Der Moment in dem Sonne und Mond aufeinander treffen von Bienchen1709 ================================================================================ Kapitel 1: Das erste Treffen ---------------------------- Ja ich hab schon wieder eine neue FF angefangen, obwohl meine anderen immer noch nicht beendet sind. Bitte seid mir nicht böse, aber ich musste diese Idee einfach aufschreiben auch wenn die anderen noch nicht beendet sind. Ich hoffe, aber das sie euch gefällt, denn es ist meine erste Fantasygeschichte, aber natürlich kommt auch die Romantik nicht zu kurz. Hoffnungslose Romantikerin bin... Naja bitte schreibt mir wenn euch meine Geschichte gefällt, oder ihr sie hasst, aber schreibt mir, damit ich den Mut nicht verliere^^ Liebe Grüße Bienchen An jenem Abend war das Meer beunruhigend wild. Die Wellen zersprangen mit lautem Getöse an den Steinklippen und ein seltsamer Nebel hatte sich über die spanische Stadt Valencia gelegt, sodass man höchstens 30 Meter weit blicken konnte. Der Himmel war von einer dicken Wolkenschicht belegt und nur der Mond schien an diesem Abend bedrohlich zu Funkeln. Eine für die Jahreszeit untypische Kälte breitete sich seit dem Sonnenuntergang aus und lies das Mädchen frösteln. Sie verfluchte sich dafür ihren Umhang nicht übergezogen zu haben, ging jedoch mit schnellen Schrittes ihrem Ziel entgegen. Sie durfte keine Zeit verlieren, denn sonst würde jemand in dem Anwesen, dass seit ihrer Geburt ihr zu Hause darstellte, ihre Abwesenheit bemerken. Ihr Vater, der ein hochangesehener Gouverneur war, missbilligte es, dass seine Tochter sich mehr für den Schwertkampf zu interessieren schien, als für die Männer die ihr seit geraumer Zeit den Hof machten. Ihr Vater hatte nie versucht sie in eine Rolle zu stecken, oder wie eine Marionette zu kontrollieren, so wie der Eltern ihrer Freundinnen es immer bei ihnen versuchten, jedoch fand er, dass sie in einem heiratsfähigen Alter war und sich wenigstens die Liebeslyrik ihrer Verehrer anhören sollte. Sie verabscheute aber die Männer, die mit ihren engelsgleichen Antlitzen vor ihrem Balkon standen und irgendwelche Verse zum besten gaben über ihr Aussehen oder noch schlimmer über ihre Persönlichkeit, denn keiner dieser Männer kannte sie wirklich, doch sie kannte sie zu genüge. Diese Männer redeten über Liebe, doch hatten in Wirklichkeit keine Ahnung was dieses Wort überhaupt bedeutete. Eine Gänsehaut breitete sich auf ihrer zarten Haut aus, als sie daran dachte wir ihre Freundin eines Abends tränenüberströmt vor dem großen Tor ihres Anwesens stand. Ihr Mann der ihr monatelang vor der Hochzeit erzählt hatte, wie abgöttisch sie war und dass er in alle Ewigkeit der ihrige sein würde, hatte sie aus dem Haus verbannt, natürlich nicht bevor er einige Erinnerungen hinterlassen konnte, die sich in Form endloser Narben auf ihrem Rücken erkenntlich machten. Sie war ein Jahr mit ihm verheiratet gewesen und sie hatten versucht einen Nachkommen zu schaffen, doch als sie ihm nach einem Jahr wieder gestehen musste, dass ihre Periode eingetreten war, hatte er sie als eine ungläubige Hexe beschimpft der es Gott versagt hatte ein Kind zu bekommen. Das bedeutete für sie und für ihre Familie, den Tod ihres Ansehens und ihres Rufes. Kein Mann wollte eine Frau haben, die keine Kinder kriegen konnte und noch dazu geschieden war. Sie war nun an ihrem Ziel beinahe angekommen und verlangsamte ihre Schritte bis sie endgültig zum Stehen kam. Auf der Klippe hatte sie immer trainiert und auch wenn das Risiko von eben dieser zu stürzen bei der dichten Nebelwand nicht gering war, hatte sie nicht eine Sekunde damit vergeudet darüber nach zu denken ob sie an einem anderen Platze trainieren sollte. Einige Momente versuchte sie durch den Nebel das Meer ausfindig zu machen, doch schon bald musste sie einsehen, dass es unmöglich war und begnügte sich damit dem lauten Zischen und Wispern der Wellen zu lauschen. Sie sah sich einen Moment um, um sicher zu gehen, dass sie alleine und ihr niemand gefolgt war, dann legte sie das Päckchen, dass sie die ganze Zeit über der Schulter getragen hatte auf den Boden nieder und löste die Schleife. Zwischen den Lagen von einem seidenartigen Stoff blitzte etwas metallisches auf und ein Lächeln stahl sich auf das Gesicht der jungen Frau. Wie eine Trophäe hob sie das in der Scheide gehaltene Schwert auf und lies es im Mondlicht glitzern. Wie jedes Mal wenn sie es besah überfiel sie eine ungeheure Abenteuerlust, die ihr Herz einige Takte schneller schlagen lies. Sie atmete scharf ein um das mulmige Gefühl in ihrer Magengegend zu dämpfen und zog das Schwert aus der Scheide. Das metallische Klingen war wie eine Melodie eines wunderschönen Liedes in ihren Ohren. Sie hielt die Klinge des Schwertes vor sich und legte ihre Augenlider nieder, ehe sie begann das Schwert durch die bitterkalte Luft zischen zu lassen. Während sie hörte wie das Schwert die Luft zerschnitt stellte sie sich den Klang vor, wenn ihr Metall auf das eines anderen Kämpfers treffen würde. Sie überlegte sich wie die Schrittreihenfolge ihres Gegners sein könnte, wie sie abwehren und angreifen müsste und verfiel dabei in eine Trance, die sie mitnahm auf abenteuerliche Reisen jenseits des Horizontes, jenseits des Meeres, dort wo sie auf ebenbürtige Gegner treffen würde, die sie mehr lehrten als die einsamen Unterrichtsstunden an der Klippe. Sie spürte wie der Schweiß ihr Gesicht benetzte und fühlte sich unendlich frei. Als sie an diesem Abend wieder über die hohe Mauer kletterte wusste sie ehe sie ihn sah, dass ihr Vater auf sie gewartet hatte. „Guten Abend Vater“, sprach sie laut und verständlich an den Schatten der zwischen den Rosenhecken stand und drückte dabei unbewusst das seidene Päckchen an ihren Körper. „Gute Nacht eher gesagt, und eigentlich ist sie auch nicht gut. Hast du bemerkt wie kalt es geworden ist?“ Langsam trat er aus dem Schatten und beäugte seine Tochter. “Ja Vater es ist wirklich bitterkalt.“, erwiderte sie und zwinkerte ihm zu. Er musste längst gesehen haben, dass ihr Gesicht immer noch mit Schweiß bedeckt war. „Nun ich schätze die Wahrscheinlichkeit, dass du in deinen Händen ein Geschenk von einem deiner Verehrer hältst, der dich heute Abend ausgebeten hat, ist gering, deswegen werde ich mir die Mühe ersparen dich zu fragen wo du heute Abend gewesen bist.“ „Das ist sehr großzügig Vater, aber wenn dem so wäre würdest du der erste sein dem ich davon erzählen würde, das weißt du, nicht wahr Vater?“, fragte sie bittersüß und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Ja das weiß ich.“, flüsterte er als er sie im Haus verschwinden sah. Erschöpft legte sie das in Seide verpackte Schwert auf ihren Umkleidetisch und besah sich einige Augenblicke in dem Spiegel. Kopfschüttelnd wendete sie ihren Blick wieder von sich ab und nahm die Schale mit dem kristallklaren Wasser um sie auf ihr Bett zu stellen. Sie knöpfte ihre Bluse auf und lies sie achtlos auf den Boden fallen. Im Schneidersitz setzte sie sich auf ihr Bett und wrang den Schwamm aus, der in dem kühlen Wasser lag. Achtsam wischte sie sich den Schweiß aus dem Gesicht und schließlich von ihrem Oberkörper, als sie plötzlich ein ungeheures Gefühl befiel. Erschrocken wirbelte sie herum und blickte auf ihren Balkon, der hinter einer gigantischen Glasfront lag. Einige Momente blieb ihr Herz stehen, als sie glaubte eine dunkle Gestalt auf ihrem Balkon stehen zu sehen. Sie schärfte ihren Blick, doch da war nichts. Hatte sie sich das nur eingebildet? Eine ganze Weile wagte sie es nicht ihren Blick wieder von dem Balkon abzuwenden, als ihr gewahr wurde, dass sie oberhalb ihres Bauchnabels nicht bekleidet war. Wenn wirklich jemand auf ihrem Balkon gestanden hatte, dann hatte er eben eine schöne Aussicht genießen dürfen. Beschämt stelle sie die Porzellan Schale auf den Boden neben ihrem Bett und suchte ihr Seidennachthemd in der Dunkelheit. Schließlich streifte sie sich das eben besagte über und kämpfte sich aus ihrer, aus feinster Büffelhaut bestehender, Hose. Wahrscheinlich war es einer dieser Minnesingender Lüstlinge gewesen, dachte sie verärgert und wollte sich schon ihr frischgemachtes Bett legen, als sie ein Gedanke erschreckte. Was wenn der Fremde in ihrem Zimmer war bevor sie es betreten hatte, was wenn er etwas gesucht hatte und wenn er es sogar gefunden hatte? Ängstlich lief sie zu dem Schrank in dem einige Bücher standen, die ihr Vater ihr als Pflichtlektüre gegeben hatte und suchte in der Dunkelheit den dunkelroten Buchdeckel, der ihr größtes Geheimnis hinter sich versteckte. Mit zitternden Händen zog sie das Buch heraus und griff in die Lücke die nun zwischen den anderen beiden Büchern war. Als sie das kalte Metall unter ihren Fingern spürte beruhigte sie sich wieder halbwegs. Sie wollte erst das Buch wieder zurück stecken, doch ihre Finger schlossen sich wie von selbst um ihr Geheimnis und bevor sie sich dessen bewusst war hatte sie es hinausgezogen und betrachte das Amulett, dass in ihrer Handfläche lag stumm. Es war nichts besonderes, jedenfalls hatte sie nie etwas besonderes daran erkennen können, trotzdem wusste sie, dass sie es mit ihrem Leben beschützen musste. Es war aus einfachem Silber und hatte einen Kreisrunden Anhänger der ebenfalls aus Silber bestand. Seufzend lies sie die Kette durch ihre Finger fahren und ging hinaus auf den Balkon. Ob der Fremde wirklich ihr Amulett gesucht hatte? Sie hatte keinerlei Erinnerung daran wer ihr das Amulett gegeben hatte und sie wusste genauso wenig warum sie dieses Amulett nicht verlieren durfte, aber sie wusste sie durfte es nicht. Als ihre beiden Schwestern geheiratet hatten und ausgezogen waren, hatte sie sich oft vorgestellt, dass dieses Amulett sie mit jemanden verbinden würde. Vielleicht mit ihrem Seelenverwandten, oder mit ihrer großen Liebe. Jemand der sie besser kannte, als sie sich selbst und den auch sie eines Tages heiraten könnte, doch mit der Zeit verwarf sie diesen Gedanken genauso wie den Glauben in die Männer. Eins wusste sie jedoch sicher, dieses Amulett verbarg ein Geheimnis, ein Geheimnis von dem sie nicht wusste ob es zu lüften ungefährlich sein würde. Sie hielt es sich vor die Augen und betrachtete es genauer. Nichts, keine Eingravierung oder sonstiges, nur ein kreisrunder Anhänger, der leicht hin und herschwenkte in der kalten Nachtluft. Als sie am nächsten Tag schon im Morgengrauen erwachte, kam ihr das Geschehen der gestrigen Nacht wie ein Traum vor. Sie zog sich an und wusch sich bevor sie sich auf den Weg zur Kirche machte um beichten zu gehen. Sie war sehr gläubig und das nicht nur, weil ihr Vater sie immer mit in die Kirche genommen hatte und ihr auch die Bibel als Pflichtlektüre aufgab, sondern auch weil ihre Mutter im Himmel auf sie wartete, dessen war sie sich sicher. Ihre Mutter starb nur wenige Jahre nach Akanes Geburt an Leukämie, doch Akane konnte ihre Mutter noch lange nicht vergessen. Sie war immer ein Teil von ihr, der sie begleitete. Sie liebte es wenn ihr Vater von der jungen Frau sprach in die er sich einst verliebte. Er sagte immer Akane und sie würden sich sehr ähneln. Sie wären beide zu abenteuerlustig und besäßen einen immensen Kampfgeist. Dies fasste Akane als Kompliment auf. Ihre Mutter hatte ihr kurz vor ihrem Tod eine Kette mit einem kleinen goldenen Kreuz als Anhänger geschenkt, die sie immer bei sich trug und die der Grund dafür war, dass sie das Amulett nicht trug. In der Stadt war trotz der frühen Stunde schon reges Treiben. Die Händler parkten ihre Holzwagen auf dem Marktplatz und stellten die Pferde unter. Die Fischer kamen gerade von der Arbeit wieder oder begaben sich in eben diese und die Kinder der nicht so wohlhabenden Familien, halfen bei all diesen Tätigkeiten. Der Morgen wirkt wie verzaubert, dachte Akane und schritt frohen Mutes über den großen Markt, als ihr im Hafen ein Schiff auffiel, dass sie noch nie in der Stadt gesehen hatte. Natürlich kamen immer wieder Handelsschiffe an, aber dieses war kein Handelsschiff, dass erkannte sie sofort. Wie ein Riese stach es aus den vielen kleinen Fischerbooten heraus. Verwundert sah sie auf das Deck des Schiffes und entdeckte eine Gestalt die sie scheinbar zu mustern schien. Fröhlich winkte sie dem Fremden zu, bekam aber keine Antwort. Schulterzuckend wendete sie sich wieder ab und begab sich nun endgültig zu der Kirche. An diesem Nachmittag wollte sie sich mit ihren Freundinnen treffen, auch wenn diese Treffen für sie langsam zu einer Quälerei wurden, da alle ihre Freundinnen verheiratet waren und zu Kaffeekränzchen einluden bei denen die meiste Zeit über Kinder und Männer debattiert wurde. Doch heute sollte das Treffen bei ihr statt finden und sie wollte mit ihnen zu der großen Wiese außerhalb der Stadt gehen um ein wenig Spaß mit ihnen haben zu können. Aus diesem Grund wagte sie sich am Mittag in das Gedrängel auf dem Marktplatz um für das Picknick einkaufen gehen zu können. Als sie am Obststand einige Äpfel kaufen wollte, viel ihr einer aus der Hand und sie versuchte sich zu ihm zu bücken, doch ihr enges Korsett und das blöde Gestell, dass man ihr um die Hüften schnallte, damit der Rock weiter ausgestellt war, so wie die unendlichen Körbe die sie um ihre Arme trug und die von oben bis unten mit Essen vollgestopft waren, machten dies unmöglich. In Gedanken verfluchte sie die Kleider die ihr Vater immer kaufte und die nur einer Puppe passen konnten ohne dass sie an Atemnot starb, als sie plötzlich ein Arm in ihr Blickfeld bewegte und den Apfel für sie auflas. Sie sah wie die große Hand den Apfel umschloss und erblickte einen muskulösen Unterarm an dem sich ein noch muskulöserer Oberarm anschloss. Sie musste schlucken. Wer im Dorf hatte so muskulöse Arme? Sie ließ ihren Blick in das Gesicht ihres Helfers schweifen und musste ein weiteres Mal schlucken. Niemand. „Äh, danke.“, sagte sie leise als er ihr den Apfel zurück gab. Er erwiderte nichts sondern musterte sie nur eindringlich. Sie fühlte sich irgendwie unbehaglich auch wenn der Mann vor ihr ein Antlitz hatte, dass ihr zusätzlich zu dem engen Kleid, Atemnot bescherte. Tiefe, blaue Augen blickten sie durch dringlich an. Sie erinnerten Akane sofort an das Meer. Er hatte von der Sonne gebräunte Haut, sehr maskuline Gesichtszüge und schmale Lippen die von der Seeluft ein wenig spröde schienen. Zudem hatte er so schwarzes Haar, wie sie es noch nie zuvor erblickt hatte und in dem Ausdruck seines Gesichtes lag etwas sehr ernsthaftes. Sie spürte wie ihr Körper scheinbar auf diesen Anblick zu reagieren schien und erwischte sich dabei, wie sie ihren Blick tiefer gleiten lies und unanständige Gedanken in ihren Kopf kamen. Als ob sie Angst hätte er könnte ihre Gedanken lesen, drehte sie auf dem Absatz um und machte sich mit klopfendem Herzen auf den Weg nach Hause. Er hatte sie sich anders vorgestellt, aber dass was er sah hatte seine Erwartungen noch übertroffen. Nie hatte er viel für das weibliche Geschlecht übrig gehabt, aber sie war anders. Als er an dem letzten Abend in ihrem Zimmer gewesen war und von ihrem Balkon verschwinden wollte konnte er es nicht, denn als er sie sah befiel ihm plötzlich ein Gefühl unüberwindbarer Begierde. Sie hatte eine enge Hose und eine Seidenbluse angehabt und ihr dunkles Haar hatte sie zu einem strengen Knoten gebunden. Er konnte ihre gute Figur durch diesen Anzug erkennen, aber das wäre keinen Grund für ihn gewesen zu bleiben. Doch als sie in den Spiegel sah und er ihr Gesicht sehen konnte, war er plötzlich wie gelähmt. Er hatte sehr gute Augen, auch im Dunkeln konnte er mehr erkennen, als manch anderer und er hatte auch eine ungefähre Ahnung woran das liegen könnte. Als er ihre dunklen Augen, die weiße Haut und die blutroten Lippen sah, musste er sofort an das Märchen denken, dass seine Mutter ihm immer erzählt hatte. Das Märchen von Schneewittchen. Er dachte daran wie es wohl wäre diese Haut zu berühren und ob sie sich so schön anfühlen würde wie sie aussah und bekam gar nicht mit, wie sie sich vom Spiegel abwendete und die Porzellan Schale auf ihrem Bett abstellte. Erst als sie sich aus ihrer Bluse befreite driftete er wieder zurück in die Realität. Er sah wie der seidige Stoff über ihre Schultern rutschte und drückte sich dichter an das Geländer um nicht entdeckt zu werden, als immer mehr von der hellen Haut entblößt wurde. Er schluckte schwer und spürte wie das Verlangen in ihm wuchs und dafür hätte er sich selber verfluchen können. Sie war nur eins dieser arroganten, kleinen Gänse, die von ihrem Vater alles bekamen was sie wollten. Er verachtete diese Art Mädchen doch eigentlich mehr, als die Huren die für Geld ihren Körper verkauften, denn sie wussten wenigstens wie hart das Leben sein konnte. Er war sich sicher dieses Mädchen hatte keinerlei Ahnung davon wie schwer es manchen Menschen fiel sich nicht von ihrem Leben zu verabschieden, die Menschen die in andauernder Angst und Armut lebten. Deswegen widerte sein Verlangen zu diesem Mädchen ihn regelrecht an. Ihm wurde schlecht vor Begierde, als sie sich zu ihm umdrehte und er einige Augenblicke ihren entblößten Oberkörper zu Gesicht bekam. Doch diese Übelkeit, die in seinem Magen brannte half ihm auch dabei sich aus seiner Starre zu befreien und zu verschwinden. Als er sie heute Morgen gesehen hatte, wie sie sich auf den Weg zur Kirche machte, sowie es die ganzen reichen Dinger mit guter Erziehung taten und sah wie sie ihm fröhlich zu winkte, während die ganzen armen Menschen sich abplagten um genug Geld für Nahrung zu haben, spürte er brennende Wut in sich aufsteigen. Was für ein blindes, hochnäsiges Ding, dachte er und versuchte seinen Blick von ihr abzuwenden, doch es gelang ihm nicht, bis sie in der Kirche verschwunden war. Der Morgen wirkt wie verdammt, dachte er und weckte seine Männer, damit sie sich endlich an die Arbeit begaben. Damit sollte er auch Recht behalten, den das Objekt seiner hasserfüllten Begierde lief ihm am Mittag schon wieder über den Weg. Sie hatte eines dieser Luftabschnürenden Kleider an, die nur Frauen mit einem Fettgehalt von 0% tragen konnten und ließ einen Apfel fallen wohl in der Hoffnung, dass ein strahlender Prinz angeritten kommen würde der ihr den Apfel wieder strahlend in die Hand drückte, während er ein Sonett zum besten gab, dass erklärte wie ansehnlich sie doch war. Er wollte gerade über seinen eigenen Gedanken lachen, als er den Apfel schon in seiner Hand hatte und ihn ihr reichte. Gott verdammt, dachte er. Er versuchte sie böse anzufunkeln aber stattdessen brachte er es nur zu Stande sie wie besessen anzustarren, bis sie sich von ihm abwendete und in der Menge verschwand. „Vergiss es Junge.“, hörte er den Obstverkäufer neben sich sprechen. Verwundert drehte er sich in seine Richtung und beäugte den Mann mit den zerschlissen Stofffetzen und der Halbglatze. „Die ist frigide, oder die neue Jungfrau von Orleans. Da ist es egal ob du intellektuell bewandert bist, oder stark wie Herkules, die lässt keinen ran.“ Er spürte wie ihn der Mann bei jedem Wort mehr anekelte und achtete nun auf die Falten die sein Gesicht in eine Kraterlandschaft verwandelt hatten. „Der Bursche von der Senora Aldaya hat’s am eigenen Leib erfahren, das sag ich dir.“ Er lachte wie ein Junge, der zum ersten Mal im Leben eine Frau nackt gesehen hatte und es seinen neugierigen Freunden erzählte. „Dem hat se nicht nur die Nase gebrochen, wenn du verstehst.“ Wieder kicherte er in sich hinein doch Ranma verlor sein Interesse an seinen Erzählungen und wendete sich ohne ein Wort zu sagen vom dem Mann ab. Noch am Nachmittag, als sie sich schon auf den Weg machte ihre Freundinnen zu treffen, konnte sie das Gesicht, des Fremden nicht aus ihrem Gedächtnis löschen. Nie zuvor hatte sie so empfunden wie am Mittag auf dem Marktplatz und dass sich das durch einen einzigen Blick so rapide geändert hatte, machte ihr auf eine Art und Weise Angst, die sie zuvor noch nie empfunden hatte. Sie war kein Mädchen, das auf Äußerlichkeiten achtete, gerade nicht bei dem männlichen Geschlecht, aber diesmal schien es anders zu sein und davor fürchtete sie sich. Als sie ihn angesehen hatte schien sich für einen Moment die Erde unter ihr aufzutun und sie für ihre unsittlichen Gedanken, die ihre Seele beschmutzten, in die Hölle zu zerren. Sie glaubte nicht, dass es unchristlich wäre einen Mann zu lieben oder nach ihm zu verlangen, aber als sie in die klaren, blauen Augen ihres Helfers gesehen hatte, glaubte sie all ihr Glaube würde von ihr abfallen, als wenn sie dem Teufel persönlich gegenüber gestanden hätte. Dies war aber nicht das was sie am meisten bestürzt hatte. Die Anziehungskraft die er auf sie ausgeübt hatte war noch viel erschreckender gewesen. Seine Gegenwart hatte eine Kälte ausgestrahlt die keineswegs unangenehm war, eher so wie wenn man an einem heißen Sommertag in das Meer steigt und sich alle Sinne nur noch auf diese Kälte des Wassers konzentrieren. Wenn man in das Wasser springt und für einen Augenblick der Körper gelähmt ist, bis die Kälte den ganzen Leib durchströmt und sich ein behagliches Gefühl in dem überhitzten Körper verbreitet. Als sie sich von ihm abgewendet hatte schien ihr Körper sich plötzlich nach dieser Kälte zu sehnen und sie spürte das Verlangen in sich kehrt zu machen und dem Fremden in die Arme zu laufen, doch auf der anderen Seite schlug irgendetwas in ihr Alarm und befahl ihr sich so weit wie möglich von ihm zu entfernen. „Akane, ist alles in Ordnung? Du wirkst so abwesend.“, hörte sie ihre Maria neben sich sprechen. Schnell nickte sie und blinzelte ihr zu. „Ja mir geht es gut.“ Die anderen Mädchen schienen Akanes geistige Abwesenheit nicht bemerkt zu haben, denn sie schnatterten fröhlich über voll gespuckte Lätzchen und Babynahrung. „Los Mädchen, lasst uns ein bisschen Spaß haben.“, schlug Akane den anderen vor die ihre Aufmerksamkeit jetzt auch ihr zu wandten. Maria war schon immer ihre wichtigste Freundin gewesen und sie war auch die einzige die es wagte sie bei ihrem Vornamen zu nennen. Die anderen Mädchen nannten sie immer Senora Tendo, als wenn sie sich völlig fremd wären. Jauchzend sprang Maria auf ihre Füße. Sie war schon immer ein fröhliches Mädchen gewesen, obwohl sie schon so viel durch gemacht hatte und sie es im Leben nicht leicht hatte. „Oh ja!“, rief sie begeistert und kümmerte sich nicht um die argwöhnischen Blicke die ihr die anderen Mädchen zu warfen. „Lasst uns fangen spielen!“, schlug Maria vor und warf einen Blick in die Runde. „Also ich denke nicht…“, begann Penelope und zog ihre Augenbrauen in die Höhe, als wenn Maria ihr gerade ein unmoralisches Angebot gemacht hätte. „Doch, das ist eine gute Idee.“, stimmte Akane Maria zu und als wenn Akanes Wort heilig wäre begaben sich sofort alle Mädchen auf ihre Füße, wenn auch nicht mit begeisterter Miene. Schon nach einiger Zeit fand sich Akane alleine wieder. Achtsam blickte sie sich um, aber keiner der Mädchen war weit und breit zu sehen. Sie stand nun vor dem großen leerstehendem Haus der Familie Saotome, die als Akane vier Jahre alt war aus Valencia weggezogen waren, als die Hausherrin verstarb. Damals hatte sie oft mit dem Sohn der Familie in dem Garten gespielt der nun von der riesigen Hecke verdeckt wurde. Auf Wunsch von Senor Saotome wurde es nicht verkauft, falls sein Sohn eines Tages dahin zurückkehren wollen würde, aber es gab sowieso kaum Leute die es sich hätten leisten können. Mit der Zeit erzählten sich die Menschen Geschichten über das Haus, weil es solange leer stand. Verflucht soll es sein, sagten viele, oder dass der Geist der verstorbenen Hausherrin immer noch in dem Haus umherwandern soll. Akane glaubte diese Geschichten nicht, aber sie wagte es auch nicht mehr so oft den schönen Garten der Familie zu betreten und wenn dann nur in Begleitung von ihrer Freundin Maria. Lächelnd berührte sie mit ihren Fingerspitzem, das Laub der verwachsenen Hecke. Sie hatte viel Spaß gehabt mit dem Jungen der Familie. Er war zwar einige Jahre älter als sie gewesen, aber dafür kannte er auch schon viele Abenteuergeschichten, die er Akane erzählte, wenn sie traurig war. Als sie es hinter der Hecke rascheln hörte schreckte sie aus ihren Gedanken und fixierte die Hecke genauer. Es schien ihr als wenn jemand auf der anderen stehen würde und sie glaubte es könnte Maria sein, die sich dort vor den anderen Mädchen versteckte, die sich längst wieder auf ihre Picknickdecke gesetzt hatten um über ihre sabbernden Kinder sprechen zu können. So leise wie möglich zwang sich Akane durch die Hecke, damit ihre Freundin sie nicht bemerken würde und als sie es fast auf die andere Seite geschafft hatte, entdeckte sie unter einem großen Kirschbaum eine Gestalt. Sie blinzelte, weil sie die Sonne blendete und konnte nicht erkennen wer es war, aber mit der Vermutung Maria würde dort stehen, schmiss sie sich mit ihrem ganzen Gewicht auf diese Person und legte ihre Arme um ihren Nacken. „Hab ich dich!“, rief sie noch im Flug. Sie hörte sich selber erschrocken keuchen, als die Person unter ihrem Gewicht, das sie mit vollem Körpereinsatz auf sie gelagert hatte, nicht zusammenbrach, nicht einmal nach hinten taumelte. Sie spürte einen großen, muskulösen Körper an ihrem und wie ihr Herz einen Hüpfer machte, als sie Bergriff, dass sie gerade kreischend einem Mann in die Arme gesprungen war. Sie kniff ihre Augen zusammen, als würde sie hoffen, dass sie nur einen bösen Traum hatte und gleich daraus erwachen würde. Der Fremde bewegte sich nicht einen Millimeter, er erwiderte ihre stürmische Umarmung nicht, aber er stieß sie auch nicht von sich und Akane stellte sich schon das Geschwätz der Bewohner vor, wenn sie von dieser Situation Wind bekommen sollten. Die eiserne Jungfrau entdeckt ihre erste Liebe, hörte sie, sie sagen, als sie plötzlich etwas aus ihren Gedanken riss. Sie spürte wie eine angenehme Kälte ihren zierlichen Körper überflutete und hielt einen Moment den Atem an. Er? Beschämt löste sie sich von ihm und senkte ihren Blick. „Ent- Entschuldigen Sie bitte. Ich habe Sie mit jemanden verwechselt.“, stammelte sie und konnte spüren wie er sie mit einem misstrauischen Blick anstierte. Sie hob ihren Kopf um ihn ansehen zu können, aber da hatte er sich schon von ihr abgewendet und ging in die gegengesetzte Richtung davon. Entsetzt schaute sie ihm nach, doch dann packte sie die Wut. „Wollen Sie denn meine Entschuldigung nicht annehmen?“, brüllte sie ihm nicht gerade sehr schicklich hinterher und stemmte ihre Hände in die Hüfte. Er drehte sich nicht zu ihr um sondern ging mit entschlossenem Gang auf das Tor zu. Verwundert runzelte sie die Stirn, als ihr plötzlich ein Gedanke kam. „Hast du etwa deine Stimme verloren…“ rief sie und ergänzte dann etwas leiser: „…Ranma?“. Als hätte ihn der Blitz getroffen blieb er stehen, aber drehte sich nicht wieder zu ihr um. „Woher?“, fragte er nur und Akane spürte wie ihn seine Stimme bewegte. Sie war männlich und rau, aber trotzdem klang sie irgendwie weich und sehr angenehm. Schnell lief sie auf ihn zu und stellte sich vor ihm. „Erkennst du mich denn nicht? Ich bin’s Akane. Wir haben früher oft zusammen gespielt.“, erwiderte sie und tippte ihm auf die Stirn, sodass er verärgert seine Augenbrauen zusammen zog. „Natürlich weiß ich wer du bist!“, herrschte er sie an und Akane wich unter seinem aggressiven Ton einen Schritt zurück. „Ich wollte nur wissen wie du mich erkannt hast.“, fügte er dann etwas ruhiger hinzu und legte sich die Hand auf die Stirn, als er würde er die Entscheidung bereuen stehen geblieben zu sein. „Du bist ja ganz schön aggressiv geworden.“, erwiderte Akane und fixierte die Falten, die sich auf seine Stirn gelegt hatten und die ihn älter aussehen ließen. Er musste jetzt ungefähr zweiundzwanzig sein, überlegte Akane, denn er war fünf Jahre älter als sie gewesen und sie war vor einem halben Jahr siebzehn geworden. „Und du bist immer noch das hochnäsige Ding aus meiner Erinnerung.“, entgegnete er und wollte an ihr vorbei gehen, als sie ihm den Weg versperrte. „Was fällt dir ein?!“, fauchte sie ihn an und spürte wie Wut ihre Adern durchströmte. „Ich glaube nicht, dass du das Recht hast so mit mir zu sprechen.“, ergänzte sie funkelte ihn böse an. „Ach Mädchen, du glaubst wohl auch, dass dir die Welt gehört.“ Ohne Rücksicht auf sie zu nehmen, nahm er ihren Arm und drückte ihn an ihren Körper um an ihr vorbei gehen zu können. Akane spürte wie die Wut in ihr brannte, doch gab es etwas, dass sie unbedingt noch von ihm wissen musste bevor sie ihn niederschlagen würde. „Das Schiff am Hafen, gehört dir das?“, fragte sie und drehte sich zu ihm um. „Ja“, antwortete er knapp und bereute es sofort, als sie plötzlich neben ihm herlief und ihn mit großen Augen anstarrte. „Wirklich?“, fragte sie und er wäre versucht gewesen „Nein“, zu antworten aber stattdessen nickte er nur. „Das ist ja großartig. Dann kannst du mir sicherlich Geschichten von der Seefahrt erzählen, richtig? So wie früher, erinnerst du dich?“ „Danke, aber ich habe keinen Bedarf kleinen, albernen Gänsen als Geschichtenerzähler zu dienen.“ Sie hörte, dass er scheinbar ziemlich gereizt war und wenn sie nicht so wütend auf ihn gewesen wäre, hätte sie ihn wahrscheinlich erst einmal in Ruhe gelassen. „Hör zu“, sprach sie ihn im übertrieben ernsthaften Ton an. „Du bist mir auch nicht gerade sympathisch, aber hörst du mich deswegen die ganze Zeit meckern?“ Er sah kurz zu ihr herüber und verdrehte dann die Augen. „Warum läufst du mir nach, wenn ich dir unsympathisch bin und du schon längst bemerkt hast, dass dies auf Gegenseitigkeit beruht?“, fragte er für seine Gefühlslage verhältnismäßig ruhig, als er bemerkte, dass sie stehen geblieben war. „Also wenn du glaubst du könntest mich um den Finger wickeln, in dem du mir die kalte Schulter zeigst irrst du dich.“, fauchte sie ihn an und wollte gerade davongehen, als er stehen blieb und sie mit einem merkwürdig tiefgründigem Blick musterte. „Keine Angst, ich habe nichts übrig für kleine Mädchen wie dich. Du hast ja noch gar nichts zu bieten.“, erwiderte er dann spöttisch und er sah wie sie ihn mit offenem Mund anstarrte, das hatte wohl noch keiner bei ihr gewagt. „Jetzt sie es endlich ein. Ich kann arrogante, verwöhnte Dinger nicht ausstehen und das schließt dich nun mal mit ein. Also lass mich in Ruhe und hör auf mir zu folgen, sonst wirst du es noch bereuen.“, er versuchte ruhig zu bleiben während er sprach, doch am Satzende ging dann sein Temperament mit ihm durch. Er sah noch wie sie ihn ungläubig anstarrte, dann machte er kehrt und lies sie alleine. Als sie am nächsten Tag erwachte spürte sie sofort wieder die Wut in sich aufsteigen. Sie konnte einfach nicht glauben was für ein mürrischer Mensch aus dem fröhlichen Jungen von damals geworden war und dass er so über sie geurteilt hatte, als würde er sie kennen ärgerte sie bis ins Maßlose. Und so schritt sie nachdem sie zu Mittag gegessen hatte blind vor Wut drauf los um ihn zur Rede zustellen. Und als sie ihn in dem Garten des alten Hauses vorfand, wie er unter dem Kirschbaum lag, verließ sie plötzlich ihr Mut und sie schlich sich beinahe an ihn heran. Er schien ihre Anwesenheit nicht bemerkt zu haben und auch nicht wie sie jetzt knapp ein Meter von ihm entfernt auf ihn herunter starrte. Doch zu Akanes Verwunderung öffnete er seine Augen nicht einmal, als sie ihm die Sonne von seinem Gesicht stahl und durch ihren Körper einen breiten Schatten auf ihn warf. „Was?“, fragte er nur und sie wusste, dass es ihre Anwesenheit schon viel länger gespürt hatte als ihr lieb war. Einen Moment sah sie ihn nur an, doch schließlich fand sie ihre Stimme wieder. „Was du gesagt hast ist falsch.“, begann sie doch er öffnete seine Augen auch nicht als sie zu ihm sprach. „Vielleicht wirke ich manchmal ein wenig arrogant, aber trotzdem weiß auch ich über das Leben bescheid und ich weiß wie schwer es manche Menschen haben und wie glücklich ich mich darüber schätzen kann, dass mein Vater immer für mich gesorgt hat.“ „Ach wirklich?“, fragte er und verzog spöttisch seine Lippen. Erschöpft lies sie sich neben ihm im Gras nieder. „An meinem fünfzehnten Geburtstag hat meine Vater mir gesagt dass ich Senor Federico heiraten werde. Noch am selben Tag kam er uns besuchen und er hat mich angewidert. Er war schätzungsweise zehn Jahre älter als ich, aber das war nicht das schlimmste an ihm.“, sie stockte und sah zu ihm herüber. „Ich will das nicht wissen. Bitte rede nicht mir über solche Dinge.“, sagte er fast selbstquälerisch und öffnete seine Augen. „Sie reagierte gar nicht auf seine Worte sondern sprach unbeirrt weiter. Sie wollte, dass er es wusste. Sie wollte, dass nur er es wusste. „Ich habe meinen Vater angefleht die Verlobung zu lösen, habe nichts mehr gegessen, mich in mein Zimmer eingeschlossen und Nächtelang geweint. In der Hinsicht hast du recht. Ich habe mich wie ein verwöhntes Ding benommen, aber ich konnte den Gedanken nicht ertragen, diesen Mann heiraten zu müssen.“ Einen Moment sah sie ihn an, dann lies auch sie sich auf den Rücken fallen und bestaunte die Kirschblüten, die über ihr von den Ästen rieselten. „Er hat nicht nachgegeben, deswegen bin ich von zu Hause weggelaufen, ohne Geld und nur mit einiger, weniger Kleidung. Ich wäre sicherlich verhungert, oder hätte mit dem Stehlen angefangen, wenn mich nicht eine Bauernfamilie aufgenommen hätte unter der Bedingung, dass ich ihnen auf dem Hof helfe. Ein Jahr lang habe ich dort gewohnt. Ich habe von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang gearbeitet und dafür am Abend eine Scheibe vertrocknetes Brot und Wasser bekommen. Wenn wir Glück hatten bekamen wir genügend Geld zusammen um ein wenig Brei, oder Kartoffeln zu kaufen, die haben wir dann an den Feiertagen gegessen. Es war hart für mich, aber es war mir lieber als Senor Federico heiraten zu müssen. Mein Vater war krank vor Sorge und suchte im ganzen Land nach mir und als er mich dann endlich gefunden hatte, versprach er mir, dass er die Verlobung lösen würde. Ich kehrte also nach Valencia zurück, doch das Wissen, dass es Menschen gab, die es viel schlechter haben als ich blieb und weil ich noch keine Gelegenheit hatte mich bei der Familie zu bedanken, verkaufte ich so viele Kleider wie möglich ohne, dass mein Vater davon etwas mitbekam. Das Geld schickte ich ihnen dann.“ Sie bemerkte, dass er seinen Kopf in ihre Richtung gedreht hatte und erwiderte seinen Blick. Er hatte seine Stirn gerunzelt, als würde er angestrengt über etwas nachdenken. „Heißt das du bist von zu Hause weggelaufen, wegen einer Hochzeit und du wärst lieber verhungert als dich von einem Mann anfassen zu lassen?“, fragte er und merkte wie sein Interesse für dieses Mädchen wuchs und das bereitete ihm eine ungeheure Angst. Sie nickte stumm und lachte dann leise auf. „So wie du das sagst hört sich das an wie etwas das total unnormal wäre.“ „Es ist unnormal.“, erwiderte er und wendete seinen Blick wieder von ihr ab. Dann stahl sich auch auf seine Lippen ein leichtes Lächeln was sie mit Freude erwiderte. „Du scheinst wirklich frigide zu sein.“, stellte er dann immer noch lächelnd fest und schloss seine Augen wieder. Einige Zeit war es still zwischen den beiden und Akane rang damit ihm noch mehr zu erzählen, aber sie wagte es zunächst nicht. Stumm beobachtete sie die Kirschblüten und als sie bemerkte, dass die Sonne mittlerweile ziemlich tief gesunken war, stand sie auf und fasste ihn bei der Hand. Erschrocken öffnete er seine Augen und wollte gerade etwas sagen, als sie ihm mit einem Blick bedeutete zu schweigen. „Komm. Ich will dir etwas zeigen.“, sagte sie sanft und zog ihn hoch. Verwundert folgte er ihr, aber er schloss seine Hand nicht um ihre. Zusammen verließen sie den Garten, gingen über die große Wiese die sich daran anschloss und einen Hügel hinauf, von dem aus sie über die Stadt sehen konnten bis zum Meer, das heute ziemlich ruhig war. Die Abendsonne schimmerte über den Dächern der Stadt aber Ranma war sich sicher, dass sie ihn nicht dort hingebracht hatte um die Aussicht genießen zu können. Ohne seine hand los zu lassen, deutete sie mit ihrer freien Hand auf den Marktplatz, auf dem sich nun nur noch wenige Menschen befanden, auf einen großen Mann, mit blonden Haaren. Er wunderte sich nicht darüber, dass auch sie scheinbar sehr gute Augen hatte, sondern lauschte nur ihren Worten. „Senor Aldaya.“, sagte sie und zog ihre Augenbrauen zusammen. „Als ich vor wenigen Monaten ein wenig verspätet die Kirche verlassen habe, hat er mich in einer Gasse überfallen. Er hat meinen Rock hochgeschoben, mir widerwärtige Worte ins Ohr geflüstert und versucht meine Handgelenke über meinem Kopf festzuhalten. Ich wollte schreien, aber meiner Kehle entwich kein Ton. In letzter Sekunde habe ich eins meiner Handgelenke befreien können und ihm auf die Nase geschlagen. Sie ist gebrochen gewesen.“ Sie schwenkte ihre Hand über die Stadt und blieb bei einem etwas kleineren Mann mit dunklem Haar stehen. „Senor Coronado.“, verhieß sie mit düsterer Stimme. „Er hat meine beste Freundin geheiratet und sie aus dem Haus geschmissen, geprügelt und beschimpft, als er erfahren hat, dass sie ihm keinen Nachkommen schenken würde.“ Es kam Ranma so vor als würde sie diesen Mann noch mehr hassen, als den der sie belästigt hatte. Dann zeigte sie auf den Mann der daneben stand. „Er ist auch mit einer meiner Freundinnen verheiratet. Jedes Mal wenn ich sie besuchen komme ist sie mit blauen Flecken übersät, aber sie spricht nicht darüber. Ach und da zehn Meter weiter ist Miguel. Der hat ein halbes Jahr vor meinem Balkon gewohnt und mich nicht eine Nacht schlafen lassen, weil er mich mit seinem furchtbaren Gesang belästigt hat.“ Sie lachte leise und erzählte dann weiter. „Ich habe ihm meine Wasserschale auf den kopf geworfen, seitdem ist er nicht mehr aufgetaucht. Schön zu wissen, dass ich ihn damit nicht umgebracht habe.“ Ranma sah sie an und überlegte ob er die Frage stellen sollte die ihm so lange auf der Zunge brannte. „Dein Verlobter, was hat er dir angetan?“, fragte er vorsichtig und sah wie sie ihren Kopf senkte. „Das selbe wie Senor Aldaya, aber es war noch furchtbarer, auch wenn ich mich von ihm befreien konnte, bevor…“, sie stoppte und er wusste, dass sie den Tränen nah war. „Aber als er mich am nächsten Tag erwischte, hat er mich bestraft. Stundenlang hat er mit seinem Gürtel auf mich eingeschlagen, bis ich es schaffte zu entkommen. Wäre es mir nicht gelungen wer weiß ob er mich nicht totgeschlagen hätte.“ Sie machte eine längere Pause und Ranma konnte ihren Schmerz fast spüren. „Ich bin sicherlich nicht frigide und auch nicht die Jungfrau von Valencia. Auch ich sehne mich danach jemanden kennen zu lernen, dem ich vertrauen kann und ich habe auch manchmal Sehnsucht danach jemanden nahe sein zu können. Aber ich will, dass es jemand ist der mich nicht verletzt.“ Sie spürte, dass er ihre Hand los lies und sich einige Schritte von ihr entfernte. Ihr Herz verkrampfte sich durch diese Geste die ihr unmissverständlich klar machte, dass sie dies nicht bei ihm suchen sollte. „Ich möchte mich verlieben und ich möchte, dass mich jemand in die Arme nimmt, aber es nur tut wenn ich es auch will. Ich will mich anlehnen können.“ Sie sprach mehr zu sich selbst als zu Ranma, doch wünschte sie sich, dass er ihre Worte verstanden haben würde. Plötzlich spürte sie seine Anwesenheit wieder deutlicher. Er stand wohl hinter ihr und sah auf sie hinab. Erschrocken atmete sie ein, als sie spürte wie er ihr Handgelenk umfasste und sie zu sich nach hinten zog. Sie spürte wie sie gegen seinen Körper fiel und ihr wurde bewusst das er ihre Worte gehört haben musste. „Oh…“, hörte sie sich selber sagen, als er die andere Hand auf ihren Bauch legte und sie sich an seinen Oberkörper lehnte. Eine heftige Windböe kam auf und befreite einige Haarsträhnen aus Akanes Hochsteckfrisur, sodass sie ihm ins Gesicht wehten, aber er ließ sich davon nicht beirren und sie befreite sich auch nicht von seinem Griff, denn insgeheim wusste sie, dass das was sie suchte bei ihm zu finden war. Erschöpft lehnte sie ihren Kopf gegen seine Brust und schloss ihre Augen. „Ich hasse diese Männer nicht für das, was sie getan haben, denn ich glaube daran, dass es keine von Grund auf bösen Menschen gibt.“, sagte sie nach einiger Zeit, ohne sich von ihm zu lösen. Da täuschst du dich, dachte Ranma, sprach es aber nicht aus. „Mein Vater meinte immer ich wäre zu naiv und deswegen schenke ich den Männern nur noch begrenzt mein Vertrauen, aber ich verurteile sich nicht für das was sie mir oder anderen Frauen angetan haben.“ „Das solltest du aber.“, erwiderte Ranma und drückte sie dichter an sich. „Und wenn du es nicht tust werde ich es für dich tun.“ Er wusste, dass sie weinte. Er konnte das Salz ihrer Tränen riechen. Vorsichtig legte er seine Stirn in ihrer Halsbeuge ab und wartete stumm darauf, dass ihre Tränen versiegen würden. Bis die Sonne unterging verharrten sie in dieser Position, dann löste sich Akane erschrocken von ihm. „Oh nein.“, stöhnte sie und drehte sich zu ihm um. „Ich habe Vater versprochen zum Abendmahl zurück zu sein, weil wir wichtigen Besuch aus dem Königshaus erwarten. Jetzt werde ich mich verspäten.“, sie sprach schnell und aufgeregt und lief schon ein wenig vor, dann drehte sie sich noch einmal zu ihm um. „Wann werde ich dich wieder sehen?“, fragte sie hoffnungsvoll und sah ihm in die Augen. „Es ist besser wenn gar nicht mehr.“, erwiderte Ranma und senkte seinen Blick. Er wollte ihre Enttäuschung nicht sehen und schon gar nicht wollte er ihre Tränen sehen, die ihr jetzt wieder in die Augen schossen, der Geruch von eben diesen bereitete ihm schon ein unangenehmes Gefühl. Sie sagte darauf nichts und lief davon, doch er wusste, dass er sie verletzt hatte. Aber er konnte an der Situation nichts ändern. Es war besser wenn sie ihn vergaß. Dass sie nichts erwidert hatte, machte ihm klar, dass auch sie gespürt haben musste, dass ihre Verbindung nichts gutes verheißen konnte. Er wollte sich zurück auf den Weg zu seinem Schiff machen, als er plötzlich wieder ihre Präsens spürte, sie kam zurück. Noch bevor er ihr etwas sagen konnte das sie wieder dazu bringen würde fort zu laufen, sah er ihre Tränen und verstummte. „Bitte schick mich nicht weg.“, weinte sie, als sie vor ihm zum stehen kam und legte eine Hand auf sein Herz. „Bitte sag nicht ich soll gehen.“ Einen Moment sah er sie noch an, dann umfasste er ihre Schultern und zog sie in seine Arme. „Wir dürfen nicht zusammen sein, das musst du verstehen.“, flüsterte er ihr zu und drückte sie wieder ein wenig von sich, um ihr in die Augen sehen zu können und dann sah er sie nicken. „Du hast recht.“, erwiderte sie mit tränenerstickter Stimme. Sie befreite sich aus seiner Umarmung und wischte sich die heißen Tränen aus dem Gesicht. „Leb wohl, Ranma.“ Sie drehte sich um und ging mit schnellen Schrittes davon, als sie sich plötzlich an ihrem Handgelenk gefasst fühlte. Sie spürte wie sie herum gewirbelt wurde und sah noch Ranmas traurige Augen als sich seine Hand hinter ihren Hinterkopf schob und er seine Lippen auf ihre legte. Er küsste sie sanft und vorsichtig und sie glaubte ihr Herz würde zerspringen, doch dann löste er sich wieder von ihr und verschwand mit einem „Leb wohl.“, in der Dunkelheit. Als sie sich an diesem Abend aus dem Haus stahl um trainieren zu gehen hatte sie ein ungutes Gefühl und überlegte zunächst, ob sie nicht lieber im Haus bleiben sollte. Doch als sie auf der Klippe stand und ihr Schwert im Mondlicht glitzerte, vergaß sie ihre Zweifel. Der Schwertkampf lenkte sie von der Trauer ab, die sie empfand seit dem Ranma sie verlassen hatte. Der Abend mit den Verwandten des Königs, war für sie nur eine Quälerei gewesen, denn sie musste den ganzen Abend wie eine Puppe lächeln, obwohl sie ihre Tränen kaum zurückhalten konnte. Jetzt auf der Klippe war es, als wenn der Wind ihren Schmerz mitnahm weit hinfort dort wo auch der Rest ihrer Seele war und ein Abenteuer nach dem anderen bestand. Sie kehrte trotzdem früher nach Hause zurück, weil dieses Gefühl nie ganz verschwinden wollte. In ihrem Zimmer angekommen, bekam sie den Schreck ihres Lebens. Dort stand wieder die Gestalt, die sie auch schon das letzte Mal bemerkt hatte eingehüllt in einen langen, schwarzen Umhang und hielt ihr die Spitze seines Schwertes vor die Kehle. Wie aus Reflex zog sie ihr Schwert hervor und wehrte sein Schwert ab. Sie hörte das metallische Klingen nachdem sie sich sonst immer gesehnt hatte, doch jetzt flößte es ihr Angst ein. Er griff sie sofort wieder an und sie konnte in letzter Sekunde abwehren sonst hätte sein Schwert ihre Schulter durchbohrt. Schnell trat sie einige Schritte zurück und versuchte zu erkennen, wer unter diesem Umhang gehüllt war, doch ihre Augen waren bei Nacht lange nicht so gut wie bei Tag. Er stürzte auf sie zu und sie konnte wieder gerade noch abwehren, doch jetzt verlagerte er sein Gewicht auf und stieß sie gegen ihren Umkleidetisch. Stöhnend stützte sie sich ab und versuchte einen Angriff der ihr gewaltig missling und ehe sie sich versah, stand der Fremde hinter ihr und sie spürte das kalte Metall der Klinge in ihrem Nacken. „Das Amulett“, zischte der Fremde und auch wenn ihr diese Stimme unheimlich bekannt vorkam, vermochte sie, sie noch nicht einzuordnen. „Wo ist es?“ Sie antwortete nicht sondern drehte sich wagemutig zu dem Fremden um sodass, die Klinge wieder an ihrer Kehle war. „Ich werde es dir nicht geben.“, fauchte sie ihn an, hob ihr Schwert und schleuderte es gegen seins damit die Klinge von ihrer Kehle wegkam. Sofort griff sie ihn frontal an und glaubte schon sein Brustkorb zu durchbohren, als er in einer Geschwindigkeit sein Schwert hob, die sie noch nie bei einem Menschen erlebt hatte. Daraufhin griff er sie wieder an und sie versuchte mit Mühe seine Angriffe zu blocken, bis er sie an die Glasfront gedrängt hatte und ihr, ihr Schwert aus der Hand schlug. Keuchend umklammerte sie ihr Handgelenk, dass vor Schmerz pochte, als er sein Schwert auf die Höhe ihres Herzens hob. „Wenn du das Amulett willst musst du mich töten.“, sagte sie ernst und versuchte dem Fremden in die Augen sehen zu können. Einen Moment dachte sie daran die Wachen zu rufen, aber dann warf der Fremde seinen Umhang ab. Als sie in die blauen Augen desjenigen sah, dem sie heute ihr Herz geschenkt hatte, entwich ihr ein erschrockenes Keuchen. „Diese Alternative wollte ich als letzte in Betracht ziehen“, sagte er und ein unheimliches Lächeln bildete sich auf seinen Lippen. „Aber du lässt mir wohl keine andere Wahl.“ Er drückte die Klinge seines Schwertes wieder gegen ihre Kehle und sah wie sich ihre Augen weiteten. „Du willst mich umbringen?“, fragte sie mit zitternder Stimme ohne ihre Augen von seinen zu lösen. Sie konnte nicht glauben, dass er es wirklich vor haben könnte. „Sag mir wo das Amulett ist, dann passiert dir nichts.“, erwiderte er und als sie ihm trotzig ins Gesicht spuckte, warf er sein Schwert beiseite und packte sie an der Kehle. „Mach keinen Fehler, Akane.“, herrschte er sie bedrohlich an und warf sie dann zu Boden. Blitzschnell hob er sein Schwert wieder auf und lies es nur einen Millimeter neben ihrem Gesicht in den Boden stoßen. „Du hast Angst.“, sagte er spöttisch und beugte sich zu ihr herunter. „Ich kann es riechen.“ Er ließ sich auf seine Knie fallen und war ihrem Gesicht jetzt so nah, dass sie seinen heißen Atem spüren konnte. „Warum tust du das?“, fragte sie und bemerkte, dass einige Tränen aus ihren Augen liefen. „Du bist zu naiv, Akane.“, flüsterte er beinahe sanft. „Glaubst du, du kannst mich durch das erzählen deiner ach so traurigen Lebensgeschichte um den Finger wickeln? Glaubst du wirklich, dass es keinen Mann auf der Welt gibt, der Frauen wie dich verachtet?“ Sie spürte wie er mit seinen Fingerkuppen über die Haut ihrer Wangen fuhr. Er lächelte süffisant und küsste sanft ihre zarten, scharlachroten Lippen. „Du kleines, armes Mädchen. Du glaubst du kennst das Elend auf der Welt, doch du hast keinerlei Ahnung. Soll ich dir zeigen was wirklich furchtbar ist?“ Er umfasste wieder ihre Kehle, drückte aber nicht zu sondern ließ seine Finger weiter gleiten bis er an dem ersten Knopf ihre Seidenbluse angelangt war. „Wer bist du?“, weinte Akane und drückte ihre Hände gegen seinen Brustkorb. „Das ist die falsche Frage, Akane“, hauchte er in ihr Ohr und küsste ihr Ohrläppchen. „Die richtige Frage lautet, was bin ich.“ „Was bist du?“ fragte sie zitternd, als sie spürte wie er den ersten Knopf ihrer Bluse öffnete und darauf hin den zweiten, bis er das goldene Kettchen mit dem Kruzifixanhänger zwischen Zeige- und Mittelfinger nahm und es betrachtete, dann riss er es ihr von dem Hals und warf es von sich. „Dein Untergang.“, antwortete er und küsste sie hart auf die Lippen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)