mir gesagt hast, dass du mich liebst. „Du hast kein Fahrrad... Aoi.“ Ich bin froh, das ich sitze, denn ich habe das Gefühl, als würde ich jeglichen Halt zum Boden verlieren. Die Umgebung um mich herum scheint zu rotieren, doch in Wahrheit ist es nur der Schock, der mich diese Bilder sehen lässt. Ich weiß nicht, was ich jetzt noch antworten soll. Aus den Augenwinkeln bemerke ich, wie du deine Hände fest um das Lenkrad klammerst, bis deine Fingerknöchel weiß werden. Deine Schultern beben, doch vermag ich nicht zu sagen, weshalb. Ist es Angst? Angst, dass ich mich hätte umbringen können? Oder vielleicht Trauer? Trauer darüber, dass ich mich dir nicht anvertraut habe? Doch schon im nächsten Augenblick muss ich erkennen, dass es Zorn ist, der dich beben lässt. Rasende Wut, in die du dich mit jedem Wort, welches du mir entgegenschleuderst, weiter hineinsteigerst. „Wieso lügst du mich an? Denkst du, ich bin zu blöd, um zu erkennen, dass diese Kratzer nicht von Stacheldraht herrühren? Willst du mir das etwa damit sagen? Dass ich so beschränkt bin, dass man mir solch einen Müll als Wahrheit verkaufen kann? Ich habe gedacht, wir könnten einander vertrauen. Darum geht es doch schließlich in einer Freundschaft, oder nicht? Dass man sich gegenseitig vertraut. Aber nein, du vertraust ja niemals jemandem. Nie lässt du jemanden an dich heran. Und doch soll dich jeder bemitleiden, ist es nicht so? Ist es nicht so?!“ Ich erwidere nichts, auch wenn ich weiß, dass du eigentlich eine Antwort erwartest. Stattdessen beiße ich mir auf die Lippen und starre aus dem Fenster, versuche deine wütende Stimme auszublenden, doch es gelingt mir nicht. Sie durchdringt meine Schutzwand und findet ihren Weg in jede Faser meines Körpers, nistet sich in die Zellen ein und bohret ihre Stachel tief ins Fleisch. Deine Worte tun weh. Heftiger, als jede Klinge dieser Welt schmerzen könnte. „Du hast dich geritzt, nicht wahr?“ Das ist keine Frage. Es ist eine Feststellung. Nein, schlimmer noch: Eine Anklage. Geritzt... Mit wie viel Verachtung in der Stimme sprichst du dieses Wort aus. Als würdest du geradewegs vor mir auf den Boden spucken. Jedoch nicht das Wort, sondern der offene Hass in deiner Stimme und deinen Augen ist es, der mir sprichwörtlich eine Ohrfeige versetzt. Ich antworte nicht auf deine Frage, stattdessen fahre ich fort aus dem Fenster zu starren und meinen Blick in der Nacht zu verlieren. Aber mein Schweigen wertest du anscheinend als stille Zustimmung. „Also tatsächlich... Und warum? Oder willst du mir das etwa auch nicht sagen? Wie du mir nie etwas von dir erzählst? Weißt du eigentlich, was du da getan hast?! Diese Narben... diese... Entstellungen... die werden niemals wieder weggehen. Verstehst du mich? Niemals! Willst du dich etwa absichtlich hässlich machen? Glaubst du denn, die Leute wissen nicht, was das für Male an deinem Arm sind? Oder hältst du die etwa auch für so dumm, wie du mich gehalten hast? Sie werden mit dem Finger auf dich zeigen. Und sie werden dich verhöhnen. Willst du das? Ist es das was du willst?!“ Ich beiße mir auf die Lippen. Hör auf, Uruha. Halt den Mund. Merkst du denn nicht, dass gerade diese Worte mich zu dem getrieben haben, was du nun so sehr verachtest? Dass deine Unverständnis mich wieder und immer wieder zur Klinge greifen ließen? Warum kannst du mich nicht einfach halten und mir deine Hilfe anbieten? Aber stattdessen verurteilst du mich. Du richtest mich für eine Tat, die ich aufgrund deines eigenen Handels hin in Kauf genommen habe, nur um mir meiner eigenen Dummheit noch mehr bewusst zu werden. Ich spüre, wie der Druck auf meine Augen zunimmst, fühle das charakteristische Zittern meines Kinns und das Aufblähen meiner Nasenflügel. Aber ich werde jetzt nicht anfangen zu weinen. Diese Blöße will ich mir nicht geben, gerade wo du wieder die Geschwindigkeit des Wagens erhöht hast. Der Tacho zeigt nun 180 Kilometer pro Stunde. „... Uruha... fahr langsamer...“ „Langsamer soll ich fahren? Hast du etwa Angst vor der Geschwindigkeit? Aber dich selbst zu verletzen, davor hast du keine Angst! Aber wenn ich Angst habe, interessiert es dich nicht. Dass ich Angst habe, wenn du dich so vor mir verschließt und dich dann auch noch selbst verletzt. Nein, das ist dir mal wieder egal! So wie dir alles egal ist. Aber dass du mir nicht egal bist, das stört dich nicht!“ Sei still... Sei doch bitte still, Uruha. Das stimmt alles nicht, was du da sagst... „... Fahr langsamer... Bitte...“ „Du bittest mich? DU BITTEST MICH?! Aber wenn ich dich bitte, mit dem Ritzen aufzuhören, würdest du das dann auch tun? Nein, mit Sicherheit nicht. Du—“ Alles was danach passiert geht so schnell, dass ich gar nicht mehr weiß, was eigentlich genau passiert ist. Dein Toben dröhnt noch immer in meinen Ohren, als in der Dunkelheit helle Scheinwerfer auftauchen, die mich blenden, und ein durchdringender Hupton eines Lastkraftwagens die Stille der Nacht und dein Gezeter durchbricht. Reflexartig reiße ich mir die Arme vor das Gesicht um mich zu schützen, während du mit voller Wucht das Steuer herumreißt. Ein Ruck geht durch den ganzen Wagen als er zur Seite ausbricht und für einen Augenblick verlierst du die Kontrolle über dein Fahrzeug, während ich wegen der Gesetze der Coreoliskraft gegen dich zur Seite geschleudert werde. Verzweifelt versuchst du wieder Herr der Lage zu werden, indem du hektisch das Lenkrad von der einen Seite zur anderen reißt, was das Auto ins Schleudern bringt. Ich selbst werde wie eine Pupe hin und zurück geworfen, unfähig etwas dagegen auszurichten. Ich kann mich nicht festhalten. Kann keinen klaren Gedanken fassen. Kann noch nicht einmal schreien, während ich mit vor Panik weitaufgerissenen Augen in dein kalkweißes Gesicht und die rotierende Umgebung außerhalb des Wagens starre. Die Zeit scheint still zu stehen und doch ist es so, als würde sie direkt an mir vorbei rauschen. Es kommt mir vor, als dauere es eine Ewigkeit ehe du mit quietschenden Reifen den Wagen orthogonal zur Fahrbahn zum Stehen bringst, doch in Wirklichkeit können es nur wenige Sekunden des Grauens und der Hilflosigkeit angesichts des offensichtlich unvermeidbaren Todes gewesen sein. Weder du noch ich, keiner von uns beiden ist in der Lage sich zu regen, geschweige denn auch nur einen Ton zu sagen. Wie versteinert sitzen wir einfach nur da und versuchen das gerade Geschehene in irgendeiner Form auch nur im entferntesten zu begreifen, doch die Gedanken wollen sich einfach nicht wieder zusammenfinden. Ich zittere am ganzen Körper, während ich gleichzeitig das Gefühl habe keinen Muskel regen zu können. Mein Hals ist trocken, doch meine Hände und mein ganzer Körper baden in Schweiß, als wäre ich geradewegs durch strömenden Regen gelaufen. Und ohne, dass ich den Kopf wenden muss, weiß ich, dass es dir genauso geht. Wir haben verdammtes Glück gehabt. Um ein Haar wären wir beide... Ich wage es nicht den Gedanken zuende zu führen, hingegen weiß ich längst, was passiert wäre, hättest du nicht geistesgegenwärtig das Steuer herumgerissen, geschweige denn das Fahrzeug wieder unter deine Kontrolle gebracht. Sämtliche Bilder ziehen an meinem Inneren Auge vorbei. Szenen, wie wir hin und her geschleudert werden. Wie der Wagen zerschellt im Graben liegt. Du blutüberströmt... Ein Würgereiz überfällt mich, als diese Vorstellung die Oberhand über mich zu gewinnen droht. Mit aller Kraft versuche ich diese Schatten in meinem Gehirn und die Gänsehaut auf meinen Armen zu vertreiben, doch es gelingt mir nur teilweise. Und mit einem Mal kommt alles aus meinem Traum wieder hoch. Abermals sehe ich dein Gesicht, wie du über der Klippe hängst. Die Verzweiflung und die sichere Gewissheit sterben zu müssen. Wie du in der Dunkelheit unter mir für immer verschwunden bist. Und beinahe hätte ich dich heute ein zweites Mal verloren. Eine zögerliche Bewegung neben mir lässt mich aufschrecken. Mit noch immer bebenden Händen lässt du das Lenkrad los, welches du bis gerade eben noch fest umklammert gehalten hast und lässt die Gliedmaßen auf deine Oberschenkel sinken. Auch dir steht der Schock noch ins Gesicht geschrieben. Ich muss schlucken, als ich dich so teilnahmslos und schwach einfach nur dasitzen sehe. Für jeden, der dich als jemand unglaublich selbstsicheren, und von sich überzeugten Menschen kennt, der du ganz zweifellos bist, ein unfassbar grausiger Anblick. Noch einmal atme ich tief ein und aus, schließe ein letztes Mal die Augen um wieder zu Kräften zu kommen, ehe ich allen Mut zusammen nehme und mich zu dir herüberbeuge. Es bricht mir das Herz dich totenblass und mich weitaufgerissenen Augen dort sitzen zu sehen, dass es mir die Augen mit Tränen füllt. Beinahe hätte ich dich für immer verloren. Zitternd hebe ich eine Hand und führe sie an dein Gesicht, berühre zögerlich und mit rasendem Puls deine Wange, während ich Angst habe, dass du bei jeder noch so winzigen Berührung zerbrechen könntest. Du zuckst zusammen und erschreckt will auch ich meine Hand wieder zurückziehen, doch plötzlich kommt wieder Leben in dich, denn deine eigene Hand schnellt empor und greift nach der meinen, hält sie fest umklammert, ehe du scheu den Kopf zur Seite drehst, um meinen Daumen, der zwischen deinen noch immer bebenden Fingern hervorsteht, leicht zu küssen. In diesem Augenblick kann ich meine Tränen nicht mehr länger zurückhalten. Wie Sturzbäche bahnen sie sich einen Weg über meine Wangen, ehe sie meinem Kragen einen dunklen, nassen Fleck bescheren. Doch ich will die Tränen nicht mit dem Handrücken wegwischen, zum einen, weil es eh nichts bringen würde, da ständig neue nachkommen, und zum anderen, weil ich damit deine Berührung unterbrechen könnte. Wieder küsst du meine Hand, ehe du das Gesicht in meine Handfläche legst und dich zärtlich mit geschlossenen Augen dagegen schmiegst. Niemand von uns beiden sagt ein Wort, doch es scheint auch gar nicht nötig zu sein. Wir verstehen uns ohne Sprechen zu müssen, wissen, was der andere fühlt, ohne es offen darzulegen. Wieder sitzen wir einfach nur da, ungeachtet der Tatsache, dass wir noch immer mitten auf der Autobahn stehen und den Verkehr blockieren, doch da es schon spät in der Nacht ist, fahren nur noch vereinzelte Autos. Der Lastkraftwagenfahrer ist schon längst wieder aufgebrochen, noch nicht einmal nach unserem Befinden hat er sich erkundigt. Ich bin mir sicher, dass er uns beide sogar schwer verletzt unserem Schicksal überlassen hätte. Dein Gesicht löst sich aus meiner Handfläche. Du siehst mich unsicher aus deinen braunen Augen an, als du ganz langsam, Stückchen für Stückchen deinen Oberkörper nach vorne neigst und dich dem meinem näherst. Ich halte den Atem an, doch bin ich nicht fähig mich zu bewegen, weder zu dir hin, noch weiter von dir weg. Ich blicke einfach in dein näherkommendes Gesicht, ehe ich mich schließlich in deinen tiefgründigen Augen verliere. Dein Gesicht kommt näher, doch als es nur noch ein paar Millimeter von meinem entfernt ist, zögerst du. Ich spüre deinen Atem an meinen Lippen, der mir eine Gänsehaut beschert und meinen Puls für einige Sekunden zum Erliegen bringt. Ich kann nicht mehr klar denken, alles was in meinem Kopf ist, bist du. Ich bemerke nicht, wie du deine Hand von meiner löst und sie ihrer statt in meinen Nacken legst. Sanft streichst du einige längere Haare beiseite, ehe du auch den letzen Abstand zwischen dir und mir überbrückst und meine Lippen zärtlich mit deinen verschließt. Ein wohliger Schauer durchfährt mich, als ich deine Lippen auf meinen spüre, und ich habe das Gefühl als sei die Zeit eingefroren, oder als würde ich mich abermals in dem umherschleudernden Auto befinden. Es ist, als küsse ich dich zum ersten Mal, und als habe ich die anderen zwei Male zuvor gar nicht bewusst erlebt. Ich habe nie damit gerechnet, dass deine Lippen wirklich derartig sanft sein können. Ich kann nicht anders als die Augen zu schließen und zu meiner eigenen Überraschung drücke ich mich ein wenig mehr an dich heran. Du intensivierst den Druck in meinem Nacken und presst mich näher zu dir hin; zu gerne lasse ich mich zwingen. In meinem Kopf dreht sich alles, doch will ich unter keinen Umständen diese Empfindung wieder verlieren, die mir doch einen wohligen Schauer nach dem anderen garantieren. Doch plötzlich fühle ich, wie deine Lippen sich teilen und eine vorwitzige Zunge sanft über meine Unterlippe streicht; vorsichtig, ohne mich treiben zu wollen. Dennoch verkrampfe ich mich für einen kurzen Augenblick. Wieder deine Zunge. Wieder fährt sie leicht die Konturen meiner Unterlippe entlang. Es ist, als stände ich unter Strom, als wäre ich die Marionette eines Puppenspielers, als sich dieses Mal ohne weiteres Zögern meine Lippen öffnen und dem Fremdkörper Einlass gewähren. Als sich unsere Zungenspitzen berühren, scheint es mir, als hätte ein Blitz eingeschlagen und ich würde nun lichterloh in Flammen stehen. Noch nie zuvor habe ich ein solches Gefühl gekannt, doch es berauscht mich derartig, dass ich ohne nachzudenken auf das Zungenspiel eingehe, welches zu begonnen hast. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Also... irgendwie weiß ich nicht, was ich sagen soll, und das ist bei mir eigentlich eher selten xDD Ich hoffe, ihr nehmt es Uruha und mir nicht allzu sehr übel, dass er Aoi so anfährt, aber das ist nun einmal seine Art ^^ Und immerhin habe ich es ja mit dem Kuss wieder gut gemacht, nicht wahr? Ich habe überlegt, die beiden in ein Krankenhaus einliefern zu lassen, aber dann hätte ich die Lemon noch weiter nach hinten verschieben müssen, und das wäre doch für alle Beteiligten recht schade xD Aus diesem Grund kann ich voller Freude verkünden, dass sie (wer hätte das gedacht xD) im nächsten Kapitel kommen wird. Also dann, wir lesen uns (wenn ihr wollt ^^’) PS: Ich bin ab dem 14. für zwei Wochen in Urlaub, aber da ich den Laptop mitnehmen werde, will ich mich bemühen, dort weiter zu schreiben ^__^/ Kapitel 14: Was du heute kannst ‚besorgen’, das verschiebe nicht auf morgen --------------------------------------------------------------------------- Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 14/? Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Hauptsächlich Aoi x Uruha, aber es wird ein ‚Überraschungspairing’ geben XD Musik beim Schreiben: Größtenteils WDR4, weil ich mir das auf der Autofahrt anhören musste. Ansonsten passen hier alice nine und Kaggra. Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T Anmerkung: hey und ho xD Endlich ist mein Urlaub beendet und ich kann mich mit Freude wieder auf all die lieben Kommentare stürzen, die ihr mir so eifrig geschrieben habt. Ich war echt platt, als ich die Benachrichtigungen erhalten habe... Es hat mich sehr bewegt, wie ihr Uruhas Gefühlsausbruch gegenüber Aois Narben aufgenommen habt. Ich hatte eigentlich fest damit gerechnet, dass ihr mich für seine Grobheit lyncht xDD Aber wie es scheint hätte der Großteil von euch wohl genauso gehandelt. Ich war auch echt platt über all die Interpretationen bezüglich Uruhas und Rukis Gespräch. Dass es so für Furore sorgen würde, hätte ich niemals im Leben gedacht ^^’ Na ja, nun ist dieses Kapitel hier der erste LEMON-Teil der Fanfic und es werden noch einige folgen xD Aber nun habe ich euch genug belämmert, ich wünsche euch viel Spaß mit dem neuen Kapitel von „Schlimmer geht’s immer“ XD #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Kapitel 14: Was du heute kannst ‚besorgen’, das verschiebe nicht auf morgen Ich habe schon oft geküsst, doch immer waren es Frauen, meistens irgendwelche Dirnen, die ich von der Straße aufgegabelt hatte. Und beinahe immer waren diese Nächte ohne jegliche Gefühle vonstatten gegangen, zumindest ohne Gefühle, die nichts mit unaufhaltsamer Lust und unstillbarem Verlangen zu tun hatten. Denn meistens waren sie nur eine Folge der Einsamkeit, die ich mit welchen Mitteln auch immer versucht habe einzudämmen. Aber keines dieser Zusammenkünfte hat mich jemals auf diese eine mit dir vorbereitet. Es scheint wie eine Ewigkeit zu dauern, ehe wir beide uns wieder voneinander lösen. Der Kuss war weder besonders leidenschaftlich noch aufreizend, und doch hat er mich für ein paar Augenblicke außer Atem gebracht. Ich fühle, dass ich erregt bin, doch versuche ich noch immer vehement abzustreiten, dass die beginnende Härte von diesem Kuss kommen kann. Vergessen ist der Streit und der Autounfall; sie scheinen Jahre zurückzuliegen und sind vollkommen nichtig geworden. Noch einmal fahre ich mir leicht mit der Zunge über die Lippen um das abflauende Gefühl noch einmal voll und ganz auszukosten und den Geschmack deiner Lippen abermals zu schmecken, ehe ich all meinen Mut zusammen nehme, um dir meinerseits einen leichten Kuss auf die Lippen zu hauchen. Ein sanfter Kuss, dessen Leichtigkeit allerdings innerhalb von Sekunden von dir verscheucht wird. Der Griff in meinem Nacken verstärkt sich und ohne, dass ich etwas dagegen setzen kann, wird auch unser Zungenspiel von Sekunde zu Sekunde roher, sodass ich das Gefühl habe gleich den Verstand verlieren zu müssen. Mit einem Mal durchfährt mich ein Schauer, warm und kalt zugleich, der mir sämtliche Härchen im Nacken aufstellen lässt. Ich habe nicht bemerkt, dass deine noch freie Hand in meinen Schoß geglitten ist. Federartig legt sie sich auf die verräterische Beule in meinen Jeans, ehe sie fast unschuldig hauchzart darüber streicht. Mein Kopf kippt nach hinten weg, als mir ein heiseres Stöhnen entweicht, welches jedoch erfolgreich von deinen Lippen gedämpft wird. Noch immer halte ich die Augen geschlossen, versuche das angenehme Kribbeln in meinem Körper so lange es geht auszukosten, als deine vorwitzige Zunge wieder die meine anstubst. Ich zwinge mich die Augen zu öffnen, doch fühle ich mich dem Anblick, der sich mir bietet, nicht gewachsen. Hungrige Augen blicken mich an, gehen tief unter die Haut und versuchen jede Reaktion meines Körpers zu absorbieren, nur um sie Sekunden später wieder gegen mich verwenden zu können. Unwillig muss ich den Kuss unterbrechen. Am liebsten hätte ich ihn zwar bis in die Unendlichkeit fortgesetzt, doch wegen unausweichlichen Sauerstoffmangels und drohendem Herzinfarkt sehe ich mich zu dieser Verzweiflungstat genötigt. Mein Atem geht stoßweise, während ich den Blick gewaltsam von deinem Anblick losreißen muss, um nicht vollständig zu hyperventilieren. Noch nie in meinem Leben habe ich eine solche Empfindung gespürt, weder bei einer der Mädchen, die sich so unehrenhaft für andere verkaufen, noch wenn ich alleine zu hause liege um wenigstens mit meinen eigenen Händen ein Gefühl von Zweisamkeit aufkommen zu lassen. Meine Lippen sind gerötet und leicht wund, deine plötzliche Rauheit ist nicht spurlos an ihnen vorüber gegangen. Wieder schiele ich zu dir herüber und dein Anblick verschlägt mir beinahe die Sprache. Für einen Augenblick ziert ein dreckiges Grinsen dein Gesicht, ein äußeres Zeichen für all die verdorbenen Gedanken, die im Moment wohl deinen Kopf durchfluten mögen, doch schon sobald du bemerkst, dass ich mein Augenmerk wieder auf dich gerichtet habe, verschwindet es und wird durch ein warmes, allerdings nicht weniger aufreizendes Lächeln ersetzt. Ich ziehe eine Augenbraue in die Höhe und lege den Kopf ein wenig zur Seite. „Wieso lachst du?“ Das Lächeln wird breiter, bescherst mir so noch einmal einen winzigen Moment des Herzflatterns, ehe du neckisch mit der Zunge über deine Lippen fährst. „Na, weil ich gerade etwas lustig finde...“ Ich lasse die Augenbraue wieder sinken und verschränke stattdessen die Arme vor der Brust, die Unterlippe leicht hervorgeschoben. Eine etwas ausführlichere Antwort hätte ich mir dann doch gewünscht. Gespielt schmollend lasse ich mich zurück sinken, stoße mit dem Rücken gegen die Kurbel für die Fensterscheibe. Ein Auto ist in der Tat nicht gerade der bequemste Platz auf Erden. Allerdings habe ich nun einen folgeschweren Fehler begangen. Ich stehe mit dem Rücken zur Wand, vielmehr sitze ich mit dem Rücken zur Autotür, was wiederum bedeutet, dass ich auf diese Weise keinerlei Möglichkeiten mehr besitze, nach hinten vor dir auszuweichen. Aber als wenn ich das gewollt hätte! Schon in dem Augenblick, als sich unsere Lippen zum erste Mal berührt haben, ist dieses Verlangen einem gänzlich anderen gewichen. Einem weitaus erregenderem Verlangen. Ich schlucke, als abermals ein Grinsen dein Gesicht ziert, denn du beugst dich wieder zu mir hervor, eine Hand am Armaturenbrett abgestützt, die andere an meiner Sitzlehne um nicht den Halt zu verlieren. Ich sehe den hungrigen Blick in deinen Augen als du dich zu mir herunter lehnst und da ich den bevorstehenden Kuss schon beinahe in der Atmosphäre um uns herum schmecken kann, senke ich vorfreudig die Lider. Ich spüre deinen Atem an meiner Wange, fühle wie weiche Lippen über sie streifen ohne sie allerdings gänzlich in den Genuss einer befriedigenderen Berührung zu bringen. Deine Lippen wandern tiefer, verfehlen meinen Mund nur knapp, ehe sie am Kinn vorbei den Hals erreichen. Wieder muss ich trocken schlucken, als sich zusätzlich deine Zunge dazugesellt, doch anstatt am Hals zu verweilen um diesen ein wenig zu verwöhnen, streifst du weiter umher, allerdings hast du dieses Mal ein endgültiges Ziel gefunden. Leicht lässt du deine Zunge in meine Ohrmuschel tauchen, fährst jeden Winkel genauestens nach, ehe du leicht am Ohrläppchen zu knabbern beginnst. Unwillkürlich zucke ich zusammen, stemme mich dir nur noch weiter entgegen und lasse ein leisen Seufzen verlauten. Zu gerne würde ich meine Arme zu Hilfe nehmen um dich fester an mich zu pressen, doch kann ich sie im Augenblick unmöglich bewegen. Du hast mich voll und ganz in der Hand. Abermals taucht deine Zunge in mein Ohr ein, ein heiseres Keuchen meinerseits nach sich ziehend, als ich mit einem Mal deine Stimme vernehme. Sie ist von Lust getränkt, ganz so, als müsstest du dich beherrschen diese Worte auszusprechen, denn ein leises Zittern schwingt bei dir mit. „Lass es uns tun...“ Deine Worte jagen mir einen Schauer über den Rücken. Mittlerweile bin ich dir schon so verfallen, dass es deiner Worte gar nicht mehr benötigt hätte, allerdings wird mir mehr und mehr unser momentaner Aufenthaltsort bewusst. Und ich kann mir etwas weitaus besseres und bequemeres vorstellen, als es ausgerechnet in einem Auto zu treiben. Auch wenn ich mir sicher bin, dass es gerade diese Tatsache ist, die dich reizt. Obwohl es mir selber fast das Herz bricht, so schaffe ich es doch, meine Hände zurück aus der Versenkung zu holen und dich mit sanfter Gewalt zurück auf deinen Platz zu drücken. Die Belohnung dafür ist ein unzufriedener Laut und ein gekränkter Blick. Schnell richte ich mich auf und hauche dir einen sanften Kuss auf die Lippen um dich zu beschwichtigen, doch um dich gänzlich davon zu überzeugen, dass ich nur die Umgebung ein wenig angemessener variieren will, muss ich wohl härtere Geschütze ausfahren. Und damit meine ich nicht meine mittlerweile doch leicht schmerzhafte Erregung. „Nun... Wenn du mich schon unbedingt ficken willst, dann doch bitte an einem Ort, der ein wenig mehr Bewegung zulässt, findest du nicht auch?“ Augenblicklich erhellt sich dein Gesicht wieder und deine sinnlichen Lippen biegen sich verräterisch nach oben. Kokett streichst du dir eine widerspenstige Strähne aus dem Gesicht, ehe du mit einem bestätigendem Nicken den ausgegangenen Motor des Autos wieder startest. Auch ich selbst setze mich wieder ordentlich in meinen Sitz, während ich versuche mein schnell pochendes Herz angesichts dem noch bevorstehenden zu beruhigen. Immerhin wird es das erste Mal sein, dass ich mich einem Mann hingeben werde. „Ach ja...“ Deine Stimme reißt mich aus meinen Gedanken, als wir schnell über die noch verbliebende Strecke bis zu dir nach Hause rasen. Dass wir auch dieses Mal weit über der Geschwindigkeitsbegrenzung liegen, stört mich nicht, kann ich es doch kaum erwarten, deinen Körper wieder nah an meinem zu spüren. „Die Sitze lassen sich übrigens nach hinten wegklappen....“ Abermals ziert ein eindeutiges Grinsen dein Gesicht, doch lässt es dich nur noch verführerischer erscheinen. Säßen wir nicht in diesem verdammten Auto, hätte ich für nichts garantieren können, als augenblicklich über dich herzufallen. Die Zeit, bis wir bei dir zuhause ankommen, scheint mir wie eine Ewigkeit vorzukommen, doch können es nicht mehr als wenige Minuten gewesen sein. Sicher lenkst du deinen Wagen in die Tiefgarage und kaum steht das Fahrzeug still, als wir auch schon herausspringen. Geistesgegenwärtig schaffe ich es gerade noch die Autotür zuzuschlagen, als ich deine Hände an meinem Rücken spüre. Sie scheinen überall zu sein, denn rastlos wandern sie von meinen Hüften nach vorne zu meiner Brust, während sich süße Lippen heiß auf die meinen senken. Mein Versand setzt aus, als ich den Kopf nach hinten biege um möglichst viel von dir zu erhaschen, doch drängst du mich weiter. Allerdings sind wir keine zehn Meter gegangen, als ich schon wieder nach dir schnappen muss, die Hand in deinem blonden Schopf verborgen. Dir entweicht ein leisen Stöhnen, in dem Augenblick, als ich mit dem Oberschenkel versehentlich über deine nicht zu übersehene Härte stoße. Verlangend drücke ich dich gegen die Wand des Ganges, welcher uns auf direktem Weg zum Fahrstuhl bringen soll, und lasse meine zweite Hand auf Wanderschaft gehen. Erwartungsvoll kratze ich mit den Fingernägeln über deine noch immer viel zu stark bekleidete Brust, doch da der lästige Stoff im Weg ist, schaffe ich es nicht dir einen noch so kleinen Kratzer zuzufügen. Also wandere ich tiefer, lasse die Hand stattdessen unter dein Shirt gleiten um auf diese Weise zu mehr Erfolg zu gelangen. Scharf ziehst du die Luft ein, jedes Mal wenn meine Fingernägel einen weiteren Striemen auf deiner makellosen Haut hinterlassen und lässt den Kopf in den Nacken sinken. Ich spüre deine Hände an meiner Hüfte, wie sie sich langsam auf meinen Po legen und leichten Druck ausüben. Sanft umfassen deine Finger meinen Hintern und drücken mich näher an dich heran, stemmen mich mühelos in die Höhe, sodass meine Erregung an deiner eigenen Härte reibt. Eine Tatsache, die uns beide ungehalten in den noch immer andauernden Kuss stöhnen lässt. Langsam lässt du mich wieder gen Boden sinken und löst eine Hand, nur um mit ihr an der Wand entlang nach dem Knopf für den Fahrstuhl zu suchen. Es dauert eine Weile, bis dass du ihn gefunden hast, doch hege ich auch nicht das gesteigerte Verlangen dir bei deinen Bemühungen zu helfen. Im Augenblick habe ich wahrlich bessere Dinge zu tun. Der Fahrstuhl kommt und kaum haben sich die Türen geöffnet, da drängst du mich auch schon in die enge Kabine. Wir haben Glück und es ist niemand außer uns anwesend, allerdings weiß ich auch nicht, ob wir die Kraft besessen hätten uns zumindest in der Öffentlichkeit von einander zu lösen. Du unterbrichst den Kuss, was mir unfreiwillig ein protestierendes Keuchen entweichen lässt und betätigst einen der unzähligen Knöpfe, um dem Lift die Anweisung zu geben, auf die vierte Etage zu fahren. Kaum ist dies geschehen, wendest du dich wieder zu mir um, pinnst mich deinerseits an die Kabinenwand und lässt eine Hand in meinen schwarzen Haarschopf gleiten, während die andere langsam aber bestimmt in meinen Jeans versinkt, die Finger auf die nackte Haut legend. Deine Berührungen lassen meinen Körper unter Strom stehen, verleiten mich dazu, mich noch enger als überhaupt möglich an dich heranzupressen, um auf keinen Fall auch nur eine Sekunde lang den Kontakt zu verlieren. Ein leises „Ping“ lässt mich die Augen wieder öffnen, denn der Fahrstuhl, und somit auch wir, hat sein Ziel erreicht. Sofort ziehst du beide Hände wieder zurück und schreitest auf deine Wohnungstür zu, während du mit fahrigen Bewegungen nach deinem Schlüssel kramst. Es dauert einige Zeit, bis du es geschafft hast das Schloss zu öffnen, doch gerade steht die Tür einen Spalt weit offen, da greifst du auch schon nach meinem Handgelenk und ziehst mich in deine Privaträume. Erst jetzt fällt mir auf, dass ich noch niemals bei dir zuhause gewesen bin. Genauer gesagt, war ich bisher nur bei Ruki, denn schließlich hat der mich überredet in diese Band einzutreten, doch bin ich im Moment nicht sonderlich darauf erpicht, eine genaue Hausbesichtigung vor meine derzeitige Beschäftigung zu stellen. Auch wenn es mir nicht entgangen ist, dass dein Eigenheim um einiges größer und luxuriöser ist, als es das meinige je sein wird. Ich reiße mich von deinen Einrichtungsgegenständen los und wende mich zu dir um, genau in dem Augenblick, als du mich zu dir herumziehen willst. Durch den überschüssigen Schwung verliere ich für einen Augenblick den Halt, falle in deine ausgestreckten Arme und reiße dich mit, sodass du gegen die mittlerweile geschlossene Wohnungstür stößt. Doch lasse ich dir keine Zeit über den Schmerz des unvorhergesehen Aufpralls hinwegzukommen, als ich meine Lippen hungrig auf deinen Hals sinken lasse. Sanft streiche ich mit den Lippen über die sahneweiße Haut, ehe ich grob beginne daran zu saugen. Immer wieder ziehe ich leicht das empfindliche Gewebe hoch, lasse es wieder zurücksinken, nur um es beim nächsten Mal mit den Zähnen zu begrüßen. Die Tatsache, dass du den Kopf zur Seite weggekippt hast, um mir die größtmögliche Angriffsfläche zu bieten, bestätigt mich in meinem Tun und erst als ich sicher bin, dass sich ein roter Fleck gebildet hat, der wohl einige Tage Bestand haben wird, lasse ich von meinem Schaffen ab. Allerdings nicht ohne noch ein letztes Mal mit der Zunge über die strapazierte Haut zu fahren. Wieder will ich einen Kuss mit dir beginnen, doch im letzten Moment wendest du den Kopf ab und wanderst abermals zu meinen Ohrläppchen, um es erneut mit den Zähnen zu verwöhnen. Allerdings bemerke ich nicht, dass dein Tun nur als Ablenkungsmanöver geplant ist, denn ich bin zu gefangen von deiner begabten Zunge, dass ich deine Hände komplett vergessen habe. Wieder sind sie unter mein Oberteil gewandert, schieben es leicht hoch, nur um es augenblicklich erneut absinken zu lassen. Du treibst mich in den Wahnsinn. Unwillig unterbreche ich den Kontakt zwischen deiner Zunge und meinem Ohr um diesem Treiben ein Ende zu setzen. Herrisch ziehe ich das Shirt über meinen Kopf, aber kaum habe ich es ausgezogen, lasse ich es einfach fallen. Doch plötzlich fällt mein Blick auf meinen nun entblößten Arm und ich muss schlucken. Zweifel überfallen mich, als ich die rot-lilafarbenen Narben entdecke, die mir auf äußerst schmerzhafte Weise wieder ihre Herkunft ins Gedächtnis rufen. Ich beiße mir auf die Lippen und wende den Kopf leicht ab, jegliche Selbstsicherheit ist mit einem Mal von mir abgefallen. Ich glaube, ich kann das nicht. Das ist nicht richtig, was wir hier tun. „Aoi? Was hast du?“ Deine Stimme lässt mich den Kopf herumreißen. Sie ist ganz nahe an meinem Ohr und ohne, dass ich es will, verursacht sie mir eine leichte Gänsehaut. „Ich... ich glaube, ich kann das nicht...“ Wieder wende ich den Blick ab, wage es einfach nicht dir in die Augen zu sehen und trete einen Schritt zurück. Doch kaum hast du mein Zweifeln bemerkt, als du mich wieder in deine Arme ziehst. Nicht lüstern, wie noch wenige Minuten zuvor, sondern sanft und fürsorglich. Ich bette meinen Kopf auf deiner Schulter und lasse es zu, dass deine Finger zart über meinen nackten Rücken fahren. Dein Duft steigt mir in die Nase und lässt meine Gedanken wieder auf Reisen gehen. Es ist nicht so, dass ich dich nicht will, ganz im Gegenteil. Aber ich kann dieses Angstknoten in meinem Magen auch nicht ignorieren. „Du kannst das bestimmt. Ich verspreche dir auch, es langsam angehen zu lassen. Vertrau mir einfach...“ Vertrau mir... Aoi, vertraust du mir? Für einen Augenblick höre ich eine fremde Stimme in meinem Kopf widerhallen, doch kann ich sie beim besten Willen nicht zuordnen. Wo habe ich sie nur schon einmal gehört? Es schien wichtig gewesen zu sein, aber in welchem Zusammenhang? Und doch kann ich es nicht leugnen, dass deine Worte mich beruhigt haben, denn ich kuschele mich wieder verstärkt an dich heran und verstecke mein Gesicht in deiner Halsbeuge. Eine stumme Bestätigung für dich, mit deiner vorhin unterbrochenen Handlung fortzufahren. Langsam fahren deine Hände meinen Rücken entlang, streichen über die Wirbelsäule und versinken letztendlich in meinen Jeans. Ich spüre wie die altbekannte Erregung wieder entflammt und richte mich ein wenig auf. Sofort stoppst du in deinen Bewegungen aus Angst ich könnte dich erneut zurückweisen, doch ist dies absolut nicht meine Absicht. Um dich zu beschwichtigen lege ich meine Lippen auf die deinen und presse mich näher an dich heran. Sofort intensivierst du den Kontakt, indem du mit der Zunge über meine Lippen fährst, die ich freudig mit der meinen begrüße. Du küsst dreckig, ganz anders als eine Frau es jemals wagen würde, und fängst an mit deinem Oberschenkel über meine abgeflaute Erregung zu reiben. Ich hebe ein Bein an und schlinge es um deine Hüfte, ziehe dich näher an mich heran und lasse den Kopf in den Nacken fallen. Ich fühle deine Erregung hart an meinem Unterleib, höre, wie du unterdrückt in den Kuss hineinstöhnst und plötzlich fällt mir eine andere Tatsache ein, die mich ungemein stört. Und zwar, dass du noch immer viel zu stark bekleidet bist. Unsicher nestle ich an den Knöpfen deines Hemdes, bis du meine Hand sanft aber bestimmt zurückziehst. Erstaunt unterbreche ich den Kuss und blicke dich an, als du dich von mir löst. Aber wie es scheint habe ich mir umsonst Sorgen gemacht, denn mit einem Glimmen in den Augen greifst du nach meiner Hand und ziehst mich mit dir, bugsierst mich in einen angrenzenden Raum, der sich unverkennbar als Schlafzimmer herausstellt. Während der restliche Teil deiner Wohnung recht steril und ziemlich unpersönlich eingerichtet ist, so besticht dieser Raum in warmen Rottönen, die meine Fantasie anregen. Das riesige Bett, welches einen Großteil des Zimmers einnimmt, hat einen schwarzen Bezug und ich glaube fast, dass es Satin ist, welches Decken und Kissen diesen eigentümlichen Glanz verleihen. Wie es wohl sein wird, wenn du dich darin räkelst? Wie deine Arme und Beine rastlos über die nachtschwarze Matratze wandern, auf der Suche nach Erlösung? Und wie selbst die flauschigen Kissen deine lustgetränkten Laute nicht eindämmen können? Kurz schließe ich meine Augen und gehe diese Szenen noch einmal in Gedanken durch, als ich mit einem Mal deine Hände an meinen Schultern fühle, die mich sanft aber bestimmt hinunter auf das Bett drücken. Du selbst bleibst stehen, trittst jedoch noch weiter an mich heran und schiebst mit deinem Knie meine Beine auseinander, positionierst deinen rechten Oberschenkel dazwischen, während du mich mit dem linken daran hinderst zu flüchten. Eine sinnlose Vorsichtsmaßnahme, denn mittlerweile habe ich nicht mehr vor aufzuhören. Zwar habe ich noch immer ein leicht unangenehmes Kribbeln in meinem Magen, welches mich davor warnen will etwas unvorsichtiges zu tun, doch das ist bei jedem Sex so. Langsam lasse ich mich zurücksinken, stütze mich jedoch mit den Unterarmen ab, damit ich nach wie vor eine optimale Sicht habe, nun allerdings mit dem Fokus auf deine Körpermitte. Ich lächle leicht, als ich die verräterische Beule in deiner Hose erblicke, doch bin ich gespannt, was du dir als nächstes ausgedacht hast. „Was ist, Uruha? Willst du da stehen bleiben, oder wird das heute noch mal etwas? Immerhin lasse ich mich nicht von alleine ficken.“ Herausfordernd blicke ich dich an, auch wenn ich über meine eigenen Worte ein wenig verwundert bin. Für gewöhnlich ist es nicht meine Art einen solchen Sprachjargon zu führen. Jedoch scheint diese Sprechweise ganz auf deiner Wellenlänge zu liegen, denn schnell drückst du mit dem Oberschenkel nach vorne und reibst sekundenlang an meiner Erregung, ehe du das Bein wieder wegnimmst. Auch mein überraschtes Aufstöhnen und das Herumreißen des Kopfes kann dich nicht zum Weitermachen bewegen. „Warum so ungeduldig? Man sollte sich schließlich für alles die Zeit nehmen, die man braucht. Du wirst mich noch darum anflehen, dass ich meinen Schwanz in deinen süßen kleinen Arsch versenke und dir das Gehirn herausvögle, bis du vergisst, ob du Männlein oder Weiblein bist..“ Deine Worte jagen mir einen Schauer über den Rücken, obgleich du meine Vorfreude geweckt hast. Ich kann es wirklich kaum noch erwarten. Auffordernd bewege ich die Hüfte, presse mich näher an dich heran um wenigstens auf diese Weise Befriedigung zu erhalten, doch hast du dich entschlossen, mir diesen Wunsch anscheinend nicht erfüllen zu wollen. Mit einem leicht sadistischen Grinsen ziehst du das Bein zurück, gehst sogar einige Schritte von mir weg um das Bett herum. Erst jetzt fällt mir der kleine Nachtschrank auf, der über deiner Schlafstätte hängt und in dem du nun kramst. Ich weiß nicht, was du herausholst, oder ob du überhaupt etwas in dieser Richtung tust, doch ist es mir nicht geheuer. Du musst meinen Unmut bemerkt haben, denn keine zwei Augenblicke später drehst du dich wieder du mir, verschließt den Schrank so, dass er nur noch zweidaumenbreit offen steht, und umrundest abermals das Bett, bis du wieder vor mir stehst. Ich verrenke den Hals, um zu erkennen was du gemacht hast, doch sanft drehst du meinen Kopf wieder in deine Richtung. Genau in diesem Augenblick vernehme ich sanfte Töne eines Orchesters, die aus dem geschlossenen Schrank entweichen und ihren Weg in mein Gehör finden. Das also hast du dort gemacht. Eine nette Idee eine CD aufzulegen. Hungrig presst du deine Lippen auf meine und zwingst mir einen Kuss auf, doch als ich eine Hand in deinen Nacken legen will, um dich näher zu mir zu ziehen, unterbrichst du ihn wieder. Mit einer geschmeidigen Bewegung richtest du dich auf. Langsam schließt du die Augen und lässt den Kopf in den Nacken sinken, als du deine Hände auf Wanderung schickst. Behutsam fährst du dir durch die Haare, lässt deine Finger über den Hals gleiten und verweilst kurz am Knutschfleck, den ich dir noch vor wenigen Minuten verpasst habe, ehe du deinen Hemdkragen erreichst. Frech öffnest du mit einer schnellen Bewegung den obersten Knopf und ziehst den Kragen ein wenig zur Seite, entblößt auf diese Weise einen weiteren Teil deiner sahneweißen Haut. Deine andere Hand jedoch, vor wenigen Minuten noch reichlich untätig, wandert derweil in eine gänzlich andere Richtung. Meine Atmung geht schneller, als ich beobachte, wie du sie ohne zu zögern in deinen Schritt gleiten lässt und sanft diese erogene Zone stimulierst. Ein Keuchen entweicht deinen leicht geöffneten Lippen und auch ich kann nicht anders, als bei deinem Anblick hart zu schlucken. Ich achte nicht mehr auf das Öffnen deines Hemdes, oder wie du es leicht von deinen Schultern nach unten gleiten lässt, sondern richte mein Augenmerk nur auf deine Finger, die unter dem dunklen Stoff Tätigkeiten nachgehen, die ich mir lieber für mich selbst gewünscht hätte. Immense Hitze durchströmt meinen Körper als dein Keuchen die Musik übertönt. Mit einer schnellen Bewegung meiner Zunge befeuchte ich meine trockenen Lippen, wage es allerdings nicht, auch nur einen Wimpernschlag lang dich aus den Augen zu lassen. Mittlerweile ist meine eigene Erregung so stark angeschwollen, dass sie weh tut. Ich beiße mir auf die Lippen, als ich hin und her überlege ob ich weiter deine Show genießen soll, oder aber ob es besser wäre aufzuspringen und dich meinerseits aufs Bett zu nageln, bereit all meine momentanen Fantasien an dir auszuleben. Doch noch bevor ich eine entgültige Entscheidung fällen kann, wird sie mir abgenommen, als du die Hand wieder aus deiner Hose entfernst und auf mich zutrittst. Katzengleich lässt du dich vor mir auf die Füße sinken und schaust mich erregt von unten herauf an. „Na? Hat dir diese kleine Einlage gefallen?“ Ich kann nicht mehr tun als nicken, denn ich bin absolut nicht mehr in der Lage einen vernünftigen Satz zu formulieren. „Oder ist es vielleicht so, dass du selbst derjenige sein willst, den ich auf diese Weise mit meinen Händen bearbeite? Hättest du es lieber, wenn ich dich lecke, bis das du schreist, oder willst du doch lieber dabei zusehen, wie ich es mir selbst besorge?“ Ein ungehaltenes Stöhnen entweicht mir, als du wie zur Bekräftigung deiner Worte deine Hand in meinen Schoß legst und leicht zudrückst. Allein deine verruchte Stimme könnte mich schon hier auf der Stelle kommen lassen, aber ich muss mich beherrschen. Immerhin will ich noch in den Genuss kommen, wie es ist, wenn deine warme Mundhöhle meine Härte umschließt und mich langsam immer weiter auf die Klippe zutreiben lässt. „Ja...“ Der Druck in meinem Schoß verstärkt sich, sodass ich selbst dieses einfache Wort nur schwer von mir geben kann, während deine Lippen sich provozierend nach oben biegen. „Ja was? Du musst mir schon sagen, was du willst, sonst kann ich ja schlecht auf dich eingehen...“ Entrüstet ziehe ich die Augenbrauen zusammen, kann nicht begreifen, was du da gerade von mir verlangst. Du willst mich quälen, forderst, dass ich dir meine innersten Gedankengänge offenbare, mit der Absicht, sie letztendlich gegen mich zu verwenden. Doch da ich weiß, dass dies die einzige Möglichkeit ist, um zur Erlösung zu gelangen, werde ich sie wohl oder übel wahrnehmen müssen. „Ja... ich will, dass du mir einen bläst, mich solange leckst, bis ich mich vor lauter Zittern nicht mehr bewegen kann. Und dann will ich, dass du mich fickst, wie du noch nie zuvor jemanden genommen hast. Ich will dich spüren. Will, dass du deinen Schwanz tief in mir versenkst und mich in den Wahnsinn treibst, bis ich beinahe bewusstlos unter dir zusammenbreche. Alles klar, oder muss ich dir noch mehr Anreize geben?“ Kaum habe ich diese Worte gesprochen, da beugst du dich auch schon zu mir hinunter, öffnest den Knopf meiner Hose und ziehst quälend langsam den Reißverschluss nach unten. Ich beiße mir auf die Lippen und muss an mich halten, nicht selbst Hand anzulegen, denn ich will deine Berührungen voll und ganz auskosten. Dann endlich hast du es geschafft und ziehst mir den lästigen Stoff mit einem kräftigen Ruck bis in die Kniekehlen herunter. Mir entweicht ein Stöhnen, als der Fetzen über meine Härte streift. Du fängst meinen Blick mit dem deinen auf, als du dich langsam herunterbeugst, doch anstatt meine Erregung mit deiner Zunge zu verwöhnen, streichst du leicht mit den Lippen über die Innenseite meiner Schenkel. Immer wieder verweilst du an einer Stelle, fährst mit der Zunge einige Kreise nach, nur um schon Sekunden später erneut jedes Stückchen Haut zu erkunden. Unruhig werfe ich den Kopf hin und her, während ich am liebsten deinen Kopf in die Region drücken würde, in der ich deine Zuwendung viel nötiger bräuchte. Es scheinen Ewigkeiten zu vergehen, ehe du dich endlich dazu bequemst meine Erregung mit der Zungenspitze leicht anzustupsen. Ein Blitzschlag durchfährt meinen Körper und ich verkralle die Hand im Lacken, ein sicheres Zeichen für dich, mit unendlicher Gelassenheit fortzufahren. Immer wieder umspielst du meine Eichel, streichst mit den Zähnen am Schaft entlang und leckst die ersten Lusttropfen beiseite. In kurzen Abständen entweichen mir nun diverse Stöhnlaute, während ich unruhig den Kopf hin und herwerfe. Ich habe das Gefühl jeden Augenblick zerbersten zu müssen oder innerlich zu vergehen, da kochendheiße und eiskalte Schauer jede Zelle meines Leibes durchfluten. Dann plötzlich fühle ich, wie du meine gesamte Länge mit dem Mund aufnimmst und die warme Mundhöhle, verbunden mit der glühenden Zunge, lassen mich die Augen fest zusammenkneifen. Ich wage einen leichten Stoß, will endlich dein dreckiges Mundwerk vergewaltigen, doch da du diese Absicht anscheinend geahnt hast, legst du deine Hände an meine Hüftknochen und drückst mich zurück in die Matratze. Schweiß perlt an meiner Stirn entlang, als ich es schaffe eine Hand aus dem Laken zu lösen und in deinen blonden Schopf zu legen. Wenn ich mich schon nicht weiter in dich treiben kann, dann will ich doch wenigstens die Intensität deiner Zunge ein wenig dirigieren, indem ich dir jegliche Ausweichmöglichkeiten nehme. Weiter und weiter drücke ich dich näher an mich heran, doch da ich am ganzen Körper zittere und meine Bewegungen nicht mehr einwandfrei unter Kontrolle habe, gehe ich nicht davon aus, dass es dich sehr beeindruckt. Ich fühle, wie ich mit meiner Eichel an deinen Rachen stoße und ich kann nur mit Mühe ein lautes Aufstöhnen unterdrücken. Also beiße ich mir auf die Lippen und presse die Augen nur noch weiter zusammen, bis es schmerzt. Ich weiß, dass ich nicht mehr lange durchhalten werde. In immer kürzen Abständen durchlaufen mich nun die Schauer, lassen meinen Kopf von der einen Seite auf die andere fliegen und auch die Hitze in meinem Körper ist kaum mehr zu ertragen. Du wiederum bildest in deinem Mund ein Vakuum und der Unterdruck vernebelt mir die Sinne, während deine imitierten Schluckbewegungen meine Hüfte immer wieder zucken lassen. Nur dein beherzter Griff hält mich an meinem alten Platz zurück. Meine Lippen fliegen auseinander und entlassen einen tonlosen Schrei, in dem Augenblick, als du deine Zunge in den Spalt an der Spitze meiner Eichel drückst und gnadenlos beginnst dagegen zu reiben und zu lecken, während deine Hände immer wieder meine Vorhaut nach unten ziehen und zurückgleiten lassen. Dann auf einmal spüre ich ein immenses Ziehen in meinen Lenden. Ich will dich vorwarnen, doch kaum habe ich meine Lippen einen spaltweit geöffnet, entweicht mir ein verhaltener Schrei. Ohne, dass ich etwas dagegen ausrichten kann, biege ich den Rücken durch und reiße deinen Schopf noch weiter nach unten, als ich hart in deinen Mund komme. Meine Atmung rast und meine Lider flattern, während ich vor meinem Inneren Auge immer wieder bunte Punkte auftauchen und wieder verschwinden sehe. So bekomme ich auch nicht mit, dass du ohne Klagen die milchige Flüssigkeit herunterschluckst und mit einem breiten Grinsen auch die restliche Spuren aus den Mundwinkeln leckst. Geschmeidig richtest du dich auf und beugst dich über meinen noch immer bebenden Körper, als du deine Lippen sanft auf die meinen legst. Langsam öffne ich die Augen, bin zu erschöpft um mich großartig zu bewegen, doch als deine Zunge nach einiger Zeit vorsichtig um Einlass bittet, kann ich nicht anderes, als ihr diesen zu gewähren. Ich schmecke einen eigenartigen, fast schon sauren Beigeschmack, als du bedächtig meine Mundhöhle erkundest. Langsam werde ich ruhiger. Ich fühle, wie mein starkes Herzklopfen nachlässt, auch wenn es sich noch immer nicht vollständig beruhigt hat. Ich lasse meine Hand aus deinen Haaren gleiten, lege sie stattdessen an dein Kinn an und drücke es leicht empor um dir in die Augen sehen zu können. Dunkel funkeln sie mich an, machen mir bewusst, dass auch du auf Erlösung hoffst. Ich unterbreche den Kuss und nicke verstehend. Auch wenn ich mich noch immer ein wenig fürchte, so bin ich doch bereit mich an dich zu verschenken. Als hättest du meine Gedanken gelesen, schenkst du mir ein warmes Lächeln und lässt deine Lippen an meinen Hals wandern, doch kaum hast du die noch immer erhitze Haut berührt, halte ich dich zurück. Nun bist du mit genießen dran. Mit sanfter Gewalt drücke ich dich zur Seite, sodass du nun auf dem Rücken unter mir liegst. Schnell schwinge ich mich über dich und lasse mich auf deiner Hüfte niedersinken. Ich spüre, wie deine Erregung hart gegen meinen Schoß drückt, doch es ist gerade diese Tatsache, die mich in meinem Vorhaben bestätigt. Flink greife ich nach deinen Handgelenken und platziere sie neben deinen Kopf, bevor ich meine Lippen hungrig auf die deinen presse. Beinahe grob beiße ich dir auf die Unterlippe, ziehe sie zu mir heran, lasse sie fallen und stoße mit der Zunge in deine Mundhöhle vor. Sofort begrüßt du den Eindringling mit deiner eigenen, indem du nun selbst versuchst meinen Mund zu erobern. Ein warmes Gefühl durchströmt mich jedes Mal wenn sich unsere Zungen berühren. Ich lasse deine Handgelenke los und beginne stattdessen deinen Oberkörper zu erkunden. Federartig streiche ich mit den Fingerspitzen über deinen Oberarm, fühle, wie sich unter meinen Kuppen die Härchen leicht aufstellen und auch die nun entstandene Gänsehaut ist nicht mehr zu verleugnen. Ich grinse, als du dich näher in den Kuss hineindrückst, doch bin ich noch längst nicht mit dir fertig. Ich habe gerade erst angefangen. Schweren Herzens unterbreche ich unser Zungenspiel und lasse stattdessen meine Lippen über deinen Hals gleiten, sauge noch einmal an dem Knutschfleck von vorhin um die Röte erneut aufleben zu lassen, ehe ich mit den Lippen nach deinen Brustwarzen schnappe. Amüsiert nehme ich zur Kenntnis, wie dir ein leichtes Keuchen entweicht und du den Rücken durchdrückst, als ich immer wieder über die rosafarbenen Knospen lecke und leicht mit den Zähnen umspiele, bis sie sich erhärten und aufstellen. Zufrieden richte ich mich auf und betrachte deinen perfekten Körper unter mir. Ein leichter Schweißfilm hat sich auf deine Haut gelegt und erstrahlt immer wieder in einem mystischen Schimmer, als sich dein Brustkorb in unregelmäßigen Abständen hebt und senkt. Erst jetzt fallen mir dir roten Striemen quer über Brust und Bauch auf, die ich dir wohl in der Tiefgarage zugefügt haben muss. Sie lassen dich nur noch erotischer erscheinen. Deine Augen sind halb geschlossen und scheinen beinahe schwarz, während deine rotgeküssten Lippen leicht offen stehen. „Also, ich will ja nicht hetzen... aber könntest du dich vielleicht um ein Problem weiter südlich kümmern?“ Deine rauchige Stimme reißt mich zurück aus meinen Gedanken und schnell beuge ich mich wieder zu dir herunter, verteile hauchzarte Küsse überall auf deinem Oberkörper und lasse letztendlich meine Zunge in deinen Bauchnabel eintauchen. Mit Verzückung beobachte ich, wie du jeden Muskel anspannst und ein weiteres Stöhnen zu unterdrücken versuchst. Wie es scheint habe ich eine recht empfindliche Stelle getroffen. Schnell öffne ich deine Hose, denn im Gegensatz zu mir bist du noch immer angezogen. Auch wenn es nur noch stellenweise ist. Ein Zittern geht durch deinen Körper, in dem Augenblick, als ich den Reißverschluss Zentimeter für Zentimeter weiter nach unten ziehe und wie zufällig mit dem Handrücken über deine Härte streiche. Dieses Spiel fängt von Minute zu Minute an mir mehr Spaß zu machen. Ich bin nur mäßig überrascht, als ich sehe, dass du keine Unterwäsche trägst, aber etwas anderes hätte ich von dir auch gar nicht erwartet. Nun, in dieses Fall erleichtert mir dieser Umstand meine Arbeit ungemein. Neckisch fahre ich mit der Zunge deine Oberschenkel entlang, ganz so wie du es noch vor kurzem bei mir getan hast. Und immer wieder streiche ich mit den Händen deine Seiten auf und ab, bis ich urplötzlich meine Zähne in deine makellosen Schenkel vergrabe. Ich habe nicht fest zugebissen, doch es reicht um dir einen leisen Schrei zu entlocken, der mir geradewegs das Blut in meine eigene Erregung pumpt. Am liebsten hätte ich dieses Spiel noch bis in alle Ewigkeit fortgesetzt. Ich weiß nicht wie mir geschieht, doch mit einem Mal bin ich es, der sich auf dem Rücken befindet, die Arme über dem Kopf verschränkt. Ich bin wohl zu vertieft in mein Tun gewesen, dass ich deine Hände ganz außer Acht gelassen habe. Ich spüre, wie dein bebender Körper sich an den meinen presst und ein Schauer durchfährt mich, als du mit deiner Länge einen leichten Stoß gegen meine Hüfte andeutest. Mein Herz droht sich zu überschlagen, als ich von unten herauf in deine lustgetränkten Augen blicke. „Weißt du, Aoi... Man muss das Eisen schmieden, solange es heiß ist. Und im Augenblick siehst du so was von heiß aus, dass ich an mich halten muss, dich nicht augenblicklich in die Matratze zu nageln....“ Ich schlucke, als ich deine Worte vernehme, versuche allerdings gleichzeitig ein Bein um dein Becken zu schlingen, damit ich dich näher an mich herandrücken kann. „Nun, dann... tu es doch einfach. Bisher hast du ja nur Reden geschwungen. Wer sagt mir denn, dass du nicht einfach nur eine große Klappe hast und nichts dahinter steckt?“ Ich weiß nicht, was über mich gekommen sein muss, dass ich dich dermaßen provoziere, aber im Moment bin ich so erregt, dass ich es kaum noch erwarten kann, dich endlich in mir zu spüren. „Na, du bist aber ganz schon mutig heute. Ich hoffe, du bist dir der Konsequenzen bewusst und kannst das Echo vertragen.“ Wieder ziert ein Grinsen dein Gesicht, als du dich abermals zu mir herunterbeugst und einen feinen Kuss auf meine Lippen hauchst. Doch plötzlich fühle ich noch etwas anderes. Ich stöhne erregt auf, als ich deinen Finger an meiner Öffnung spüre, der sich zaghaft tastend immer weiter ins Innere vorarbeitet. Ein unerwarteter Schmerz durchzuckt mich und lässt mich augenblicklich den Schließmuskel verengen. Du wartest einige Sekunden, dann dringst du weiter vor. Der Schmerz nimmt zu, ehe er langsam und stetig wieder verschwindet. Stattdessen durchfährt mich eine Welle der Lust, als mir bewusst wird, dass ich dich wirklich in mir spüren kann. Zwar ist dieser Finger nicht mit deiner Länge vergleichbar, aber allein die Vorstellung reizt mich so sehr, dass ich eine Hand erregt im Laken verkralle. Ein zweiter Finger stößt vor und nach einiger Zeit auch der dritte. Meine Atmung geht unregelmäßig, da der Schmerz in mir die Oberhand zu gewinnen droht, doch als ich wiederholt deine sanften Lippen beruhigend überall auf meinem Oberkörper spüre, versuche ich mich wieder zu entspannen. Immer wieder fühle ich, wie deine Hand emsig gegen meinen Schließmuskel drückt um ihn zu weiten und auf das nächstkommende vorzubereiten. Doch dann mit einem Mal ziehst du deine Hand zurück und mir entweicht ein unzufriedenes Stöhnen. In meinem Körper befindet sich plötzlich eine solche Leere, wie ich sie mir nie vorzustellen gewagt hätte. Ich öffne ein Auge um mich nach dir umzusehen, aber genau in diesem Augenblick umfasst du mein rechtes Bein mit einer Hand und legst es dir auf die Schulter. Verwirrt blicke ich dich an, weiß nicht, was das zu bedeutet hat, doch anstatt mir eine Antwort auf meine ungestellte Frage zu geben, hebst du abermals deine Hand, dieses Mal die linke, und führt sie zu deinem Mund, wo du genießerisch mit der Zunge darüber fährst. Allein wegen diesem Anblick könnte ich augenblicklich hier auf der Stelle sterben. Dann ziehst du die Hand zurück und legst sie an deine harte, pulsierende Erregung, fährst ein paar Mal über die angeschwollene Eichel und überträgst auf diese Weise die Feuchtigkeit. Mir wird schwindelig, als ich deine pochende Härte nun an meiner Öffnung spüre, als du langsam und mit völliger Körperbeherrschung in mich eindringst. Der Schmerz, welcher sich daraufhin in meinem kompletten Körper ausbreitet ist unbeschreiblich. Mit einem Schrei verkralle ich eine Hand in deiner Schulter und ziehe den Ring um meinen Analbereich so stark zusammen, dass ich dich in mir einkerkere. Ein lustgetränktes Grollen entweicht deiner Kehle, denn wie es scheint muss dir die Enge den Verstand rauben. Ich zittere am ganzen Körper, doch nach einer gefühlten Ewigkeit beginnt der Schmerz zu verebben. Er wird durch unbändige Lust ersetzt, die mich dazu treibt mich enger an dich zu pressen, wobei ich dich nur noch weiter in mich hereintreibe. Doch auch wenn ich deshalb erneut das Gefühl habe innerlich zerreißen zu müssen, so ist es doch gerade diese Qual, die mich gnadenlos auf die Klippe zutreiben lässt. Es ist, als würden Ewigkeiten vergehen, ehe du dich aus eigenem Antrieb bewegst und die ersten zögerlichen Stöße wagst. Und mit jeder Bewegung überrollt mich ein neuer Schauer an unterschiedlichsten Emotionen. Ich höre dein angestrengtes Keuchen über meinem Ohr. Sehe, dass du jeden Muskel zum zerreißen angespannt hast. Und ich fühle deine Bewegungen in mir, die auch mir ein lautes Stöhnen entlocken. Deine Stöße werden härter, immer wieder veränderst du Tempo und Winkel, treibst mich damit fast in den Wahnsinn. Doch plötzlich krümme ich mich zusammen, als du mit deinem letzten Stoß einen Punkt in mir berührst, der all meine Sinne lahm legt. Mein Kopf ist wie leergefegt, während ich meine Fingernägel tiefer in deine Haut verkralle, bis sich rote Striemen bilden und die Haut sich stellenweise löst. Der Schmerz lässt nun auch dich zusammen zucken, eine Bewegung, die dich wiederholt gegen eben jenen Punkt stoßen lässt. Unser Stöhnen schwillt an, vermischt sich miteinander, ehe es sich wieder voneinander herauskristallisiert. Schon längst habe ich das Gefühl, dass ich nicht mehr Herr über meinen Körper bin. Gnadenlos treibst du deinen Körper tiefer in mich, triffst mit jedem Stoß meinen Lustpunkt, wobei ich den Kopf rastlos hin und her werfe. Bald werde ich diese Torturen nicht mehr aushalten können. Plötzlich fühle ich, wie sich etwas heißes in meinem Unterleib verströmt, genau in dem Augenblick, als du einen erneuten Stoß wagst. Ein Stoß, der mich für wenige Sekunden Sterne sehen lässt und mir auch den letzten Funken Eigenwillen aus dem Körper vertreibt. Kombiniert mit der Tatsache, dass du deinen Höhepunkt erreicht hast, kann nun auch ich mich nicht mehr länger zurückhalten und ergieße mich mit bis zum Anschlag durchgedrückten Rücken hart und unkontrolliert gegen deine Brust. Mein Herz rast und meine Atmung geht flach, als ich mich zurück in die Kissen fallen lasse. Ich bin zu erschöpft, dass ich nur noch am Rande bemerke, wie du dich wieder aus mir zurückziehst und scheratmend neben mich fällst. Mit der Bettdecke wischst du dir die milchigweiße Flüssigkeit von der Brust ab, ehe du dich verschwitzt an meinen Körper drückst. Sofort kuschele ich mich näher an dich heran und greife nach deinem Arm um ihn um meinen Oberkörper zu legen, obwohl sich bei jeder meiner Bewegung ein leichtes Ziehen meines Unterleibes bemerkbar macht. Wie es scheint, werde ich wohl morgen nicht mehr gerade laufen können. Doch über solche Lappalien will ich mir im Moment keine Gedanken machen müssen. Viel lieber will ich noch einige Zeit deine Nähe auskosten und in den berauschenden Emotionen schwelgen, auch wenn diese nach und nach abklingen. Ein Lächeln stiehlt sich in mein Gesicht, als ich in einen sanften Dämmerzustand übergleite. Ich liebe dich, Uruha. Und ich vertraue dir. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Himmel Arsch und Zwirn, das ist mit Abstand das längste Kapitel, welches ich bisher fabriziert habe und ich habe keine Ahnung ob es mir gelungen ist, oder totalen Schrott darstellt. =__________=’’ Aber das wichtigste ist ja immerhin das Ergebnis, und das ist, dass Aoi und Uruha sich nun endlich gefunden haben xD Nun dürfen wir gespannt sein, wie sich die Beziehung der beiden noch entwickelt und vor allem welche Rolle Reita einnehmen wird... Also dann, wir lesen uns (wenn ihr wollt ^^') Kapitel 15: Des einen Freud ist des anderen Leid ------------------------------------------------ Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 15/? Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Hauptsächlich Aoi x Uruha, aber es wird ein ‚Überraschungspairing’ geben XD Musik beim Schreiben: People Error (The GazettE) Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T Anmerkung: Hey und ho ^^ Zurück in alter Frische fällt mir auf, dass wir schon bei Kapitel 15 angekommen sind. Himmel, Arsch und Zwirn ist das viel, dabei ist die Fanfic noch lange nicht abgeschlossen. Voraussichtlich werden wohl noch etwa fünf Kapitel folgen, Änderungen wie immer vorbehalten xD Ich habe zwar schon eine Idee für eine neue Fanfic, allerdings werde ich diese erst noch beenden, bevor ich die andere anfangen werde. Sonst laufe ich noch Gefahr alle beide abzubrechen -___________________-’ #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Kapitel 15: Des einen Freud ist des anderen Leid Als ich am nächsten Morgen aufwache, ist das erste, was ich fühle ein stechender Schmerz irgendwo in meinem Unterleib, der sich bis ins Rückenmark durchzieht. Ich verziehe das Gesicht, doch ausrichten kann ich damit auch nichts. Das Stechen lässt sich einfach nicht vertreiben. Ich frage mich, was ich gestern wohl angestellt haben muss, dass mir alles weh tut. Ob ich irgendwo vorgestoßen bin? Dann jedoch fällt mir schlagartig alles wieder ein. Die gestrige Nacht. Unser doch recht verdorbenes Handeln. All diese Dinge ziehen wie in einem Daumenkino noch einmal an mir vorbei, bescheren mir auf diese Weise noch einmal einen wohligen Schauer und zaubern ein sanftes Lächeln auf mein Gesicht. Leicht drehe ich mich zur Seite um nach dir zu tasten, doch kann ich dich neben mir nicht finden. Noch einmal schlage ich mit der Hand umher, dieses Mal vorsorglich an der anderen Seite, aber da ich dich auch diesmal nicht ausmachen kann, werde ich wohl nicht umhin kommen, als die Augen zu öffnen. Die Helligkeit des Zimmers blendet mich, obwohl die Vorhänge noch immer zugezogen sind, und schnell halte ich mir eine Hand vor das Gesicht, um mich vor dem grellen Licht zu schützen. Erst nach einiger Zeit gestatte ich mir wieder, mich langsam in deinem Schlafzimmer umzusehen. In der Tat, ich bin alleine im Zimmer, du selbst musst den Raum schon seit Stunden verlassen haben, denn die andere Seite des riesigen Bettes ist eiskalt und auch von deinen Anziehsachen fehlt jede Spur. Meine dagegen sind akkurat und sorgfältig auf einem kleinen Hocker unter der Fensterbank zusammengefaltet. Es hat fast den Anschein, als wärest du niemals hier gewesen. Doch da das erneute Ziehen meines Unterleibes mich eines Besseren belehrt, lasse ich beruhigt wieder die Augen zufallen. Wo du wohl hingegangen sein magst? Vielleicht bist du Brötchen holen gegangen, damit wir zusammen frühstücken können? Oder du hast einen dringenden Anruf erhalten und musstest zu einem Termin, wolltest mich aus Rücksichtnahme aber nicht wecken? Ja, bestimmt war es so etwas in der Art. Mit einem leichten Lächeln strecke ich ein wenig die Arme um voll und ganz wach zu werden, dann richte ich mich auf. Wieder durchfährt mich ein stechender Schmerz, doch da ich dieses Mal darauf vorbereitet war, ist er nur noch halb so schlimm. Ganz im Gegenteil sogar, das leichte Ziehen beschwingt mich von Sekunde zu Sekunde mehr mit einem unausweichlichen Gefühl des Glücks, dass ich wir beide nun endlich voll und ganz einander gehören. Ich schiebe die Vorhänge auseinander, doch auch die Feststellung, dass es draußen in Strömen regnet, vermag meine gute Laune nicht zu trüben. Ich liebe es, wenn es regnet. Denn mit jedem Tropfen, der gen Boden fällt, wird die Welt wieder ein wenig reiner gewaschen und von all den Sünden und dem Unrat befreit, die die Umgebung verschmutzen. Und ich liebe die Zeit nach dem Regen, wenn die Sonnenstrahlen in den verbliebenen Pfützen schimmern und alles in ein mystisches Licht tauchen. Ja, in diesem Augenblick vermag es wohl keinen glücklicheren Menschen auf Erden wandeln geben, als mich. Auch wenn ich es nicht immer leicht gehabt habe, so bin ich nun doch überzeugt, dass es mit dir an meiner Seite nur noch besser werden kann. Ich öffne das Fenster und stecke eine Hand aus, um den Regen auf meiner Haut spüren zu können. Er prasselt hart und erbarmungslos hernieder und gerade diese Aggressivität ist es, die mich wieder an dich erinnert. Noch zu deutlich sehe ich dein Gesicht vor mir, als du in mich eingedrungen bist. Auch wenn du beherrscht gewesen bist, so definiert man ‚Sanftheit’ doch ein wenig anders. Aber das ist nun einmal deine Art. Und genau für diese Art liebe ich dich. Ich habe dich gestern gewollt, mein Körper schrie mir jeder Faser nach dir. Ein wenig wehmütig schließe ich das Fenster wieder, will nicht, dass es reinregnet und womöglich noch dein Inventar versaut. Aber ganz auf den Regen verzichten möchte ich auch nicht, also verlasse ich entschlossenen Schrittes den Raum und ziehe mich an, werfe mir meine – zugegeben nicht sehr regentaugliche – Jacke über und mache mich auf den Weg nach draußen. Auf diese Weise kann ich ein wenig im Niederschlag spazieren gehen, ohne deine Rückkehr zu verpassen. Ich stehe keine drei Sekunden vor der Türe, als ich auch schon triefend nass bin. Die Kleidung klebt nur so an meinem Körper, meine Schuhe quietschen bei jedem Schritt und das Haar hängt mir strähnig im Gesicht. Aber es ist genau das, was ich will. Eine Vorliebe, die ich schon als kleines Kind gehabt habe. Ich muss blinzeln um durch den Tropfenschleier etwas erkennen zu können, aber gleichzeitig muss ich so sehr lachen, dass ich die Augen ohnehin nicht vernünftig offen halten kann. Selten habe ich mich in meinem Leben derart lebendig gefühlt. Oh, wenn du mich jetzt nur sehen könntest, du würdest mich für völlig übergeschnappt halten. Nein, für solche Dinge hast du wirklich keinen Sinn. Das Prasseln des Regens dröhnt in meinen Ohren und übertönt so alle anderen Geräusche um mich herum, während ich die Arme ausstrecke und mich langsam im Kreis drehe, wie ein kleines Kind. Ich schließe die Augen, versuche jeden noch so winzigen Tropfen auf meiner Haut zu spüren und konzentriere mich dermaßen auf mich selbst, dass ich nicht mehr auf die Umgebung um mich herum achte. Doch plötzlich schrecke ich zusammen, als ich eine Hand auf meiner Schulter fühle, die mich herumwirbeln und die Augen aufreißen lässt. Ein mir unbekannter Mann steht vor mir und obwohl ich sein Gesicht unter der tief ins Gesicht gezogenen Kapuze nicht erkennen kann, so fühle ich doch, dass sein Blick starr auf mich fixiert ist. Überrascht sehe ich ihn an, ehe ich seine Hand abschütteln und mich zum Gehen wenden will, doch mit eisernem Griff hält mich der andere zurück. Ich weiß nicht, was es zu bedeutet hat, allerdings habe ich irgendwie ein eigenartiges Gefühl in der Magengegend. Die Sache ist mir nicht geheuer. „Guten Morgen. Sie sind Aoi-san, habe ich recht?“ Ich ziehe eine Augenbraue hoch, während ich mich weiterhin bemühe dem festen Griff zu entfliehen. Die Stimme meines Gegenübers klingt rauchig, heiser und schwankt ein wenig, gleichzeitig weht mit jedem Atemzug eine Alkohol- und Nikotinfahne zu mir herüber, die mich würgen lässt. Ich verenge die Augen ein wenig um durch den Regen mehr erkennen zu können, doch gleichzeitig frage ich mich woher dieser Mann mich nur zu kennen scheint. Auch wenn mir mein Gefühl etwas anderes sagt, und zwar, dass ich lieber vorsichtig sein sollte, so kann ich doch nicht anders, als mit fester Stimme zu antworten. „Hai, Aoi desu. Und wer sind Sie, wenn ich fragen darf?“ Misstrauen schwingt in meiner Stimme mit, eine Tatsache, die dem Schrank vor mir ein schiefes Grinsen entlockt, welches den Blick auf seine vom Nikotin vergilbten, ungepflegten, schiefen Zähne freigibt. Der Griff auf meiner Schulter hingegen verstärkt sich. „Oh, Sie kennen mich nicht? Ich bin der Hausmeister der PS Company. Sie gehen jeden Tag ein duzend Mal an mir vorbei.“ Ich muss schlucken. Dieser Mann, dieser Hausmeister, weckt Angst in mir. Er ist mir unheimlich und ich kann mich auch nicht erinnern, ihn jemals in meinem Leben gesehen zu haben. Aber woher sollte er sonst meinen Namen kennen? Ich wende leicht den Kopf, schiele zum Hauseingang deiner Wohnung, zu der du wohl bald zurückkehren wirst. Was wirst du wohl denken, wenn du mich mit so einem verschrobenen Menschen vorfinden würdest? „Nun... Dann bitte ich vielmals um Verzeihung Sie nicht sofort erkannt zu haben. Ich werde es mir für die Zukunft merken.“ Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als ich fieberhaft überlege, wie ich diesem Kerl nur entkommen kann. Denn bei jedem meiner Worte ist er einen Schritt näher an mich herangetreten, den Griff eisern beibehaltend, während ich seine Ausdünste aus jeder Faser des erbärmliches Körpers riechen kann. „Aber ich muss nun auch gehen, ich... werde erwartet. Und wir wollen doch nicht, dass man sich um mein Fortbleiben sorgt.“ Ich balle die Hände zu Fäusten, versuche verzweifelt mich aus dem Griff des anderen zu befreien, doch so sehr ich mich auch bemühe, es vermag mir einfach nicht zu gelingen. Der Besitzer jener Hand ist einfach zu stark. „Oh... Wie schade. Ich hätte mich gerne noch etwas mit Ihnen unterhalten. Sie näher kennen gelernt...“ Mit einem Mal fangen sämtliche Alarmglocken in meinem Kopf an zu schellen. Als hätte man einen Schalter in meinem Kopf umgelegt, beginne ich zu verstehen. Entsetzt reiße ich die Augen auf, schlage panisch die stählerne Hand von meiner Schulter weg, auch wenn es mir erst nach mehreren Anläufen gelingt, und trete hastig einige Schritte zurück. Ich will nur noch hier weg. Ich wage nicht diesem Monster den Rücken zu kehren, doch hat jener seine fleischigen Hände nun in den Taschen seines ausgebeulten, verschlissenen Mantels gesteckt, welcher sich stramm um den massigen Körper seines Besitzers spannt. Ich weiß nicht, weswegen ich plötzlich diese Angst in mir aufkeimen spüre, doch hat sie mich bisher selten getrügt. Mit einem leichten Kopfnicken zum Abschied eile ich nun hastig an der wuchtigen Erscheinung des vermeintlichen Hausmeisters vorbei, allerdings habe ich keine drei Fußweit hinter mich gebracht, als ich plötzlich eine fleischige Hand in meinem Gesicht spüre, die mir ein feuchtes Tuch über Mund und Nase presst. Ich habe nicht bemerkt, dass mein Gegenüber herumgewirbelt sein muss und diesen Gegenstand zutage befördert hat. Ein eigentümlicher Geruch dringt in meine Nase. Es ist schwer sein Aroma zu beschreiben, denn etwas Derartiges habe ich noch nie kennen gelernt, doch er beißt schrecklich in Augen und Schleimhäuten. Ich versuche die Hand, die den Lappen mit eisernem Griff umklammert hält wegzustoßen, doch versagen meine Arme ihren Dienst. Wie Blei hängen sie an mir herab und auch meine Gedankengänge sind unangenehm träge geworden. Ich halte den Atem an um dem unangenehmen Geruch entfliehen zu können, doch ein gezielter Stoß in meine Rippen lässt mich nach Luft schnappen. Meine Augenlider sind so schwer. Nur noch mit Mühe gelingt es mir sie offen zu halten, und auch wenn ich starr vor Angst bin, so verliert sich diese Furcht mit jedem weiteren Atemzug, der meine Lungen mit Luft füllt. Es kostet einfach zuviel Kraft sie weiterhin aufrecht zu erhalten. Ein leises, selbstgefälliges Lachen dringt an mein Ohr, schreckt mich für einen Moment wieder auf, ganz so, als würde es von sehr weit her erklingen. Selbst den noch immer anhaltenden Regen kann ich nicht mehr auf meiner Haut spüren. Es ist, als falle ich in ein tiefes Loch, dessen Boden ich nicht ausmachen kann, während die Straße langsam vor meinen Augen verschwimmt. Auch das ineinander verschlungene Pärchen auf der gegenüberliegenden Straßenseite kann ich nur noch schwach erkennen. Blonde Haare... die deutlich kleinere Freundin mit dem schwarzen Schopf fest in den Armen... eine rote Strähne... Uruha... wo bist du...? Fang mich auf, denn ich falle.... Ich falle in die Dunkelheit, die mich mit aufgedunsenen, behaarten Armen empfängt... #+# Ein Pochen breitet sich auf meiner Schädeldecke aus und lässt mich die Augen zusammen kneifen. In meinen Ohren rauscht es, alles um mich herum scheint sich zu drehen und doch liege ich still, während ich das Gefühl habe, als würde etwas Unsichtbares jeden Muskel einzeln aus meinem Körper reißen und den Rücken verbiegen. Ich kann mich nicht bewegen. Aber seltsamerweise ist es mir egal. Es macht keinen Unterschied, denn noch immer hindert mich ein grauer Schleier davor, logisch zu denken. Doch plötzlich spüre ich einen unerwarteten Schmerz in meinem Gesicht, der mich zusammenzucken lässt und jede Faser meines Leibes weiter strapaziert. Ein weiterer Schmerzimpuls folgt, dieses Mal auf der anderen Seite meiner Wange. Ich meine eine laute, zischende Stimme vernehmen zu können. Langsam lichtet sich der Nebel um mich herum und ich versuche ein Auge zu öffnen, doch ist die Anstrengung so gewaltig, dass mir erneut die Lider zufallen. Ich versuche tief Luft zuholen um es abermals zu versuchen, doch scheint eine Last schwer auf meine Lungen zu drücken. Wieder dieser Schmerz in meinem Gesicht. Einem Faustschlag gleich. Ich zwinge mich erneut die Augen zu öffnen und dieses Mal gelingt es mir. Alles um mich herum ist verschwommen, hat weder feste Konturen noch Farben, meine Umgebung erscheint in einem tristen Grau-Blau. Ein Schatten schiebt sich vor mein Gesicht und ich vernehme ein hämisches Lachen, doch sind mir Herkunft und Zweck nach wie vor schleierhaft. Ich blinzle; die Umgebung um mich herum scheint klarer zu werden, aber noch immer arbeitet mein Gehirn erschreckend langsam, ganz so, als müsse es sich aus einem tiefen Schlaf erholen. Ich weiß nicht was passiert ist oder wo ich mich befinde, also wende ich leicht den Kopf um mehr über meinen momentanen Aufenthaltsort in Erfahrung zu bringen, doch es gelingt mir kaum, den Kopf auch nur ein Stückweit zu drehen. Ich will mich aufrichten, aber ein plötzlicher, äußerst schmerzhafter Ruck an meinen Schulterblättern weiß dies zu verhindern. Ich kann meine Arme nicht bewegen, während meine Füße irgendwo in der Luft baumeln. Es dauert eine Ewigkeit ehe sich mit einem Mal die Blockade auf meinen Gedanken in Wohlgefallen auflöst und sich mein Blick fokussiert. Innerhalb eines Pulsschlages bin ich hellwach. Entsetzt reiße ich die Augen auf, als mir schlagartig bewusst wird, was passiert ist und wo ich mich befinde. Angst kriecht in mir hoch, lähmt mich und presst mir die Luft aus den Lungen. Eine Flut an Informationen und des Schmerzes bricht über mir zusammen und mit Panik stelle ich fest in was für einer Lage ich mich befinde. Wütend zerre ich an den eisernen Handschellen mit denen meine Hände hoch über meinem Kopf zusammen gebunden sind und an einem Seil ins nirgendwo führen. Ich selbst liege wie ein Käfer rücklings auf einem schweren Holztisch, dessen Kante sich scharf gegen mein Steißbein drückt und meine Füße somit daran hindert den Boden zu berühren. Der leicht abgedunkelte Raum, in dem der schwere Tisch steht, scheint die Funktion einer Küche zu haben, doch dürfte sie schon seit Ewigkeiten nicht mehr in den Genuss eines Putzlappens gekommen sein, denn überall stapeln sich Essensreste und Geschirr und verdecken die versifften Küchengegenstände fast bis zur Unkenntlichkeit. Mein Hals ist staubtrocken und mein Herz rast, während ich weiterhin versuche mich zu befreien, doch mit jedem weiteren Versuch die Handschellen über das Gelenk zu streifen, schneiden sie nur noch weiter in das Fleisch ein. Ich will schreien, aber meine Stimme versagt und wie ein Fisch, der auf dem Trockenen nach Luft schnappt, öffne und schließe ich stumm den Mund. Und mit einem Mal beugt sich eben jene hässliche Fratze über mein Gesicht, die mich in diese vermaledeite Lage gebracht hat. Mehr noch. Ich habe das Gefühl vor Panik zu vergehen, als ich wurstige Finger über meine Wangen streichen fühle und an jenen Stellen, an denen sie mich berühren, habe ich den Eindruck, als würde meine Haut geradewegs wegätzen. Unwillig schlage ich mit dem Kopf, doch alles, was ich erreiche, ist ein selbstgefälliges Lachen. Es dreht mir den Magen um. „Oho. Unsere Prinzessin ist also endlich aufgewacht... Schön, schön, ja, ja. Wurde auch langsam Zeit, sonst hätte es keinen Spaß gemacht. Nein, nein.“ Wie gelähmt starre ich in die garstige Visage meines Gegenübers, dessen Antlitz nun nicht länger von der dunklen Kapuze verborgen wird. Kleine Schweineaugen blicken aus dem viel zu großen Kopf belustigt zu mir herunter, während ein schmutziger Rot-Ton sich fleckenweise mit einem ungesunden Grau auf der großporigen Haut ein Stelldichein gibt. Die Nase scheint eher ein Blumenkohl mit einer Einkerbung in der Mitte zu sein, statt einem Riechorgan; im Gegensatz zum Mund, der augenscheinlich nach nur aus zwei dünnen Strichen zu bestehen scheint. Und selbst die stark gescheitelten, zur Seite gekämmten, fettigen Haare können die Halbglatze nicht vollständig überdecken. Ich habe selten einen dermaßen hässlichen und ekelerregenden Menschen gesehen. Ich beiße mir auf die Lippen, als ich die Worte dieses Ungeheuers vernehme und wende den Kopf ab um wenigstens nicht länger in seine verwahrloste Fratze blicken zu müssen, doch ein erneuter Schlag ins Gesicht lässt mich den Kopf wieder herumreißen. Meine Haut brennt vor Schmerz, während mein Herz unerbittlich gegen meinen angespannten Brustkorb hämmert. „Oh weh, oh weh. Du musst schon gucken, musst du. Lass mich in deine Augen sehen, mein Prinzesschen.“ Ich zittere so stark, dass ich nichts anderes unternehmen kann, als zu gehorchen. Schwach blicke ich mit halbgeschlossenen Lidern empor, versuche jegliches Gefühl des Ekels abzuschütteln, als ich schwankend die Stimme erhebe. „Was... was wollen Sie von mir? Lassen Sie mich... gehen.. Ich hab Ihnen doch nichts getan...“ Ein bellendes Lachen ist die Antwort, begleitet von einigen amüsierten Schlägen auf die massigen Oberschenkel, welche unter den riesigen Pranken umher schlabbern. „Was ich will? Tja, was will ich denn? Ist das nicht offensichtlich, ist das nicht?“ Mein Herz verkrampft sich. Bitte nicht... Bitte lass das hier nur ein Alptraum sein... „Außerdem, wieso sollte ich dich gehen lassen, sollte ich? Wo ich mir doch so viel Mühe damit gegeben habe mein kleines Rehlein einzufangen.“ Wieder schüttle ich kaum merklich den Kopf. Lass es nicht wahr sein... Uruha, hilf mir doch bitte. Hol mich hier raus, ich flehe dich an. Lass mich nicht allein mit diesem Wahnsinnigen. Ich reiße die Augen noch weiter auf als sie schon sind, als ich mit einem Mal eine Hand an meinem Oberschenkel spüre, die sacht auf und ab streicht, doch gerade so stark, dass sie unter dem festen Jeansstoff deutlich auszumachen ist. Ich versuche nach dem Besitzer der Pranke zu treten, doch ist dieser anscheinend darauf vorbereitet gewesen, denn rasch ergreift er beide meiner Knien und drückt sie so weit auseinander bis ich mich nicht mehr bewegen kann. Mir dreht sich der Magen um. „Soso, sind wir heute widerspenstig, sind wir? Wie ungezogen von dir, mein Herz.“ Der tiefe Sopran der von Alkohol und Nikotin verzerrten Stimme lässt mich erneut ein Stoßgebet gen Himmel schicken. Bitte... Wenn es dort oben wirklich einen Gott gibt, wieso hilft mir denn keiner? Uruha... Du wartest doch auf mich... Wieso lasst ihr alle zu, dass so etwas mit mir passiert? Wieder dieses unheilverkündende Lachen, welches in meinen Ohren nachhallt, anschwillt und jeglichen rationalen Gedanken aus mir herauspresst. Doch mit einem Mal fühle ich, als würde mein Blut in den Adern gefrieren, als ich eine Hand an meinem Hosenbund spüre, die fordernd und sehr energisch Knopf und Reißverschluss öffnet. Ich will schreien, mich losreißen und meinen Peiniger von mir stoßen, doch vor Angst versagt meine Stimme, während Hände und Beine durch eiserne und fleischige Fesseln erbarmungslos an ihrem Platz gehalten werden. Eine Wolke menschlicher Ausdünsten weht mir entgegen, als mein Gegenüber sich zu mir herunterbeugt und grob seine Lippen auf die meinen presst. Ich brauche nicht zu überlegen, wie aus Reflex schnelle ich so weit hervor wie meine Handschellen es zulassen und beiße zu. Ich schmecke Blut. Hoffentlich habe ich dieses Monster ernsthaft verletzt. Ein Wimmern ertönt und mit Erleichterung stelle ich fest, dass dieser Typ von mir ablässt, doch noch bevor ich an etwas anderes denken kann, fühle ich einen derartigen Schmerz in meinen Weichteilen, dass ich qualvoll aufschreie. Jenes Ungeheuer hat mir das Knie in den Unterleib gestoßen, so heftig, dass mein Körper sich leidend windet. „Du...“ Ich kann die Augen nicht öffnen, doch spüre ich, dass der andere vor Wut rast. Nur mit Mühe scheint er sich vor einem Anfall zurückhalten zu können, denn seine Stimme zittert vor Zorn und ist leise und zischend geworden. Mir wird etwas Schreckliches bewusst. Ich habe einen gewaltigen Fehler begangen. „Du wagst es... Miststück!“ Plötzlich werde ich an der Hüfte herumgerissen, sodass ich nun auf dem Bauch liege und mit dem Gesicht hart auf die Tischfläche schlage, während meine Arme geradewegs abzureißen drohen. Schmerzerfüllt wimmere ich vor mich hin, wage es jedoch nicht aufzuschreien, aus Angst, es könnte den anderen nur noch weiter reizen. Er wird mich umbringen. Er wird mich vergewaltigen und dann töten. Warum will mir denn niemand helfen...? Mein Herz setzt aus, in dem Augenblick, als dieser ‚Hausmeister’ mit seiner Härte gegen meinen Unterleib drückt. Ich spüre sein erigiertes Glied gegen meinen Analbereich pressen und versuche krampfhaft gegen das Verlangen anzukämpfen in Ohnmacht zu fallen. Mittlerweile bebe ich so sehr, dass ich mit jedem erneuten Schauer nur noch stärker gegen die Erregung stoße. Bewegungen, die zu meinem größten Entsetzen missverstanden werden. Das fremde Glied verschwindet, doch ich mache mir gar nicht erst die Hoffnung erleichtert aufzuatmen, sondern fühle mich stattdessen wie in Eiswasser geworfen, als mir mit einem einzigen Ruck die Jeans mitsamt Unterwäsche bis zu den Kniekehlen heruntergezogen wird. Ich balle die Hände zu Fäusten und kneife die Augen zusammen, kann ich mir doch an fünf Fingern abzählen was jetzt kommt. Ich habe das Gefühl, als würde ich vor Angst wahnsinnig werden, als mein Becken umfasst und leicht angehoben wird. Heiße Tränen strömen meine Wangen entlang, in dem Augenblick, als er mit einer einzigen, heftigen Bewegung in mich eindringt. Mir scheint es, als würde ich innerlich zerreißen. Der Schmerz, den ich fühle, ist mit nichts auf der Welt zu vergleichen. Ein markerschütternder Schrei verlässt meine Kehle, doch ist auch er außer Stande meine Qualen zu mildern. Da dieser... Mensch... dieses abscheuliche Ungetüm sich nicht im geringsten die Mühe gemacht hat, mich in irgendeiner Weise zu weiten oder mir wenigstens mit Gleitgel unnötige Leiden ersparen zu können, ganz so wie du es gestern getan hast, macht er sich anscheinend einen Spaß daran sich an meinen unkontrollierten Krämpfen zu ergötzen und aufzugeilen. Im Gegenteil. Ein widerliches Grunzen hallt durch den Raum, als er sich nach zwei Stößen wieder vollständig aus mir zurückzieht, nur um sich erneut bis zum Anschlag in mich hineinzutreiben, während ich hart mit der Hüfte gegen die Tischkante knalle. Ich kann nichts mehr sehen. Nichts hören. An nichts mehr denken, außer an den Schmerz, der sich in jede Faser meines Körpers zu fressen droht und mich von innen heraus zerreißt. Blut rinnt meine Schenkel entlang, doch obwohl ich es nicht sehen kann, weiß ich doch, dass es in Strömen fließt, während die aufgeplatzten Wunden beginnen zu brennen, als hätte man sie in Flammen gesteckt. Tiefer und tiefer dringt der Fremdkörper in mich ein, nimmt in seiner Ekstase keinerlei Rücksicht auf den geschundenen Körper unter sich, dessen Hüfte er mit eiserner Hand in die gewünschten Richtungen dirigiert. „Was.. ist los... mein Herz?“ Wie durch einen Nebel dringen die Worte zwischen den Stößen zu mir hindurch. Sie klingen angestrengt und gepresst, doch würden sie so oder so keinerlei Sinn für mich ergeben. „Schrei... für mich. Schrei.... so laut du kannst.“ Nein.... Nein, bitte. Lass es vorbei sein. Lass es endlich vorbei sein. Wie eine Beschwörungsformel beherrschen diese Worte meine Gedanken, helfen mir auf diese Art, mich ein wenig von den Schmerzen abzulenken. Die Stöße werden härter und auch das Stöhnen des anderen nimmt an Lautstärke zu, doch klingt es eher wie ein kaputter Dampfkessel. Uruha... Es tut mir leid. Bitte denk nicht schlecht über mich, ich habe das alles nicht gewollt. Ich konnte doch gar nichts tun. Bitte sei nicht böse auf mich... Hilf mir einfach nur noch ein wenig länger durchzuhalten. Mach, dass er aufhört. Der Regen prasselt unerbittlich gegen die Fensterscheibe und rüttelt an den zur Hälfte hinuntergelassenen Rollladen, als wolle er mich verhöhnen. Ich weiß nicht, wie lange ich diese Tortur noch ertragen habe, als sich plötzlich etwas Heißes in meinem Unterleib verbreitet und der schwerfällige Körper über mir sich erschöpft erhebt. Ich selbst hänge wie ein nasser Sack auf dem Küchentisch, während ich nur noch von den Handschellen auf Position gehalten werde. Angestrengt versuche ich meinen bebenden Körper unter Kontrolle zu bekommen, als ich mit angehaltenem Atem auf das nächstfolgende warte. Es kann nur noch eine Frage der Zeit sein, bis dieses Ungetüm ein Messer hervorholt und mir die Kehle durchschneidet. In der Tat dauert es nicht lange, ehe sich der massive Leib abermals über mich beugt und nach meinem Gesicht angelt. Mein Herz setzt aus, versuche ich mich doch auf den unvermeintlichen Tod vorzubereiten, doch nichts der gleichen passiert. Stattdessen wird mein Gesicht zur Seite gedreht und mit unverhohlener Freude gemustert, ehe mit einer schnellen Handbewegung die Handschellen geöffnet werden. Ohne sie als Stütze rutsche ich völlig entkräftet am Tisch herunter und lande unsanft auf dem Boden, doch ist dies, verglichen mit dem Schmerz, der noch immer in meinem Unterleib wütet, das kleinere Übel. Ich versuche mich aufzurichten, aber ich bin so schwach, dass meine Arme immer wieder nachgeben, bis ich an den Haaren in die Höhe gezerrt werde. Mittlerweile ist mir alles egal. Ich fühle mich dermaßen erniedrigt und schmutzig, dass ich die Arme um meinen schlotternden Leib lege, teils als Schutz vor einem weiteren Übergriff, teils um das Zittern meines Körpers wieder in meine Gewalt zu bekommen. Ich wehre mich nicht, als ich an den Haaren durch einen zugemüllten Flur gezogen werde, will ich doch einfach nur, dass dieser Alptraum endet. Vor einer Türe mit einigen Sicherheitsschlössern bleiben wir stehen, doch wird es mir verwehrt zu Atem zu kommen, denn die Riegel werden behände geöffnet, ehe ich mit einem letzten brutalen Tritt in den Rücken hinausgeworfen werde und hart auf dem kalten Boden aufschlage. „So, mein Herz, jetzt ist Ende im Gelände. Das hier war nur eine kleine Lektion, damit du mein Gesicht niemals wieder vergisst. Also grüß mich gefälligst, wenn du das nächste Mal im PSC Gebäude an mir vorbei gehst.“ Mit einem ohrenbetäubenden Krachen schlägt die Tür zu, doch kann ich noch immer dieses selbstgefällige, bellende Lachen vernehmen, als ich mich zitternd und zu Tode erschöpft schließlich aufrappeln kann. An die Wand gestützt arbeite ich mich langsam Schritt für Schritt vor, will diesen Ort nur noch so schnell es geht verlassen. Wie in Trance bringe ich es gerade noch fertig mir die Jeans hochzuziehen und zu schließen, allerdings angestrengt darauf achtend, beim Anblick des vielen Bluts und Spermas nicht in Ohnmacht zu fallen. Mit zusammen gebissenen Zähnen taumle ich den Gang entlang, doch muss ich aufgrund der immensen Schmerzen immer wieder pausieren. Und erst nach der zweiten Treppe, die ich hinabsteige, fällt mir auf, dass ich mich im selben Haus befinde, in dem auch du deine Wohnung hast. Ich ahne allerdings noch nicht, dass das Schlimmste noch vor mir liegt, während unzählige Regentropfen stetig gegen jede Fensterscheibe prasseln, an denen ich geschunden vorbeiwandle. Ich hasse den Regen. Er hat mich erst in diese Lage gebracht und nun verspottet er mich. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Eventuelle Morddrohungen, Beschwerden oder Glückwünsche (soll es ja auch geben ^^) nehme ich wie immer per Kommentar oder ENS entgegen xD Auf jeden Fall hoffe ich, dass ich Aois Gefühle angemessen zur Geltung gebracht habe. Wer in diesem Teil hier Uruha oder ein anderes Bandmitglied vermisst hat, dem kann ich versprechen, dass im nächsten Teil wieder ein paar mit von der Partie sein werden. Also dann, wir lesen uns (wenn ihr wollt^^’) Kapitel 16: Wenn man sich auf andere verlässt, ist man verlassen ---------------------------------------------------------------- Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 16/? Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Hauptsächlich Aoi x Uruha, aber es wird ein ‚Überraschungspairing’ geben XD Musik beim Schreiben: Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T Anmerkung: Ein herzliches Willkommen, für die Leute, die neu zu dieser Fanfiction gestoßen sind. Für all jene, die sich vom letzten Kapitel nicht haben abschrecken lassen und die Geschichte trotzdem weiterlesen: Willkommen zurück xD Es gab viel Furore um die jüngsten Ereignisse dieser Story, allerdings war ich mir dessen bewusst, was dieser Teil gegebenenfalls auslösen könnte. Mehr noch, ich habe ein bestimmtes Ziel mit der Veröffentlichung des Kapitels verfolgt. Sollte jemand seinen Zweck erkannt haben – und zwar einer jenseits der simplen Unterhaltung – würde ich mich freuen. Eine Menge von euch haben sich gewünscht, dass dieses Kapitel für Aoi ein fröhliches werden soll, aber ihr werdet es mir hoffentlich nachsehen, wenn dies nicht so ist. Aoi befindet sich momentan in einer Form des Umbruchs, seine Psyche ist im Wandel. (Ich hoffe ihr verzeiht mir diese wenig hilfreichen Andeutungen, aber ich bin sicher, dass ihr sie zu gegebener Zeit verstehen werdet ^^’) #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Kapitel 16: Wenn man sich auf andere verlässt, ist man verlassen Ich habe das Gefühl jeden Augenblick zusammenzubrechen, denn meine Beine schwanken so sehr, als würden sie ihren Dienst endgültig quittieren wollen. Jedoch wütet in meinen Gedanken ein Sturm, der mit sich selbst zu kämpfen scheint. Ich will nicht mehr weiter gehen. Ich will hier liegen bleiben und mich nicht mehr rühren müssen. Niemals wieder, sodass der unerträgliche Schmerz in meinem Körper zur Ruhe kommen kann. Ich sehe nicht welchen Sinn es noch haben soll, sich weiter vorwärts zu quälen. Und dennoch gehe ich weiter. Ich schleppe meinen geschundenen Leib eine Treppe nach der anderen nach unten, ganz so, als hätte jemand anders den Befehl dazu in mein völlig überfordertes Gehirn einprogrammiert. Selbst wenn ich mich mit aller Macht dagegen stellen würde, so könnte ich doch nicht stehen bleiben. Ich fühle mich verschmutzt, erniedrigt und gebrochen. Ich wage es nicht mir vorzustellen was ich fühlen würde, wenn mir jemand Fremdes über den Weg liefe. Würde er mich überrascht mustern, schließlich jedoch kopfschüttelnd über diese erbärmliche Erscheinung weiter gehen? Oder würde er sich die Zeit nehmen stehen zu bleiben und mir zu helfen? Ich weiß es nicht. Aber ich habe auch längst nicht mehr die Kraft darüber nachzudenken. Es ist mir egal geworden. Es macht längst keinen Unterschied mehr, was andere über mich denken mögen, denn in meinem Kopf regiert die Angst. Ich fürchte mich davor, dass dieser Mensch jeden Augenblick wieder hinter mir auftauchen könnte um mich ein weiteres Mal zu demütigen und zu missbrauchen. Aber noch mehr graut es mir, dir in die Augen sehen zu müssen. Auch wenn ich mich nicht habe wehren können, als ich überfallen und vergewaltigt worden bin, so habe ich dennoch das Gefühl dich betrogen zu haben. Mein Körper wurde von jemand anderes gebrochen. Dafür gibt es keine Entschuldigung. Ich muss kurz pausieren, denn mittlerweile sind die Schmerzen in meinem Unterleib dermaßen gewaltig, dass ich beim besten Willen keinen weiteren Schritt mehr gehen kann. So stütze ich mich an der Wand ab und lehne meine heiße verschwitzte Stirn gegen das kühle Glas der angrenzenden Fensterscheibe. Die Kälte dringt in meinen Körper ein und vermischt sich mit der unerträglichen Hitze. Es ist kein angenehmes Gefühl, doch will ich meinen Kopf auch nicht wieder zurück ziehen. Vielleicht sterbe ich ja... Vor Hitzschlag, Erfrierungen oder aus schierer Angst und dem damit verbundenen Herzversagen. Welch verlockender Gedanke... Aber plötzlich sehe ich wieder dein Gesicht vor mir. Nein, ich kann nicht einfach so sterben. Ich kann dich nicht ohne weiteres alleine zurücklassen. Ich liebe dich, Uruha. Mit dir an meiner Seite kann ich es schaffen und diesem Monster von einem Hausmeister das zurückgeben, was er rechtmäßig verdient. Der Gedanke an dich gibt mir Kraft und lenkt mich ein wenig von meinen Qualen ab. Ich vertraue darauf, dass mit dir an meiner Seite alles gut werden wird. Noch ein paar Mal atme ich tief durch, dann stoße ich mich mit einem kräftigen Ruck von der Wand ab und mache mich weiter daran, meinen Weg fortzusetzen; eine Hand fest auf die stechenden Seiten gepresst, der Rücken verkrümmt. Mittlerweile sind die Tränen versiegt, die Wut verraucht, doch der Kummer, die Angst und die Schmerzen, das alles bleibt. Sie verbinden sich mit der Leere, die sich durch jede Zelle meines Leibes bohrt und sie von innen heraus aufrisst. Ich erreiche die vierte Etage. Es ist das Stockwerk, auf dem auch du deine Wohnung hast, doch wird mir dies erst bewusst, als ich genau vor deiner Türe stehe. Allerdings wäre ich beinahe an ihr vorbei gegangen, wenn sie nicht einen Spaltweit offen gestanden hätte. Denn da ich noch immer nicht uneingeschränkt gehen kann, habe ich mich an ihr abgestützt, mit dem Resultat, dass die Tür aufgeschwungen ist und ich das Gleichgewicht verliere. Nur noch mit Mühe gelingt es mir einen Sturz zu verhindern, indem ich mich geistesgegenwärtig am Türrahmen festkrallen kann, doch lässt mich der plötzliche Schmerz in Rücken und Unterleib das Gesicht zu einem stummen Schrei verziehen. Schweratmend vor Qual schaffe ich es mich aufzurichten und schließe für einen Moment meine Augen, in der Hoffnung mein Leid somit ein wenig eindämmen zu können. Es will mir nur bedingt gelingen. Allerdings durchzuckt mich eine andere Erkenntnis wie ein Blitz, ganz so, als würde eine Stimme mir diese Dinge geradewegs ins Ohr flüstern. Deine Haustür steht offen, dabei bin ich mir sicher, dass ich abgeschlossen hatte, als ich die Wohnung verlies. Du musst also wieder zuhause sein. Kein Wunder, immerhin müssen mehrere Stunden seit meinem Fortgang vergangen sein. Und dennoch zögere ich. Konnte ich es vorher doch kaum erwarten, dass du wieder zurückkehrst, so betrachte ich deine Anwesenheit nun mit Argwohn. Ich bringe es einfach nicht über mich, dir jetzt vor die Augen zu treten. Also wende ich mich um und mache mich weiter an der Wand tastend daran, diesen Unglücksort zu verlassen. Erst wenn ich wieder zuhause bin, werde ich mich sicherer fühlen. „Aoi? Bist du das? Was machst du denn hier?“ Ich zucke zusammen, als eine Stimme hinter mir ertönt. Eine mir äußerst vertraute Stimme. Für einen Moment habe ich befürchtet es wäre... Kaum merklich schüttle ich den Kopf, versuche das kalte Angstgefühl auf diese Art zu vertreiben, ehe ich mich langsam umdrehe und trotz der Schmerzen den Rücken zu strecken versuche. Ich will unter keinen Umständen, dass auch nur irgendjemand meine momentane Verfassung bemerkt. „Kai... ich...“ Ich kann unserem Drummer nicht in die Augen sehen, denn nicht zum ersten Mal habe ich das Gefühl, dass er ansonsten meine Gedanken lesen könnte. Also lasse ich meinen Blick irgendwo auf seiner linken Brustwarze ruhen, die zu meiner Verwunderung genauso wie der Rest des muskulösen Oberkörpers entblößt und leicht gerötet ist. All diese Dinge nehme ich zur Kenntnis, erfasse sie innerhalb eines Blickes und wundere mich darüber, doch tue ich all diese Umstände für zu belanglos ab. Die Tatsache, dass Kai nur mit Jeans bekleidet – wobei der oberste Knopf auch noch geöffnet ist - in deinem Türrahmen steht, während sich leichte Biss- und Kratzspuren überall auf der empfindlichen Haut abzeichnen, stört mich nicht weiter. Es wird wohl alles seine Richtigkeit haben. Mein lädiertes Hirn ist nicht in der Lage aus all diesen Informationen einen logischen Schluss zu ziehen, also versuche ich es auch nicht weiter. In meinem Kopf hat sich eine dunkle Gleichgültigkeit verankert, die durch nichts zu durchbrechen ist. Ich merke, wie Kai auf mich zutritt und sich leicht zu mir vorbeugt, doch weiche ich nicht zurück, wie ich es früher vielleicht getan hätte. Wie aus Stein gemeißelt stehe ich einfach nur da und betrachte das unverschämte Grinsen meines Gegenübers, welches die feinen Grübchen hervortreten lässt. „Nun ja, sieh mal... Vielleicht ist es ja sogar ganz gut, dass du eh schon mal da bist. Willst du mal etwas Lustiges sehen?“ Etwas Lustiges? Nein, ich denke nicht, dass ich das will. Im Augenblick ist mir verständlicherweise nicht unbedingt zum Lachen zumute. Allerdings scheint Kai sich nicht im geringsten für meine Meinung zu interessieren, denn noch bevor ich antworten kann, zieht er mich mit eben jenem unheimlichen Grinsen am Handgelenk in die Wohnung und verschließt sorgfältig die Tür. Ich wiederum muss mich zusammenreißen um bei dieser rabiaten Behandlung nicht schmerzerfüllt aufzuschreien. Ich werde durch den Flur gezogen, in dem wir beide uns noch vor wenigen Stunden die Kleider vom Leibe gerissen haben. Es scheinen Jahre dazwischen zu liegen. All dies hier kommt mir so unwirklich, so irreal vor, dass ich mich widerstandslos von Kai führen lasse. Dabei achte ich jedoch nicht darauf, in welche Richtung er mich zieht, sondern bin vielmehr darauf bedacht seinem Schritt zu folgen, ohne dass er Notiz von meinen unbeholfenen und teilweise abgehackten Bewegungen nimmt. Aber ich glaube, ich hätte auch schmerzerfüllt aufkeuchen können, Reaktionen, die ich nur durch einige beherzte Bisse auf die Unterlippe verhindern kann, es wäre dem Leader nicht aufgefallen, so konzentriert ist er auf Dinge, die außerhalb meiner Wahrnehmung liegen. Es kommt mir so vor, als wäre ich Kilometerweit gelaufen, ehe Kai vor einer Tür stehen bleibt und sich einen Finger auf die Lippen legt, als Zeichen dafür, dass ich leise sein soll, doch im Endeffekt können es nur wenige Schritte gewesen sein, die ich tätigen musste. Geräusche dringen hinter der halb offenen Tür hervor, doch bin ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt, dass ich weder einen Blick auf das Geschehen werfe, noch den Stimmen, dem Ächzen und dem Keuchen Beachtung schenke. „Sieh hin, Aoi. Das wird eine sehr interessante Erfahrung für dich werden.“ Ich ignoriere Kais Worte, ist mein Bedarf an ‚interessanten Erfahrungen’, wie er es nannte, doch für das erste gedeckt. Ich spüre, wie sich muskulöse Arme um mich schlingen, und mit einem Mal fühle ich wieder Angst. Kais Umarmung engt mich ein, hindert mich daran, mich zu bewegen und zwingt mich den Blick zu heben. Ich lasse den Blick über den Fußboden streifen, auf dem eine Vielzahl an diversen Kleidungsstücken verstreut liegen. Der Druck der Arme um mich wird stärker, ganz so als fürchte der Urherber ich könnte fliehen. Aber ich habe noch nicht einmal die Kraft dazu, selbst wenn ich es gewollt hätte. Und mit einem Mal fällt mein Blick auf das in Schwarz gehaltene Bett und schieres Entsetzen breitet sich in mir aus. Eine Gestalt liegt ausgestreckt auf dem Rücken auf der Matratze und räkelt sich um Erlösung flehend in den Laken. Feiner Schweiß glänz überall auf der makellosen Haut, die jedoch etwas ältere Striemen auf Brust und Bauch aufweisen kann, während die blonden Haare wirr und ungeordnet im Gesicht liegen. In meinem Kopf beginnt sich alles zu drehen und plötzlich bin ich dankbar für die Stütze, die Kai mir bietet, sonst wäre ich sicher zu Boden gegangen. Ein ungehaltenes Keuchen entweicht deiner Kehle, ehe du angestrengt eine Hand aus dem Laken löst und sie in den schwarzen Schopf legst, der sich rhythmisch in deinem Schoß auf und ab bewegt. Ich kann meine Augen nicht mehr abwenden, so angestrengt ich es auch versuche, als ich beobachte, wie du den Kopf auf die Seite wirfst und mit dem Becken zuckst um es hart in den Mund deines Peinigers zu stoßen. „Ruki.... Mach endlich.... Quäl mich nicht länger.“ Deine Stimme zerreißt die Stille, die noch bis eben in meinem Kopf regiert hat. Ich kann mich nicht mehr bewegen, keinen Muskel mehr rühren. Kais sicherer Griff ist längst nicht mehr nötig, mein ganzer Körper scheint geradewegs aus Eisen gegossen zu sein, während meine Gedanken sich überschlagen, doch keiner von ihnen ist in irgendeiner Weise logisch oder wird zu Ende geführt. Du und Ruki... Ruki.... und du? Aber wie ist das möglich? Ihr beide... Du und ich... WIR sind doch ein Paar..... Wir lieben uns... ICH liebe dich! „Es ist heiß nicht wahr? Dabei zuzusehen, wie es der eigene Partner von seinem besten Freund besorgt bekommt. Sag mir, Aoi... Was ist das für ein Gefühl für dich?“ Kais Stimme reißt mich aus meinem Strom aus Gedanken, doch das Bild von dir und Ruki vermag er nicht zu vertreiben. Was geht hier vor? Wieso zeigt er mir solche Sachen? Wieso macht er sich einen Spaß daraus mir diese Dinge zu präsentieren? Und wieso... wieso passieren sie überhaupt?! Ich spüre, dass der Druck auf meinen Augen zunimmt und mein Kinn beginnt zu zittern, doch will ich nicht gegen die Tränen ankämpfen. Was macht es überhaupt noch für einen Sinn für irgendetwas zu kämpfen... „Sieh dir die beiden an, Aoi. Sie sind ein hübsches Paar, nicht wahr? Ich habe es den beiden immer gesagt. Kein Wunder, dass sie jetzt schon so lange zusammen sind.“ Dein Kopf fliegt auf die andere Seite, während Ruki schwer damit beschäftigt ist, dein Becken zurück auf die Matratze zu drücken um nicht an deiner Länge zu ersticken. Jeder Muskel in deinem angespannten Körper brennt sich auf meine Netzhaut ein und fegt meinen Kopf leer, dass ich nur mit Mühe Kais Worten folgen kann, die er mir leise ins Ohr flüstert. Unsere Anwesenheit ist scheinbar noch immer unbemerkt geblieben. „Drei Jahre, wenn ich mich recht entsinne. Die beiden vertrauen sich blind. Hast du etwa geglaubt, dass da irgendwo Platz für dich wäre?“ Ich fühle, wie mir die Luft aus den Lungen gepresst wird. Ich kann das alles nicht begreifen. Und ich will es auch nicht. Du und Ruki, ein Paar? Das ist unmöglich. Du liebst MICH. Du selbst hast es mir oft genug gesagt... Eine von Kais Händen legt sich an mein Kinn und drückt meinen Kopf zur Seite, sodass mein Blick auf einen kleinen Fernseher fällt, in dem ein Video mit schlechter Qualität abgespielt wird. Einen Moment lang verstehe ich nicht, doch plötzlich reiße ich die Augen auf, als ich die Akteure erkenne. Es zeigt mich selbst, wie ich meine Fingernägel in deine Schulterblätter kralle, in dem Augenblick als du in mich eindringst. Ich beobachte, wie mein eigener Kopf schmerzerfüllt von einer Seite auf die andere fliegt und mein Mund sich zu einem lauten Stöhnen öffnet. Verständnislos starre ich auf das mir bietende Bild, ehe ich wieder dich und Ruki anstarre. Du... hast uns beide gefilmt. DAS war es also, was du am Schrank gemacht hast, als ich in dem Bett auf dich gewartet habe. Anstatt eine CD aufzulegen, hast du eine Kamera installiert und auf das Geschehen unterhalb des Nachtschrankes gerichtet. Deswegen wolltest du nicht, dass ich mich zum Schrank umdrehe. Ich hätte die Linse und das kleine, rotblinkende Licht erkennen können. „Verstehst du jetzt, Aoi? Uruha hat dich niemals wirklich geliebt. Die einzige Person, die ihm wirklich wichtig ist, ist niemand anderes als Ruki. Nicht du. Und auch nicht eines von den Mädchen, die er aus lauter Langeweile in irgendeiner Diskothek aufgabelt. All diese Leute bedeuten ihm nichts....“ Ich habe das Gefühl, als würde mir geradewegs das Herz herausgerissen werden. Es ist fast so, als könnte ich das leise Knacken hören, mit dem es Stück für Stück auseinander bricht. Unfähig die Splitter zu ergreifen, springen sie nach und nach heraus wie brüchigen Glas. Ihre scharfen Enden schneiden jede Ader meines Körpers auf, mit denen er noch am Leben erhalten wird. Kais Worte tut weh. Sie schmerzen weit mehr als die Schmach, die mir von diesem Monster angetan wurde. Ich bekomme nicht mit, dass die ersten Tränen meine Augenwinkel verlassen und sich ihren Weg über meine Wangen bis zu meinem Kinn bahnen. Ich will das alles nicht hören. Es macht keinen Sinn für mich. Wenn du mich wirklich nicht liebst, Uruha, wieso hast du dann die ganzen Monate damit verbracht, mich zu umgarnen? „Weißt du, Aoi, ich ziehe meinen Hut vor Ruki, dass er all diese Dinge erträgt. Ich selbst könnte es nicht. Aber die beiden geben sich gegenseitig die Freiheit, die sie brauchen. ‚Dein’ Uruha braucht diese Abwechslungen und Ruki ist gewillt sie ihm zu geben. Es ist ihm egal, wenn Uruha durch alle Betten springt, solange er sicher sein kann, dass keinerlei Gefühle im Spiel sind. Da er weiß, dass er der einzige in Uruhas Herzen ist und er über alle Aktivitäten des anderen Bescheid weiß, macht es ihm nichts aus. Aus dem einfachen Grund, weil sich die beiden blind vertrauen. Das hat er mir vor langer Zeit einmal gesagt.“ Ich versuche Kais Ausführungen zu folgen, doch gleichzeitig will ich sie schon wieder nicht hören. Ich habe wieder angefangen am ganzen Körper zu zittern, doch der Drummer hält mich mit eisernem Griff fest und hindert mich daran, mich zu bewegen, während ich dich dabei beobachte, wie du mit einem lauten Aufschrei in Rukis Mund kommst. Ich bemerke nicht, dass ich die Hände zu Fäusten geballt habe, sodass sich die Fingernägel scharf in das empfindliche Fleisch drücken. ‚Aus dem einfachen Grund, weil sich die beiden blind vertrauen...’ Eine Erinnerung kommt mir in den Sinn. Eine, die ich beinahe vergessen hätte, die nun allerdings mit einer immensen Wucht auf mich niederprasselt. >Er... sagte, dass er niemals mit mir eine Beziehung anfangen könnte, weil... weil er jemand anderes liebt. Diese Person bedeutet ihm sehr viel und er will sie unter keinen Umständen für jemanden wie mich verlieren. Sie ist ihm sehr wichtig, und er weiß, dass er immer auf sie vertrauen kann, egal was er tut. Dabei ist nun einmal dein Name gefallen...< Sayuri... Sie wusste es... Sie hat es von Anfang an gewusst. Daher kannte sie also meinen Namen und war derart geschockt, als ich über dich, Uruha, so schlecht gesprochen habe. Sie hat geglaubt, ich hätte bereits gewusst, dass du mich nur ausgenutzt hast. Dass ich deswegen so wütend auf dich war. ‚Weil er jemand anderes liebt...’ Nicht ich bin es, den du liebst, sondern Ruki. Das war es, was sie mir noch hatte sagen wollen, ehe die U-Bahn einfuhr. Und ich Idiot habe ihre Worte für bare Münze genommen. „Sieh dir die beiden an, Aoi. Nichts auf der Welt kann sich zwischen sie stellen, auch nicht du. Manchmal lassen die zwei mich bei ihren Aktivitäten mitmachen, eine Erfahrung, die nur zu empfehlen ist. Wenn du denkst, dass Uruha gut im Bett ist, dann warte erst mal ab, bis du in den Genuss gekommen bist, dir von Ruki einen runterholen zu lassen. Und im Doppelpack sind die beiden einfach unbezahlbar. Das ist auch der Grund, weswegen ich heute hier bin. Deswegen, und weil ich meinem Amt als unparteiischer Schiedsrichter nachgehen musste...“ Mit ungleichmäßigem Atem beobachte ich, wie du dich langsam erhebst und Ruki einen sanften Kuss auf die Lippen drückst, den der Kleinere ebenso gefühlvoll erwidert. Es versetzt mir einen Stich im Herzen. Es tut mehr weh, als die Schmerzen in meinem Unterleib, die mir der Hausmeister zugefügt hat. Es ist, als würde mir das Herz geradewegs aus der Brust gerissen werden und dass an seine Stelle ein klobiger Brocken aus brennendem Wachs eingesetzt wird. Ich kann Kai nicht verstehen. Wieso tut er all diese Dinge? Wieso macht es ihm solchen Spaß mir derartige Sachen an den Kopf zu werfen? Ich habe gedacht wir wären Freunde. Zum ersten Mal in meinem Leben bin ich bereit gewesen jemanden meinen ‚Freund’ zu nennen und dies ist also der Dank... „Hast du dich nicht gefragt, wieso Uruha sich dermaßen um dich bemüht hat? Jeder andere wäre bei deinen Launen sofort laufen gegangen, aber er hat es weiter versucht, bis du nachgegeben hast. Und weißt du wieso? Weil er es hasst zu verlieren. Und wenn du ihm widerstanden hättest, hätte das bedeutet, dass Ruki derjenige gewesen wäre, der den Sieg davon getragen hätte. Verstehst du, was ich dir sagen will? Es war ein abgekartetes Spiel. Eine Wette, wenn du so willst. Der Einsatz denkbar simpel. Jeder hatte seinen Platz in diesem kleinen Schauspiel. Selbst Miyavi hat seine Rolle mit Bravour gemeistert und einen riesigen Beitrag zu seinem Erfolg geleistet. Aber vielleicht sollte ich von ganz zu Beginn anfangen zu erzählen: Uruha und Ruki sind manchmal wirklich eine Sache für sich. Es gibt Zeiten, da können sie nicht mit und nicht ohne einander. Jeder versucht den anderen zu übertrumpfen, und so hat sich Uruha im Zorn zu einer wahnwitzigen Bemerkung hinreißen lassen. Und zwar, dass er auf Ruki nicht angewiesen ist, sondern jeden haben könnte, den er wollte. Selbstverständlich braucht er Ruk-kun, aber er war zu sehr in Rage, dass er sich halt hat hinreißen lassen. Und da kommst du ins Spiel. Sie vereinbarten, dass Uru es ja versuchen könnte und zwar bei der Person, die als erstes durch die Tür von unserem Proberaum schreiten würde. Und wie der Zufall es will, warst das nun einmal du. Ich hingegen bin nur dafür zuständig gewesen, dass jeder von ihnen ihren Teil der Abmachung einhielt und die Regeln befolgt.“ Zufrieden blickt Kai mich von der Seite an, ganz so, als bräuchte er Zustimmung für das eben Gesagte. Ich hingegen beiße mir auf die Lippen, während eine Träne nach der anderen über mein Gesicht läuft und erst in meinem Kragen zum Erliegen kommt. Ich habe geglaubt, ich könnte dir vertrauen, doch anscheinend hab ich mich geirrt. Wie ich mich in so vielem geirrt habe. Aber mit einem Mal ist mir auch so vieles klar. All diese kleinen Andeutungen ergeben plötzlich einen Sinn für mich und überfluten mich, dass es beinahe weh tut. Deine eigenartigen Blicke, wenn du mich betrachtet hast. Der selbstgefällige Ausdruck auf deinem Gesicht, immer wenn du es geschafft hast, mich ein kleines Stückchen weiter zu überzeugen. Rukis immer öfter auftretende schlechte Laune. Er hat gewusst, dass er verlieren würde. Deswegen war er auch bei Miyavi, damit der mich ausfragen konnte, wie lange es noch dauern würde, bis du mich herumgekriegt haben würdest. Oder die Tatsache, dass ich jedes Mal die Autositze in deinem Wagen verstellen musste. Nun weiß ich, dass all diese Dinge keine Einbildung gewesen sind. Langsam schließe ich die Augen und versuche tief durchzuatmen. Ich habe es gewusst. Ich habe es immer gewusst, dass man mich nicht lieben kann. Niemand kann es. Meine Mutter konnte es nicht, meine Mitschüler nicht und du wie es scheint auch nicht. Ich wünschte mir, der Hausmeister hätte mich tatsächlich umgebracht, dann hätte ich all diese Dinge niemals erfahren. Aber wahrscheinlich hättet ihr noch nicht einmal um mich getrauert. Ich frage mich, welche Rolle Reita in diesem kranken Spiel wohl eingenommen hat. Ich bemerke nicht, dass du dich vom Bett erhoben hast und den Raum durchschreitest, während Ruki mit einem leicht angesäuertem Gesichtsausdruck im Nachtisch kramt, offensichtlich ärgert ihn die Erkenntnis, dass er in wenigen Sekunden seine Schulden dir gegenüber einlösen muss. Dabei interessiert mich der Einsatz noch nicht einmal. Seine schwarzen Haare bilden einen krassen Gegensatz zur weißen Haut, die ab und an von rötlichen Flecken überzogen ist. Ich betrachte mit eigenartiger Gleichgültigkeit, die ich selbst nicht begreifen kann, seinen nackten Körper, ehe mir der Blick von etwas anderem verdeckt wird. „Kai, sag mir, dass das nicht dein Ernst ist.“ Mit unverhohlenem Entsetzen und einer Spur Wut starrst du auf Kai und mich nieder, während du zwischen uns beiden hin und her blickst. Was ist los, Uruha? Hast du geglaubt, dein kleines schmutziges Geheimnis vor mir geheim halten zu können? Dass du mich wie es dir gefällt nehmen kannst, sobald du wieder Abwechslung von Ruki brauchst? Du bist erbärmlich, Uruha. „Tut mir ja leid, Uruha, aber er schlich grad so im Gang rum. Es war halt die beste Gelegenheit dafür. Oder hattest du etwa vor, ihm nie etwas davon zu erzählen?“ Ich sehe keinen von beiden an, sondern blicke starr auf den Boden. Ich habe keine Tränen mehr, die ich vergießen könnte, zumal die Leere in meinem Inneren jeden klaren Gedanken abschnürt. Ich will einfach nur hier raus. Ich will das alles hinter mich bringen, es gibt nichts mehr, was mich hier noch halten könnte. Hört auf euch wie selbstverständlich zu unterhalten, als wäre ich überhaupt nicht da, obwohl ich doch hier direkt vor euch stehe und noch immer von Kais erbarmungslosen Griff gehalten werde. „Na ja... es wäre die einfachste Möglichkeit gewesen.“ Entschuldigend zuckst du mit den Schultern, als könntest du damit alles erklären. Es kümmert mich nicht. Jeder andere Mensch, so denke ich, würde vor Wut oder Kummer über diese Aussage explodieren, doch in mir rührt sich absolut nichts. Es scheint, als wäre ich ein unbeteiligter Beobachter, den dies alles hier gar nichts angeht. Umso verwunderter bin ich, als ich eine Stimme meiner statt antworten höre, obwohl die Worte meinen eigenen Mund verlassen. Sie klingen müde und ausgezehrt, von sehr weit her und beinahe unwirklich. „Stimmt das, was Kai gesagt hat?“ Die Stimme erwähnt nicht, WAS Kai gesagt hat, doch ihr Sprecher scheint zu wissen, dass du den Hintergrund dieser Frage verstanden hast. Lange Zeit herrscht Stille, wie es scheint wägst du die Möglichkeiten ab, ob es Sinn machen würde zu lügen. Doch letztendlich scheinst du dich für die Wahrheit zu entscheiden, denn langsam nickst du kaum merklich. Dem Sprecher scheint dies zu genügen. „Als du auf dem Sofa geschlafen hast, sagtest du ‚Ich liebe dich’. War auch das eine Lüge?“ Du reißt die Augen auf. Beißt dir auf die Lippen. Machst einige fahrige Bewegungen mit der Hand. Dann nickst du abermals. Doch dieses Mal scheinst du weitersprechen zu wollen. „Es war die beste Möglichkeit. Ich musste so tun, als würde ich schlafen, um das Ganze so authentisch wie nur irgend möglich zu gestalten. Du musstest denken, es wäre mir aus Versehen herausgerutscht. Wie du siehst hatte ich Erfolg....“ Du brichst ab und wendest den Blick. Der Sprecher jedoch hat genug gehört, denn nach und nach verhallt die Stimme in meinem Kopf. Ich weiß nicht, ob dies meine Gedanken waren, die ich laut ausgesprochen habe, oder woher ich sonst die Kraft hergenommen habe, diese Worte auszusprechen, doch eigentlich ist es mir auch egal. Es ist nicht das erste Mal, dass ich das Gefühl habe, jemand anderes würde für mich antworten, oder dass es mir so vorkommt, als würde ich zwei Gedanken auf einmal denken, also jagt es mir keine Angst ein. Mit Gleichmut betrachte ich, wie sich Gewissensbisse auf deinem Gesicht widerspiegeln, doch ist es nun zu spät für deine Reue. Zumal sie wohl noch nicht einmal echt sein wird. Rukis Stimme dringt ungeduldig aus dem Schlafzimmer zu uns hervor, anscheinend hat er noch nicht bemerkt, dass wir alle da sind. Du jedoch zuckst zusammen und senkst schuldbewusst den Kopf. „Ich... muss wieder zurück zu ihm. Immerhin habe ich mir noch nicht meine Wetteinlösung abgeho-“ Schnell schlägst du dir die Hand vor den Mund. Wie es scheint hast du das nicht sagen wollen, aber wahrscheinlich ist selbst diese scheinbar unbedachte Geste Teil eures perfiden Planes gewesen, nur um mir weiszumachen, es täte dir leid. Aber ich habe schon verstanden. Es wird Zeit für mich zu gehen. Eine Hand, die nicht die meine zu sein scheint, schnellt mit einem Mal empor, doch noch bevor sie deine Wange erreichen kann, schaffe ich es die Bewegung zu durchbrechen. Stattdessen krümme ich die Finger leicht und streiche dir beinahe zärtlich über die Wange. Im ersten Augenblick zuckst du zurück, doch nachdem du anscheinend festgestellt hast, dass ich dich doch nicht schlagen werde, wie es zu meiner eigenen Verwunderung wohl ursprünglich der Fall gewesen zu sein scheint, blickst du mir beinahe ängstlich ins Gesicht. Und ohne, dass ich es erklären kann, spüre ich Wut im Bauch, welche die Hand zu deinem unbekleideten Hals springen und die Fingernägel in die fleckenweise von Küssen strapazierte Haut krallen lässt. Ich fühle, wie der Körper sich nach vorne beugt, bis die Lippen nur noch Millimeter von deinem Ohr entfernt sind. Die Stimme klingt scharf und zischend. „Wir hassen dich. Ich habe geglaubt, wir könnten dir vertrauen. Aber wie es scheint, habe ich mich getäuscht.“ Ich lasse die Hand wieder sinken, genau in dem Augenblick, als Ruki im Türrahmen erscheint um nachzusehen, was Uruha – und wohl auch Kai, wenn es stimmt, dass er meinte er dürfe ab und zu mitmachen – aufgehalten hat. Gleichgültig blicke ich von einem zum anderen, ehe ich mich losreißen kann und mit langsamen und bedachten Schritten deine Wohnung verlasse. Meine Wut ist genauso schnell wieder verschwunden, wie sie aufgetaucht ist. Es regnet immer noch, als ich auf die Straße trete. Wie könnte es auch anders sein... Immer, wenn mir etwas Schlechtes passiert, regnet es. Es macht dem Himmel Spaß mich zu verspotten, wie könnte er sich auch diese Gelegenheit mich bloßzustellen entgehen lassen? Die Tropfen vermischen sich mit den noch verbliebenden Tränenspuren in meinem Gesicht, denn sie brennen, als bestünden sie aus glühendem Pech. Ich taumle. Mein Unterleib droht noch immer zu zerreißen, aber genauso, wie der noch viel schlimmere Schmerz in meiner Brust, ist es mir egal. Was macht es schon noch für einen Unterschied? Auf die paar Minuten, in denen ich die Qualen des Lebens noch ertragen muss, kommt es auch nicht mehr an. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Nun ja... In diesem Kapitel werden eine Menge Fragen beantwortet, die ich im Laufe der Geschichte aufgeworfen habe. Zum einen ist nun das Überraschungspairing geklärt, dass sich nach einigen Irrungen und Wirrungen als Uruha X Ruki herausgestellt hat. Einige von euch hatten schon diverse Vermutungen angestellt, die sich größtenteils mit meinen Überlegungen gedeckt haben. Am nahesten war allerdings ‚ KAIsSTICK_theFirst’ dran, hierfür einen herzlichen Glückwunsch und meine vollste Anerkennung xD Nichtsdestotrotz ist die Fanfic noch nicht abgeschlossen, es gibt noch einige Dinge, die aufgeklärt werden müssen, denn so aufschlussreich dieses Kapitel auch war, so gibt es doch noch immer einigen Zündstoff. Und was meint Aoi bloß mit seinem letzten Satz? Man darf gespannt sein, und ich freue mich schon darauf euch beim nächsten Kapitel wieder begrüßen zu dürfen ^^’ Also dann, wir lesen uns (wenn ihr wollt ^^’) P.S: Ich habe zur Zeit mal wieder kein Internet (und seit zwei Wochen auch kein Telefon), also seid mir bitte nicht zu böse, wenn es mit dem nächsten Kapitel länger dauert. Ich tue, was ich kann... Kapitel 17: Unverhofft kommt oft -------------------------------- Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 17/? Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Aoi x ?, Uruha x Ruki (x Kai) Musik beim Schreiben: Mushi (Dir en Grey), Angels (Within Temptation) Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T Anmerkung: Laliho, ich melde mich zurück aus der Versenkung mit einem neuen Teil meiner Fanfic. Ich war wirklich positiv überrascht über die ganze Resonanz xD Es war interessant zu lesen, dass sich einige Uruhas Doppelspiel gedacht haben, während andere völlig vor den Kopf gestoßen zu sein schienen... Und was den Vergleich mit „ride the rockers“ angeht... ja, ich kannte die Geschichte, allerdings hatte ich meinen Plot schon vor Veröffentlichung besagter Fanfic im Kopf also sind eventuelle Übereinstimmungen völlig unbeabsichtigt^^’ Und ich sehe es nicht ein, mir einen komplett anderen Handlungsverlauf auszudenken, der eine drastische Änderung meiner eigenen Geschichte zur Folge hätte, nur weil jemand schneller mit Hochladen war als ich. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Kapitel 17: Unverhofft kommt oft Ich achte weder auf den Weg, den ich einschlage, noch auf irgendwelche anderen Einflüsse, die mich umgeben, denn als ein Auto mir mit quietschenden Reifen ausweichen muss, schüttle ich nur desinteressiert den Kopf. Wenn es mich doch nur getroffen hätte. Schlimmere Schmerzen als die, die ich eh schon fühle, können das auch nicht sein... Eine Weile noch wandle ich mitten auf der Straße umher, den Blick stetig gen Boden gesenkt, doch erkennen kann ich dennoch nichts. Der Asphalt, vom Regen schwarz-glänzend und an einigen Stellen überflutet, spiegelt nur mein eigenes Gesicht wieder, in dem ein einzelnes Augenpaar vor Kummer beinahe zu vergehen droht, denn der einstige Glanz ist verschwunden und wurde durch ein stumpfes, tristes Flackern ersetzt. Die Straße macht eine Kurve, doch anstatt weiter ihrem Verlauf zu folgen, taumle ich weiter geradeaus auf den Bürgersteig zu. An der Bordsteinkante stolpere ich, mache jedoch keinerlei Versuche mich auszubalancieren, sodass ich mit dem Gesicht voran in den Dreck falle. Ich spüre den Schmerz, doch paradoxerweise tut es nicht einmal weh; eine Widersinnigkeit, die ich selbst weder erklären noch begreifen kann. Ich spüre den Aufprall und weiß auch um die damit verbundenen Schmerzen, allerdings rapple ich mich unverrichteter Dinge wieder auf, als wäre nichts gewesen. Nur am Rande registriere ich, dass meine Lippe aufgeplatzt ist und zu bluten begonnen hat, während sich im Bereich des Auges mit der Zeit ein Hämatom zu bilden scheint, das Resultat der groben Behandlung des Hausmeisters, als er mich dazu bringen wollte, aus meiner Ohnmacht wieder zu erwachen. Bilder tanzen vor meinem Inneren Auge wie in einem Daumenkino. Bilder der letzten Stunden, das Zittern und die Anspannung deines Körpers in völliger Ekstase, das behaarte Geschlechtsteil des Hausmeisters, die höhnischen Gesichter meiner Klassenkameraden und auch das wutverzerrte Gesicht der Mutter, kurz bevor sie zum Schlag ansetzt. All diese Dinge holen mich nun ein, tauchen auf und verflüchtigen sich wieder in die Schatten meiner Erinnerung. In einer Häusernische komme ich letztendlich zum Stehen, nicht willens mich auch nur noch einen Zentimeter weiter zu bewegen und lasse mich auf die Knie sinken. Unerbittlich grausam prasselt der Regen weiter hernieder, als ich den Kopf unter den Armen verschränke und mich langsam vor und zurück bewege. Gott... Mein Gott, warum hast du mich verlassen? Wenn es dich tatsächlich gibt, warum hast du mir nicht geholfen? Wieso zwingst du mich all diese Dinge zu ertragen? Habe ich dir jemals Grund zum Klagen gegeben? Bin ich jemals unartig gewesen? Bitte... Wenn es dich tatsächlich gibt, dann hol mich hier raus. Nimm mich zu dir, damit ich all den Qualen entgehen kann. Lass mich nicht noch länger leiden, sondern hilf mir, diesem Irrsinn zu entfliehen. Es würde mich sowieso niemand vermissen. Noch einige Zeit wiege ich mich auf diese Art hin und her, während meine Gedanken inmitten von leeren Glasflaschen, aufgeweichten Pappkartons und zerrissenen Müllsäcken kreisen, die Hände fest in den schwarzen Haaren verborgen. Immer wieder fahren die Finger durch den Schopf, ziehen an einzelnen Strähnen, kratzen über die Kopfhaut bis Schorf unter den Nägeln haften bleibt und es schmerzt. Doch wie schon beim Sturz zuvor tut es nicht weh. Unkontrolliert zittert mein Körper, beinahe im Wahn zerrüttet ein Krampf nach dem nächsten meinen geschundenen Leib, bis ich es nicht länger ertragen kann. Ich will nicht mehr. Ich will nicht länger leiden müssen. Es ist vorbei. Es kostet Mühe mich aus meiner Umklammerung zu lösen, doch habe ich es erst einmal geschafft, hetzen meine Augen rastlos über die Umgebung, krampfhaft nach etwas suchend, was ich selbst nicht finden kann. Mein Blick wandert über halb leere Bierflaschen, Berge von Müll, teilweise verrottete Essensreste - kurz: das übliche Antlitz einer Großstadt aus dem Blickfeld eines Obdachlosen gesehen. Die Geräusche der dahinrasenden Autos dröhnen in meinem Ohr, sind sie mir vorhin, als ich selbst noch über die Straße wanderte überhaupt nicht bewusst gewesen. Wie einfach wäre es, sich einfach vor ein Fahrtzeug zu werfen und auf den sicheren Aufprall zu warten? Der Blick bleibt abermals an einem der Müllberge hängen, doch es dauert seine Zeit bis klar wird, was genau die Aufmerksamkeit erregt hat. Langsam und wie in Trance werden einige Zeitungen mit den gesammelten Schlagzeilen der letzten Tage beiseite geschoben, ehe sich bebende Finger um den Hals einer verdreckten Bierflasche legen und sie langsam zu sich heran ziehen. Mit Verzückung wird die Spiegelung des Glases im spärlichen Licht des Regenschauers betrachtet, deren Strahlenbrechung sich mit jeder erneuten Drehung des Gefäßes verändert. Bedächtig führe ich die Mündung an meine Lippen und lasse den Kopf nach hinten kippen um wenigstens noch den verbliebenen Rest Alkohol aufzufangen, verziehe jedoch angeekelt das Gesicht als der gewünschte Effekt ausbleibt, denn anstatt des Bieres schmecke ich irgendeine abgestandene Flüssigkeit, die durch reichlich Regenwasser verdünnt wurde. Der schale Geschmack lässt mich würgen, doch besinnt er mich wieder auf mein eigentliches Vorhaben. Ruckartig lasse ich die Flasche niedersausen und erschaudere beim unheilvollen Knacken des Glases, als sie an einer harten Hauswand zerberstet. Splitter fliegen durch die Gegend und schneiden mir ins Handgelenk, jedoch interessiert mich jene Tatsache herzlich wenig. Ich zucke noch nicht einmal mit der Wimper. Gedankenverloren betrachte ich den in der Mitte zerbrochenen Stumpen Glas, als hätte ich vergessen, was ich noch wenige Minuten zuvor damit vorgehabt habe, ehe ich ihn beinahe andächtig beiseite lege. Die kalten Finger sind vollkommen ruhig, als sie stattdessen nach einigen verstreuten Glassplittern greifen und sich den größten von ihnen heraussuchen. Wie einfach das alles doch ist. Jetzt einfach zu verschwinden. Es würde sowieso niemand bemerken, weder einer von den Passanten, die geschäftig im Regen davon eilen und noch nicht einmal einen Blick in eben jene Gasse werfen, in welcher der zitternde Körper auf dem Boden hockt, noch eines der Autos, welche trotz der rutschigen Nässe auf der spiegelglatten Straße nichts von ihrer Geschwindigkeit eingebüßt haben. Ein Regentropfen perlt von der Nasenspitze ab und fällt gen Boden, genau in dem Augenblick, als das Bruchstück erhoben und an das freigelegte Handgelenk geführt wird. Nur ein einziger, sauberer Schnitt, dann ist es vorbei. Nur ein paar Liter Blut, die mich noch im Diesseits halten, ein Garant für weiteres Leiden, welches ich zwangsläufig wohl weiterhin erfahren werde, wenn ich es jetzt nicht beende. Ich kann hastige Schritte vernehmen, doch schere ich mich nicht großartig darum, gelten sie ja sowieso nicht mir, allerdings dröhnen sie beinahe unnatürlich laut in meinem Schädel nach, dass es mich die Augen zusammenkneifen lässt. Wie um diese Geräusche zu vertreiben, schüttle ich den Kopf, ehe ich den zum Schneidewerkzeug umfunktionierten Glassplitter erneut ansetze, noch einmal tief durchatme und meine Gedanken zu verscheuchen versuche. Ich hasse dich, Uruha. Und doch liebe ich dich. So sehr, dass es beinahe schon körperlich schmerzt. Ich presse die Lippen zusammen, umfasse das Glas fester und setze zum Schnitt an – Plötzlich taucht wie aus dem Nichts eine Hand auf, die mit festem Griff mein Handgelenk umfasst und nach hinten biegt, sodass ich gezwungen bin, den Splitter schmerzerfüllt loszulassen. Unverständig starre ich auf die fremde Hand, wage es allerdings nicht, ihren Besitzer direkt anzusehen, ehe ich sie bestimmt abschüttle und abermals nach dem Werkzeug meines Vorhabens greife. Ich will nicht, dass sich jemand einmischt. Es geht niemanden etwas an. Niemand, absolut niemand weiß, was in mir vorgeht, also hat auch keiner das Recht sich in meine Angelegenheiten einzumischen und mir eine Entscheidung abzunehmen, die ich längst gefällt habe. Beinahe trotzig setze ich das zersplitterte Glas wieder an, doch unverständlicherweise zögere ich nun. Ich warte einige Sekunden und atme ein paar Mal tief durch, ehe ich erneut den Mut fasse einen Schnitt zu wagen. Wieder nichts. Wieder schaffe ich es nicht, den letzten endgültigen Schritt zu tätigen. Was ist nur mit mir los? Ich horche auf meine Umgebung, doch außer dem gepressten Atem des anderen ist nichts zu hören. Er scheint keinerlei Verlangen mehr danach zu spüren, mich an meinem Vorhaben zu hindern. Aber wieso? Ist es ihm egal geworden? Macht es ihm denn nichts aus, wenn direkt vor seinen Augen irgend so ein Typ verreckt? Ich will den Kopf heben, um wenigstens das Gesicht des Störenfriedes zu kennen, doch bin ich außerstande auch nur ansatzweise die Augenlider zu heben, ehe eine raue Stimme die Stille und das Geräusch prasselnden Regens durchbricht. „Aoi.... Gib mir das Glas.“ Die Worte dringen wie durch einen Nebel in mein Unterbewusstsein, krallen sich fest und überfluten meinen völlig überforderten Verstand. Auch wenn nach außen hin noch nicht einmal ein Zucken des Augenlides dringt, so wütet in mir selbst ein Sturm, als verschiedenste Emotionen wie Konfetti über mir hinunterrieseln. Ich werde ihm das Glas nicht geben. Ich will es zu Ende bringen und nie wieder leiden müssen. Aber ich werde ihm den Splitter geben, weil es das einzig richtige ist. Ich bemerke nicht, wie widersprüchig meine Gedanken sind, habe ich doch schon längst keinen Einfluss mehr darauf. Die Stimme ist so seltsam vertraut, verhasst, wie beinahe alles mittlerweile, aber gleichzeitig spendet sie ohne, dass ich es will, Trost. Der Umstand, dass mein Gegenüber meinen Namen kennt, ist Nebensache. „Kannst du mich hören, Aoi? Bitte... Gib mir das Glas.“ Eine Hand taucht vor meinem Gesicht auf, erwartungsvoll und drängend, doch zittert sie so stark, dass ich nur verständnislos darauf starre. Auch die Stimme schwankt. Ich habe Mühe sie überhaupt zu verstehen, denn das angstvolle Beben verzerrt ihren Klang. Ich kenne die Stimme... aber wem gehört sie? Beinahe bockig schüttle ich den Kopf und strecke das linke Handgelenk ein wenig um eine bessere Angriffsfläche zu erhalten, während ich es noch immer nicht schaffe, den Kopf zu heben um erfahren zu können, wer sich die Frechheit herausnimmt, mich zu stören. Ein Schauer geht durch meinen Gegenüber, die Schultern zittern, obwohl sie noch mühsam unter Kontrolle gehalten werden. Doch plötzlich beugt sich sein Körper zu mir herunter, geht in die Hocke, und obwohl er darauf achtet, genügend Abstand zu halten, rutsche ich verschreckt zurück. Die Nähe ist mir zuwider. Und mit einem Mal erkenne ich, wer vor mir steht. Hass flammt in mir auf, als ich in Reitas Gesicht blicke, doch verraucht er augenblicklich wieder, als dein Gesicht und das des Hausmeisters vor mir auftauchen. Geh weg, Reita... Lass mich einfach in Ruhe. „Aoi...“ Wieder diese Stimme. Ihre Sanftheit lässt mich in einen angenehmen Trancezustand verfallen, sodass ich die Augen schließe, um ihr weiterhin lauschen zu können. Ich habe es Reita gar nicht zugetraut auf eine solche Weise zu reden. „Aoi, hör mir zu. Bitte. Ich weiß nicht, was vorgefallen ist, aber ich kann verstehen wenn du Angst hast. Aber bitte lass das nicht so enden. Gib mir das Glas und lass mich dir helfen. Ich weiß, dass ich dich nicht dazu zwingen kann, denn dazu habe ich nicht die Berechtigung, aber ich bitte dich um deinetwillen damit aufzuhören. Du brauchst keine Angst zu haben, weil ich alles in meiner Macht stehende tun werde, um dich zu beschützen.“ Seine Stimme zittert. Ich habe nicht ein Wort verstanden. Und doch starre ich ihn weiterhin mit leeren Augen an, unfähig etwas anderes zu tun. Ich brauche keine Hilfe. Und ich habe auch keine Angst. Im Unterbewusstsein nehme ich wahr, wie Reita sich weiter nach vorne beugt und abermals die Hand nach dem Glassplitter ausstreckt, doch zucke ich dieses Mal nicht zurück. Wie versteinert hocke ich einfach nur da und spüre wie der Regen auf uns beide niederprasselt. >Bring es zu Ende< Eine Stimme ertönt in meinem Kopf und leicht wende ich den Kopf, wie um mich zu vergewissern, ob mir diese Worte jemand ins Ohr geflüstert hat, doch außer den Müllbergen, ist nichts zu sehen. Aber es beunruhigt mich nicht. Vielleicht werde ich ja verrückt. Kein Wunder, dass niemand etwas mit mir zu tun haben will. „Aoi... Hab keine Angst, ich will dir nichts tun.“ >Er lügt. Alle haben sie uns angelogen. Los, bring es zu Ende!< Beinahe mechanisch umfasse ich die Klinge fester, kämpfe aber gleichzeitig dagegen an; ich weiß nicht, was mit mir los ist. Es scheint eine Ewigkeit zu vergehen, ehe ich langsam den linken Arm sinken lasse und schwer atmend und mit bebenden Fingern Reita die Glasscherbe in die Hand lege. Doch kaum habe ich den Kontakt zur Kühle verloren, verschwindet auch die Stimme in meinem Kopf, allerdings habe ich nun das Gefühl, sie tief gekränkt zu haben. Ein erleichtertes Lächeln legt sich auf Reitas Gesicht, als er den Splitter fest mit der Faust umschließt und dann so weit weg schleudert, wie er nur kann. Das klirrende Geräusch des auf Asphalt aufschlagenden Glases stellt mir die Nackenhaare auf. Ich weiß nicht, wie mir geschieht, als ich plötzlich in eine sanfte Umarmung gezogen und wie ein kleines Kind vor und zurück gewiegt werde. Augenblicklich verkrampfe ich mich am ganzen Körper und versuche mich dagegen zu stemmen um der Berührung zu entfliehen, doch obwohl Reitas Griff weder fest noch aufzwingend ist, schaffe ich es einfach nicht, mich von ihm zu lösen. Es ist beinahe so, als würden zwei Hälften in mir sich einerseits dagegen sträuben und gleichzeitig nach genau dieser Behandlung sehnen. Ganz von selbst finden meine Hände zu Reitas Jacke und verkrallen sich Hilfe suchend in den groben Stoff. Mein Körper bebt und zittert, während heiße Tränen sich unaufhörlich einen Weg über mein Gesicht bahnen, welches ich letztendlich in der Halsbeuge des Bassisten verborgen halte. Und dabei habe ich in letzter Zeit wahrlich genug geweint. Der Beitrag des anderen besteht lediglich darin, mich weiterhin vor und zurück zu schaukeln und mir mit den Händen tröstend über den Rücken zu streichen. „Shhh..... ist ja schon gut. Es passiert dir nichts mehr, du brauchst keine Angst zu haben.“ Seine Stimme ist belegt und doch verfehlt sie ihre Wirkung kaum, denn nach einer schier endlosen Zeit werde ich ruhiger. Das Zittern nimmt ab, die Tränen versiegen und meine Hände entkrampfen sich. Was ich allerdings nicht abschüttelt kann, ist das Gefühl von Kälte, welches mich nur noch weiter in Reitas Arme treibt, denn nur auf diese Weise, so glaube ich, kann ich diesen Empfindungen entgehen. Irgendetwas in mir hat sich verändert. Wieder ist da diese Gleichgültigkeit, die ich nun auch Reita gegenüber spüre, obwohl früher selbst die Erwähnung seines Namens mein Blut in Wallungen brachte. Wie lange ist das her? Und was ist in der Zwischenzeit nur alles geschehen.... Nur am Rande nehme ich wahr, wie Reita die Umarmung löst und mich stattdessen hochhebt um mich die regennasse Straße entlang zu tragen. Jeder seiner Schritte treibt mir einen stechenden Schmerz durch den Unterleib, welcher mich das Gesicht verzerren lässt, obwohl es nicht weh tut. Es ist beinahe paradox, wie ich Schmerz empfinde, der zeitgleich jedoch von jemand anderes abgefangen wird, während ich von Reita getragen werde. Eine Ewigkeit, wie mir scheint. #+# Ich weiß nicht, wohin Reita mich trägt, aber um ehrlich zu sein stört es mich auch nicht weiter. Schon seit geraumer Zeit schwirren in meinem Kopf verschiedenste Geräusche, die sich alle paar Sekunden wieder ändern. Angefangen vom beleidigten Schnalzen mit der Zunge, verliert es sich in wutentbrannte Flüche, die mein Gehirn malträtieren und mir selbst Wogen des Zornes durch den Köper jagen, ehe ich nur noch ein kümmerliches Wimmern vernehmen kann. Jemand weint. Aber ich bin es nicht. Ein kühler Wind lässt mich frösteln und verursacht mir eine Gänsehaut, als mir bewusst wird, wie klamm und kalt die nasse Kleidung sich um meinen Körper spannt. Wie Dreck drängt sie sich in alle Poren und nimmt mir die Luft zum Atmen, also presse ich mir enger an die zuverlässige Wärmequelle neben mir, welche mich mit sicherem Griff eine Treppe hoch trägt. Mein Körper ist so schwer... Wie Blei hängen sämtliche Glieder herab und so sehr ich mich auch bemühe, so vermag ich noch nicht einmal auch nur einen einzigen Finger zu krümmen. Selbst die Augenlider noch länger offen zu halten ist beinahe eine Qual, und immer wieder bin ich versucht sie zu schließen, zwinge mich jedoch augenblicklich wieder dazu, sie zu öffnen. Ein ums andere Mal sackt mein Kopf gegen Reitas warme Halsbeuge, doch nachdem ich nun schon zum zehnten Mal in Folge den Schädel wegziehe, gebe ich es auf. Es ist einfach zu anstrengend sich noch länger dagegen zu wehren. Mit letztendlich doch geschlossenen Augen nehme ich Reitas Geruch auf und lasse meinen Körper im Wiegeschritt des anderen schaukeln. Es ist ein schönes Gefühl. Man kommt beinahe auf den Gedanken, als sei man geborgen. Mein Träger kommt vor einem schäbigen kleinen Appartement zum Stehen, ehe er mich umsichtig wieder auf dem Boden absetzt und nach dem Haustürschlüssel kramt, mich jedoch weiterhin mit sicherem Griff stützend. Ich beachte ihn nicht, bleibe aber nach wie vor angelehnt an ihm stehen und bette meinen strapazierten Kopf an seiner Brust, die sich von der ungewohnten Anstrengung des Tragens unregelmäßig senkt. Ich öffne die Augen immer noch nicht, auch nicht, als Reita mich wieder hochhebt und in die Wohnung bringt. Erst als mein geschundener Körper sanft auf einer weichen Matratze gebettet wird, zwinge ich mich die Lider zu heben. Unbeteiligt lasse ich meinen Blick über die spartanische Einrichtung wandern, ehe ich mein Augenmerk wieder auf den blonden Bassisten richte, der mir einige Kissen unter den Kopf zu schieben versucht, damit ich wenigstens in einer halbwegs bequemen Position verharren kann; erst dann ergreift er leise das Wort. „Aoi... Du solltest die nassen Sachen ausziehen, sonst erkältest du dich. Soll ich so lange raus gehen...?“ Sanft blickt er mich an, doch erwidere ich den Augenkontakt nicht. Auch sonst lasse ich nicht verlauten, dass ich seine Worte vernommen habe. Allerdings drückt etwas Unsichtbares auf mein Herz, als würde sich ein Mantel aus Blei über meinen Körper legen und mir die Luft zum Atmen nehmen. Reita wendet sich zum Gehen, doch genau in diesem Augenblick heben sich langsam die Augenlider, fesseln den Gegenüber mit ihrem Blick und die Hände springen zum eigenen Kragen, ehe sie flink und bestimmt das Oberteil öffnen und über die Schultern streifen. Verständnislos blickt der Blonde den entblößten Oberkörper an, wendet allerdings schnell verlegen den Blick ab, als die Hand zum Bund der Hose wandert und ohne jegliche Scham Knopf und Reißverschluss öffnet um sie bis zu den Knien herunterzuziehen und letztendlich achtlos in irgendeine Ecke befördert. Augenblicklich reißt Reita die Augen auf und starrt entsetzt auf die Hämatome, welche sich überall auf der malträtierten Hüfte abzeichnen und mittlerweile einen dunklen Lila-Ton angenommen haben, der durch die nun angetrockneten Sperma- und Blutspuren nur noch intensiver erscheint. Der Körper erhebt sich und schreitet auf Reita zu, der wie angewurzelt auf seinem Platz stehen bleibt und scheinbar nicht weiß, was er will, doch plötzlich in eine Umarmung gezogen wird, als sich aufgeplatzte Lippen auf die seinen pressen. Reitas Geschmack ist süß und herb zugleich und in keiner Weise mit dem deinem vergleichbar. Verlangend pressen sich die Lippen auf die des anderen, ungeachtet der Gegenwehr, die sich augenblicklich erhebt, ja zerren sogar beinahe grob am delikaten Fleisch, bis sich eine vorwitzige Hand frech in den Schritt des anderen legt und leicht zudrückt. Die Antwort erfolgt prompt und heftig, denn Reita zieht scharf die Luft ein, ehe er mit sanfter Gewalt den aufdringlichen Körper von sich stößt und ihn entsetzt mit offenem Mund anstarrt, die Augen weit aufgerissen, das Gesicht errötet. Die Schultern werden mit festem Griff umfasst und in einigem Abstand auf Position gehalten, während Reita aus dunklen Augen verständnislos und leicht provozierend angestarrt wird. „Was ist denn? Das ist es doch, was alle wollen, nicht wahr? Uruha wollte es und dieses Monster auch. Also erzähl mir nicht, dass du nicht auch daran denkst deinen Schwanz in unseren Arsch zu rammen.“ Lässig umwickelt der Finger eine Haarsträhne und blickt seinen Gegenüber herausfordernd an, während dieser geschockt auf sein Gegenüber starrt. Lange Zeit herrscht Stille, doch mit einem Mal kommt Bewegung in Reitas Körper, als er mit gesenktem Gesicht nach der Hand greift und den zerbrechlichen Körper in einen angrenzenden Raum führt, der sich als Badezimmer herausstellt. „Du solltest duschen, Aoi. Vielleicht kommst du dann wenigstens wieder zu klarem Verstand. Handtücher sich hier im Schrank, ich leg dir trockene Sachen vor die Türe...“ Die Tür wird geschlossen und ein Häufchen Elend bleibt verwirrt zurück, nicht wissend, dass es seinen Gegenüber schwer gekränkt hat. Erst als warmes Wasser über meinen Körper läuft, verflüchtet sich der schwere Mantel, der noch bis vor kurzem auf meine Gedanken gedrückt hat. Ich weiß nicht, wieso ich mich auf einmal unter der Dusche befinde, ist doch das letzte, woran ich mich erinnern kann, die weiche Matratze unter meinem Rücken, auf die Reita mich abgelegt hatte. Allerdings habe ich keine Zeit mich lange über die Änderung der Umstände zu wundern, denn eine besorgte Stimme dringt von draußen durch die Tür des Badezimmers. „Aoi? Alles in Ordnung da drinnen? Du bist schon so lange unter der Dusche!“ Langsam schließe ich die Augen und drehe schweren Herzens das Wasser ab, welches die letzten paar Minuten lang die verbliebenen löslichen Überreste meiner Vergewaltigung im Abfluss verschwinden lässt – obwohl ich mir sicher bin, erst seit wenigen Sekunden unter dem warmen Strahl zu stehen und mir auch nicht erklären kann, woher das aufgeschäumte Duschgel im Wannenboden rührt. Mechanisch schlinge ich mir das bereitgelegte Handtuch um die Hüfte und tappe vorsichtig aus dem Zimmer, schmerzt doch mein kompletter Körper bei jedem Schritt. Beschämt wende ich den Blick vor Reitas forschen Augen ab und ergreife die weite Jogginghose und das verwaschene T-Shirt, welche der andere mir zum Überziehen anbietet. Ein Schauer durchläuft meinen Rücken, als ich sekundenlang Reitas warme Hand berühre. Ich spüre den bohrenden Blick des Bassisten in meiner Rückseite, als ich langsam ins Schlafzimmer taumle um die angebotenen Kleidungsstücke überzuziehen, doch kaum fällt mein Blick auf meinen geschundenen Unterleib, habe ich das Gefühl, jeden Augenblick den Boden unter den Füßen zu verlieren. Für einen Moment lang wird mir schwarz vor Augen und ich drohe zu fallen, doch schafft es Reita, der mir unschlüssig gefolgt war, mich in letzter Sekunde aufzufangen, bevor ich zu Boden gehen kann. Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als ich seine starken Arme um mich herum spüre, die mich langsam aufs Bett hieven. Ich wage es nicht ihm in die Augen zu sehen, sitzt doch der Schmerz über das Erlebte noch zu tief. >Stell dich nicht so an. Fick meinetwegen mit ihm, darauf legst du es doch an.< Langsam schüttle ich den Kopf und beiße mir auf die Lippen. Ich will nicht mit Reita schlafen. Niemals wieder will ich einen Körper näher um mich haben als nötig. Und doch klammere ich mich Hilfe suchend an die starken Arme des Blonden, ziehe meinen überraschten Gegenüber mit mir aufs Bett und kuschele mich an ihn. Ich will über nichts mehr nachdenken müssen. Ich bin müde und mir tut alles weh, doch seltsamerweise beruhigt mich Reitas Wärme um mich herum und auch sein sanfter Atem in meinem Nacken nimmt einen riesigen Teil meiner Qualen von mir. Reitas Griff löst sich leicht, doch anstatt sich aufzurichten um das Bett zu verlassen, greift er nur hinter sich und ergreift die Bettdecke um sie um seinen und meinen eigenen, zitternden Körper zu legen und drückt sich von hinten fest an mich heran, einen Arm um meine Taille geschwungen, eine meine Hände umfassend. Mir ist heiß. Abermals brennen Tränen in meinem Augen, die ich nicht erklären kann, also presse ich mich weiter an den beschützenden Körper, in der Hoffnung wenigstens auf diese Weise Linderung zu erhalten. Die Bewegung wird erwidert, spüre ich nun Reitas unnatürlich schnell schlagendes Herz gegen meine Schulterblätter. Ich fürchte, ich bin ihm unangenehm. Ich zwänge mich ihm auf, obwohl er es noch nicht einmal will. Wieso sonst sollte er sich also die ganze Zeit auf die Lippen beißen und die Augen fest geschlossen halten? Hofft er etwa, dass er sich auf diese Weise einreden könnte, meine Anwesenheit sei nur ein Alptraum? Ich habe gewusst, dass er mich hasst... Die Nähe wird mir unbehaglich, doch als ich mich aufrichten will, hält der andere mich zurück. Sanft umfasst er meinen Körper und drückt sein Gesicht in meine Halsbeuge, sodass ich gar nicht anders kann, als mich wieder zu entspannen. Es dauert lange, bis sich Reitas Wärme auf meinen eigenen Köper überträgt, während ich seinen warmen Atem in meinem Nacken spüren kann, die starken Hände, welche die meinen zärtlich umfassen, und der immer immerwährende Herzschlag, der es letztendlich schafft mich entspannen zu lassen. Noch ein letztes Mal dränge ich mich stärker an den ehemals verhassten Bassisten, ehe mir vor Schwäche und Erschöpfung endgültig die Augen zufallen. Selbst Reitas liebevolles Kraulen durch meine Haare merke ich nicht mehr. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# sooo... das war es erst mal wieder ^^ Ich hoffe, euch hat der Teil hier gefallen, oder zumindest der Schluss^^ Falls es jemandem aufgefallen ist: Die unpersönlichen Wendungen im Text haben einen Sinn, genau so, wie der plural rexis (für alle Nicht-Lateiner: ich meine das „uns“ in Aois Worten) Es unterliegt einer Logik, jedoch muss ich auf eines hinweisen: Aoi ist nicht (ich wiederhole: NICHT) schizophren, wie im letzten Kapitel vermutet wurde. (Was er wirklich ist, werde ich zu gegebener Zeit erzählen, auch wenn es für andere als kleinkariert betitelt werden könnte). Bitte schreibt mir weiterhin so fleißig Kommentare, wie ihr es fandet^^ Also dann, wir lesen uns (wenn ihr wollt ^^’) Kapitel 18: Wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her ----------------------------------------------------------------------------------- Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 18/? Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Uruha x Reita (x Kai), Aoi x ? Musik beim Schreiben: Chizuru / Burial Applicant (the GazettE) Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T Anmerkung: Ich weiß, dass es lange gedauert hat, bis ich diesen neuen Teil letztendlich hochgeladen habe, aber ich habe seit 3 Wochen durchgängig Klausuren und Referate etc etc, sodass ich einfach nicht zum Schreiben gekommen bin. Ich hoffe dennoch, dass euch dieses Kapitel zufrieden stellen wird und hoffe dass alle Uruha-Fans mir nicht zu böse sein werden ^^° (spoiler xD) Aber genug der Vorrede, viel Spaß (?!) xDD #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Kapitel 18: Wenn du denkst es geht nicht mehr, kommt von irgendwo ein Lichtlein her Langsam und nur mit Mühe schlage ich die Augen auf, doch presse ich sie augenblicklich wieder zusammen, als sich ein Schwindelgefühl in meinem Kopf einstellt und sich alles um mich herum dreht. Krampfartig zieht sich mein Magen zusammen und entspannt sich wieder, während mein ganzer Körper zu zittern scheint. Doch plötzlich muss ich eine Hand hochreißen und sie mir vor den Mund pressen, sonst hätte ich den kläglichen Inhalt meines Magens geradewegs vor mich hin ausgespieen. Schnell richte ich mich auf und beuge mich mit dem Oberkörper über die Bettkante, ist es doch das einzige was ich noch tun kann, ehe ich mich mit bebenden Schultern auf den Fußboden erbreche. Immer und immer wieder wird ein erneuter Schub Magensaft zu Tage gefördert, sodass ich noch nicht einmal bemerke, wie mir eine helfende Hand sanft die strähnigen Haare aus dem Gesicht streicht, damit diese nicht auch noch etwas abbekommen. Auch das beruhigende Streichen über meinen Rücken nehme ich erst wahr, als der Brechreiz allmählich abnimmt. Entkräftet lasse ich mich letztendlich zurücksinken und schließe abermals die Augen; mir die letzten Reste des Erbrochenen aus den Mundwinkeln abzuwischen, dafür fehlt mir schlichtweg die Kraft. Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Mir geht es so schlecht wie nie zuvor, denn die Kälte in meinen Gliedern ist noch immer nicht verschwunden und auch das Zittern will nur widerwillig weichen, zumal jede Faser meines Körpers vor Schmerzen schreit und alles in meinem Kopf hämmert und dröhnt. Wieder ist da diese Hand, die mir sanft über die Wange streicht und beruhigende Worte flüstert, doch kann ich trotz größter Anstrengungen nicht einen Satz verstehen. Starke Arme umschließen mich und ziehen meinen Körper in eine sanfte Umarmung, doch verspanne ich mich augenblicklich und stemme mich dagegen. Solange, bis ich wieder den Freiraum habe, den ich brauche. Noch immer halte ich die Augen geschlossen, doch beschleicht mich mit der Zeit ein dumpfes Gefühl. Es ist beinahe so, als befände ich mich in einem tiefen schwarzen Loch, als mir bewusst wird, dass mir ein Großteil meiner Erinnerungen fehlt. Entsetzt reiße ich die Augen auf und blicke starr auf einen mir unbekannten Schrank. In meinem Kopf beginnt es zu rasen, als verschiedenste Gedanken durch die Synapsen rasen, eifrig darum bestrebt wieder Ordnung in dieses Chaos zu erlangen. Ich schließe die Augen und öffne sie wieder, doch ändern tut sich absolut nichts; noch immer herrscht gähnende Leere an der Stelle, an der einst mein Erinnerungsvermögen gestanden hat. „Aoi..? Alles in Ordnung bei dir? Musst du dich wieder übergeben?“ Mir ist, als würde man mir mit einem Stein auf den Kopf eindreschen, als eine gedämpfte Stimme neben mir erklingt und ich erleide beinahe einen mittelschweren Herzinfarkt. Panisch blicke ich neben mich und entdecke Reita, welcher mich mit leicht nach vorne gebeugtem Oberkörper sorgenvoll mustert, eine Hand leicht erhoben, als wolle er sie mir beschwichtigend auf den Rücken legen. Ich bin nicht fähig etwas zu erwidern. Die Tatsache, dass ich den Bassisten eigentlich unermesslich verachten sollte, kommt mir gar nicht in den Sinn. Wie versteinert blicke ich ihn einfach nur verständnislos an, ehe ich langsam meinen Blick sinken lasse, und mit vor Anstrengung verzerrtem Gesicht die Zusammenhänge zu erfassen versuche. Meine Gedanken rasen. Was geht hier bloß vor? Und wieso kann ich mich an beinahe nichts mehr erinnern? Wieder spricht mich mein Gegenüber an, doch reagiere ich dieses Mal direkt und springe auf, unterbreche jedoch augenblicklich wieder meine Bewegung als ein stechender Schmerz durch meinen ganzen Körper dringt. So verharre ich in meiner Bewegung, befinde mich nun gefährlich nahe an einer Bettkante, von der ich mir nicht erklären kann, wieso ich mich überhaupt in einem Schlafzimmer befinde. Verwundert blick Reita mich an, scheinbar erschreckt über meine unerwartete Reaktion, doch scheint er viel schneller zu verstehen als ich, denn nach einiger Zeit beißt er sich traurig auf die Lippen. Ich allerdings starre ihn weiterhin verständnislos an und versuche mir eine Erklärung aus den Fingern zu saugen, weswegen er und auch ich halbnackt in einem Bett liegen und mir alles schmerzt. Denn das letzte, an das ich mich erinnern kann ist, dass ich mit dir, Uruha, geschlafen habe und in den Regen hinausgegangen bin um meinem Glück Ausdruck zu verleihen. Alles was danach geschehen sein muss, ist unter einer schwarzen Decke verschwunden, welche sich schwer auf mein Gemüt legt und durch nichts zu durchbrechen ist. Doch mit einem Mal durchzuckt mich eine Erkenntnis wie ein Blitz, und wenn ich nicht schon gesessen hätte, wäre ich sicherlich gestürzt. Panisch presse ich mir eine Hand vor den Mund und blicke entsetzt meinen Gegenüber an, versuche das gerade aufgetauchte Bild in meinem Unterbewusstsein wieder zu vertreiben. „Oh mein Gott... Wir haben doch nicht etwa... Oder doch? Reita, sag mir, dass wir nicht...“ Meine Stimme versagt, kann sie den verschiedensten Emotionen, die mich überfluten, nicht länger standhalten. Besagten Bassisten hingegen lässt sie den Kopf herumreißen und mich erschreckt anstarren, ganz so als habe ich damit einen Stein ins Rollen gebracht, der nun unmöglich mehr aufzuhalten ist. „Kannst du... kannst du dich denn an nichts mehr erinnern? An gar nichts?!“ Meine Gesichtszüge entgleisen. Ich habe es gewusst.... Oh mein Gott, was habe ich nur getan... Ich habe mit Reita geschlafen. Ich—ich habe mit ihm geschlafen! Meine Gedanken rasen, mein Blut droht überzukochen und meine Hände zittern unaufhörlich, um das gerade Entdeckte auch nur annähernd zu verarbeiten. Aber wie konnte das nur passieren? Ich bin doch so glücklich mit dir, alles läuft so perfekt, wie kann mir dann nur solch ein wahnwitziger Fehler unterlaufen? Was, wenn du es herausbekommen wirst.... >Es ist ihm scheiß egal, was wir machen!< Ich stocke, als ein Gedanke in meinem Hirn auftaucht. Aber woher kam er? Und was viel wichtiger ist: Was hat er zu bedeuten? Und wieso verkrampft sich mit einem Mal mein Herz, wenn ich an dich denke? Woher rührt dieser unbändige Zorn, welcher mich die Hände zu Fäusten ballen und die Schultern erbeben lässt, verbunden mit einem Stich in meinem Herzen, immer wenn ich dein Gesicht vor mir sehe? Warum verspüre ich diesen unzügelbaren Groll auf dich und alles was mit dir in Verbindung steht, der mir die Luft zum Atmen nimmt? Meine Gedanken drohen mich zu ersticken, denn auf keine der Fragen, die ich in den letzten vergangenen Minuten gestellt habe, weiß ich auch nur im entferntesten eine Antwort. Ohne, dass ich es bemerke, wandert wie von selbst meine Hand zu meinem linken Arm und beginnt leicht an den noch immer nicht vollständig verheilten Wunden zu kratzen. Nur am Rande nehme ich wahr, dass Reita mittlerweile aufgestanden ist und umsichtig auf mich zutritt, ganz so als fürchte er, dass eine unbedachte Bewegung schieres Entsetzen in mir auslösen könnte. Erst als er genau vor mir zum Stehen kommt und mich nachsichtig ansieht, blicke ich auf. „Was... was haben wir nur getan? Ich meine... Wieso?!“ Aufgelöst starre ich ihn um Antwort heischend an, doch die gewünschte Reaktion bleibt aus, als Reita unwillig die Augenbrauen zusammenzieht und mich schweigend mustert. Es vergeht einige Zeit, welche mir wie eine Ewigkeit vorzukommen scheint, in der er einfach nur mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck verharrt, ehe er leicht zögerlich das Schweigen bricht, welches ich aus lauter Furcht vor einer potentiell unerwünschten Antwort nicht zu zerstören vermocht habe. „Was meinst du mit ‚getan’?“ Nur ein einfacher Satz. Nur diese wenigen Worte, welche mich härter treffen als alles andere. Was meint er nur damit? Kann er sich etwa auch nicht mehr daran erinnern? Oder ist er etwa so sadistisch, dass er mich meine Ängste auch noch ausformulieren lassen will, nur um mich weitere Höllenqualen erleiden zu lassen? >Das ist ein Trick< Ein... Trick? Aber wofür? Weswegen sollte er mich täuschen wollen? „Na ja, wir... haben doch mit einander ge - geschlafen, oder nicht?“ Ich versuche ein heiteres Lachen zustande zu bringen um meine Unsicherheit zu überspielen, doch alles was ich erreiche ist ein viel zu hoher Ton, welcher neben meiner schwachen, zittrigen Stimme beinahe grotesk erscheint. Reita hingegen zieht bei meinen Worten scharf die Luft ein und blickt mich mit einer seltsamen Mischung aus Unverständnis und dunkler Vorahnung an, ein Gegensatz, der gerade in seiner Verbindung mein Herz aussetzen lässt. Wieder vergehen die Sekunden, doch gerade als ich erneut das Wort ergreifen will, werde ich von meinem Gegenüber harsch unterbrochen. „Nein, das haben wir nicht. Hast du gehört, was ich gesagt habe? Wir haben nicht miteinander geschlafen, wie sollten wir auch, gerade jetzt nachdem—“ Mitten im Satz bricht er hab, beißt sich auf die Lippen und kehrt mir den Rücken zu. Mir allerdings fällt ein gewaltiger Stein vom Herzen und ich wage es kaum meinem Glück zu trauen. Wir haben uns also nicht am jeweils anderen vergangen. Das bedeutet, ich habe dich nicht betrogen und unser Glück nicht in Gefahr gebracht. Woher allerdings abermals dieser gewaltige Hass rührt, welcher sich augenblicklich durch meinen Körper drängt, verschließe ich irgendwo in den Tiefen meines Unterbewusstseins, ebenso wie die Frage, weswegen ich halbnackt mit Reita – ebenfalls nur leicht bekleidet – in einem Bett und noch dazu in inniger Umarmung aufgewacht bin. „Dem Himmel sei Dank, dann ist also nichts passiert. Wenn du mich nun entschuldigen würdest, ich muss zu Uruha.“ Ein versonnenes Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen und mit einem freundlichen Nicken will ich an dem Bassisten vorbeitreten, doch plötzlich spüre ich, wie starke Hände mich an dem Schultern ergreifen und gegen die nächste Wand drücken, wobei ein stechender Schmerz durch meinen Unterleib zuckt. „Ach ja, musst du das? Ich hoffe doch sehr, dass du nur zu ihm willst um ihm dermaßen in den Arsch zu treten, dass er nicht mehr gerade stehen kann, denn wenn du es nicht willst, dann werde ich das tun, und dann gnade ihm Gott. Und selbst der kann ihm dann nicht mehr helfen!“ Mit weitaufgerissenen Augen muss ich beobachten, wie Reitas Körper vor Zorn bebt und er seine Wut scheinbar nur schwer unter Kontrolle halten kann, während seine Augen nur noch zu Schlitzen verengt sind und seine Stimme mehr ein Zischen ist, denn menschliche Laute. So aufgebracht habe ich ihn noch nie erlebt. Ich bin zu perplex aufgrund der heftigen Situation, dass ich sogar vergessen mich zu wehren und ihn von mir zu stoßen, obwohl ich generell Nähe und jeglichen Zwang zutiefst verabscheue. „Hast du etwa vergessen, was er dir angetan hat?! Mensch Aoi, das kann doch wohl nicht dein Ernst sein, ich meine... Ich... ich will dir doch nur helfen.“ Ein trauriger Schatten legt sich auf sein Gesicht und langsam lockert sich sein Griff, ehe er ganz verschwindet. Entkräftet und zutiefst erschüttert lasse ich mich an der Wand herabsinken, während ein grauenvolles Rauschen in meinen Ohren klingt, welches ich nicht zu vertreiben vermag. „Tut mir leid...“ Betroffen wendet der andere sich ab, als den Kopf unter den Armen vergrabe. Wieso nur kann ich mich nicht erinnern? Es muss etwas vorgefallen sein und nach Reitas Reaktion aus zu schließen, muss es etwas furchtbares sein. Aber was? Was ist es nur, dass mir das Herz bei jeder Erwähnung an deinen, Uruhas, Namen schwer werden lässt? Haben wir uns etwa gestritten? Aber weswegen? Wir sind doch so glücklich. „Ich... muss mal kurz etwas erledigen, bin gleich wieder zurück. Du kannst solange hier bleiben, wenn du magst, nur schließ bitte ab, solltest du gehen.“ Reitas Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und erschreckt blicke ich auf. Für einen Moment kreuzen sich seine und meine Blicke, doch wendet sich der andere augenblicklich peinlich berührt ab und ergreift eine dünne Jacke, in die er unbeholfen hineinschlüpft. Sein ganzes Verhalten lässt ein eigenartiges Gefühl in mir aufsteigen. „Wo gehst du hin?“ Ich bin über mich selbst überrascht, dass ich diese Frage überhaupt stelle, denn eigentlich überfordert mich die ganze Situation völlig, zumal ich nur ein abwehrendes Kopfschütteln ernte. Keine zwei Sekunden später ist der Blonde verschwunden. Mir allerdings kommt es eher wie eine Flucht vor. >Feigling< Einige Sekunden lang bleibe ich wie paralysiert sitzen und horche auf das verhallende Knallen der Wohnungstür, doch mit einem Mal kommt Leben in mich, und als hätte mich etwas gestochen springe ich auf und raffe meine Sachen zusammen, versuche mir mein T-Shirt über den Kopf zu ziehen, während ich noch mit den Hosenbeinen meiner Jeans hadere, denn mehr als eine Boxershorts habe ich nicht an. Über die Tatsache, dass meine Kleidung feucht-klamm ist, wundere ich mich nur minimal, überrascht mich heute doch kaum noch etwas. Mit vor Aufregung klopfendem Herzen hechte ich Reita hinterher, kann gerade noch erkennen, dass er vom Hausflur aus links abbiegt, die Bitte die Haustüre abzuschließen habe ich vergessen, schaffe ich es doch gerade noch sie geistesgegenwärtig ins Schloss zu ziehen. Ohne, dass ich auch nur im Entferntesten erahnen kann, wohin Reitas Schritte mich führen werden, folge ich ihm die Straßen entlang, vorbei an schäbigen Häusern und vernachlässigten Gärten, wie man sie überall in Reitas unmittelbarer Nachbarschaft finden kann, ehe wir nach einer scheinbar endlosen Zeit einen etwas wohlhabenderen Wohnkomplex erreichen. Mein Herz macht einen freudigen Sprung, als ich die Umgebung erkenne, doch gleichzeitig durchflutet mich eine Welle des Hasses und Selbstekels, die ich mir nicht erklären kann, also konzentriere ich mich weiter darauf in der Deckung von Bäumen und Häusern Reita unbemerkt zu folgen, denn obwohl ich weiß, dass es nicht richtig ist, stachelt mich gerade dieser Reiz des Verbotenen an, weiter zu gehen. Ich werde sogar nahezu von der Neugierde beflügelt, das Mysterium um Reitas Geheimniskrämerei und sein sonderbares Verhalten bezüglich seines überstürzten Aufbrechens zu lüften. Vor einem mir nur allzu gut bekannten Hochhaus kommt der Blonde letztendlich zum Stehen, wendet kurz den Blick zu beiden Seiten, ganz so als wolle er sich davon überzeugen, unbeobachtet zu sein, dann betritt er mit forschen Schritten das Gebäude. Ich wiederum bin verwunderter den je, doch sobald die Türe hinter dem Bassisten ins Schloss gefallen ist, mache ich mich wieder daran ihm hinterher zu spurten, stets darauf achtend meine Anwesenheit nicht unüberlegt zu verraten. Treppe um Treppe steige ich empor, das schmerzhafte Ziehen in meinem Unterleib ignorierend, ehe ich anhand des Echos vernehmen kann, wie Reita im vierten Stock stehen bleibt und mit festem Schlag an der Haustür klopft. Es hat beinahe etwas bedrohliches an sich. Sekunden vergehen, ehe die Haustür geöffnet wird; Sekunden, in denen ich die restlichen Stufen erklimme und mich ein wenig außer Atem hinter einer Biegung positioniere, für jeden anderen im Verbogenen, doch selbst fähig, jedes Detail zu erkennen. Doch kaum hat sich die Türe auch nur einen Spaltweit geöffnet, wird sie vom schlanken Bassisten mit Wucht aufgestoßen, sodass sie mit einem lauten Knall gegen die gegenüberliegende Wand knallt. Der Bewohner des Appartements indes wird grob am Kragen gefasst und erschreckt muss ich beobachten, wie Reita ihn gegen die Tür drängt, das Gesicht vor Zorn blutleer. „Warst du das?! Du hast ihm das angetan, nicht wahr? Sag schon, damit ich dir deine Fresse dermaßen polieren kann, bis nichts mehr davon übrig ist!“ Du reißt die Augen auf und blickst starr auf deinen Gegenüber, während man förmlich erkennen kann, wie es hinter deiner Stirn zu arbeiten beginnt, ehe dein Gesicht ernst wird und mit eiserner Hand Reitas Gelenke umfasst um den Griff um deinen Hals zu lockern. „Ich weiß nicht, was du meinst.“ „Lüg mich nicht an, ich weiß genau was abgelaufen ist. Ich habe gehört, wie du Ruki angerufen hast und ihm von deinem ‚großartigen Erfolg’ auch noch bis ins kleinste Detail zu berichten. Schämst du dich eigentlich nicht, dass du Aoi so etwas angetan hast?!“ Ich habe das Gefühl, als würde ich geradewegs zu Eis gefrieren, als ich Reitas letzte Worte vernehme und bestürzt schlage ich mir die Hand vor den Mund um mich nicht zu verraten. Alles in meinem Kopf beginnt sich zu drehen, als verschiedenste Emotionen über mir zusammenbrechen, und abermals habe ich das Gefühl, als würde sich ein schwerer Mantel über meinen Geist legen, doch bemühe ich mich ihn abzuschütteln. Wie versteinert beobachte ich, wie sich Reitas Hände nur noch fester um deinen Hals legen und dich wiederholt fest gegen die Wand schlagen, das Gesicht wutverzerrt, während dein eigenes nur Gleichgültigkeit wiederspiegelt. „Du redest wirres Zeug. Nur, weil du ihn nicht haben kannst, unterstellst du anderen Leuten Bosheiten.“ Dein Griff um Reitas Hände verstärkt sich und beinahe mühelos biegst du seine Handgelenke nach hinten um dich von dem Zwang zu befreien. Dann richtest du beinahe unbeteiligt deine Kleidung und reibst dir über die gequetschte Haut. „Du bist derjenige, der sie nicht mehr alle hat. Wegen dir konnte er beinahe nicht mehr richtig laufen. Er wollte sich umbringen, deinetwegen! Sei bloß froh, dass ich ihn gefunden habe, als ich dich eigentlich gestern schon zur Rede stellen wollte. Du bist die hinterhältigste... abartigste... verdorbenste Drecksau, die es gibt. Ich hätte dich umgebracht, wenn er sich etwas angetan hätte!“ Ich habe das Gefühl zu taumeln, doch genau in diesem Augenblick gewinnt etwas in mir die Oberhand, dass die Hand zum Treppengeländer springen lässt und den Körper vor einem Sturz bewahrt. Dein Gesicht spiegelt bei Reitas Worten noch immer keinerlei Emotionen wieder, doch nach einiger Zeit stielt sich ein selbstgefälliges Lächeln auf deine Lippen, als du dir verschmitzt die Haare aus dem Gesicht streichst. „Ich weiß überhaupt nicht, was du hast. So hart habe ich ihn überhaupt nicht rangenommen, seine Schuld, wenn er nichts verträgt. Außerdem ist es doch besser, wenn ein Freund ihm vor Augen führt, wie leichtgläubig er ist, als wenn das irgendein Wildfremder tut und er auf offener Straße von irgendeinem schmierigen, fettleibigen Kerl vergewaltigt wird, findest du nicht auch?“ „ICH BRING DICH UM!!!“ „Ich glaube, das ist dann wohl ein ‚Nein’“ Völlig ohne Vorwarnung hechtet Reita nach vorne, holt aus und schlägt dir, der du völlig perplex bist mit aller Kraft, die er aufbringen kann, gegen die Schläfe, sodass du taumelst und dich an der Türklinke festhalten musst. Doch anstatt sich von diesem Triumph abzubringen, scheint der Bassist nur noch mehr in Raserei geraten. Immer wieder schlägt er wie im Wahn auf dich ein, obwohl du deinerseits versuchst die Schläge abzuwehren; eine Verzweiflungstat, denn die übermäßige Wut gibt Reita ungeahnte Kräfte. Ein Schlag folgt auf den nächsten, ehe er am Arm mit festem Griff zurückgehalten wird. „Lass gut sein, Reita. Es bringt ja doch nichts.“ „Lass mich los, Aoi, verdammt! Geh aus dem Weg, damit ich ihm jeden Knochen einzeln brechen kann!!“ Wütend starrt Reita in die unergründlichen Augen seines Gegenübers, versucht sich weiterhin zur Wehr zu setzen und sein eigentliches Angriffsziel trotz der Behinderung zu fassen zu bekommen, ehe ihn mit einem Mal die Erkenntnis wie ein Schlag trifft. Augenblicklich stellt er seine Tritte und Schläge ein, reißt die Augen auf und zieht scharf die Luft ein, als sich Erkennen in seinem Gesicht wiederspiegelt. Auch du, Uruha, scheinst wie vor dem Kopf gestoßen zu sein, denn in deinen Augen steht das blanke Entsetzen, als du unter deinem Arm hervorblickst, den du noch bis vor kurzen schützend über deinen Kopf gelegt hattest, ehe du den Mund öffnest um etwas zu sagen, ihn dann jedoch unverrichteter Dinge wieder schließt. Sogar Reitas Hand an seiner Kehle scheint er vergessen zu haben. „Aoi, was... tust du hier?“ Ungerührt dreht sich der Kopf in die Richtung aus der Reitas Stimme kam, doch dauert es einige Zeit bis auf die Frage geantwortet wird, denn lange Zeit wird der Gegenüber nur abschätzend gemustert. „Dich davon abhalten unseren Gitarristen zu killen, sonst könnten wir uns nämlich einen neuen suchen und das ist das letzte was wir im Moment gebrauchen können, wo wir doch gerade anfangen uns halbwegs in der Musikbranche zu etablieren. Also könntest du vielleicht aufhören ihn zu würgen?“ Zu sagen die diese simple Aussage und die untergelegte Kühle der Stimme hätten Reita und dich lediglich verwundert, wäre die schamloseste Untertreibung des Jahrhunderts, denn nach einer schieren Unendlichkeit, in welcher die beiden Kontrahenten völlig vor den Kopf gestoßen regungslos in ihrer Position verharren, lässt Reita langsam seine Hand sinken und gibt den Blick auf leichte Würgemale frei. Die Anspannung der beiden ist deutlich spürbar, doch ist es gerade diese Unwissenheit bezüglich der letzten Handlungen, die amüsiert. Die Hand greift nach Reitas Arm und zieht ihn ohne Umschweife nach einem kurzen Wink des Abschieds in deine Richtung von der Wohnungstüre weg und hinaus aus dem Gebäude. Die Schritte sind ruhig und doch ist der Herzschlag des Bassisten stakkatoartig deutlich zu hören, ganz so, als könne er seine innere Unruhe nur noch mit Mühe zurückhalten. Und doch lässt er sich beinahe widerstandslos führen. Erst als die mittlerweile gleißende Mittagssonne ihn blendet, zwingt er seinen Führer stehen zu bleiben. Harsch zieht er seine Hand zurück und seine Augen sprühen förmlich vor Wut und Unverständnis. „Aoi, verdammt noch mal, was soll das überhaupt?! Wieso hast du mich von Uruha zurückgehalten, er hätte es verdient und das weißt du ganz genau! Kannst du dich etwa noch immer nicht erinnern? Oh doch, ich bin mir sicher, du kannst es. Sag mir endlich was vorgefallen ist!“ Aufgebracht blickt der Blonde in kalte, emotionslose Augen, lässt den Blick über Wangenknochen schweifen, welche viel stärker als vorher hervorzutreten scheinen. Auch die Lippen haben den Anschein als seien sie voller als sonst. „Nein... er weiß es wirklich nicht... Und dass ich es weiß macht keinen Unterschied.“ Beinahe drohend wird Reita angeblickt, ehe sich die Lippen zu einem verschwörerischen Lächeln teilen, welches verbunden mit den doch recht verwirrend erscheinenden Worten nicht gerade zur Klärung der letzten Geschehnisse beiträgt. „Aoi? Was ist los mit dir? Ich erkenne dich kaum noch wieder...“ Das Lächeln verschwindet und ruckartig wird der Blick hart. Von irgendwoher ist das wütende Hupen eines Autos zu hören. Nachdem das Geräusch endlich verklungen ist, streicht eine grazile Hand in aller Seelenruhe eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht, ehe eine raue Stimme mit sorgsam überlegten Worten antwortet. „Ich bin nicht Aoi...“ Ein Flackern in den Augen. Nur ein einzelner Satz, der Reita einen Stromschlag durch den Körper schickt und die Augen erschreckt aufreißen lässt. „Mein Name ist Yuu. Freut mich dich kennen zu lernen.“ #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+ soooo, ich hoffe doch dass mit dieser letzten Aussage einige Fragen geklärt werden und wenn nicht werde ich sie hundertprozentig im neuen Chap beantworten. Desweiteren wird es wieder einmal etwas dauern bis ich das neue Kapitel habe, da ich - wie schon gesagt - bis über die Haare in Arbeit stecke. Also seit mir nicht allzu böse, ich tue was ich kann^^° Also, wir lesen uns (wenn ihr wollt ^^°) Kapitel 19: Stille Wasser sind tief ----------------------------------- Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 19/? Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Uruha x Ruki (x Kai), Aoi x ? Musik beim Schreiben: What Hurts The Most (Rascal Flatts) Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T Anmerkung: Es tut mir wirklich Leid, dass es so lange gedauert hat, aber ich musste an einem Weihnachtsgeschenk arbeiten und stand ziemlich unter Zeitdruck, dass ich es auch ja bis Heiligabend fertig hatte ^^° Da musste ich auch die ein oder andere Nachtschicht einlegen xD Ich hoffe deswegen, dass ihr mir nicht allzu böse seid, als Trostpflaster habe ich die neue FF auch schon hochgeladen, sie heißt „Death on Vacation“, allerdings behandelt sie Fantasy und hat nichts mit Gazette zu tun, aber vielleicht gefällt sie euch ja doch ^^ #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Kapitel 19: Stille Wasser sind tief „Aoi? Was ist los mit dir? Ich erkenne dich kaum noch wieder...“ Das Lächeln verschwindet und ruckartig wird der Blick hart. Von irgendwoher ist das wütende Hupen eines Autos zu hören. Nachdem das Geräusch endlich verklungen ist, streicht eine grazile Hand in aller Seelenruhe eine widerspenstige Haarsträhne aus dem Gesicht, ehe eine raue Stimme mit sorgsam überlegten Worten antwortet. „Ich bin nicht Aoi....“ Ein Flackern in den Augen. Nur ein einzelner Satz, der Reita einen Stromschlag durch den Körper schickt und die Augen erschreckt aufreißen lässt. „Mein Name ist Yuu. Freut mich dich kennen zu lernen.“ Langsam wird die rechte Hand erhoben und zum Gruße ausgestreckt, doch bleibt sie völlig unbeachtet. Entsetzt starrt Reita einfach nur in das makellos schöne Gesicht seines Gegenübers und versucht verzweifelt nach einem Anhaltspunkt zu greifen, der ihn aus dieser Misere vielleicht herausholen könnte. „Aoi..?“ Ein Räuspern. War seine Stimme schon immer so belegt? „Ich fürchte, ich verstehe nicht...“ Langsam sinkt die Hand wieder und wird ebenso wie die andere in einer der hinteren Hosentaschen verborgen. Jedoch ziert nun ein sanftes, wissendes Lächeln das Gesicht. „Was an den Worten ‚Ich bin nicht Aoi’ hast du denn nicht verstanden, Reita? Du bist doch sonst auch immer so ein schlaues Kerlchen. Unfehlbar, wie man das so mitbekommt...“ Ein glockenhelles Lachen ertönt, während der Kopf spitzbübisch in den Nacken fällt. Hatte Aoi eigentlich jemals so gelacht? Nein, das wäre Reita sicherlich aufgefallen. „Aoi, bitte, so langsam machst du mir Angst. Ich verstehe es wirklich nicht, also verrate mir gefälligst was hier vor sich geht!“ Ohne es zu wollen, wird Reitas Stimme lauter, bis dass er beinahe anfängt zu schreien. Nur noch mit Mühe schafft er es, seine vor Wut zitternden Hände unter Kontrolle zu halten. „Du willst es also wirklich wissen? Ganz gleich was das für Konsequenzen nach sich ziehen könnte? Du hast einmal zu Aoi gesagt, du würdest ihn beschützen, hast aber nicht gemerkt, dass er längst behütet wird. Willst du trotz allem, die ganze Wahrheit erfahren, auch wenn dadurch dein ganzes Weltbild ins Wanken geraten könnte?“ Langsam weiten sich Reitas Augen vor Überraschung, nickt aber dennoch nachdrücklich. Schon seit er Aoi tränenüberströmt von der Straße aufgegabelt hatte, machte er sich Sorgen um den Gitarristen. „Also schön, aber sag hinterher nicht, ich hätte dich nicht gewarnt. Ich bin hier, ohne dass Aoi etwas davon weiß, doch ich kenne jeden einzelnen Schritt, den er macht, noch bevor er daran denkt ihn zu tun. Ich bin hier um ihn vor allem Bösen zu beschützen, auf ihn zu achten und ihn zu verteidigen, falls ihm etwas zustößt, ohne dass er etwas davon weiß. Er wird sich niemals daran erinnern können, auch dann nicht wenn es mir bei diesen Dingen das Herz zu zerreißen droht. Aber wenn es mir passiert ist es nicht schlimm, denn dafür bin ich da. Im Augenblick schläft er, weit weit weg und nichts was du tust, kann ihn aufwecken. Nur dann, wenn ich beschließe seinen Geist wieder freizugeben.“ Wie versteinert starrt Reita seinen Gegenüber einfach nur an. Aoi muss verrückt sein, so ziehen mehrere Gedanken durch seinen Kopf. Er ist komplett wahnsinnig geworden. Reitas Lippen beben. Schon längst kümmert er sich nicht mehr darum. Auch bemerkt der Bassist erst im letzten Augenblick, dass dünne Arme sich um seinen Hals und seinen Rücken legen und ihn sanft an sich ziehen. Der Körper wirkt so mager, so zerbrechlich und doch ist seine Kraft beinahe unermesslich. „Ich habe Aoi gewähren lassen, weißt du. Als er sich Uruha hingegeben hat, habe ihn in trotz besseren Wissens nicht zurückgehalten. Wir haben ihm vertraut, doch wie es scheint habe ich mich geirrt. Nur ein einziges Mal waren wir in einer derartigen Situation, oder vielmehr wurde ich geboren, als Aoi schon einmal bereit war zu sterben. Wusstest du, dass seine Mutter ihn jahrelang misshandelt hat? Nein? Nun, wie könntest du auch, er selbst weiß es ja noch nicht einmal. Seine Mutter machte ihn im Alter von dreizehn Jahren für einen Fehler verantwortlich, den er niemals gemacht hatte; der noch nicht einmal schwerwiegend war, sondern innerhalb von wenigen Minuten wieder hätte bereinigt werden können, wenn sie Aoi nicht dafür an den Pranger gestellt hätte. Du weißt nicht, wie das an der Seele eines kleinen Kindes zehren kann. Von der älteren Schwester schikaniert und beschimpft, von der Mutter verachtet, weil er nicht der Sohn war, den sie gerne gehabt hätte. Weil er nicht so war wie sein älterer Bruder. Der einzige übrigens, der jemals ein wenig freundlich zu ihm war. Im Alter von dreizehn Jahren – wie ich ja bereits erwähnte – warf er sich von einer Brücke und überlebte wie durch ein Wunder beinahe ohne Verletzungen. Ich hatte in diesem Augenblick seine Stelle eingenommen und wäre beinahe an dem Versuch ihn zu beschützen gestorben. In dem Augenblick wo er das Sicherheitsgitter der Brücke losließ, wurde ich aus seiner Verzweiflung heraus erschaffen. Als einzige Erinnerung an bessere Tage. Kannst du mir soweit folgen?“ Übelkeit breitet sich in Reitas Körper aus, als er sich den jugendlichen Aoi vorstellt. Ein Aoi, der nichts mehr vom Leben erwartet. Und ein weiterer Schauer durchläuft seinen Körper, als ihm bewusst wird, wie nah er und Aoi – nein – er und Yuu sich sind. Den warmen Leib des anderen zu spüren und seinen Atem im Nacken zu fühlen lässt ihn ganz trunken werden. „Du weißt es, nicht wahr? Du weißt, was wir sind. Wir sind nicht das Produkt einer Schizophrenie, für das es oft gehalten wird, auch wenn der Grat dazwischen so denkbar gering ist. Aoi leidet an einer dissoziativen Identitätsstörung. Das bedeutet, er ist in der Lage eine oder mehrere Teilpersönlichkeiten auszubilden, wie ich eine bin, falls ihm etwas schreckliches zustößt. Aber das wirst du ihm niemals erzählen, habe ich recht? So dumm bist du nicht. Aber lass mich dir noch etwas sagen. Ich werde nicht zulassen, dass ihm noch ein Unglück widerfährt. Fürs erste will ich ihn dir überantworten, weil ich weiß, dass du ihm besser helfen kannst, als ich jemals in der Lage dazu sein werde, aber merke dir eine Sache gut: Falls du versagen solltest oder ihn verletzt, dann werde ich dich jagen. Ich werde den Schmerz, der auf Aoi lastet, zehnfach potenziert zu dir zurückschicken, bis dass du bereust ihn jemals kennen gelernt zu haben.“ Der Druck auf Reitas Körper verstärkt sich, als sich zusätzlich ein Bein in seinen Schritt presst. Im einen Moment ist er versucht den aufdringlichen Körper von sich zu stoßen und den anderen wütend für diese Frechheit anzufunkeln, doch der Augenblick zieht vorbei, ohne dass der Bassist sich regt, ehe es letztendlich zu spät ist. Der Atem lässt Reita die Nackenhaare aufstellen und der Geruch des warmen Leibes verursacht ihm eine Gänsehaut. Wenn dieses Gefühl doch bloß vorbeiginge. Wenn es doch bloß vorbei wäre, dann... dann würde er den anderen wieder fangen und an sich pressen. Er hatte Aoi geschworen, dass er ihn beschützen würde, und Reita würde niemals sein Wort brechen. „Was muss ich tun...?“ Ein triumphierendes Lächeln auf den Lippen. „Sei einfach –“ „Reita, was soll das? Lass mich los!“ Ich habe das Gefühl, als würde ich schlagartig aus einem Traum erwachen. Ich befinde mich in Reitas Armen, doch – Der Körper versteift sich, versucht Reita von sich fortzuschieben, während er sich verzweifelt weiterhin an ihn festklammert. „Hör zu, Reita, es ist wichtig, dass du weißt, dass –“ „Reita, lass mich los, was fällt dir überhaupt ein?! Du tust mir weh!“ „Aoi? Alles in Ordnung?“ „... – das darfst du niemals tun, Reita hörst du?“ „Wenn du mich nicht sofort loslässt, dann schlag ich dich, Reita! Ich meine das ernst!“ „... – versprich es!“ „Warte, ich weiß doch nicht was!“ „Ich zähle bis drei, dann knallt es!“ „Versprich es, Reita! Sag es!“ „Aber ich weiß doch nicht, was ich niemals tun darf!“ „DREI“ Mit aller Kraft, die ich aufbringen kann, versenke ich meine Faust in Reitas Magen und sofort lockert sich sein Griff um meinen Rücken. Schnell springe ich einen halben Meter zurück und starre ihn argwöhnisch an. Wie konnte das nur passieren? Wir waren doch gerade noch vor Uruhas Haus... Ich hatte ihn doch verfolgt und nun stehen wir fünfzig Meter weiter entfernt. Wieso zum Teufel kann ich mich nicht daran erinnern? Noch immer aufgebracht blicke ich Reita an, wie er sich vor Schmerzen krümmt. Vielleicht hätte ich doch nicht so fest zuschlagen dürfen. Mitleid erfasst mich, und auch wenn ich den Bassisten nicht gerade gut leiden kann, so überwinde ich doch die fehlenden Meter und helfe ihm umsichtig wieder auf zu Beine. Doch kaum hat der andere einen halbwegs sicheren Stand lasse ich ihn wieder los. „Hör mal, Reita ich... Tut mir Leid, okay? Ich hatte nicht so fest zuschlagen dürfen.“ Noch immer geht seine Atmung schwer, doch so langsam erholt der Blonde sich wieder. Gott sei dank, scheint er sich nicht verletzt zu haben. Unsere Blicke kreuzen sich und unwillkürlich weiche ich noch weitere Schritte zurück. Ich kann den Ausdruck seiner Augen nicht deuten. „Aoi...? Bist du in Ordnung?“ Verwundert stutze ich. Natürlich, ICH wurde ja gerade nicht zusammen geschlagen. „Ich.. also... ja schon, aber –“ „Was wolltest du mir gerade sagen?“ „Wie bitte?“ Ich kann mir keinen Reim darauf machen, was auf einmal mit Reita los ist. Vielleicht ist er ja doch ernstlich verletzt? „Aoi, antworte mir! Bitte! Was hast du gesagt, bevor du mich geschlagen hast?“ Ich glaube eine Spur Verzweiflung in seiner Stimme zu hören. Was soll denn so wichtig daran sein, was ich gesagt habe? „Also, ich...“ „Bitte!“ „Ach na gut, also schön. Also, was ich gesagt habe, bevor ich dich geschlagen habe? Hm... Ehm, lass mich los, du tust mir weh?“ Unsicher blicke ich Reita an. Ist es wirklich das, was er hören will? Und was soll ihm das nun nützen? „Nein, davor, war hast du davor gesagt?“ „Davor?“ Perplex starre ich ihn an. Zermartere mir das Hirn, was er meinen könnte, aber mir will beim besten Willen nichts einfallen, was ich gesagt haben könnte. Einmal ganz davon zu schweigen, dass ich noch nicht einmal weiß, warum Reita mich überhaupt umarmt hat. Ein Schauer läuft über meinen Rücken, als ich daran denke, was für ein Gefühl es war, seinen Leib an meinem Körper zu spüren, seinen Geruch für einen Moment einzuatmen und das leichte Prickeln auf der Haut, als sich meine Nackenhärchen bei seinem Atem aufstellten. „Aber, Aoi, du weißt doch, was – oh.. Schon gut, mein Fehler, mach dir keine Gedanken, es ist alles in bester Ordnung, ich rede einfach nur dummes Zeug.“ Ein gekünsteltes Lachen entweicht ihm, doch selbst ich erkenne, dass es geheuchelt klingt. Zudem ist seine ganze Art im Moment so absolut un-Reita-mäßig, dass es mir Angst einjagt. Er scheint es bemerkt zu haben, denn augenblicklich stockt er und wendet sich brüsk um. „Bis morgen bei der Probe.“ Seine Schritte sind hastig und übereilt und lassen mich an eine Flucht denken, die es wohl ganz zweifellos auch ist. Völlig vor den Kopf gestoßen starre ich ihm einfach nur hinterher ohne etwas erwidern zu können. Vor einer Seitenstraße wendet er sich noch einmal um, doch kann ich sein Gesicht nicht erkennen, denn genau in diesem Augenblick donnert ein Lastkraftwagen über die Straße und versperrt mir die Sicht. Als das Fahrtzeug schließlich vorbei ist, ist Reita verschwunden. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Nun, damit wäre wohl auch dieses Kapitel wieder einmal vorbei, und ich weiß selbst, dass es für die lange Zeit, die es gedauert hat, es fertig zu stellen recht dürftig ist, aber dazu habe ich ja bereits in er Anmerkung (s.o.) etwas gesagt xDD Ich hoffe dennoch, dass es euch gefallen hat und nicht übermäßig nachtragend seid, aber Kritik, Morddrohungen etc, etc, pp nehme ich immer liebend gerne per Kommentar oder ENS entgegen (solange sie konstruktiv und nachvollziehbar sind ^^°) Auch hoffe ich, dass hiermit nun alle Zweifel beseitigt worden sind, weswegen Aoi sich so eigentümlich verhält^^° Wenn nicht... na ja gehen wir einfach davon aus, dass es so ist xD Für die Knoblerleute unter euch habe ich noch eine besondere Aufgabe für euch, falls ihr Lust habt: Was ist es, wovor Yuu Reita unbedingt warnen wollte? Was ist es, das der Bassist auf keinen Fall tun darf? Wer Ideen hat, der kann sie mir jederzeit per ENS schicken (er wird auch im Anhang namentlich erwähnt), denn die schönste von ihnen, wird in die Geschichte mit eingearbeitet xD Also ist dies eure Chance ein wenig Eigenflair in die Story zu bringen ^^ Also ich würde mich über ganz viele tolle Anregungen freuen^^. Also dann, wir lesen uns (wenn ihr wollt^^°) Kapitel 20: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus ------------------------------------------------------ Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 20/? Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Uruha x Ruki (x Kai), Aoi x ? Musik beim Schreiben: Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T Anmerkung: Schließlich und endlich habe ich es doch noch geschafft, ein neues Kapitel hochzuladen, auch wenn ich lange Zeit dazwischen schon nicht mehr daran geglaubt habe. Mir fehlt erstens die Motivation, zweitens die Ideen und letztendlich auch die Zeit um etwas neues zu schreiben. Deswegen hat es jetzt mittlerweile auch rund 4 Monate gedauert. Versprechen, dass es das nächste Mal schneller geht, kann ich nicht, aber ich werde es zumindest versuchen. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Kapitel 20: Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus Noch lange Zeit bleibe ich wie bedröppelt auf dem Bürgersteig stehen und starre stumpf vor mich hin, während ich versuche das Chaos in meinem Kopf wieder unter meine Kontrolle zu bringen. Ich scheitere kläglich. Ich kann mir beim besten Willen einfach keinen Reim darauf machen, was in den letzten Stunden passiert sein soll, denn wie es scheint habe ich einen totalen Filmriss. Nur woher? Ich habe keinen Alkohol bis zur Besinnungslosigkeit getrunken. Also muss ich etwas gegen den Kopf bekommen haben, sodass eine Gehirnerschütterung entstanden ist. Vielleicht hat Reita mich deswegen sogar festgehalten, weil es mir nicht gut war? Aber wieso sollte er das tun? Der würde sich doch garantiert über meine Hilflosigkeit ins Fäustchen lachen. Außerdem habe ich auch keine Kopfschmerzen oder ähnliches, was auf einen Sturz mit nachfolgender Gehirnerschütterung schließen könnte. Ich bin mir sogar sicher, dass ich nicht einmal einen blauen Fleck habe. Eigentlich hatte ich ja noch mit Uruha sprechen wollen – zumindest ist es das, woran ich mich als letztes erinnern kann – aber irgendwie bin ich so durcheinander, dass ich mich nicht dazu aufraffen kann. Ich liebe Uruha, das stimmt schon, aber... Auf der anderen Seite fühle ich auch einen merkwürdigen Stich in meinem Herzen, immer wenn ich an ihn denke. Es ist wie Enttäuschung, Hass, Angst und Ekel, aber da ich mir noch weniger einen Reim darauf machen kann, woher das kommt, als dass ich weiß, was vor ein paar Stunden noch passiert ist, ignoriere ich es und versuche nicht weiter darüber nachzudenken. Mit hängenden Schultern und schlurfenden Schritten schlendere ich schließlich nach Hause zurück, ohne wirklich auf meine Umgebung zu achten. Ich kenne den Weg sowieso im Schlaf und würde ihn wahrscheinlich auch mit geschlossenen Augen finden. Als ich nach einer halben Stunde Fußmarsch endlich meine Wohnung erreiche und mich die Stufen hoch quäle, bin ich noch immer zu keiner Lösung aus meiner Misere gekommen. Nach wie vor geistert das Bild in meinen Gedanken herum, wie Reita mich an sich presst und das Gefühl hinterlässt ein unangenehmes Prickeln auf meiner Haut. Es ist beinahe schon abstoßend, wenn man von seinem selbsterklärten Hass-Kollegen umarmt wird. Aber wahrscheinlich ist das nur ein Teil seines perfiden Planes, um mich in Sicherheit zu wiegen und dann zu einem noch viel härteren Schlag auszuholen. Ja, genau so muss es sein! Ich selbst würde es ja genauso machen. Ein siegesreiches Lächeln stiehlt sich in mein Gesicht, als ich schließlich meinem Schuhschrank meine durchaus nachvollziehbaren Schlussfolgerungen präsentiere. Ich selbst halte sie für einen Geniestreich. Oh, diese Schlauheit von mir! Reita selbst ist sicherlich noch immer vollends davon überzeugt, dass sein Plan gelingen wird und ich nicht das geringste bemerkt habe. Er wird sich noch wundern. Bleibt nur noch eine Frage zu klären: Wie darauf reagieren? Option eins wäre natürlich einfach auf Durchzug schalten, den Bassisten nach Strich und Faden ignorieren und mich weiter von Uruha verwöhnen lassen. Option zwei hingegen wäre insoweit befriedigender, dass ich ihn erst komplett zur Sau und anschließend fertig mache, ihn danach ignoriere und mich weiter von Uruha verwöhnen lasse. Allerdings wäre da auch noch Option drei.... Als ich am nächsten Tag zu den Proben aufbreche, habe ich ein eigenartiges Gefühl in der Magengegend. Es ist ohne dass ich es mir erklären kann, eine gewisse Unruhe, die mich immer wieder dazu verleitet mir nervös die Haare aus dem Gesicht zu streichen oder verstohlen auf die Uhr zu schielen. Woher diese Nervosität allerdings kommt, kann ich mir beim besten Willen nicht erklären, genauso wenig wie einige andere Dinge in letzter Zeit. Immer öfters kommt es mir jetzt vor, dass ich mich an einige Abschnitte des Tages gar nicht mehr, oder nur noch verzerrt erinnern kann, genauso wie ich mich nicht mehr daran erinnern kann etwas bestimmtes getan zu haben. So hatte ich gestern Nachmittag zum Beispiel noch an einigen neuen Liedentwürfen gefeilt, doch als ich sie am Abend zusammen packen wollte, um sie für die Proben mitzunehmen, habe ich sie nicht finden können. Ich habe beinahe die komplette Wohnung nach den Blättern durchsucht, doch meine Schriften blieben unauffindbar. Heute Nacht habe ich mich deswegen vor lauter Missmut über meine eigene Schusseligkeit und Unordnung hin und her gewälzt. Mutter hätte mich für ein solches Betragen wochenlang gescholten, denn solche wichtigen Dokumente zu verlieren war ein Unding, welches nicht wieder gut zu machen wäre. Doch als ich heute morgen meine Gitarrentasche hinunter zum Auto tragen wollte, lagen eben jene vermissten Papiere oben auf der Schutzhülle im Flur. Es fehlte noch nicht einmal ein Blatt, ganz im Gegenteil, es waren sogar zwei mehr beschriftet, als bevor ich sie verloren hatte. Aber so langsam gebe ich es auf mich über Vorfälle dieser Art zu wundern, denn eine logische Erklärung erhalte ich ja doch nicht. Vielleicht schlafwandle ich ja. Mitten am Tag. Garantiert. Träum weiter, Aoi. Seufzend greife ich letztendlich nach meinen Autoschlüsseln – auch sie liegen an einer anderen Stelle, an der ich sie das letzte Mal zurück gelegt zu haben glaube – und mache mich daran mein Fahrtzeug aus dem vorzeitigen Ruhestand des fröhlichen „Vor-sich-hin-rostens“ zu erlösen. Selbstverständlich hätte ich auch wieder mit Uruha zusammen fahren können, aber aus einem mir unerklärlichen Grund sträubt sich alles in mir gegen diese Erwägung. Es ist beinahe so, als hätte sich ohne dass ich es bemerkt habe, eine unüberwindliche Mauer vor uns beiden aufgebaut. Anstatt wie früher mich mit SMS zu bombardieren, meldet Uruha sich überhaupt gar nicht mehr und hat beinahe jeden Kontakt abgebrochen. Wenn wir nicht zusammen arbeiten würden, könnte man meinen, er hätte das Land verlassen. Wenn ich es mir recht überlege, hat es begonnen, nachdem wir miteinander geschlafen haben. Ich weiß noch genau, wie ich aufgewacht bin und er war weg. Das letzte allerdings ist, wie ich hinaus in den strömenden Regen gehe, doch ab da fehlt mir die Erinnerung eines ganzen Tages, als hätte sie jemand ausradiert. Ein wütendes Hupen reißt mich aus meinen Gedankengängen und holt mich somit in die Realität zurück. Schnell drücke ich das Gaspedal durch und lasse die mittlerweile schon dunkelgrüne Ampel hinter mir, vor der ich gedankenverloren gestanden habe, ohne dass mir ihr Umschalten aufgefallen ist. Ich sollte mich beim Autofahren wohl besser konzentrieren. Nicht, dass ich nachher noch einen Unfall verursache. Und doch schweifen meine Gedanken immer wieder ab. Als ich letztendlich vor der Hintereingang der PSC parke, bin ich richtiggehend erleichtert, dass nichts weiter passiert ist, außer dass ich einem Lastkraftwagen an einer Kreuzung die Vorfahrt genommen habe und einem anderen Wagen beinahe hinten drauf gefahren wäre. Mit dem gleichen unguten Gefühl von heute morgen gehe ich langsam durch die verschachtelten Gänge des riesigen Gebäudes, grüße hier und dort Angestellte und wäre um ein Haar falsch abgebogen, ehe ich schließlich vor unserem Besprechungsraum Halt mache und schweren Herzens die Tür aufstoße. Wie es scheint bin ich der letzte, denn alle anderen sind bereits in ein tiefes Gespräch vertieft oder sitzen – wie in Reitas Fall – einfach nur auf einem Stuhl und starren Hohlräume in die Luft. Augenblicklich herrscht eine gedrückte Stimmung, denn sobald die anderen meine Anwesenheit bemerkt haben, unterbrechen sie hastig all ihre Gespräche und blicken verlegen zu Boden. Einzig Reita starrt mich gerade heraus an. Langsam lasse ich meinen Blick über sie alle streifen, ehe ich an Uruha hängen bleibe. Das geliebte Gesicht... Mit einem Mal ist es mir völlig verhasst. Wut kocht in mir hoch und ohne, dass ich es bemerke habe ich die Hände zu Fäusten geballt. Sie zittern. Mein Hals ist hingegen merkwürdig trocken und meine Augen sind zu Schlitzen verengt. Nur mit Mühe gelingt es mir schließlich mich zu beruhigen und mit noch größerer Anstrengung ein leichtes Lächeln in mein Gesicht zu schleifen. Ich habe es vor dem Spiegel geübt, seit ich dreizehn war. Ich weiß, dass es halten wird, wenn ich es erst einmal geschafft habe, es hervorzubringen. Den stechenden Schmerz in meiner Brust, als ich mein Herz gewaltsam verschließe, versuche ich zu ignorieren. „Guten Morgen, alle zusammen. Wartet ihr schon lange? Tschulligung, aber es gab `nen Unfall an der Kreuzung vor dem Gewerbegebiet, deswegen die Verspätung.“ Betont gelassen blicke ich ihnen alle der Reihe nach ins Gesicht, doch es erfolgt keine Gegenreaktion. Einzig Uruha beißt sich auf seine aufgeplatzten Lippen. Erst jetzt fallen mir die dunklen Ränder auf, die seine Augen zieren. Keiner der anderen grüßt zurück, mit Ausnahme von Reita, der mir ein zaghaftes Lächeln schenkt, welches ich umso strahlender erwidere. Scheinbar vollkommen ruhig schlendere ich langsam auf Uruha zu, ehe ich langsam sein Kinn anhebe und ihm einen sanften Kuss auf die Lippen drücke. Nichts. Ich fühle nichts mehr, außer blendenden Hass, der mich von innen heraus aufzufressen droht, wenn ich noch länger seine Haut berühren muss. Und doch koste ich noch ein wenig das berauschende Gefühl aus, zu spüren wie sich Uruhas Körper unter der sanften Berührung fürchterlich verspannt, er es allerdings nicht wagt, mich von sich zu schieben. Interessant. Noch immer breit lächelnd wende ich mich schließlich meiner Gitarre zu und mache mich daran sie zu verkabeln. Als ich fertig bin hat sich noch immer niemand sonst geregt. Erst nach einer weiteren Minute des Schweigens gibt sich endlich Reita einen Ruck und ihm folgen die anderen. Stumm beginnen wir mit der Probe und genauso stumm beenden wir sie wieder. Einzig Rukis Gesang durchdringt den Raum, ab und an unterbrochen von verhaltenen Ratschlägen Kais. Es ist, als hätte sich eine Wand zwischen uns allen ausgebreitet, eine undurchdringliche Kälte, die uns von einander abschirmt und schwer auf das Gemüt drückt. Erst als die Probe zuende ist und alle anderen in ihre Autos gestiegen sind, kann ich wieder durchatmen.. Ein beklemmendes Gefühl hat sich während der Proben in meinem Geist eingenistet, das sich auch nicht dadurch vertreiben lässt, dass ich die Augen zusammenkneife und einen stummen Schrei ausstoße. Angeblich soll das laut einem Psychologen-Artikel in meiner Fernsehzeitung helfen. Es hilft nicht. Ganz im Gegenteil, denn nun ist die bleierne Schwere in meinem Körper nur noch von größerer Präsens. Ich habe das Gefühl, etwas furchtbar wichtiges einmal gewusst, nun aber vergessen zu haben. Und dummerweise beschleicht mich das Gefühl, dass alle anderen darüber bescheid wissen, nur ich nicht. Ich konnte ihre Blicke während der Probe und auf dem Weg nach draußen förmlich an mir kleben, mich durchbohren fühlen. Mit einem resignierenden Seufzen fingere ich in den Tiefen meiner zahllosen Taschen um endlich meine Wagentür aufzusperren und nach Hause zu fahren, denn immerhin dunkelt es langsam am Horizont, als ich eine Hand an meiner Schulter spüre. Panisch springe ich zur Seite und stoße einen leisen – und wahrscheinlich auch ungehörten – Schrei aus. Mein Hals ist unangenehm trocken, während mein Herz sich zu überschlagen droht und meine Atmung rast als hätte ich einen tausend Meter Lauf hinter mir. Woher diese plötzliche Furcht kommt, kann ich mir nicht erklären, denn für gewöhnlich bin ich nicht so schreckhaft. Nein, Furcht ist noch nicht einmal das richtige Wort, denn es ist lähmende Angst, kalte Panik, die jeglichen klaren Gedanken in meinem Kopf verhindern. Ohne, dass ich mir erklären kann warum, verspüre ich ein tiefsitzendes Gefühl der Demütigung und der Selbstverachtung. „Aoi? Ist alles in Ordnung bei dir? Hab ich dich erschreckt?“ Wie durch einen Schleier hindurch nehme ich eine besorgte Stimme wahr und es scheinen Jahre zu vergehen, ehe ich letztendlich erkenne, dass es sich bei dem Sprecher um Reita handelt. Noch immer rast mein Herz und mit weit aufgerissenen Augen starre ich auf einen Punkt, den nur die Augen allein sehen können, während die Arme sich um den Körper schlingen und ihn beinahe zärtlich vor und zurück wiegen. Es ist ein angenehmes Gefühl in die Stille und die Dunkelheit um mich herum abzudriften, die alles andere in meinem Umfeld abschottet. Ich weiß, dass mich hier niemand verletzen kann. Ich will für immer hier bleiben. Ich möchte nicht mehr leiden müssen. Ich möchte niemals wieder diese Gesichter in meinen Träumen sehen müssen, grotesk verzerrt und furchteinflößend. Drei von ihnen einst geschätzt, eines unbekannt. Aber eines von ihnen, eines über das ich die meiste Zeit nachdenke, dieses eine fehlt. „Aoi.....“ Eine Stimme... Um mich herum. In mir drin. „Aoi....“ Sie soll weggehen. Sie stört mich. Ich will nicht zurück gehen. Nicht zurück zu den Schmerzen. Der Angst. Den Demütigungen. Dem Selbsthass. Und den Gedanken. „Aoi, jetzt sag endlich etwas...“ Nein. Denn meine Stimme verbrennt meine Kehle und betäubt meine Ohren. Nun höre ich nur noch Stille. Wie es scheint, hat Reita aufgegeben. Doch dann – „Yuu, wenn du dafür verantwortlich bist, lass ihn gefälligst in Frieden!“ Yuu? Ich kenne keinen Yuu. Ist er etwa die Person aus meinen Gedanken? Dieser mir unbekannte Mann, der mich an einen Gestank von Alkohol, Tabak, Schweiß und einen mir undeutbaren Geruch erinnert? „Lass ihn verdammt noch mal in Frieden. Schön, du hast ihm in der Vergangenheit geholfen, aber nun tue das ICH. Also lass ihn gehen.“ Gehen? Wohin? Ich bin doch hier. Ich bewege mich doch nicht weg. Ich stehe doch still; hier am Boden meines kleinen Brunnens. Es sind doch immer die anderen, die sich von mir entfernen... „Aoi! Wenn du mich hören kannst, dann schmeiß ihn gefälligst aus dir raus. Lass nicht zu, dass er das ständig mit dir macht. Wehr dich verdammt noch mal!“ Gratulation. Jetzt hast du es letztendlich doch geschafft die wohltuende Stille um mich herum zu vertreiben, den Schleier zu zerreißen. Dabei wollte ich doch hier bleiben, nicht mehr zurückgehen. Mit Schrecken muss ich feststellen, dass ich auf dem Boden knie und Reita mich an den Schultern rüttelt. Erst noch reichlich unscharf, fokussiert sich letztendlich mein Blick und voller Verwunderung blicke ich in das sorgenvolle Gesicht des Bassisten. Doch sobald er den prüfenden Blick bemerkt, senkt er den Kopf und tritt schnellen Schrittes beiseite. Wie vor den Kopf gestoßen starre ich ihn einfach nur an, doch als ich meine Reaktion letztendlich bemerke, drehe ich beschämt den Kopf zur Seite. Schon wieder habe ich das Gefühl etwas wichtiges verpasst zu haben. Doch ganz wie von selbst schleicht sich wieder ein Lächeln wie eine Maske in mein Gesicht, um diesen peinlichen Augenblick zu überspielen. Ich weiß zwar nicht, was vorgefallen ist, aber ein Lächeln hat bisher noch alles richten können. „Nun, Reita, ich... muss dann jetzt auch wieder los. Hab noch ne Menge Arbeit zuhause rumliegen, du verstehst...“ Mit einem entschuldigenden Lächeln drehe ich mich um und streiche mir dabei die Haare aus dem Gesicht, doch mit einem Mal erstarre ich. Betaste mein Gesicht. Es ist feucht. Ich muss geweint haben, aber warum? Ich hatte doch keinen Grund dazu... Ich taumle und muss mich an der Autotüre festhalten. Aus den Augenwinkeln sehe ich Reitas Hand hervorschnellen, doch stoppt sie mitten in der Bewegung. Verstohlen trockne ich mein Gesicht und tue so, als hätte ich die Hand des Bassisten nicht bemerkt, versuche meine eigene Unsicherheit zu überspielen. Meine jahrelang gepflegte Fassade hält auch dieses Mal. Noch einmal wende ich mich kurz um, bevor ich in das Auto einsteige und mich anschnalle. Reitas argwöhnischer Blick verfolgt mich auch jetzt noch. Ich nicke ihm freundlich zu und drehe den Schlüssel um, doch plötzlich schnellt die Faust des Bassisten hervor und klopft zaghaft an die Scheibe. „Hey.. Hast du Lust noch einen trinken zu gehen? Wir könnten... alte Akten bereinigen... also.. was ich sagen will ist..“ Sein Gesicht nimmt einen gequälten Ausdruck an. Ich habe Reita noch niemals herumdrucksen sehen. Er redet zwar eigentlich nie viel, aber wenn, dann sind seine Antworten knapp und präzise, haben Hand und Fuß. „Also, es ist nicht gut, wenn es Stress in der Band gibt!“ Erstaunt blicke ich von meinem Lenkrad hoch und gaffe ihn einfach nur an. ER erzählt MIR etwas von Stress in der Band? Wer behandelt mich denn, als hätte ich Lepra oder Cholera oder noch besser beides zusammen? Ich war heute sogar ausgesprochen freundlich zu allen. Da kann sich niemand beschweren. Ich ziehe einen Flunsch, mache den Motor aber letztendlich dann doch aus. Bitte, wenn er einen trinken will, kann er das tun. Wenn er meint ich verursache Spannungen ist das seine Schuld. Aber ich werde nicht so tun, als wären wir die unzertrennlichsten Sandkastenfreunde. „Na meinetwegen. In welcher Kneipe treffen wir uns?“ Für einen Augenblick glaube ich, ein siegessicheres Grinsen in Reitas Gesicht zu erkennen, aber eine Sekunde später ist es auch schon wieder verschwunden. Ich muss mich geirrt haben. „Na ja.. ich hatte eigentlich darauf spekuliert, dass du mich ja eigentlich mitnehmen könntest, wenn wir eh schon einmal den selben Weg haben. Mach dir um mein Auto keine Gedanken, das steht bei mir zuhause, Kai hat mich heute morgen mitgenommen. Man soll sowieso viel öfter Fahrgemeinschaften bilden.“ Ach daher weht der Wind. Ich hätte es mir ja fast denken können. Noch so ein Schnorrer, der bei den Benzinpreisen lieber auf einen Chauffeur umsteigt. Dass ich das selbst vor nicht allzu kurzer Zeit noch getan habe, muss ja niemanden interessieren. „Ach ja? Und was soll mich davon abhalten, dich nicht einfach zu Fuß laufen zu lassen?“ Spacken. Denkst du auf diese Art kann ich dich gleich besser leiden? So blöd kann doch keiner sein. „Erinnerst du dich? Wir wollten doch keine Spannungen in der Band aufkommen lassen?“ Verursache ich die denn? Wohl eher nicht. Ich fühle mich ja so was von im Recht. Griesgrämig starre ich ihn an, ehe ich mit einem zornigen Ruck meines Kopfes signalisiere, dass er sich setzen soll. Und zwar pronto, ehe ich es mir anders überlege. Die Antwort ist ein schiefes Grinsen. Zielsicher navigiert Reita mich durch unzählige Seitenstraßen und Gassen, von denen ich nie angenommen hätte, dass mein kleiner Smart da jemals durchpassen würde. Aber anscheinend kennt der Bassist sich besser mit Autos aus als ich es je könnte. Scheiß Peugeot-Besitzer. Zu guter letzt landen wir in einem kleinen verrauchten Pub, der mir nie aufgefallen wäre, wäre ich allein unterwegs gewesen. Hätte Reita mich nicht darauf aufmerksam gemacht, wäre ich geradewegs daran vorbei gelaufen. Ohne auf Reitas Proteste zu achten, steuere ich zielsicher die aller hinterste und dunkelste Ecke an, denn auch noch von irgendjemandem gesehen zu werden, wie ich mit dem Blonden einen trinken gehe, wie gute Freunde, wäre das letzte was ich gebrauchen könnte. Mein Leben scheint in letzter Zeit sowieso schon verquert genug zu sein. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# So, das war’s. Wieder ein Kapitel geschafft, auch wenn ich zwischendurch sehr oft mit dem Gedanken gespielt habe, die Fanfiction abzubrechen. Letzten Endes bin ich aber zu dem Entschluss gekommen, dass ich sie weiter machen muss, weil es ein Unding wäre, sie nach der langen Zeit, die ich nun schon daran schreibe, abzubrechen. Immerhin gibt es „Schlimmer geht’s immer“ nun schon über ein Jahr. Happy Birthday nachträglich... Kommentare sind wie immer geschätzt und geliebt. Also dann, wir lesen uns (wenn ihr wollt ^^) Kapitel 21: Ziehe erst den Balken aus deinem Auge und dann den Splitter aus dem Auge deines Nächsten ---------------------------------------------------------------------------------------------------- Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 21/? Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Aoi x ?, Uruha x Ruki (x Kai) Musik beim Schreiben: You and Me (Lifehouse), Chasing Cars (Snow Patrol), 5. März (Megaherz) Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T Anmerkung: Dieses Mal gibt es nicht viel zu sagen, außer dass ich mich wie immer über alle Kommentare bisher gefreut habe und hoffe, dass ihr mir auch weiterhin welche schreibt. Einen ganz besonderen Dank möchte ich an dieser Stelle xX-Yuu-Xx widmen, die mir das Lied „5. März“ von Megaherz bereitgestellt hat, das ich ausgezeichnet in meiner Geschichte verwerten und so den Handlungsstrang erheblich besser weiterführen konnte. Noch einmal ein herzliches Dankeschön dafür. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Kapitel 21: Ziehe erst den Balken aus deinem Auge und dann den Splitter aus dem Auge deines Nächsten Mit verschränkten Armen und einem Gesichtsausdruck, als würde ich in wenigen Minuten jemanden töten wollen, lasse ich mich auf die hinterste Bank des Pubs fallen. Es soll gar nicht erst den Anschein erwecken, als würde ich mich in Gegenwart des Bassisten wohl fühlen, ganz im Gegenteil, ich gebe mir sogar allergrößte Mühe meinen Missmut zum Ausdruck zu bringen. Soll Reita ruhig sehen, was ich von seiner Präsenz halte. „Also? Ich verursache Spannungen?“ Am besten immer gleich mit der Tür ins Haus fallen. Die Methode „Leuten-Dinge-durch-die-Blume-beibringen“ habe ich noch nie gemocht. Wenn man schon etwas zu sagen hat, dann sollte man das auch tun, wenn nötig mit dem Holzhammer. Doch anstatt zu antworten, winkt Reita eine Kellnerin heran. Es ist genau die Sorte Frau, die jeder Feministin einen Schlag ins Gesicht beschert hätte. Sie ist zweifellos hübsch, das stimmt. Dieses niedliche, grelle, ordinäre Mädchen mit den langen hellrosa Fingernägeln, den rosigfrischen Lippen, den gefärbten Haaren. Die billigste und verführerischste Puppe, die ich je gesehen habe. Alles an ihr erfüllt bis zur Perfektion das Klischee, vollkommen realisiert, vom Kaugummi, bis hin zum goldenen Fußkettchen. Es entgeht mir nicht wie sie ihn mustert. Neugierig. Immerhin trägt er noch immer dieses lächerliche Band um seine Nase. Erwartungsvoll. Anscheinend will diese Pute mehr von ihm wissen, als nur die Bestellung. Wobei sie charmanter ist als sie vielleicht gemusst hätte. Auch wenn ich Reita nicht leiden kann, man kommt nicht umhin zuzugeben, dass er nicht gerade hässlich ist. Im Gegenteil, wenn er will und sich Mühe gibt, kann er sogar extrem attraktiv sein. Diverse Photoshootings können das bezeugen. „Hallo. Was kann ich dir bringen?“ Anscheinend soll dieser nervige Augenaufschlag ihrer schweren Lider, wunderbar in Szene gesetzt durch reichlich Eyeliner und Mascara, wohl verführerisch sein, aber ich muss davon nur würgen. Dass ich auch an diesem Tisch sitze und Durst habe, scheint die Kellnerin wenig zu interessieren, denn sie guckt noch nicht einmal in meine Richtung. „Ein Wasser, bitte.“ Sanft lächelt er sie an und erst jetzt wird mir bewusst, dass ich Reita noch nie wirklich habe lachen sehen. Immer hat er eine Art Pokerface aufgesetzt, das er nur absetzt um ab und zu schief und dreckig zu grinsen. Das Lächeln scheint auch das Mädchen aus der Bahn zu werfen, doch fängt sie sich schneller. Selbstgefällig streicht sie sich eine Strähne hinter das Ohr und beugt sich ein Stück weiter nach vorne. „Bring ich dir sofort. Möchtest du nicht auch noch etwas essen? Ich kann die Nudeln wirklich sehr empfehlen, die sind heute besonders gut.“ Wenn du dich nicht gleich verpisst, zeig ich dir mal wie sehr ich meine Faust empfehlen kann. „Nur das Wasser, danke. Was möchtest du trinken, Aoi?“ Oh, der Herr bequemt sich mich auch mal ins Gespräch einzubeziehen. Immerhin war es ja seine Idee hierher zu kommen. Jetzt erst wendet die Kellnerin sich von Reita ab und blickt mich an, allerdings ohne das aufreizende Lächeln von eben, sondern mit einer abschätzig erhobenen Augenbraue. Sollte es einen Tiefpunkt auf meiner Stimmungsskala geben, so hätte sie soeben ihren Nullpunkt erreicht. „Ein Bier, wenn es nicht zu viel verlangt ist...“ Ein einfaches Nicken der Kellnerin folgt, dann dreht sie sich um, allerdings nicht ohne Reita noch ein verschwörerisches Lächeln zu schenken. Dumme Pute. Du sollst gefälligst arbeiten. Von mir bekommst du auf jeden Fall kein Trinkgeld. Gerade will ich wieder anfangen, Reita auf den Grund unseres Hierseins aufmerksam zu machen, als die blonde Kellnerin wiederkommt. Wie es scheint, hat sie sich sogar schnell den Lippenstift nachgezogen. Ohne mich anzusehen, stellt sie das Bierglas lustlos vor mich hin, Reita allerdings mustert sie mit dem selben ekelerregenden Lächeln wie vorhin. „Hast du es dir noch einmal überlegt? Sicher, dass du nichts essen möchtest?“ „Ja, danke.“ Die Kellnerin macht ein enttäuschtes Gesicht. Sicherlich hat sie sich den Verlauf dieses Gesprächs anders vorgestellt. „Nun, aber falls du es dir anders überlegst, kannst du mich jederzeit rufen.“ Als sie den Tisch verlässt um sich einem anderen Gast zuzuwenden, kann sie es nicht lassen, Reita kurz über den Arm zu streichen. Er zieht ihn zurück. Wenigstens etwas. „Die scheint aber ziemlich auf dich zu stehen.“ Verwundert blickt Reita mich an, ehe er kurz an seinem Wasser nippt. Ich habe mein Bier schon fast bis zur Hälfte aus. Und dabei sollte ich vorsichtig sein, denn viel vertrage ich nicht. „Wer?“ Ich rolle mit den Augen und trinke auch den Rest des Glases leer. „Die Kellnerin, wer denn sonst.“ „Oh.. die.. ist mir gar nicht aufgefallen.“ Mir bleibt die Spucke weg. Selbst ein Blinder mit einem Krückstock hätte das bemerken müssen. „Es ist dir nicht... ES IST DIR NICHT AUFGEFALLEN?! Hallo, wo lebst du denn? Willst du mich etwa verarschen, oder so?“ Ungläubig funkle ich Reita an. Also, wenn MICH eine Frau so ansehen und ganz offensichtlich anmachen würde, ich bin mir sicher, dass ich das selbst mit verbundenen Augen bemerken würde. Der Blonde zuckt allerdings nur gelassen mit den Schultern. „Nicht absichtlich. Mich gucken Frauen meistens so an, also kein Grund sich darüber Gedanken zu machen. Ich beachte es schon gar nicht mehr.“ Dieser... arrogante.... kleine.... Reita! Was glaubt er eigentlich wer er ist? Brad Pitt? Der ist auch hässlich! Nur weil er dieses hässliche Stoffband im Gesicht trägt, heißt das nicht, dass er deswegen gleich mehr wert ist. Ich wusste, dass es ein Fehler war, hierher zu kommen. Gelangweilt stütze ich den Kopf in die Hände. Dabei hätte ich etwas weitaus besseres für heute zu tun gehabt. Ich hatte noch ein wenig an einem neuen Liedentwurf feilen wollen, aber das kann ich heute wohl vergessen. Es sind die Blätter, die ich verlegt hatte, dann aber doch wieder gefunden habe, mit zweien mehr als zuvor. Sogar die Tabulatoren sind neben den Songtexten schon vorhanden. Vielleicht habe ich ja schlafgewandelt, als ich die Seiten beschriftet habe. Oder es war an dem Abend einfach schon zu spät, sodass ich vergessen habe, dass ich neue Entwürfe geschrieben hatte. „Willst du noch etwas trinken?“ „Hä?“ Keine sehr geistreiche Antwort, das weiß ich wohl, aber in diesem Augenblick fällt mir nichts anderes ein, als Reita mich anspricht. Mit rollenden Augen deutet er auf mein Bierglas. „Dein Glas. Es ist leer. Soll ich die Kellnerin rufen?“ Damit du wieder mit ihr rumflirten kannst? Nein, danke, da verdurste ich lieber. Das kann ja kein halbwegs normal zivilisierter Mensch mit ansehen. „Schon gut. Ich geh mir selbst etwas holen. Überanstreng dich nur nicht.“ Mühsam richte ich mich auf, nehme das leere Glas und gehe nach vorne nur Theke. Von hinterrücks höre ich noch ein gemurmeltes „Da will man mal nett sein....“ Reita... du bist nie nett. Und vor allem nicht zu mir. Ungläubig starrt die Kellnerin von vorhin mich an, als ich keine fünf Minuten, nachdem sie an unserem Tisch stand, schon wieder vor ihr stehe. Letztendlich greift sie aber dennoch nach meinem Glas und macht sich daran es neu aufzufüllen. Die hoffnungsvollen Blicke, die sie an unseren Tisch hinüber zu Reita wirft entgehen mir nicht, auch wenn ich sie weitestgehend zu ignorieren versuche. „Möchte dein hübscher Freund denn nichts neues trinken?“ „Er ist nicht mein Freund.“ Übellaunig fahre ich sie vielleicht ein wenig zu grob an, doch das ist mir im Augenblick herzlich egal. Ich habe im Moment einfach nur das Bedürfnis mich zu betrinken. „Und so hübsch ist er auch nicht. Unter seinem weißen Tuch quer über der Nase versteckt sich nämlich eine ziemlich ekelhafte Pustel-Krankheit. Furchtbar ansteckend. Besser du kommst ihm nicht zu nahe, sonst siehst du auch noch aus wie Frankensteins Braut.“ Ich weiß, dass ich mich im Augenblick mehr als nur unmöglich verhalte, aber das kratzt mich nicht sonderlich. Über den entsetzten und leicht angewiderten Blick des Mädchens bin ich sogar regelrecht amüsiert. Schnell drückt sie mir das Getränk in die Hand, als hätte sie buchstäblich Angst sich auch bei mir anzustecken. Mit federnden Schritten kehre ich an unseren Tisch zurück und lasse mich beschwingt auf meinen Platz fallen. Dass mein veränderter Gemütszustand nicht lange unbemerkt bleibt, hätte ich mir eigentlich denken können, denn kaum habe ich Platz genommen, blickt Reita verwundert auf. „Nanu? Du hast ja auf einmal so gute Laune. Hattest du eine Erleuchtung?“ Mein Grinsen wird sogar noch um eine Nuance breiter. „Kann man so sagen. Manchmal kann das Leben doch recht unterhaltsam sein....“ Reita zieht eine Augenbraue hoch, sagt aber nichts. Umso besser, denn von mir hätte er sowieso keine Antwort erhalten. Obwohl, es wäre interessant zu beobachten, was Reita sagen würde, wenn ich ihm erzählte, wie schnell man seine kleinen Liebchen von ihm vergraulen kann. Die Minuten, in denen wir einander gegenüber sitzen, ziehen sich wie Kaugummi dahin. Ich habe keine Lust mich zu unterhalten und auch Reita scheint den Versuch aufgegeben zu haben, ein freundschaftliches Gespräch aufzubauen. Schon zum zehnten Mal an diesem Abend blicke ich nun schon auf die Armbanduhr, muss aber einsehen, dass die Zeit davon auch nicht schneller vorüber geht. Es ist jetzt zwanzig nach neun. Ich frage mich, wie lange ich hier noch ausharren muss, ohne dass es unhöflich aussieht, wenn ich nach Hause gehe. „Also... Was meinst du zu dem neuen Liedentwurf?“ Leicht unfokussiert blicke ich auf und starre in Reitas Gesicht. Also hat er sich doch dazu entschlossen, ein neues Gesprächsthema anzufangen. Es dauert lange, bis ich antworte. Der steigende Alkoholpegel in meinem Blut scheint meine Denkfähigkeit einzudämmen. „Ich weiß nicht. Es ist nett, aber...“ „Aber das war es auch schon. So sehe ich das auch.“ Reita nickt zustimmend. Es ist das erste Mal, dass wir einer Meinung zu sein scheinen. „Es fehlt etwas. Es hat keinen Pep. Sicher, der Text ist nicht schlecht, aber er sagt nichts aus.“ Ja, genau das gleiche habe ich mir auch schon gedacht. Schon als Uruha den Entwurf in der letzten Probe vorgestellt hatte, fand ich ihn nicht berauschend, aber da das Bandklima in der Tat nicht gerade das beste ist, wollte ich keinen erneuten Streit vom Zaun brechen. Vor allem, da in letzter Zeit die Mehrheit sowieso schlecht auf mich zu sprechen ist. „Weißt du, Aoi... Als Ruki mich damals dazu überredet hatte, zu euch in die Band zu kommen, habe ich mir etwas erhofft. Ich dachte, dass so ein bunter Haufen voller Narren es doch verdammt noch mal fertig bringen müsste, die Spitze der Charts zu erklimmen! Aber irgendwie läuft zur Zeit alles aus dem Ruder. Wenn das hier so weiter geht, wird es The GazettE wohl nicht mehr lange geben...“ Verwundert blicke ich auf. Ich habe Reita noch nie so viel reden hören und schon gar nicht so tiefgründiges Zeug. Wie es scheint, hat er sich wohl ernsthafte Gedanken um die Band gemacht. Eine Band, die meine Familie geworden ist, nachdem meine eigene mir niemals ein Gefühl von Geborgenheit geben konnte. Aber auch eine Band, wegen der ich so langsam an meinem Verstand zweifle. „Wenn nicht bald etwas passiert, wird Kai die Band wohl demnächst auflösen.“ Obwohl ich es schon seit längerem geahnt habe, trifft mich Reitas direkte Formulierung wie ein Schlag ins Gesicht. Sicher, es gibt Spannungen zwischen uns in letzter Zeit. Ich habe Reita noch nie leiden können und auch gegenüber Uruha und den anderen fühle ich momentan nichts anderes als blendenden Hass und schreienden Selbstekel. Aber man sollte so wichtige Dinge nicht einfach beenden. „Was soll sich denn deiner Meinung großartig ändern? Ich habe mir nichts vorzuwerfen.“ Reita entweicht ein Seufzen. Wahrscheinlich hat er sich dieses Gespräch auch einfacher vorgestellt. Aber ich wollte ja von Anfang an nicht großartig mit ihm reden. „Das ist es ja gerade. Ich wollte mit dir reden, weil du wirklich am allerwenigsten von uns etwas verbockt hast. Ich... weiß, was zwischen dir und Uruha vorgefallen ist. Nein, Aoi, hör mir bitte zu. Ich weiß, dass es unverzeihlich war, was er dir angetan hat. Und ich schwöre dir, wäre ich in diesem Moment dabei gewesen, dann... dann hätte ich ihn...“ Voller Wut ballt Reita seine Hände, sodass sich die Fingernägel tief ins Fleisch bohren. Er selbst scheint den Schmerz gar nicht zu spüren, denn voller Hass, so scheint es, starrt er auf die Tischplatte. Seine Lippen sind nur noch ein schmaler, blutleerer Strich. Mein Herz hingegen rast wie verrückt. Wie elektrisiert sitze ich auf meinem Stuhl und habe mich leicht vorgebeugt, um auch kein Wort zu verpassen, denn anscheinend muss wirklich etwas zwischen Uruha und mir vorgefallen sein. Und Reita weiß davon. Aber was ist nur passiert? Es muss etwas furchtbares sein, denn sonst wäre der normalerweise so unterkühlte Bassist nicht dermaßen aufgebracht. Ohne verraten zu wollen, dass ich nicht die geringste Ahnung habe, wovon er redet, versuche ich mehr aus ihm heraus zu kitzeln. „Du warst aber nicht da, Reita. Und wieso hätte ich dich da haben wollen? Was hättest du davon gehabt, wenn du da gewesen wärest?“ Meine Worte klingen kalt. Viel kälter, als ich sie hatte hervorbringen wollen. Der Bassist zuckt zusammen. Mit einem Mal sieht er wirklich müde und elend aus. „Ich habe dir versprochen, dass ich dich beschützen werde. Und ich halte meine Versprechen, im Gegensatz zu anderen Leuten.“ Was ist das denn für ein abgedroschener Spruch? Ist ihm sein Wasser zu Kopf gestiegen? Vielleicht war es ja doch hochprozentiger Vodka? Ebenso kann ich mich absolut nicht daran entsinnen, dass er jemals so etwas zu mir gesagt haben soll. Und welchen Grund hätte er schon dafür? Er kann mich ja noch nicht einmal leiden. Schnell leere ich mein halbvolles Bierglas und ordere ein neues. Dass es mittlerweile mein siebtes ist, versuche ich zu verdrängen. Anscheinend kann ich Reitas Gegenwart besser ertragen, wenn ich angetrunken bin. „Aber wie dem auch sei. Ich wollte nur, dass du weißt, dass ich mit der ganzen Sache nichts zu tun hatte. Das ist alles auf Uruhas und Rukis Mist gewachsen. Ich habe es erst letzte Woche erfahren. Aber da war es schon zu spät... Das soll jetzt keine Entschuldigung sein, denn ich weiß, dass so etwas nicht wieder gut zu machen ist. Aber du solltest immerhin verdammt noch mal endlich von jemandem die Wahrheit hören!“ Ich weiß nicht, was ich darauf antworten soll. In meinem Kopf beginnt sich alles zu drehen und ich weiß, dass dieses Schwindelgefühl nicht vom Alkohol kommt. Irgendetwas in meinem Inneren scheint sich an die Oberfläche zu drängen, aber es erreicht sie nicht. Als würde eine Eisdecke über dem Ozean der Erinnerung ihr Auftauchen verhindern. Mir wird übel. Ich fühle, wie ich wieder von einem dunklen Schleier eingehüllt werde. Der Kopf ruckt und die Augen verengen sich, sodass der Gegenüber aus wütenden Augen angestarrt wird. Aber ich will mich nicht wieder davon beherrschen lassen. Ich weiß nicht, was jedes Mal passiert, aber immer fehlt mir danach ein Stück meiner Erinnerung. Die Hand greift nach dem Bierglas, damit ein neuer Schluck genommen werden kann, stoppt aber plötzlich mitten in der Bewegung, als wäre sie vor eine Wand gestoßen. Das Glas kippt um und der Inhalt ergießt sich über den ganzen Tisch, durchtränkt die Hose und hinterlässt ein klebriges Gefühl auf der Haut. Irritiert blicke ich auf den riesigen Bierfleck auf meinen Klamotten und drehe die Hand ein wenig im Licht, damit ich die Flüssigkeitstropfen besser erkennen kann. Ich kann mich nicht daran erinnern, das Bier umgestoßen zu haben. Ich blinzle, doch mit einem Mal wird mir die Situation bewusst und ich greife hektisch nach dem Serviettenspender um das Malheur aufzuwischen. Mittlerweile hat sich die klebrige Flüssigkeit sogar bis auf den Boden ausgebreitet. Das ganze ist mir furchtbar peinlich und immer wieder entschuldige ich mich bei der Kellnerin, die übelgelaunt und obszön schimpfend herbeigeeilt kommt. Wie es scheint ist sie schon seit geraumer Zeit recht unglücklich darüber uns als Gäste zu haben. Ich bin froh, als die Umgebung um uns herum wieder halbwegs trocken ist. Klebrig zwar, aber immerhin trocken. Schnell greife ich nach meiner Tasche um nachzusehen, ob zumindest ihr Inhalt verschont geblieben ist, wenn schon mein T-Shirt und meine Hose ruiniert sind, und entleere kurzerhand ihren kompletten Inhalt auf dem Tisch. Wie es scheint, ist aber noch alles heil geblieben. Es wäre schade darum gewesen. Gerade will ich die Sachen wieder zurück in die Tasche stopfen, als ein Stapel Blätter geradewegs unter meinen Fingern weggezogen wird. Ich werde bleich und will fester danach greifen, aber da hat Reita den Wisch schon in den Händen und streicht die verknitterten Seiten glatt. „Reita... Gib das wieder her.“ Meine Stimme zittert. Ich hatte nicht vorgehabt die Blätter irgendjemandem zu zeigen. Und schon gar nicht ihm. Fordernd strecke ich die Hand danach aus, aber mit einem Kopfschütteln tut Reita es ab. Mit geschürzten Lippen und zusammengezogenen Augenbrauen beginnt er den Text zu lesen, meine Bemühungen ihm das Blatt aus der Hand zu reißen ignoriert er. „Reita, gib es wieder her. Das geht dich nichts an.“ Meine Stimme wird lauter, doch der Bassist nickt einfach nur abwesend mit dem Kopf. So langsam werde ich richtig wütend. „Schön.“ „....“ „SCHÖN!“ Irritiert blickt Reita auf. Scheinbar ist er fertig mit lesen. Ich kneife die Augen zusammen und warte auf einen Lachkrampf oder Beleidigungen, doch zu meiner Überraschung bleiben sie aus. Langsam öffne ich die Augen wieder und blicke in sein sprachloses Gesicht. Was ist denn? So schlecht kann es doch auch wieder nicht gewesen sein! „Das ist.... Das ist richtig gut. Hast du das Ruki gezeigt?“ Nein. Wozu auch? Er würde mich doch garantiert auslachen. Ruki und Uruha schreiben hauptsächlich die Texte bei uns. Und jedes Mal empfinden sie es als persönliche Beleidigung, wenn man an ihren Liedern etwas auszusetzen hat. Also schüttle ich nur verhalten den Kopf. „Das solltest du aber! Ich meine, das hier ist wirklich... also das ist... das hat genau das Etwas, das in Uruhas Texten in letzter Zeit fehlt.“ Aufgebracht wedelt er mit den Zetteln vor meiner Nase herum. Ich habe ihn selten einmal so begeistert von etwas gesehen. Und dabei kann ich es noch nicht einmal nachvollziehen. Der Liedtext war eines der Blätter, an die ich mich nicht einmal erinnern kann sie geschrieben zu haben. „Ich meine das wirklich ernst, Aoi. Hör es dir doch mal an!“ Eindringlich starrt er mich an, bis ich beschämt die Augen abwende. Ich werde selten gelobt und deswegen ist es mir immer wieder peinlich. Vor allem wenn es von jemandem wie Reita kommt. Er allerdings setzt sich aufrecht hin und räuspert sich. Ich ahne böses. „Siehst du mich Hörst du mich Was hab ich dir getan Warum zerstörst du mich Fühlst du mich Spürst du mich Wenn du mich nicht mehr liebst Warum berührst du mich ? Brauchst du mich Sag glaubst du nicht Dass es besser ist Du lebst dein Leben ohne mich Erkennst du mich Verstehst du nicht Warum bist du überhaupt noch hier Was willst du noch von mir ?! Augen auf Wer sieht versteht wie gnadenlos die Zeit vergeht wie sich der Zeiger dreht unentwegt Du weißt nicht was du willst Du weißt nicht wo du stehst Weißt nicht woher du kommst Wohin du gehst Du weißt nicht was dich treibt Was am Ende für dich bleibt Warum bist du so blass so kalt so herzlos? Du weißt nicht mehr was du tust Weißt nicht woran du glaubst Sag mir wozu und ob Du mich noch brauchst Wenn's einfach nicht mehr passt Wenn du mich wirklich nur noch hasst Warum bist du noch hier Wofür ? Was willst du noch von mir? Siehst du mich Erkennst du mich Ganz tief in meinem Herz ist noch ein Platz für dich Ich suche dich Ich sehne mich Nach dem was ich geliebt hab Doch ich find es nicht Augen auf Wer sieht versteht wie gnadenlos die Zeit vergeht wie sich der Zeiger dreht unentwegt Viel zu lange Viel zu spät Sturm geerntet Wind gesät die Zeit vergeht unentwegt“ Ein Schauer läuft mir über den Rücken. Es hört sich eigenartig an, wenn Reita es vorliest. Vor allem, wenn er es mit solch einer Inbrunst und Überzeugung tut. Sein Blick scheint sich unter meine Haut zu bohren, als er mich mustert. Schnell schaue ich weg und nehme stattdessen einen tiefen Schluck von meinem Bier. „Es ist nichts besonderes... Einfach ein bisschen dahin gekritzelt.“ Ich versuche es herunter zu spielen, wie sehr mir dieser Text eigentlich am Herzen liegt, aber wie es scheint lässt sich Reita nicht beirren. Noch zweimal liest er es schnell hintereinander durch, ehe er mir nachdenklich den Entwurf zurück gibt. „Trotzdem. Du solltest ihn den anderen morgen auf jeden Fall zeigen. Vergiss nicht, sie waren auch schon begeistert, als du uns damals den Entwurf zu „Miseinen“ gezeigt hast.“ Ja, aber zu dem Zeitpunkt haben sie mich auch noch nicht gemieden wie die Sonne die Nacht. Es ist längst nicht mehr so einfach wie früher. Das Goldene Zeitalter ist endgültig vorbei. Falls es denn jemals eins gegeben hat. „Lass gut sein. Du brauchst gar nicht erst so tun. Was willst du überhaupt damit bezwecken? Du weißt, wie die Stimmung bei uns im Moment ist, die anderen werden ganz sicher nicht ‚begeistert’ sein. Und seit wann bist du so freundlich zu mir? Du kannst dir dein Gehabe sparen, ich werde nicht darauf hereinfallen.“ Missmutig blicke ich Reita an und lehne mich mit verschränkten Armen zurück. In letzter Zeit erscheint er mir sowieso mehr als nur merkwürdig. Eigentlich schon seitdem ich halbnackt in einem Bett neben ihm aufgewacht bin. Oder sogar schon früher? Als ich mich über seinem Bettrand erbrochen habe, hat er mir beruhigend über den Rücken gestrichen und sich auch sonst so ganz anders verhalten, als ich es von ihm gewöhnt bin. Aber wieso hat er es getan? Er hasst mich doch schließlich. Ich wage einen Blick in sein Gesicht, gucke aber augenblicklich wieder weg, als ich seinen Ausdruck bemerke. Blanke Wut steht darin geschrieben, doch versucht er sie verzweifelt vor mir zu verbergen. Seine Finger bohren sich mittlerweile in die Tischplatte. Ich habe das Gefühl den Bogen leicht überspannt zu haben, also leere ich schlussendlich mein Bierglas, nur um überhaupt irgendetwas zu tun zu haben. Lange Zeit starrt er mich einfach nur zornig an, ehe er langsam die Augen schließt und einen langen Seufzer ausstößt. Erstaunt muss ich zusehen, wie er den Kopf in den Händen verbirgt und ihn leicht schüttelt. Erst dann fängt er an mit leiser, zu meiner Verwunderung unendlich gequälten Stimme zu sprechen. „Du hast recht. Wahrscheinlich bin ich der letzte, der dir solche Ratschläge geben sollte. Und noch viel mehr sollte ich froh darüber sein, dass du mir nicht einfach so vertraust, denn dann... dann haben Leute wie Uruha nicht mehr ganz so leichtes Spiel. Am besten sollte ich mich einfach damit abfinden, dass unsere momentane Unterhaltung der äußerste Stand der Dinge ist, auf der wir kommunizieren können.“ Verwundert starre ich ihn einfach nur an. Leute wie Uruha? Ich kann mir absolut keinen Reim darauf machen, was er damit meinen könnte. Und habe ich mich gerade verhört, oder war da wirklich ein kleines bissen Bedauern in Reitas Worten? Könnte das etwa bedeuten, dass er sich vorstellt, dass wir uns besser verstehen könnten? Was für ein törichter Gedanke. „Ich wüsste nicht, weswegen wir das auf einmal ändern sollten. Falls du dich erinnerst, hast du von Anfang an wenig Wert auf eine gute Verständigung gelegt. Und jetzt kommst du auf einmal reuevoll angekrochen?!“ Wort für Wort schleudere ich ihm ins Gesicht, längst nicht mehr darauf achtend, dass meine Stimme mit jedem Mal lauter wird und meine Augen vor Zorn Funken sprühen. Reitas allerdings werden immer größer, bis er mich nur noch völlig verwirrt anstarrt. Dann aber spiegelt sich mit einem Mal Erkennen in seinem Gesicht wieder und ein ungläubiges Lachen entrinnt seiner Kehle. „Du meinst wegen diesem einen dummen Streich? Nur weil ich dich mit diesem bescheuerten Wortspiel wegen deiner Gitarre auf die Arme genommen habe, hasst du mich sosehr, dass du mir am liebsten... den Tod wünschst, wenn du könntest? Es war doch noch nicht einmal ernst gemeint!“ Mit verschränkten Armen blicke ich ihn trotzig an. Ja, vielleicht hat er recht. Vielleicht ist mein Verhalten wirklich kindisch und überzogen, aber er hat mich damals damit verletzt. Und ich bin ein sehr nachtragender Mensch. Mit zusammengekniffenen Augen mustere ich den Bassisten. Seine Atmung geht leicht gehetzt. Er ist immer noch wütend. Doch im Gegensatz zu ihm verliert sich mein Zorn nach und nach und je länger ich ihn betrachte, umso wärmer wird mir. Zweifellos muss es vom Alkohol kommen, der mir mehr und mehr ins Blut steigt. Immerhin habe ich die magische Grenze der Biere, die ich vertrage schon seit einiger Zeit überschritten. Eigenartige Gedanken schwirren in meinem Kopf herum, und ich lege mir vorsichtig je einen Finger an jede Schläfe. Vielleicht lassen sie sich weg massieren. „Aoi? Geht es dir gut? Hast du Kopfschmerzen?“ Reitas Stimme reißt mich aus meinen Gedanken und leicht unfokussiert blicke ich ihn an. Ich habe gar nicht gewusst, dass er blaue Augen hat. Blau mit ein paar schwarzen Punkten darin. Der äußere Rand um die Iris ist allerdings von einem elektrisierenden Grau. Ich starre ihn einfach nur an, ganz so als wäre es das erste Mal, dass ich ihn sehe und als müsse ich mir jede Faser seines Gesichtes genauestens einprägen. Als sich seine schmalen Augenbrauen aber plötzlich zusammenziehen und er eine Hand erhebt um sie mir an die Stirn zu legen, schrecke ich zusammen, rutsche sogar ein ganzes Stück auf meiner Eckbank zurück. Ich habe für einen kurzen Moment den Faden verloren und vergessen, wer mir da eigentlich gegenübersitzt. „Aoi? Ist dir schlecht? Komm, ich bringt dich raus.“ Rasch erhebt er sich und streckt seine Hand aus um mir aufzuhelfen, aber geistesgegenwärtig schlage ich sie zurück. Im selben Moment tut es mir schon wieder leid. Eine Tatsache, die mich noch mehr aus der Bahn wirft. Es tut mir leid?! Seit wann tut es mir leid, Reita zu verletzen und zurückzuweisen? Das habe ich allein in den letzten paar Minuten ein dutzend Mal gemacht. Ich glaube, der Alkohol steigt mir so langsam wirklich zu Kopf. „Schon gut. Mir geht es blendend. Kümmre dich um deinen eigenen Kram.“ Brüsk schleudere ich ihm diese Sätze entgegen, worauf Reita ein langes Seufzen entweicht und er die Augen abwendet. Als er mich nach endlos langen Sekunden wieder ansieht, weiche ich erschreckt zurück. Seine Augen sprühen vor Zorn und seine Hände zittern. Wie es scheint, kann er sich nur noch äußerst schwer unter Kontrolle halten. „Schön, wie du willst! Du legst es ja förmlich darauf an. Soll ich dir mal was sagen? Ich habe es wirklich versucht. Ich habe versucht nett zu dir zu sein, obwohl du mich von Anfang an nur wie ein Stück Dreck behandelt hast. Schön und gut, vielleicht hätte ich damals nicht diesen Witz mit der Gitarre machen dürfen, aber wer konnte denn ahnen, dass du so verdammt nachtragend bist. Es war ja noch nicht einmal ernst gemeint! Die ganze Zeit danach habe ich versucht mich bei dir zu entschuldigen, weil ich gesehen habe, dass du es nicht besonders lustig gefunden hast, aber du hast mir ja nie eine Chance dazu gegeben. Die ganze Zeit über hast du mich ignoriert oder unterschwellig beleidigt, ohne dass ich dir vorher etwas getan hatte! Weißt du, wie ich mich dabei gefühlt habe? Nein, das weißt du natürlich nicht. Bei dir machen immer nur die anderen Fehler, niemals du selbst. Ich weiß, dass es dir im Augenblick scheiße geht, deswegen wollte ich dir ja auch helfen. Ich bin mit dir hierher gefahren, um mich endlich einmal mit dir auszusprechen, aber du lässt ja niemals jemanden an dich heran. Selbst jetzt beharrst du noch immer auf deinem Standpunkt wie ein kleines Kind. Noch immer verehrst du Uruha wie einen Heiligen, obwohl er dich die ganze Zeit nur ausgenutzt und gedemütigt hat. Und noch immer hasst du mich, obwohl ich dir ernsthaft zu helfen versuche und einfach nur will, dass es dir gut geht! Was soll ich denn noch tun? Sag es mir! Soll ich mich in den Staub werfen und auf Knien um Verzeihung bitten, nur wegen eines einzelnen dummen Scherzes?! Ja, meinetwegen mach ich das, aber selbst dann wirst du es noch immer nicht begriffen haben, weil du engstirnig und verbohrt bist!“ Schockiert starre ich Reita an. Mit jedem Wort, das sich aus seiner Kehle gezwängt hat, ist er lauter und lauter geworden, bis er mir die letzen Sätze geradewegs ins Gesicht schreit. Mittlerweile hört uns das gesamte Lokal zu. Reitas Atem geht gepresst und seine Brust hebt und senkt sich schwindelerregend. Seine Lippen sind hingegen nur noch ein einzelner, blutleerer Strich. Ich kann mich nicht bewegen oder auch nur einen klaren Gedanken fassen. Noch immer klingen Reitas letzte Worte in meinem Kopf nach und erzeugen einen leichten Schwindel. Ich muss mich setzen. Ich habe das nicht gewusst. Ich habe nicht gewusst, dass er so empfindet. Ich hatte keine Ahnung, dass es ihn sosehr getroffen hat, wie ich ihn behandelt habe. Erneut versucht sich ein Schleier über meine Gedanken zu legen und zu gerne würde ich mich fallen lassen, abdriften in meine eigene kleine Welt am Boden des Schwarzen Brunnens, und nicht mehr in sein verletztes Gesicht sehen müssen. Aber ich kann jetzt nicht einfach so aufgeben. Ich will vor Reita keine Schwäche zeigen. Ich schließe die Augen und schüttle langsam den Kopf. Es ist unangenehm schwer regelmäßig ein und aus zu atmen und unerwartet anstrengend einen klaren Kopf zu behalten. „Oh Gott, Aoi. Entschuldige bitte, das.. das hab ich nicht sagen wollen. Es ist mir einfach so rausgerutscht, ich habe nicht weiter darüber nachgedacht.“ Unwillkürlich blicke ich auf und fange Reitas Blick auf. Er ist kalkweiß im Gesicht. Schnell schaue ich wieder weg, richte den Blick stattdessen auf meine Hände. Meine eigene Stimme hingegen ist nicht mehr als ein Flüstern. „Schon gut... Ich habe es gewusst. Ich habe es immer gewusst. Ich habe gewusst, dass ich verabscheuungswürdig bin...“ Harsch zieht Reita die Luft ein und knetet nervös seine Hände. Dann macht er zwei Schritte auf mich zu, hält aber kurz vor mir wieder an. „Nein, das bist du nicht. Ich habe nicht nachgedacht, als ich dir das alles ins Gesicht geschleudert habe, ich war einfach nur wütend. Aber nicht so sehr auf dich, sondern vielmehr auf MICH. Weil ich es einfach nicht geschafft habe, zu dir durchzudringen. Ich hätte das alles nicht sagen sollen.“ Hart muss ich schlucken, als ich diese Worte vernehme. Ich habe Reita noch niemals so sprechen gehört, nicht gewusst, dass er überhaupt in der Lage ist, derartige Gefühle zu zeigen. Für mich war er immer der Inbegriff der Männlichkeit, der Selbstbeherrschung, der absoluten Coolness. Und doch muss ich insgeheim zugeben, dass mir diese neue, verletzliche Seite fast genauso gut gefällt wie die andere. „Es war die Wahrheit. Du musst dich deswegen nicht entschuldigen... Niemand wird mich je lieben können. Uruha konnte es nicht, deswegen ignoriert er mich. Wahrscheinlich denkt er, dass ein offener Bruch für uns beide besser wäre... Wahrscheinlich bin ich dazu bestimmt für immer allein zu bleiben.“ Es fällt mir schwer es auszusprechen, auch wenn ich diese Tatsache tief in meinem Herzen schon immer gewusst habe. Reita selbst hat gerade die Gründe genannt. Weil ich verbohrt, engstirnig und nachtragend bin. „Das ist nicht wahr. Du... bist begehrenswert. Die Leute wären ziemlich dumm, wenn sie dich nicht wollen würden.“ „Ach ja? Würdest du mich wollen? Du weißt, dass ich kaputt bin. Aber weißt du auch wie sehr? Nein, du magst mich noch nicht einmal als Freund. Du hasst mich und ich habe diese Gefühle gefördert. Du würdest dich ekeln, wenn du mich als Freund hättest. Wahrscheinlich findest du mich als Schwuchtel eh abstoßend. Ich selbst kann mich noch nicht einmal leiden...“ Meine Stimme bricht und ohne dass ich es bemerke, fange ich an meine alten Narben an den Armen wieder aufzukratzen. Schon seit Wochen habe ich mich nicht mehr geritzt. Aber jetzt, jetzt jucken die alten Wunden, als riefen sie mich an, neue hinzuzufügen. Und ich weiß, dass ich diesem Flehen früher oder später nachgeben werde, sosehr ich mich auch dagegen sträube. Ich habe den Blick gesenkt, wage es nicht Reita in die Augen zu sehen. Ich fürchte mich davor, welchen Ausdruck sie haben könnten. Es graut mir davor, dass es Hass sein könnte. Hass, den ich sogar verdienen würde. Es ist still geworden. Aber ich wage es nicht aufzusehen, um mich davon zu überzeugen, ob Reita immer noch da ist. Doch plötzlich fühle ich eine warme, weiche Hand, die vorsichtig meine Fingernägel von den Narben des linken Armes wegzieht und beinahe zärtlich den Ärmel darüber streicht. Mein Herz droht zu kollabieren, und doch kann ich nicht leugnen, dass Reitas Berührungen zweifellos angenehm sind. Ich halte den Atem an. Es kann nur noch Sekunden dauern, bis Reita mich deswegen anschreien wird. So wie es schon diverse andere Leute getan haben. Mutter. Nee-san. Uruha. Sie alle habe ich enttäuscht. „Nein. Ich finde dich nicht abstoßend.“ Reitas Stimme ist leise und ruhig. Hat er die Narben denn nicht gesehen? Ist er denn nicht wütend darüber, dass ich mir willentlich Schmerz zugefügt habe? „Ich... kann dich sogar.. sehr.. gut leiden. Vielleicht sogar mehr als du denkst. Ich... Aoi, ich... ich wollte dir sagen, dass ich dich-“ „Wollen Sie jetzt endlich noch was trinken, oder kann ich endlich die Rechnung bringen?!“ #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Puh, wieder ein Kapitel geschafft xD So langsam komme ich in den Trott wieder rein glaube ich, denn ich war erstens schneller als letztes Mal und zweitens ist auch das Kapitel länger. Ich habe mir auch die ganze Geschichte noch einmal durchgelesen und dabei ist mir aufgefallen, dass ich die eigentliche Handlung dieser Story doch ein wenig aus den Augen verloren hatte. Ich hatte zum Beispiel völlig vergessen, warum Aoi wütend auf Reita war xD Den letzten Absatz hatte ich übrigens schon vor geraumer Zeit in meinem Webblog gepostet, weil ich den Dialog irgendwie im Kopf hatte und ihn nicht bloß nicht vergessen wollte ^^° Aber den meisten wird das wahrscheinlich eh nicht aufgefallen sein, auch wenn ich es interessant gefunden hätte zu wissen, was der/diejenige sich dabei gedacht hat. Und nur als kleine Randbemerkung: Von allen Charakteren ist mir mittlerweile Reita der liebste, denn er ist der menschlichste von allen. Auch wenn ich natürlich nicht leugnen kann, dass ich alle Personen auf ihre Art liebe, sogar Uruha oder Kai, die ja wohl die undankbarste Rolle erwischt haben xD Und wenn ich das so sagen darf, sie alle haben von ihrem Kernwesen her eine reale Person als Vorbild, nach deren Charakter ich sie teilweise forme. Legt diese Information aus, wie ihr wollt ^^ Allerdings würde es mir sehr interessieren, in welcher Beziehung ihr zu den Charakteren steht, welche euch die liebste ist, und mit welcher ihr undenkbar länger als fünf Minuten in einem Raum ausharren könntet. Also dann, wir lesen uns (wenn ihr wollt ^^°) Kapitel 22: Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht --------------------------------------------------------------- Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 22/? Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Uruha x Ruki (x Kai), Aoi x ? Musik beim Schreiben: Unsterblich (Luxuslärm), Don’t let go (Danity Kane), My Skin (Nathalie Merchant) Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T Anmerkung: Himmel, ich habe ein ganzes Jahr gebraucht, um das neue Kapitel von „Schlimmer geht’s immer“ hoch zuladen, sogar fast genau bis auf den Tag xD Erst einmal ein ganz großes Entschuldigung dafür, dass es so lange gedauert hat, aber die einzige Erklärung, die ich geben kann ist, dass ich das Kapitel etwa zu 70% fertig hatte, als es komplett gelöscht wurde, und ich von vorn anfangen musste. Dazu kam, dass ich kaum Zeit hatte und mich nicht wirklich mehr in Aoi und seine Situation hineinversetzen konnte, zumal ich das ganze letzte Jahr um The GazettE eher einen Bogen gemacht habe und mich gar nicht mehr wirklich mit ihnen anfreunden konnte. Aber da es mir das Herz gebrochen hätte, diese FF auf animexx als „abgebrochen“ zu kennzeichnen, habe ich mich letztendlich doch dazu gezwungen weiter zu schreiben, und ich muss sagen, es hat mir sogar im Endeffekt unerwarteten Spaß gemacht. Ich hoffe, dass euch dieses Kapitel hier gefällt und ich würde mich sehr freuen, wenn ihr ein paar Kommentare schreiben würdet, nur damit ich sehe, dass sich meine Mühen auch wirklich gelohnt haben. Ansonsten wünsche ich euch viel Spaß mit „Schlimmer geht’s immer“ ^^ #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Kapitel 22: Manchmal sieht man den Wald vor lauter Bäumen nicht Fordernd streicht die Hand über den halb entblößten Körper unter sich, fährt die Seiten entlang, kratzt über die empfindliche Haut, bevor die Stellen verlangend mit den Lippen bedeckt werden. Wieder und wieder schicken diese Berührungen leichte Stiche durch meinen Körper und lassen mich beinahe den Verstand verlieren. Und genau das ist es, was ich will. Leicht aufstöhnend presse ich mich an den Körper über mir, versuche jede Berührung zu intensivieren, als ich meine Hände in dem feuerroten Haarschopf verkralle. Mit geübten Fingern öffnen schlanke Hände meine Hose und greifen ohne jegliche Scham hinein, massieren ungeachtet des Stoffes meiner Boxershorts meine immer weiter anschwellende Erektion und bescheren mir einen Schauer nach dem anderen, der heiß und fürchterlich kalt durch meinen Körper rast. Unaufhaltsam legen sie die Kontrolle über meinen Körper lahm und schalten alle Denkvorgänge restlos ab. Ein leichtes Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen. Zynisch. Herabwürdigend. Nicht mehr denken müssen, alles vergessen, was passiert ist. Wen interessiert noch, was gestern war? Wer interessiert sich für alles andere? Ich habe das Gefühl zu verbrennen, genau an den Stellen, wo scharfe Fingernägeln immer und immer wieder über die empfindliche Haut kratzen und rote Male hinterlassen. Aber es ist gerade dieser Schmerz, der mich immer weiter in Ekstase verfallen lässt. Mittlerweile geht mein Atem gehetzt. Bilder tanzen vor meinem Auge, die ich nicht zuordnen kann. Nicht zuordnen will. Kalte Hände streichen über meine Brustwarzen. Kneifen hinein. Lassen sie sich aufstellen. Verursachen mir eine neuerliche Gänsehaut. Von meinen Gefühlen überwältig greife ich grob in den verstrubbelten Haarschopf und presse meinen Mund auf die roten Lippen, dränge meine Zunge in die warme Mundhöhle und versuche jeglichen Kontakt zu intensivieren. Die Antwort kommt prompt und heftig und holt mich unsanft auf den Boden der Realität zurück. „HEY! Ohne Küssen, so war der Deal, sonst kannst du es dir in Zukunft von jemand anderem besorgen lassen.“ Die Worte sind wie ein Schlag ins Gesicht und ich kann Blut schmecken, als die Hure mir auf die Zunge beißt. Mein Herz rast, doch nicht mehr vor Erregung, sondern wegen jenes Kloßes, der sich augenblicklich in meinem Hals breit macht. Ich versuche mich wieder zu beruhigen, lehne mich zurück gegen die Wand, an der ich noch vor wenigen Sekunden Halt gefunden habe und gebe der Prostituieren mit einem Wink meiner Hand zu verstehen, dass sie weitermachen kann. Ich habe schon verstanden. Und dennoch. Der Moment ist dahin. All jene Gedanken, die ich bis gerade noch halbwegs verdrängen konnte, strömen nun mit aller Macht und Intensität auf mich ein. Wieder fängt die Hure vor mir an, meine Erregung mit routinierten Bewegungen zu bearbeiten, aber so sehr ich es auch versuche, ich schaffe es einfach nicht mehr, mich fallen zu lassen und einfach nur zu genießen. >Nein. Ich finde dich nicht abstoßend. Ich... kann dich sogar.. sehr.. gut leiden. Vielleicht sogar mehr als du denkst. Ich... Aoi, ich... ich wollte dir sagen, dass ich dich- < Wieder dieser Satz. Als hätte ich einen Stromschlag erlitten, reiße ich die Augen auf und versuche alle Bilder zu vertreiben, die sich wieder einmal meinen Gedanken aufdrängen. Sie schnüren mir die Luft ab. Reita. Schon wieder. Wieso verfolgt er mich, selbst wenn er gar nicht in der Nähe ist?! Verschwinde doch einfach aus meinen Gedanken! Harsch schüttle ich den Kopf um die Gedanken zu vertreiben, schließe die Augen und beiße mir auf die Lippen um mich krampfhaft auf etwas anderes zu konzentrieren, als diesen Abend. Doch kaum habe ich die Augen geschlossen, taucht abermals sein Gesicht vor mir auf, als wolle es mich verhöhnen. Noch einmal versuche ich krampfhaft diese Bilder aus meinen Gedanken zu vertreiben, ehe ich letztendlich resigniert aufgebe. Es hat ja doch keinen Zweck. Langsam hebe ich meine Hände und lege sie sachte auf die Schultern der Prostituierten, doch anstatt sie noch weiter an mich zu drücken, was sie wohl zweifelsohne erwartet hat, schiebe ich sie vorsichtig aber äußerst bestimmt von mir fort. Ungläubig blickt sie mich an, ehe sie letztendlich verstehend nickt. Dann jedoch bricht sie plötzlich in zynisches Gelächter aus, als sie mich von Kopf bis Fuß mustert. Mit heruntergelassenen Hosen, halb aufgeknöpftem Hemd und zerzausten Haaren muss ich ein eigenartiges Bild abgeben. „Hah, ich wusste doch gleich, dass du eine Memme bist. Los, renn doch nach Hause und fick deine Mutter, du Wichser! Gib mir jetzt mein Geld, immerhin musste ich Zeit mit dir verschwenden und hätte schon zig andere Freier haben können, du-“ Meine Ohren beginnen bereits zu schmerzen, noch bevor diese vulgäre Person ihren Sermon zu Ende bringen kann, also fingere ich in meinen Taschen schnell nach Geld und drücke es ihr in die Hand. Ob es zu viel oder zu wenig ist, weiß ich nicht. Es ist mir aber auch egal. Doch anscheinend ist es in der Tat bei weitem zu viel gewesen, denn ungläubig zählt sie den Betrag wieder und wieder durch, ehe sich ein triumphierendes Grinsen in ihr Gesicht stiehlt. Ich jedoch ordne routinemäßig Kleidung und Haare und ohne sie noch einmal anzublicken, kehre ich ihr den Rücken zu und schleiche durch die hereinbrechende Dunkelheit davon. Es ist jetzt früher Abend. Da ich nicht weiß, was ich sonst mit meiner Zeit und meinen Gedanken anfangen sollte, beschließe ich letztendlich nach Hause zu gehen und zu schlafen. Schlaf, so denke ich, ist der einzige Zustand, in dem man nicht denken muss, nicht krampfhaft dazu gezwungen wird, bestimmte Gesichter vor seinem Inneren Auge zu vertreiben. Ich wünschte, ich könnte ihn heute Abend sehen. Natürlich nur um ihm ins Gesicht zu schreien, wie abstoßend und erbärmlich ich ihn finde. Und wie lächerlich ich es fand, dass er so herumgedruckst hat, um mir was auch immer zu sagen. Ich brauche ihn nicht. Ich brauche keinen, der mich auffängt, wenn ich falle, auch wenn es nur im Traum passiert ist. Er hat mich diese Klippe hinabstürzen lassen. Aber er hat sich entschuldigt. Letzte Woche. Er könne mich sogar ganz gut leiden, hat er gesagt. >Vielleicht sogar mehr, als du denkst. Ich... Aoi, ich... ich wollte dir sagen, dass ich dich- < Dass ich dich WAS? Dass ich dich sehr schätze? Dass ich dich in letzter Zeit als einen guten Kumpel kennen gelernt habe, mit dem man viel Spaß haben kann? Nein. Mit mir kann man keinen Spaß haben, denn ich bin immer derjenige, der den Spaß verdirbt. Das ist schon immer so gewesen. Und dank Mutter habe ich diese Charaktereigenschaft auch nie vergessen. Aber was bin ich für Reita? Was hat er mir sagen wollen? Was gibt es da denn noch?! Letztendlich bin ich zu Hause angekommen. Wie mechanisch schließe ich meine Wohnungstüre auf. Außer Atem bin ich von den Treppen nur noch selten. Ein leichtes Lächeln huscht über mein Gesicht, als meine Augen über das liebevolle Chaos auf dem Boden gleiten. So vieles hat sich seit meiner gemeinsamen Nacht mit Uruha verändert, denn obwohl ich früher ein passionierter Ordnungsfanatiker war, so stapelt sich seit geraumer Zeit alles in meiner Wohnung übereinander, als wäre ich ein besonders extremer Messi. Ob Reita wohl auch eine solche Unordnung beherbergt? Nein, ich denke nicht. Reita habe ich in den letzten Tagen und Wochen als einen Menschen kennen gelernt, der gerne alles unter Kontrolle hat. Und so wird er wohl auch die Ordnung in seiner Wohnung kontrollieren wollen. Aber ich habe mir ja bereits verboten, noch länger an ihn zu denken. Der eine Abend ist vorbei, und vorbei sollten auch die Minuten sein, die ich allein mit ihn während den Proben verbracht habe, immer wenn Uruha meine Anwesenheit nicht länger ertragen konnte und regelrecht fluchtartig den Raum verlassen hatte. Dabei wäre es sicher nur verständlich, wenn ich jede seiner Aktivitäten gemieden hätte. Er hat mich verletzt, indem er mich nach dem Sex einfach zurückgelassen hat, wie eine nur minder interessante Attraktion. Nur unbewusst nehme ich wahr, dass sowohl Fernseher als auch Radio noch immer laufen, obwohl ich mir sicher bin, dass ich erstens keines von beiden Geräten angestellt habe, und sie zweitens ganz gewiss ausgemacht hätte, bevor ich die Wohnung verlassen habe, wie ich es eigentlich immer tue. Aber ich kümmere mich nicht weiter um diesen Umstand. Würde ich mich jedes Mal darüber aufregen, dass wieder etwas passiert ist, das ich mir nicht erklären kann, so wäre ich den ganzen Tag beschäftigt. Also mache ich das Radio aus und ziehe vorsichtshalber auch noch den Stecker heraus, drehe den Fernseher leiser und stelle drei benutzte Teller in die Spülmaschine, obwohl ich genau weiß, dass ich die letzten Tage außer Haus gegessen habe und somit gar kein Geschirr benutzt haben kann. Aber ich wollte nicht darüber nachdenken. Nicht über den Fernseher, nicht über die Teller und schon gar nicht über Reita. „Reita...“ Ein leicht beschämendes Gefühl durchfährt meinen Körper, als ich den ehemals so verhassten Namen leise vor mich hin murmle. Noch nie habe ich ihn bewusst mit seinem Namen angesprochen, fällt mir ein. Immer habe ich so gut es nur eben ging versucht, zu vermeiden ihn direkt anzusprechen, mit ihm zu reden, ohne direkt auf ihn einzugehen, während ich ihm in Gedanken mehr oder minder freundliche Spitznamen gegeben habe. Den Namen nun laut auszusprechen, verursacht mir zu gleichen Teilen ein unwohles, aber auch ein angenehmes Kribbeln. Was er jetzt wohl gerade macht? Wahrscheinlich wird er wieder die ganze restliche Nacht damit verbringen sich eine angemessene Melodie zu meinem Liedtext aus den Fingern zu saugen, obwohl ich doch ganz genau weiß, dass wir den Song eh nie aufnehmen werden. Kai hat es doch schon oft genug gesagt. The GazettE wird sich auflösen. Daran gibt es nichts zu rütteln. Schon wieder. Schon wieder löst sich eine Verbindung, in die ich so viele Hoffnungen gesetzt habe. Schon wieder habe ich es nicht geschafft eine Freundschaft über längere Zeit aufrecht zu erhalten. Kai, Ruki, Uruha und ich sind längst keine Freunde mehr. Falls wir es denn jemals waren. Mittlerweile bin ich im Badezimmer. Mir ist kalt, denn eigenartigerweise trage ich nur noch Boxershorts, während alle meine restlichen Kleidungsstücke mal wieder durch die halbe Wohnung verstreut sind. Eigenartig. Ich habe gar nicht mitbekommen, dass ich mich ausgezogen habe und ich kann mir auch nur bruchstückhaft erklären, was ich hier im Badezimmer möchte, oder seit wann das Badewasser läuft. Aber es muss schon seit geraumer Zeit fließen, denn der Wasserpegel hat beinahe schon den obersten Wannenrand erreicht. Schnell lege ich den Schalter um und fühle die Temperatur. Sie ist annähernd perfekt. Gemächlich lasse ich nun auch meine Boxershorts zu Boden gleiten und steige vorsichtig in das dampfende Wasser. Die Wärme tut gut und mit der Zeit entspannen sich meine verkrampften Muskeln und meine Pulsfrequenz verlangsamt sich. Auch sie scheint seit geraumer Zeit chronisch erhöht zu sein. Wohlig schließe ich die Augen und lasse mich zurücksinken, versuche alle anderen Gedanken auszublenden. Ich will jetzt nicht denken müssen. Nicht über die Band, nicht über meine eigene Inkompetenz und auch nicht über Reita. Aber so sehr ich mich auch bemühe, ich kann die Gedanken einfach nicht vertreiben. Es ist frustrierend. So oft fehlen mir ganze Abschnitte eines Tages, an die ich mich nur noch verschwommen oder gar nicht erinnern kann, aber wenn ich genau diese Fähigkeit einmal anwenden möchte, muss mein Gedächtnis natürlich blendend funktionieren. Irgendwo im Haus klingelt mein Telefon, aber ich will nicht aufstehen und das warme Wasser verlassen. Soll doch der Anrufbeantworter angehen. Das Klingeln verstummt. Wie es scheint, hat der Andere aufgelegt. Nun, aber wenn es wichtig war, wird er es wohl zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal versuchen. Einige Zeit vergeht, ehe das Klingeln von neuem ertönt, und mit jedem neuen Ton würde ich den Anrufer am liebsten verwünschen. Fünftes Klingeln. Sechstes. Siebtes. Nach dem achten Klingeln springt endlich der Anrufbeantworter an. „Hallo. Hier ist Aoi. Hinterlass ‘ne Nachricht.” „Aoi, verdammt noch mal, ich weiß ganz genau, dass du da bist, also geh gefälligst ran! Wenn du denkst, dass ich nichts besseres zu tun hätte, als meinem missratenen Sohn die ganze Zeit hinterher zutelefonieren, hast du dich aber geschnitten. Aber so warst du schon immer – Unzuverlässig, unfreundlich und missraten. Wenn du nicht mein eigenes Kind wärst, würde ich schon längst nicht einmal mehr mit dir sprechen, aber als Mutter ist man ja nun einmal dazu verpflichtet dafür zu sorgen, dass sein Balg nicht irgendwo in der Gosse endet. Und was ist der Dank dafür? Nichts! Du ziehst mir und deinem Vater lediglich das Geld aus der Tasche. Kein Wunder, dass du keine Freunde hast, wer würde schon mit dir länger als nötig zusammen sein wollen?! Wenn du doch wenigstens noch ein bisschen wie dein Bruder und deine Schwester wärst, die sind nicht so verkommen, wie du. Ai ist wieder schwanger. Sie hat wenigstens etwas aus ihrem Leben gemacht, ist hübsch und bei allen beliebt. Und dann habe ich auch noch darunter zu leiden, dass du wie eine Schwuchtel herumrennst, und vermutlich auch noch eine bist! Wenn das die Nachbarn erfahren... Das wäre ganz allein deine Schuld, Aoi! Ich frage mich wirklich, was ich bei deiner Erziehung falsch gemacht habe, die anderen beiden sind ja auch nicht dermaßen missraten. Aber das sagen alle, dass du völlig verkorkst bist, die ganze Familie weiß das. Ich weiß gar nicht, warum ich eigentlich meine Zeit mit dir verschwende, das fällt sowieso alles auf fruchtlosen Boden, weil du nämlich engstirnig und verbohrt bist und ---“ Ein langer Pfeifton unterbricht den Sermon meiner Mutter. Die Kassette des Anrufbeantworters ist vollgesprochen. Die nun eintretende Stille ist drückend und legt sich schwer auf mein Gemüt. Langsam lasse ich mich in der Badewanne zurück gleiten und tauche schließlich ganz unter. Unterhalb der Wasseroberfläche ist alles so still, dass nur meine eigenen Gedanken überlaut erklingen. Mutter hat recht. Eigentlich muss ich ihr dankbar sein. Sie erinnert mich daran, dass ich schlecht bin, verkommen und widerlich. Mein Charakter, meine ganze Erscheinung ist abstoßend und schlecht. Das ist auch der Grund, warum sich niemals jemand auf mich einlassen würde, oder mich auch nur mögen könnte. Mutter hat schon immer recht gehabt. Daran wird sich niemals etwas ändern, ganz gleich, wie oft Reita mir auch das Gegenteil einreden möchte. Er kennt mich nicht. Er weiß nicht, wie ich wirklich bin, denn wenn er es wüsste, würde er sich von mir abwenden. Und doch gibt es einen verschwindend kleinen Teil, der verzweifelt versucht noch immer an das Gegenteil zu glauben. So langsam geht mir die Luft aus, doch ich will nicht wieder auftauchen. Noch nicht. Hier unter Wasser ist alles so viel angenehmer. Nur unbewusst nehme ich wahr, dass neues Wasser in die Badewanne läuft – anscheinend muss ich es wieder angestellt haben – und das Prasseln des selbigen fühlt sich an, als wären es noch immer die Vorwürfe meiner Mutter, die auf mich nieder gehen. Der Druck presst sich wuchtig auf die Schwere meines Herzens. Ich will einfach nur schlafen. Schlafen im Meer der Tränen. Aus dem ich nie wieder erwachen will... ... #+#+#+ So langsam begann Reita sich Sorgen zu machen. Bei dem letzten Bandtreffen vor drei Tagen hatte Kai endgültig das Ende von The GazettE bekannt gegeben und die Reaktionen waren durchgängig wie vorhergesehen gewesen. Während Uruha, Ruki und Kai sehr erleichtert zu sein schienen, dass sie auf diese Art erfolgreich ein Problem bewältigt hatten, hatte in Reita nur noch Wut regiert. Er hasste die Drei für das, was sie Aoi angetan hatten und würde es ihnen niemals verzeihen können. Ihre gleichgültige Art bezüglich den letzten Ausschreitungen brachte das Fass letztendlich zum überlaufen. Erst gestern hatte er wieder den Drang verspürt, einen von ihnen zu verprügeln. Einzig Aoi schien die Auflösung der Band aufrichtig zu bedauern. Vielleicht lag es an Yuus Einfluss auf ihn, und in diesem Fall war Reita ihm sogar bis zu einem gewissen Grade dankbar dafür, dass Aoi sich offenbar nicht mehr an all das Schlechte der letzten Monate erinnern konnte, doch für gewöhnlich betrachtete Reita jeden von Yuus Auftritten als persönliche Beleidigung. ER wollte es sein, dem Aoi sich anvertraute. ER wollte es sein, der ihn aus den Tiefen seiner Gedankenwelt holte. Und ER wollte es auch sein, der immer in seiner Nähe war, um auf ihn aufzupassen, ihn zu trösten und ihn wieder zum Lachen zu bringen. Reita wusste, dass er es konnte, Aoi müsste ihm nur endlich einmal eine Chance geben! Umso verwunderter war er gewesen, als er vor etwa einer halben Stunde einen Anruf des Gitarristen erhalten hatte, der eher beunruhigend als zufriedenstellend gewesen war. „Reita? Ich brauche dich. Kannst du kommen?” Der Knackpunkt an der ganzen Angelegenheit war, dass nicht Aoi bewusst angerufen hatte, sondern, dass es Yuu gewesen war, der den Anruf getätigt hatte. Innerhalb der letzten Monate hatte Reita den Wechsel der beiden so oft mit angesehen, dass er sie mühelos unterscheiden konnte. Yuus ganze Haltung war selbstbewusster, nahezu aggressiv, aber auch stolz und wissend. Beinahe immer spielte ein spöttisches Lächeln um seine Lippen und sein Blick war stechend. So sehr sein ganzer Charakter auch anziehend und einnehmend war, Reita verlangte es trotz allem nach Aoi. Der verletzliche, schutzbedürftige, aber auch so ungemein stolze Aoi, der es sich selbst verbat, jegliche Schwächen zu zeigen. Auch wenn Uruhas Vergehen an Aoi nun schon mehrere Monate zurücklag, und noch nicht einmal Aoi sich daran zu erinnern schien, kochte in Reita die kalte Wut hoch, wann immer er daran dachte. Nicht auszudenken, was geschehen wäre, hätte Reita Aoi nicht an jenem Abend zufällig aufgelesen, als dieser versucht hatte, sich mit einer Glasscherbe die Pulsadern zu öffnen. Voller Wut im Bauch war er an jenem Abend zu Uruha gefahren, um ihn zur Rede zu stellen, für das, was er Aoi angetan hatte, als er den Gitarristen wie in Trance über die Straße hatte wandeln sehen. Es hatte ihm das Herz gebrochen, ihn so verzweifelt anzutreffen. In diesem Augenblick hatte Reita sich geschworen, Aoi vor allem Unheil zu beschützen, auch wenn Yuu diesen Posten für sich einzunehmen versuchte. Aus diesem Grund hatte der Bassist keine Sekunde gezögert, als Yuus Anruf bei ihm einging, und war voll böser Ahnungen unverzüglich zu Aois Wohnung aufgebrochen. Die Wendeltreppe bis zur Wohnungstür nahm er im Sprint, ohne sich zu gestatten, auf seine immensen Seitenstiche zu achten. Wenn sogar Yuu bei ihm anrief, obwohl sich mit der Zeit eine gewisse Rivalität zwischen den beiden entwickelt hatte, konnte es nicht gut um Aoi stehen. Ungeduldig klingelte Reita, und noch ungeduldiger wartete er darauf, dass die Tür geöffnet wurde, doch nichts regte sich. Kein Laut drang aus der Wohnung heraus, der darauf schließen lassen konnte, dass die Tür in nächster Zeit geöffnet werden würde, also versuchte der Blonde es ein zweites und ein drittes Mal, ehe er letztendlich Sturm klingelte. Nichts. Eigenartig. Yuu hatte ihn doch selbst hierher bestellt, wieso war dann keiner Zuhause? „Aoi? Komm, mach auf!” ... „Aoi..? Ich weiß, dass du Zuhause bist.“ Stille. „Dann halt Yuu! Was soll das denn?! Wenn du nicht mit mir reden willst, warum hast du mich dann angerufen?!“ Reita war sauer. Dieser Scherz war eindeutig geschmacklos und verbesserte nicht gerade seine Meinung über Yuu. Gerade wollte er wutentbrannt und enttäuscht von sich selbst das Treppenhaus verlassen, als er ein leicht platschendes Geräusch vernahm. Verwundert sah er nach unten und sah eine stetig wachsende Wasserlache, die aus Aois Wohnung zu kommen schien. Nur kurz gestattete Reita sich einen Moment der Verwunderung, indem er skeptisch die Augenbrauen zusammenzog und die Stirn in Falten legte, dann riss er plötzlich die Augen auf. „AOI! Aoi, kannst du mich hören? Mach die Tür auf!“ Laut hämmerte er gegen die geschlossene Wohnungstür, doch noch immer regte sich nichts, während die Wasserlache auf dem Flur sich immer weiter vergrößerte. Reita brach der Schweiß aus. Noch einmal schlug er mit der Faust gegen die Tür und rief abwechselnd Aois und Yuus Namen, doch nichts davon brachte in irgendeiner Weise den gewünschten Erfolg. Schließlich schien ihm als einzige Möglichkeit übrig zu bleiben, die Tür einzutreten, und dass bevor Aoi eventuell worin auch immer ertrunken sein konnte. «Bitte, lass ihn nicht tot sein... Bitte, lass ihn nicht ertrunken sein.» Wie eine Beschwörungsformel sagte sich Reita diesen Gedanken in seinem Geiste immer wieder, als er Anlauf nahm und sich mit aller Kraft, die er aufbringen konnte, gegen die Tür warf. Ein stechender Schmerz durchzuckte seinen Arm, als Fleisch auf Holz traf, doch außer einem dumpfen Aufprall hatte sich nicht ergeben. Schwer atmend ging er abermals einige Schritte zurück, ehe er es aufs Neue versuchte. Und dann, endlich, gab die Tür nach dem fünften Versuch nach und der Bassist fiel kopfüber in die Wohnung hinein. Schnell rappelte er sich auf und sah sich um. Das Chaos, das im Eingangsbereich herrschte, war unbeschreiblich. Bücher, Videospiele, diverse Einrichtungsgegenstände, aber auch lose Blätter lagen kreuz und quer zwischen Müll und leeren Imbissschachteln verstreut, die langsam aber stetig durch den steigenden Wasserpegel fortgeschwemmt wurden. Das Herz rutschte Reita geradewegs in die Hose. Schnell durchquerte er mit wenigen Schritten den Raum, bis er letztendlich im Badezimmer stehen blieb. Das Wasser der Badewanne lief unerbittlich weiter, obwohl das Fassungsvermögen bereits erreicht war und sich immer weiter über den Fußboden ausbreitete. Gerade wollte der Blonde erleichtert aufatmen, in der Annahme, dass Aoi nur vergessen hatte, das Wasser abzustellen, als ihm ein schwarzer Fleck unter all dem weißen Schaum in die Augen fiel. Es war, als würde Reita geradewegs den Boden unter den Füßen verlieren, als er die Situation mit einem Mal in seiner vollen Tragweite erfasste. Mit einem Schritt stand er neben der Wanne und zog verzweifelt an etwas, das er als Aois Arm zu identifizieren glaubte. Er konnte nicht mehr denken. Keuchend vor Anstrengung zog und zerrte er den leblosen Körper aus dem Wasser, und hievte ihn auf den überschwemmten Badezimmerboden. Dass das Wasser noch immer lief, störte ihn nicht. Aois Gesicht war blau angelaufen, seine Augen und sein Mund lila umrandet und seine Haut von dem Seifenwasser ganz aufgeweicht. Er atmete nicht mehr. Wie betäubt presste Reita seine Hände auf Aois Brustkorb und drückte sie nach unten. Wieder und wieder übte er Druck aus, ehe er Aois Nase zuhielt, seinen Kopf leicht nach hinten drückte, um die Atemwege von der Zunge zu befreien und versuchte durch den Mund Luft in Aois Lungen zu pumpen. Er fühlte, wie sich dessen Brustkorb mit jedem Luftschwall leicht hob und senkte, doch ansonsten bleib der Körper unter ihm unverändert bewegungslos. Bewegungslos und kalt. «Nein... Tu mir das nicht an, Aoi... Komm schon. Komm schon. Du darfst nicht einfach sterben. Das kannst du nicht machen! Das kannst du doch nicht machen...» Heiße Tränen benetzten seine Augen, als Reita wieder dazu überging, Aois Brustkorb nach unten zu pressen und wieder zu entlasten. Die Anstrengung trieb ihm zusätzlich Schweiß auf die Stirn. „Mach schon... Aoi... . Mach… schon… .“ Wieder presste er seine Lippen auf Aois, um ihn zu beatmen, ungeachtet der bunten Punkte, die mit der Zeit vor lauter Anstrengung vor seinem Inneren Auge tanzten. Doch er wollte nicht aufgeben. Er würde es sich nie verzeihen, wenn er es nicht schaffen würde. Und er musste es schaffen! Wie mechanisch erfolgte der Wechsel von Beatmung zu Herz-Massage, von Herz-Massage zu Beatmung und wieder zurück. Kein Gedanke wurde daran verschwendet, dass es eventuell schon zu spät sein konnte, doch mit der Zeit ohne jegliche Veränderung wurde Reita immer verzweifelter. „Komm schon, Aoi. Tu mir das nicht an. Tu mir das... nicht an... Ich liebe dich, Aoi... Tu mir das nicht an...“ 1 2 3 .. 15 16 ... Wechsel ... 7 8 9 .... 14 ... Wechsel ... 11 16 Wechsel ... „Ich liebe dich, Aoi... Ich liebe dich.... Lass mich nicht allein zurück...“ #+# „Du bist dann also der zweite Gitarrist, darf ich das gute Stück mal sehen?“ „Hey Reita! Wie kannst du es wagen Aoi aufzufangen?“ „Weißt du denn gar nicht, was die PSC ist?!“ „Von den Bildern will ich unbedingt Abzüge haben, geht das? Aoi und ich sind nämlich zusammen, ich konnte mich einfach nicht beherrschen.“ „Ich habe dir doch gesagt, dass ich es schaffen würde, Ruki. Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie es war, Aoi zu ficken! So eine süße, willige Jungfrau. Du hast die Wette verloren, mein Schatz.“ „Kannst du mich hören, Aoi? Bitte... Gib mir das Glas.“ „Also erzähl mir nicht, dass du nicht auch daran denkst, deinen Schwanz in unseren Arsch zu rammen.“ „Hast du etwa vergessen, was er dir angetan hat?!“ „So hart habe ich ihn überhaupt nicht rangenommen, seine Schuld, wenn er nichts verträgt. Außerdem ist es doch besser, wenn ein Freund ihm vor Augen führt, wie leichtgläubig er ist, als wenn das irgendein Wildfremder tut und er auf offener Straße von irgendeinem schmierigen, fettleibigen Kerl vergewaltigt wird, findest du nicht auch?“ „Mein Name ist Yuu. Freut mich dich kennen zu lernen.“ „Wenn nicht bald etwas passiert, wird Kai die Band wohl demnächst auflösen.“ „Ich... kann dich sogar.. sehr.. gut leiden. Vielleicht sogar mehr als du denkst. Ich... Aoi, ich... ich wollte dir sagen, dass ich dich-“ „Reita? Ich brauche dich. Kannst du kommen?” #+# ... ... Es tut so weh... Der Schmerz. Ich kann nicht atmen. Es brennt so sehr in meiner Kehle, in meiner Brust, in meinem Herzen. Ich kann mich nicht bewegen. Selbst das Denken fällt mir schwer. Und doch... Ein warmer Luftzug umspielt meine Lippen, drängt sich in meine Mundhöhle und lässt meinen Brustkorb sich aufblähen. Dann wieder der Schmerz. Meine Brust wird zusammen gepresst. Alles tut weh. Ist dies der Tod? Ich will nicht sterben. Ich habe es ihm noch nicht gesagt. Ich muss es ihm doch noch sagen. Dass ich ihn nicht mehr hasse... Dass ich bei ihm bleiben will... Plötzlich verkrampft sich alles in meinem Inneren. Der Schmerz wird unerträglich. Ich will schreien und reiße den Mund auf, als sich etwas aus meinem Magen nach oben kämpft. Keuchend und hustend muss ich mich übergeben und spucke Unmengen an Wasser. Mein Körper gehorcht mir nicht mehr, als ich zitternd und unkontrollierbar immer mehr Wassermassen erbreche. Irgendwoher höre ich eine Stimme, doch ist sie zu leise, um sie zu verstehen. Ansonsten ist alles still; ich kann nur mein eigenes Keuchen und Gurgeln vernehmen, ehe ich mich schließlich völlig entkräftet zurücksinken lasse. Mein ganzer Körper zittert. Mir ist so kalt. Noch immer fühle ich das Brennen in meiner Brust, das wie Feuer zu lodern scheint, während sich ein undurchlässiger Schleier über meine Gedanken gelegt hat. Müde versuche ich die Augen zu öffnen, doch gelingt es mir erst nach mehreren Versuchen. Meine Augenlider sind so schwer und drohen immer wieder zuzufallen. Ich fühle, dass ich in den Armen gehalten werde, denn ich fühle die Wärme des Anderen, die sich nach und nach auf mich zu übertragen scheint. Eine warme, vertraute Hand streicht mir immer wieder über das Gesicht, während eine leise Stimme mir beruhigende Worte ins Ohr flüstert. Wieder habe ich das Gefühl einzuschlafen, doch noch einmal versuche ich es die Augen zu öffnen. Alles um mich herum ist verschwommen, und es fällt mir schwer Konturen auszumachen, doch mit der Zeit wird mein Blick klarer. „Reita...“ Meine Stimme klingt rau und brüchig und verursacht ein schmerzhaftes Kratzen im Hals. Und doch habe ich ihn erkannt. Ihn, der mich in den Armen hält und mich mit Tränen in den Augen anblinzelt. Warum weinst du? Wegen mir? Das musst du nicht... „Aoi?“ Auch seine Stimme klingt belegt und ist nicht mehr als ein Flüstern. Sein gequälter Blick bohrt sich geradewegs in den Meinen, sodass ich den Blick nicht abwenden kann und schon wieder scheint mein Magen zu rebellieren. Doch dieses Mal muss ich mich nicht erbrechen. Er ist unglaublich schön. Das Tuch, das für gewöhnlich seine Nase umspannt, hat sich gelockert und liegt nun lose um seinen Hals. Es offenbart eine kleine, wohlgeformte Nase, ganz anders, als ich sie mir immer vorgestellt habe und doch absolut perfekt. Doch plötzlich verzieht Reita abermals vor Schmerz das Gesicht und lässt den Kopf auf meine Brust sinken, vorsichtig jedoch, ohne mich beim Atmen zu behindern. Sein ganzer Körper schüttelt sich, doch kann ich die Tränen nun nicht mehr erkennen. Es kostet mich meine ganze Kraft, um die Hand zu heben, sie behutsam auf Reitas Rücken zu legen und ihm tröstend darüber zu streichen. „Ich... hatte so Angst um dich... Ich dachte, ich würde dich verlieren. Ich dachte... Ich dachte...“ Wieder ertönt ein lautes Schluchzen, das ihn am Weitersprechen hindert und ein erneutes Beben durchläuft seinen Körper. Er tut mir so unsagbar leid. Wie hatte ich nur jemals schlecht von ihm denken können? „Ich liebe dich, Aoi. Ich habe dich von Anfang an geliebt. Es... es macht nichts, wenn... wenn du mich nicht liebst... Aber... gestatte mir nur noch ein wenig, dich in den Armen zu halten. Danach werde ich dich niemals wieder belästigen. Die Hauptsache ist, dass... dass du lebst, Aoi...“ Eine plötzliche Wärme durchströmt meinen Körper, heißer, als es nicht einmal Tee vermocht hätte. Für einen Moment vergesse ich zu atmen, doch augenblicklich muss ich wieder husten. Alarmiert richtet Reita sich wieder auf und blickt mich sorgenvoll an, doch beruhigt er sich bald wieder, als der Anfall nachlässt. Doch dafür schlägt mein Herz nun umso schneller und ein nicht unangenehmes Kribbeln breitet sich ein meinem ganzen Körper aus. Es macht nichts, dass ich vollkommen nackt vor ihm auf den kalten Badezimmerfliesen liege, oder dass das Badewasser noch immer läuft. In keinem Augenblick wäre ich glücklicher, als in diesem. Wieder will Reita zum Sprechen ansetzen, doch unterbreche ich ihn, indem ich ihm zaghaft einen Finger auf die Lippen lege, ihm dann vorsichtig über die Wange streiche und schwach die Hand in seinen Nacken lege. Langsam ziehe ich in zu mir hinunter, während mein Herz sich vor Aufregung zu überschlagen droht. Als sich letztendlich unsere Lippen berühren, habe ich das Gefühl, vorhin wirklich gestorben zu sein. Weich und vorsichtig legen sich Reitas Lippen auf meine, bereit jederzeit wieder zurückzuschrecken, und gerade dieses zaghafte Gefühl raubt mir abermals den Atem. Reita zu küssen ist mit Uruha nicht zu vergleichen. Denn während bei Uruha immer die Lüsternheit und das Verlangen im Vordergrund standen, drängt Reita mich zu nichts, sondern ist einfach nur da, spendet Wärme. Als wir uns wieder voneinander lösen, liegt sowohl auf meinen als auch – zu meiner freudigen Überraschung – auf seinen Wangen ein dezenter Rotschimmer. Und doch fühle ich die Müdigkeit mit aller Kraft zurückkehren und es fällt mir immer schwerer, die Augen weiterhin offen zu halten. So lasse ich sie langsam zugleiten und schmiege meinen Körper näher an Reitas. Meine Stimme ist nicht mehr als ein Flüstern, als ich Reita leise bitte, diese Nacht nicht fortzugehen, sondern bei mir zu bleiben. Seine ebenfalls geflüsterte Antwort vermag ich jedoch nicht mehr zu hören. Ich bin letztendlich eingeschlafen. „Ja, ich werde bleiben. So lange du möchtest.“ #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Einige Leute haben mir unterstellt, ich sei gar nicht in der Lage etwas Romantisches bzw. eine Szene mit Happy End zu schreiben, aber ich denke, ich habe es ganz gut hinbekommen und bewiesen, dass ich sehr wohl fähig bin, ein fröhliches Ende zu schreiben. Mittlerweile hatte ich schon gar nicht mehr daran gedacht, dass Reita und Aoi jemals zueinander finden würden, aber es ist gut, dass es nun doch noch so gekommen ist. Ich hoffe, dieser letzte Teil kam nicht allzu plötzlich. Da ich ja wusste, dass er irgendwann kommen würde, fürchtete ich, ihn entweder zu früh eingebaut zu haben und euch damit vor den Kopf zu stoßen, oder euch mit zu langen Ausschmückungen zu langweilen. Nun ja, da ich euch nicht länger aufhalten möchte, nur noch eines: Es wird noch ein Kapitel kommen, und zu guter Letzt noch ein Epilog. Damit wäre auch diese Fanfiction beendet, und ich hoffe, ich werde für diese beiden Kapitel nicht schon wieder ein Jahr brauchen *hust* Also dann, wir lesen uns (wenn ihr wollt ^^°) Kapitel 23: Die Letzten werden die Ersten sein ---------------------------------------------- Titel: Schlimmer geht’s immer Kapitel 23/24 Serie: The GazettE Genre: Lemon/ Lime, Shonen – Ai Autor : kei_no_chi Email: kei_no_chi@hotmail.de Pairing: Aoi x Reita, Uruha x Ruki (x Kai) Musik beim Schreiben: Guren (The GazettE), time of dying (Three Days Grace), Unsterblich (Luxuslärm) Disclaimer: nix mir, nix Geld T_T; das Lied im „Abspann“ ist »Unsterblich« von Luxuslärm Anmerkung: Dieses Mal gibt es - glaube ich - nicht sehr viel zu sagen, außer dass ich bewiesen habe, dass ich sehr wohl in der Lage bin, ein sehr langes Kapitel innerhalb von 4 Tagen zu schreiben ^^° Ansonsten... Der wichtige Teil steht am Ende des Kapitels, ich hoffe aber, dass euch dieses hier vorerst gefällt. #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+# Kapitel 23: Die Letzten werden die Ersten sein Ein lauter Pfeifton durchbricht die Stille und schallt ohrenbetäubend durch die ganze Wohnung. Unwillig ziehe ich die Augenbrauen zusammen und taste mit der linken Hand nach dem Wecker. Ich will noch nicht aufstehen. Ich hatte einen schönen Traum. Mühselig schaffe ich es letztendlich den Wecker auszuschalten und das Pfeifen verstummt. Wohlig aufseufzend lasse ich mich zurück in die Kissen fallen und schmiege mich an die Wärmequelle neben mir. Reita ist noch immer nicht aufgewacht. Sein Schlaf ist dermaßen fest, dass er es noch nicht einmal bemerken würde, wenn eine Atombombe direkt neben uns abgefeuert werden würde. Leicht drehe ich meinen Oberkörper unter dem Gewicht seiner Arme, und öffne schließlich vollständig die Augen. Sein Gesicht liegt nur wenige Zentimeter von meinem entfernt und mit einem leichten Kribbeln in der Magengegend fühle ich seinen warmen, gleichmäßigen Atem auf meiner Haut. Er ist wunderschön. Zärtlich lasse ich meinen Blick von seinen zart geschwungenen Augenbrauen über seine geschlossenen Augen gleiten, deren Lider den Blick auf die stechend blauen Iriden verwehren, bewundere seine kleine Nase, die nur noch selten in meiner Gegenwart von dem weißen Tuch verdeckt wird und bleibe schließlich mit den Augen an seinem wohlgeformten Mund hängen. Seit so vielen Monaten wache ich nun schon neben dem schönen Bassisten auf und habe mich noch immer nicht an seinen Anblick gewöhnt. Der Abend, an dem er plötzlich in meiner Wohnung stand und mich bewusstlos aus meiner Badewanne gezogen hat, habe ich nur schemenhaft in Erinnerung und doch hat er mein bisheriges Leben vollkommen verändert. Man sagt, man weiß das Leben besser zu schätzen, wenn man einmal gestorben ist, und ich denke, dass es stimmt. Früher, früher habe ich immer einmal sterben wollen, nur um zu wissen, wie es sich anfühlen würde, doch heute kann ich gar nicht mehr genug davon bekommen, vom Leben zu kosten. Dank Reita weiß ich nun, was es heißt „zu leben“. Natürlich würde es sich absolut romantisch anhören, wenn ich sagen würde, dass ich durch ihn ein ganz anderer Mensch geworden wäre, der immer lacht und anderen Menschen mit Wohlwollen begegnet, doch das wäre eine Lüge. In vielerlei Dingen bin ich noch immer genau der gleiche Aoi geblieben, der ich immer war: melancholisch, reizbar, nachtragend und egoistisch. Doch mit Reitas Hilfe habe ich es geschafft all diese schlechten Eigenschaften so weit es geht einzudämmen, und er ist es auch, der es jedes Mal schafft, mich wieder aufzubauen, wenn es mir schlecht geht. Sogar das Ritzen habe ich mittlerweile aufgegeben. Natürlich kann man nicht sagen, dass ich niemals wieder anfangen werde, dafür kenne ich mich zu genau, doch allein schon die Tatsache, dass ich seit 5 Monaten keine Rasierklinge mehr in der Hand hatte und auch kein Verlangen mehr danach verspüre, spricht für sich. Auch wenn die Narben niemals verschwinden werden und von Zeit zu Zeit anfangen zu jucken, ist es mir egal geworden. Zum ersten Mal seit Jahren fühle ich mich wieder wohl in meinem Körper. Was aus Uruha und den anderen Beiden geworden ist, weiß ich nicht. Zumindest, was ihr Privatleben angeht. Ruki arbeitet jetzt als Solo-Künstler, und nach allem, was die Zeitungen schreiben, sogar recht erfolgreich. Kai hat sich ganz aus der Musikbranche zurückgezogen und hat ein eigenes Restaurant eröffnet. Nach der Musik war dies schon immer sein größter Traum gewesen. Vor etwa zwei Monaten kam er dann allerdings noch einmal in die Schlagzeilen, als seine Affaire mit Miyavi bekannt wurde. Natürlich ist es ein offenes Geheimnis, dass in der Visual Kei – Szene vermehrt homosexuelle Paare existieren, doch bisher hielten es die Beteiligten immer so weit es ging unter Verschluss – der gelegentliche Fanservice gilt sogar als eine willkommene Publicity. Doch es schwarz auf weiß in den Händen zu halten, dass diese Beziehungen wirklich existieren, ist noch immer etwas anderes. Miyavis Ruhm hingegen hat es nicht geschadet. Ganz im Gegenteil, seine Platten finden reißenden Absatz und auch seine Konzerte sind bereits nach wenigen Minuten ausverkauft. Wie es scheint, kann auch Kai nicht an Kundschaft klagen. Was Uruha angeht... habe ich es lange Zeit gescheut, mich näher als nötig mit ihm zu beschäftigen. Seit jener Nacht, in der Reita mir das Leben gerettet hat, habe ich ihn nur noch einige vereinzelte Male gesehen und jedes Mal war sein Verhalten mir gegenüber gleich. Ich konnte das Schuldbewusstsein in seinen Augen sehen und brennende Scham, die es ihm unmöglich machte, länger als ein paar Sekunden in meine Augen zu sehen. Woher dieses plötzliche Empfinden herrührt weiß ich nicht. Vielleicht mag es daran liegen, dass Reita jedes Mal kurz davor war, sich mit ihm zu schlagen, wenn er Uruha begegnet ist, aber sicher bin ich mir nicht. Bei den letzten Malen glaubte ich sogar eine gewisse Portion Angst darin entdecken zu können, doch frage ich mich, wo die herrühren sollte. Aber das ist nun schon so lange her, dass ich kaum noch einen Gedanken daran verschwende. Dieser Teil meiner Vergangenheit ist endgültig mit all den alten, unliebsamen Erinnerungen in jener Nacht gestorben. Soweit ich weiß, hat auch Uruha dem Musikbusiness den Rücken gekehrt und einige Zeit in diversen Pornofilmen mitgewirkt. Angesehen habe ich sie mir nicht, aber ich denke, dass es gut zu ihm passt. Er hatte schon immer etwas Verruchtes und konnte sich seit jeher wunderbar in Szene setzen. Vielleicht hat er nun endlich seine Berufung gefunden. Ich habe ihm verziehen, dass er mich nach dem Sex nicht weiter beachtet hat, aber vergessen kann ich es nicht. Es gibt Dinge, die man niemals vergessen wird. Das ist unter anderem auch der Grund, warum ich noch immer nicht mit Reita geschlafen habe, auch wenn wir nun schon seit beinahe einem Jahr zusammen sind. Ich fürchte mich davor. Ich habe Angst, dass ich ihn ebenso verlieren könnte, wie sich Uruha von mir abgewendet hat. Aber gleichzeitig fürchte ich mich noch mehr davor, ihn zu verlieren, wenn ich nicht mit ihm schlafe. Dabei ist es mir sowieso noch immer vollkommen unverständlich, dass ich überhaupt mit Reita zusammen gekommen bin. Nicht, dass ich es nicht wollen würde. Aber wenn ich mir allein die ganze Entwicklung betrachte... Nein, eigentlich ist es sogar bei näherer Betrachtung – und so paradox es auch klingen mag – irgendwie vorhersehbar gewesen, dass ich mich eines Tages in Reita verlieben würde. So lange ich denken kann, hat er immer den größten Teil meiner Gefühle für sich beansprucht. Aber auch wenn es die meiste Zeit nur Hass und Abneigung ihm gegenüber war, so habe ich mich doch immer am meisten mit ihm beschäftigt. Warum ich Reita an jenem Abend in meinem Badezimmer geküsst habe, kann ich selbst jetzt, ein Jahr später, nicht besser erklären, als am Tag darauf. Wahrscheinlich mag es daran gelegen haben, dass ich mich noch immer in einer Art Trance befunden hatte, und mein Gehirn noch nicht vollständig aus dem Stand-by Modus zurückgekehrt war, oder, dass ich einfach verzweifelt versucht habe, mich an irgendetwas Lebendiges zu krallen. Beide Begründungen scheinen nicht wirklich eine gute Grundlage für den Beginn einer Beziehung zu sein, aber zumindest haben sie dazu beigetragen. Mein Bruder – übrigens der einzige aus meiner Familie, mit dem ich noch Kontakt habe – vertritt allerdings die Meinung, dass man im Augenblick des Todes erkennt, was einem wirklich wichtig ist. Und Reita ist mir wichtig. Wichtiger, als ich es jemals für möglich gehalten hätte. Ich weiß nicht, ob ich ihn liebe. Ich weiß noch nicht einmal, ob ich überhaupt in der Lage bin, zu lieben. Aber ich weiß, dass ich mich elend fühle, wenn er nicht in meiner Nähe ist, dass ich nicht aufhören kann, an ihn zu denken, wenn ich ihn nicht sehen kann und ich weiß, dass ich das Kribbeln und die Wärme in meinem Körper, die er auslöst, wenn er mich berührt oder mich ansieht, niemals aufgeben möchte. Ich weiß nicht, ob das Liebe ist. Vielleicht ist es einfach nur der zwanghafte Versuch sich an Geborgenheit zu klammern. Aber was es auch ist, ich hoffe, dass es noch lange anhalten wird. Ich hoffe, dass – Eine Bewegung neben mir reißt mich aus meinen Gedanken. Wie es scheint, ist Reita aufgewacht. Fasziniert beobachte ich das leichte Runzeln seiner Stirn, das Kräuseln der Nase und das Zusammenpressen der Augen, um gegen das Erwachen anzukämpfen, ehe der Bassist sich leicht streckt und schließlich die Augen öffnet. „Morgen...“ „Guten Morgen. Gut geschlafen?“ Anstatt einer Antwort ernte ich nur ein unzusammenhängendes Brummen. Er ist einfach kein Morgenmensch. Also streiche ich kurz eine Strähne aus seinem Gesicht, drücke ihm einen leichten Kuss auf den Mund und schwinge meine Beine über den Bettrand, um Kaffee zu machen. Doch gerade, als ich mich erheben will, spüre ich eine warme Hand auf meinem Rücken, die mich langsam zurück ins Bett zieht. Langsam lasse ich mich zurückgleiten und schließe die Augen, als sich Reita über mich beugt und mir einen Kuss aufs Schlüsselbein drückt. Für einen kurzen Moment schlägt mein Herz um die doppelte Frequenz. „Aoi..?“ „Hmm?“ „Bist du glücklich?“ Verwirrt öffne ich die Augen und versuche in Reitas Augen zu sehen, doch er hat das Gesicht abgewandt. „Wie meinst du das?“ „Ich habe mich nur gefragt, ob... Ach, schon gut. Es war nicht so wichtig.“ Augenblicklich habe ich einen Kloß im Hals und ein unbehaglicher Schauer läuft über meinen Rücken. Reita hingegen blickt zur Seite und versucht es offensichtlich zu vermeiden mich anzusehen. Was hast du dich gefragt? Was ist es, dass es dir jetzt bereits zu peinlich ist, mich weiter danach zu fragen? Ich richte mich leicht auf und drehe den Kopf so, dass ich ihm genau ins Gesicht blicken kann. „Doch, sag es. Jetzt hast du damit angefangen, dann will ich es auch wissen.“ „Ich habe mich nur gefragt, ob es die richtige Entscheidung war, wieder bei der PS Company unter Vertrag zu gehen. Ich dachte nur, weil... so viele unliebsame Erinnerungen daran hängen.“ Eine Zeit lang sehe ich Reita nur an, dann stielt sich ein schiefes Grinsen auf mein Gesicht. „Mach dir keine Gedanken. Ich kann nicht ewig davonlaufen, wie ich es früher getan habe. Die PS Company ist eine gute Plattenfirma. Mit The GazettE haben wir damals viel erreicht. Man kann nicht ewig Dingen nachtrauern, die vorbei sind, ebenso wie man sich nicht von ihnen einschüchtern lassen darf. Aber mach dir keine Gedanken. Ich bin glücklich. Aber auch nur, wenn du jetzt aufstehst und Frühstück machst.“ Herausfordernd blicke ich Reita an und stupse ihn leicht mit dem Fuß an, sodass er nach kurzer Zeit eine resignierende Mine macht und sich aus der Bettdecke schält. Doch sobald er das Zimmer verlassen hat, verschwindet auch das beruhigende Grinsen auf meinem Gesicht. In dieser Hinsicht bin ich noch immer genau der Alte geblieben. Ich bin noch immer ein Schauspieler. Ich habe Reita nicht ganz die Wahrheit gesagt. Es macht mir Angst wieder das PSC-Gebäude zu betreten, auch wenn ich nicht genau weiß, warum. Vor einigen Monaten hat es einen riesigen Skandal gegeben, als es hieß, dass Saga, der Bassist von alice nine, beinahe von einem Angestellten dort vergewaltigt worden wäre. Ich glaube mich zu erinnern, dass es der Hausmeister oder so gewesen sein soll, aber ich bin mir nicht sicher. Laut Zeitungsberichten habe sich Saga aber so sehr gewehrt, dass er diesen Hausmeister bewusstlos geschlagen haben soll. Er hat Anzeige erstattet. Ich weiß nicht warum, aber irgendwie versetzt mich jedes Mal der Gedanke daran in schiere Panik. Es ist beinahe so, als könne ich die Berührungen dieses Menschen wirklich auf meiner Haut fühlen, seinen alkoholisierten Atem riechen und all die Scham und Verzweiflung, die Saga in diesem Moment durchlebt haben muss, auch spüren. Vielleicht ist es einfach nur meine Fantasie, die in solchen Momenten mit mir durchgeht, aber immer, wenn ich die Augen schließe, erscheint alles so real. Ich weiß nicht, was ich getan hätte, wenn ich in Sagas Lage gewesen wäre. Ich weiß nicht, ob ich diese Demütigung und diesen Schmerz verkraftet hätte. Aber wahrscheinlich ist es das Beste, wenn ich nicht weiter darüber nachdenke. Saga ist nichts weiter passiert außer einem gewaltigen Schock und die betreffende Person steht mittlerweile vor Gericht. Es gibt keinen Grund Gespenster zu sehen, wo keine sind. Und doch schaffe ich es nicht, einen letzten Schimmer Unbehagen abzuschütteln. Ich atme noch einmal einige Male tief durch, ehe ich mich gemäßigten Schrittes in die Küche begebe, aus der mittlerweile der Geruch von aufgebrühtem Kaffee und aufgebackenen Brötchen weht. Allerdings brauche ich noch nicht einmal den Blick auf den Küchentisch zu richten, um zu erkennen, dass Reita extra für mich Tee aufgeschüttet hat. Schweigend lasse ich mich auf einen Küchenstuhl fallen und sehe zu, wie Reita die Brötchen in die Mitte des Tisches stellt, ehe er sich mir gegenüber setzt. Bei diesem Anblick muss ich wider Willen leicht schmunzeln. Noch zu genau kann ich mich an die Diskussion zwischen Reita und meinem Bruder erinnern, der sich darüber mokiert hatte, dass wir beide auf westliche Art frühstücken, und nicht wie in Japan üblich Reis und Natto essen. Und während mein Bruder mit jedem Argument Reitas immer empörter und lauter wurde, wanderten Reitas Augenbrauen einfach immer weiter in seinen Haaransatz, ehe er letztendlich die Schultern zuckte und mit einem „Ich mag es aber so“ das Thema für beendet erklärte. „Aoi? Gibst du mir bitte die Butter? Danke.“ Wieder tritt Schweigen ein. Weder Reita, noch ich sprechen sehr viel, und schon gar nicht morgens, deswegen mag unsere Beziehung für einen Außenstehenden als unterkühlt, ja sogar lieblos erscheinen. Aber da wir beide eher praktisch veranlagt sind, keinen Hang zu überflüssiger Gefühlsduselei besitzen und uns auch ohne Worte verstehen, ist dieser Eindruck falsch. „Ach ja, das habe ich dir gestern vergessen zu erzählen. Tanaka-san hatte angerufen, um sich zu erkundigen, warum wir die Einladung für die alljährliche PSC - Feier immer noch nicht bestätigt hätten, immerhin wären die schon seit über einem Monat im Umlauf.“ „Feier? Einladung? Davon weiß ich ja überhaupt nichts.“ „Wahrscheinlich hat der Postbote sie verloren.“ „Ja... vielleicht.“ „Wie dem auch sei. Ich habe mir gedacht, dass es ja ganz lustig werden könnte. Wir waren schon länger nicht mehr aus.“ Ein Lächeln stiehlt sich auf meine Lippen. Reita hat recht, wir beide waren wirklich schon lange nicht mehr feiern. Nachdem wir uns vor einigen Monaten Reitas früherer Band angeschlossen und erneut einen Vertrag bei der PS Company unterzeichnet hatten, haben wir einen großen Teil unserer Energie auf die Arbeit verwendet, jedoch sorgfältig darauf achtend, dass unser Privatleben streng von der Band getrennt bleibt. Die gleichen Fehler wie damals mit The GazettE wollte keiner von uns beiden wiederholen. Und doch ist es schön, nach so langer Zeit wieder etwas Privates mit Reita zu unternehmen, auch wenn es nur bei einer Geschäftsfeier ist. „Wann soll die Party denn stattfinden?“ „Heute Abend.“ #+# Nervös zupfe ich noch ein letztes Mal an meinen Haaren und werfe einen unsicheren Blick auf Reita, der gerade seine Zigarette mit den Füßen ausdrückt. Als er meinen Blick bemerkt, ziert jedoch augenblicklich ein schiefes Grinsen sein Gesicht und er beginnt an seinem Nasenband zu nesteln. Mittlerweile trägt er es nur noch zu besonderen Anlässen, wie etwa diese Party, Photo-Shootings oder Konzerte und jedes Mal aufs neue empfinde ich es als störend. „Sollen wir reingehen?“ Reitas Antwort besteht lediglich aus einen Nicken, ehe er noch einmal den Sitz seines Sakkos überprüft. Er sieht unglaublich gut darin aus. Das schwarze Sakko und das weiße Hemd verleihen ihm eine ungeahnte Eleganz, die durch das weiße Seidenband um Reitas Nase zusätzlich etwas Geheimnisvolles gewinnt. Mit klopfendem Herzen greife ich nach Reitas Hand und lasse mich von ihm in den festlich geschmückten Saal führen, in dem sich bereits eine beachtliche Menschenmasse versammelt hat. Neugierig lasse ich meinen Blick nach bekannten Gesichtern durch den Raum schweifen, grüße den einen oder anderen Staff-Arbeiter und winke Taku, Yuki und Misaki, unseren anderen drei Bandmitgliedern. Gerade will ich auch Reita auf sie aufmerksam machen, als ich mit einem Mal sein angespanntes Gesicht bemerke. Erst jetzt fällt mir auf, dass er den Atem anhält. „Na wunderbar. Das hat mir gerade noch gefehlt.“ „Was meinst du? Ist alles in Ordnung mit dir?“ „Was? Ja... ja, klar. Komm, lass uns was trinken.“ Und noch ehe ich mir etwas anderes überlegen kann, hat er mich schon zu einem mit weißen Tüchern überzogenen Tisch mit sämtlichen Variationen an Bowle und anderen alkoholischen Getränken gezogen. Doch auch nach dem zweiten Glas Bowle scheint Reita noch immer nicht zufrieden zu sein, denn nach wie vor starrt er missmutig vor sich hin. Ich kann mir nicht erklären, was ihm so plötzlich die Laune verdorben haben kann, denn noch vor kurzem war er ja noch normal gewesen. Kurz überlege ich, ob nicht vielleicht ich derjenige bin, über den er sich geärgert haben könnte, als ich schließlich den Kopf schüttle. Natürlich haben Reita und ich des öfteren unsere Differenzen – ein Überbleibsel der Tatsache, dass ich ihm vor unserer Beziehung nicht gerade die freundlichsten Gefühle entgegengebracht habe – doch bisher haben wir immer augenblicklich darüber gesprochen. Was könnte es denn dann sein? „Hallo, Aoi... Reita.“ Überrascht wende ich mich um, als eine nur zu bekannte Stimme hinter mir erklingt. Uruha. Ich bin zu perplex, um irgendetwas anderes zu tun, als ihn anzustarren. Mit ihm habe ich von allem am wenigsten gerechnet. Kurz gestatte ich meinem Herzen einen brennenden Stich zu fühlen, dann habe ich mich wieder unter Kontrolle. Ich will etwas antworten, doch Reita kommt mir zuvor. „Was willst du hier?“ „Ich... ich bin mit Ruki hier. Kai ist auch da.“ Ohne es zu wollen, durchfährt mich ein eiskalter Schauer. Uruha, Ruki und Kai... Somit wäre unsere frühere Band wohl wieder vollständig. Aber nichts ist mehr wie früher. Es ist jetzt ein Jahr her, seitdem ich das letzte Mal mit einem von ihnen bewusst gesprochen habe, doch ich trauere dem nicht nach. Sicher, Uruha hat mich damals nach dem Sex einfach fallen lassen. Er hatte wohl erreicht, was er wollte. Aber das Leben ist zu kurz, um dem noch immer nachzuweinen. „Du.. siehst gut aus, Aoi. Seit wann hast du dir das Piercing entfernen lassen?“ Automatisch schnellt meine Hand zu meinem Mund und kratzt leicht über die feine Narbe, die nur noch bei genauer Betrachtung zu erkennen ist. „Seit ein paar Monaten schon. Du hast dich aber auch sehr verändert.“ Ja, in der Tat. Der Uruha, der heute vor mir steht, hat mit dem damaligen, in den ich mich verliebt hatte, nichts mehr gemein. Seine Haare sind jetzt kürzer und braun, was sein helles Gesicht unnatürlich blass erscheinen lässt, zudem kann ich unter seinem – wie immer unverändert tadellos sitzenden – Anzug erkennen, dass er stark abgenommen hat. Vielleicht fordert ihn ja sein neuer Beruf zu sehr. „Nun.. jaaah. Ich musste einfach etwas verändern. Alten Ballast und so weiter loswerden.“ Das verstehe ich nur zu gut. Auch ich habe mich lange Zeit nicht mehr in meinem Körper wohlgefühlt, ehe ich mir schließlich das Piercing habe entfernen lassen und mir meine Haare anders style. Auch wenn dies nur Kleinigkeiten sind, so hatte ich damals doch das Gefühl, dass ein großer Teil Gewicht von mir abgefallen ist. Und größtenteils ist das Reitas Verdienst. Schnell blicke ich zu ihm hinüber und muss immer noch feststellen, dass er das Gesicht unwillig verzogen hat und sein ganzer Körper angespannt ist. Hoffentlich versucht er nicht wieder, sich mit Uruha zu schlagen. Um ihn zu beruhigen, greife ich nach seiner Hand und lehne mich leicht an ihn. Augenblicklich fühle ich, wie sein Arm sich um meine Schulter legt und mich näher an sich drückt, während er Uruha herausfordernd fokussiert. Ich kann seine gespannten Muskeln durch meinen Anzug hindurch spüren. Uruha derweil beißt sich unangenehm berührt auf die Lippen und blickt auf den Boden. „Ich... Aoi, hättest du etwas dagegen, wenn wir mal kurz reden könnten? Unter vier Augen?“ Ich spüre, wie Reita eine Bewegung nach vorne macht, doch beherrscht er sich so schnell wieder, dass es Uruha nicht aufgefallen ist. Und wenn, so zeigt er es zumindest nicht. Ich weiß nicht, wie ich mich entscheiden soll, denn ich wüsste nicht, was ich so privates mit ihm zu besprechen hätte, doch da der Mensch von Natur aus neugierig ist, sehe ich Reita für einen Moment kurz in die Augen, ehe ich ihm aufmunternd die Hand drücke. Ich kann seinen Widerwillen erkennen, als er in meinem Gesicht nach der Antwort einer mir unbekannten Frage sucht, doch dann nickt er und drückt mir einen leichten Kuss auf die Lippen. „Ruf mich, wenn du mich brauchst.“ Mit leichtem Bedauern blicke ich ihm hinterher, bis er zwischen den anderen Gästen verschwunden ist. Aber ich bin mir sicher, dass er uns von seinem neuen Platz aus noch immer sehen kann. Mit einem Mal wird mir bewusst, dass ich nun mit Uruha allein bin. Um die unangenehme Spannung zu überbrücken, fülle ich mein Glas erneut mit Bowle und blicke ihn an. „Du siehst gut aus, Aoi.“ „Danke.“ Das sagtest du schon. „Reita und du... ihr seid ein sehr schönes Paar.“ „Danke. Ich bin auch sehr froh, dass ich ihn habe.“ Ein Schatten legt sich über sein Gesicht und er fährt sich nervös durch die Haare. „Wo ist Ruki? Ich dachte, ihr seid zusammen hier?“ „Ja.. sind wir auch. Er holt sich gerade etwas beim Büffet. Ich wollte aber nichts essen.“ „Ah...“ Wieder tritt Schweigen ein. Wieder fülle ich mein Glas und trinke es auf einen Schlag aus. Ich weiß, dass ich nicht so viel Alkohol trinken sollte, aber ich finde, dass ich das gerade brauche. „Ich habe von eurer neuen Single gehört. Ruki meinte, du hättest den Text geschrieben?“ Verblüfft kann ich nur nicken. Woher weiß Ruki überhaupt davon? Dann fällt mir ein, dass er uns eigentlich nur gesehen haben kann, als wir den Song im Studio aufgenommen haben, aber das war nur der Sound. Ich habe mich bis zuletzt dagegen gewehrt, dass jemand anders außer unserem Sänger Taku, unserem Soundmanager Satou-san und mir selbst den Text kennt. Es soll eine Überraschung für Reita sein. „Du hast damals auch unser erstes Lied geschrieben. Miseinen.“ „Was willst du, Uruha? Bist du nur hier um mich anzuschweigen und Small-Talk zu führen? Dann hätte Reita auch bleiben können.“ „Ich... nein... Ich wollte dich eigentlich fragen, wie es dir so geht, nachdem... wir uns so lange nicht mehr gesehen haben. Und ich wollte mich... entschuldigen.“ Völlig außer Fassung kann ich nichts anderes tun, als Uruha einfach nur anzustarren. Er entschuldigt sich... bei MIR? Aber wofür? Wir haben uns doch seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen, was gibt es denn da, wofür er sich entschuldigen müsste? „Ich... Aoi, es tut mir wirklich leid, für das, was ich dir damals angetan haben muss. Ich meine... Es war mir bisher nur nicht so bewusst. Es war ein Spiel, verstehst du? Nur eine blöde Wette. Ruki und ich... ich meine... Es war SEINE Idee, ich hatte nichts damit zu tun. ER hat mich angestachelt.“ Entsetzt reiße ich die Augen auf, als mir mit einem Schlag bewusst wird, wovon Uruha eigentlich spricht. Er meint die Nacht, in der ich mit ihm geschlafen habe. Die Nacht, in der ich mich zum ersten Mal bewusst jemandem geöffnet habe, weil ich ihm vertraut habe. Und es ist die Nacht, an die ich mich als letztes erinnern kann, ehe ich mit schmerzenden Gliedern in Reitas Armen aufgewacht bin und mich so schlecht wie noch nie in meinem Leben gefühlt habe. „So? Dann waren die unzähligen Male, in denen du mir gesagt hast, wie sehr du mich liebst, also auch seine Idee? Das Blumenbouquet hat er natürlich bezahlt und vor meine Haustür gelegt. Und als du mit mir geschlafen hast, hat er dich selbstverständlich unter Drogen gesetzt und dich somit dazu gezwungen!“ Ich spüre, wie meine Wut überkocht und schnell fülle ich mir zwei weitere Gläser mit Bowle, die ich ohne nachzudenken auf Ex austrinke. Ich versuche mich zu beruhigen und die zitternden Finger zu verbergen, indem ich nach einem weiteren Glas greife. „JA! Genau so war es. Also... Nicht direkt. Kai hat ihn in allem unterstützt! Ich habe den beiden gesagt, dass sie dir das nicht antun können, aber sie wollten nicht auf mich hören. Wirklich Aoi, es war alles ihre Idee. Sie haben mich genauso wie dich nur BENUTZT!“ Ich fühle, wie meine Gedanken wieder abzudriften beginnen und es fällt mir ungemein schwer mich zu konzentrieren. Schon seit Monaten ist mir das nicht mehr passiert. Aber ich will diesem Gefühl nicht nachgeben. Ich will nicht mehr vergessen. Das Herz setzt für einen Augenblick aus, als Uruhas starke Arme den Rücken des Älteren umfassen und an sich ziehen, während sich ein heißer Mund beinahe brutal auf die Lippen des anderen presst. Die Überraschung ausnutzend, drängt sich eine vorwitzige Zunge forsch und überlegen in die Mundhöhle des anderen und beginnt rücksichtslos dieselbige zu plündern. Mein Kopf ist so leer. Ich kann keinen klaren Gedanken fassen. Aber ich muss. Ich möchte nicht schon wieder unfähig zusehen müssen, wie mein eigenes Leben mir aus den Händen gleitet. Ich will nicht zusehen, wie mein Leben von etwas anderem außer mir selbst beherrscht wird. Mein Leben gehört mir. Ich lasse es mir nicht wegnehmen! Ein Ruck geht durch meinen Körper, als sich plötzlich der Schleier über meinen Gedanken lichtet und ich mit einem Mal die ganze Tragweite der Situation erfasse. Mein ganzer Körper versteift sich, als mir bewusst wird, dass Uruha mich küsst. Mich an sich presst. Und sich beginnt an mir zu reiben. Ein Keuchen entweicht seinen Lippen. Und genau dieses Geräusch ist es, das mich letztendlich vollkommen in die Realität zurückholt. Mit aller Kraft, die ich aufbringen kann, stoße ich ihn von mir und schlage ihm mit der offenen Handfläche in sein Gesicht. Das klatschende Geräusch und das Brennen in meiner Hand bescheren mir ein beinahe befriedigendes Gefühl. Ich zittere vor Zorn, als ich Uruhas perplexes Gesicht sehe. Er war sich seines Sieges so sicher gewesen. „Geh jetzt, Uruha. Von mir hast du nichts mehr zu erwarten. Aber geh mit der Gewissheit, dass du dir diesen Fehler selbst zuzuschreiben hast. Nicht Ruki oder Kai sind schuld an dieser Misere, sondern du allein. Ich hätte dich lieben können, wenn du nicht so arrogant und berechnend gewesen wärst. Wenn du mir Liebe entgegengebracht hättest, die nicht von körperlichem Verlangen gezeichnet ist. Ich hätte dich so geliebt, wie ich jetzt Reita liebe. Und ich liebe ihn, das ist mir endlich klar geworden. Er war immer für mich da. Er hat niemals Forderungen an mich gestellt, außer der einen, dass ich glücklich werde. Und ich bin jetzt glücklich, Uruha. Das lasse ich mir von dir nicht kaputt machen. Ich hasse dich nicht. Aber du bist mir egal. Für mich bist du nur noch jemand, in den ich vor langer Zeit einmal verliebt gewesen bin. Nichts weiter. Ich trauere dir nicht nach. Also mach auch du dir keine Hoffnungen mehr, dass ich jemals meine Einstellung ändern könnte. Ich gehöre jetzt zu Reita. Das wirst du wohl akzeptieren müssen.“ Meine Stimme ist absolut ruhig, als ich diese Worte spreche, und mit der Zeit werde ich es selbst auch. Noch nie in meinem Leben bin ich mir einer Sache so sicher gewesen. Ich lächle Uruha noch einmal kurz zu, dann lasse ich ihn stehen, um in der Masse der anderen Gäste nach Reita zu suchen. Als ich ihn endlich gefunden habe, verspüre ich ein warmes Gefühl durch meinen Körper laufen. Ohne nachzudenken nehme ich sein Gesicht in beide Hände und lege leicht meine Lippen auf seine; spüre zufrieden das altbekannte, wohlige Kribbeln, das sich in meinem ganzen Körper ausbreitet. „Lass uns nach Hause fahren.“ Überrascht sieht Reita mich an, dann blickt er an mir vorbei, zu der Stelle, an der ich noch vor kurzem mit Uruha gestanden habe. Ich weiß nicht, ob er den Kuss mit angesehen hat, aber wenn, so lässt er sich doch zumindest nichts anmerken. Dafür ziert aber nach wenigen Sekunden ein selbstgefälliges Lächeln sein Gesicht, dass ich in der ganzen Zeit, in der ich ihn kenne, noch nie gesehen habe. Schnell drehe ich den Kopf, um den Gegenstand seiner Euphorie zu entdecken und kann gerade noch sehen, wie Ruki mit einem vom Büffet überladenen Teller von Uruha am Handgelenk gepackt wird, sodass der Kleinere den Teller notgedrungen abstellen muss, und brutal küssend gegen die nächste Wand gedrückt wird. Meine Augenbrauen schnellen in die Höhe, doch der erwartete schmerzhafte Stich in meinem Herzen lässt auf sich warten. Er ist einfach unverbesserlich. Aber das fällt nun nicht länger in meinen Interessenbereich. Zärtlich verschränke ich meine Finger mit Reitas, als wir uns durch die Gäste schlängeln, um uns vom Management und unseren drei anderen Bandmitgliedern zu verabschieden. Doch während Yuki und Misaki nur kurz eine Hand zum Gruß heben, grinst uns Taku bedeutungsschwanger an, dass ich seinem Blick nicht lange standhalten kann und mir die Röte in die Wangen schießt. #+# Zuhause angekommen kann ich nicht anders, als erstes die Krawatte um meinem Hals zu lockern, während Reita das Taxi bezahlt. Fahren hätten wir beide nicht mehr gekonnt, denn sowohl er, als auch ich haben während der kurzen Zeit auf der Feier genug getrunken, um sich nicht mehr auf den Verkehr konzentrieren zu können. Und gerade habe ich meine Schuhe ausgezogen und ordentlich an die Seite des Eingangsbereiches gestellt, als ich Reita die Treppen hochsteigen höre und er es mir gleich tut. „Tut mir leid, dass ich dich mit auf diese Feier geschleppt habe, Aoi. Ich hätte dem Management bestimmt absagen können, dann hättest du nicht –“ „Nein. Nein, mach dir keine Gedanken darum. Du konntest ja nicht wissen, dass die Anderen auch kommen würden. Außerdem... habe ich mich mit Uruha ausgesprochen. Du musst dir keine Sorgen mehr darum machen, die ganze Sache liegt jetzt hinter uns.“ Zur Bekräftigung fixiere ich ihn lange mit den Augen, ehe ich nach seiner rechten Hand greife und sanft einen Kuss in ihre Handfläche drücke. Als ich jedoch danach wieder aufsehe, bemerke ich, dass Reitas Blick unverändert auf mir liegt. Ich kann seinen Ausdruck nicht deuten. Dann jedoch, nach einer gefühlten Ewigkeit, legt sich ein leichtes Lächeln auf seine Züge und wie in Zeitlupe sehe ich seine Hand, die langsam einige meiner Haarsträhnen nach hinten streicht. Schließlich drückt er mir einen weichen Kuss auf den Mundwinkel. „Ich bin froh, dass du das sagst... Ich habe befürchtet..., dass du dich von mir abwenden könntest, weil ich dir nicht oft genug zeige, wie viel du mir bedeutest. Ich habe dir nie wirklich gesagt, dass ich dich... liebe.“ Ich spüre Reitas Lippen auf meinen, als er diese Worte spricht und ich muss mich zusammenreißen, um den Inhalt seiner Worte zu verstehen. Und doch kann ich nicht anders, als die Augen zu schließen und diese Worte auf mich wirken zu lassen. „Du hast es mir gesagt... An dem Tag, als du mir das Leben gerettet hast. Und es hat mir viel bedeutet. Ich muss es nicht jeden Tag aufs Neue von dir hören. Viele sagen es, ohne es wirklich zu meinen. Aber so lange du es weißt, und ich es auch weiß, ist es mir lieber. Ich allerdings... habe es dir noch nie gesagt.“ Mit einem Mal fühle ich mich schlecht. Ich weiß nicht, ob Reita es erwartet, dieses Liebesbekenntnis von mir zu hören, aber gleichzeitig macht es mir Angst, es in dieser Endgültigkeit auszusprechen. Dann jedoch fühle ich, wie sich seine Lippen zu einem Lächeln verziehen. „Und das musst du auch nicht tun. Es ist wahrscheinlich am besten so, wie es ist. Ich liebe dich, Aoi. Daran wird sich niemals etwas ändern.“ Wie zur Bekräftigung seiner Worte fühle ich seine Hand in meinem Nacken, der vorsichtig meine Haare zur Seite streicht und mich ohne Zwang näher zu sich heran zieht. Wenn ich wollte, könnte ich jederzeit zurückschrecken. Aber ich will es nicht. Uruhas drangsalierender Kuss hat mir wieder vor Augen geführt, wie wichtig mir Reita ist. Und wie sehr sich die beiden voneinander unterscheiden. Ich spüre Reitas Wärme durch meinen Anzug hindurch, fühle seine Muskeln an meiner Brust und atme seinen herben Geruch ein. Plötzlich spüre ich eine vorwitzige Zunge über meine Unterlippe streichen, und ohne nachzudenken, öffne ich meinen Mund, lasse seine Zunge ein und meine umschmeicheln. Seine Hände wandern über meinen Rücken, über meine Seiten, über meine Brust, doch ich bin zu gefangen von unserem Kuss, als dass ich mir nähere Gedanken darum machen könnte. Reita schmeckt süß und herb zugleich, zudem schmeckt man den Geschmack von Zigaretten und Bowle nur allzu deutlich heraus. Wie von selbst legen sich meine eigenen Hände in seinen Haarschopf und ich ziehe ihn beinahe grob an mich heran. Ein Jahr sind wir jetzt zusammen und wir haben keinen Sex gehabt. Wir haben es versucht, aber jedes Mal bin ich zurückgeschreckt, ganz ohne es zu wollen. Als hätte sich ein Teil meiner Persönlichkeit verzweifelt dagegen gewehrt. Aber dieser Teil scheint nun gestorben zu sein. Unser sanfter Kuss wird heftiger, intensiver, und es dauert nicht lange, bis ich verhalten aufseufzen muss, als Reitas Hände zu meinem Po wandern. Mein Herz klopft mir bis zum Hals. Dann jedoch unterbreche ich den Kuss und seinen überraschten und zum Teil auch schuldbewussten Blick ignorierend, ziehe ich Reita ins Schlafzimmer, ehe ich unser Spiel von neuem beginne. Ohne darüber nachzudenken beginne ich die Manschettenknöpfe seines Hemdes zu öffnen, seine Krawatte zu lösen und versuche verzweifelt mich nicht durch Reitas Hände an meinem eigenen Sakko ablenken zu lassen. Ihn mit mir ziehend lasse ich mich schließlich rücklings aufs Bett fallen, sodass er mit seinem Gewicht zwischen meinen Beinen zum liegen kommt. Für einen kurzen Augenblick macht mir dieser Umstand, diese so durchdringende Nähe Angst, doch Reitas Lippen sind überall, auf meinem Hals, meinem Schlüsselbein und auf jedem weiteren Fleck freier Haut. Schon jetzt bin ich nicht mehr der alleinige Herr meines Körpers und meiner Sinne, denn ich kann es nicht verhindern, dass mir ein weiterer Seufzer entweicht, als Reita mein Hemd aus der schwarzen Stoffhose zieht und verlangend über meine Seiten streicht. Als ich ihm schließlich direkt in die Augen sehe, schießt mir geradewegs ein heiß-kalter Schwall in meine Lenden, denn Reitas Augen sind beinahe schwarz und blicken hungrig auf mich herab. Mit flinken Fingern hat er mein Hemd vollständig geöffnet und schiebt es über meine Schultern zurück, umfasst mich zwischen den Schulterblättern und presst meinen Rücken an sich heran, sodass er den weißen Stoff auch über meine Arme streifen kann. Wehmütig blicke ich auf die noch immer rot-lila Narben auf meinem linken Unterarm, die ich mir vor einer Ewigkeit zugefügt zu haben scheine. Auch Reita blickt darauf, dann jedoch legt er vorsichtig seine Lippen darauf, haucht einen um den anderen weichen Schmetterlingskuss darauf, bis ich schließlich meine Aufmerksamkeit davon abwende und mich lieber seinen störenden Kleidungsstücken zuwende. Mit vor Vorfreude zitternden Fingern kratze ich mit den Nägeln über den teuren Stoff, ehe ich den Bassisten innerhalb von Sekunden davon befreie, und ihn, eine Schrecksekunde ausnutzend, seinerseits auf den Rücken werfe und mich auf sein Becken setze. Ich muss grinsen, als ich die Gänsehaut auf seinen Armen entdecke, die angespannten Muskeln seiner gebräunten Brust bemerke und den schneller gewordenen Atem registriere. Langsam beuge ich mich vor und beginne mit den Lippen unsichtbare Muster auf seiner Haut zu zeichnen, arbeite mich von unten an seinem Bauchnabel vorbei bis zu seiner Brust hoch, ehe ich ihm spielerisch ins Ohrläppchen beiße. Das verhaltene Keuchen des Bassisten brennt sich mir tief in die Ohren. Etwas sanfter hauche ich ihm darauf hin einen Kuss auf die Lippen, ehe ich langsam und vorsichtig das Seidenband von seiner Nase löse und es auf den Boden fallen lasse. Doch kaum ist der Stoff meinen Fingern entglitten, als ich meine Hände schon wieder über Reitas Körper auf Wanderschaft schicke, die sensible Haut zusätzlich reize und dem anderen mit jedem erneuten Kontakt ein kehliges Knurren entlocke. Aber anscheinend hat Reita nicht vor, den restlichen Teil des Abends passiv mitzuwirken, denn nur zu bald befinden sich seine Hände an meinem Schritt und legen sich auf die mittlerweile verräterische Beule, streichen abwechselnd sanft und fordernd darüber, sodass mein Kopf in den Nacken kippt und ich jegliche meiner momentanen Tätigkeiten vergesse. „Aoi... Ich will dich...“ Seine Worte lassen einen Schauer über meinen Rücken laufen und schicken erneut einen Schwall Blut in südlichere Körperregionen. Behände wird Gürtel und Reißverschluss meiner Hose geöffnet und mit einem einzigen Ruck zieht Reita mir den Stoff bis unter die Pobacken, ehe er verlangend die Nägel in dieselbigen presst und mich weiter an sich heran zieht. Meine Atmung setzt aus, als ich die Hitze seines Körpers auf meinen übergehen fühle, so kann ich nichts weiter tun, als meine Lippen verlangend auf seine zu pressen und seinen Mund grob zu plündern, während ich versuche, mich aus den Überbleibseln meiner Hose möglichst elegant frei zustrampeln. Reitas Hände sind überall und lassen mich beinahe den Verstand verlieren, als ich quälend langsam den Reißverschluss seiner Hose nach unten ziehe und wie zufällig über die Beule in seiner Unterwäsche streiche. Dem Bassist entweicht ein kehliges Keuchen, und ich sehe, dass er sich zu beherrschen sucht, um mich nicht augenblicklich auf den Rücken zu schmeißen, sondern alles widerstandslos über sich ergehen zu lassen. „Aaa..oi... Mach endlich... Berühr mich. Bitte.“ Mein Hals ist wie ausgedörrt, als hätte ich seit Wochen nichts mehr getrunken, und doch bewegen sich meine Hände wie an unsichtbaren Fäden gezogen über seinem Glied auf und ab, ziehe den Bund seiner Panty leicht zu mir heran und lasse ihn zurückschnippen, sodass sich der Jüngere unter mir hin und her windet. Allein dieser Anblick könnte mich auf der Stelle zum Höhepunkt kommen lassen. Den sonst so beherrschten Bassisten in solch einer Position zu sehen, ist beinahe mehr, als ich ertragen kann. Doch letztendlich kann auch ich nicht anders und befreie den anderen von seinem letzten störenden Rest Stoff, ehe ich das letzte bisschen Unbehagen, dass sich bis zuletzt in meiner Magengegend befunden hat, hinunterschlucke. Erst dann blicke ich Reita fest in die Augen und lasse ein letztes Mal meine Hand über seinen erhitzten Körper streichen, verteile die feine Schweißschicht über seinem Bauch, während ich mit der anderen die weichen und geröteten Lippen des Bassisten entlang fahre. Reita hingegen fängt Zeige- und Mittelfinger mit seinem Mund ein, umschmeichelt sie mit der Zunge, als wären sie ein ganz anderes Körperteil, während sich eine seiner freien Hände in meinen Schritt legen und anfängt mein Glied zu massieren. Ich bin so perplex, dass ich vergesse mir auf die Lippen zu beißen, um jegliche Töne zu ersticken, und lasse ein lautes Stöhnen ertönen, das mich selbst erschaudern lässt. Reitas Grinsen hingegen kann ich selbst mit geschlossenen Augen wahrnehmen. Eine kurze Zeit lang gestatte ich mir seine Berührungen auf mich wirken zu lassen, in der ich meinen Kopf unruhig hin und her werfe, dann muss ich mich beinahe gewaltsam daran erinnern, meinen ursprünglichen Plan nicht aus den Augen zu verlieren. Wehmütig ziehe ich demnach meine Finger von Reitas Zunge zurück und lege sie stattdessen an meinen Schließmuskel, den ich nach einem kurzen Augenblick des Mutfassens schließlich mit dem Zeigefinger durchdringe. Schweratmend lasse ich das fremde Gefühl für einige Zeit auf mich wirken, dann nehme ich langsam einen zweiten Finger hinzu. Der Schmerz, den ich fühle, kommt prompt und heftig, doch gestatte ich mir nicht, auch nur für eine Sekunde zurückzuweichen. Unter Reitas Händen, die noch immer mein Glied beinahe wie zur Ablenkung massieren, führe ich nach einiger Zeit auch den dritten Finger ein und versuche so gut es geht meinen Anus auf die noch bevorstehenden Schmerzen vorzubereiten. Ich kann nicht verhindern, dass ich immer stärker zittere, teils aus Schmerz, teils aus Lust, die sich unaufhaltsam mit jeder Sekunde weiter durch meinen Körper zieht. Dann ziehe ich meine Hand wieder zurück und beuge mich stattdessen nach unten, um Reitas mittlerweile geschwollenes Glied mit meiner Zunge zu umschmeicheln. Und mit jeder Sekunde, in der ich den Schaft mit meinen Lippen umschließe, die Vorhaut mit zwei Fingern leicht zurückziehe und wieder in seine ursprüngliche Position zurückgleiten lasse und schließlich meine Zungenspitze in die Kerbe an Reitas Eichel presse, windet sich der Körper unter mir immer weiter und durchwühlt mit den Armen die Bettlaken, verzweifelt versuchend an etwas Halt zu finden. Dann jedoch lasse ich wieder von ihm ab und mit Genugtuung vernehme ich den protestierenden Laut, der sich unaufhaltsam der Kehle des Blonden entwindet. Aber ich lasse ihm keine Zeit sich weiter zu beklagen, als ich sein Glied erneut umfasse und mein Becken langsam darauf herabsenke. Harsch ziehe ich die Luft ein, als sich augenblicklich ein immenser Schmerz durch meinen Unterleib bohrt, doch da weder Reita noch ich daran gedacht haben, uns Gleitgel zu besorgen, müssen wir ohne auskommen. Ich fühle, wie auch Reitas Anspannung steigt, doch noch immer hält er sich beherrscht zurück, um nicht mit der Hüfte wie von selbst nach vorne zu stoßen. Zentimeter für Zentimeter lasse ich sein Glied weiter in mich eindringen, ehe ich seine Länge schließlich vollständig in mir aufgenommen habe. Doch auch wenn der Schmerz mich beinahe zu zerreißen droht, gestatte ich mir nur wenige Augenblicke die Qualen auf mich wirken zu lassen und beginne mich langsam zu bewegen, fühle, wie sich mit jeder Sekunde das Reißen in heiße Stromschläge verwandelt, die sich durch den ganzen Körper winden. Reitas verhaltenes Stöhnen wird lauter, seine Atmung flacher und der Wechsel zwischen dem Anspannen der Muskeln immer schneller. Dass er mir dermaßen die Führung überlassen würde, hätte selbst ich nicht vermutet und doch lässt er mich das Tempo angeben, auch wenn ich bemerke, dass ihm dieser Dienst mit jeder Sekunde schwerer fällt. Wieder und wieder verändere ich Winkel und Tempo, erhebe mich leicht von Reitas Becken, nur um mich abermals von ihm pfählen zu lassen. Die Hitze in meinem Körper wird unermesslich, schon längst kann ich meine eigenen Bewegungen nicht mehr stoppen, selbst wenn ich es gewollt hätte. „AAAH... Reitaaa...“ Ein heiseres Stöhnen entweicht mir, als Reita beginnt im Rhythmus meiner Bewegungen mein mittlerweile schmerzhaft angeschwollenes Glied zu massieren, während er mit der anderen freien Hand über meine Brust streicht, mit den Fingernägeln darüber kratzt und rote Striemen hinterlässt. Mit einem Mal setzt mein Denkvermögen aus, als ich mich im selben Augenblick gegen Reitas Härte ramme, in dem er der Versuchung nicht mehr standhalten kann und heftig beginnt gegen mich zu stoßen. Wie von selbst kippt mein Kopf in den Nacken, als der Bassist einen Punkt in mir trifft, der mich Sterne sehen lässt. Immer heftiger wird unser Spiel, immer unkontrollierter unsere Bewegungen, ehe sich Reitas letzte Stöße abgehackt und mit einem dunklen Grollen begleitet in einem Aufschrei meinerseits verlieren und sich eine heiße Flüssigkeit in meinem Unterleib verströmt. Genau in diesem Augenblick fühle ich, wie sich mein Unterleib verkrampft und ich selbst heftig keuchend komme. Schwer atmend gestatte ich mir noch einige Sekunden das Glied des Bassisten in mir einzukerkern, ehe ich die milchige Flüssigkeit auf seiner Brust mit der Hand verteile und mich mit einem leisen Ächzen erhebe. Müde und erschöpft, aber auch ungeahnt glücklich lasse ich mich neben Reita fallen, die letzten Wogen der Erregung noch immer auskostend. Mit geschlossenen Augen und einem leichten Lächeln nehme ich die feinen Küsse zwischen meinen Schulterblättern wahr, die eine neuerliche Gänsehaut verursachen, auch wenn die alte gerade erst abgeklungen ist. „Ich liebe dich, Reita...“ Selbst sein feines Lächeln kann ich an meiner erhitzten Haut spüren, als er sich von meinen Schulterblättern abwendend immer weiter in Richtung meines Steißbeines vorarbeitet. „Ich weiß...“ Ich spüre die altbekannte Hitze zurückkehren, als sich Reita erhebt und leicht auf meinen Po setzt, um sich mit vorgebeugtem Oberkörper besser der Liebkosung meines Rückens zuzuwenden. „Und da wir es beide wissen... willst du mir jetzt endlich verraten, wie der Liedtext lautet, den du zu unserer neuen Single geschrieben hast? Taku wollte es mir nicht verraten... Er meinte, das müsstest du mir ganz allein erzählen.“ Mit leichter Belustigung entnehme ich seinen Worten den feinen Hauch Frustration, der sich immer einstellt, wenn sich etwas seiner Kontrolle entzieht. Ich erlaube mir das Vergnügen lange Zeit nicht zu antworten, sondern den Blonden in seiner Ungeduld verharren zu lassen, dann schmilzt mein Widerstand mit jedem weiteren Kuss, den er federleicht auf jeden Zentimeter meiner entblößten Haut drückt. „Nun... das kommt ganz darauf an.“ „Worauf...?“ „Darauf, ob du auch noch eine zweite Runde schaffst....“ #+#+ Sag mir nicht, was du weißt Sag mir, was du fühlst Denn das nur will ich hör’n Wenn ich traurig bin Weil ich so glücklich bin Dir muss ich’s nicht erklär’n All meine Wut und meine Tränen All mein Lachen gehört dir, nur dir Denn du kannst mich sehn Wie ich bin Ganz zerbrechlich Du siehst mich Ungeschminkt Nur bei dir Fühl ich mich Unsterblich Fühl mein Herz heut nicht Fühl nur ein Gewicht Das will mich in die Tiefe zieh’n Doch ich ergeb’ mich nicht Nein, noch lange nicht Denn da ist noch viel mehr drin All die Angst und all die Hoffnung Nur du nimmst und gibst sie mir dafür Denn du kannst mich sehn Wie ich bin Ganz zerbrechlich Du siehst mich Ungeschminkt Nur bei dir Fühl ich mich Unsterblich Manchmal seh’ ich meinen Eigenen Schatten nicht Doch in deiner Nähe Da fühl’ ich mich Da spüre ich das Leben Du kannst mich sehen Wie ich bin Ganz zerbrechlich Du siehst mich Ungeschminkt Nur bei dir Fühl ich mich Unsterblich Unsterblich #+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+#+ Ende. So, damit wäre „Schlimmer geht’s immer“ offiziell abgeschlossen. Ich für meinen Teil bin mit dem Ende eigentlich schon ziemlich zufrieden, auch wenn mir die FF trotz allem sehr fehlen wird. Man hängt doch nur allzu schnell sein Herz an bestimmte Dinge. Allerdings wird es noch einen Epilog geben, der zwar nicht mehr aktiv an der Handlung teilhaben wird, die letzten Geschehnisse aber nichts desto trotz in ein völlig anderes Licht rücken und wahrscheinlich für die meisten eine große Überraschung darstellen wird. (Anm. d. Autorin: Ich werde diesen Epilog allerdings nicht auf Animexx hochladen, sondern als Bonuskapitel einstufen. Da ich vom Animexx-Team jedoch darauf aufmerksam gemacht wurde, die Kriterien dafür aus meinem Nachsatz zu entfernen, möchte ich hier nicht näher darauf eingehen. Bei Interesse kann sich der/ die Betreffende aber gerne bei mir melden) Ansonsten wünsche ich allen schöne Sommerferien kei_no_chi Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)