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Wünsch Dir Was

"Ne verzwickte Lovestory =) "
von

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PARTY!!!!

„Mach mal was lauter!“, Anne und Swantje saßen im Auto und fuhren nach Plaidt zum Konzert der überregional bekannten Band „Vampire“. Sie ließen eine CD laufen, um sich schon mal einzustimmen. Anne drehte lauter, und Swantje und sie sangen lauthals mit.

„Au man, wir könnten glatt als verrückte Teenager durchgehen, die beim Konzert reihenweise in Ohnmacht fallen.“, meinte Anne, nachdem sie von einigen Passanten komisch angeguckt wurden.

Swantje grinste nur und meinte: „Ach, bißchen bekloppt muss sein, bei unserm tristen Arbeitsalltag und mit 22 Jahren sind wir ja erst vor kurzem Teenager gewesen, also: Tu mal nicht so erwachsen!“ Das artete wieder in einen Lachkrampf aus und Anne schrie: „Jetzt benehmen Sie sich mal, ich muss Auto fahren!“ Der Lachkrampf wurde nur noch schlimmer und endete erst, als die beiden auf dem Parkplatz vor der Halle anhielten und aus dem Auto stiegen.

„So, jetzt müssen wir uns aber echt benehmen, sonst fragen die uns wieder nach unserm Ausweis und das ist mehr als peinlich.“, meinte Swantje und versuchte sich ein Lachen zu verkneifen.

Sie gingen zur Kasse, legten das Geld auf den Tisch, ließen sich einen Stempel auf die Hand geben und liefen prustend in die Halle.
 

Sie stellten sich ziemlich weit nach vorne zur Bühne und unterhielten sich. Dabei fiel Anne ein Plakat auf: Sie las es laut vor: „ Vampire sucht Dich! Für ihren 1. Videoclip-Dreh suchen die Jungs eine junge Dame, die reiten kann und am besten auch noch ein eigenes Pferd hat. Du musst auch über 18 Jahre alt sein. Hast du Interesse, dann meld dich einfach auf unserer Homepage, auf der des Fanclubs oder am Fanstand hier in der Halle an!“

Anne lachte: „Hey, das ist das doch perfekt für dich! Du reitest, bist 22, hast ein Pferd…na also, worauf wartest du? Hopp hopp! Du wirst dann berühmt und kannst mir dann alles erzählen aus dem Leben der Stars, und dann kreischen wir wieder und freuen uns wie kleine Kinder, komm schon!!“

Doch in diesem Moment ging die Show von Vampire los und Swantje ignorierte Anne einfach. Die Jungs von Vampire kamen auf die Bühne: Die beiden Sänger René und Marq, Bassist Criss, Gitarrist Tobi, Keyboarder Claus und Schlagzeuger Franky. Die beiden Mädels tanzten, sangen mit und hüpften auf der Stelle rum. Normal war das zwar nicht, aber es machte Spaß und das war die Devise der beiden. Irgendwann griffen die zwei Sänger Marq und René zu den Mikros und machten noch mal Werbung für die Anmeldung im Videoclip. Anne grinste Swantje an, aber die grinste nur zurück und meinte: „Ach, ich kann dir ja Reiten beibringen und mein Pferd leihen!“
 

Dann wurde es still in der Halle. René stand vorm Mikro und begann zu singen.

Es war Swantjes Lieblingslied: „Küss mich!“ Swantje sang mit und schmolz nur so dahin. Anne himmelte währenddessen den Bassisten der Band, Criss, an, bis der ihr irgendwann zuwank. Sie stieß Swantje an: „Er hat mir gewunken! Hast du das gesehen? Hast du das gesehen?“ Sie grinste wie ein Honigkuchenpferd. Swantje lächelte sie an und sang dann weiter mit: „Küss mich nur einmal!...“. Danach grinste sie Anne an. „Das hättest du wohl gerne, gell? Aber das müsste schon der Criss bei dir machen!“ Anne lachte und nahm Swantje bei den Händen. Sie wippten wieder auf der Stelle rum und hatten einen riesen Spaß.
 

„Au man, wenn der singt „Küss mich, küss mich nur einmal!“, dann würde ich am liebsten laut schreien: Dann komm doch her!“, das Konzert war zu Ende und Swantje legte sich entspannt im Beifahrersitz zurück. Anne schmunzelte und meinte: „Dann mach’s doch mal!! Naja, bei dem nicht unbedingt, aber wenn der den Bassisten mitbringen würde… das wäre doll!“

„Jaja, das hat man dir eben ziemlich angesehen, dass du scharf darauf wärest! Aber was hast du nur gegen René?“ Swantje begann wieder zu lachen. „Man man man, wir sind so bekloppt! Erwachsen kann man das ja nicht nennen!“ „Ich hab so grundsätzlich nix gegen René, der hat mir nur zu lange Haare. So Haare bis zur Hüfte brauch ich nicht unbedingt bei einem Mann! Da ist Criss schon besser, nein nicht besser, einfach perfekt!“ Sie grinste schelmisch. Swantje antwortete: „Tja, die Haare kann man ja zur Not abschneiden, aber versuch deinem lustigen Bassisten mal abzugewöhnen, den „Vogeltanz“ auf der Bühne oder ähnliche Spielereien aufzuführen!“

Beide verfielen wieder in einen Lachkrampf und Anne meinte: „Naja, auch wenn Criss mir heute zu gewunken hat, realistisch gesehen müssen wir uns über so was eh keine Gedanken machen, weil die für uns unerreichbar sind und eh zu alt für uns sind. Der Criss is 30 und der René ist 32. Wir sind doch keine Altenpfleger!“ Swantje lachte und fügte hinzu: „Und das sind ganz böse Rockstars, so mit Sex, Drogen und Rock-n-Roll…Das ist böse! Ganz böse!!“ Die beiden gringelten sich im Auto. „Komm, jetzt lass uns mal fahren, sonst sind wir noch hier bis zum nächsten Konzert!“, Anne drehte den Schlüssel im Schloss um und sie fuhren vom Parkplatz.
 

Anne setzte Swantje zu Hause ab: „Schlaf gut! Ist ja so langsam auch Zeit, ich denk mal so um 4 Uhr morgens!“ Swantje grinste, winkte Anne und ging ins Haus. Dort ging sie an ihren PC und loggte sich im Internet ein. Sie las noch mal auf der Homepage der Band nach, was es mit dem Videodreh auf sich hatte: „Naja, melden wir uns doch mal an für den Spaß, mal sehn, was zurückkommt! Ich werde wahrscheinlich ja eh nicht genommen…“, dachte sie sich und fing an das Bewerbungsformular auszufüllen. Leise las sie mit:

„Name: Swantje Hans.

Alter: 22.

Pferd: Rasse: Friese, Name: Cure, Hengst

Hm, was die alles wissen wollen.

Wie lange reitest du schon? Mal überlegen…eigentlich schon immer. Naja, schreiben wir mal 18 Jahre, denke ja nicht, dass man es richtig reiten nennen kann, wenn ich als Baby mit Mama auf dem Pferd saß.

Nächste Frage: Warum bewirbst du dich? Hm, weil Anne es wollte? Nein, eigentlich aus Spaß an der Freude und Neugierde!

Kannst du dein Pferd an den Drehort transportieren oder müsste man dich abholen? Au man, faul sind die auch noch. Als Antwort, hmmm, was schreib ich: Bin in der Lage mein Pferd in meinen Hänger zu laden und diesen mit dem Auto dahin zu fahren, wo es gebraucht wird. Ganz ohne fremde Hilfe!

So, jetzt noch meine Emailadresse und dann ab an den Fanclub senden. Fertig! Und jetzt geh ich schlafen!“ Swantje gähnte, klickte auf „Absenden“, macht dann den PC aus und trottet in ihr Zimmer.

"sie haben Post"

Zwei Tage später öffnete Swantje ihr Postfach und fand eine Email von der Fanclubvorsitzenden:

„Liebe Swantje, ich freue mich, dir mitteilen zu dürfen, dass du und dein Pferd die Rolle im Videoclip haben!

Näheres über den Ort und das Drehbuch sende ich dir für morgen per Post zu, denn die Aufnahmen sollen schon in zwei Tagen beginnen.

Ich hoffe, du freust dich über diese Nachricht und es geht dir gut.

Willst du nicht auch in unsern Fanclub eintreten? Dann kannst du die Jungs besser kennenlernen, wir unternehmen viel gemeinsam (Sommerfeste, Events usw.). Überleg es dir mal, es würde mich freuen.

Liebe Grüße, Gerlinde“

Hatte sie sich nicht gedacht, dass sie die Rolle eh nicht bekommen würde? Jaja, so spielte das Schicksal. Jetzt hatte sie die Rolle doch.

Swantje schmunzelte, griff zum Telefon und rief Anne an:

„Du glaubst nie, was passiert ist! Ich hab mich doch beworben für den Videodreh und ich hab die Rolle!!“

Anne kreischte und gratulierte Swantje: „Das Video will ich dann aber auch sehen! Unbedingt! Du drehst ein Video mit den Typen von Vampire! Au man, ich will mit zum Drehen! Nein, eigentlich nicht, dann schmachte ich eh nur Criss an und blamiere mich! Ich will nur alles darüber wissen. Erzählst du mir alles??“

„Klar, du bekommst eine super Berichterstattung und das Video geb ich dir auch, wenn ich es habe! Sei mir nicht böse, aber ich muss jetzt noch Fabian anrufen, der wollte noch was mit mir besprechen.“

„Ok, wir hören uns, oder?“

„Klar, Anne, bis dann!“ Swantje legte auf und rief direkt danach Fabian an.

Fabian meldete sich: „Fabian Lutz!?“

„Na, bester Freund der Welt! Du wolltest mit mir reden?“

„Hallo, beste Freundin der Welt! Ja, das wollte ich! Wir hatten doch mal überlegt, unsre Bandlieder als Akustik-Version im Studio aufzunehmen. Nur Gitarre, Gesang und Schlagzeug.“

„Ja, wollten wir, wir haben dabei allerdings nur ein klitzekleines Problem: Unser Schlagzeuger steht uns nicht mehr zur Verfügung! Du weißt, dass Daniel so rein organisatorisch im Moment schwer für uns ans Schlagzeug zu bekommen ist!“

„Swantje, Swantje, ich weiß doch! Aber ich bin doch der Fabian und mir fällt doch bekanntlich immer was ein! Deshalb hab ich ein Studio gefunden, wo das trotzdem möglich ist, ohne Daniel. Der Besitzer ist selber Schlagzeuger und spielt unsre Stücke mit. Ist auch nicht teuer. Kostet ein Fünftel von dem, was die anderen wollten. Und der hat schon Lieder von den Toten Hosen eingespielt.“

Swantje staunte: „Wow, also wenn der so gut ist, wie sich das anhört, kann das ja nur gut werden. Fabian, ich bin stolz auf dich! Wann soll es denn so weit sein?“

„Also, ich hab einen Termin in drei Wochen ausgemacht. Der Besitzer vom Studio hat vorher viel am Wochenende zu tun und du hast dann ja noch frei vor deinem Studium und ich hab dann Urlaub.“

„Gut gut, das passt ja dann perfekt! Wo ist das Studio denn überhaupt?“

„In Oberlahr, das ist bei Neuwied, Richtung Westerwald.“, antwortete Fabian.

„Wie gut, dass es Navigationsgeräte gibt, gell? Sonst find ich das ja nie! Das ist bestimmt so ein kleines Kuhkaff bei Neuwied, dass man eh nicht findet.“

„Ja, meine liebe Swantje, du bist ja eh so eine Heldin in Sachen sich verfahren. Und ja, es ist ein Kuhkaff und das Studio liegt ein bißchen außerhalb. Aber ich geb dir noch einen Flyer mit Wegbeschreibung. Naja, ich meld mich wieder, ich muss jetzt weg. Bis dann!“

„Ok, bis dann.“

Swantje legte das Telefon weg und ging dann ins Bad, um zu duschen.
 

„Swantje, du hast Post!“ Swantje sah durch die Küchentür. Ihre Mutter wedelte mit einem großen, braunen Kuvert herum. Swantje rief: „Danke, Mama, leg es dahin, ich guck gleich, ich muss nur gerade noch mit dem Hund raus.“ Swantje rannte mit ihrem Hund Raven eine Runde um den Block und kam dann ganz außer Atem in die Küche zurück. „Das war aber eine schnelle Runde um den Block!“, Swantje Mutter lachte. „Naja, ich bin ja ein bißchen neugierig, was in den Brief steht!“, Swantje lachte. „Ist ja auch ein dicker Brief! Mach mal auf!“, ihre Mutter schielte ihr neugierig über die Schulter.

Swantje riss den Umschlag auf und nahm ein dickes Skript heraus. „Das ist das Drehbuch!“, Mama nahm es ihr aus den Händen und schlug es auf. „Hey, das ist meins!“ Swantje lachte, nahm ihr das Buch aus der Hand und öffnete es. Ihr fiel ein Blatt in die Hände. Ein Anmeldebogen für den Fanclub. Darunter stand mit Bleistift geschrieben: „Kannst dich auch online anmelden, liebe Grüße, Gerlinde“

Swantje lachte, setzte sich an den PC, öffnete die Homepage des Fanclubs, und meldete sich an. „So, jetzt dürfte das mal erledigt sein und ich habe meine Ruhe. Dann hat Gerlinde ihren Spaß und ich hab noch mehr Spaß an den Konzerten.“ Swantje sendete die Anmeldung ab, nahm sich dann das Drehbuch und legte sich neben ihren Hund auf die Wiese und fing an, zu lesen:
 

„Drehort: Altenkirchen, Waldstück.

Hauptrollen: Das Mädchen mit Pferd: Swantje mit Cure

Der Mann: René
 

Die Story:

Das Mädchen und der Mann leben im selben Dorf. Man spürt, dass sie sich voneinander angezogen fühlen, dies aber nicht öffentlich ist und beide zu schüchtern sind, um auf den anderen zuzugehen.

Man sieht, wie sie bei ihrem angebundenen Pferd steht und dieses striegelt, er reitet an ihr vorbei, lächelt schüchtern und verschwindet mit seinem Pferd im Wald. Von diesem Wald geht eine Bedrohung aus und man ahnt bereits, dass es nicht gut enden wird.

Im Hintergrund geht die Sonne langsam unter und die Dämmerung steigt auf.

Plötzlich kommt das Pferd des Mannes aus dem Wald galoppiert, ohne seinen Reiter. Ein Schrei ertönt.

Sie schwingt sich auf ihr Pferd und reitet los in den Wald. Man sieht, wie sie reitet und reitet und reitet. Ihn sieht man, wie er durch den Wald läuft und von Wölfen und düsteren Gestalten verfolgt wird.

Sie trifft auf die Meute, das Pferd steigt, sie dreht und prescht vor ihnen her. Sie kommt zu dem flüchtenden Mann, zieht ihn aufs Pferd und sie reiten um ihr Leben.

Kurz bevor die Meute das Pferd erreichen kann, verlassen die Reiter den Wald und sind gerettet.

Sie steigen auf einer Lichtung ab vor dem Dorf, bleiben stehn, sehen die Sonne untergehen und sehen sich dann an. Ausgeblendet wird, als er ihre Hand ergreift.“
 

Swantje drehte sich auf den Rücken und sah in den Himmel. Sie und Vampire beim Studiodreh. Und das schon am nächsten Tag. Wie das wohl werden würde? So mehr oder weniger privat mit den Jungs, oder zumindest einem, nämlich René.

Sie las weiter:

„ Am ersten Drehtag: Aufnahmen Swantje mit ihrem Pferd.

Am zweiten Drehtag: Aufnahmen René und Swantje zusammen, „Dorfszene“, „Rettungsszene“, „Lichtungsszene““

Das bedeutete, dass sie am ersten Tag erstmal in das Filmleben reinschnuppern konnte, bevor sie sich dann mit den Jungs von Vampire auseinander setzen musste. Das war so vielleicht gar nicht mal so schlecht.

Auf der letzten Seite war eine Wegbeschreibung zum Drehort. Swantje schlug das Buch zu, stand auf und gab es an ihre Mutter weiter, die schon gespannt darauf wartete.

„Ich bin kurz bei Cure, ich muss das Sattelzeug und ihn noch auf Vordermann bringen.“ Swantjes Mutter grinste: „Kurz?? Das heißt dann wohl so ca. 2-3 Stunden! Meinst du das geht morgen gut mit ihm? Du weißt ja, dass dein Hengst so seinen eigenen Kopf hat. Pass bitte nur auf dich auf!“ „Ach, Mama, das klappt schon. Cure tut mir sicherlich nichts und passt auf mich auf, und es geht nur dann schief, wenn ihm jemand da unsympathisch ist und das hoffe ich doch mal nicht. Ich bin dann mal weg.“

Vorbereitugen zum Dreh

Am nächsten Morgen um 3 Uhr fuhr Swantje mit ihrem Hund auf den Hof, wo sie ihr Pferd stehen hatte. Sie musste so früh los, weil die ersten Aufnahmen im Dunkeln gemacht werden sollten. Sie nahm dann Cure aus der Box, führte ihn in den Hänger, brachte den Pferdekram hinterher, stieg in ihr Auto und fuhr mitsamt dem Hänger und ihrem Pferd Richtung Altenkirchen.
 

Altenkirchen hatte sie schnell gefunden, aber irgendwie war der Feldweg, den sie entlang fahren sollte, spurlos verschwunden. „Na super, jetzt fahr ich mitten in der Nacht mit Auto, Anhänger und Pferd durch die Pampa und find nicht, wo ich hin soll. Es könnte ja nicht besser starten.“ Sie sah sich noch mal die Wegbeschreibung an und fuhr zurück zu ihrem Ausgangspunkt in Altenkirchen. „Also noch mal von vorne!“ Nachdem sie in Schrittgeschwindigkeit den Weg noch zweimal abgefahren war und kräftig geflucht hatte, entdeckte sie hinter einer Garage eine Feldweg, in den sie einbog und diesen entlangfuhr, bis sie auf einen Parkplatz am Waldrand stieß, auf dem bereits mehrere Autos parkten.

Sie hielt an und schon kam ein Mann eilig auf sie zu gerannt. „Hi, bist du die Swantje?“ Swantje nickte. „Gut, ich bin Thomas, ich leite die Aufnahmen. Alles ok mit dir und deinem Pferd?“ Swantje nickte wieder und fragte: „Wo kann ich denn parken, damit ich niemandem im Weg herumstehe?“ „Stell dich da hinten direkt an die Bäume, dann bleibt dein Auto später im Schatten und es ist nicht so warm, wenn du dein Pferd wieder einpackst.“

Swantje lächelte dankbar, startete das Auto und fuhr zur besagten Stelle. Dann stieg sie aus, ließ ihren Hund aus dem Kofferraum und ging dann direkt zum Hänger. Thomas kam ihr nach: „Komm, ich stell dir grade das Team vor!“ Swantje sah ihn an und antwortete: „Mir wäre es lieber, wenn ich mein Pferd erstmal rausholen kann. Der reißt mir sonst noch den Hänger ab, wenn dem langweilig wird und das kann nur unangenehm für alle Beteiligten werden.“

Thomas starrte sie verängstigt an und wurde leicht blass im Gesicht: „Ist das so ein verrücktes Pferd? So ein gefährliches? So eins, bei dem man tierisch aufpassen muss und den Krankenwagen lieber schon im Voraus ruft?“ Swantje lachte und meinte: „Nur, wenn man ihm auch gefährlich wird. Aber der ist nun mal ein Mann, und die werden ja bekanntlich öfters ungehalten, wenn man sich nicht für sie interessiert. Nein, im Ernst: Ich habe ihn im Griff und so lange mir niemand was tut, wird er auch ruhig bleiben. Ist es eigentlich ok, wenn mein Hund hier rumläuft? Weil im Drehbuch steht noch was von anderen Hunden.“

„Dann hol dein Pferd mal besser raus, und mit deinem Hund, das ist auch ok, die anderen Hunde kommen erst heute Abend. Weil wir machen deine Reitaufnahmen und die mit René erstmal getrennt. Allerdings wäre es gut, wenn du deinen Hund morgen nicht unbedingt mitbringen würdest, weil dann drehen wir auch die Szene, in der du auf die Jäger und die Hunde triffst und ich weiß ja nicht, wie die anderen Hunde auf deinen reagieren und dein Hund auf die.“ Swantje nickte: „Das ist kein Problem. Gut, ich hol dann gerade mal Cure und bind den hier irgendwo sicher an, dann komm ich zu dir und stell mich dem Team vor.“ Thomas grinste erleichtert und ging.

Swantje ging zum Hänger, öffnete ihn und wurde direkt von einem freudigen Hengst erwartet, der fast die Anbindestange rausriss, als er sie begrüßen wollte. Sie machte ihn los und ging mit ihm nach draußen. Dort band sie ihn neben einem Baum an einem langen Strick an und ging dann zu Thomas rüber, der gerade etwas mit dem Filmteam besprach.
 

„Das hier ist Swantje! Sie übernimmt die Rolle des Mädchens. Dahinten ist ihr Pferd Cure, der übrigens eigentlich ganz lieb ist oder es sein soll. Wir drehen heute die Reitszenen mit ihr und die Dorfszene, in der sie Renés Pferd aus dem Wald kommen sieht und einen Schrei hört.“

Alle Crewmitglieder begrüßten Swantje und eine Frau mit knallpinken Haaren kam auf sie zu: „Hi, ich bin Nora, die Stylistin und Visagistin! Ich bin für dein gutes Aussehen zuständig! Aber da werden wir bei dir ja nicht mehr so viel machen müssen. Es geht ja heute um natürliche Ausstrahlung und die hast du! Ach ja, und für dein Pferd bin ich natürlich auch zuständig, also vom Aussehen her. Ich würde sagen, wir machen erst dich fertig und dann dein Pferd so halbwegs, weil richtig zurecht machen tust du den ja eh beim Dreh der Dorfszene.“

Swantje nickte und ging mit ihr zu den Autos. „Was hast du denn so an Reitklamotten dabei?“ „Das übliche… Meine Reitstiefel, Reithosen, T-Shirts.“ „Ok, dann zieh mal das Top hier an! Das dürfte dir passen!“, Nora hielt ihr ein rotes Tanktop hin. Swantje nahm es, zog es an und sagte: „Geil, das ist ja cool.“ „Super, das passt auch richtig gut zu deinen dunkelbraunen Haaren! Ok, hast du eine schwarze Reithose?“ Swantje nahm eine aus dem Auto. „Super, die ist genau richtig, zieh die mal an!“ Swantje zog auch die Hose brav an und Nora applaudierte: „Super! Das sieht klasse aus. Jetzt kümmern wir uns um deine Frisur. Du brauchst nämlich flatternde Haare und so was… Ist ja schon klasse, dass du so lange, dunkle Haare hast, sonst hätte ich dir noch eine Verlängerung rein machen müssen und die tönen. Passt nämlich besser zu dem Clip als so ein Blondchen.“

Sie drückte Swantje auf einen Hocker und kämmt und wuschelte an ihren Haaren rum. Dann sah sie ihr ins Gesicht: „Hm, schwer schminken müssen wir dich gar nicht. Deine Augen haben so eine natürliche Ausstrahlung und deine Wimpern sind auch schön lang. Was hast du für eine Augenfarbe? Man, die ist verdammt toll! So von jeder Farbe etwas, je nachdem, wie du den Kopf bewegst!“ „Naja, in meinem Perso steht blau-grün, aber das hängt auch sehr von meiner Stimmung ab. Wenn ich richtig sauer bin, sind die fast grün und wenn mir zum heulen zu mute ist, sind sie blau. Und wenn es mir gut geht, so wie jetzt, dann sind die halt gemischt.“

„Super, so was hätte ich auch gerne! Allerdings wüssten dann immer alle, wo sie bei mir dran sind, und das wäre nur halb so lustig! So, jetzt bekommst du noch ein bißchen Gloss auf deine Lippen, dann sind die noch voller, als sie schon jetzt sind.“ Nora pinselte an Swantjes Lippen rum.

Klappe- die Erste

„So, fertig, jetzt gehen wir zu deinem Pferd!“ Sie zog Swantje hinter sich her und stürmte mit ihr auf Cure zu. Der sah ihnen entgegen und kaute weiter auf seinem Grasbüschel rum.

„So, wir binden ihn dahinten vor dem Stallgebäude an. Da stehst du dann nachher auch, wenn wir drehen, wie du dein Pferd sauber und fertig machst, und wenn Renés Pferd aus dem Wald gerast kommt.“ Swantje nickte, strich Cure über die Nase und führte ihn zu dem Stall: „Das wird schon, mein Hübscher. Bleib ganz ruhig und benimm dich!“ Sie band ihn davor an und bürstete sein Fell. Dann kam Thomas zu ihr und Nora, die sich gerade an Cures Mähne zu schaffen machte.

„Mädels, wie weit seid ihr? Es ist nicht mehr lange dunkel und die Reit-Aufnahmen müssen in der Dämmerung gemacht werden!“ Nora sah ihn an und antwortete: „Wir sind hier soweit fertig, aber wolltest du nicht zuerst die Dorfszene drehen?“ Thomas sah sie an und grinste: „Dafür müsste es aber hell sein und für die Reitszenen muss es noch dämmrig sein, also, was drehen wir zuerst?“ Nora schaute verlegen zur Seite und meinte: „Ist schon klar, Chef!“ Dann sah Thomas Swantje an: „Kannst du ohne Sattel reiten?“ Swantje nickte. „Gut, kannst du auch ohne Schuhe reiten?“ Swantje sah ihn verwirrt an und meinte: „Ja, kann ich, aber warum…“ Er unterbrach sie: „Gut, weil es muss ja möglichst hektisch aussehen, als ob du keine Zeit mehr hattest, deine Schuhe anzuziehen und den Sattel festzumachen.“

Swantje meinte: „Das ist für mich so an sich kein Problem. Nur muss Cure in der Nähe von einem Stein oder so stehen, damit ich hochkomme, weil ich bin ja nicht ganz so groß.“ Nora sah Thomas an und sagte: „Das lässt sich einrichten. Du kannst hier auf die Anbindestange klettern und oben bist du.“ Swantje lächelte sie an und sagte: „Danke!“, dann fragte sie Thomas:

„Sag mal, ich kann ohne Sattel reiten, aber wenn ich René später mit aufs Pferd nehme, kann der ohne Sattel reiten?“
 

Nora fing an zu lachen. Thomas sah sie an und sagte: „Warum lachst du?“ „Weil René extra für den Dreh hier reiten lernen musste. Es wurde ausgelost, wer von den beiden Sängern die Rolle übernehmen sollte, also René oder Marq, und da beide nicht reiten konnten… Aber er ist schon mal ohne Sattel geritten. Aber nur im Schritt!“ „Ach, das klappt schon! Da müssen wir uns heute eh keine Gedanken drum machen! Lasst uns anfangen. Kannst du schon mal aufsitzen? Ich mach dann alles fertig und geb dir dein Zeichen, wenn du auf uns zu in Richtung Wald reiten sollst. Bitte so schnell wie möglich, man muss sehen, dass du Angst um ihn hast und dich beeilst.“, unterbrach Thomas Noras Überlegungen. „Ja, klar! Dann lass uns mal anfangen“, sagte Swantje und Nora half ihr schnell aufs Pferd.
 

In einem rasendschnellen Jagdgalopp preschte Swantje mit Cure auf Thomas und das Kamerateam zu. Sie raste in den Wald, wurde dann, als man sie nicht mehr sehen konnte langsamer, drehte sich und kam ruhig zurückgeritten. „Super! Klasse! Das ist der erste Versuch gewesen und schon perfekt! Das müssen wir gar nicht noch mal machen. Klasse, das hast du genial gemacht!“ Swantje strahlte wie ein Schneekönig, und klopfte Cure den Hals. Thomas meinte dann: „Jetzt drehen wir die Szene: Du stehst mit deinem Pferd am Anbindeplatz, du hast grade fertig getrenst, hast die Zügel noch in der Hand, bevor du ihn wieder anbindest, und plötzlich kommt das andere Pferd aus dem Wald gerast und du hörst einen Schrei. Du kletterst auf dein Pferd und preschst in den Wald. Nora schreit heute, nicht René, das wird im echten Video aber durch René ersetzt, also nicht, dass du dich wunderst. Im Video wird dann der schreienden René eingeblendet, so dass man nur sieht, wie du dich auf das Pferd schwingst, ohne dass man erkennt, dass du noch irgendwo rauf kletterst. Ach ja, bekommst du dein Pferd eigentlich dazu, bißchen unruhig zu sein, wenn das andere Pferd rauskommt aus dem Wald?“ Swantje fragte: „Was ist das denn für ein Pferd?“ „Eine Stute!“ Swantje grinste: „Ach, dann kommt die Unruhe von ganz alleine, wie bei jeden Mann, der eine Frau auf sich zukommen sieht. Ok, die Szene ist klar, lasst uns weitermachen!“ Swantje ritt Cure zurück zum Anbindeplatz, rutschte von seinem Rücken und wartete wieder auf Thomas Zeichen.
 

Als die Stute aus dem Wald geschossen und genau auf sie zu gerannt kam, musste Swantje Cure mit aller Gewalt festhalten, damit er nicht nachrannte. Dann schrie Nora laut auf. Swantje kletterte auf Cures Rücken und galoppierte wieder eilig Richtung Wald.

„Super!!! Wieder klasse! So, jetzt müssen wir in den Wald. Da ist eine lange Gerade. Wir stehen mit mehreren Kameras am Wegrand und filmen dich. Du musst wieder schnell galoppieren, angstvoll gucken, dich ab und zu nach hinten umdrehen. Schaffst du das?“ Swantje nickte und ritt mit Cure in den Wald. Bis Thomas und sein Team alles aufgebaut hatten, saß sie ab und ließ Cure grasen. Sie unterhielt sich mit Nora über den Dreh. „Ich bin mal auf das Endergebnis gespannt. Ich kann mir halt noch nicht vorstellen, wie ein Video aussehen soll, auf dem jemand die ganze Zeit reitet und reitet und nicht mehr aufhört. Wird das nicht langweilig?“, Swantje sah Nora fragend an. „Och, ich denke mal nicht. Du reitest ja in einer spannenden Situation und das Video bekommt seine Aussage ja durch Kleinigkeiten: Blicke, Musik, eine Berührung, all so ein Kram, der jetzt noch gar nicht so wichtig ist. Die Schlüsselszenen, die dem ganzen die Spannung und den Zusammenhang geben, werden ja erst morgen gedreht, wenn René da ist. Das Video ergibt seinen Sinn ja eh erst im Ganzen. So, Thomas scheint so weit zu sein, ich denke mal, ich helfe dir mal wieder auf dein Pferd, die Kameras sind fertig.“ Nora ließ Swantje auf ihr Knie steigen und drückte sie hoch. Thomas gab wieder das Startzeichen und Swantje preschte los mit Cure. Mitten auf der Strecke scheute Cure vor einer Maus und stellte sich auf die Hinterbeine. Swantje blieb sitzen und trieb ihn energisch weiter. Er raste wieder los. Am Ende der Strecke ließ sie ihn langsamer werden und ritt zurück zu Thomas. Der war außer sich vor Freude. „Man, toll hast du das gemacht! Kannst du das gleich noch mal machen, nur von der anderen Seite auf uns zu galoppieren? Dann haben wir nämlich verschiedene Perspektiven. Kannst du den auch noch mal steigen lassen??“ Swantje schüttelte den Kopf: „Das macht der nicht auf Befehl. Dem war eben die Maus im Weg und deshalb hat der das gemacht, aber ich kann gerne von der anderen Seite auf euch zu galoppieren. War denn das mit dem Zurückgucken gut?“ Thomas lächelte sie an: „Ja, das war klasse, besonders als er hochgegangen ist, da hast du richtig gut und verängstigt geguckt, aber dennoch so energisch und davon überzeugt, dass du es schaffen musst, dein Pferd zum Weiterlaufen zu bringen, damit du René retten kannst. So, dann bitte noch mal!“
 

Nach dieser Szene ritt Swantje wieder an den Anbindeplatz, band Cure an und trank erstmal was. Nora kam zu ihr und sagte: „So, dann drehen wir jetzt noch die letzte Szene für heute. Du musst nur hier rumstehen und dein Pferd striegeln. Und dann guckst du plötzlich auf, weil jemand angeritten kommt. Du siehst in seine Richtung und fängst an zu lächeln, ok? Aber nur so schüchtern, und sehr zurückhaltend. Und du musst ständig so schnell die Augen senken, als wenn du seinem Blick nicht stand halten könntest. Eben ganz schüchtern. Ach ja, heute musst du mich anlächeln, weil ich gleich um die Ecke komme mit dem Pferd. Aber ich werde ja eh nicht gefilmt.“, sie ging, drehte sich dann aber noch mal um und sagte: „Thomas ist begeistert von dir, er findet sich einfach kolossal. Aber mit René zusammen wirst du im Video sicherlich ein super Paar abgeben. Ihr passt richtig gut vom Äußeren zusammen und vom Charakter müsstet ihr auch das absolute Traumpaar abgeben! Aber das wirst du morgen ja auch merken!“ Sie verschwand um die Ecke.

Nach den Aufnahmen verabschiedete sich Swantje vom Team, sammelte ihren Hund ein, brachte Cure wieder in den Hänger und machte sich auf den Heimweg. Sie verabschiedete sich von Nora: „Und du willst wirklich nicht noch mit uns zusammen das Rohmaterial angucken? Die Jungs von der Band kommen gleich auch, dann kannst du sie direkt schon mal kennen lernen und ihr könnt euch beschnuppern.“ Swantje schüttelte den Kopf: „Sei mir nicht böse, aber ich bin hundemüde und bin froh, wenn ich Cure heil im Stall habe. Bis morgen dann!“ „Ok, kann ich verstehen!“, Nora umarmte sie und winkte. Swantje stieg ein und fuhr den Feldweg entlang.

is doch easy, oder??

„War das das Mädel, was meinen Gegenpart spielt?“, René stieg aus seinem Wagen aus, ging zu Thomas und sah dem wegfahrenden Auto mit Hänger hinterher. „Ja, das ist sie, warum?“ Thomas sah René fragend an. „Naja, ich würde als Frau nicht alleine mit einem Pferd im Hänger durch die Pampa fahren, vor allem nicht mitten in der Nacht. Und sie sieht auch ziemlich zierlich aus. Die hat mit dem Hänger fast den ganzen Feldweg versperrt, weil sie anscheinend so müde ist, dass sie das nicht mehr hinbekommt, so zu fahren, dass ich auch dran vorbeikomme. Ich musste fast ins Feld fahren um auszuweichen. Wie waren denn die Aufnahmen?“ „Beruhig dich mal. Bist du schon mal mit so einem großen Hänger über so einen schmalen Feldweg gefahren? Nein, bist du nicht, also!! Außerdem, sie ist ein ziemlich taffes Mädel. Die Aufnahmen sind grandios geworden. Auf sie passt der Spruch: Klein, aber oho!“ „Hmm, aber was für ein Pferd hat die denn dann, wenn die nicht ganz so groß ist? Ich bezweifle, dass wir zu zweit auf einem Pony, oder wie auch immer die kleinen Pferdedinger heißen, durch den Wald preschen können.“ Thomas fing an zu lachen. „Du bist mir ein Pony! Schau dir die Aufnahmen an und dann wirst du sehen, auf welchem Pony du reiten darfst und wie grandios dieses Mädchen ist.“ „Ok, dann lass uns mal schauen!“ Sie gingen zu Thomas Auto, er legte die bisherigen Aufnahmen in seinen Laptop ein und ließ sie loslaufen.

„Wahnsinn! Was für ein Gaul! Die kann ja nicht mal drüber gucken, wie soll die denn auf dem reiten?“, René war etwas irritiert. „Halt doch mal den Mund und guck es dir erstmal an!“, meckerte Nora ihn an.

René grummelte in sich hinein und stand plötzlich mit offenem Mund vor dem Bildschirm, auch die übrigen Bandmitglieder, die inzwischen eingetroffen waren, waren sprachlos.

„Und, die Herren? Was sagt ihr jetzt? Immer noch voreingenommen, weil sie so klein und zierlich ist und nicht mal über ihr Pferd schauen kann?“, Thomas sah René angriffslustig an. Der fragte nur leicht verängstigt: „Hammer! Die hat was drauf! Habt ihr gesehen, wie die so locker auf ihr Pferd geklettert ist? Reitet die auch so aggressiv, wenn ich da mit draufsitze?“ Thomas lachte wieder und meinte: „Wenn ich ihr das sage, wird die das wohl tun. Also benehm dich morgen! Und jetzt lass uns sehen, dass wir deine Szenen in den Kasten bekommen. Geh mal mit Nora, die macht dich fertig für den Dreh!“
 

„René, das wird so nichts! Streng dich doch mal mehr an! Du musst entspannt gucken und das Mädchen anlächeln! Und jetzt halt das Pferd doch mal still!“ René sah Thomas böse an: „Wie zum Henker soll ich das machen? Das Pferd spinnt und da ich keine Lust habe, hier das Salto zu schlagen, muss ich mich eben anstrengen hier oben zu bleiben und dann kann ich verdammt noch mal nicht lächeln! Außerdem lächle ich ungern nur die Luft an!“ „Ok, ok…dann lassen wir das mit dem Reiten eben. Die Sequenz, wo du in den Wald reitest, haben wir ja schon. Dann laufen wir jetzt eben mal im Wald rum. Also, runter vom Pferd! Ab in den Wald!“ René stieg ab, und stand unsicher neben dem Pferd: „Und was mach ich mit dem Tier hier?“ Ohne blassen Schimmer hielt er die Zügel in der Hand. Nora grinste ihn an: „Na, was hältst du denn von Anbinden?“ René sah das Pferd und dann den Zügel an, band dann das Pferd zögerlich an und stapfte in Richtung Wald, wo Thomas mit den Kameras und den Hunden und den Statisten für die Meute stand. Er meckerte vor sich rum: „Man, immer diese Probleme. Warum kann sich das Pferd nicht benehmen, dass das reibungslos abläuft? So eine verdammte Scheiße! Und jetzt muss ich noch bei der Bullenhitze durch den Wald rennen…“

„René, reg dich nicht so auf. Du bist doch sonst nicht so! Das Endergebnis muss stimmen, weißt du doch! Und morgen der Dreh wird auch gut klappen, das Mädel hat echt was drauf und das ist eine echt süße, liebe Maus!“, Nora versuchte René aufzumuntern. „Ja, ist ja ok. Tut mir leid, aber bei mir ist momentan ein Launetief. Ich hab ziemlich viel Stress auf der Arbeit. Dann lauf ich halt jetzt eine Runde durch den Wald und mit dem Vierbeiner beschäftige ich mich morgen wieder!“, René lachte gequält.

Pleiten, Pech und Pannen

Am nächsten Tag kam Swantje abends pünktlich um 7 Uhr an, fand aber noch niemanden vor Ort. Also lud sie schon mal Cure aus dem Hänger und führte ihn auf eine Wiese, wo sie ihn fressen ließ. Sie legte sich ins Gras und sah in den Himmel. Plötzlich riss Cure am Strick und fing an, Radau zu machen. Swantje hob den Kopf und sah René vor ihm stehen, allerdings in genügender Entfernung, da Cure sich schützend vor Swantje aufgebaut hatte. „Hi!“, sagte Swantje und setzte sich auf. „Ich bin Swantje!“ „Hi, das hab ich mir fast gedacht. Hab gestern die Aufnahmen von dir gesehn. Würde dir ja gerne die Hand geben, aber dein Pferd bringt mich sicherlich um, wenn ich dir zu nahe komme.“, René hielt immer noch einen Sicherheitsabstand. „Kannst es ja mal probieren, der ist eigentlich ganz lieb. Es sei denn man will mir was oder er mag sein Gegenüber nicht. Außerdem hat der noch nie einen Mann mit langen Haaren gesehn, kann auch daran liegen.“, Swantje stellte sich hin und fasste Cure am Halfter. René kam auf sie zu, gab ihr die Hand und fragte: „Hast du etwa ein Problem mit langen Haaren?“ Swantje lachte: „Nein, eigentlich nicht. So lange meine noch fast länger sind.“ „Aha!“, René deutete auf Cure: „Und den hast du im Griff? Der ist doch um einiges stärker als du! Oder ist das bei euch Mädels auch so, dass Mädels ihr Image durch große Pferde aufmotzen, wie Männer durch große Autos?“ „Jemanden im Griff haben hat nichts mit Kraft zu tun. Das ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen! Und ja, ich habe ihn vollkommen im Griff. Und mit Imageaufmotzen hat das auch nichts zu tun. Aber was fährst du denn für ein Auto, wo wir schon mal bei Imageaufmotzen sind.“ Angriffslustig sah sie ihn an. René grinste und meinte: „Ist ja ok, ist ok! Entschuldigung, dass ich es angezweifelt habe. Ich fahre einen roten VW Golf. Zufrieden?“, er wollte das Thema wechseln: „Wo sind denn eigentlich die anderen?“ „Ich weiß es nicht… Ich denke mal, dass sind die dahinten, die grade am aufbauen sind.“ Sie deutete Richtung Wald. „Ok, dann geh ich mal zu Thomas und sag ihm, dass wir da sind.“, meinte René, drehte sich um und ging über die Wiese zum Wald hinüber.

Swantje kletterte auf einen Holzstamm, dann auf Cure und ritt an René vorbei: „Ich bin eh schneller, bemüh dich nicht!“ René sah ihr hinter her und murmelte: „Angeberin!“
 

„Swantje, du stellst dich wieder an den Anbindeplatz mit Cure, René kommt um die Ecke geritten, ihr seht euch an, lächelt euch schüchtern an, René reitet weiter Richtung Wald und dann ist die Szene im Kasten!“, Thomas war guter Dinge. Doch dann fing Renés Pferd an zu spinnen. Es sprang mit René auf der Stelle herum und versuchte seinen Reiter loszuwerden. René hielt sich krampfhaft im Sattel fest, was ihm auf Grund seiner starken Oberarme auch relativ gut gelang. Aber es sah doch recht lustig aus. Swantje konnte sich nicht mehr halten vor lachen, als René fast im hohen Bogen vom Pferd flog, sich dann aber doch lieber an der Seite abrutschen ließ.

Die Stute rannte zu Cure, der sofort unruhig wurde. Swantje ging dazwischen, hielt die Stute fest, bis René bei ihr ankam, sie beleidigt ansah, die Stute am Zügel nahm und wieder hinter die Ecke brachte. Swantje rief ihm nach: „Kann ich dir helfen? Soll ich mich mal drauf setzen?“ Es kam keine Antwort, sondern nur eine Stute, die um die Ecke gerast kam. Swantje hielt sie wieder auf, sah Thomas an, der nickte ihr zu, sie stieg auf die Stute und ließ sie erstmal auf der Stelle bocken. Dann jagten sie Richtung Wald. Man hörte das Pferd wiehern, Swantje lachen und sah sie dann wieder aus dem Wald rauspreschen. Die Stute versuchte, Swantje loszuwerden, aber die hielt sich und trieb die Stute immer weiter an. Sie wurden schneller und schneller. Nach 10 Minuten war die Stute ruhiger, Swantje ritt zu René, der grade Cure graulte, saß ab und sagte: „Hier, dein Pferd! Müsste jetzt eigentlich klappen! Sie hat sich ausgetobt.“ René sah sie düster an und meinte: „ Danke! Aber ich hätte das auch so geschafft.“, saß auf, ritt um die Ecke und wartete auf das Signal von Thomas. Diesmal klappte die Szene. Swantje striegelte das Pferd, René kam um die Ecke, sie schmachteten sich an, René ritt weiter zum Wald.

Thomas lobte die beiden: „Super gemacht! So, jetzt drehen wir die Rettungsszene. Kameras und so sind schon aufgebaut. Also, René läuft, Swantje kommt auf Cure angerast, die Meute trifft auf sie, sie dreht um, rast an ihnen vorbei zu René, zieht ihn aufs Pferd und sie reiten weg. Das mit der Lichtung drehen wir dann gleich, wenn die Sonne untergeht. Kann es losgehen?“ René und Swantje nickten. René ging in den Wald, Swantje stellte sich auf ihren Ausgangspunkt mit Cure, die Meute mit ihren Hunden stellte sich auch parat. Dann ging alles ganz schnell. René rannte los, die Meute hinterher, Swantje preschte mit Cure auf sie zu. Plötzlich stieg Cure, weil er sich erschreckt hatte, was bei Thomas wieder wildes Entzücken hervorrief, Swantje fing sich jedoch im letzten Moment noch und fiel doch nicht runter, trieb dann Cure an und raste an der Meute vorbei zu René. Sie verlangsamte das Tempo, streckte René ihre Hand hin, er griff im Lauf danach, aber anstatt dass René hinter Swantje auf dem Pferd landete, lagen Swantje und René lachend auf dem Boden. Cure stand ganz verstört daneben und tippte Swantje mit seiner Nase an.

„Ach, Kleiner, du hast nichts gemacht. Das war nicht deine Schuld! Das war der René, der Böse!“, Swantje lag auf Renés Körper. Sie sahen sich an und lächelten, dann stand Swantje jedoch schnell auf und lachte nicht mehr. Sie hielt René die Hand hin. Der nahm sie nicht an und stand alleine auf.

Thomas war währenddessen dazugekommen: „Alles ok bei euch? Es ist alles im Kasten, bis auf die Stelle, an der ihr eigentlich beide auf dem Pferd landen solltet. Klappt das?“ „Bei uns ist alles ok, und die Szene klappt auch. Es lag nicht am Pferd, sondern an uns. Ich hab zu wenig gezogen und René zu viel. Naja, ich wurde ja noch aufgefangen!“, Swantje kletterte wieder auf Cure und ritt wieder zurück.

René rannte wieder los und Swantje preschte wieder an ihm vorbei. Diesmal verfing sich René in einer Wurzel und schlug ein Salto. Swantje bremste, konnte Cure aber nicht zum Anhalten oder Ausweichen bewegen und sprang mit Cure über den liegenden René. Der schrie panisch und Swantje lachte.

Durch irgendwas ging das Aufspringen auf Cure immer schief, aber es sorgte für gute Laune im Team und ziemlich viel Gelächter. Sogar das angespannte Verhältnis zwischen René und Swantje entspannte sich einigermaßen. Am Ende regelten sie es dann so, dass Swantje angaloppiert kam, eine Vollbremsung machte, René sich hinter sie schwang, sich an ihr festhielt und sie im gestreckten Galopp weiterrasten.

„Gut, gut! Jetzt müssen wir nur noch die Schlussszene drehen. Ihr beiden bleibt mal grade da oben auf dem Pferd sitzen und reitet mir hinterher!“, Thomas kommandierte und Swantje, René und die Kameramänner liefen ihm nach. René saß sehr unsicher hinter Swantje und rutschte hin und her. Cure wurde dadurch unruhig und tänzelte, was die Situation nicht wirklich besser und einfacher machte. Swantje griff hinter sich und nahm Renés Arme und legte sie sich um die Hüfte und wendete ihren Kopf zu ihm: „Halt dich fest, dann ist es einfacher!“ René lächelte sie an und rutschte näher an sie heran und Swantje lenkte Cure zu Thomas, der bereits auf der Lichtung stand.

„So, die Kameramänner bringen sich jetzt bitte in Position, und ich erkläre euch die Szene noch mal: Ihr kommt aus dem Wald galoppiert, hier auf der Wiese seid ihr sicher, ihr haltet an, schaut euch nach hinten um, seht niemanden mehr, René sitzt ab, hebt Swantje vom Pferd, sie hält Cure fest, und zwar mit der linken Hand, ihr seht euch an und dann schiebst du deine linke Hand in ihre rechte, René! Und ans Lächeln denken!! Alles verstanden? Ach ja, und René, halt dich gut an ihr fest, sie weiß, was sie macht und wird dich auch nicht nur im Video, sondern auch im wahren Leben heil aus dem Wald heraus bringen.“ Swantje und René nickten.

„Gut, dann los!“

Swantje und René verschwanden im Wald, kamen kurz darauf wieder heraus geritten und machten alles, wie Thomas es gesagt hatte.
 

Nach dem Dreh der Szene führte Swantje Cure zum Anbindeplatz und machte ihn fertig zum Verladen und Heimfahren. Thomas kam wie am Vortag an und fragte sie, ob sie sich nicht mit ihm, Nora, dem Rest und der Band das Rohmaterial angucken wollte und danach noch etwas trinken.

Er deutete auf René und meinte: „Sei ihm nicht böse, der war nur ein bißchen überfordert mit dem Reitkram und letztendlich ist er dir dankbar, dass du ihm geholfen hast. Und heute war wohl auch nicht so sein Tag. Er hat einfach schlechte Laune gehabt, aber das lag nicht an dir. Gestern war er genauso. Die Situation hat ihn überfordert, mehr nicht.“ „Ach, ich hab kein Problem mit Menschen, die überfordert sind. Ich habe nur ein Problem mit Menschen, die das nicht zugeben wollen, aber das hat er ja mehr oder weniger, auch wenn er es nicht ausgesprochen hat und gegen Ende ging es ja. Aber naja, seid mir nicht böse, ich guck mir den Kram lieber daheim an, ich bin müde und will Cure noch vor morgen früh in seiner Box stehen haben. Kannst mir den Clip ja dann per Email schicken!“ Swantje umarmte ihn und meinte noch dazu: „Es hat mir eine Menge Spaß gemacht! Danke!“ Thomas drückte sie und sagte: „Immer wieder gerne, wenn ich noch mal eine Rolle für eine reitendes Mädel habe, melde ich mich bei dir.“ „Mach das, und viel Spaß beim gucken!“, Swantje nahm Cure und brachte ihn in den Hänger. Thomas ging zu den anderen und sie sahen zu Swantje. Diese stieg in ihr Auto, hupte, winkte allen noch mal und fuhr dann nach Hause.

Fertig

„Guten morgen, meine liebe Anne! Willst du rüber kommen? Ich habe grade den Clip geschickt bekommen per E-Mail. Ich will ihn mir nicht alleine angucken. Außerdem kannst du dann Kritik üben!“, Swantje saß am Telefon und machte sich gerade ihr Frühstück.

„Klar, ich bin in 5 Minuten bei dir.“ Anne legte auf.
 

Swantje stellte das Telefon wieder auf die Ladestation und ging dann zum Kühlschrank. Sie nahm sich eine Flasche Wasser raus, öffnete sie und trank sie aus.

Da klingelte es auch schon. Swantje ließ Anne rein, Anne sprang ihr erstmal an den Hals und sie setzten sich vor Swantjes PC.

„Hast du einfach nur den Clip geschickt bekommen oder war noch was dabei?“, Anne war neugierig. „Joa, war halt eine Email dabei.“ „Ja und von wem?“ „Man, Anne, von dem Verantwortlichen für diesen Clip. Thomas heißt der gute Mann. Er wünscht mir viel Spaß mit dem Clip und wird sich an die vertraglichen Abmachungen halten, falls ich mit dem Clip zum Weltstar werde.“ Swantje grinste.

„Hä? Welche Abmachungen?“ „Ach, ich musste unterschreiben, dass ich keinerlei Anspruch auf den Clip habe und das Team musste mir unterschreiben, dass meine Daten, also Adresse usw. nicht an andere weitergegeben werden dürfen ohne meine Erlaubnis. So Geschäftskram halt!“ „Wie langweilig! Ich dachte, es geht vielleicht um Alimentezahlungen für während der Dreharbeiten gezeugte Kinder oder Knutschflecken am Hals der männlichen Hauptrolle.“, sie lachte: „Und jetzt lass uns den Film gucken!“ Swantje schlug Anne auf den Arm und schnaubte. Dann ließ sie den Clip loslaufen.

Anna kam aus dem Staunen nicht mehr raus. „Man, geil, geil, geil! Wusste ja immer, dass du reiten kannst, aber so gut!? Hammer! Und der René... ui ui ui, das sieht ja toll aus. Ihr passt irgendwie richtig gut zueinander! So vom Typ her. Guck mal, wie der sich da an dir festhält, als ihr aus dem Wald galoppiert! Du sitzt ja schon mehr auf dem als auf Cure. Und wie hast du dich gefühlt, als er deine Hand genommen hat? Hat es gekribbelt? Hättest du innerlich explodieren können?“

Swantje sah sie belustigt an und meinte: „Naja, René ist so ein Fall. Er war etwas launisch und wir waren nicht gerade freundlich zueinander, aber nachher ging es noch, aber auch nur, weil alles schief gelaufen ist und wir alle lachen mussten. Und du weißt ja, wie ansteckend so ein Lachen ist…. Aber gekribbelt? Nein, kein Stück. Aber absolut nicht! Es war ok mit ihm zu arbeiten, am Ende hat es auch richtig Spaß gemacht und ich werde auch weiterhin auf die Konzerte gehen und ich finde auch immer noch, dass der René was an sich hat, was mir gefällt, aber trotzdem: Von Schmetterlingen keine Spur! Aber wirklich gar keine! Die sind alle ausgeflogen und werden sicherlich nicht wegen René wiederkommen.“

Anne sah sie mitleidig an: „Schade, schade… aber das ist ja mal wieder typisch für dich! Ich wäre sicherlich dahin geschmolzen, wenn ich versteckte, schüchterne Blicke mit einem gut aussehenden Mann hätte austauschen sollen. Aber du? Du bleibst mal wieder ruhig und spürst nicht ein mal ein Kribbeln. Naja, komm, lass uns noch die schief gelaufenen Szenen angucken, dann haben wir noch was zu lachen!“

Swantje startete die weiteren Szenen und die beiden Mädels lachten sich kugelig, wie René nicht aufs Pferd kam, Swantje und René auf dem Boden landeten, die Meute in die verkehrte Richtung lief oder ein Kameramann mitten durchs Bild.

Umlaufgefahren

„Ok, sag schon: Wie seh ich aus?“, Anne stand vor dem Spiegel der Damentoilette und zupfte an ihren Haaren herum. „Bezaubernd, Baby, wie immer!“, Swantje lehnte sich übertrieben lässig an die Tür und grinste: „Man könnte meinen, heute Abend wird ein Videoclip gezeigt, in dem du mitspielst. Dabei ist das ja nur meine Wenigkeit, die da ihr Pferd durch das Bild schiebt!“ Anne sah sie an, entrüstete sich und meckerte: „Das weiß ich, Schätzchen, aber es kann ja sein, dass du heute Abend für Hollywood entdeckt wirst und ich als deine Managerin muss doch gut aussehen!“ Swantje lachte, griff sich Annes Arm und schliff sie hinter sich her in die Halle, wo sie sich wieder weiter vorne an der Bühne postierten und auf den Beginn der Vampire-Show warteten. Da ging es auch schon los und René und Marq kamen auf die Bühne gestürmt und sprangen zu lauten Gitarrenrhythmen auf der Bühne herum. Für Anne und Swantje gab es kein Halten mehr: Sie tanzten, sangen mit und schrieen hysterisch.

Nach ein paar Liedern fuhr eine Leinwand von der Decke runter und die Band spielte den Song zum Clip. Der Clip lief im Hintergrund und Marq und René sangen dazu. Man sah Swantje reiten, René laufen, die beiden gemeinsam flüchten und das Happy End. Die Leute um Swantje herum sahen sie an, tippten ihre Nachbarn an, die sahen sie auch an. Dann sagte Marq auf der Bühne nach dem Clip noch: „Das hier ist unser neues Video. Die junge Frau, die da um ihr Leben reitet und René rettet, heißt Swantje. Vielleicht ist sie ja auch hier.“ Marq sah zu seinen Bandkollegen und René zeigte auf die junge Frau und ein Scheinwerfer leuchtete auf. Das zog noch mehr Blicke auf sie. Manche Leute kamen auf sie zu und sagten ihr, wie toll sie das Video fanden und wie klasse Swantje das gemacht hätte. Dann kam aber ein Grüppchen junger Mädels, die sie von oben bis unten musterten und meinten: „Fühl dich jetzt nicht zu toll! Das hätten andere auch hinbekommen! Und zwar viel, viel besser! Und denk bloß nicht, dass du jetzt jemand Besonderes für die Jungs von Vampire bist!“ Swantje sah Anne an, schüttelte den Kopf und lachte.
 

Am Ende eines jeden Konzertes nahm René in der Regel den Gitarristen, Tobi, auf seine Schultern und sie gingen zusammen zur Bar, um für alle Bandmitglieder ein Bier zu holen. Das tat er auch heute. Er nahm Tobi auf die Schultern und lief mit ihm schnellen Schrittes zur Bar. Er war leider etwas zu schnell: Swantje stand ihm im Weg und René kam angeeilt und konnte kaum bremsen. Er rannte sie fast um, Swantje sprang gerade noch so aus dem Weg und schrie, weil sie sich so erschreckt hatte.

Anne musste sich vor lachen am Stehtisch abstützen und konnte sich nicht mehr halten. René ging weiter und holte das Bier.

Auf dem Rückweg kam er noch mal bei Swantje vorbei, fasste sie an die Hüfte und flüsterte ihr ins Ohr: „Buh!“ Swantje hatte ihn nicht gesehn und schrie erneut auf. Anne saß mittlerweile vor lachen auf dem Boden. René ging wieder mit Tobi auf die Bühne, sah noch mal zurück und fing nur noch einen bitterbösen Blick von Swantje auf.

„Was war das denn?“, Anne hatte sich gefasst und sah Swantje ganz schockiert an. „Was weiß denn ich! Ich glaube so langsam, der will mich ärgern! Das soll er mal schön lassen, sonst ärgere ich zurück und das kann nur unangenehm für ihn werden!“, Swantje nahm Anne am Arm und sagte: „Komm, lass uns gehen! Ich habe keine Lust mehr, von allen blöd angestarrt zu werden. Das reicht für heute absolut!“ Anne drehte sich noch mal zur Bühne um, wo sich die Band gerade verabschiedete, und sah nach Criss. Ihre Blicke trafen sich und sie lächelten sich an. Dann wurde Anne auch schon von Swantje weggerissen.

René auf der Suche

„Criss, ich geh mal grade runter ins Publikum. Kommst du mit? Muss mich da bei jemandem entschuldigen. Ich habe, als ich mit Tobi unten im Publikum war, die Swantje fast umgerannt, also das Mädel aus unserm Video. Kommst du jetzt mit?“
 

Criss stellte seinen Bass in die Ecke und meinte: „Ich glaube, die ist gerade gegangen. Zumindest wenn ich mich nicht verguckt habe. Die sah ziemlich geladen aus und hat ihre Freundin hinter sich her geschliffen aus der Halle raus. Aber wir können ja trotzdem mal gucken gehen.“, Criss ging mit René von der Bühne und sie sahen sich im Publikum um. Allzu weit kamen sie jedoch nicht, denn sie wurden sofort von ihren Fans umringt und kamen nicht mehr von der Stelle.

„Sie wird jetzt eh weg sein!“, Criss sah René an, „Aber sie kommt bestimmt noch zu anderen Konzerten. Dann kannst du dich immer noch bei ihr entschuldigen!“ René sah sich noch mal um, aber da wurde er direkt schon von einer Horde junger Damen umringt, die ihn vorwurfsvoll ansahen und fragten: „Ist das deine Freundin gewesen im Video?“, „Du hast immer gesagt, du hast keine! Und so was kann man ja nicht nur spielen! Also die gesamte Mimik und Gestik! Und wie du sie angesehen hast!“, „Habt ihr was miteinander?“, „Läuft da was?“ René sah Hilfe suchend zu Criss, der aber grade selbst von seinen Fans umringt wurde. Also beantwortete er alle Fragen: „Nein, wir sind nicht zusammen, und sonst läuft da auch nichts. Wir haben uns erst beim Videodreh kennen gelernt und die meisten Szenen haben wir eh unabhängig voneinander gedreht. Ich weiß also quasi grade nur mal, wie sie heißt. Zufrieden?“ Die Mädels grinsten ihn an und für sie war die Welt wieder in Ordnung.

Zusammentreffen im Bistro

Swantje wachte auf vom Klingeln ihres Weckers. „Och man, heute wieder arbeiten!“ Sie nahm ihr Handy in die Hand und sah: 1 Kurzmitteilung erhalten.

Sie öffnete sie und las:

„Hi Süße, es ist was passiert! Ich bin ja so happy! Hab Criss eine Email geschrieben und er hat zurückgeschrieben und eben haben wir telefoniert und heute treffen wir uns, ist das nicht toll? Hdl kuss, Anne“

Swantje lachte, legte sich wieder zurück, sah ihre Decke an und stand dann wieder auf, um duschen zu gehen.

Sie zog sich dann an, schob grade noch ein Brot in den Mund, nahm ihren Hund und lief zum Bistro zwei Straßen weiter.

„Morgen Uli, ich weiß, ich bin spät dran, aber ich habe beim Duschen die Zeit vergessen!“ Ihr Chef grinste und meinte nur: „Ist ok, kannst auch zugeben dass du wieder mal noch auf deinem Bett gelegen und geträumt hast. Aber ist ja noch nicht soviel los.

Warum hast du denn deinen Hund wieder dabei? Du weißt doch, dass das laut Hygienevorschrift nicht erlaubt ist. Aber ich mag ihn ja auch zu gern.“ Er graulte Raven das Fell und Swantje meinte frech: „Wenn so ein Gesundheitsheini kommt, dann ist Raven eben kein Hund, sondern ein Mann mit starkem Bartwuchs. Außerdem legt er sich ja brav unter die Theke und bleibt da liegen, bis ich ihm sage, er soll aufstehn.“

„Ist ja schon gut! Dann bis später, ich bin dann grade mal beim Arzt und danach einkaufen.“ „Joa, lass dir Zeit, weißt ja, dass ich alles im Griff habe.“ Uli winkte und verließ das Bistro. Raven legte sich unter die Theke und Swantje machte sich einen Cappuccino, um mal wach zu werden.

Dann ging sie in die Küche, um den Kühlschrank mit Getränken aufzufüllen.

Plötzlich fing Raven an, zu bellen.

Swantje kam zur Zwischentür, um zu sehen, was los war und ließ vor Schreck die Wasserflasche in ihrer Hand fallen.
 

„Hi!“, vor der Theke stand René mit dem Verantwortlichen für Veranstaltungen in Mendig.

Swantje sah ihn erstaunt an. „Hallo!“, sagte sie langsam und meckerte dann Raven an: „Hey, du Kerl, ab auf deinen Platz!“

Raven kam angetrottet und legte sich wieder hin. René sah sie an und meinte: „Ich hab kein Problem damit, wenn er hier rumläuft und zu mir kommt!“ „Ich aber! Er kennt die Regel und soll sich dran halten. Manche Leute haben Angst vor Hunden und da kann er nicht einfach so rumlaufen.“ „Das ist wohl wahr.“ Was möchtet ihr trinken?“, Swantje sah René und seine Begleitung fragend an.

„Ähm, ich hätte gerne eine Cola!“ „Joa, ich bitte auch!“

Swantje brachte die Colaflaschen an den Tisch und stellte sie vor die beiden Herren. Währenddessen kam eine Gruppe Rentner ins Bistro. Sie belagerten Swantje direkt, die hektisch von der Theke zu den Tischen hetzte und Kaffee, Waffeln und Mineralwasser anschleppte.

René saß am Tisch, nippte an seiner Cola, unterhielt sich mit dem Mann von der Stadtverwaltung und sah Swantje belustigt zu.

Sein Gesprächspartner entschuldigte sich gerade und ging zur Toilette. Swantje musste an René vorbei.

Er schaute sie an und meinte: „Ich wollte mich noch bei dir entschuldigen. Wegen dem Konzert. Ich wollte dich nicht umrennen und erschrecken, naja, erschrecken schon, aber es war nicht böse gemeint.“ Swantje sah ihn kurz an, räumte den Nebentisch ab und sagte nur: „Hmm, ja, ist schon ok!“, drehte sich um, balancierte ein Tablett durch den Raum und verschwand in der Küche.
 

René sah ihr entgeistert nach.

Das verstand er jetzt nicht. So schlimm konnte das doch nicht gewesen sein. Swantje sollte sich nicht so anstellen. Es war doch nur ein Spaß gewesen. Aber wenn sie unbedingt sauer sein wollte...

Er hätte sie anders eingeschätzt und nicht gedacht, dass sie so nachtragend und abweisend war. Naja, aber er hatte sich entschuldigt und wenn sie so darauf reagieren wollte, dann sollte sie das tun, denn sie würden so viel ja eh nicht mehr miteinander zu tun haben. Später zahlten er und seine Begleitung. Swantje sagte ihm noch „Ciao!“, wünschte den beiden noch einen schönen Tag und lief schon wieder zum nächsten Tisch.

René verließ das Bistro, sah sich noch mal nach ihr um, aber sie war zu beschäftigt.

Das nächste Konzert

„Denkst du, dass sie heute kommt? Du wolltest dich noch bei ihr entschuldigen?“, Criss sah René fragend an. Die beiden saßen in der Garderobe und machten sich fertig für den Auftritt.

René wechselte von seiner Jeans zu einer schwarzen Lederhose, zog ein ärmelloses schwarzes Shirt an, und umrandete seine Augen dunkel. Das war sein typisches Bühnenoutfit.

Criss bastelte gerade noch an seinem Iro rum und schmierte sich Gel in die kurzen Haare.

René sah Criss nicht an, sondern machte sich weiter fertig. „Ich habe mich bereits entschuldigt…“ „Das hört sich aber nicht so doll an!“ René löste seinen Haargummi und verwuschelte seine langen schwarzen Haare: „Das war es auch nicht…“ Er redete so, als wenn ihm das alles total egal wäre.

Criss sah ihn an und Marq, der das Gespräch mitbekommen hatte, fragte: „Und? Was ist passiert? Und warum wolltest du dich bei ihr entschuldigen? Wegen deinem dämlichen Verhalten bei den Dreharbeiten? Thomas hat gemeint, ihr wärt nicht unbedingt nur freundlich zueinander gewesen und das wäre aus deiner Richtung gekommen.“

„Ach, ich war einfach schlecht drauf an dem Tag und dann hat der Kram mit dem Pferd nicht geklappt und sie setzt sich dann einfach auf das Pferd… und simsalabim… alles klappt wie am Schnürchen. Wenn man mal überlegt, dass ich bestimmt 5 Mal so stark bin wie Swantje und es nicht geschafft habe, das Vieh zu bändigen. Sie setzt sich drauf, reitet ein paar Runden und das Pferd ist ruhig. Und eigentlich ist sie sicherlich eine ganz liebe, nette, junge Dame, aber ich war nur am meckern und sie hat sich halt gewehrt. Aber dafür wollte ich mich nicht entschuldigen.“

Marq sah ihn verständnislos an: „Du warst schlecht gelaunt, weil sie besser mit dem Pferd klar kam?!! Die reitet wohl, seit sie auf der Welt ist. Au man, du hast Probleme!“ „Ja, du musstest auch nicht reiten, obwohl du es noch nie in deinem Leben gemacht und du großen Respekt vor Pferden hast!“ „René, es wurde ausgelost und das war fair, also reg dich nicht so auf!...“

„Ja, ja, Jungs, es reicht!“, Tobi, der das Spektakel mittlerweile auch mitbekommen hatte, ging dazwischen. René atmete tief durch und erklärte dann ruhig, wofür er sich entschuldigen wollte. Dann erzählte er, was im Bistro passiert war.

Marq lachte und meinte: „Tja, Mr Nice-Guy! Da versperrt dir wohl eine junge Dame den freien Zugang zu ihrem Herz. Scheint ja, als ob sie etwas sauer ist. Aber sicherlich nur ein bißchen…“ Er lachte, klopfte René auf die Schulter und ging in den Nebenraum.

Criss setzte sich vor René auf den Tisch: „Kommt sie jetzt heute oder nicht?“ „Man, Criss, woher soll ich das denn wissen?“, René grinste plötzlich und fügte dann hinzu: „Ach so ist das! Dann nur mal ran! Ich wünsch dir viel Erfolg bei ihr, aber provozier sie nicht! Die beißt bestimmt, auch wenn wir hier die Band namens Vampire sind.“

„Quatsch, so ist das gar nicht, aber wenn sie kommt…“ René unterbrach ihn: „Dann kannst du viel besser Bass spielen und hast Spaß, oder?“ „Nein, man, jetzt halt mal die Klappe! Dann kommt vielleicht auch ihre Freundin Anne mit.“ René sah ihn an und konzentrierte sich nicht mehr auf seine Haare: „Oho, den Criss hat es also erwischt! Erzähl, Kleiner!“ „Joa, also viel zu erzählen gibt es da noch nicht. Wir haben uns Emails geschrieben und auch schon telefoniert, und gestern haben wir uns auch getroffen. Und sie ist eben ein besonderes Mädel, naja und ich würde mich freuen, sie heute noch mal zu sehen.“ „Criss?“ „Ja, René?“ „Das ist ja zu liebenswert!“ „Man, jetzt verarsch mich nicht!“ „Nein, aber mal im Ernst: Du hast gestern mit ihr telefoniert und fragst mich heute, ob die kommt? Warum hast du sie nicht gefragt?“ Criss sah ihn verlegen an: „Weil ich Angst hatte, dass sie sagt, sie kommt nicht!“ „Oweia, du bekloppter Mensch, du! Komm mit raus auf die Bühne, wir müssen anfangen. Wenn ich Swantje seh, sag ich es dir!“ René schnallte seine Nietengürtel fest, legte einen Arm um Criss Schulter und ging mit ihm raus auf die Bühne.
 

„Was bist du denn so wibbelig? Er steht da oben und du hier unten. Du musst grade gar nicht mit ihm reden!“ Die Show war im vollen Gange und Anne konnte nicht eine Minute ruhig stehen. „Einatmen, ausatmen, einatmen… Ihr habt schon telefoniert, ihr habt gemailt, ihr habt euch sogar gestern schon getroffen! Was also soll dir passieren?“ Anne war immer noch am rumhampeln: „Eigentlich nichts, aber jetzt sind so viele Menschen um mich rum. Gestern waren wir alleine und da war alles etwas entspannter! Stell dir mal vor, ich werde so angegriffen, wie du beim letzten Mal!“

„Der Unterschied ist nur, dass von dir niemand weiß, dass du dich mit Criss getroffen hast! Bei mir hat man ja wohl in dem Video gesehn, dass ich viel Zeit mit René verbracht habe. Allerdings haben die alle nicht gesehn, dass es keine harmonisches Zweisamkeit war, sondern eher eine Tortur mit gereizter Stimmung.“

„Ja, hast ja recht, aber war ja nett, dass er sich im Bistro bei dir entschuldigt hat!“, Anne sah Swantje an. „Er hat sich da für das Erschrecken und Umlaufen auf dem Konzert entschuldigt, nicht für seine schlechte Laune beim Dreh. Wobei, für schlecht Laune kann man ja auch nicht immer was.“

Anne hörte ihr gar nicht mehr zu, denn sie sah auf die Bühne zu Criss, der ihr zuzwinkerte. Anne grinste wie ein Honigkuchenpferd. Swantje sah sie von der Seite an und lächelte. Sie freute sich für ihre Freundin. Anne war vor ungefähr zwei Jahren so sehr von ihrem damaligen Freund enttäuscht und verletzt worden, dass sie nur schwer einen Mann an sich heran ließ.

Doch Criss hatte es anscheinend durch ein langsames und schüchternes Annähern geschafft.

Criss und Anne strahlten sich an. Dann ging Criss rüber zu René, der, während Marq sang, im Hintergrund an einem Mikro stand und den Backgroundgesang übernahm, und stupste ihn an. René sah Anne an, lächelte und sagte dann etwas zu Criss.

Swantje löste ihren Blick von Anne und sah nach Criss. Dabei fing sie Renés Blick auf, der sie ansah.

Sie wendete sich weg und sagte zu Anne: „Ich geh uns was zu trinken holen, ok? Was magst du?“ Anne war wie in Trance: „Hmmm, ja, ich find’s auch gut!“ Swantje schüttelte den Kopf, lachte und ging dann zur Theke.
 

In dem Moment, wo sie wieder zu Anne kam, verabschiedeten sich die Jungs in die Pause. Swantje drückte Anne ein Wasser in die Hand. „Hier!“ „Wo warst du eigentlich? Ich hab mich umgedreht und du warst weg!“ „Liebste Anne, ich hab dich sogar gefragt, was du trinken möchtest, bevor ich es holen gegangen bin, aber du hast nichts mehr registriert. Also hab ich dir ein Wasser mitgebracht.“ Anne sah sie an: „Er ist ja sooooo toll!“ Swantje hielt sich die Hand an den Kopf und meinte: „Oh ja, und ich werde gleich ohnmächtig, weil er ja soooo gut aussieht!“ „Sei lieb zu mir! Ich bin deine beste Freundin! Also musst du nett zu mir sein! Du wurdest eben übrigens beobachtet.“ Swantje blickte etwas komisch: „Ach ja? Von wem denn?“ „Vom René!“ „Ach der, der ist so komisch. Im Bistro war der echt nett, so Prince Charming mäßig. Aber bei dem Dreh… Ich weiß nicht. Vielleicht guckt er ja nur wieder, weil er sich wieder was Neues überlegt hat, um mich zu ärgern und lässt gleich seine schlechte Laune wieder an mir aus...“ Anne bekam das schon wieder alles gar nicht mehr mit. Denn Criss kam genau auf sie zu.

Er stellte sich vor sie und die beiden standen voreinander, wie zwei kleine verschüchterte Teenager.

„Hallo!“, sagte Criss, nachdem sie sich bestimmt erstmal 2 Minuten lang nur angeguckt hatten. „Hallo!“, Anne hörte sich an, als wenn sie total heiser wäre. „Wie geht es dir? Schön, dass du hier bist.“ Criss strahlte. Anne stellte Criss noch Swantje vor, obwohl die beiden sich ja so halbwegs schon mal beim Dreh gesehn hatten.

Nach einer Zeit war das Eis gebrochen, die beiden unterhielten sich angeregt und vergaßen Swantje darüber.

Diese zog sich zurück und lehnte sich an die Wand der Halle. Sie sah durch die Halle, schaute die Leute an und fing dann wieder Renés Blick auf, der ihr gegenüber auf der anderen Seite der Halle in der Tür zum Backstagebereich lehnte. Er sah sie an. Einfach nur so, ohne Regung, ohne sich zu bewegen. Es verging eine gefühlte Ewigkeit, dann grinste René, drehte sich um und ging wieder hinter die Bühne.

Swantje schüttelte den Kopf und ging wieder zu Anne, die sich gerade von Criss verabschiedete.

Anne bestürmte sie: „Du musst nachher alleine heimfahren! Ich unternehme nach dem Konzert noch was mit Criss. Ist das schwer schlimm?“ Swantje schüttelte den Kopf und drückte Anne: „Ich freu mich für dich und wünsch dir ganz viel Spaß! Aber bleib ein braves Mädchen, ja?“ Anne grinste und meinte, dass sie es versuchen wollte.

Da kamen auch schon die Vamps wieder auf die Bühne und Anne und Swantje schrieen und tanzten wie immer.

Dann kam eines von Swantjes Lieblingsliedern. Eines der Selbstgeschriebenen von Vampire. Anne und sie sangen mit, da sie die Texte als treue Fans natürlich kannten. Anne flirtete ohne Pause mit Criss und Swantje sah René an, der nun anfing seinen Part des Songs zu singen. Er sang, schloss die Augen dabei, öffnete sie, blickte Swantje an und sang: „… You wanna hear I’m sorry, I say it and I hope you will forgive me!...” Anne schaute erstaunt zu Swantje: „Der hat den falschen Text gesungen!“ „Ach, soviel bekommst du dann doch noch mit beim gegenseitigen Anschmachten!“ Anne boxte sie in die Seite. „Man, ich bin eben verliebt! Und er hat den falschen Text gesungen, normalerweise singt er nämlich: Don’t wanna hear I’m sorry! Und den anderen Kram hat er so gesungen, das hat nix mit dem Original Text zu tun. Das sind grundlegende Unterschiede.“ Swantje grinste sie an und meinte: „Naja, er wird wohl seine Gründe haben, dass er den Text ändert!“ „Ja, und zwar dich! Er hat dich dabei voll intensiv angesehen!“ „Quatsch, der sieht ins Publikum und kann sich bei der Menge gar keine einzelne Person rausfischen. Außerdem, wofür sollte er sich noch bei mir entschuldigen? Er hat sich im Bistro entschuldigt und ich hab gesagt, dass es schon ok ist… Ach, ist ja auch egal, komm lass uns weiter feiern!“

Anne und sie ließen sich wieder von der Musik mitreißen.

Am Ende des Konzertes wartete Swantje noch mit Anne auf Criss. Sie gingen gemeinsam zu Swantjes Auto. „Ich wünsch euch noch einen schönen Abend, naja, eine schöne Nacht trifft es da besser. Haben ja schon 3Uhr morgens. Bleibt brav, ich will keine Klagen hören.“ Swantje stieg ein und Criss, der gerade wie ganz zufällig seinen Arm um Anne gelegt hatte, antwortete ihr: „Wir sind immer brav. Komm gut heim und pass auf dich auf!“

Swantje startete ihr Auto und fuhr los und kam hundemüde um 4Uhr in ihrem Bett an.

Samstagmorgen voller Telefonate

„Hmm…ja?“ „Guten Morgen, allerliebste Swantje! Hab ich dich geweckt?“

„Hallo Fabian! Ja hast du, ist aber nicht schlimm, jetzt bin ich ja so halbwegs wach.“ „Wann bist du denn wieder im Bett gewesen?“

Swantje sah auf die Uhr: „Moment….genau vor 4 Stunden.“

Fabian lachte am anderen Ende der Leitung: „Hab gedacht, dass ich dich an einem Samstagmorgen schon so früh erwische, naja, war wohl nicht so ganz gut geplant. Wieder mal eine Vampirenacht mit Anne?“ Swantje seufzte: „Ja!“

Fabian lachte wieder und meinte: „Ne, ne, ihr seid ja schlimmer als kleine Kinder!“

„Ich weiß! Warum rufst du eigentlich an? Doch nicht, um mich zu fragen, wann ich im Bett war, oder?“

„Nein, das eigentlich nicht! Ich wollte dich nur daran erinnern, dass in 2 Wochen unsere Studioaufnahmen anfangen. Also sozusagen übernächste Woche Sonntag.“

„Da du mir das in meinen Kalender geschrieben hast, weiß ich das sogar, ist das nicht toll?“, sie stöhnte auf.

„Swantje, Swantje, immer diese Ironie! Wollt dich nur mal dran erinnern, da ich ja auch weiß, wie schnell du so was vergisst. Und jetzt schlaf du mal weiter. Ich ruf später noch mal an!“

„Hmmm…“, Swantje war dem Land der Träume schon wieder ganz nahe. Sie ließ das Telefon einfach fallen, drehte sich zur Seite und schlief weiter.
 

Doch da klingelte das Telefon auch schon wieder: „Hmm? Fabian, was hast du vergessen?“

„Hi, hier ist die Gerlinde vom Fanclub! Hab ich dich geweckt?“

Swantje grummelte: „Ja, aber ist auch schon egal! Was kann ich für dich tun?“

„Das tut mir leid, entschuldige bitte! Du hast dich ja im Fanclub angemeldet und wir haben jetzt den Kram für dich fertig gemacht und festgestellt, dass du unser 100. Mitglied bist! Herzlichen Glückwunsch!“

Swantje war plötzlich wach: „Oh, danke, damit hätte ich jetzt aber nicht gerechnet.“

„Ich hoffe, du freust dich darüber! Bist du denn heute Abend in Mülheim-Kärlich? Wir haben nämlich eine kleine Überraschung für dich vorbereitet.“

Swantje stutzte: „Ähm, ja, ich bin heute Abend da.“

„Gut, dann kann ich den Jungs ja auch schon Bescheid sagen und wir können anfangen zu planen! Dann bis heute Abend!“

Ehe Swantje noch etwas fragen konnte, hatte Gerlinde aufgelegt. Swantje stöhnte auf, ließ sich wieder in ihr Bett fallen und zog sich die Decke wieder über den Kopf.
 

Keine Minute später klingelte erneut ihr Telefon. Etwas zerknirscht nahm sie ab: „Swantje Hans, womit kann ich Ihnen Ihren Tag versüßen?“

„Hallo Süße, ich freu mich auch, mit dir zu reden! Du redest aber komisch!“

Swantje seufzte: „Wenn du der erste Anrufer für heute wärest, das wäre mir ja noch egal… aber seit 8 Uhr steht mein Telefon nicht mehr still. Erst Fabian, dann so eine Frau, jetzt du… wie war dein Abend gestern noch? Du scheinst ja ziemlich ausgeschlafen zu sein oder sollte ich es >entspannt< nennen?“

Anne antwortete ihr: „Naja, geschlafen habe ich noch gar nicht, ich denke mal, ich bin so übermüdet, dass ich schon wieder wach bin!“

„Was hast du wieder angestellt?“

„Criss und ich waren ganz brav! Wir haben nur geredet, naja…“, sie machte eine kurze Pause: „… und ein bißchen rumgeknutscht!“

„Oh, ich wusste es!! Du bist ein böses Mädchen!“

„Gar nicht wahr! Wir finden uns halt gegenseitig ganz toll. Und warum soll ich nicht auch mal Spaß haben mit einem Mann? Und das ist außerdem nicht nur Spaß, sondern da hängen eine Menge Gefühle mit drin. Dazu kommt, dass ich jetzt seit zwei Jahren keinen Mann mehr genauer angeguckt hab! Und das weißt du, aber du bist da ja ganz anders!“ „Anne?!! Was soll das denn heißen? Ich freu mich ja für dich, aber unterstellst du mir grade, dass ich ständig von Typ zu Typ hüpfe?“, Swantje war entrüstet.

Anne beruhigte sie: „Nein, so nicht gerade, aber du bist jetzt etwa ein Jahr mit Stefan auseinander und seitdem hattest du schon so deine zwei, drei Kerle, mit denen du dich amüsiert hast.“

Swantje dachte nach. Anne hatte Recht: Seit sie mit ihrem damaligen Freund nach einer fünf jährigen Beziehung auseinander war, hatte sie schon so das ein oder andere Techtelmechtel angefangen, allerdings alle auf recht harmlosem Niveau, also verteidigte sie sich: „Ja, aber amüsiert heißt in diesen drei Fällen, dass ich mit denen auf Partys rumgeknutscht hab und nie irgendetwas mehr. Da hat halt das gewisse Etwas gefehlt, um weiterzugehen. Außerdem, solange ich Single bin, muss ich ja auch niemandem Rechenschaft ablegen über mein Liebesleben.“

Anne antwortete: „Ist ja schon gut! Sorry…war auch gar nicht so gemeint. Aber willst du denn gar nicht wissen, wie es war?“

Swantje prustete los: „Doch, natürlich, ich warte nur schon die ganze Zeit auf diese Frage. Also, wie war es?“

Anne kicherte: „Soooo schön! Wir sind erstmal durch die Gegend gefahren, dann zu ihm heim, haben dann stundenlang zusammen auf der Couch gesessen und geredet, miteinander gekuschelt und dann sind wir heute morgen in sein Schlafzimmer gegangen und haben geschlafen. Naja, also das war so vor einer Stunde. Aber wir konnten beide nicht schlafen. Jetzt ist er grade Brötchen kaufen und ich mach schon mal die Frühstückseier!“

„Du bist noch bei ihm???“, Swantje war ganz außer sich.

„Ja, und ich werde auch noch etwas hier bleiben. Wir wollten uns später noch ausschlafen. Er fährt mich dann am frühen Nachmittag heim, weil heute Abend haben die ihren Auftritt in Mülheim-Kärlich. Gehen wir da eigentlich hin? Soll er mich dann zu dir fahren oder heim? Oder sollen wir mit zwei Autos fahren? Falls ich mit ihm heimfahre, damit du auch heimkommst?“

„STOP!“, Swantje bremste Annes Redeschwall, „Erstens: Wir können gerne heute Abend dahin fahren, wollte dich das auch schon fragen. Zweitens: Komm ruhig zu mir, dann machen wir uns zusammen fertig, und drittens: Ich fahre, dann komm ich heim und du kannst entscheiden, wo du hin möchtest. So ok?“

„Ja, es ist so ok! Ich bin ja so glücklich! Oh, da kommt er, ich mach Schluss. Bis später dann, freu mich!“, und schon hatte auch Anne aufgelegt.

„Au man, kann sich denn heute kein Mensch vernünftig von mir verabschieden?“, Swantje schmiss das Telefon an ihr Bettende und meinte: „Wenn du noch einmal klingelst, dann fliegst du raus!“
 

Sie verkroch sich wieder unter der Decke.

Kaum ausgesprochen und gerade gut eingekuschelt, klingelte Swantjes Bettende. „Och ne!!“ Sie krabbelte über ihr Bett und ließ sich neben das Telefon fallen. Sie drückte auf den Annahmeknopf: „Swantje Hans am Apparat, ich wünsche Ihnen einen wunderschönen geschäftigen Samstagmorgen, an dem nicht jeder früh aufsteht.“

„Ach, das ist die Swantje, wie ich sie mag, immer dieser Schuss Ironie in der Stimme.“ „Hallo Fabian, es ist ja nicht so, dass wir vor knapp einer halben Stunde bereits telefoniert haben.“

„Ja, ich weiß, aber ich muss doch noch was sagen. Hab heute morgen noch mal mit dem Studiobesitzer telefoniert, den habe ich übrigens auch aus dem Bett geschmissen, und der meinte, es wäre am besten, wenn wir an einem Tag nur den instrumentalen Teil aufnehmen, und du dann am nächsten Tag dazu kommst und dann die Stimme eingesungen wird. Naja, und ich wollte nur noch fragen, ob das ok für dich ist, wenn wir das so machen. Du kannst dann trotzdem gerne mit dahin kommen und zugucken oder so.“

„Und dafür rufst du mich an??? Ich komm dir gleich durch dein Telefon und beiß dich in die Nase!“

„Swantje, das traue ich dir auch noch zu!“

Swantje lachte: „Von mir aus ist das ok. Was ist eigentlich mit den anderen? Wollen die nicht mit?“

Fabian antwortete ihr: „Hm, soweit ich weiß, wollen die anderen alle nur nachher eine fertige Cd haben, sonst nichts. Naja, aber ich werde noch mal nachhören, wenn sie dann da sind, sind sie dabei, wenn nicht, dann eben nicht. Schlaf du mal weiter, ich störe dich heute auch bestimmt nicht mehr, versprochen!“

„Dann hoffe ich mal für dich, dass du deine Versprechen halten kannst.“, lachte Swantje und verabschiedete sich. Dann legte sie auf, nahm die Batterien aus dem schnurlosen Telefon und legte es neben ihr Bett.

Als ihre Mutter ein paar Minuten später in ihr Zimmer kam, schlief sie tief und fest.

Das Konzertwochenende nimmt seinen Lauf

„Hey, aufstehen!! Wir müssen uns so langsam fertig machen! Ich würde gerne vor dem Konzert da sein, um noch kurz nach Criss zu sehn! Jetzt werd wach!“, Anne rüttelte an Swantje rum. „Man, ist ja schon gut! Wie lange bist du schon hier?“ Swantje streckte sich. „Ich war schon mit Raven spazieren, hab mit deiner Mum die Einkäufe erledigt, joa und deinen PC nach lustigen Fotos durchforstet. Was man da so alles findet!“, Anne lachte und hielt Swantje dann ein Top hin. „Hier, zieh das an, ich hab auch schon dein Outfit bestimmt. Du ziehst das Top an, die neue Jeans, also die kurze da, dazu deinen Nietengürtel, deine Vans, die halbhohen, damit man dein Tattoo sieht und deine Haare lässt du offen und verwuschelst die noch ein bißchen. Und jetzt geh endlich duschen. In einer Stunde muss ich bei Criss sein und ich will nicht zu spät kommen!“ Anne zog Swantje die Bettdecke weg. Die ließ sich aus dem Bett fallen und schlurfte in ihr Badezimmer. Anne hörte die Dusche angehen und Swantje fing an zu singen. Anne brachte ihr die Klamotten nach.
 

„Warum hast du gestern den Text geändert? Du kennst das Lied in und auswendig. Erzähl mir nicht, dass du den Text vergessen hast. Da war noch etwas anderes mit im Spiel.“ Criss, Tobi, Marq, Franky, Claus und René machten sich gerade fertig für die Show. Marq sah René fragend an: „Also? Was war los gestern?“ „Ach, ich brauchte die Aussage, die ich gesungen habe, eben.“ „Ja, das habe ich mir ja auch gedacht. Du hast dich entschuldigt. Hab ich auch verstanden, aber bei wem und für was?“ „Ach Marq, das Thema hatten wir doch gestern schon. Er hat sich bestimmt bei der Swantje entschuldigt.“ Tobi stieß René an: „Ist doch so, oder?“ René knurrte: „Ja, ist so! Will mir halt nicht sagen lassen, dass ich mich nicht entschuldigt habe. Die Entschuldigung im Bistro hat die Dame ja nicht wirklich angenommen. Aber jetzt ist auch gut! Lasst mich in Ruhe damit! Macht euch lieber mal fertig!“ Die andern fünf Musiker gingen wieder in ihre Ecken und zogen sich weiter um. Criss setzte sich zu René: „Ich glaube schon, dass sie das im Bistro angenommen hat. Sie erscheint mir nicht als Mensch, der so etwas nicht annimmt.“ „Woher kennst du sie denn? Vom zweimal auf einem Konzert sehn, oder was?“ „Nein, aber ich habe sie gestern noch zum Auto gebracht!“ René unterbrach ihn: „Also doch! Warum redest du dich dann raus, dass du nur nach Swantje fragst wegen ihrer Freundin? Hattet ihr wenigstens Spaß?“ „Nein! Doch! Also nicht ich mit Swantje. Ich will echt nichts von der! Ich hab die mit ihrer Freundin zum Auto gebracht und die Freundin ist mit mir heimgefahren. Und wir hatten noch eine schöne Nacht und heute einen schönen Tag.“ René klopfte ihm auf den Rücken: „Das freut mich für dich! Und naja, ob Swantje das jetzt angenommen hat oder nicht, mir kann jedenfalls keiner sagen, ich hätte mich nicht entschuldigt. Und somit ist die Sache für mich erledigt. Gib mir mal mein Shirt bitte!“ Criss reichte René das Shirt und nahm dann sein Handy und ging vor die Tür telefonieren.
 

„Jetzt erzähl doch mal, wie es gestern und heute war! Eben warst du ja nur damit beschäftigt, mich anzuziehen und meine Haare zu richten!“, Swantje lenkte ihren Wagen durch die Landschaft. „Es war soooo schön!“ „Das sagtest du bereits heute morgen am Telefon! Jetzt erzähl doch mal genau!“ „Liebe Swantje, jede Frau sollte ein kleines Geheimnis haben und das hier ist meins!“ „Och Anne, ich will doch nur wissen, wie weit ihr gegangen seid und ob ihr jetzt zusammen seid oder euch lediglich nur zum Spaß haben trefft!“ Anne sagte nichts, sondern grinste nur. „Ok, das sagt dann ja alles! Und heute morgen erzählst du mir noch groß: Da ist nichts gewesen, außer einem bißchen Rumgeknutsche! Du bist ja so gemein! Du lügst und betrügst mich!“ Anne verteidigte sich: „Heute morgen war da ja auch noch nicht mehr gewesen! Also sei lieb!“ Swantje lachte und bog auf den Parkplatz ein. Anne sprang wie verrückt aus dem Auto und nahm ihr Handy aus der Tasche: „Oh HI! Ich bin schon da, wir sind grade vor der Halle angekommen!“ Dann legte sie auf und drehte sich Richtung Halle.

Criss kam ihr entgegen geeilt. Swantje sah zu, wie die beiden sich küssten, drehte sich weg, räusperte sich leicht und sagte: „Hallo Criss!“ „Ah, hi! Schön dich zu sehen! Ich dachte, ich komm euch holen, dann müsst ihr keinen Eintritt bezahlen.“ Er legte den Arm um Anne und zusammen gingen sie zur Tür. Swantje trottete hinterher und fühlte sich irgendwie komisch, eben wie das fünfte Rad am Wagen.

Sie kamen in den Backstagebereich und Criss stellte dem Rest der Band seine Freundin vor: „Hey, das ist Anne! Meine Freundin! Anne, das sind Marq, Tobi, Clausi und Franky! Wo ist denn der Schulte schon wieder?“ Anne sah ihn an: „Der wer?“ Marq meinte: „Der René. Der heißt mit Nachnamen Schulte. Ich glaub, der regelt grade was mit dem Techniker der Halle, weil eben beim Soundcheck was nicht so geklappt hat, wie es sollte. Aber schön dich kennen zu lernen! Ach, und die Swantje ist ja auch da!“ Swantje begrüßte die Jungs ebenfalls und winkte einmal in die Runde.

Criss sah Anne an: „Schade, dabei hätte ich dir René so gerne vorgestellt. Er ist sozusagen mein bester Freund. Vielleicht kommt er ja noch, während du hier bist.“

Swantje unterhielt sich währenddessen mit Tobi und Claus, als René durch die Tür kam und gezielt auf Criss, Anne und Marq zuging und zu Anne sagte: „HI, ich bin der René! Und du bist dann wohl die Anne, die unserm Criss den Kopf etwas verdreht hat!“ Anne grinste ihn an: „Ja, die bin ich wohl!“ Sie sah, wie Renés Blick zu Swantje wanderte, die sich noch immer angeregt mit Tobi unterhielt, der gerade anfing, sie zu kitzeln. Swantje quietschte und versteckte sich hinter Claus. Sie sah zu Anne rüber, fing dann aber Renés Blick auf, schaute wieder in eine andere Richtung und lief vor Tobi weg, der sie wieder versuchte zu kitzeln. Plötzlich stand ihr René im Weg. Sie bremste vor ihm ab, lachte ihn an: „Hi!“ und versteckte sich dann hinter seinem breiten Oberkörper. Dabei hielt sie sich an seiner Hüfte fest und spähte an der Seite vorbei zu Tobi, der vor René stand und an ihm vorbei wollte. Immer wenn René Tobi den Weg frei machen wollte, drückte Swantje ihn in die andere Richtung. Dann ließ sie ihn plötzlich los und stürmte auf Tobi los, der damit nicht gerechnet hatte. Sie lagen auf dem Boden, prügelten sich spaßhaft und ließen dann voneinander ab, um einfach nur lachend nebeneinander zu liegen.

René sah die beiden an und meinte ganz ruhig und gelassen: „Ich glaube mal, dass wir so langsam auf die Bühne sollten, bevor sich die beiden Kinder hier noch weh tun.“ Er grinste Swantje an und meinte: „Nicht, dass unser Tobi auch noch den Kopf verdreht bekommt. Dafür ist unser Band-Küken nämlich noch viel zu jung! Grade mal 27 Jahre alt. Nein, nein, wir gehen jetzt auf die Bühne.“ Swantje streckte René die Zunge raus und meinte frech: „Eifersüchtig?“ Dann zog sie Anne an der Hand hinter sich her, die lauthals lachte, und ließ den sprachlosen René im Kreise seiner grinsenden Bandkollegen stehn. „Also, der Contraspruch war genial! Das musst du ihr erstmal nachmachen!“, Marq schlug mit Criss ein. „Au man, Criss, ich hoffe ja für dich, dass die Anne nicht ganz so grandios mit ihrem Mundwerk umgehn kann, wie ihre Freundin! Sonst bekommst du noch ordentlich Spaß!“, grinste René, nahm seinen Haargummi aus den Haaren und ging mit Tobi auf die Bühne.

Swantje auf der Bühne

„Sag mal, Anne?“ „Ja, Swantje?“ „Was passiert mit jemandem, der das 100. Mitglied eines Fanclubs ist und für den eine Überraschung fertig gemacht werden soll?“

Anne sah Swantje an und stoppte ihr Rumgehüpfe: „Was hast du angestellt?“ Swantje erzählte von dem Anruf von Gerlinde. Anne war ganz aus dem Häuschen. „Dann versteh ich auch den Anruf von Marq bei Criss eben. Er meinte, sie hätten heute einen Ehrengast! Du musst bestimmt auf die Bühne!“ „Och, neee!“, Swantje sah nicht gerade begeistert aus. „Och komm, du kennst die Jungs doch schon!“ „Ja, kennen ist zuviel gesagt, der eine ist der Freund meiner besten Freundin, der andere jagt mich durch den Backstagebereich und mit einem liefere ich mir ein Provozier-Duell, aber auf die Bühne zu denen, das muss nicht sein. Erst mit dem Video und dann jetzt so was? Kommst du dann mit hoch?“ „Hey, du bist im Fanclub, nicht ich!! Außerdem müsste ich dann direkt zu Criss laufen und ihn zu Boden küssen.“, Anne schüttelte den Kopf, „Da musst du alleine durch!“ Sie tanzte weiter und Swantje ließ sich davon anstecken.

Das Lied war zu Ende und Marq griff zum Mikro: „Wie ihr alle wisst, haben wir einen Fanclub, der supertoll ist! Dieser Fanclub hat seit gestern ein 100.Mitglied! Bitte Applaus!“ Der Fanclub schrie und auch der Rest des Publikums applaudierte.

„Und ich weiß aus sehr sicherer Quelle, dass dieses Mitglied heute auch da ist! Ich hab sie heute nämlich schon gesehn! Also Swantje: Wo bist du?“ Das ganze Publikum sah sich um. Anne zeigte wild gestikulierend auf Swantje. „Ah, da ist die Anne, dann kann die Swantje ja nicht weit weg sein! He, nicht wegschleichen! Komm mal rauf zu mir! Ihr dürftet sie alle kennen von unserem Video! Sie ist nämlich das Mädel, das René das Leben rettet und wie eine Weltmeisterin reitet!“

Das Publikum teilte sich und machte einen Durchgang für Swantje frei. Marq reichte ihr die Hand und sie kletterte auf die Bühne. „Also erstmal, Gratulation!“ Er umarmte sie. „So, und wo wir schon mal dabei sind, ein Küsschen hätte ich auch ganz gerne!“ Er und Swantje küssten sich gegenseitig links und rechts auf die Wangen. Dann kam auch schon Criss an, umarmte sie, Küsschen rechts, eins links, grinste sie an und flüsterte: „Das macht Anne aber nicht eifersüchtig, oder?“ Swantje grinste, verneinte, und wurde direkt schon von Tobi angesprungen, der sie natürlich auch umarmte und seine Küsse einforderte. Dasselbe folgte mit Franky und Claus.

Dann kam René auf sie zu, grinste, hielt ihr die Hand hin und meinte: „Nicht, dass ich noch eifersüchtig werde, weil ich dich nicht umarmen durfte.“, er zog sie an sich, umarmte sie und küsste sie rechts und links auf die Wange.

Marq kam wieder zu ihr und meinte: „So, und ein paar Überraschungen haben wir auch noch für dich! Erstmal, Tobi bring mal her, ein Bild von uns allen original unterschrieben, dann unsre neue Cd und wir fänden es schön, wenn du beim nächsten Lied hier oben bleiben würdest. Setz dich ans Schlagzeug und hör einfach zu! Und nicht den Tobi verprügeln, ja? Das nächste Lied heißt: WOMAN!“
 

Swantje lachte, setzte sich auf den Schlagzeugblock, René kam noch zu ihr und räumte seine Wasserflasche weg und Criss meinte: „Aber nicht erschrecken! Das wird gleich laut!“ Swantje nickte. Der Song begann und Marq setzte sich singend neben sie, legte ihr den Arm um die Schulter, lehnte seinen Kopf an ihren, sprang dann wieder auf und tobte auf der Bühne rum. Dann kam er wieder auf sie zu, kniete sich vor sie und flirtete mit ihr.

René stand links neben ihr und sang den Background. Er sah zu ihr und Marq rüber, grinste, warf seinen Kopf in den Nacken und schloss die Augen beim Singen.

Nach dem Song fragte Marq Swantje noch, ohne das Mikro zu nutzen: „Willst du nach dem Konzert noch in den Backstagebereich mitkommen? Wir kennen uns ja schon so ein bißchen vom Dreh her und du könntest mal davon erzählen. René rückt nicht so wirklich mit der Sprache raus. Ja und Anne wird ja sicherlich auch dabei sein. Würde uns zumindest freuen, euch beide gleich zu sehen!“ Swantje umarmte ihn und sagte: „Danke, ich bin dabei!“ Dann ging sie hinter die Bühne, lagerte da ihr Bild und lief wieder zu Anne ins Publikum.

Vampire spielten weiter ihr Programm durch und die beiden Mädels tanzten wie immer mit, beobachtet von den Jungs, besonders von Criss.

Die Mädels im Backstage

„Man, war das genial!! So viel Spaß hatte ich noch nie bei einem der Konzerte!“, Anne war ganz außer Puste und stützte sich an der Wand ab.

Swantje trank ihr Mineralwasser mit einem Schluck aus und antwortete ihr lachend: „Bei den anderen Konzerten musstest du dich ja auch ständig darauf konzentrieren Criss anzugrinsen. Da bleibt die Musik schon mal auf der Strecke!“ Anne boxte sie in die Seite: „Man, du bist blöd! Aber vielleicht hast du ja Recht. Aber jetzt ist das ja alles anders!“ Sie zog Swantje hinter sich her zu Criss, der an der Tür zum Backstage auf sie wartete: „Die Damen! Bitte treten Sie ein!“ Er verbeugte sich galant und Anne küsste ihn zur Begrüßung: „Super gemacht, mein Schatz! War echt verdammt geil!“ „Freut mich, wenn es dir gefallen hat! Und du Swantje? Warst du auch zufrieden mit uns?“ Er lächelte sie an. „Naja, also wenn ich es mir so recht überlege, ich weiß nicht so ganz, also im Anbetracht der Tatsache, dass ihr sechs Männer seid und weil wir schon drei Uhr nachts haben, muss ich sagen, dass…“ Criss sah sie beleidigt an. „Criss, natürlich wart ihr gut! Ihr wart super! Wir hatten eine Menge Spaß da unten in der Menge.“ „Ok, dann kommt mal mit, dann können wir ja jetzt ordentlich feiern!“ Criss nahm Anne bei der Hand und ging mit den beiden Mädels den Gang entlang zu einer halb angelehnten Tür.
 

Aus dem Raum drangen die Stimmen der anderen Bandmitglieder. Criss riss die Tür auf und schob Swantje und Anne in den Raum rein. Tobi, Marq, Claus und Franky saßen bereits an einem Couchtisch und quatschten über den Abend. Sie sahen zu ihnen. „Ach, da sind ja die bezaubernden Damen des Abends. Na kommt schon, keine Scheu, immer rein!“, Marq winkte die beiden zu sich, stand auf und begrüßte sie mit einem Handkuss.

Plötzlich drang aus einem angrenzenden Bad ein Gegrummel. Die Tür flog auf und René stand nur in Shorts im Türrahmen und fragte: „Wer hat meine Jeans?“ Tobi lachte und schmiss René ein Knäuel an den Kopf. René schüttelte den Kopf und zog sich die Hose an. Anne stupste Swantje an: „Hey, Mund zu! Ist ja nicht so, dass du noch nie einen halbnackten Mann gesehn hast!“ Swantje zuckte zusammen und flüsterte zu ihr: „Ja, aber ich hätte nicht gedacht, dass Renés Oberkörper aus der Nähe noch besser aussieht, als auf der Bühne! Der soll sich was anziehen, sonst bekomm ich Stielaugen!“ René fing Swantjes Blick auf, der an seinem Körper haftete.

Swantje hatte sich an einen Tisch gelehnt. Er ging auf sie zu und fragte ganz beiläufig im Vorbeigehen: „Wird da etwa jemand nervös?“, dann beugte er sich über sie, dass sein Gesicht direkt über ihrem hing und sie freien Blick auf seinen Body hatte, und griff um sie herum nach seinem T-Shirt, das auf dem Tisch lag. Er legte seinen Zeigefinger unter ihr Kinn, schob ihren Kopf etwas höher und sah ihr tief in die Augen: „Das wollen wir aber nicht!“ Er grinste, zog sich das T-Shirt über den Kopf, machte seine Haare zu einem Zopf zusammen und wollte sich gerade auf den letzten freien Sessel setzen. Er hielt inne, drehte sich zu Swantje um, die immer noch wie erstarrt am Tisch gelehnt stand, und fragte: „Willst du dich setzen?“ Swantje sah ihn an und meinte: „Muss nicht unbedingt sein. Du hast lang genug auf der Bühne gestanden, setz dich ruhig!“ „Wirklich? Du hast genau so lange im Publikum gestanden.“ „Ja, setz dich!“ Marq schüttelte den Kopf und meinte: „Hört mal, ihr beiden! Ihr habt schon auf einem Pferd zusammengehockt, da werdet ihr beiden ja wohl auf einem Sessel Platz finden! Wenn du da hinten an dem Tisch stehst, sieht das ja so aus, als wenn wir dich ausgrenzen! Du kannst dich auch beim René auf den Schoß setzen, du bist ja ein Leichtgewicht und der René wird es wohl überleben!“ Marq sah René an: „Oder René?“

René meinte: „Von mir aus!“ Swantje sah Marq an und meinte: „Ich steh hier aber ganz gut! Muss also nicht sein!“ Da ging René zu Swantje, nahm ihr ihre Tasche ab und schob sie zu der Sitzgruppe. Er setzte sich, legte einen Arm um ihre Hüfte und zog sie auf seinen Schoß.

Swantje drehte ihren Kopf zu René und meinte: „Geht das so?“ René nickte: „Klar! Kein Problem! Ist auf jeden Fall einfacher, als mit dir auf einem Pferd zu sitzen! Kannst dich ja an mir festhalten, wenn es zu sehr wackelt und du wegrutschen solltest!“ Swantje lächelte ihn an und drehte sich dann in die Runde, um sich mit Marq über den Videodreh zu unterhalten.

„Also, liebe Swantje, dann schieß doch mal los! Wie hat sich unser René denn so gemacht?“ Swantje grinste und sagte: „Hmm…eigentlich ganz gut! Er hat sich zumindest Mühe gegeben!“ René fing an mit einem seiner Beine zu wackeln und meinte: „Ich hab mir mehr als Mühe gegeben. Ich war genial! Deshalb ist der Dreh auch so gut geworden! Und ich wackele so lange mit meinem Bein, bis Swantje das bestätigt.“ „Ok, ok, du warst super!“ René hörte auf. „Aber auch nicht immer!“, fügte Swantje schnell hinzu. René lachte und drohte ihr: „Ich kann ja mal mit meinen Beinen das mit dir machen, was das Pferd mit mir gemacht hat!“ Er rüttelte Swantje durch, bis sie schrie: „Ist ja gut, ist ja gut! Dafür, dass du noch nie geritten bist außer für diesen Dreh, war es wirklich klasse!“

Die anderen lachten und René grinste stolz.

„Naja, wenn ja direkt alles glatt gelaufen wäre, dann hätten wir ja nicht die tollen Outtakes gehabt. Also die Szenen, die schief gelaufen sind. Zum Beispiel die, wo René fast vom Pferd fliegt oder über eine Wurzel fällt beim Laufen und mit der Nase bremst, oder die Swantje einfach mal in die falsche Richtung reitet.“,

Marq lachte und meinte: „Oder waren die extra?“ „Natürlich, die waren alle gewollt!“, sagten René und Swantje gleichzeitig. Swantje drehte sich schüchtern um und René lächelte sie an.

Swantje erzählte und erzählte, beantwortete die Fragen der Band, bewarf sich mit Tobi mit Papierkügelchen und tauschte mit Anne belustigte Blicke aus. Allerdings saß sie stocksteif auf Renés Schoß und spielte währenddessen ständig unruhig an ihren Fingern herum. Sie war nervös, zwar fühlte sie sich wohl, aber irgendetwas verunsicherte sie im Kreis der Band.

Plötzlich schob René, der bisher mit verschränkten Armen unter Swantje gesessen hatte, seine Hände über ihre. Er hielt sie fest und hinderte sie somit am herumzappeln. Swantje drehte ihren Kopf zu ihm um, aber er unterhielt sich weiter ganz ruhig mit Marq ohne sie anzusehen.

Er fing an, mit seinen Fingern Swantjes Handkonturen nachzufahren. Irgendwie beruhigte sie das, ihre Haltung wurde lockerer.

Criss und Anne standen irgendwann auf, und Criss meinte: „Wir machen uns so langsam mal auf den Heimweg. Wir sind müde.“ Anne grinste Swantje an. „Ja, ne, ist klar! Müde nennt man das heute, ihr wollt doch nur…!“, Anne hielt Marq den Mund zu. „Und wenn es so wäre, dann würde es dich nichts angehen!“ Sie lachten. Marq lächelte sie an: „Ich wünsch euch eine schöne Nacht. Aber bevor ihr geht, müssen wir Anne und Swantje mal unsre tollen Showeinlagen zeigen! Also Jungs: AUFSTELLUNG!“

Marq stellte sich hinter das Sofa und sah aus, als wenn er grade zur Musterung antreten müsste. Die andern Jungs stellten sich genauso hin, René schob Swantje von seinem Schoß und machte es ihnen nach.

Die Jungs sahen sich an und Marq rief: „Präsentiert die Instrumente!“ Anne und Swantje sahen sich verständnislos an: „Hä??“ Criss strahlte Anne an und flüsterte ihr zu: „Versteht ihr gleich schon!“ Die Jungs standen mittlerweile in einer Reihe, Swantje stand hinter dem Platz, auf dem sie zuvor gesessen hatte, und Anne hatte sich neben sie gestellt. „Na, wo sind denn jetzt die Instrumente? Bitte mehr Konzentration! Auch wenn hübsche Damen zugegen sind!“, Marq lachte sich kugelig. Jetzt sahen die beiden Mädchen, was die Jungs da im Schilde führten: Tobi tat so, als hielte er eine Trommel in der Hand mit den Trommelstöcken, Criss eine Querflöte, Marq eine Geige, Franky als sitze er vor einem Klavier, Claus hielt seine Luftgitarre fest und René spielte Triangel.

„Lasst das Konzert beginnen!“

Tobi brummte: „Bum, bum, bum, bum…“, und trommelte im Takt auf die nicht vorhandene Trommel, René ließ seine Triangel erklingen: „Kling!“, Marq und Claus zupften sich an ihrer virtuellen Geige und der Gitarre einen zurecht und versahen das auch noch mit den passenden Geräuschen: „Schramm, schrimm, quietsch…“, Criss pfiff vor sich hin: „Tüdelüdelüdelü…“ und Franky hieb in die Tasten: „Düdüdüdüdüdüdü!“ Anne und Swantje stützten sich aufeinander ab, um nicht vor lauter Lachen umzufallen. Dann rief Marq: „Genug! Es reicht!“ Wie auf ein Kommando warfen die sechs Männer ihre Luftinstrumente hinter sich. Die Mädels applaudierten und lachten immer noch. Dann setzten sich alle wieder hin.

Criss und Anne blieben stehen und verabschiedeten sich. Anne umarmte Swantje: „Bleibst du noch hier?“ Swantje nickte: „Ja, ein bißchen noch! Kann ich dir schon mal das Bild mitgeben? Ich vergesse das sonst.“ „Klar, kein Problem, ich nehm das dann mit. Kannst es dir ja abholen kommen! Dann pass noch auf dich auf! Und komm nachher gut heim, mail mir, wenn du im Bett angekommen bist, ok?“ Swantje nickte, gab Anne noch einen Kuss auf die Wange, reichte ihr das Bild, was sie von den Jungs geschenkt bekommen hatte, umarmte Criss zum Abschied und setzte sich dann auf den freien Platz neben René.

Fragen und Antworten

„Was die beiden jetzt wohl machen?“, Tobi grinste. „Dafür bist du noch zu klein, lieber Tobi!“ Marq lachte. „Du bekommst nur rote Ohren, wenn ich dir das jetzt sage!“ René schmunzelte, sah zu Swantje und fragte sie: „Sag mal, willst du eigentlich was trinken?“ Swantje nickte und antwortete ihm: „Ein Wasser wäre gut!“

„Oh, die Dame trinkt nur Wasser, aber stimmt ja, du musst ja noch fahren, dann würde ich auch nur Wasser trinken, oder Cola oder so. Du bist aber gut erzogen!.“ Marq lachte wieder und René stimmte ihm zu: „Naja, nennen wir es verantwortungsbewusst!“ Swantje erwiderte: „Nö, ich trinke nur generell keinen Alkohol, ob ich fahren muss oder nicht!“ Franky sah sie an: „Warum das denn? Du bist doch noch jung, da trinkt man doch auch mal was!“ „Aber nicht, wenn man ein einziges Mal in seinem Leben mit grade mal 16 Jahren so betrunken war, dass man von der Nacht nichts mehr weiß. Aber wirklich gar nichts mehr. Nur noch, dass man um 8 Uhr mit zehn Jungs losgezogen ist und um halb 10 vor die Füße seiner Mutter in den Hausflur gelegt wurde.“

„Wow, das ist herb!“, Tobi schaute entsetzt zu ihr rüber, „Dir ist da aber nix passiert oder so? Also dass das jemand ausgenutzt hat?“ „Nein, es waren alles gute Freunde, die mich sicher heimgeleitet haben. Nur ich war an dem Abend fertig mit der Welt und das will ich nicht noch mal erleben müssen.“

„Klingt logisch…“, Franky war dennoch sprachlos.

René reichte ihr das Wasser und setzt sich wieder hin.

Swantje trank einen Schluck und stellte die Flasche wieder vor sich ab.

„So, liebe Swantje erzähl uns doch mal was über dich!“, Marq strahlte sie an. „Wir wissen, dass du reiten kannst, dass du im Fanclub bist, dass du Swantje heißt und das war es auch schon!“ „Reicht euch das denn noch nicht?“, sie grinste: „Was wollt ihr denn wissen?“

Franky grinste: „Alles natürlich!“

Da ging die Tür auf und einer der Techniker kam rein: „Claus, René, könnt ihr mal kurz kommen. Wir haben da so ein kleines Problem beim Abbau.“ René und Claus standen auf und gingen mit dem Techniker nach draußen.

„Also, wir spielen jetzt ein Spiel: Wir fragen und Swantje beantwortet! Erste Frage: Wie alt bist du eigentlich?“

„Rat doch mal!“

„Naja, jünger als ich auf jeden Fall!“, Marq grinste sie an und lachte und Swantje antwortete: „O nein, wie konntest du das nur rausfinden? Ich bin aber schon ganze 22 Jahre alt!“

„Oh, doch so jung! Hätte jetzt gedacht so Mitte zwanzig, aber egal! Gut, nächste Frage: Was sagt denn dein Freund dazu, dass du hier in einem Raum mit fünf, nein pardon, momentan drei bezaubernden jungen Männern sitzt?“

„Nichts sagt der dazu!“, Swantje lächelte Marq an.

„Der ist aber nett! Meine Freundin ist immer ein wenig eifersüchtig.“, Tobi sah sie verblüfft an und nippte dann an seinem Bier.

„Könnte auch daran liegen, dass ich gar keine Freund habe und der deshalb nichts dazu sagen kann!“

Franky, Marq und Tobi sahen sie an, sahen sich an, sahen dann noch mal zu Swantje und Franky meinte dann: „Verarsch uns nicht! Du hast echt keinen Freund?!“

Swantje nickte: „So ist es!“

„Ok, wen von uns willst du jetzt heiraten? Es geht ja nicht, dass du ohne Mann an deiner Seite rumrennst.“, Marq sprang auf und lief zu ihr. Er kniete sich vor sie, nahm ihre Hand und fragte: „Darf ich dein Mann sein?“ In diesem Moment kam René wieder rein, gefolgt von Claus. Er räusperte sich: „Ähm, was geht denn hier vor sich?“ Marq ließ sich auf den Boden fallen und stöhnte auf: „Immer wenn es spannend wird, zerstörst du mir den Auftritt! Die Swantje hätte mich bestimmt fast geheiratet!“ René schüttelte den Kopf: „Naja, wenn sonst alles in euren Köpfen ok ist.“ Er setzte sich hin. Swantje trank ihre Wasserflasche leer und meinte nur: „Ich glaub, ich muss mal an die frische Luft. Vielleicht komm ich gleich noch mal wieder, oder ich fahr heim. Das merkt ihr dann ja! Also vielleicht bis gleich!“ Sie erhob sich, nahm ihre Tasche von dem Tisch, auf den René diese abgestellt hatte, und wollte zur Tür gehen.

„Warte, ich bring dich raus. Um die Uhrzeit kann man eine junge Dame doch nicht mehr alleine gehen lassen!“, René stand wieder auf und ging zu ihr. Er schob sie aus der Tür und schloss diese hinter sich.

„Also das raff ich jetzt nicht! Erst provozieren die beiden sich so dermaßen, dass man denkt, oweia, das geht nicht gut, gleich prügeln sie sich, und dann sitzt sie auf seinem Schoß und er bringt sie dann raus?“, Tobi schaute fragend zur Tür. „Wahrscheinlich versteht René das grade selber nicht. Oder er will sie einfach nur dazu bewegen, heimzufahren und nicht noch mal rein zu kommen, weil die nun mal nicht gut aufeinander zu sprechen sind. Hättest du sie etwa gerne raus gebracht?“, Franky fragte Tobi angriffslustig das, was Marq auch auf der Zunge lag.

„Nein, Quatsch, ich bin total happy mit meiner Freundin! Aber ich versteh es einfach nicht. Naja, mal sehn, was René gleich so von sich gibt.“

Die schlagkräftige Oma

**** Tja, ich hoffe, es gefällt bisher =) Ich muss übrigens mal feststellen, dass die Rechte an den Texten der Songs usw bei "Vampire" liegen oder bei den Bands, von denen sie gecovert sind.

Auf keinen Fall sind sie von mir, nur um das mal zu sagen..
 

Naja, wie wird das wohl weitergehen, das mit René und Swantje? Anne und Criss haben sich gefunden, aber was ist mit den beiden anderen? Glaubt mir, es läuft nicht so, wie man es gerade vermutet ;-)
 

Viel Spaß weiterhin ****
 

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„Au man, ich hab akuten Sauerstoffmangel!“, Swantje setzte sich vor der Halle auf eine Bank und atmete die frische Luft ein. Es war still und alle Fans der Band waren anscheinend auch schon auf dem Nachhauseweg. „Danke, dass du mit raus gekommen bist! Alleine habe ich immer ein bißchen Angst.“, sie lächelte René an. Er lehnte sich an einen Stein, der gegenüber der Bank stand.
 

„Was ist los? Du guckst so nachdenklich!“, Swantje versuchte Renés Blick zu deuten. „Hab ich was Falsches gesagt eben im Hinterraum oder gerade?“ René sah auf den Boden. Dann blickte er auf und schaute sie mit seinen braun-grünen Augen an: „Nein, hast du nicht.“ „Was ist dann los? Weil ich dich geärgert habe? Bin nun mal so, tut mir leid, aber hab ja auch mit Tobi und Marq rumgealbert. Außerdem ist das zwischen uns beiden seit Anfang an ein ständiges Hin und her Provozieren!“

René nahm seine Hände aus der Hosentasche und verschränkte seine Arme vor der Brust. „Quatsch, das ist es nicht.“ „Ok, wenn du es mir nicht sagen willst, dann red ich eben über was anderes: Das Wetter ist klasse! Die Sonne strahlt, die Vögel singen, komisch ist nur, dass es so dunkel dabei ist…“ René konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „Na also, geht doch! Sag mal, was ich dich noch fragen wollte: Änderst du öfter mal den Text eurer Songs?“

René zuckte zusammen: „Nein, eigentlich mach ich das nicht. Aber die Aussage hat in dem Moment halt gepasst und scheinbar hast du sie ja auch mitbekommen. Es tut mir leid, dass ich dich damals umgelaufen und erschreckt hab. War nicht böse gemeint!“

„Deshalb hast du den Text geändert? Du bist doch verrückt! Du hast dich doch schon im Bistro bei mir entschuldigt! Und für mich war die Sache da eigentlich schon erledigt. Ich bin nicht nachtragend! Ich war anfangs nur sauer, weil wir ja beim Videodreh auch nicht so den besten Start miteinander hatten. Aber die Entschuldigung ist schon lange angenommen!“
 

René sah sie unsicher an: „Das sah im Bistro aber nicht ganz danach aus, als ob du die Entschuldigung angenommen hättest! Ich hab mich entschuldigt, du hast was gemurmelt und bist wieder weggegangen. Naja, und du sahst nicht gerade begeistert aus, als ich da rein kam, aber das war die Idee von dem Typen da von der Stadtverwaltung.“ „Hey, jetzt hör auf, dich zu verteidigen! Mir ist eigentlich recht egal, wer wann ins Bistro kommt. Das muss es mir auch sein. Denn nicht jeder, den ich da bedienen muss, ist mein bester Freund! Und es tut mir leid, wenn das so rüber gekommen ist, als wenn ich die Entschuldigung nicht angenommen hätte. Ich hatte Stress, wenn du das registriert hast. Das Altenheim hatte Ausgang, und das sind so Kunden, die nicht meine besten Freunde sind, verstehst du? Ich musste schnellst möglich alles fertig haben, damit die zufrieden gestellt waren und nicht anfingen zu meckern.

Und wegen der Entschuldigung: Du hättest dich nicht bei mir entschuldigen müssen: Ich war nie richtig böse, eventuell etwas motzig, aber nie sauer! Also, alles wieder ok?“ René sah sie wieder an: „Ich denke schon!“

„Das freut mich!“, Swantje lächelte, „Darf ich dich was fragen?“ „Klar darfst du! Was will die junge Dame denn wissen?“ „Was ist Criss für ein Typ? Du bist doch ein guter Freund von ihm, oder?“ René setzte sich neben Swantje auf die Bank: „Du fragst wegen Anne, oder?“ Swantje nickte. „Criss ist ein zuverlässiger Mensch. Er würde nie etwas mit einer Frau anfangen, die etwas für ihn empfindet, wenn er nicht dasselbe empfindet! Criss ist kein Groupieverschlingendes Monster! Dafür haben wir Marq, wie du vielleicht schon gemerkt hast!“

René lachte und fügte hinzu: „Er meint es ernst. Gestern und heute vor dem Konzert ist er herum gelaufen und hat gegrinst wie ein Honigkuchenpferd. Er war total nervös, aber als ihr dann da ward, war er ganz ruhig. Frage hiermit beantwortet?“

„Hmm, und was bist du für einer? Marq ist der Aufreißer, Criss eine treue Seele, Tobi hat eine Freundin, hat er mit zumindest heute vor dem Konzert gesagt, Claus und Franky sind auch vergeben, but what about you, Mr Schulte?“

„Ich habe zur Zeit keine Beziehung, wenn du das meinst. Die letzte ist etwa vier Jahre her. Das waren aber auch 3 schöne gemeinsame Jahre gewesen. Dazwischen waren dann nur ein, zwei kürzere, die aber irgendwie nicht so das richtige waren. Im Moment geht’s mir aber auch ganz gut damit, so ohne Bindung. Klar, eine hübsche Dame an meiner Seite… die Vorstellung ist verlockend, aber ich breche da nichts übers Knie. Wenn sich was ergibt, ergibt sich was!“

„Das heißt, die Frau fürs Leben hast du noch nicht gefunden, aber für ein bißchen Spaß findet sich immer jemand, oder wie?“

René schüttelte vehemmt den Kopf: „Nein, das hast du falsch verstanden! Ich meinte, wenn ich nicht in einer Beziehung bin, also niemandem Rechenschaft gegenüber schuldig bin, dann kann es auch schon mal passieren, dass man jemanden trifft, mit dem man sich ,ohne jegliche Gefühle da rein zu stecken, eine Nacht lang sehr gut versteht. Aber das kommt sehr selten vor und ist nicht die Regel. Ich bin niemand, der sich ein Mädel für einen Abend klar macht, um seinen Trieb zu befriedigen, und das Mädel dann enttäuscht! Aber wenn es passiert und von beiden Seiten so abgeklärt ist, dann halt schon. Ich meinte nur, wenn ich DIE Frau treffen sollte, dann klappt es oder es klappt halt nicht und wenn es klappt, dann passieren da auch keine schönen Nächte mit Spontanbekanntschaften mehr.“

Swantje wandte sich zu ihm: „Ok, dann war das ein Missverständnis! So einer bist du also! Naja, aber so lange du ja echt niemandem Rechenschaft schuldest, ist das nicht mal so verkehrt!“

„Und was ist mit dir? Wartet Mr. Right jetzt schon zu Hause auf dich?“ Swantje sah René an. „Nicht dass ich wüsste!“, sie schüttelte den Kopf und lachte, „Ich halte es da so ungefähr wie du. Vom letzten Mr. Right habe ich mich letztes Jahr nach fünf Jahren getrennt.“ „Hmm…ist eine lange Zeit…5 Jahre! Wie alt bist du überhaupt?“ „Marq musste eben auch raten, also leg mal los!“

René stellte sich vor sie hin, sah sie von oben bis unten an und überlegte: „Wenn ich dich zu alt schätze, dann werd ich geschlagen, wenn ich dich zu jung schätze, werd ich sicherlich auch geschlagen!“ Swantje grinste, stand auch auf und hüpfte um René herum: „Das könnte dir allerdings passieren!“ Sie lief hinter René und zog ihm seine Geldbörse aus der Hosentasche. Blitzschnell sprang sie hinter den Stein, so dass René sie nicht zu fassen bekam. „Also, du bist auf jeden Fall älter als ich!“

René ging langsam in ihre Richtung, die Hände in den Hosentaschen versenkt: „Oweia, wer hätte das gedacht? Was für ein Zufall. Ich hätte fast schon gedacht, du könntest meine Mum sein…, aber Spaß bei Seite. Und? Könnte ich denn dein Vater sein?“ „Och, wenn du frühreif warst, dann ja!“ Swantje lachte: „Das Bild auf deinem Personalausweis ist aber auch mal lustig!“ „Das ist sehr dreist, dass du dich hier einfach an meinem Privatkram erfreust!“, René kam immer näher zu ihr. „Dann musst du halt besser drauf aufpassen.“, Swantje sprang wieder weiter weg von ihm, immer noch in seinen Sachen rumkramend. „Also: Wie alt bin ich? Du bist 32! Und ich bin jünger! Ist das nicht mal der ultimative Tipp, hm?“ Sie lachte ihn an. Sie nahm seinen Ausweis jetzt raus und wedelte damit rum. „Hihi, ein lustiges Foto! Ich bin begeistert!“

Plötzlich schlang René seine Arme von hinten um Swantje herum. Sie hatte gar nicht mehr auf ihn geachtet. Sie beugte sich nach vorne und versuchte, sich aus ihnen zu winden, doch René hielt ihre Arme fest. Mit einem Arm umklammerte er sie an der Hüfte und hielt gleichzeitig einen ihrer Arme fest, mit dem anderen griff er nach seinem Zeug in ihrer Hand. Swantje quietschte, lachte und schrie: „Ich beiß dich!“ „Das musst du erst mal schaffen!“

Swantje ließ los und René verstaute seinen Kram mit seinem freien Arm wieder in seiner Hosentasche. Er hielt sie immer noch fest und meinte: „Was macht man mit so einer frechen Dame, wie mit dir? Einsperren? Fesseln? Knebeln? Oder einfach nur kitzeln?“

Swantje schrie auf. „Gnade, Gnade, ich bin noch zu jung zum Sterben!“ Sie schüttelte sich vor Lachen: „Ich verrate dir auch, wie alt ich bin, aber bitte, tu mir nichts!“ „Na, das ist ja mal ein Angebot!“, René lockerte seinen Griff: „Ok, wie alt bist du? … Aaaahh!“ René schrie auf. Er ließ Swantje abrupt los und wandte sich um. Hinter den beiden stand eine alte Frau mit ihrem Gehstock. Damit hatte sie René auf den Rücken geschlagen. Sie wetterte: „Sie mieses Schwein, Sie! Lassen Sie die Finger von dem Mädchen! Ich ruf die Polizei! Und sie stören die ganze Nachbarschaft mit ihrem Geschrei! Ich zeige Sie an!“, dann wandte sie sich zu Swantje: „Ist alles in Ordnung mit Dir, mein Kind?“ Swantje sah sie erschüttert an und fasste René am Arm: „Das ist ein Missverständnis, er hat mir nichts getan. Ich hab ihn geärgert und er hat sich nur gewehrt. Mir geht’s gut und ich hoffe, ihm auch! Und wir sind jetzt auch sofort leise!“ René rieb sich seine linke Schulter. „Oh, entschuldigen Sie, das wusste ich nicht und es sah so anders aus. Ich wollte doch nur verhindern, dass etwas Schlimmes geschieht!“ Die Frau entschuldigte sich bei René und wackelte dann in ihrem Morgenrock und den Pelzpantoffeln wieder in ihre Wohnung. Swantje stellte sich triumphierend vor René: „Und wieder einmal hat das Gute gesiegt! Ein Hoch auf die Hausdrachen dieser Welt!“ „Boah, ich knebel dich gleich wirklich noch! Du schuldest mir noch eine Antwort!“ „Ja, aber zu dem Zeitpunkt war ich noch gefangen, jetzt bin ich frei, frei, frei!“, Swantje hüpfte auf der Stelle rum. Ein Fenster wurde geöffnet und eine hysterische Frauenstimme schrie: „Ruhe da unten! Ich hol die Polizei!“ Swantje lachte, schnappte sich ihre Tasche und lief zum Nebeneingang: „Na komm schon! Mit 32 kann man sich aber auch noch schneller bewegen, also los!!“ Sie kam auf ihn zu, nahm in an der Hand und zog ihn hinter sich her zur Tür. Sie hielt ihm die Tür auf.

Er ging rein und sie gingen wieder Richtung Backstage.

Notfallbehandlung

„Da seid ihr ja wieder! Wir dachten schon, wir müssen euch suchen gehen!“, Marq stand vom Sofa auf und blickte auf Swantjes Hand, die immer noch Renés festhielt.

René ließ sie sofort los und antwortete: „Das hättet ihr besser mal gemacht. Da draußen ist es gemeingefährlich!“, er rieb sich die Schulter.

„Ja, René hat sich nämlich geprügelt, also eigentlich wurde er nur verprügelt!“, Swantje musste sich am Türrahmen abstützen, um nicht umzufallen vor lachen. „Haha, ungemein witzig! Und du bist es Schuld!“, René tat auf beleidigt.

„Wie? Swantje hat dich verprügelt?“ Swantje lag mittlerweile halb auf dem Boden: „Ne, dann könnte er sich gar nicht mehr bewegen! Ich kann nämlich Mikado und Miraculi! Aber, nein, wir haben eine alte Dame getroffen, die den René mal schlagen wollte mit ihrem Gehstock.“ „Hä?“, Franky war aufgestanden und hatte sich hinter René gestellt, „Tut das weh, wenn ich da drauf drücke?“ „Aua, ja! Man, lass das gefälligst oder ich brate dir auch eine über!“

Marq kniete sich neben die am Boden hockende und lachende Swantje: „Was genau ist da draußen passiert?“ Swantje versuchte sich zu beruhigen, aber fing immer nur noch mehr an zu lachen: „Also, ich hab mir Renés Geldbeutel geklaut, weil ich seinen Perso haben wollte.“, sie schüttelte sich, „Ja, und er musste mich dann ja unbedingt von hinten festhalten und mir den Kram wieder wegnehmen. Als ordentliche Dame lässt man sich das ja nicht gefallen, sondern schreit noch kräftig dazu. Und plötzlich…“, Swantje konnte nicht mehr, „…plötzlich lässt er mich los und schreit. Wir drehen uns um und hinter uns steht eine betagte Dame mit ihrem Gehstock, ihrem Morgenmantel, ihren Fellpantoffeln und beschimpft den René aufs Übelste. Die hat ihn für einen Triebtäter gehalten und ihm deshalb kräftig eins übergebraten.“

Swantje stellte sich wieder hin und ging zu René. Sie schmiss ihre Tasche neben das Sofa und schob Franky zur Seite. „Es tut mir ja leid, aber ich hätte dich wahrscheinlich auch vermöbelt, wenn ich die Frau gewesen wäre! Jetzt zeig mal. Setz dich mal hin!“ Sie schob René auf den Sessel. Der Rest der Band nahm auch wieder Platz. „Achtung, ich zieh mal an deinem Kragen, nicht erschrecken!“, sie versuchte den Kragen des T-Shirts so zu ziehen, dass sie sehen konnte, was mit Renés linker Rückenseite geschehen war. „Das geht so nicht!“ Sie stand etwas hilflos hinter ihm.

„René, zieh dich aus!“, Marq grinste ihn an, „Die alte Frau hat dich nur geschlagen, damit du jetzt für uns strippen musst!“ René zog sich, zwar etwas widerwillig, das Shirt aus. „Ach du scheiße!“, Swantje machte große Augen und schlug die Hände vorm Mund zusammen, „Die hat aber gut getroffen!“ Marq und Franky sprangen auf und gingen hinter René. „Oweia, Frau Doktor, wir müssen operieren! Das sieht echt nicht gut aus!“, Marq lachte gequält. „Jetzt verarscht mich nicht, was ist da auf meinem Rücken?“, René versuchte zu ertasten, aber ließ es dann sein, weil es sehr wehtat.

„Claus, ich brauch ein Bier!“, Swantje sah Claus an. „Du trinkst doch gar nichts! Wieso brauchst du ein Bier?“, Tobi sah sie verstört an. „Ihr seid doch alle männlich, oder? Welches Getränk ist bei Männern das ganze Jahr über kalt gestellt? Und das wird wahrscheinlich kühler sein, als kaltes Leitungswasser, also??“, Swantje sah Tobi an. Er verstand: „Ach ja, ok! Claus, beeil dich!“, Tobi lief zu ihm.

„Könnte mich mal jemand aufklären, was genau auf meinem Schulterblatt jetzt ist?“, René sah sich ungeduldig um. „Moment, ich erklär’s dir gleich.“, Swantje nahm das Bier von Claus, „Tobi, ich brauch ein Handtuch!“ Tobi schmiss ihr eins entgegen. „So, lieber René, jetzt musst du ganz tapfer sein!“, doch schon im selben Augenblick drückte Swantje die kalte Flasche Bier auf Renés Schulter. Der schrie auf: „Seid ihr denn bekloppt?“ Er versuchte die Flasche wegzuschieben, aber Swantje drückte sie fest drauf und hielt seine Hand fest. „Jetzt stell dich nicht so an! Du bist doch ein Mann und keine Memme!“, sie grinste: „Das muss gekühlt werden und zwar nicht nur heute, wahrscheinlich noch die nächsten Tage. Du hast einen riesengroßen angeschwollenen Bluterguss mitten auf dem Schulterblatt. Der wird in den nächsten Tagen noch die schillerndsten Farben annehmen.“,

Swantje ließ seine Hand los und tupfte den Bluterguss mit dem Handtuch ab: „Willst du lieber die Flasche dahin gehalten bekommen oder ein feuchtes Handtuch?“ „Mir recht egal!“, René war schlecht drauf. „Ok!“, Swantje kippte das Bier über das Handtuch und klatschte es auf Renés Schulterblatt. Der zuckte zusammen und verzog sein Gesicht. Die anderen Jungs setzten sich wieder hin und sahen dem Treiben amüsiert zu. „Ihr verhaltet euch, wie ein altes Ehepaar. Opa, der nicht auf Oma hört und Oma, die Opa bemuttert!“, Marq lachte.

Swantje warf ihm ein nasses Tuch über und grinste.

Dann wollte sie auf den freien Sessel neben René gehen. Jedoch hielt René sie fest und zog sie mit Schwung zu sich auf den Sessel: „Du schuldest mir noch eine Antwort! Außerdem musst du mich hier versorgen, ich bin schwer verletzt!“ Swantje setzte sich zurecht und ließ ihre Beine über die Sessellehne baumeln. Sie saß nun nicht mehr mit dem Rücken zu René wie zuvor, sondern zu ihm gewendet. René legte einen rechten Arm um ihre Hüfte und sah sie fordernd an: „Und? Was ist jetzt?“ „Ich weiß nicht, was du von mir willst!“

„Liebe Swantje, das weißt du ganz genau! Wie alt bist du? Sag schon!“ „Ganze 22 Jahre alt!“ René lachte: „Dann müsste ich aber sehr frühreif gewesen sein, um dein Daddy sein zu können!“ „Ja, aber hätte klappen können so irgendwie.“ Swantje lächelte verlegen. „Sag mal, hier riecht es so nach Bier. Ich glaube, ich muss mal was trinken. Wärst du so nett und würdest mir gerade eine Cola holen?“, bat René.
 

Swantje stand auf, holte eine Cola, brachte den anderen Jungs auch etwas zu trinken mit und setzte sich wieder auf Renés Schoß.

Marq schüttelte immer noch den Kopf: „Nein, nein, nein! Lässt der sich einfach von einer alten Frau verprügeln. Ich weiß ja nicht, was ihr da draußen genau angestellt habt, aber muss ja böse ausgesehen haben.“ „Wir haben nichts angestellt! Allerdings hätte ich wahrscheinlich auch jeden verprügelt, den ich gesehn hätte, der ein schreiendes Mädchen mit Gewalt festhält.“, René stimmte Marq zu. „Naja, Gewalt…ich habe ja mehr aus Spaß geschrieen, als dass du mir weh getan hast oder so…Es tut mir echt leid, hab ja nicht gedacht, dass du gleich niedergeschlagen wirst!“, Swantje sah René traurig an, „Das ist mir total peinlich!“ René schob seine Hände über Swantjes, die wieder nervös daran rumspielte, und hielt sie fest: „Ist schon ok, jetzt kannst du eh nichts mehr dran ändern und ich kann die Frau ja auch verstehen in gewisser Weise. Allerdings wäre derjenige, den ich mir dann zwischen die Finger gekommen wäre, nicht nur mit einem blauen Fleck davongekommen.“ Marq sah ihn an: „Das glaub ich sogar, auch wenn man dir ja nicht zutraut, dass du irgendeiner Fliege was zu leide tun würdest, aber wenn ich mir so deine Oberarme und dein breites Kreuz betrachte. Ich hätte ziemliche Angst vor dir, wenn du wütend auf mich zukommen würdest.“ Tobi nickte ihm zustimmend zu: „Dann wären wir platt!“
 

Franky und Claus standen auf: „Naja, aber René hat ja niemanden zusammengeschlagen, oder? Und das hier war ja dann nur ein dummes Missverständnis, was blöd gelaufen ist. Ihr kommt ja jetzt ohne uns klar! Wir beiden packen es auch mal. Kommt nachher gut heim und dir gute Besserung, René! Bis bald, Swantje!“ Sie nahmen ihre Sachen, winkten noch einmal und verließen den Raum.

**** und?`was haltet ihr bisher davon? Ich weiß, ich weiß, Kitsch ohne Ende, aber wie bereits angekündigt, es wird anders als es scheint ;-) ****
 

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Tobi hatte eine Akustikgitarre in der Hand und begann zu spielen. Marq unterhielt sich mit ihm über ein paar neue Songideen. Sie probierten ein bißchen herum und Marq sang stellenweise dazu.

René strich langsam zu der Musik über Swantjes Finger. Swantje sah ihm dabei zu und verfolgte jede Bewegung. Dann hob sie eine ihrer Hände vorsichtig und deutete auf Renés Tätowierung auf seinem linken Brustbein: „Was genau soll die darstellen? Wofür steht die Tätowierung?“ „Das ist das Logo meiner alten Band „Duplex D“. Ich hab sie mit meinem Bruder gegründet vor etwa 19 Jahren. Wir haben eigentlich nur eigene Lieder gespielt und waren damit recht erfolgreich, aber dann hatte mein Bruder irgendwann keine Lust mehr. Ich hab in der Band als Schlagzeuger angefangen, der von seinen Drums aus singt und wurde dann irgendwann zum Leadsänger, der vorne auf der Bühne rumlief. Naja, war eine tolle Zeit, aber die hatte dann eben ein Ende. Vorher hab ich mir eben das Logo eintätowieren lassen.

Du bist aber auch tätowiert: Hat das eine Bedeutung?“, René deutete auf Swantjes linken Innenknöchel.

„Ui, es ist dir aufgefallen! Normalerweise muss man wissen, dass es da ist, um es zu sehn! Hm, das hat keine spezielle, es ist nur eine Erinnerung an jemanden für mich sehr Wichtigen. Siehst ja, das sind zwei verschieden große Sterne. Ich liebe Sterne. Ich hab überall in meinem Zimmer Sterne; wenn ich traurig bin, wenn ich glücklich bin, dann setz ich mich auf unser Dach in der Nacht und schau mir die Sterne an. Sie haben irgendwas Beruhigendes für mich. Mein Vater hat mir früher die Sternbilder erklärt und von jeder seiner Reisen einen Stern mitgebracht. Und so hab ich am Fuß auch ein Stück von ihm ganz nah bei mir! Er symbolisiert den großen und ich den kleinen Stern.“

Sie streichelte ihre Tätowierung, strich sich die Haare verlegen aus dem Gesicht und sah ihn an: „Au man, ich blamiere mich gerade bestimmt total vor dir, oder?“

„Nein, tust du nicht! Erzähl mir mehr über dich!“, René sah ihr in ihre strahlenden Augen. „Was möchtest du denn wissen?“, fragte Swantje. „Woher kommt dein Name? Der ist ja nun mal nicht alltäglich.“ „Swantje heißt soviel wie: Kleiner Schwan. Es ist ein friesischer Name. Mein Papa war viel auf Montage damals, als meine Mum schwanger war und er hat den Namen mitgebracht.“

„Schön, ein Schwan bist du also. Siehst aber gar keinem ähnlich. Dein Hals ist nicht so lang, die weißen Federn fehlen, und einen rot-orangenen Schnabel hast du auch nicht.“, René strich ihr mit seiner Hand langsam über den Rücken. Swantje musste lachen: „Das sähe aber auch zu lustig aus. Dann könnte ich den Criss bei seinem Vogeltanz auf der Bühne unterstützen. Und meine Frühstückseier könnte ich mir dann auch selber legen. Das wäre doch mal was.“ René lächelte sie an.

„Dein Vater muss für dich eine wahnsinnige Bedeutung haben, oder? Er hat deinen Namen ausgesucht, du hast eine Tätowierung, die euch verbindet. Was ist er für ein Mensch?“ „Er war ein toller Mensch. Er war mein Ruhepol. Er hat mich beruhigt, egal warum ich durch den Wind war. Ich wünschte, er hätte meine Sterne am Fuß jemals zu Gesicht bekommen. Aber er ist bei einem Unfall ums Leben gekommen. Ich vermisse ihn so, aber ich weiß, dass er irgendwie immer ein Auge auf mich hat und aufpasst, dass mir und meiner Mum nichts passiert.“, Sie lächelte. „Oh, sorry, das wollte ich nicht! Ich wusste ja nicht…!“, Swantje legte René den Zeigefinger auf den Mund: „Psst, ist schon ok, ich komme klar damit, ist ja auch schon lange genug her!“

Der neue Tag beginnt

Tobi und Marq sahen den beiden zu. „Sind das die Swantje und der René, die sich eben noch ständig angemotzt haben?“, fragte Tobi. Marq sah ihn an, nickte und meinte: „Ich weiß es nicht, ich weiß nur, dass ich René noch nie so lange an einem Stück hab reden und lächeln sehn. Und zu Mädels ist der doch sowieso entweder sehr ruhig oder er zeigt ihnen direkt, was Sache ist. Das hier hab ich noch nie bei ihm gesehn, der legt sich ja richtig ins Zeug… Ich bin ja mal gespannt, was daraus noch wird.“

In diesem Moment lehnte sich Swantje an Renés rechte Schulter und legte ihren Kopf in seine Halsbeuge. Tobi und Marq mussten lachen. Tobi zupfte auf seiner Gitarre herum und Marq sang: „Ein René wollte Hochzeit machen, in dem Backstagerau-au-aum, fiderallala, fiderallala, fiderallalalala! Er flirtete und hielt sich ran, damit er die Swantje klar machen kann, fiderallala, fiderallala, fiderallalalala!“ Die beiden bekamen einen Lachkrampf. René sah kurz auf und fragte: „Was ist los? Hab ich was verpasst?“ Tobi grinste ihn an und meinte nur: „Nein, wir haben nur eine neue Idee für einen Song.“

René schüttelte den Kopf und sah Swantje an, die ihn fragte: „Wie geht’s deiner Schulter?“ Er lächelte sie an und meinte: „Die ist ok, das Bier kühlt gut und ich werde es überleben!“ Er hatte seine Arme um Swantje gelegt und verschränkte jetzt noch seine Finger mit ihren. Tobi spielte gerade „Talk to me“ und René und Marq sangen mit.

Da flog die Tür auf und Diana kam reingestürmt. Diana tanzte auf machen Konzerten zu einigen Liedern lasziv, um die Männer im Publikum anzuspornen, denn für die Mädels im Publikum waren ja die Jungs von Vampire zuständig. Sie blieb hinter René stehen und sah Swantje nicht:„Hi Jungs, ich hab eben mit Criss telefoniert, der meinte, ihr wäret noch hier. Er ist wohl bei einer neuen Liebschaft. Und da dachte ich mir doch, dass ich mal kurz hier hinkomme.“ Sie sah das Handtuch auf Renés Rücken: „Oh Gott, Schnuckel, was hast du denn gemacht?“ Swantje hob den Kopf und René drehte seinen Kopf zu Diana. Die schluckte.

René sah sie an: „Hi, Di! Ich hab einen Stock überbekommen, nichts Schlimmes also. Das hier ist übrigens Swantje. Das Mädel, was in unserm Clip mitgespielt hat. Swantje, das ist Diana!“

Diana schluckte wieder: „Achso, du hast dann also die Rolle besetzt, die man in dem Reitvideo brauchte. Ich war ja für das Video mit den Tänzern, aber ich wurde ja überstimmt.“ Marq grinste und meinte: „Ach Di, deine Idee hat nun mal nicht zu dem Song gepasst, und außerdem gehen die Meinungen der Bandmitglieder vor. Und du bist eher ein Gast als ein Mitglied!“

Diana lachte künstlich: „Ja, natürlich, Marq! Das ist dann ja wohl auch der Grund, warum ich nicht mehr so oft zu euren Konzerten gebucht werde.“ „Das mag vielleicht sein! Setz dich noch was zu uns, trink was mit uns!“, Tobi sah sie an. „Ach nein, ich glaube, ich fahre wieder. Mir gefällt es hier nicht so sehr.“, sagte Di, drehte sich auf dem Absatz um und verschwand wieder.
 

René zog Swantje wieder an seine Schulter, Tobi zuckte mit den Schultern und spielte weiter und Marq und René sangen wieder. Swantje liebte die volle Stimme von René. Sie war so facettenreich: Mal klang sie böse, rau und eiskalt und dann warm, weich und sanft.

Marq gähnte: „Ich glaube, wir sollten das Gelage hier mal abbrechen. Wir haben 5 Uhr morgens und ich bin hundemüde.“ Er stand auf, packte seine Sachen zusammen. Tobi machte es ihm gleich und packte seine Gitarre weg. Swantje löste sich von René und stand auf. Sie nahm das Handtuch von seiner Schulter, wickelte es in eine Plastiktüte und packte es in ihre Tasche: „Ich wasch das morgen, dann bring ich das aufs nächste Konzert mit, ok, Tobi?“ Tobi nickte. René erhob sich auch aus dem Sessel, rieb seine Schulter, bewegte den Arm etwas und zog sich dann sein Shirt über. Er nahm sein Konzertoutfit, stopfte es in seine Sporttasche und sah zu Swantje. Er lächelte sie an, sie erwiderte es. Dann verließen die vier den Raum und die Halle.
 

„Da ich denke, dass der René dich zu deinem Auto bringt, verabschieden wir uns schon mal hier von dir!“, Tobi und Marq blieben an Marqs Auto stehen und umarmten Swantje zum Abschied. Sie stiegen ein, Marq startete und Tobi rief noch aus dem Fenster: „Aber lasst euch nicht von alten Frauen verhauen!“ René lachte. Er legte seinen Arm um Swantje, rief zurück, dass sie aufpassen würden und ging mit dem Mädchen zum Parkplatz. „Wo steht denn dein Auto? Hier steht nämlich meins. Dann schmeiß ich schon mal meine Tasche ins Auto und bring dich dann zu deinem, ok?“ Swantje nickte und lachte: „Du hast ja wirklich einen roten VW Golf!“ „Hast du gedacht, ich sag dir das nur so, um nicht wie ein Typ mit Imageproblem dazustehen und fahre in Wirklichkeit einen dicken Mercedes?“ Swantje grinste und nickte. „Na besten Dank auch!“, René schlug seine Autotür zu. „Hey, ist doch nur Spaß!“ Swantje lächelte ihn unsicher an. „Ich weiß!“, René ging mit ihr weiter über den Parkplatz.
 

„Wo ist denn jetzt dein Auto?“ „Hier nicht, da nicht, vielleicht da hinten in dem Busch! Es ist noch ganz weit weg!“, Swantje grinste ihn an, drehte sich im Kreis und lief vor ihm her. „Guck mal, da ist es!“, Swantje stellte sich vor ihr Auto und setzte sich dann auf die Motorhaube. „Achja, und Männer sollen angeblich mit ihren Autos protzen und du, du hast ein riesen Pferd und ein riesen Auto!“, René stellte sich angrifflustig vor sie. „Menno, das Pferd ist mir, das Auto ist meinem Daddy gewesen und jetzt meiner Mum. Ich selber habe auch einen VW Golf. Aber in schwarz und mit dem ist meine Mama heute unterwegs.“, Swantje grinste ihn frech an und zog ihn näher zu sich an die Motorhaube.
 

Sie schlang ihre Beine um sein Becken und nahm sein Hände: „Guck mal, da oben sind auch ganz viele Sterne! Aber bald werden die von der Sonne verjagt!“, Swantje deutete in den Himmel. „Hm, hab ich auch schon gesehn! Das ist wirklich schön! Man sollte sich öfter mal Zeit nehmen, um sich das anzugucken! Vielleicht sogar mal gemeinsam…“, René strich ihr eine Strähne ihres dunkelbraunen Haares aus dem Gesicht, was sie sich locker im Nacken zusammengebunden hatte. Swantje zuckte zusammen: „Wie viel Uhr haben wir eigentlich?“ René nahm sein Handy aus der Hosentasche und sah nach: „ Halb 6. Sind also schon eine ziemliche Zeit auf den Beinen. Bist du noch nicht müde?“ Swantje gähnte: „Doch eigentlich schon, sehr sogar, aber der Abend und die Nacht waren so schön, da verdrängt man das manchmal lieber. Wenn ich mir aber überlege, dass ich für heute Nachmittag um zwei Uhr zum Ausreiten verabredet bin, schlaf ich auf der Stelle ein.“ René lächelte: „Tja, so ein Pferd macht Arbeit. Ich wünsch dir trotzdem schon mal viel Spaß beim Reiten. Das ist ja nicht so meins, auch wenn ich das Tier Pferd jetzt nicht mehr ganz so negativ sehe seit dem Dreh zum Video. Ich war zwar nicht ganz so nett zu dir, aber ich war so insgeheim begeistert von dem, was du mit deinem Pferd da geleistet hast.“ „Danke, das ist lieb von dir! Ich bring dir die Pferde mal irgendwann näher, aber nicht mehr diese Nacht. Ich denke mal, dass ich jetzt auch heimfahren werde, sonst komm ich nie daheim an.“, Swantje schaute René in seine schönen Augen: „Vielen Dank für die wunderschönen Stunden! Und wegen deiner Schulter: Das tut mir echt wahnsinnig leid!“

René grinste sie an: „Dann sind wir ja jetzt quitt in Sachen Entschuldigungen. Aber, auch wenn die Schulter weh tut, ich habe ja eben bereits gesagt: Wenn ich die Frau gewesen wäre und so was gesehn hätte, ich hätte auch nicht unterscheiden können, ob das Spaß oder Ernst ist. Ich hätte auch zugeschlagen! Und mir ist es wichtiger, dass die Sache wegen dem Bistro und dem Umlaufen aus der Welt geschafft ist, als das ich eine dicke Schulter habe.“,
 

René löste Swantjes Beine hinter seinem Körper und trat einen Schritt zurück. Swantje rutschte nach vorne von der Haube hinunter und stellte sich vor René.

Die beiden sahen sich an und die Zeit stand still. Dann umarmte René Swantje schnell und drückte sie fest an sich. Swantje hielt ihn fest. Dann ließen sie sich los: „Ok, ich geh dann mal zu meinem Auto!“ René wollte sich umdrehen, aber Swantje hielt ihn an seinem Arm zurück: „Damit du auch hoffentlich gut schläfst!“ Sie stellte sich auf die Zehenspitzen und wollte ihn auf die Wange küssen. René dreht seinen Kopf in diesem Moment und der Kuss landete auf seinen Lippen.

„Oh, sorry!“, Swantje trat erschrocken einen Schritt zurück, „Das wollte ich nicht!“ René lächelte: „Ist nicht schlimm, echt nicht!“ Swantje und René sahen sich an und lächelten. René fuhr mit seinem Finger über Swantjes Lippen. Sie nahm seine Hand, verschränkte ihre Finger mit seinen und machte ihm mit der anderen Hand eine Wimper von der Wange. Sie hielt sie ihm hin: „Wünsch dir was! Du musst sie wegpusten!“ René pustete die Wimper weg und sah Swantje dann mit seinen klaren Augen an: „Das bekomme ich jetzt wahrscheinlich eh nicht!“ „Belassen wir es für heute hier bei!“, sagte das Mädchen und küsste ihn auf die Wange, „Schlaf gut und komm gut heim!“

René nahm ihr Gesicht in seine Hände und küsste sie auf die Stirn. Er machte ihr die Autotür auf, Swantje stieg ein und er sagte zu ihr: „Schlaf auch gut, wenn du daheim bist! Und viel Spaß mit deinem Pferd!“ Swantje startete das Auto und schloss die Tür. René klopfte an ihr Fenster, sie fuhr es herunter und er fragte: „Wann seh ich dich wieder?“ Swantje lächelte ihn an: „Bald!“, warf ihm eine Kusshand zu und fuhr vom Parkplatz.

René schlenderte pfeifend zu seinem Auto, stieg ein und fuhr auch nach Hause, als die Sonne bereits aufging.

Marq und René

**** Na, mal ganz ehrlich: wer hätte damit gerechnet, dass die beiden auseinander gehen, ohne sich wenigstens zu küssen?

Keiner, oder??

Aber jetzt geht die Geschichte weiter, ob es so sonderlich positiv weitergeht für den Verlauf diese Love-Storsy...ich denke es nicht...aber ich kenn die Geschichte ja schon ^^ Also schön brav weiterlesen!! ****
 

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„Hi Süße, ich bin jetzt zu Hause! Ich geh jetzt schlafen und meld mich bei dir, wenn ich wieder wach bin! Hoffe, du und Criss hatten noch eine schöne Zeit! Ich freu mich so für dich! HDL, bis später!“, Swantje schickte die SMS an Anne weg, legte ihr Handy dann neben ihr Bett, nahm die Batterien aus dem normalen schnurlosen Telefon und drehte sich auf den Rücken. Sie sah ihre Decke an und ihr leuchteten die Klebesterne entgegen, die sie bereits vor Jahren dort festgemacht hatte.

Swantje lächelte und dachte an die letzte Stunden. Sie krabbelte über ihr Bett zu ihrem DVD-Player und legte die CD ein, die sie auf der Bühne geschenkt bekommen hatte. Sie legte sich wieder hin und dachte an René und seine sanften Berührungen. Dann schlief sie ein.
 

René wachte auf und ging in sein Badezimmer. Er sah in den Spiegel und besah sich dann seine Schulter. Sie war mittlerweile blau lila und immer noch geschwollen: „Ach du scheiße!“

Er schaltete die Dusche an, ließ seine Shorts heruntergleiten und stellte sich unter das kühle Wasser.

Er schloss die Augen, legte den Kopf in den Nacken und ließ das Wasser über sein Gesicht laufen.

Dann verließ er die Dusche, trocknete sich ab, zog sich Shorts und ein Shirt an und ging in die Küche. René öffnete seinen Kühlschrank und nahm einen Kühlakku heraus, den er sich auf seine Verletzung drückte. Er machte sich sein Müsli zurecht und sah auf die Uhr.

„Oh, schon halb fünf! Hab ja doch eine ganze Weile geschlafen“, er setzte sich auf sein Sofa und sah den Videoclip neben seinem Fernseher liegen. René stand auf, legte den Clip in den DVD-Player ein und startete dann. Er lehnte sich zurück und sah sich den Clip an. René nahm gerade in der Schlussszene Swantjes Hand und die beiden lächelten sich an.
 

Er seufzte und ließ den gestrigen Abend noch mal vor seinen Augen ablaufen. Es war schon komisch: Sie hatten sich, seit sie sich beim Videodreh kennen gelernt hatten, nur provoziert und beleidigt, aber gestern Abend und in der Nacht war alles anders gewesen. Sie waren wie ausgewechselt gewesen. Er sah sie vor sich, wie sie vor ihm auf der Motorhaube gesessen, ihr Beine um seinen Körper geschlungen und ihn angelächelt hatte. Ihre dunklen Haare waren ihr seitlich ins Gesicht und über die Schulter gefallen, die Konturen ihres schlanken Körper hatten sich durch das enge Top und ihre Jeans abgebildet und etwas in ihm hervorgerufen, was ihn normalerweise in einen Ausnahmezustand brachte.

Aber gestern war er ganz ruhig geblieben, er hatte sie nur angesehen und sich in ihren Augen verloren. Diese Augen hatten ihn gefesselt. Er hatte während des ganzen Abends nicht erkennen können, welche Farbe sie genau haben.

Er musste sie wieder sehen! So schnell wie nur möglich!

René schreckte plötzlich hoch: Er hatte weder eine Nummer, noch eine Adresse! Das Einzige was er wusste, war ihr Vorname.

Er ging in sein Arbeitszimmer und setzte sich an seinen Laptop.
 

Er öffnete sein E-mail-Programm und schrieb an Marq:

„Hey, hoffe, du bist noch gut heimgekommen und hast Tobi auch noch gut heimgebracht. Ich war heute morgen gegen halb 7 zu Hause, bin dann ins Bett gefallen und eben mal aufgestanden.

Sag mal, hast du zufällig Swantjes Nummer oder ihre Adresse? Greetz René“

Er klickte auf „Absenden“ und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Kaum eine Minute später klingelte sein Handy. Er sprang auf und sah dann auf dem Display, dass Marq der Anrufer war.

„Hi Marq, ich hab dir grade eine E-Mail geschrieben.“

„Ich weiß, ich hab die auch bereits gelesen!“

„Und warum rufst du dann an? Wolltest du nicht schriftlich antworten?“

Marq lachte: „Du schreibst mir nie E-Mails. Und plötzlich schickst du mir eine, wo du über so belanglose Dinge redest, wie wann du heimgekommen bist. Und ganz beiläufig fragst du mich dann, ob ich die Nummer einer gewissen Dame habe. Da ist doch was faul, deshalb rufe ich an. Also?“

„Ich hab einfach vergessen sie nach ihrer Nummer zu fragen. Nicht mehr, nicht weniger. Und ich muss sie noch was fragen.“
 

Marq räusperte sich: „Ähm, René, dir ist bewusst, dass das Mädel eine ganze Ecke jünger ist als du, oder? Und du kennst sie kaum. Oder warst du schon an ihr dran und hast jetzt was Wichtiges in ihrem Bett vergessen? Tobi und ich haben nämlich gewettet, wie weit ihr noch gehen würdet an dem Abend!“

René wurde leicht ärgerlich: „Nein, ich war nicht an ihr dran. Wir kamen gestern ganz gut miteinander klar. Und ja, ich weiß, dass sie jünger als ich ist. Aber man, Marq, gestern das war alles irgendwie anders. Ich will sie wieder sehen! Mein Kopf weiß ja selber nicht, was er denken soll, aber irgendwas ist da, was mich nicht loslässt. Hast du jetzt irgendwas über sie?“

„Bist du dir wirklich sicher? Nicht, dass du für sie nur eine nette Abendbeschäftigung warst…Nicht, dass sie eine ist, die sich nur damit brüsten will, dass sie was mit dir hatte!“, Marq schwieg einen Augenblick: „Oder dass sie für kurze Zeit dein Betthase wird. Mach das Mädel nicht traurig!“

„Du kapierst es nicht, oder? Ich will sie nicht als Betthase! Ich will sie einfach nur wieder sehen! Sag mir einfach nur, ob du eine Nummer hast oder keine.“

„Nein, ich habe keine Nummer. Aber wenn sie es ähnlich sieht wie du, dann wird sie sich sicherlich melden bei dir. Deine E-Mailadresse steht nun mal groß genug auf unsrer Homepage. Naja, ich drück dir die Daumen. Ich mach mich nämlich jetzt vom Acker und fahr zu einer Freundin essen!“

René lachte: „Aha, zu einer Freundin, also…! Machs gut und guten Appetit, bei was auch immer!“

Er legte sein Handy neben sich. Dann nahm er es wieder und wählte Criss’ Nummer. „Scheiß Mailbox! Man, Junge, geh an dein Telefon!“ Er legte das Handy wieder neben sich.

In René getäuscht???

**** es kommt zu einer entscheidenden Stelle in meiner Geschichte, die den Verlauf ungemein verändert, lest selbst****
 

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Swantje brachte Cure wieder auf die Weide und verabschiedete sich von ihrer Freundin: „Danke für den schönen Ausritt! Ich bin zwar immer noch müde, aber hat trotzdem großen Spaß gemacht!“, sie stieg ins Auto und fuhr nach Hause. Zu Hause angekommen kuschelte sie sich mit ihrem Hund aufs Sofa. Ihre Mutter kam rein: „Anne war eben mit einem netten jungen Mann hier. Sie hat dir das hier gebracht.“, sie hielt Swantje das Bild von Vampire hin. „Sehen ja ganz gut aus, die Kerlchen! Aber viel zu jung für mich und ich lebe zur Zeit ganz gut ohne Mann!“ Swantje lachte und meinte: „Der eine da, Marq heißt der, der ist nur zehn Jahre jünger als du, der ist nämlich schon ganze 37 Jahre alt. Der wollte mich gestern Abend heiraten, weil er gehört hat, dass ich grade keinen Freund habe!“, Swantjes Mutter lachte: „Naja, ich hoffe, du hast nicht angenommen!“ und verließ dem Raum. Swantje graulte Raven am Kopf: „Nein, von Marq würden wir nie was annehmen, gell? Aber wenn der andere Sänger da gekniet hätte, wer weiß?“ Swantje sah sich das Bild an. René stand hinter Tobi in seinem Bühnenoutfit, allerdings ohne die dunkel umrandeten Augen: Er hatte seine schwarze Lederhose an, ein schwarzes ärmelloses Shirt und sein Haar fiel ihm offen um die Schultern.

Swantje seufzte: „Was ein Mann mit was für einem Körper! Raven, der hat einen Waschbrettbauch aller erster Sahne! Und als der mich gestern berührt hat und mit seinen Fingern über meine Lippen gefahren ist, ich dachte, ich müsste explodieren! Aber der ist ja auch schon 32! Ach Raven, aber er gibt mir ein wunderschönes Gefühl!“ Sie griff nach ihrer Gitarre und fing an, darauf rumzuzupfen.

Eine Zeit später klingelte ihr Handy:

„Hi Anne!“

„Woher wusstest du, dass ich dran bin?“

„Ich habe geraten! Wie geht’s dir?“, fragte Swantje gut gelaunt.

„Mir geht’s gut! Hatte noch reichlich Spaß mit Criss.“ Swantje konnte sich richtig gut vorstellen, wie Anne jetzt breit grinsend am Telefon saß. „Hat deine Mum dir das Bild schon gegeben? Du warst reiten, aber sie meinte, sie gibt es dir! Was machst du grade?“

„Ich hab eine Idee für einen neuen Song gehabt, die ich gerade verwirklicht habe! Hab sie schon Fabian geschickt, eventuell kommt der Song auch auf unsre CD! Und ja, ich hab das Bild bekommen. Meine Mum ist total von deinem Criss begeistert! Was für ein netter junger Mann, hat sie gesagt.“

„Warst du wirklich erst heute Morgen um halb 7 zu Hause? Criss fand es ganz schrecklich, dass ich zwischendurch ständig auf mein Handy geguckt hab. Er meinte nur, dass dich sicherlich einer von den Jungs sicher zum Auto bringen würde. Hast du dich noch schwer mit René in die Wolle bekommen?“, fragte Anne.

„Ja, war wirklich erst da daheim. Es war gestern noch richtig schön. Und ja, René hat mich zum Auto gebracht. Wir haben uns eigentlich noch ganz gut verstanden. Leider hat er wegen mir eine Verletzung an der Schulter.“, Swantje erzählte Anne alle Details über die alte Dame.

„Oweia! Finde ich aber gut, dass ihr euch vertragt. Es kann ja nicht sein, dass meine beste Freundin und Criss bester Freund Feinde sind!“

„Ähm, Anne? Wir sind gar nicht so feindselig zu einander gewesen im Verlauf des Abends. Eher das Gegenteil…“

„Was ist passiert?“, Anne klang leicht hysterisch. „Er hat dich den ganzen Abend schon so beobachtet! Und du warst ja auch nicht so ganz abgeneigt von seinem Körper! Hast du dich amüsiert?“

„Anne! Nein, ich war nicht mit ihm im Bett, es ist rein gar nichts gelaufen. Ich saß auf seinem Schoß und er hatte den Arm um mich gelegt, sonst war da gar nichts.“, Swantje schilderte den Verlauf des Abends, ließ aber den verrutschten Kuss und die Zeit danach, bis sie den Parkplatz verlassen hatte, aus.

„Hat es bei dir gefunkt?“, Anne fragte misstrauisch.

„Ich weiß es nicht. Es war einfach nur ein schöner Abend, nicht mehr und nicht weniger!“, antwortete Swantje.

„Seht ihr euch wieder?“

„Ich würde schon gern, aber mir wird grade mal bewusst, dass ich damit wohl bis zum nächsten Konzert warten muss, weil ich hab gar keine Nummer von ihm.“, Swantje lachte verlegen.

„Pass auf, liebe Swantje! Dann musst du auf die Homepage von denen gehen und da stehen die Emailadressen aller Bandmitglieder! So habe ich doch auch mit Criss angefangen. Also, jetzt geh an deinen PC!“, forderte Anne.

„Ok, ich schreib ihm dann jetzt mal. Ich meld mich später noch mal!“ Swantje legte auf.

Sie nahm ihren Laptop zu sich und öffnete das Internet. Sie wählte sich in ihrem E-Mailaccount ein. „Sie haben eine neue E-Mail.“ Swantje öffnete die E-Mail und las. Sie stellte den Laptop auf den Boden, griff zum Telefon und rief Anne an:

„Kannst du kommen? Bitte sofort?“, Swantje war kurz vorm heulen. Sie legte auf.

Raven stupste sie an. „Och man, Raven, warum kann ich denn kein Glück haben? So eine Scheiße!“ Sie kuschelte sich in das weiche Fell ihres Hundes.

Wenige Minuten später raste Anne in ihr Zimmer: „Maus, was ist los? Ich hab grade alles stehen und liegen lassen, Criss sitzt jetzt, glaube ich, sehr geschockt auf dem Sofa und wartet darauf, dass ich ihn anrufe und ihm sage, dass du noch lebst! Was ist denn los?“ Swantje deutete auf ihren Laptop: „Les!“, ihre Stimme zitterte. Anne las laut vor:

„Hi, ich bin es, Diana! Die Tänzerin von Vampire, falls du dich erinnerst! Ich habe deine Adresse von Thomas, naja, aus seinem Adressbuch. Er weiß es aber nicht, dass ich sie habe, also hat er nicht gegen euren Vertrag verstoßen!

Wenn du denkst, dass du was Besonderes für René bist oder warst, dann hast du dich geschnitten. Er hat vielleicht im Backstage ein bißchen mit dir geflirtet und du saßt auch schön niedlich an ihn gekuschelt auf seinem Schoß, aber das ist auch alles! Er kann jederzeit eine andere Frau angraben, also stell dir nicht vor, dass er nur auf dich gewartet hat. Ihr kamt gut miteinander aus, weil René ein netter Mensch ist, aber mehr ist doch gar nicht zwischen euch. Und du bist 22, Mädel! Er ist 10 Jahre älter als du! Schlag ihn dir mal ganz schnell aus dem Kopf. Als Beweis, dass er ständig ein anderes Mädel bei der Stange hält hab ich dir zwei Fotos mitgeschickt. Vergleich die mal!

Liebste Grüße, Diana!“,

Anne lehnte sich zurück: „Oh ha! Soll ich die Fotos öffnen?“ Swantje nickte schluchzend. Das erste Bild zeigte sie, als sie auf der Bühne stand. René im Hintergrund, der ihr auf den Hintern guckte. „Dieser Arsch! Also doch ein bißchen Macho mit drin!“, Anne war erbost. Sie sah sich das zweite Bild an und fing an zu schreien: „Dieser Sack! Wie gut, dass gestern nichts zwischen euch passiert ist! Guck dir das doch mal an! Da vorne tanzt Diana rum und René, was macht der? Der schaut ihr voll auf den Hintern!“ Swantje ließ sich schluchzend auf Raven fallen. „Was ist denn los? Sei doch froh, dass du das jetzt festgestellt hast und nicht nach paar Wochen! René sucht bestimmt nur einen neuen Betthasen!“ Swantje schluchzte lauter. „Swantje? Oder war da doch mehr?“, Anne rüttelte Swantje. Die sah sie an, die Tränen liefen ihr die Wangen runter: „Nicht viel, aber es war so etwas Besonderes. Wir haben nicht wild rumgeknutscht oder so, wir haben uns eigentlich gar nicht geküsst, ich wollte ihn nur auf die Wange küssen und der Kuss ist auf seinen Lippen gelandet. Er hat mir danach durchs Gesicht gestrichen und wir hätten uns geküsst, wenn ich nicht gesagt hätte, dass wir es dabei belassen sollten. Er hat mich dann auf die Stirn geküsst, aber so zärtlich und intensiv, dass ich gedacht hab, ich könnte platzen vor Glück. Dann hat er mich gefragt, wann wir uns wieder sehen und ich hab geantwortet: Bald!“, Swantje ließ sich in Annes Arme fallen. Die strich ihr durchs Haar und meinte: „Dann hast du wohl den Bösen der Rockstars erwischt, also so einen richtig typischen eben.“ „Aber kann ich mich denn so in einer Person täuschen? Das was ich empfunden habe, war das alles falsch?“, Swantje wischte sich mit dem Handrücken die Tränen weg.

„Ach, meine Kleine! Schreib ihn ab!“ Swantje grinste sie übertrieben an: „Schon fast passiert! So ein Arsch hat es nicht verdient, dass ich mir über ihn den Kopf zerbreche! Außerdem ist er ja eh zu alt für mich! Ruf mal deinen Schatz an, damit er sich nicht noch mehr Sorgen macht, und klapp bitte meinen PC zu, damit ich diese Fotos nicht mehr sehen muss!“ „Oh Gott, Criss hätte ich ja fast vergessen!“, Anne kramte ihr Telefon aus ihrer Tasche und wählte:

„Hi Criss, ich bin jetzt bei Swantje. Ihr geht’s wieder ganz gut. Sie hat nur eine blöde E-Mail bekommen. Ich komm gleich wieder zu dir. Wie, du hast elf Anrufe von Marq in Abwesenheit und drei von René? Ja, dann ruf die eben zurück. Ja, dann probier später noch mal, der Marq pennt bestimmt noch. Ich komm jetzt!...Ach, ich erzähl dir später, was hier los war. Bis dann, ja, ich freu mich auch auf dich!“

Anne sah Swantje an: „Kann ich dich wirklich hier alleine lassen?“ Swantje nickte: „Ja, klappt schon. Aber erzähl Criss bitte nichts wegen René, ja? Gar nichts, ok? Weder von gestern Nacht, noch von grade dem Scheiß.“ Anne versprach es Swantje, umarmte sie und ging dann raus.

Ein paar Minuten später rief Anne noch mal an:

„Hey, ich muss dir leider sagen, dass René scheinbar versucht, deine Nummer rauszufinden. Marq hat Criss angerufen und gefragt, ob der die Nummer hat. Criss hatte sie natürlich nicht und nach mir hat Marq auch nicht gefragt und Criss hat auch noch nicht so weit gedacht. Aber was soll ich tun, wenn er mich fragt?“

Swantje schluckte: „Dann darfst du sie ihm nicht geben!“

„Swantje, wenn Criss mich drauf anspricht, kann ich ihm doch nicht sagen, dass ich sie nicht rausgeben darf. Der will dann doch auch einen Grund wissen!“

„Ok, aber sag ihm bitte nichts von der E-Mail. Erzähl ihm von gestern, meinetwegen, aber dann sag ihm, dass es für mich nur ein schöner Abend war und nicht mehr und ich René keinen falschen Hoffnungen machen möchte! Auch, wenn du Criss dann anlügen musst, und ich dann vielleicht als blöde Schlampe da stehe, ich will nicht, dass er sauer auf seinen besten Freund wird, was bestimmt passieren würde! Aber warum will der mich anrufen?“

Anne druckste herum: „Ich weiß es nicht! Vielleicht, weil gestern nichts gelaufen ist und er drauf hofft, dass ihr euch noch mal treffen könntet, damit was passiert?“

Swantje hustete: „Mag sein! Ich will es eigentlich gar nicht wissen. Verstehst du es, wenn ich am Freitag und am Samstag nicht mit auf das Konzert komme? Danach vielleicht wieder, aber ich kann das nicht. Vor allem haben Fabian und ich am Sonntag die Studioaufnahmen und die will ich nicht wegen der schlechten Stimmung versauen.“

„Klar, wenn mich jemand fragt, dann ist dein Pferd krank, oder deine Blumen im Garten gehen ein.“, Anne lachte und steckte Swantje wieder damit an. „Schön, dass du wieder lachen kannst, meine Süße! Ich widme mich jetzt wieder Criss, der kocht mir nämlich grade was Schönes!“

Swantje wischte sich die letzten Tränen weg und sagte: „Ich wünsch euch einen schönen Resttag. Und danke schön!“, Swantje legte auf, zog sich um und ging mit Raven spazieren.

Swantje im Bistro (etwas HIntergrundwissen über ihr Leben)

Sie ging mit Raven zum Bistro. Ihr Chef kam ihr bereits entgegen: „Na, meine beste Kellnerin! Was führt dich zu mir?“ „Uli? Ich brauch so ein, zwei Wochen Urlaub.“ Erst jetzt sah Uli in ihrem Gesicht die geröteten Augen, die himmelsblau aufleuchteten: „Mädel, ab in die Küche!“ Swantje ging vor, schickte Raven unter die Theke und setzte sich auf den Tisch in de Küche.
 

Uli folgte ihr und schloss die Tür hinter sich: „Was ist los? Das letzte Mal hab ich dich mit so blauen Augen gesehn, als du dich von Stefan getrennt hast und an dem Tag, an dem ich selber geheult habe. Warum hast du geweint?“ Swantje lächelte ihn an und seufzte: „Ich kenn keinen Chef, der so fürsorglich auf seine Aushilfskraft achtet.“ „Könnte auch daran liegen, dass ich dich von klein an kenne und du schon im Bistro rumgekrabbelt bist, ehe du daran denken konntest, hier zu arbeiten. Also, was ist los?“, Uli reichte ihr eine Cola. „Ach, ich hatte gestern einen so schönen Abend, mit einem so netten Mann. Heute bekomme ich dann eine E-Mail von einer seiner Bekannten, die mir sagt, dass ich nur eine Eroberung für einen Abend war. Oder dass er so was zumindest öfter macht. Ich dachte, dass es was ganz Besonderes werden könnte, weil es war so schön und so zärtlich zwischen uns!“, Swantje fing wieder an zu weinen.

„War er dir an der Wäsche? Ich schlag ihn kaputt!“, Uli schnaubte böse. „Nein, so weit waren wir gar nicht, wir haben uns nicht mal geküsst. Aber diese ständigen sanften Berührungen, die Blicke, es war einfach schön! Ich hätte nie gedacht, dass er so ist, also so ein Draufgänger, weißt du?“ Uli reichte ihr ein Tempo: „Vielleicht täuschst du dich auch nur in ihm, aber eigentlich weiß ich, dass du eine super Menschenkenntnis hast und dich nie in jemandem täuschst. Vielleicht möchte dich auch die E-Mail-Schreiberin verunsichern.“ Swantje sah ihn an: „Meinst du?“ Uli nickte. „Naja, ich weiß, dass er versucht, meine Nummer rauszubekommen. Aber ich möchte nicht, dass er sie bekommt, zumindest jetzt nicht. Ich will nicht mit ihm darüber sprechen, ich will ihn im Moment nicht mal sehen.

Also, eigentlich will ich das doch, aber ich weiß nicht, wie das enden würde. Naja, jedenfalls brauch ich dafür auch Urlaub. Das Einzige nämlich, was er über mich weiß, wie er mich erreichen kann, ist, dass ich hier arbeite. Er weiß sonst nur, dass ich Swantje heiße. Nichts anderes. Und ich brauche den Urlaub auch, um nachzudenken und auszuspannen. Also, wie siehst aus?“
 

Uli umarmte Swantje, die sich wieder so halbwegs gefasst hatte und meinte: „Kein Problem, wir einigen uns jetzt auf zwei Wochen und wenn du länger Urlaub brauchst, dann meld dich einfach, ok? Und, wenn ich dir einen Rat geben darf: Ich würde mir die Gegenseite auch mal anhören. Wer weiß, was das Mädel dir da einreden wollte.“ Swantje blickte ihn an: „Ich werde es mir überlegen, ob und vor allem, wann ich mit ihm rede. Danke, Uli!“, das Mädchen küsste ihn auf die Wange und verließ mit Raven das Bistro.

Uli sah ihr und Raven nach. Seit ihr Vater vor sechs Jahren bei einem Unfall während einer Geschäftsreise ums Leben gekommen war, verfolgte dieser Hund das Mädchen auf Schritt und Tritt. Er war das letzte Geschenk von ihrem Vater an Swantje gewesen. Uli hatte immer versucht die Aufgaben eines Vaters, so gut es ging, auszufüllen und für Swantje da zu sein. Er war der beste Freund von Swantjes Eltern und kannte das Mädchen schon von Kindesbeinen an, war aber leider zu sehr auf das männliche Geschlecht fixiert, als dass er auf die Idee kommen könnte, Swantjes Mutter zu heiraten. Er drehte sich um und trocknete weiter die Gläser aus dem Spülbecken ab

René tickt aus

„Gerlinde, bitte! Ich flehe dich an! Ich brauche doch nur ihre Handynummer, nicht mehr. Und du bist die Vorsitzende des Fanclubs, du müsstest sie haben! Bitte!“ „René, ich kann sie dir nicht geben. Außerdem hab ich die Nummer gar nicht dabei. Wofür brauchst du die denn so notwendigerweise?“, Gerlinde sah René fragend an.

„Ach, die hat nach dem Konzert was im Hinterraum vergessen und ich hab es mit heimgenommen. Ich muss ihr ja sagen, dass sie es vergessen hat“, René versuchte sich rauszureden.

„Dann kannst du ihr das doch auch auf einem Konzert geben.“, Gerlinde sah ihn an: „Oder geht das nicht?“ „Doch, aber gestern war sie nicht hier, am Mittwoch auch nicht, obwohl die Konzerte hier alle in ihrer Nähe sind.“, René sah Gerlinde bittend an: „Bitte!“

„Hmm, ja stimmt, ich hab sie seit dem Konzert, auf dem sie auf die Bühne musste, auch nicht mehr gesehn, aber ich kann gerne mit ihr sprechen, wenn ich sie erreiche und ihr sagen, dass sie sich bei dir melden soll, wäre das ok?!“ René schüttelte den Kopf: „Ach ist schon gut. Kannst du meinetwegen machen, aber mir wäre die Nummer eben lieber.“ „Und was ist der wahre Grund, warum du ihre Nummer haben willst? Ich bin keine Fan-Verteilung für euch! Wenn ihr da Kontakte knüpfen wollt, müsst ihr das schon selber machen!“ René druckste rum: „Naja, ich muss mich mal fertig machen gehen.“, er wandte sich um und verschwand hinter der Bühne.
 

„Hey, bist du sicher, dass du wirklich nicht mitkommst auf das Konzert? Ich würde mich so freuen, und Criss auch. Echt! Wir sind zwar schon hier, aber ich kann dich auch noch holen kommen!“, Anne rief gerade an.

„Nein, lass mal lieber! Ich möchte nicht, ich weiß halt einfach nicht, was ich denken soll und ich will ihn auch nicht treffen! Ist Criss eigentlich sehr sauer auf mich?“

„Ich habe ihm noch nichts gesagt von unserer Abmachung. Ich denke mal, dass er merkt, dass ich die Nummer nicht rausgebe, da er mir nun schon ein paar mal gesagt hat, dass René nach deiner Nummer rumfragt. Und wenn ich sie ihm geben wollte, dann würde ich das ja tun.

René muss auch schon mit eurem Clip-Chef telefoniert haben, aber der darf ihm ja keine Daten geben, da er so eine Klausel unterschreiben musste, dass deine Daten streng geheim und so sind, da haben wir ja schon mal drüber gesprochen. Und René wird ja nicht wie Diana das Adressbuch von diesem Thomas klauen. Ich glaube, so langsam gibt René auch auf und findet sich damit ab. Meinst du nicht, wir haben uns vielleicht in ihm getäuscht? Also, ich mein, wenn er so hartnäckig ist?“

Swantje atmete tief ein: „Ach Anne, wenn ich das wüsste! Ich hab die ganze Woche versucht, mich abzulenken und nicht an ihn zu denken, aber es geht nicht. Ich bekomm ihn nicht aus meinem Kopf. Naja, nächste Woche komm ich wieder mit, ich hoffe, dass ich bis dahin alles etwas anders sehen kann.“

„Ok, dann freu ich mich auf dich, warte mal, hier kommt grade Criss, der will dich sprechen!“

Swantje zitterte: „Hi Criss!“

„Hi Swantje! Wo bist du? Wir können doch nicht ohne dich anfangen, die andern Jungs fragen auch schon! Komm doch bitte!“

„Nein, ich kann heute wirklich nicht, Criss, es tut mir leid, aber es ist unmöglich.“

„Ok, schade, aber, ach so Swantje, was ich dich noch fragen wollte…“, aber da hatte Swantje schon panikartig aufgelegt.

„Hm, sie hat aufgelegt. Dabei wollte ich sie nur fragen, ob sie auch in zwei Wochen auf meine Geburtstagsfeier kommen will.“, Criss sah Anne an: „Aber das kannst du ja auch machen! Ich geh mich jetzt mal fertig machen!“ Er gab Anne einen Kuss und ging in den Backstagebereich.
 

Dort saßen die anderen Jungs und machten sich fertig. Criss winkte einmal in die Runde: „Hi, ihr!“

René stürmte auf ihn zu: „Ist sie da?“ „Ist wer da? Wie geht’s deiner Schulter?“ „Man, Criss, die Schulter ist ok! Ist Swantje da?“ Criss sah ihn an: „Nein, aber ich habe eben mit ihr telefoniert und sie meinte, dass sie heute auf keinen Fall kommen kann!“ „Du hast mit ihr telefoniert? Wie kannst du das denn machen, wenn du ihre Nummer nicht hast?“, René sah ihn verständnislos an.

Dann rüttelte er ihn: „Scheiße man, dass ich da nich nicht vorher drauf gekommen bin: Criss, wo ist Anne?!“, René rannte an ihm vorbei und lief in die Halle. Er sah sich um.

Dann sah er Anne. Er lief auf sie zu: „Geb mir bitte Swantjes Nummer, bitte! Es ist ungemein wichtig!“ Anne sah ihn an, sah dann auf den Boden und meinte: „Ich kann sie dir nicht geben!“ „Warum das?“ „Weil Swantje nicht möchte, dass du sie bekommst!“, Anne konnte René nicht in die Augen sehen: „Ich soll dir sagen, dass der Abend schön gewesen wäre, es aber eben nur dieser Abend gewesen wäre. Nichts anderes.“

„Das glaube ich dir nicht!“, René sah Anne verzweifelt an. „Bitte!“ „René, ich kann nicht, wirklich nicht! Bitte bedräng mich nicht!“ Sie sah René jetzt ins Gesicht und versuchte, seinem Blick standzuhalten. René schrie: „Ja, haben sich denn alle gegen mich zusammengeschlossen, damit ich nicht mehr an Swantje rankomme. Anne, ich will doch nur mit ihr reden! Bitte!“ Anne schüttelte den Kopf.

René drehte sich um und ging wieder hinter die Bühne. Er kam zu den anderen Jungs und begann, sich umzuziehen. Er knallte seinen Kram durch die Gegend. Anne klopfte an der Tür und trat in den Raum, sie ging zu Tobi und gab ihm sein Handtuch: „Hier, das soll ich dir von Swantje geben.“

René sah sie mit einem ausdruckslosen Blick an. Er schlug gegen die Wand und knurrte: „Kann sie das nicht mal selber hierhin bringen? Was hab ich ihr denn getan? Ich hab ihr doch nur gezeigt, dass ich sie für einen ganz besonderen Menschen halte!“ Anne ging auf ihn zu, doch Criss hielt sie zurück: „Lass! Ich mach das, geh wieder raus!“

Criss ging zu René, der mit geschlossenen Augen an der Wand lehnte. „Hey, beruhig dich mal wieder!“ Auch Marq kam zu den beiden. „Hey, René, mach mal langsam! Vielleicht ist ihr was dazwischen gekommen!“ „Ja, klar! Weißt du, lieber Criss, was deine Freundin mir gesagt hat? Swantje will gar nicht, dass ich ihre Nummer bekomme.“

Marq schluckte und murmelte: „Ich hab’s doch geahnt!“ „Halt die Klappe! Ich glaub das nicht, es war so anders als mit den Mädels, bei denen von vorne rein klar ist, dass es nur ein harmloser Flirt ist. Es war so anders!“, René sank an der Wand entlang hinab auf den Boden. „Hey, ich halte sie nicht für so ein Mädel, was dich nur um den Finger wickeln wollte, um es sich selber zu beweisen!“, Criss sah René an.

Der riss sich seinen Haargummi aus den Haaren, zog sein Shirt aus, nahm sein Bühnenshirt, zog es sich über und meinte: „Wir müssen auf die Bühne!“ Marq, Tobi, Claus du Franky gingen schon vor, aber Criss hielt ihn am Arm fest: „Junge, du bist fertig! Willst du da jetzt echt rausgehen? Beruhig dich doch erst ein bißchen! Ich werd mit Anne reden und wir werden einen Weg finden!“

René sah ihn düster an: „Ich denke nicht, dass es noch notwendig ist, einen Weg zu finden. Sie hat ja nun mal einwandfrei erklärt, was sie will. Und ich bin es wohl definitiv nicht! Vielleicht sieht man sie ja noch mal auf einem Konzert, ansonsten ist sie mir egal!“ „Das stimmt nicht und das weißt du!“ Renés Augen funkelten böse: „Ja, das weiß ich, aber ich wünschte, es wäre so!“, dann riss er sich los und ging auf die Bühne.

"Nur ein netter Abend?!"

„Na, Große! Fertig für morgen?“, Fabian war am Telefon.

„Immer doch! Wie war es heute?“, Swantje freute sich über Fabians Anruf.

„War klasse, aber mussten so gegen halb sechs schon aufhören, weil der Tontechniker weg musste. Aber die Aufnahmen sind bisher super geworden. Wir haben auch dein Stück schon teilweise eingespielt.“

„Willst du das wirklich mit auf die CD nehmen?“, Swantje schluckte.

„Ja, allerdings. Du hast es doch geschrieben und ich finde es genial! Es passt super zu deiner Stimme und ich muss mich halt ein bißchen anstrengen, um dem männlichen Gesangspart gerecht zu werden. Es muss einfach auf die Cd, ob du möchtest oder nicht!“

„Ok, wenn du es gut findest, dann bin ich einverstanden!“, Swantje lachte.

„Sag mal, Fräulein Hans, weißt du überhaupt, wo du hin musst? Sonst können wir auch morgen früh zusammen fahren. Du wirst dann zwar noch nicht viel zu tun haben, aber du kannst dann ja mal gucken, wie die Akustik da so ist und der Ablauf der Aufnahme.“

„Also ich wollte morgen eigentlich in Ruhe reiten gehen, und noch ein paar Sachen hier zu Hause erledigen und dann gegen Spätnachmittag mal vorbeischauen. Ich hab hier irgendwo in meiner Tasche noch den Flyer rumliegen, den du mir gegeben hast. Da ist ja eine Wegbeschreibung drauf und sonst fahr ich halt mit Papas Navigationssystem!“

Fabian lachte: „Jaja, ohne Papas Navi würdest du nicht mal nach Hause finden, hm?“ „Man, du bist blöd!“, Swantje grinste innerlich.

„Gut, dann fahr ich morgen vor und du kommst dann nach, wenn du Zeit hast. Wie geht’s dir denn sonst so?“

Swantje dachte nach: „Hm, eigentlich geht es mir recht gut! Nur die Männerwelt spinnt mal wieder, aber das weißt du als Mann ja bestens.“

„Ich denke mal, ich lege jetzt besser auf, sonst führen wir hier wieder unsere Grundsatzdiskussionen, wer das bessere Geschlecht ist. Also mach’s gut, bis morgen!“

„Ja, bis morgen dann! Viel Spaß!“, sagte Swantje, legte auf, sah auf die Uhr und überlegte: „Hm, jetzt machen die Vamps gerade Pause. Eigentlich wäre ich ja gerne da, aber andererseits…“ Sie holte Ravens Leine und ging noch eine Runde mit ihm spazieren.
 

„Kannst du mir jetzt vielleicht mal genau erklären, was da los ist bei René und Swantje? Ich versteh ja gar nichts mehr!“, Criss war in der Pause raus zu Anne gekommen und wollte sie zur Rede stellen.

„Ach Criss, das ist eine sehr lange Geschichte. Red lieber mit René drüber, ich will echt nicht drüber reden, weil ich es Swantje versprochen habe. Ich sag dir nur so viel, dass die beiden am letzten Samstag gemerkt haben, dass sie sich doch nicht so gegenseitig abgeneigt sind, wie es allen und besonders den beiden erschien, und am Sonntag war dann alles wieder vorbei. Bitte, frag nicht weiter! Geh zu René!“

Anne schickte Criss zurück hinter die Bühne.

Er kam in den Backstageraum: „Hey, Jungs, wo ist René?“ Franky deutet auf die offene Tür, die hinter die Halle führte: „Ich denke mal, er braucht frische Luft.“ Criss trat nach draußen. Er sah sich nach René um.

In einer dunklen Ecke entdeckte er das Glühen einer Zigarette. „Du wolltest doch aufhören zu rauchen!?“, Criss ging auf René zu. „Ja, wollte ich, aber heute will es nicht so ganz klappen.“, René hielt Criss die Schachtel hin. Criss nahm sich eine Zigarette und René zündete sie an: „Weißt du, was ich an unseren Auftritten und der Musik so sehr mag? Egal, wie du drauf bist, sie holt dich wieder runter, du beruhigst dich, denkst nicht mehr über jeden Scheiß nach und fühlst dich einfach besser!“

„Kenn ich irgendwoher! Naja, aber du hast schon eine ziemliche Zeit oben auf der Bühne gebraucht, um dich abzureagieren. Teilweise hätte ich fast Angst vor dir bekommen. Ich hab dich noch nie so wild rumspringen sehn und so sauer geschrieen hast du auch noch nicht. Nicht mal, wenn du wirklich sauer warst.“

„Ich bin ja gar nicht sauer gewesen… Naja, zumindest nicht richtig. Nennen wir es dann doch eher hilflos. Ich wusste eben einfach nicht, was ich machen sollte. Ich muss mich noch bei Anne entschuldigen, dass ich so dumm angemacht habe. Ja, und bei dir auch. Aber jetzt geht’s mir wieder besser!“

„Bei mir musst du dich nicht entschuldigen! Und ich denke, bei Anne auch nicht! Aber was genau ist denn da passiert, zwischen dir und Swantje?“

René grinste ihn an: „Nichts, das ist es ja eben!“ „Wie? Wolltest du sie flach legen und hast es nicht geschafft und willst sie deshalb wieder sehen, um sie dann flach zu legen?“

René lachte heiser: „Nein, so ist es auch wieder nicht. Samstag auf Sonntagnacht war super! Ich habe mich noch nie mit einem Mädel so gut unterhalten und es war auch irgendwas in der Luft, aber ich hab ihr nicht mal die Zunge in den Hals gesteckt. Wir sind den ganzen Abend umeinander herum geschlichen und sie lag auch zeitweise auf meinem Schoss. Da waren auch kurze, fast beiläufige Berührungen, aber sonst nichts! Es war ein schöner Abend. Sonst nichts. Und ich dachte, ich wollte sie wieder sehen, damit aus diesem Abend mehr wird, aber ich werde mich wohl damit abfinden müssen, dass es bei einem einzigen Abend bleibt. Ist dann eben so, was soll es?!“

„So kenn ich dich gar nicht! Du redest von diesem Mädchen und dem Abend, als wenn dir wirklich alles scheiß egal gewesen wäre. René, du warst noch nie jemand, der so teilnahmslos über jemanden spricht. Du machst dir normalerweise über alles dreimal Gedanken. Du bist nicht wie Marq, der mal hier, mal da einfach so rumvögelt.“, Criss sah ihn entrüstet an. „Ich weiß, aber vielleicht sollte ich damit mal anfangen. Marq läuft ja auch ganz gut damit!“

„René, halt deine verfluchte Fresse! Was soll der Scheiß hier? Das bist doch nicht du! Swantje muss etwas in dir bewegt haben, was dich entweder so tief verletzt oder dich so berührt hat, dass du selbst nicht mehr weißt, was du machst. Du bist kein so gleichgültiger Mensch, wie der, der da gerade vor mir steht!“

René setzte sich auf den Boden und warf sein Zigarette weg: „Du hast recht. Aber weißt du, was das für ein Gefühl ist, wenn dein Bauch Purzelbäume schlägt beim Gedanken an jemanden und du dann gesagt bekommst, dass du für diese Person nur ein schöner Abend warst?“

Gerlindes Anruf

**** Happy End?? Oder Drama ohne Ende?? Was sagt ihr??****
 

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„Mama, ich bin dann mal beim Reiten!“, rief Swantje in die Küche. Sie war nach dem abendlichen Spaziergang mit Raven ins Bett gegangen und hatte die ganze Nacht tief und fest geschlafen.

Jetzt war sie aufgestanden, hatte sich ein Brot in den Mund geschoben und stieg in ihr Auto, um zu ihrem Pferd zu fahren.

Auf dem Hof angekommen, lief sie zu ihrem Hengst auf die Weide, nahm ihn mit zum Stall und machte ihn fertig für den Ausritt.

Da klingelte ihr Handy. Swantje grinste: Bestimmt Fabian, der wissen will, wann sie kommt oder Anne, die ihr von gestern berichten möchte.

Sie meldete sich: „Ja?“

„Hallo, Swantje, hier ist Gerlinde!“

„Oh, hallo! Mit einem Anruf von dir hätte ich jetzt aber nicht gerechnet.“, Swantje wunderte sich.

„Ich hoffe, ich störe dich nicht. Mir ist nur aufgefallen, dass du gar nicht auf den letzten drei Konzerten warst, obwohl die alle bei dir um die Ecke waren. Ist alles ok bei dir? Oder haben wir vom Fanclub etwas falsch gemacht?“, fragte Gerlinde.

„Nein, nein, bei mir ist alles vollkommen ok! Ich hatte nur keine Zeit. Sonst ist nichts los!“

„Ach so, ja das habe ich mir auch schon gedacht. Naja, René war auch bei mir gestern Abend und wollte wissen, ob du da wärest. Und er wollte wissen, wie er dich erreichen kann.“

Swantje wurde verlegen: „Hat der das echt wissen wollen?“

„Ja, wollte er!“, Gerlinde räusperte sich und fragte dann: „Was ist da zwischen euch? René ist normalerweise nicht der Mensch, der mich nach Nummern von Mädels fragt.“

„Ähm, also da ist gar nichts, außerdem ist René ja eh zu alt für mich und…“, Swantje druckste rum: „…und er kann ja eh nach jedem Konzert ein anderes Mädel anschleppen! Und so was brauch ich nicht, dafür bin ich mir zu schade!“

Gerlinde lachte: „Aha, daher weht der Wind also. Denkst du echt, dass René so jemand ist, der nach jedem Konzert jemand anderen im Arm hält? Ok, er sieht gut aus, das weiß er auch, aber das lässt er aber nicht so raushängen, wie Marq beispielsweise.“

„Nein, ich denke eigentlich nicht, dass er so ein Typ ist…“, Swantje atmete tief durch.

„Und warum dann dieser Zirkus hier?“ Gerlinde unterbrach sie.

Swantje ging nicht auf ihre Frage ein: „Aber dass er gut aussieht, dass zeigt er manchmal doch sehr stark. Er versucht zum Beispiel Frauen zu verunsichern, indem er sich auszieht, weil sie ihn dann anstarren.“

„Also, Swantje, ich seh das so: René ist nicht der Mensch, der sich heute mal da und morgen dann da umsieht, es sei denn es geht um eine einmalige Sache, die auf keinerlei Gefühlen basiert.

Er braucht eine Zeit, um sich einem Menschen wirklich zu nähern. Das was du eben meintest, wenn er sein Shirt auszieht und dann einen dummen Spruch ablässt, das ist mehr flirten und scherzhaft provozieren, als eine dumme Anmache oder der Versuch jemanden zu verunsichern.

Klar er flirtet schon mal hier und da, aber das ist dann ganz harmlos. Außerdem macht er das ja auch nicht bei jedem, sondern nur bei, nennen wir sie, auserkorenen Leuten.“, Gerlinde sprach ganz ruhig.

Swantje unterbrach sie und erzählte von Dianas E-Mail mit den Fotos.

Gerlinde lachte: „Ach Diana! Diana will nur ihre Konkurrenz vertreiben. Sie ist schon seit dem Anfang ihrer Gastauftritte bei Vampire an René dran und wenn ich richtig informiert bin, dann hatten die beiden auch sehr kurz mal was miteinander. Für René war allerdings sehr schnell klar, dass sich zwischen den beiden nur eine gute Freundschaft entwickeln kann.

Diana versteht das nicht und kämpft schon seit Jahren um seine Aufmerksamkeit. Aber für René sind die Fronten eindeutig geklärt.

Und das Foto, von dir und René, das kenne ich auch. Diana hat recht, er guckt dir da auf den Hintern, aber kannst du es ihm verübeln? Du hast eine tolle Figur und welcher Mann schaut da nicht gerne mal hin?

Aber René ist nicht der typische Gaffer. Er sieht sich nur die Körper genauer an von den Frauen, die ihm auch im Ganzen gefallen. Das Foto von Diana und René wird wohl aus einer Zeit sein, als es heiß her ging zwischen den beiden. Da haben die sich teilweise mit Blicken auf der Bühne ausgezogen. Aber das ist ja jetzt vorbei. Also Kopf hoch! Geb mal nicht zu viel auf diese E-Mail! René ist echt nicht so einer.“

Swantje zweifelte immer noch: „Naja, ich weiß immer noch nicht so recht!“

„Ihr seid nicht unbedingt im selben Alter, aber es sind auch nur zehn Jahre, das ist nicht die Welt und wegen so etwas mach ich mir keine Sorgen. René ist ein toller Mensch und das ganz unabhängig von seinem Alter.“, Gerlinde sprach Swantje Mut zu.

„Ich weiß nicht, ob das das Richtige wäre.“

„Leider kann ich dir bei der Beantwortung dieser Frage nicht helfen, das musst du für dich selber herausfinden. Ich kann dich nur bitten, wieder auf die Konzerte zu kommen.

Dann wirst du ja sehen, wie sehr René sich durch diese Geschichte hier verändert hat. Ich hab ihn auf der Bühne kaum wieder erkannt. So verschlossen und gar nicht mehr unser Prinz Charming.“, Gerlinde klang traurig.

„Ok, ich komme auf die nächsten Konzerte, versprochen! Nächste Woche bin ich wieder dabei!“

„Gut, das wollte ich hören! Ich freue mich! Bis dann!“, Gerlinde legte auf.
 

Swantje graulte ihr Pferd: „Hm, du, vielleicht sollte ich doch nicht so schwarzsehen und einfach mal mit René reden.“, sie band Cure los, schwang sich auf seinen Rücken und ritt mit ihm in den Wald.

Swantjes Ankunft im Tonstudio

„Bitte jetzt scharf rechts!“, das Navigationsgerät hatte Swantje durch eine Ebene voller Wiesen, Felder und Waldstücken geleitet.

Unter anderem war sie an Drehort für das Video vorbeigekommen.

Swantje bog ab. „Sie haben ihr Ziel in hundert Metern erreicht.“ „Ja, du Ding, ist ja gut!“ Sie fuhr um eine Kurve und konnte dann eine alte Mühle sehen, die in ein Wohnhaus überging. „Hm, das wird es dann wohl sein!“

Sie gab noch mal Gas und fuhr mit quietschenden Reifen auf den Parkplatz neben dem Gebäude. Vor dem Haus hing ein Schild: „Tonstudio Soundsolution 1 – Bruchermühle“

Swantje stellte ihr Auto neben dem von Fabian ab, nahm sich ihren Rucksack und sah sich etwas um:

Die Mühle war von einer riesigen Wiese mit Grillplatz umgeben. An das Gelände grenzte eine Weide, auf der gerade drei Pferde grasten. Swantje ging zu ihnen und streichelte sie: „Na, ihr Hübschen! Ich riech auch nach Pferd, gell? Ich komm gerade von meinem Süßen, der würde euch bestimmt gefallen.“ Sie drehte sich um und ging wieder um das Gebäude herum, um zum Eingang zu gelangen.
 

Swantje öffnete die Tür, die nur am Türrahmen anlehnte, und ging den Flur entlang. Sie sah durch eine Glasscheibe Fabians Wuschelkopf, der gerade ganz ins Gitarrespielen versunken war. Hinter ihm in einer Ecke saß ein Typ mit Kappe, die er sich tief ins Gesicht gezogen hatte, und tobte sich am Schlagzeug aus. Swantje kannte den Schlagzeuger nicht, scheinbar war es der Besitzer des Studios. Fabian hatte ja mal so was gesagt.

Die beiden bemerkten sie gar nicht. Sie sah ihnen eine Weile zu.
 

Plötzlich tippte ihr jemand auf die Schulter: „Hi, kann ich dir helfen?“ Swantje zuckte zusammen, drehte sich um und stotterte: „Oh…äh…äh…Hi, ich gehör zu Fabian, der da gerade Gitarre spielt. Ich wollte mal gucken kommen, ich soll hier morgen nämlich singen.“

„Ok, hi, ich bin der Micha! Fabian meinte, wenn du kommst, müsstest du bestimmt duschen!?“, fragte Mischa. „Oweia, riech ich so streng nach Pferd?“, Swantje lachte, „Ja, er meinte, ich könnte hier duschen, deshalb bin ich direkt vom Hof hierhin durchgefahren ohne Zwischenstop zu Hause.“ „Kein Problem, da hinten die zweite Tür rechts, da ist das Bad. Lass dir Zeit, die Jungs sind ja eh beschäftigt, von daher wird es keinen stören. Und ich bin dann mal weg. Viel Spaß nachher!“ Swantje bedankte sich und ging den Flur weiter entlang.

Sie öffnete die Tür zum Badezimmer und schmiss ihren Kram über einen Stuhl, der dort stand. Dann ging sie zur Tür und wollte abschließen. Aber es war kein Schlüssel da. Sie sah sich um, schaute am Waschbecken nach, auf dem Schrank, auf dem Türrahmen, aber fand keinen. Sie dachte sich: „Naja, die sind eh beschäftigt und ich steh ja unter der Dusche, was soll mir also passieren?“ Sie zog sich aus, ließ ihre Reitkleidung einfach auf den Boden fallen, legte sich ihr Handtuch zurecht und sprang unter die Dusche. Sie legte den Kopf in den Nacken und ließ das kühle Wasser einfach über ihren Körper rieseln. Sie genoss es, ihren Körper auf diese Art und Weise abzukühlen von der Hitze des Tages.

Plötzlich ging die Tür auf. Swantje machte schlagartig das Wasser aus. „Oh, sorry, ich wusste nicht, dass hier jemand duscht. Ich muss mir nur die Hände waschen, bin sofort wieder draußen.“

"Schock in der Dusche"

Swantje erstarrte. Sie hörte, wie der Wasserhahn geöffnet wurde, dann wieder geschlossen und sich die Tür von außen schloss.

Swantje riss die Duschkabine auf, nahm sich ihr Handtuch, wickelte es um ihren Körper, riss ihren Rucksack vom Stuhl und kramte darin herum: „Scheiße, der muss hier doch irgendwo sein!“ Sie nahm die Hand aus der Tasche und hielt ein Stück Papier fest. Sie las: Tonstudio Soundsolution - Bruchermühle – Oberlahr- Besitzer: René Schulte.
 

René ging zu Fabian in den Aufnahmeraum: „Ich glaube, deine Sängerin ist eingetroffen. Zumindest stand jemand in der Dusche, von der Silouette her zu schließen, eine Frau, und es lagen Reitsache auf dem Boden, in die sicherlich kein Mann reinpasst. Ich hoffe mal, sie nimmt es mir nicht zu böse, dass ich reingeplatzt bin, aber ich wusste ja auch nicht, dass sie da drin ist und ich musste mir die Hände waschen, weil die doch ziemlich verschwitzt waren vom Schlagzeugspielen.“

„Ach, die ist da hart im Nehmen, ich denke nicht, dass sie dir allzu böse sein wird. Die kommt dann gerade wohl vom reiten, aber so was hatte sie auch gestern gemeint. Aber in ihre Reitsachen würdest du sicherlich echt nicht reinpassen. Sie ist eine zierliche junge Dame und dürfte so etwa eineinhalb Köpfe kleiner sein als du!“, Fabian lachte. „Aber das sähe bestimmt toll aus, wenn sich einer von uns beiden in ihren Kram quetschen würde.“

„Wer ist sie überhaupt? Ich kenn sie bisher nur unter „Unsre Sängerin“ oder „Das Mädel, was morgen kommt“. Hat sie auch einen Namen?“ fragte René.

„Ach, du wirst sie ja gleich kennen lernen, die stellt sich dann schon selber vor. Sie ist eine ganz liebe, süße, die entweder ziemlich schüchtern ist oder auch mal das genaue Gegenteil davon, je nach Wetterlage eben.

Du wirst sie aber bestimmt mögen! Die muss man einfach gern haben.“, Fabian schwärmte in den höchsten Tönen.

„Ok, dann lass ich mich mal überraschen. Und wie ist sie stimmlich so? Ich meine, wenn du sagst, dass sie klein und zierlich ist, passt das dann wirklich so unmittelbar zu den Rock-Songs, die auf die Cd sollen?“

Fabian grinste: „Kennst du den Spruch: Klein, aber oho!? Oder: Stille Wasser sind tief?“ Mach dich mal auf was gefasst. Die kann ziemlich laut werden, aber nicht im Sinne von Quietschen und Schreien, sondern vom Stimmvolumen her. Die sieht viel zu harmlos dafür aus.“ „Ok, wie gesagt, ich lass mich dann mal überraschen von deiner Power-Frau!“, René sah Fabian an und wendete sich dann an zu seinem Mischpult und startete die bisher fertig gestellten Aufnahmen.

"Konnte es wirklich sein?"

Swantje saß auf dem Sims der Badewanne und zitterte. Sie hatte das Handtuch fest um sich geschlungen und die Tropfen ihres nassen Haares liefen ihr übers Gesicht.

Sie hielt den Flyer fest und las ihn immer wieder: „René Schulte, René, René, René...“Doch der Text änderte sich nicht. Das konnte doch nicht wahr sein. Klar, sie wusste, dass sie René irgendwann noch einmal gesehen hätte und sie hatte ja auch eben beschlossen, dass sie mit ihm reden müsste.

Aber doch nicht jetzt, nicht hier, nicht vor den Aufnahmen für die Cd. Irgendwie musste sie doch aus dieser Situation rauskommen.

Swantje wusste nicht, was sie denken oder machen sollte. Ihr Herz schlug bis zum Haaransatz, weil sie sich danach sehnte, René ins Gesicht zu schauen und sich in seinem weichen, sanften Blick zu verlieren. Andererseits hatte sie Angst davor.

Gerlinde hatte gesagt, er habe sich verändert. Sie hätte ihn noch nie so desinteressiert gesehn, alles war ihm wohl egal. Was wenn er sie kalt ansehen würde oder gar ignorieren? Dann kamen die Gedanken an Dianas E-Mail und die Fotos.

Swantje stellte sich hin, trocknete ihre Haare mit einem Handtuch und sah in den Spiegel: Wer hatte nun Recht? War René ein Weiberheld, wie Diana behauptete? Oder hatte Gerlinde Recht, dass Diana nur versuchte, die Konkurrenz auszustechen, und René wirklich der Mann war, den sie in der Nacht in ihm gesehn hatte? Der René, der sie erst provoziert und sich dann vorsichtig an sie angenähert hatte, um so einen festen Platz in ihren Gedanken und auch, ja, sie musste es wohl zugeben, ihrem Herzen zu erhalten? War ihre erste Meinung über René doch die Richtige gewesen und sie hatte sich nur von Diana verunsichern lassen?
 

Swantje föhnte ihre Haare, faltete das Handtuch und hing es zum Trocknen über die Wanne, zog sich dann eine Jeans und ihr Top an und band sich ihre langen Haare locker im Nacken zu einem Knoten zusammen. Sie fröstelte, dabei war es draußen sommerlich warm und eigentlich mit Jacke nicht auszuhalten. Sie nahm ihre Pullijacke aus dem Rucksack und zog sie über.

Dann packte sie ihre Reitsachen weg und die Handtücher in den Rucksack. Sie sah noch mal in den Spiegel: „Komm, Swantje, da musst du jetzt durch!“ Sie strich sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr, atmete noch mal tief ein und verließ das Bad.
 

Sie ging wieder den Flur entlang und stand dann auch schon hinter der Regie. Sie sah wieder durch die Glasscheibe. René hatte inzwischen die Kappe ausgezogen und seine Haare waren zusammengebunden. Swantje sah ihn an. Er und Fabian hörten sich gerade ein Stück an und fachsimpelten darüber.

René gestikulierte wild, spielte Luftschlagzeug, sprang auf, setzte sich wieder hin und war mit solch einem Enthusiasmus bei der Sache.

Swantje schlotterten die Knie. Es war der René, den sie kennen gelernt hatte: Es war das Lächeln, was sie in seinen Bann gezogen hatte, das spaßhafte Augenbrauenhochziehen, als er sie aufgezogen und provoziert und sich halb nackt vor ihr aufgebaut hatte, es waren die selben strahlenden Augen, in denen sie sich verloren hatte. Sie atmete noch einmal tief ein und aus und öffnete dann langsam die Tür: „Hallo…! Hier bin ich dann wohl mal!“

René glaubte zu träumen: Diese Stimme kannte er! Sie verfolgte ihn jede Nacht bis in seinen Schlaf. Das konnte doch nicht sein…

Unvermeidbare Begegnung

Fabian sprang auf und umarmte Swantje stürmisch: „Schön, dass du schon da bist! Das hier ist René, der Tontechniker und Gott an den Drums!“

René drehte sich langsam in seinem Stuhl um und sah sie an. Fabian sprach weiter: „Ja, und René, das ist…“, René unterbrach ihn: „Swantje!“
 

Es war plötzlich so still im Raum.

Fabian sah verwirrt zwischen den beiden hin und her: „Ihr kennt euch?!“, fragte er.

René sah ihn an: „Ja, das kann man wohl sagen, aber nur ein bißchen. Also gesehen haben wir uns schon mal.“.

Das was Swantje eben an ihm beobachtet hatte, die Freude, das strahlende Lächeln, es war verschwunden. „René ist einer der beiden Sänger von Vampire. Ich musste ja mal auf die Bühne bei denen wegen der Geschichte zum 100. Mitglied im Fanclub und wir haben den Videoclip zusammengedreht! Daher kennen wir zumindest mal unsere Namen.“

Fabian war ganz außer sich: „Ach, du bist der Sänger von Vampire? Hättest du mir das mal früher gesagt, dann hätte ich dir auch sagen können, dass du unsere Sängerin kennst. Das find ich ja lustig. Aber wenn ihr euch ja schon kennt, dann ist das ganze hier ja auch lockerer für euch beide. Ihr seid euch bei den Aufnahmen dann nicht ganz so fremd, das vereinfacht dann Einiges!“

„Oder auch nicht!“, murmelte René. Er und Swantje sahen sich mit ausdrucksloser Miene an. „Hm, was?“, Fabian hatte im Vergleich zu Swantje nicht verstanden, was René gesagt hatte. „Ich meinte, ja, das hilft sicherlich!“

René grinste ihn an. „Gut, wenn jetzt hier jeder jeden kennt, dann können wir ja auch mal in die Aufnahmen reinhören!“, Fabian setzte sich auf den zweiten Stuhl neben René an das Mischpult. „Leg los, Meister!“

René startete das Tape und sah Swantje von der Seit an. Sie starrte geradeaus in den Aufnahmeraum. René wendete seinen Blick wieder auf sein Mischpult:
 

„Also gesehen haben wir uns schon mal!“ Etwas Blöderes hätte ihm nicht einfallen können, damit hatte er Swantje bestimmt nicht dazu bewegt, ihm zu sagen, was eigentlich seit jener Nacht vorgefallen war, dass sie nicht mal zulassen wollte, dass er sich bei ihr meldete.

Aber wie sie es bisher immer getan hatte, hatte sie ihm gekontert: „Daher kennen wir also zumindest mal unsere Namen!“ Das war ein treffender Schlag in der Magengegend gewesen.

Wie sie plötzlich im Raum stand: Die Haare grob zusammen gemacht, einzelne Strähnen im Gesicht hängend, in Jeans und mit einem Top unter dem Pullover. Fast so wie bei der letzten Begegnung, nur dass er diesmal ihre Augenfarbe genau erkennen konnte: Sie waren fast blau. Müde sah sie aus, und ängstlich…
 

Aber was machte er hier eigentlich gerade? Er machte sich über etwas Gedanken, was er für sich abschließen wollte, was ihn gar nicht mehr interessieren sollte. Was jetzt zählte, war, dass er die Studioaufnahmen gut hinbekam. Er schüttelte den Kopf, wendete sich zu Fabian und spulte das Tape noch mal zurück: „Die Stelle müssen wir gleich noch mal überarbeiten. Da klingt der Sound noch nicht ganz so sauber.“ Fabian nickte.

Swantje ging währenddessen im Regieraum auf und ab und sah sich alles an. An der Wand hingen Fotos von René mit anderen Musikern. Auf jedem der Bilder lachte er oder lächelte zumindest.

Als er sie eben gesehen hatte, war der Glanz in seinen Augen ganz schnell verschwunden. Seine Stimme war eisig gewesen, als er Fabian sagte, dass sie sich bereits kennen würden. „Vom sehen her kennen.“ Als er ihren Namen aussprach, hatte er anfangs erfreut geklungen, was sich aber sehr schnell in einen abweisenden Tonfall abgeändert hatte.
 

Swantje schreckte auf, als Fabian sie ansprach:

„Na, Große! Wie findest du die Aufnahmen? Sind die nicht klasse geworden? Hab ich das nicht gut gemacht? Und René natürlich auch? Klasse an den Drums und an der Technik, so jemanden muss man erst mal finden.“, er schlug mit René ein.

Swantje räusperte sich: „Ja, ich find’s klasse! Hört sich richtig gut an! Habt ihr beide richtig toll gemacht!“ Sie lächelte vorsichtig.

„Gut, gut, ich muss mal für kleine Musiker.“, meinte Fabian und ging aus der Regie. René rief ihm nach: „Zweite Tür rechts!“

Swantje hatte sich gerade neben René an das Mischpult gelehnt. Sie schwiegen sich an. Dann sah sie ihn an: „Wie geht es dir? Und vor allem deiner Schulter?“

freudiges wiedersehen ist was anderes

René hob nicht mal seinen Kopf: „Gut, danke der Nachfrage, und dir?“

„Auch gut…“, Swantje musste ihre Tränen unterdrücken.

René schwieg und schaltete irgendwelche Hebel um, und ohne sie anzusehen sagte er: „Du zitterst.“

Swantje antwortete ihm: „Ich weiß, mir ist kalt!“, sie zog den Reißverschluss ihres Pullovers zu bis kurz vor den Hals.

René meinet ganz beiläufig: „Wir haben Hochsommer, schon mitbekommen?“

In Swantje wuchs die Wut: „Ja, habe ich, aber ich friere nun mal! Das ist immer so, wenn ich Angst habe!“

René wendete seinen Kopf zu ihr: „Aha, und Angst wovor? Vor den Aufnahmen an einem Mikro? Davor, dass ich höre, wie du singst? Oder hast du Angst vor mir?“ Seine Stimme war so angriffslustig, wie damals beim Videodreh.

Swantje schluckte: „Nein, vor nichts davon. Ich weiß, dass ich vor dir keine Angst haben muss und vorm Singen auch nicht! Ich habe seit du eben im Bad standest, Angst vor diesem Gespräch hier!

Ich wusste bis eben nicht, dass es dein Tonstudio ist. Ich wusste nicht mal, dass du eins hast. Du kamst eben ins Bad, hast was gesagt, ich habe deine Stimme erkannt und hab dann den Flyer rausgekramt. Seitdem weiß ich es erst.“, sie versuchte so ruhig wie nur möglich zu sprechen.

„Wärst du sonst in ein anderes gegangen, wenn du gewusst hättest, dass du mich hier triffst?“, René verlor die Aggressivität in seiner Stimme. Er klang traurig. „Nein, aber ich wäre vorbereitet gewesen und würde jetzt nicht zittern.“

„Auf was wärest du denn dann bitte vorbereitet gewesen?“, René rollte mit seinem Stuhl weiter weg von Swantje.

„Auf das hier eben! Ich hätte gewusst, was ich dir sage oder nicht sage.“, Swantje klang verzweifelt und ihre Stimme rebellierte. René wusste scheinbar, wie er sie noch mehr verunsichern konnte. Er seufzte und meinte: „Das hier ist ein gegenseitiges Aneinanderwerfen von Floskeln, nicht mehr und nicht weniger. Darauf kannst du dich nicht vorbereiten, es sei denn du lernst den Duden auswendig.“

Swantje schluckte den Kloß in ihrem Hals runter: „Ich weiß!“ René sah sie auffordernd an: „Und weiter?“ Swantje platzte fast der Kragen: „Nichts weiter! Warum tust du das? Du bist so kalt und so anders! Scheinbar kennen wir uns wirklich nur vom Sehen, aber das kann mir ja eh egal sein!“

„Du willst wissen, warum ich das tue? Warum ich so anders zu dir bin? Warum ich das, was ich fühle, zurückschraube und es nicht mehr zulasse? Weil ich denke, dass wir diese Studioaufnahme hier so professionell wie eben möglich über die Bühne bringen und den Abend und die Nacht dieses einzigen Konzertes außer Betracht lassen sollten, wie du es scheinbar wohl auch gerne möchtest!“ Swantje wendete sich ab, und wischte sich die Träne weg, die sich aus ihrem Augenwinkel stahl: „Ok, dann wäre das ja jetzt geklärt!“

Swantjes Song

„Hey, Große, was ist denn los?“, Fabian kam wieder rein. Swantje grinste ihn an: „Nichts, hab nur beim Reiten was ins Auge bekommen, seit dem tränt das etwas. Ist aber nichts Schlimmes!“

„Dann ist ja gut! Oder soll ich mal gucken? Habt ihr denn die Aufnahmen weiter gehört? Sind die alle so ok für dich? Du bist ja meine schärfste Kritikerin, weißt du ja!“

Swantje log ihn an: „Nein, nein, du musst nicht gucken, ist wirklich alles ok mit meinem Auge. Ja, wir haben die Aufnahmen weitergehört. Sind wirklich alle klasse geworden! Hast du super gemacht!“, sie hustete: „Also, ihr beiden habt es super gemacht!“

Fabian legte seinen Arm um ihre Schultern: „Weißt du, ich hatte heute morgen eine Idee mit René. Weil, wie du ja weißt, singt der René auch. Ja, und du hast ja da deinen Song geschrieben und wir beide haben ja auch im Probelauf schon gemerkt, dass unsre Stimmen da nicht so ganz harmonieren. Aber deine und Renés würden perfekt passen. Was hältst du also davon, wenn du den Song mit René einsingen würdest?“, er schielte zu ihr rüber.

Swantje sah René an: „Wenn das für René ok ist, dann meinetwegen. Aber nur, wenn er wirklich möchte! Ich will ihn nicht belästigen.“

René sah Swantje gekränkt an: „Ich habe kein Problem damit. Ist ja immerhin eine professionelle Studioaufnahme, in der alles bestmöglich auf einen Tonträger gebracht werden sollte!“, sagte er zu Fabian und wendete sich wieder seinen Aufnahmen zu. Swantje wendete sich zu Fabian und sagte gespielt euphorisch zu ihm: „Cool, dann schauen wir mal, wie das klappt!“ Fabian nickte und ging wieder in den Aufnahmeraum. Swantje und René blieben in der Regie.
 

Swantje hatte sich so vor das Fenster zum Aufnahmeraum gestellt, dass René nicht in ihr Gesicht sehen konnte. Sie kämpfte wieder mit den Tränen. Sie merkte, wie René aufstand und sich hinter sie stellte. Er hustete und legte ihr die Hand auf die Schulter: „Wir können das mit dem Lied auch lassen. Dann sag ich einfach, dass ich es nicht hinbekomme. Heute Morgen wusste ich ja noch nicht, dass es um dich geht!“ Er sprach mit seiner ruhigen, sanften Stimme, die Swantje nur noch mehr die Tränen in die Augen trieb.

Sie schüttelte den Kopf: „Nein, nein, ist schon ok! Du hast ja eben selber gesagt: Das hier ist lediglich eine professionelle Studioaufnahme.“ René räusperte sich, blieb dann aber stumm.
 

Er hätte sie jetzt so gerne in den Arm genommen, aber er zog seine Hand zurück und setzte sich wieder auf seinen Drehstuhl. „Fabian, du kannst jetzt anfangen, wenn bei dir alles ok ist! Das Schlagzeug legen wir später drunter.“ Fabian hob den Daumen und begann Swantjes Song zu spielen.

Swantje nahm einen Zettel aus der Hosentasche und hielt ihn René vor sie Nase, ohne sich zu ihm zu wenden. Er sah sie an: „Was ist das?“, und griff nach dem Papier. „Das ist der Text, von dem Lied, was Fabian gerade spielt, und was du mit mir singen sollst!“, Swantje sah stur in den Aufnahmeraum zu Fabian, der sich ganz auf den Ablauf konzentrierte.

René nahm einen Schluck aus seiner Colaflasche, las den Text und verschluckte sich. Er hustete: „Hast du den Text alleine geschrieben oder mit Fabian?“ „Ich hab den gesamten Song geschrieben. Text und Musik. Fabian hat ihn als fertige Idee zu sehen bekommen und nichts daran verändert. Warum fragst du?“

„Das erinnert mich an eine gewisse Nacht!“, René sah zu ihr. Swantje wendete ihren Kopf in seine Richtung: „Das mag sein. Der Song ist an einem Sonntagnachmittag nach einer sehr, sehr langen Samstagnacht entstanden.“ Fabian hob den Kopf und hörte auf zu spielen: „Hä? Was ist los?“

Swantje sah auf das Mischpult. Die Lampe für das Mikro in der Kabine leuchtete auf. Fabian hatte also alles mitbekommen. Swantje beugte sich über das Mikro und sagte: „Ich muss dann auch mal wieder weg. Hab noch vergessen, was zu erledigen.“ Fabian sah sie verwundert an: „Ich dachte, du wolltest heute schon mal die Akustik im Studio antesten!? Aber naja, ok, bis morgen dann, wir arbeiten dann weiter! Komm gut heim!“
 

Swantje drehte sich zur Tür und wollte gehen. Sie blieb stehen, drehte sich noch mal um und flüsterte: „Ciao, René!“ René hob die Hand und drückte weiter auf irgendwelchen Knöpfen rum. Swantje nahm ihren Kram und verließ das Studio.
 

Fabian ging vom Aufnahmeraum in die Regie, wo René auf dem Stuhl saß, seine Arme auf dem Mischpult abgestützt und den Kopf in den Händen hatte. Er seufzte.

Fabian klopfte ihm auf den Rücken: „Ich glaube, wir machen jetzt mal eine Pause. Hast du was zu trinken?“ „Ich hab Bier im Kühlschrank, ist das ok für eine Pause?“, René hob seinen Kopf und stand auf. Er ging in einen Nebenraum, kam mit zwei Bier wieder und sagte: „Lass uns auf die Wiese gehen, die Sonne noch ein bißchen genießen.“

René ging vor und Fabian folgte ihm nach draußen.

Männerrunde in der Sonne

Swantje war zu Hause angekommen. Raven sprang freudig an ihr hoch. Ihre Mutter kam zu ihr in den Flur: „Oweia, was ist denn mit dir passiert? Warum hast du denn geweint?“ „Ist nichts Besonderes. Hab nur was im Auge!“, Swantje wollte ihrer Mutter nicht antworten.

„Ok, ich wollte dir eigentlich auch nur sagen, dass Anne eben angerufen hat. Du sollst sie mal zurückrufen.“ Sie reichte Swantje das Telefon.

Swantje ging mit Raven in den Garten und wählte Annes Nummer: „Hi, ich bin leider nicht zu Hause! Entweder habt ihr das große Glück mich auf dem Handy zu erreichen oder ihr müsst es später einfach noch mal versuchen. Ach ja, ihr könnt natürlich auch auf dem Anrufbeantworter eine Nachricht hinterlassen und ich werde versuchen, euch zurückzurufen! Bis später dann!“ Swantje lachte und sprach aufs Band: „Hey, du Nudel! Seit du auf den Mann gekommen bist, erreicht man dich gar nicht mehr. Du liegst bestimmt mit Criss im Bett oder sonst irgendwo und ignorierst dein Telefon einfach. Man, so eine eigene Wohnung ist schon klasse! Bei mir geht immer die Mama ran und gibt mir dann den Störenfried.

Ich war grade bei den Aufnahmen zur CD. Naja, es war ein Schock, aber meld dich einfach mal, wenn du deine Lippen von Criss lösen kannst! Dann gibt’s mehr Infos.“
 

Sie legte das Telefon neben ihre Mutter in die Hängematte. „Und du willst mir wirklich nicht sagen, was los ist? Wie war es im Studio?“, ihre Mutter hatte die Sonnenbrille vom Gesicht genommen und blinzelte in die Sonne.

„Später vielleicht, Mama. Ich brauch einfach nur ein bißchen Ruhe. Ich geh mit Raven spazieren. Bis später!“, Swantje pfiff nach Raven und ging Richtung Gartentor.

„Grüß ihn von mir und sag ihm, dass ich ihn vermisse!“, rief ihre Mutter ihr hinterher. Swantje lachte und rief zurück: „Dass du auch immer weißt, wohin ich gehe! Ich werd es ihm ausrichten!“ Dann lief sie mit Raven die Straße entlang.
 

Ihre Mutter sah ihr nach: „Du bist schon früher immer zu deinem Vater gelaufen, wenn du nicht mehr weiter wusstest, warum sollte es heute anders sein? Auch wenn er seine Arme nicht mehr schützend um dich legen kann.“ Sie setzte die Sonnenbrille wieder auf und nahm wieder ihr Buch in die Hände.
 

René und Fabian setzten sich auf die Wiese, nippten an ihrem Bier und schwiegen sich an. Irgendwann fing René an: „Du kannst ziemlich gut Gitarre spielen, bei mir reicht es für ein bißchen Rumgezupfe, um eine Melodie zu einem Song zu schreiben. Wie lange spielst du schon?“

„Danke, ich spiele, seit ich so fünf Jahre alt bin, also knappe siebzehn bis achtzehn Jahre. Dafür spielst du viel, viel besser Schlagzeug als ich.“ René grinste: „Naja, es reicht zumindest. Aber eure Stücke sind auch verdammt gut.“ „Das hoffe ich doch mal!“, Fabian lachte, „Aber durch dein Engagement an den Drums sind sie instrumental noch besser geworden. Unser Schlagzeuger ist nämlich nach Israel gegangen und unsre Band hat sich deshalb aufgelöst. Aber wir wollten eben unbedingt diese Akustik-CD noch aufnehmen, um eine Erinnerung zu haben. Tja und durch deine Hilfe ist es möglich.“

„Kein Problem, mach ich gerne! Aber so eine Erinnerung ist auch eine vernünftige Sache!“ „Vor allem, wenn du darüber Geld verdienst, hm??“ Fabian und René lachten.

René antwortete: „Klar doch! Aber es macht auch Spaß gute Musik von jungen, klasse Musikern aufzunehmen.

Euer Schlagzeuger ist also in Israel, aber was macht der Rest eurer Band? Wo sind die? Ihr seid ja wohl nicht nur zu dritt gewesen, oder?“

Fabian schüttelte den Kopf: „Nein, wir sind zu 4 gewesen. Ich bin jetzt hier. Ich hab Gitarre gespielt und so gut es ging gesungen. Hat nur nicht immer so zu Swantjes Stimme gepasst.“

Fabian schielte zu René, der bei Swantjes Namen zusammengezuckt war. Er fuhr fort: „Dann hatten wir einen Keyboarder, der jetzt eigene Projekte verfolgt, was für ich vielleicht auch besser ist, denn er ist schon immer zu Höherem geboren gewesen.

Und dann gibt es da noch die Swantje…“

Fabian sprach ihren Namen übertrieben betont aus, worauf René ihn ansah und fragte: „Hm, und euer Keyboarder hat dann wohl am Keyboard auch den Bass simuliert, oder?“

Fabian schüttelte wieder den Kopf: „Wir hatten eine ziemlich talentierte Bassistin. Einfach nur super das Mädel, aber noch faszinierender ist ihre Stimmgewalt.“

René verstand das nicht: „Dann seid ihr aber zu fünft gewesen! Und warum singt die Bassistin dann nicht auch auf der CD?“ „Tut sie doch!“, Fabian grinste: „Die Bassistin ist Swantje!“

René schluckte: „Achso, naja, wie gesagt, eure Stücke sind klasse, so aus musikalischer Sicht und die Texte sind auch gut. Vielleicht solltet ihr…“ Fabian fiel ihm ins Wort: „Ich denke, wir beide sollten mal über was anderes sprechen, als über meine Band.“

„Über was denn dann? Sport? Wetter? Sprachen? Länder? Frisuren? Kleidung?“

„Nein, über Swantje!“
 

Renés Blick änderte sich direkt: „Warum sollten wir?“ Fabian nahm einen Schluck aus der Bierflasche und meinte: „Ich werde das Gefühl nicht los, dass ihr euch nicht nur kennt, weil sie das 100. Mitglied in eurem Fanclub ist und du der Sänger von Vampire.

Die Stimmung zwischen euch beiden ist, naja, nennen wir sie mal angespannt und eisig. Was ist da los? Wie sollen wir das hier zu Ende bringen, wenn das so aussieht? Das ist doch eher eine Qual für alle Beteiligten.

Es ist gut möglich, dass ich morgen nicht die ganze Zeit dabei sein kann, da ich noch zu meiner Oma muss, und was wird dann? Zerfleischt ihr euch oder nagelt euch gegenseitig mit Messern an die Wand?“ René blieb ganz ruhig.

Er griff in seine Hosentasche und gab Fabian den Zettel, den er von Swantje bekommen hatte.
 

Fabian las: „Das ist der Text von Swantjes Song. Sie hat ihn letztes Wochenende ganz spontan geschrieben, mir rüber gemailt und wir haben es einstudiert. Es ist eine Ballade, die eh nur akustisch gespielt werden soll, mit einem bißchen Schlagzeug. Daher mussten wir sie nicht mit der Band üben. Wir wollten sie für die anderen als Überraschung auf die Cd brennen, weil diese Rockballade einfach klasse ist.

Sie ist genau auf Swantjes Stimme angepasst und auf eine männliche Stimme, die mehr deiner als meiner entspricht. Was hat der Song damit zu tun? Das ist der Song, den ich eben angespielt habe und den du mit ihr singen sollst. Hast du keinen Bock mehr drauf, oder wie?

Swantje kam gestern zu mir und wollte den Song nicht mehr machen, aber ich finde ihn so genial, dass ich ihn auf jeden Fall auf der Cd haben möchte.“

René fragte ihn: „Worum geht es in dem Song?“

Fabian starrte ihn entgeistert an: „Du kannst doch selber lesen, oder?

Aber ok: Es geht darum, dass sich ein Mann und eine Frau an einem Abend kennen lernen. Sie bleiben die ganze Nacht beieinander, aber sie verbringen sie nicht mit hemmungslosem Rumgevögel, sondern reden, lachen und verstehen sich super. Dabei bemerken sie, dass sich etwas zwischen ihnen entwickelt. Etwas noch zartes, junges, was noch wachsen muss.

Jedoch trennen sie sich am Morgen ohne sicher gehen zu können, dass der andere dasselbe empfindet. Beide registrieren zwar das Knistern, aber dabei bleibt es auch. In dem Song erzählt die Frau die Geschichte, wird aber immer wieder von Gedankeneinschüben der Mannes unterbrochen, der über dasselbe nachdenkt.

Zeitweise singen sie gleichzeitig denselben Text, in dem sie hoffen, dass es ein Wiedersehen gibt und aus den Gefühlen mehr wird.

So, das ist der Inhalt! Und warum gibst du mir den Text? Ich kenne ihn!“

René lächelte gequält: „Die Frau in dem Stück ist Swantje…“

„Ach nein, wirklich?“, Fabian lachte.

René sprach weiter: „…der Mann bin ich!“

Talk to Dad

Swantje saß auf dem Umrandungsstein des Grabes ihres Vaters. Raven schlief an ihren Füßen.

„Wie geht’s dir? Mir und Mama eigentlich ganz gut, aber wir vermissen dich eben. Aber wir kommen klar! Raven passt auf uns auf und Uli natürlich auch. Ich soll dir wie immer schöne Grüße sagen.

Weißt du, Papa, aber eigentlich komm ich wegen was anderem hier hin. Da ist dieser Mann, von dem ich dir schon erzählt hab. Weißt du, ich dachte ja, dass er mir egal ist, nachdem ich diese E-Mail bekommen habe, aber heute war ich mit Fabian im Studio und er war auch da.

Er ist der Tontechniker und Besitzer des Studios. Aber plötzlich stand er bei mir im Bad, als ich geduscht hab. Und irgendwie hat mein ganzer Bauch verrückt gespielt… Dann bin ich zu Fabian und ihm, René, in die Regie gegangen und erst hat er sich lächelnd umgedreht, aber dann hat er mich erkannt und hat so kalt und desinteressiert mit mir gesprochen und mich angesehen.

Ich hab natürlich wieder geheult, du kennst mich ja. Nachher hat er das gemerkt. Er stand hinter mir und hat die Hand auf meine Schulter gelegt.

Aber ich war dann auch plötzlich so kalt zu ihm und es war mir egal, was er sagen wollte. Ich dachte, ich hätte das Recht sauer auf ihn sein, aber nein, er stellt sich auf beleidigt.

Er hat keine E-Mail bekommen, dass ich ihn nur für eine Nacht wollte. Er war so dämlich! Dabei hatte er doch keinen Grund dazu!“, Swantje schimpfte mittlerweile richtig laut.

Ein alter Mann drehte sich zu ihr um und schüttelte den Kopf. Raven hob den Kopf und bellte. Swantje nickte dem Mann zu und sagte: „Entschuldigung!“, dann redete sie sich weiter den Frust von der Seele:

„Er war bestimmt nur sauer, dass ich ihn nicht mit heimgenommen habe in dieser Nacht und rangelassen habe. Ich könnte mich selber schlagen, dafür, dass ich so einem charakterlosen Menschen mein Herz geöffnet habe und dass ich auf dem besten Weg war, etwas für ihn zu empfinden.

Papa, ich habe ihm sogar von dir erzählt und wofür meine Tätowierung steht!“,
 

Swantje wurde von einem Heulkrampf durchrüttelt: „Warum ist er so zu mir gewesen? In dieser Nacht war er so…so…so…so liebevoll und offen. Er hat mir ein wahnsinnig gutes Gefühl gegeben. Habe ich mich denn so in ihm getäuscht und Diana hat Recht? Ist er auch so einer, der ständig Fans abschleppt? Er hat ja selber draußen gesagt, dass er so eigentlich nichts gegen One-night-stands hat, nur wenn er eine Beziehung hat und die hat er nicht.

Aber ich will nicht nur ein One-night-stand sein!

Du und Mama haben doch immer gesagt, ich hätte eine so tolle Menschenkenntnis: Warum muss die mich gerade jetzt bei René im Stich lassen? Kann nicht Gerlinde die Wahrheit sagen und René ist gar nicht so einer und Diana will mir nur Angst machen?“, sie wischte sich mit dem Jackenärmel die Tränen aus dem Gesicht.

„Warum bist du nicht mehr hier, Papa? Warum kannst du mich jetzt nicht in den Arm nehmen und mir sagen, dass alles gut wird? Dass alles ein Missverständnis ist? Dass René heute nur einen schlechten Tag hatte? Warum bist du nicht mehr da?? Ich vermiss dich doch so!! Kann das nicht alles einfacher sein? Kannst du nicht jetzt um die Ecke kommen und mir winken und sagen, dass es den Unfall gar nicht gab?

Seit sechs Jahren warte ich jede Morgen, dass ich aus einem schrecklichen Alptraum aufwache und du mir gerade mein Frühstücksbrot am Tisch schmierst. Aber du bist nicht da. In der Küche warten nur Mama und Raven.

Ja, ich weiß, wir kommen auch ohne dich klar und sind abgesichert für unser ganzes Leben, aber du fehlst einfach. Ganz besonders in solchen Situationen, wenn ich nicht mehr weiter weiß.

Klar, ich kann mit Mama reden, aber die erwacht dann wieder zur Löwin und verteidigt mich. Mit dir konnte ich einfach reden und alles klarer sehen. Vielleicht täusche ich mich ja in René, aber wie soll ich das herausfinden, wenn du nicht bei mir sitzt und mit mir diskutierst? Wie soll ich erkennen, wer jetzt Recht hat und wer nicht? Ach Papa, wärst du doch nur hier!“
 

Swantje schlang die Arme um ihre Knie und vergrub ihren Kopf dazwischen.

Gespräch von Mann zu Mann und Frau zu Frau (Hintergrundinfos aus Swantjes Leben)

„Wow, damit hätte ich jetzt nicht gerechnet. Ich dachte eher, dass ihr irgendwie aufeinander geprallt wärt oder du irgendwas gemacht hättest, was ihr nicht gepasst hat.

Aber wenn das so ist… Müsstet ihr nicht eigentlich eben Zeit und Raum vergessen haben, mich auch, und über einander hergefallen sein? Aber warum seid ihr denn dann so abweisend zueinander?“, Fabian verstand das nicht.

René seufzte tief: „Wenn ich das mal wüsste. Sie hat sich nach dieser Nacht nicht mehr bei mir gemeldet.“

„Hast du etwa was angestellt? Du hättest ja auch anrufen können!“ René schüttelte den Kopf: „Nein, ich habe nichts angestellt. Ganz sicher nicht, hoffe ich zumindest. Und anrufen konnte ich sie nicht, weil ich ihre Nummer gar nicht habe. Ich wollte sie erreichen, mit ihr reden, sie wieder sehen, aber ich habe keinerlei Infos über sie rausbekommen können.

Gerlinde, die Chefin vom Fanclub, wollte mir ihre Nummer nicht geben,

Thomas, der Chef vom Clipdreh auch nicht, weil er da irgendeine Klausel im Vertrag mit Swantje hat, dass die Daten nicht weitergegeben werden dürfen.

Und Anne durfte sie mir nicht geben, mit der Begründung, dass Swantje nicht wolle, dass ich mich bei ihr melde, und es für sie nur eine schöne Nacht gewesen wäre.

Aber das habe ich nicht so gesehen und bei ihr schien es eigentlich auch anders gewesen zu sein. Aber vielleicht täusche ich mich ja auch in ihr und sie ist gar nicht wirklich die Person, die ich in ihr gesehen habe in der Nacht.

Naja, aber die hätte sich ja auch melden können. Mein E-Mailadresse rauszubekommen ist nun wirklich nicht so schwer.“

Fabian nickte und meinte dann: „Hmm, ich sag nur soviel, dass Swantje ein Vernunftmensch ist. Sie hatte einen schönen Abend, ok, und dann fängt sie an, darüber nachzudenken.

Wie alt bist du, René?“ „Ich bin 32. Und ja, ich weiß, worauf du hinaus willst.“

Fabian sprach weiter: „Swantje ist 22. Das sind knappe 10 Jahre Unterschied. Du stehst bereits voll im Leben, bist selbstständig und unabhängig. Swantje dagegen hat gerade mal vor drei Jahren ihr Abi gemacht, ist jetzt mit ihrer Ausbildung fertig geworden und wohnt noch zu Hause.

Im Moment jobbt sie sich durch die Welt und fängt im Oktober an, Tiermedizin zu studieren. Sie hat mehr oder weniger gerade mal den ersten Schritt im Leben einer Erwachsenen gemacht.“

„Ja, ich weiß wirklich was du meinst, und das ist auch alles verständlich, aber eigentlich auch wieder nicht.

Weißt du, ich hab mit ihr geredet und nicht das Gefühl gehabt, dass wir 10 Jahre auseinander sind. Sie wirkt älter, wenn man sich mit ihr ernsthaft unterhält.

Klar das Rumgealbere und so, aber das kann ich mit 32 auch noch ganz gut. Ich bin einfach verwirrt. Versteh das jetzt nicht falsch, aber normalerweise bin ich jemand, der einer Frau ziemlich direkt sagt, was er denkt und was er will. Aber mit Swantje war das so anders. Wenn ich Bock auf Spaß hatte und die Frau auch, und wir ohne Gefühle in die Sache rein sind, dann war das meist schnell geklärt. Wenn aber von einer Seite mehr dabei war, also an Gefühlen, dann hab ich da lieber die Finger von gelassen.

Und mit Swantje das, naja, das war alles andere als der Anfang eines One-night-stands:

Es war alles irgendwie so besonders, so vorsichtig, so schüchtern. Ich hab sie nicht einmal geküsst. So kenne ich mich selber nicht.

Ich weiß nur, dass ich mich sehr wohl gefühlt habe in ihrer Anwesenheit.

Ich dachte, ihr wäre es ähnlich ergangen, aber vielleicht hat Anne ja Recht, mit dem was sie mir gesagt hat und ich war für Swantje wirklich nur eine gelungene Abendbeschäftigung, auch wenn ich das Gefühl hatte, dass sie auch nicht wollte, dass es einmalige Sache bleiben würde.“

Fabian sah Renés verletzten und enttäuschten Gesichtsausdruck: „Glaub mir, alles, was sie dir in diesen Stunden gesagt hat, wird ihr voller Ernst gewesen sein; alles, was sie dir an Gefühlen gezeigt hat, wird echt gewesen sein… Sie spielt niemandem etwas vor, das braucht sie nicht.

Sie ist auch niemand, der einen Mann nur um den Finger wickelt, nur um sich zu beweisen, Spaß zu haben und sich zu amüsieren.

Ich kenne Swantje jetzt seit fast zwölf Jahren. Sie ist meine beste Freundin und wir haben Einiges zusammen durchgemacht. Viel Spaß, wie gemeinsame Urlaube oder Ähnliches, aber auch eine Menge Scheiße.

Da wäre zum Beispiel die Trennung von ihrem Freund im letzten Jahr nach fünf gemeinsamen Jahren. Swantje war fertig mit der Welt, obwohl sie es war, die sich von ihm getrennt hat, weil sie gemerkt hatte, dass es nur noch Freundschaft und Gewohnheit war.

Aber sie war so fertig, weil sie Stefan nicht verletzen wollte, was sie aber wohl oder übel musste. Das dürfte dir auch zeigen, das Swantje niemanden ausnutzen würde. Das könnte sie gar nicht.

Naja, aber so die schlimmste Erfahrung, die uns noch enger zusammengeschweißt hat, war der Tod ihres Vaters vor sechs Jahren.

Ich war durch Zufall gerade bei ihr, als der Anruf kam und man ihr sagte, dass ihr Vater einen tödlichen Unfall gehabt hatte. Es war auf dem Weg vom Flughafen zu ihnen nach Hause gewesen.

Die Polizei dachte, sie hätten Swantjes Mutter am Telefon, dabei war es Swantje. Sie musste dann ihrer Mutter sagen, dass ihr Vater tot war.

Sie ist fast zerbrochen an diesem schrecklichen Tag. Sie hat kaum mehr gesprochen, hat innerhalb von zwei Wochen zehn Kilo abgenommen, weil sie nicht essen wollte…

Ihr Vater war immer für sie da gewesen und hat versucht, ihr alles im Leben zu ermöglichen: Er hat ihr Cure gekauft, weil sie reiten wollte, hat ihr Gesangsunterricht besorgt, sie war seine kleine Prinzessin. Aber sie war und ist nicht verwöhnt. Sie wurde nicht von ihm in den Himmel erhoben, er versuchte nur, ihr zu ermöglichen, was sie erreichen wollte.

Er war ihr Freund, ihr Beschützer und ihr Vater. Swantje war schon immer ein Papa-Kind gewesen.

Aber als er dann nicht mehr da war, ist sie in ein tiefes Loch gefallen. Ihre Mutter und sie sind zwar finanziell abgesichert, weil es eine ordentliche Unfallversicherung für ihren Vater gab, aber es fehlt halt jemand in ihrem Leben.

Zeitweise konnte Swantje nicht mal den Namen ihres Vaters aussprechen ohne direkt zu weinen und zusammenzubrechen. Aber mittlerweile ist es ok. Sie ist darüber weg, soweit so etwas möglich ist, auch wenn sie ihn immer noch total vermisst.
 

Durch diese Sache ist sie im Wesen aber viel erwachsener geworden, also das, was du meintest, dass man nicht denkt, dass sie erst 22 ist, wenn man mit ihr spricht.

Naja, ich denke mal, behaupten zu können, dass ich sie sehr gut kenne, eben durch diese Zeiten.

Und dass Anne behauptet, oder für Swantje behaupten soll, dass es nur eine einzelne schöne Nacht gewesen wäre, da steckt was anderes dahinter. Ich weiß zwar nicht was, aber es ist doch sehr untypisch. Du solltest morgen einfach mit ihr reden.“

René schluckte: „Au man, sie hat ja schon eine ganze Menge durchgemacht. Aber vielleicht hast du Recht. Ich sollte wirklich mal mit ihr reden, aber das ist gar nicht so einfach. Als sie heute in die Regie kam, wusste ich nicht, ob ich Purzelbäume schlagen sollte oder sie nur begrüßen oder ganz schweigen.“

Fabian klopfte ihm aufmunternd auf den Rücken: „Versuch es einfach. Sie lässt mit sich reden, wenn man es vernünftig anstellt. Naja, und jetzt lass uns weiter arbeiten, damit wir heute noch fertig werden. Ist ja nur noch ein Song bis zum Ende.“ Die beiden gingen wieder in die Mühle.
 

„Machs gut, Papa! Drück mir dir Daumen! Ich hab dich lieb!“, Swantje verließ mit Raven den Friedhof. Es war inzwischen schon dunkel geworden und sie ging jetzt lieber nach Hause.

Sie war ruhiger und irgendwie ging es ihr besser, auch wenn sich in ihr immer noch Wut anstaute gegen René. Sie hatte beschlossen, René morgen alles an den Kopf zu werfen, was sie bewegte und ihn mit der E-Mail zu konfrontieren. Auch wenn sie das eigentlich gar nicht wollte.

Eigentlich wollte sie ja, dass sie vernünftig miteinander reden konnten.
 

Sie kam zu ihrem Haus. In den Fenstern brannte noch Licht. Ihre Mutter war noch wach und wartete darauf, dass sie zurückkam, wie jedes Mal, wenn Swantje auf dem Friedhof gewesen war. Swantje schloss die Tür auf und ging mit Raven in die Küche. Sie setzte sich an den Küchentisch und trank ein Glas Wasser. Ihre Mutter stellte ihr eine Schüssel noch warmen Vanillepudding auf den Tisch: „Hier! Allheilmittel gegen jegliche Beschwerden! Geht’s denn wieder? Du weißt, dass wenn du mir es erzählen willst, dann kannst du das ruhig tun.“ Swantje lächelte ihre Mutter an: „Danke, Mama, du bist echt ein Schatz. Ich erzähl’s dir gerne, bin ja jetzt wieder abgekühlt, aber du musst doch schon in zwei Stunden wieder auf die Arbeit. Du hast doch heute Nachtschicht im Krankenhaus, oder?“ Ihre Mutter setzte sich ihr gegenüber, nahm sich ein Schälchen und aß Pudding: „Bis dahin schlaf ich eh nicht viel, also schieß los!“

Die beiden löffelten genüsslich und Swantje erzählte ihrer Mutter alles, was sie belastete: Vom Konzert, bei dem sie auf die Bühne musste, von den folgenden Stunden, von der alten Dame mit ihrem Stock, von der E-Mail, den Gesprächen mit Anne und Gerlinde und auch vom heutigen Tag im Studio.

Ihre Mutter schüttelte den Kopf: „Hm, du bist doch normalerweise kein Mensch, der sich ein Bild von jemandem über die Meinung anderer macht. Was sagt dir denn dein Bauchgefühl?“

„Mein Bauch sagt: Oh, mein Gott! Was für ein Mann!“, Swantje und ihre Mutter lachten. „Und er sagt auch: Was für ein netter Kerl! Aber dann kommt mal wieder mein Kopf. Der meint: Du bist zehn Jahre jünger als er! Er ist ein Fan-Verschlingendes Monster und…“

„Stopp! Lass mal die E-Mail außer Betracht. Oder hast du ihn schon mal mit verschiedenen Mädels gesehen? Was sagt dir dein Kopf dann, wenn du das außen vor lässt?“, ihre Mutter unterbrach sie.

„Dann bleibt da der Altersunterschied! Ich bin erst 22, Mama! Und er 32!“ Swantjes Mutter begann an zu schmunzeln: „Liebelein, ich bin 47 Jahre alt. Dein Papa wäre dieses Jahr 56 geworden. Du bist doch gut in Mathe. Fang mal an zu rechnen!“

Swantje blieb der Mund offen stehen: „Darüber hab ich noch nie nachgedacht! Das sind ja auch neun Jahre.“

„Ja, und waren wir deshalb weniger glücklich, als andere, die nur ein oder zwei Jahre auseinander sind?“

Swantje schüttelte den Kopf. „Na, siehst du! Und, meine liebe Tochter, dass ich dich vom Geist und Verhalten her für reifer als 22 halte, muss ich dir ja nicht sagen.

Ich denke, es gibt nicht viele Fünfzehnjährige, die ihrer Mutter helfen würden, die Beerdigung für den Vater zu organisieren oder ihre Mutter aufbauen würden, obwohl sie selber kurz vorm zusammenklappen sind.

Ich weiß, dass du den ganzen Tag versucht hast, stark zu sein, um mich zu entlasten und zu stützen und dann abends weinend in deinem Bett lagst, oder Fabian hier mitten in der Nacht vor der Tür stand und dich wieder auf die Beine gebracht hat.

Du hast auf vieles verzichten müssen damals. Kein Vater, der auf der Abifeier mit dir tanzt, der deinen ersten Freund genauer unter die Lupe nimmt, der dich auf den Konzerten deiner Band anfeuert. Und keinen mehr, der jetzt mit dir diskutieren würde, was richtig und falsch im Verhalten mit diesem jungen Mann ist.

Und ich, ja ich war im ersten Jahr auch nicht für dich da. Es sind jetzt bald sieben Jahre und ich denke, dass wir mittlerweile gut klar kommen ohne ihn, aber er hat eben ein riesen Loch gelassen, was nicht aufzufüllen ist.

Naja, aber um zu unserem eigentliche Thema zurückzukommen: Damals wolltest du auch nicht mit Stefan zusammenkommen, weil dir dein Kopf gesagt hat, dass dein Papa gerade mal ein halbes Jahr tot ist, und ich dann sehen müsste, wie glücklich du mit Stefan bist.

Gott sei Dank hast du damals, nachdem Fabian, Anne und alle anderen auf dich eingeredet haben, deinen Kopf ausgestellt.

Hör doch hier auch darauf, was dir dein Bauch und vor allem dein Herz sagen! Ansonsten rede mit ihm, konfrontiere ihn mit dem, was du über ihn denkst. Es bringt dir doch nichts, wenn du dich über ihn aufregst, aber nicht mal weißt, ob deine Wut überhaupt berechtigt ist.

Wenn er so ein Arsch ist, dann wirst du das merken, dann darfst du ihn anschreien, beißen, schlagen, naja, mehr oder weniger zumindest, und wenn er keiner ist, dann solltest du dir mal Gedanken machen!“

Sie lächelte ihre Tochter an. „Ach, Mama, ich weiß ja gar nicht so genau, ob ich das alles so genau wissen möchte. Es ist alles so blöde gelaufen. Vielleicht sollte ich es jetzt dabei belassen, morgen noch die Aufnahmen machen und dann nichts mehr mit ihm zu tun haben.“

„Das ist letztendlich deine Entscheidung, aber du wirst dich schon das Richtige tun. Naja du, ich geh jetzt duschen und mach mich fertig für die Arbeit. Und du, junge Dame, könntest mal ins Bett gehen. Du bist bestimmt total müde, oder?“ Swantje nickte, drückte ihrer Mama noch einen Kuss auf die Wange und ging in ihr Zimmer. Sie schmiss sich aufs Bett, machte das Fernseh an und schlief direkt ein.

Thinking about you

**** Ui Ui Ui..na, wer hätte damit gerechnet?? Ganz ehrlich??

Ich hoffe, es gefällt euch^^ naja muss wohl, sonst hättet ihr bis hierhin noch gar nich gelesen ;-) ****
 

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„So, dann wären wir soweit. Kannst in die Regie kommen. Ich hab die Gitarre und das Schlagzeug jetzt mal übereinander gelegt. Jetzt müssen wir nur noch hören, ob das auch so ist, wie du dir das vorstellst.“, René rief Fabian aus dem Aufnahmeraum zu sich.

Fabian kam rein, setzte sich neben René und sie hörten sich gemeinsam den zuletzt aufgenommenen Song an. „Man, der ist ja klasse! Wenn dann morgen mit Swantje und deiner Singerei alles klappt, kann das ja nur genial werden!“, Fabian war ganz aus dem Häuschen: „Apropos, ich muss der noch eine SMS schicken, dass ich morgen später komm. Willst du die Nummer eigentlich von mir haben? Wenn du ja schon so lange versuchst die rauszubekommen!?“

René schüttelte den Kopf: „Nein, lass mal, danke! Ich seh sie ja morgen so oder so, und wenn ich sie heute anrufe, naja, ich weiß nicht, ob das so gut ankommt. Sie kann sie mir ja selber geben, wenn sie das möchte. Aber ich hoffe mal, dass das morgen gut geht…“

Fabian zwinkerte ihm zu: „Irgendwie wird das schon klappen. Wie gesagt: Rede mit ihr! Und ich mache mich jetzt mal hier vom Acker, wir haben ja schon spät genug. Morgen früh ist erst mal Oma angesagt, und dafür muss ich zumindest halbwegs ausgeschlafen sein. Falls ich es morgen nicht schaffen sollte zu kommen, dann ruf ich dich noch an wegen der Cd, ok?“ R

ené nickte. Die beiden Männer gaben sich die Hand und verabschiedeten sich: „War cool mit dir! Die Aufnahme hat mir eine Menge Spaß gemacht und ich finde, sie ist bisher sehr gut geworden!“, meinte René noch und Fabian erwiderte grinsend: „Wir sind eben gut! Nein, im Ernst, es war super! Auch durch dein Schlagzeugspielen, aber das Thema hatten wir ja schon. So, mach’s gut, viel Erfolg morgen! Bis die Tage dann!“ Fabian drehte sich um und ging.
 

René hörte sich die instrumentalen Stücke noch mal an und ging dann in seine Wohnung.

Er setzte sich auf sein Bett und starrte die Wand an.

Irgendwie war alles komisch gelaufen in letzter Zeit: Erst hatte er gegen Marq verloren und musste zu diesem Videodreh. Er hatte ja von Anfang an keine wirklich Lust dazu gehabt und dann ist alles schief gelaufen mit dem Pferd, ja und mit Swantje ja auch.

Obwohl er sie die ganze Zeit provoziert und herablassend behandelt hatte, hatte ihn eigentlich von Anfang an etwas an diesem Mädel gereizt.

Ihre freche Art, die Contrasprüche auf seine dummen Kommentare. Er mochte es, wenn sich eine Frau durchsetzte und sich nicht einschüchtern ließ. Oft war es ja so, dass sich die Mädels vor ihn stellten und einen auf süß und unschuldig machten, um ihn zu beeindrucken.

Widersprechen würde ihm keine von denen.
 

Aber Swantje war echt anders: Sie ließ sich nicht so schnell beeindrucken durch ein Grinsen oder einen schmeichelnden Spruch. Er hatte sie herausgefordert und sie hatte angenommen. Somit hatte der Kampf begonnen.

Erst als sie alleine draußen gewesen waren, war das gegenseitige Provozieren weg gewesen. Klar, da war noch diese Spielerei mit seinem Personalausweis gewesen, aber das hatte auch etwas gehabt.

Bildete er sich das nur ein, oder hatte er es genossen, dass sie ihm einen Grund gegeben hatte, sie festzuhalten, sie zu berühren? Hatte er es drauf rausgelegt, sie nervös zu machen, als sie auf seinem Schoß lag, um sie dann durch seine Berührungen wieder zu beruhigen?

René ließ sich nach hinten fallen. Was sollte er denn nur machen?

Scheinbar war es so, wie er es machte, immer genau falsch. Wenn er sie erreichen wollte, dann wurde es ihm verwehrt. Zeigte er sich ihr gegenüber dann kalt und abweisend, machte sie genau dasselbe. Wie sollte er an sie herankommen?

René stand auf, zog sich sein T-Shirt aus und sah sich seine Schulter am Spiegel an.

Er strich über den Bluterguss, der sich mittlerweile blau grün gefärbt hatte. Er hätte wahrscheinlich genau so reagiert, wie die alte Frau, wenn er gesehen hätte, dass jemand Swantje so festgehalten hätte.

Das Mädchen hatte sich solche Vorwürfe gemacht und sich mehrere Male entschuldigt. Aber das Beste waren immer noch die Bierwickel gewesen. René grinste, doch das verlosch sehr schnell:

Oder war das nur das schlechte Gewissen gewesen, dass er wegen ihr die Verletzung hatte?

Er setzte sich auf sein Sofa im Wohnzimmer, machte sein Fernseh an und sah sich wieder und wieder den Videoclip an.

Da lächelte sie ihn noch an. René seufzte, lehnte sich zurück und schloss die Augen.

allgemeines Verschlafen

„Raven, lass das!“, Swantje stieß im Halbschlaf ihren Hund weg, der ihr durch das Gesicht leckte. Raven hörte aber nicht auf.

Swantje schreckte hoch und blickte auf die Uhr: „Ach du Scheiße!!! Ich habe verschlafen!“ Mit einem Satz sprang sie aus dem Bett, graulte Ravens Kopf: „Danke, mein Süßer!“ und griff nach ihrem Handy.

Sie wollte gerade Fabian anrufen und ihn fragen, ob sie zusammen fahre würden, da sah sie, dass er ihr zwei SMS geschickt hatte. Sie öffnete die erste:

„Hey Große!

Sind mit den Aufnahmen fast fertig. Du musst morgen allerdings alleine hinfahren, kann nämlich erst später kommen. Muss mit der Oma zum Doc. Vielleicht komm ich ja nach. Fabian“

Als Swantje sah, dass er diese SMS abgeschickt hatte, kurz nachdem sie das Studio verlassen hatte, fing sie an zu schreien: „Argh! Scheiß Kerl! Der wusste das auch schon, als ich da war, warum sagt der mir das dann nicht? Jetzt muss ich allein dahin fahren. Hoffentlich kommt er schnell nach, sonst wird das nur peinlich!“ Sie beruhigte sich und las die zweite Mail. Sie war auch von Fabian:

„Hey!

Die Aufnahmen sind fertig und richtig klasse! Ich wünsch dir viel Spaß morgen…komme nicht mehr nach, schaff es nicht. Schlaf gut, Fabian!“
 

Swantje stöhnte und setzte sich wieder auf ihr Bett: „Das darf doch nicht sein! Wie kann er mir das nur antun? Alleine mit René in einem Studio? Und heute kann ich nicht mal flüchten. Und ich bin eh schon zu spät, da kommt bestimmt ein dummer Spruch, waaa!“, sie sprang auf, schmiss ihre Texte, ihren Schlüssel, ihren Führerschein und eine Flasche Wasser in den Rucksack und rannte ins Bad.

Sie putze sich die Zähne, sprang schnell unter die Dusche, um sich den Körper zu waschen, trocknete sich ab und besah sich im Spiegel.

Sie fasste ihre Haare zu einem losen Zopf zusammen, griff sich ihre Jeans von gestern und raste wieder in ihr Zimmer.

Sie riss ein Top aus dem Schrank, worauf ihr alles andere auch entgegen kam: „So eine Scheiße! Da plan ich gestern, dass ich mich heute richtig aufmotze und nicht so verwuschelt da auftauche, damit er nichts sagt und ich ihn verunsichere durch mein Auftreten und mein Erscheinungsbild, und dann? Dann verpenn ich und es reicht mal wieder nur für das Nötigste. Ich seh mal wieder aus, als ob ich gerade aufgestanden bin nach einer langen, langen Nacht!“, sie schmunzelte: „Ok, das bin ich ja auch grade erst.“

Sie nahm den Rucksack, lief die Treppe runter, griff nach ihrem Autoschlüssel und ließ Raven in den Garten. „So, mein Dicker! Du bleibst jetzt hier, bis die Mama wieder von der Arbeit kommt! Ich kann dich leider nicht mitnehmen, ich muss mich selbst erst mal ordnen, wenn ich da bin, da kann ich nicht noch auf dich aufpassen!

Und ich muss jetzt auch los, ich bin ja eh schon spät dran. Naja, ich kenn den Weg ja immerhin schon mal!“ Sie schloss das Gartentor, schmiss ihren Rucksack auf den Beifahrersitz, stieg ins Auto und fuhr mit quietschenden Reifen vom Hof in Richtung Oberlahr. Sie drehte die Musik auf und fing an nachzudenken. Sie gab Gas und bog auf die Autobahn ab.
 

Reifen quietschten auf dem Rollsplitt seiner Einfahrt. René sprang vom Sofa auf.

Mist, er war wohl auf dem Sofa eingeschlafen und hatte verpennt. Verwirrt sah er sich nach rechst und links um.

Draußen schlug eine Autotür. Er war nicht so ganz wach, aber eins realisierte er: Swantje war da!

René hechtete an seine Kaffeemaschine und machte sich einen starken Kaffee. Er fluchte: „So eine verdammte Scheiße! Jetzt hab ich schon wieder keine Zeit gehabt, mich darauf vorzubereiten, dass sie gleich in der Tür steht. Oh mein Gott, ich muss noch duschen!“

Er sah an sich runter. Es klingelte an der Tür. René zuckte und kippte sich den gesamten Kaffee über die Hose.

Er schrie: „Scheiße!“, hüpfte dann zur Tür und öffnete. Swantje stand, ihn fragend ansehend, im Türrahmen. Dann sah sie an ihm runter und registrierte, dass seine Hose nass war.

René hielt immer noch die nun leere Kaffeetasse in der Hand. Swantje grinste ihn an und blickte wieder auf die nassen Flecken. René musste nun auch lachen: „Naja, ich hab verschlafen und wollte dann wohl den Kaffee zu schnell leer trinken.“ Er wuschelte sich verunsichert durch die Haare.

Swantje grinste immer noch, doch dann verlosch es. Sie sah René ernst an. Auch sein Lächeln verschwand.

Er räusperte sich: „Fabian hat es dann wohl nicht geschafft, mitzukommen?“ Swantje nickte. „Naja, egal. Komm, wir gehen direkt ins Studio und fangen an.“, er drehte sich um und ging Swantje voraus.

Die Zwischentür zu seiner Wohnung stand auf und Swantje schielte hinein: Wie auch das Tonstudio war alles hell und freundlich eingerichtet in warmen Tönen, die ihr normal ein schönes Gefühl gaben, doch jetzt war ihr einfach nur kalt und sie fühlte sich unwohl.

Eben hatten sie sich angelächelt, es war fast wie in der Nacht gewesen, doch dann war wieder alles hochgekommen, was in Dianas E-Mail gestanden hatte. René blieb stehen und deutete auf eine Garderobe: „Da kannst du deinen Kram abstellen, wenn du magst. Du kannst es aber auch mit rein nehmen. Wie du möchtest.“ Er ging weiter in die Regie.

Aussprache??

Swantje legte ihren Rucksack in die Ecke. Sie nahm ihre Wasserflasche heraus und die Texte und ging dann zu René in den Regieraum.

Der war schon weiter gegangen in die Aufnahmekabine. Es war nicht die, in der Fabian gestern Gitarre gespielt hatte, sondern eine kleinere, in der nur Mikrophone an der Wand befestigt waren. Sie war etwas größer als eine Duschkabine, aber nur für das Einsingen dürfte es platzmäßig reichen.

René schaltete an Knöpfen und Hebeln herum und war ganz in seine Arbeit vertieft. Swantje ging zu ihm und sah ihm über die Schulter.

Er drehte sich zu ihr um und griff nach einem Kopfhörer. „Hast du das hier schon mal gemacht? Also Studioaufnahmen?“ Swantje nickte: „Ja, ist zwar schon eine ganze Weile her, aber ja, hab ich schon mal.“

Er setzte ihr den Kopfhörer auf den Kopf und stellte ihn für sie ein. Dann nahm er ihn wieder ab und hantierte an ihm herum. Er schwieg.
 

Swantje fühlte sich immer unwohler. Sie wollte die Stille überbrücken und fragte: „Wie geht’s dir?“ René hörte auf, an dem Kopfhörer herumzubasteln und sah sie an: „Es ging mir besser, als ich noch wusste, was ich denke und was ich will.“

Swantje nickte nur, sie zitterte wieder. René griff hinter sich und reichte ihr eine Pullijacke. „Die Aufnahmen werden besser, wenn man beim Singen nicht zittert.“

Sie hätte sich schlagen können: Warum stellte sie so eine Frage, auf die er so antworten konnte? Somit hatte es sich erledigt, dass sie erst in Ruhe die Aufnahmen machten und dann eventuell redeten.

René trat vor sie, setzte ihr den Kopfhörer noch mal auf, sah nach, ob nun alles passte und schob ihr das Ding dann in den Nacken:

„Eigentlich hatte ich mich am Ende letzter Woche damit abgefunden, dass ich dich nicht wieder sehen werde. Vor allem nachdem du auch auf keinem der Konzerte aufgetaucht bist. Ich habe versucht dich zu erreichen, hatte aber keine Nummer von dir. Ich kannte doch nur deinen Vornamen, sonst nichts. Wie soll ich denn damit was im Telefonbuch oder der Auskunft suchen lassen?

Ich war bei Gerlinde: Die sagte, sie wäre keine Fan-Vermittlung.

Ich war bei Thomas. Der war vertraglich gebunden und durfte nicht.

Ich war bei Anne. Anne wollte mir die Nummer nicht geben unter fadenscheinigen Begründungen, die ich einfach nicht glauben konnte oder wollte und eigentlich immer noch nicht glauben möchte.

Aber von deiner Seite aus kam ja auch nichts. Meine Adresse herauszufinden ist nun wirklich nicht schwer. Ich wollte einfach mit dir reden, aber ich wusste nicht, wie ich mit dir in Kontakt kommen sollte. Nicht mal deine E-Mail-Adresse hab ich rausbekommen.

Also habe ich aufgegeben und mir gesagt, dass es dann wahrscheinlich eh keinen Sinn ergeben hätte.
 

Ich hatte mich damit abgefunden, dass ich dich vielleicht noch mal aus weiter Entfernung auf einem Konzert sehen würde oder bei Criss auf dem Geburtstag in zwei Wochen, aber sonst eben nicht. Und dann stehst du plötzlich hier in der Tür. Ich konnte ja nicht ahnen, dass du die Sängerin bist!“

Swantje antwortete ihm motzig: „Dafür hatte aber Diana meine E-Mail-Adresse!...“

„Wie?“, René sah sie verwirrt an.

„Ja, die hat sie. Sie hat mir gemailt und geschrieben, dass ich nicht denken soll, dass ich dir in irgendeiner Art und Weise was bedeuten könnte und in dir irgendwelche Gefühle hervorrufen könnte. Da wären noch genug andere Mädels, denen ich nicht das Wasser reichen könnte. Außerdem wärst du ja eh nur auf Spaß aus und hättest jeden Abend eine neue junge Dame im Arm. Und dann hat sie mir ein wunderschönes Foto von Mülheim geschickt. Du erinnerst dich?“, der zynisch, sarkastische Unterton in ihrer Stimme ließ sich nicht verbergen:

„Das Konzert, wo ich auf der Bühne und danach bei euch im Backstagebereich war? Der Abend, den ich eigentlich ganz schön fand, jetzt aber nur noch Wut darüber empfinde? Ich stehe auf der Bühne und rede gerade mit Marq. Tobi bringt das Bild. Und du, Herr Schulte, starrst mir so extrem auf meinen Hintern.

Dazu kam dann ein Vergleichsfoto von einem Konzert. Diana tanzt gerade und du starrst sie mit ein und demselben Blick an. Passt also zu Dianas Aussage, dass du nur Spaß haben wolltest, oder etwa nicht?

Und die fadenscheinige Begründung von Anne, warum sie dir meine Nummer nicht geben darf: Ich habe Anne gesagt, nachdem ich Dianas E-Mail hatte, sie soll dir das ausrichten.

Es ist mir nicht leicht gefallen, ich habe geheult, geschrieen und bin ausgerastet. Ich wollte nicht, dass du dich bei mir meldest, weil ich so verletzt und wütend war, dass du scheinbar in mir nur einen neuen Betthasen gesehen hast.

Du hast nicht das Recht, mir so weh zu tun und so auf mir rumzutrampeln!! Und damit du das nicht weiter machen konntest, habe ich diesen Entscheidung gefällt und es Anne ausrichten lassen.“

René sah sie an, seine Augen hatten den weichen Blick verloren und funkelten sauer: „Was??! Bitte was?! So denkst du von mir?! Ich bin für dich nur der Arsch, der sich nach jedem Konzert ein Mädel anlacht, ihr die Klamotten vom Leib reißt und es sich besorgt?! Hatten wir nicht genau über dieses Thema nachts noch geredet? Hab ich dir nicht gesagt, dass ich nie ein Mädel für eine Nacht flachlegen würde, die mehr darin sieht, als nur eine Nacht Spaß?! Und dass das sowieso nur sehr selten vorkommt?!

Hast du mir überhaupt zugehört an dem Abend?

Und nur zu deiner Information: Das Foto, was es da von Diana und mir gibt, das ist in einer Zeit entstanden, als Diana und ich was miteinander hatten!

Und das alles ist wirklich der einzige Grund, warum du dich nicht bei mir gemeldet hast?“

Swantje schrie ihn an und ihre Augen funkelten tief grün: „Natürlich habe ich dir zugehört! Und ja, wir haben über genau dieses Thema geredet. Aber du hast gesagt, dass es für dich auch schon mal den ein oder anderen One-Night-Stand gibt, wenn es sich ergibt. Und ich will kein One-Night-Stand für dich sein. Deshalb habe ich mich nicht gemeldet. Ich war enttäuscht von dir und verletzt. Ich hätte dir zu gerne gemailt und von dir gehört, dass Diana nicht die Wahrheit sagt. Und dass ihr was miteinander hattet, das weiß ich! Aber ich hatte einfach Angst, dass du sagst, dass sie eben doch Recht hat!“, sie wurde leiser:

„Dieser Abend war so wunderschön und ich will ihn nicht missen. Ich bin aufgewacht am nächsten Tag und hab an die Nacht gedacht, es war alles wunderbar, ich war superglücklich und dann habe ich diese E-Mail bekommen. Die E-Mail alleine wäre nicht mein Problem gewesen, aber die Fotos. Sie haben eben ihre Aussage.

Seitdem bin ich nur noch am zweifeln und weiß einfach nicht, was ich denken soll…“

Sie sah René an. Ihre Augen waren wieder tiefblau und begannen glasig zu werden.
 

René fasste sich und fragte sie ruhig: „Ist die Vernunft in dir so stark, dass du alles andere an Empfindungen wegblenden kannst? Swantje, wärest du für mich nur ein One-Night-Stand gewesen, dann hätte ich dich nicht zu deinem Auto gebracht, damit dir auf dem Weg dahin nichts passiert, und hätte dann noch eine Stunde mit dir auf dem Parkplatz gestanden und mit dir geredet, sondern wäre wahrscheinlich mit dir dahin gegangen, um auf der Rückbank herumzurollen. Vor allem hätte ich es dann auch nicht bei einem flüchtigen Kuss auf die Stirn belassen.

Aber meinst du, es ging mir letzte Woche besser? Ich habe nichts mehr um mich herum wahrgenommen. Ich wurde aggressiv, wenn mir wieder jemand nichts über dich sagen konnte oder wollte, obwohl Aggressivität nicht gerade typisch für mich ist.

Ich hätte fast Criss, meinen besten Freund, geschlagen. Criss hatte solche Angst vor mir, dass er sogar Anne nach draußen geschickt hat, weil er dachte, ich wäre so neben der Spru, dass ich auf sie losgehen würde, was ich abernie gemacht hätte. Aber so kennt er mich eben nicht. So kenne ich mich selber nicht einmal!

Ich war so außer mir, dass ich gegen Wände geschlagen habe. Ich war so am Ende, nachdem Anne mir gesagt hatte, dass du nichts mit mir zu tun haben möchtest. Frag mal Anne oder Criss, die haben das alles live mitbekommen. Schön war das nicht.

Und dann hab ich für mich beschlossen, dass es ok war, wie es war, aber ich dich nicht mehr sehen werde. Ja, und wie eben bereits gesagt, tauchst du einen Tag später bei mir im Studio auf. War es denn nicht richtig, was nach dem Konzert zwischen uns war? War es falsch, wie es gelaufen ist?“
 

Swantje schluckte. So hatte sie es noch nie gesehen, dass René dasselbe an Gedanken und Zweifeln durchgemacht haben könnte, wie sie auch. Sie versuchte sich zu sammeln: „Vielleicht war es falsch, vielleicht nicht. Ich bin verwirrt, René, bitte verlang keine definitive Antwort von mir auf dieser Frage.“

René lächelte nicht, aber die Härte aus seinem Gesicht war verschwunden: „Und was machen wir jetzt? Willst du es ausdiskutieren und dir deine eigene Meinung bilden, oder dich weiterhin auf Dianas Meinung verlassen, oder was möchtest du?!“

Swantje verkniff sich die Tränen und versuchte mit möglichst fester Stimme zu sprechen: „Ich möchte die Studioaufnahmen auf eine professionelle Art und Weise fertig machen…“ René sah sie an, schwieg und sagte dann ganz ruhig: „Ok, die Technik ist angeschaltet, ich lass dir gleich die Aufnahmen von Fabian durchlaufen, dann kannst du dich schon mal einsingen. Ich geh in der Zeit grade duschen, ok?“

Swantje nickte, zog sich den Kopfhörer auf die Ohren und wartete bis René den Sound angestellt hatte. Dann verließ er die Regie. Swantje zog sich den Pulli über die Schultern, den sie zuvor noch in den Händen gehalten hatte. Sie machte den Reißverschluss zu und sog den Duft des Pullovers ein. Er roch nach René. Swantje schloss die Augen und begann zu singen.

Alle Aufnahmen gehen daneben

**** Ich mal wieder:

Ich kenn ja die Geschichte, weiß also, wie es ausgeht und was noch so alles passiert.

Aber was denkt ihr denn?

Könnt es mir ja in nem Kommentar schreiben, bevor ihr das nächste Kapitel lest =) ****
 

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René stand im Bad und lauschte Swantjes Gesang. Sie sang klar und deutlich. Die Aufnahmen würden also stimmlich kein Problem werden.

Aber ihre Stimme klang zudem sehr warm, und man merkte, dass sie das, was sie sang auch fühlte, oder zumindest wusste, wie man es ausdrücken musste.

Naja, wenigstens konnte sie es beim Singen. Was sie jetzt genau über ihn dachte, wusste René allerdings immer noch nicht. Sie machte aber auch keine Anstalten, es ihm zu sagen.

Eben hatte sie sich doch sehr gezielt rausgeredet. Er zog sich aus und ging unter die Dusche. Wenn sich solche Probleme und scheinbar unüberwindbare Hürden doch auch so leicht wegspülen lassen würden, wie der Dreck des letzten Tages.

Er beeilte sich, verließ die Dusche, trocknete sich ab, zog sich seine Shorts, Jeans und ein ärmelloses Shirt an, machte seine Haare grob trocken mit einem Handtuch und ging wieder in den Regieraum.

Er kontrollierte die Einstellungen und ging dann weiter zu Swantje. Die war immer noch in Gedanken verloren und erschrak als René ihr den Kopfhörer vom Kopf schob.

Er strich sich seine nassen, offenen Haare aus dem Gesicht: „Sorry, wollte dich nicht erschrecken. Wenn alles gut bei dir gegangen ist, dann können wir jetzt richtig anfangen. Ich lass die Aufnahmen noch mal vom Anfang an durchlaufen und wir machen dann den ersten Song so lange, bis er sitzt. Ist das ok?“ Swantje nickte und schob sich den Kopfhörer wieder auf die Ohren. René ging wieder in die Regie. Er machte das Mikro an, mit dem Swantje ihn auf den Kopfhörern hören konnte: „Bereit?“

Swantje hob den Daumen.

René startete das Band und trommelte in der Luft mit. Swantje verpasste den Einsatz.

Er stoppte das Tape: „Ist kein Problem, wir machen’s einfach noch mal! Bereit?“ Swantje hob wieder den Daumen und sah ihn an.

Sie kam wieder nicht richtig rein: „Sorry, aber auf der Bühne gibt Fabian mir mehr oder weniger der Einsatz durch irgendeine unterbewusste Bewegung.“

René lachte: „Das kenn ich. Atme einfach mal tief ein und aus! Das klappt schon!“ Er startete das Band wieder.

Swantje setzte richtig ein und René grinste in der Regie zu ihr herüber. Swantje wurde immer unsicherer je mehr er sie ansah: Sie vergaß Textstellen und die Melodie war plötzlich auch nicht mehr da.

René stoppte wieder und räusperte sich: „Hm, naja, ein bißchen konzentrieren solltest du dich schon!“ Swantje fluchte und nickte dann aber brav.

„Ok, dann noch mal!“ Jetzt verdrehte Swantje wieder den Text und die Melodie und ihre Stimme zitterte. René ließ das Band laufen und spielte Swantje am Ende des Songs die Aufnahme vor.

„Was sagst du dazu?“, René sah sie fragend durch die Glasscheibe an und sprach durchs Mikro. „Naja, ist nicht wirklich schön. Ist mir sehr peinlich… Sollten wir noch mal machen!“

René nickte: „Na dann los!“ Er löschte ihre Tonspur und startete wieder den instrumentalen Teil.

Doch diesmal ging alles schief. Swantje schlitterte in den Einsatz hinein, ihre Stimme hüpfte und sie fand die Melodie nicht richtig.

Sie stoppte: „René? Können wir einen anderen Song machen? Das hier haut nie im Leben hin.“ „Aber eben, als ich im Bad war, hat es doch auch geklappt, ich hab dich doch gehört.“

„Ja, aber jetzt ist es anders!“ René sah sie an, das Lächeln war mal wieder verschwunden: „Nein, das ist es nicht! Aber ok, ein neuer Song! Welchen hätte die Dame denn gerne?“

Swantje überlegt: „Hm, meinen hätte ich gerne. Den kenn ich ja immerhin, da ich ihn ja auch geschrieben habe, und wenn Fabian den unbedingt auf der CD haben will, dann mach ich ihn eben.“

René nickte: „Ok, ich hab meine Stimme dazu schon diese Nacht eingesungen. Die leg ich dir gleich als Tonspur drüber. Dann lass uns mal loslegen.“

Swantje rückte den Kopfhörer zurecht, postierte sich vor dem Mikro und wartete auf ihren Einsatz.
 

René stockte der Atem: Alles klappte super. Es war ganz anders als bei dem Song zuvor. Swantje sang voller Gefühl und man merkte, dass der Song auf ihre Stimme hin geschrieben war und sie das fühlte, was sie da sang...

Sie schloss die Augen und ein Lächeln tauchte erst ganz vorsichtig, dann immer mehr auf ihrem Gesicht auf.

Es war der Song über die gemeinsame Nacht der beiden. René lächelte und hörte Swantje bis zum Ende konzentriert zu.

„Ist ok so fürs Erste. Hat ja doch besser geklappt, als eben das. Nächster Song?“, fragte René nach dem Einsingen des Liedes.

„Ähm, ja, ok!“, Swantje war leicht verwirrt.

Sie hatte das gerade gut gefunden, sehr gut sogar, aber René schien es nur in Ordnung gefunden zu haben und er hatte nicht einmal etwas Nettes gesagt.

René startete den nächsten Song und Swantje hatte wieder Anlaufschwierigkeiten, fand dann aber schnell hinein. „Ok, der ist auch gut geworden. Wenn wir weiter in dem Tempo arbeiten, dann sind wir in etwa zwei Stunden fertig. Danach muss ich den Kram dann nur noch bearbeiten für den Feinschliff.“

Swantje nickte und meinte: „Na dann, mal weiter so, hm?“

Die Anziehungskraft zwischen zwei Menschen

Nachdem René und Swantje alle Songs der Cd eingespielt hatten, und sogar die Aufnahme des Songs geklappt hatte, die am Anfang gar nicht gut aussah, saßen sie in der Regie und hörten sich Stück für Stück gemeinsam an.

„René? Bei meinem Song, also dem von mir geschriebenen, da stimmt was nicht…“ René blickte auf: „Was denn?“

„Naja, versteh das nicht falsch, aber du singst einen Teil nicht mit, der von dir mitgesungen werden muss, damit es Sinn ergibt. Und so wirklich gefallen tut mir meine Tonspur auch nicht.“, Swantje sah ihn verunsichert an.

„Oh, dann hab ich da wohl was übersehen. Mir gefällt es auch nicht so hundertprozentig. Wir nehmen das jetzt einfach mal zusammen auf und hören es uns dann noch mal an. Ab in den Aufnahmeraum!“

„In den großen oder in den kleinen, wo ich eben drin war?“, fragte Swantje.

„Besser ist es in dem kleinen. Da kann ich einfacher die Steuerung und Regelung für den gesanglichen Teil machen. Im großen Aufnahmeraum hab ich mehr Kontrolle über den instrumentalen Teil.“ Swantje ging vor und René folgte ihr und schloss die Tür hinter ihnen.
 

„Puh, ganz schön eng hier so zu zweit. Eben ging’s noch.“, Swantje schnaufte.

„Ist gut möglich. Hast du etwa Platzangst?“, René grinste. „Eigentlich nicht, nein.“, antwortete Swantje ihm. René grinste nun frech: „Oder hast du etwa ein Problem mit Sauerstoffmangel?“

Swantje verstand nicht, was er wollte: „Hä? Warum das denn?“ René lachte: „Ach, nur so! war ein Spaß!“ Er reichte Swantje einen Kopfhörer, strich sich die Haare hinter die Ohren und zog sich selbst einen Kopfhörer auf den Kopf. Swantje setzte ihren ebenfalls auf.

Sie stellten sich vor die Mikros. Gemeinsam hatten sie kaum Platz in der Kabine, um sich zu bewegen, ohne einander zu berühren. Swantje symbolisierte, dass sie bereit war, und René startete das Band.

Swantjes Einsatz klappte perfekt und es hörte sich richtig gut an. René setzte dazu ein. Swantje bekam Gänsehaut: Zum einen hatten sie schon in der Zeit als „Vampire-Fan“ ohne Kontakt zu den Jungs davon geträumt, irgendwann mal ein Duett mit René zu singen und nun sang sie mit ihm ihr eigenes Lied, was eigentlich ihre gemeinsame Geschichte erzählte, zum anderen ließ seine Stimme sie erzittern.

Swantje dachte, sie träumte. René hatte die Augen geschlossen und sang mit seiner warmen, klaren Stimme. Sie hätte weinen können, so überkam es sie in diesem Moment.

Plötzlich machte René die Augen auf und sah sie an. Swantje erschreckte sich dermaßen, dass sie sich verschluckte und keine Luft mehr bekam. Ein Hustenanfall durchrüttelte ihren Körper.

René riss augenblicklich seine Kopfhörer herunter, stützte sie, indem er sie an sich zog, und klopfte ihr leicht mit einer Hand auf den Rücken, mit der anderen strich er ihr über die Schultern. Swantje beruhigte sich wieder, atmete tief durch und sah René tief in die Augen: „Danke!“ „Kein Problem!“, René sah auf seine Hände und ließ Swantje schlagartig los: „Dann werden wir das jetzt wohl noch mal aufnehmen müssen.“

„Es tut mir leid, ich hab mich an meiner eigenen Luft verschluckt.“, Swantje war das alles etwas peinlich.

René lächelte sie an: „Ist doch gar kein Problem!“

Er setzte seinen Kopfhörer wieder auf und startete das Tape wieder. Swantje begann erneut zu singen, schloss dabei die Augen und vertiefte sich in ihren Song. Sie spürte und fühlte die Musik und deren Aussage und versank ganz darin.

René drehte sich zu ihr und sah sie an. Er hätte seinen Arm nicht einmal ausstrecken müssen, um sie berühren zu können. Ihr fielen wieder lose Strähnen ihres Haares in die Stirn, sie ignorierte sie und fasste mit beiden Händen an den Kopfhörer, um ihn noch fester an die Ohren zu drücken.

René wollte die Strähnen am liebsten aus ihrem Gesicht streichen, doch er verkniff es sich. Swantjes Stimme wurde lauter und kraftvoller. Gleich sollte er einsetzen.
 

René konnte nicht anders: Er zog Swantje zu sich, drückte sie sanft gegen die Wand der Kabine und küsste sie. Seine Hände umfassten ihre Hüfte und zogen Swantje näher an sich heran. Der Kuss wurde immer intensiver und leidenschaftlicher, bis René sich losriss und einen Schritt zurücktrat.

Er wischte sich mit dem Handrücken über den Mund, sah Swantje an, schaute dann schnell weg. Er murmelte: „Es tut mir leid! Du machst mich einfach wahnsinnig. Ich weiß nicht mehr, was mit mir los ist.“ Swantje fuhr sich mit den Fingern über die Lippen. Sie wusste nicht, was sie sagen sollte: „Hmmm…“

„Es wird nie wieder vorkommen. Echt nicht, es tut mir leid. Lass uns den Song zu Ende machen!“ Swantje nickte und zog den Kopfhörer, der ihr in den Nacken verrutscht war, wieder auf die Ohren.

Telefonat mit Anne

„Setz dich ruhig!“, René deutete auf einen der beiden Schreibtischstühle. Die beiden hatten gerade die Aufnahmen beendet und wollten sich nun im Regieraum gemeinsam die Aufnahmen anhören.

René startete das Band. Sie hörten es sich konzentriert an, Swantje sang teilweise leise mit und René schlug in der Luft auf seinen Drums herum.

„Hey, das ist richtig klasse! Gefällt mir wirklich gut!“, Swantje war begeistert.

„Ich find’s auch super! Ihr, also du und Fabian, ihr seid wirkliche Ausnahmemusiker für euer Alter. Ist eigentlich sehr schade, dass ihr aufhört. Überlegt euch doch mal, ob ihr nicht irgendwie zu zweit weiter macht oder so. Naja, eure Sache, aber eine andere Frage: Sag mal, darf ich mir von der fertigen Cd eine Kopie machen und die dann behalten?“

Swantje grinste ihn an: „Danke für das Kompliment! Und ja, was ist das denn für eine Frage: Klar darfst du das! Ist doch auch dein „Werk“ und deinem Können zu verdanken, sowohl stimmlich und an den Drums, als auch von technischer Seite aus.“

René lächelte vorsichtig: „Ok, danke. Dann mach ich die CD fertig und geb sie weiter an Fabian.“

„Hmmm, mach das… Ich denke, ich fahre jetzt auch mal besser. Danke noch mal, dass du uns deine Stimme geliehen hast und das Schlagzeug eingespielt hast. Sonst hätten wir echt ein Problem gehabt. Ach ja, und danke für meine Lebensrettung eben beim Hustenanfall.“ René stand auf: „Kein Problem, wie eben bereits gesagt. Komm gut heim!“ Swantje erhob sich auch und öffnete die Tür zum Flur: „Ja, ich fahr jetzt erstmal zum Pferd. Der wartet bestimmt schon.“

„Oh, dann viel Spaß beim Reiten!“ „Dankeschön, werde ich bestimmt haben!“, Swantje hob die Hand zum Abschied, nahm ihren Kram an der Garderobe und ging zu ihrem Auto. René blieb in der Regie zurück und widmete sich dem Bearbeiten des Rohmaterials.
 

„Hey Maus! Ich hab zwölf Anrufe in Abwesenheit von dir auf dem Handy. Ich hatte doch die Studioaufnahmen, da hatte ich das Handy nur im Rucksack.“, Swantje rief während der Autofahrt zum Stall per Headset ihre Freundin Anne an.

„Hi, ja, ich hab gestern nur deine Nachricht auf dem Anrufbeantworter abgehört, also eher heute morgen. Ich war mit Criss unterwegs. Du hast was von einem Schock erzählt. Ist es denn so schief gelaufen?“

Swantje begann zu lachen. „Hey, warum lachst du denn jetzt?“, Anne verstand es nicht ganz.

Swantje beruhigte sich und antwortete ruhig: „Ich bin gestern nichts ahnend nach Oberlahr gefahren in das Tonstudio mit dem Fabian einen Termin festgemacht hat. Ich kannte nur die Adresse, aber nicht mal wer der Besitzer ist oder so was.“, sie begann wieder zu lachen.

Anne wurde ungeduldig: „Ja, und wer ist der Besitzer? Oder derjenige, der euch aufgezeichnet hat?“

„René!“

Am anderen Ende der Leitung war es still.

„Anne, es war René! Weißt du, was das für ein Schock war? Ich wusste nicht, was ich sagen oder machen sollte.“ Anne schwieg noch immer. „Hallo? Anne, bist du noch da?“

„Ähm, ja… Und was ist dann passiert? Was hat Fabian gesagt?“

„Der hat sich gefreut, dass wir uns kannten. Er wusste ja nicht unter welchen Umständen und so. Aber René war so anders, weißt du, so kalt, so abweisend. Es war nicht derjenige, den ich kennen gelernt habe. Er hat mich zwar auch provoziert, so wie damals im Backstage mit dem nackten Oberkörper oder weil ich mich mit Tobi geprügelt habe, aber auf so eine aggressive Art und Weise und in keiner Weise mehr spaßhaft. Ich habe dann auf dieselbe Art reagiert und war auch nur noch patzig und eisig zu ihm.

Leider musste ich mir ständig die Tränen verkneifen, weil ich an diese Nacht gedacht habe und es ihm scheinbar nichts zu bedeuten schien.

Weißt du, ich hatte echt das Gefühl, dass Diana Recht hat, und dann hat er noch so was gesagt, dass er so kalt zu mir ist, weil er seine Empfindungen zurückgeschraubt hätte. Ich war ihm so egal an diesem Tag.“

„Dir ist der Kerl nicht egal, oder?“, Anne unterbrach sie.

Swantje schluckte und meinte: „Nein, ich denke nicht. Aber ich weiß nicht, ob das so gut ist, nach dem ganzen Scheiß hier!“

„Was ich dir noch sagen wollte, aber irgendwie hab ich es noch nicht geschafft, weil man dich ja nicht erreiche konnte und du mich nicht erreicht hast: René ist auf dem Konzert am Samstagabend total ausgerastet. Ich habe Tobi das Handtuch gegeben und er ist fast auf mich losgegangen, weil du nicht selber kamst. Er hat mich nach deiner Nummer gefragt und ich habe sie ihm nicht gegeben. Ich wusste nicht, ob er jetzt gleich anfängt zu weinen oder auf mich losgeht.

Und auf der Bühne dann erst: Criss meinte, dass sie kurzfristig das gesamte Set umgeschmissen haben und die harten und lauten Rocksongs zuerst gespielt haben, damit René sich auslassen und sich mal abreagieren konnte. So habe ich ihn noch nie gesehen und auch andere aus dem Fanclub standen mit offenen Mündern da. In der Pause kam er auch nicht, wie gewohnt runter ins Publikum, sondern hat sich im Backstage verkrochen und mit Criss hinter der Halle gesessen.

Er hat gegen Wände geschlagen und ist dann irgendwann nur noch fertig gewesen. Criss hat mich rausgeschickt. Er hat gemeint, als wir zu Hause waren, dass er René noch nie so erlebt hat und sowas gar nicht Renés Art wäre.

René wäre nicht der Mensch, der aggressiv ist und aufbrausend. Normalerweise schluckt er so etwas und verdrängt es eher, als dass er sich aufregt.

Oder er tut es ab und ignoriert es, hakt es einfach ab. Aber bei dir scheint ihn das nicht alles kalt lassen zu können.

Scheinbar bedeutest du dem Typen auch was und er hält dich nicht nur für eine gute Nummer für eine Nacht. Criss hat gesagt, dass René ihn gefragt hat, wie er sich fühlen würde, wenn er gesagt bekäme, dass er nur eine schöne Nacht war.

Ich kann ihn verstehen und ich glaube, du bist ihm sicherlich alles andere als egal.“

Swantje seufzte: „Dass er so ausgerastet ist, das weiß ich. Er hat es mir heute gesagt. Wir haben uns total gestritten.

Fabian war nicht dabei und somit sind wir von einem auf’s andere gekommen und waren plötzlich bei der Nacht.

Er hat mich gefragt, warum ich mich nicht gemeldet habe. Ich hab ihm von Dianas E-Mail erzählt...

Er war entrüstet. Er hat geschrieen und ich habe ihn nicht wieder erkannt. Er hat mich gefragt, ob ich wirklich so von ihm denken würde und ob das nicht genau das gewesen wäre, worüber wir nachts noch geredet hätten, dass er also keine Mädels einfach nur so ausnutzt.

Dann hat er mir vorgeworfen, dass ich mich ja nicht bei ihm gemeldet habe und alles versucht hätte, zu verhindern, dass er sich bei mir meldet. Ich hätte ihn ja fragen können, was es damit auf sich hat. Irgendwann hat er sich dann wieder halbwegs beruhigt und war ganz ruhig. Er wollte wissen, wie wir jetzt weitermachen: Ob ich mir eine eigene Meinung bilden möchte oder bei Dianas bleibe.“

„Au man, Swantje, das war eine Aufforderung an dich, ihm eine Chance zu geben. Habt ihr denn dann wenigstens in Ruhe noch mal drüber geredet? Oder hast du ihn fertig gemacht?“

„So habe ich das noch gar nicht gesehen, also das mit der Chance. Wir haben nicht weiter drüber geredet, ich habe gesagt, auf die Frage hin, was ich möchte, dass ich die Aufnahmen fertig machen will.“

„Man, Swantje, wie verpeilt bist du eigentlich? Das war doch direkt noch ein Brett vor seinen Kopf.“, Anne stöhnte auf.
 

„Ach, Anne, in dem Moment war es die einzig richtige Entscheidung für mich. Aber was mir durch dieses Gespräch mal bewusst geworden ist: Er hat sich dieselben Gedanken gemacht, wie ich.

Ich war abgeschreckt, wegen der E-Mail und hab mich gefragt, warum er mich so verarscht, er hat sich, nachdem du ihm gesagt hast, dass ich nichts mehr von ihm wissen will, und weil ich mich nicht gemeldet habe, gefragt, warum ich nur mit ihm gespielt habe.

Mir ist bewusst geworden, dass es ihm genauso scheiße ging wie mir.“

Anne wurde lauter: „Und was sagt uns das? Mädel, denk doch mal scharf nach!“

„Ja, ich weiß. Aber ich denke mal, dass sich das wirklich erledigt hat. Ich hab dir ja noch nicht alles erzählt.“, Swantje schwieg.

„Was hast du wieder angestellt? Hast du ihm gesagt, dass du ihn so sehr hasst, dass du ihn nicht mehr vor Augen sehen kannst?“, man merkte Anne an, dass sie irgendwie leicht sauer war.

„Nein, so nicht. Er hat eher den Rückzieher gemacht.“

„Ja, wieso das denn? Erst schreit er dich an und sagt dir, dass es ihm scheiße ohne dich ging und dann geht es ihm plötzlich doch gut??“

„Nein, so auch nicht. Jetzt lass mich doch mal erzählen. Außerdem darf ich mich gerade nicht aufregen, weil ich Auto fahre, also mach mal langsam, bitte!“

„Ja, Entschuldigung! Dann erzähl halt…“, Anne war aufgeregt.

„Er hatte ja gesagt, dass er sich eigentlich nach dem Konzert, wo er so ausgerastet ist, damit abgefunden hat, dass er mich nicht mehr sieht. Und dann stand ich ja im Studio von jetzt auf gleich und hab ihn total aus der Bahn geworfen. Nicht, dass es mir nicht genauso ging, aber egal jetzt mal. Jedenfalls haben wir uns ja dann geeinigt, jetzt die Aufnahmen zu machen.

Die sind dann am Anfang natürlich tierisch schief gelaufen, weil ich so durch den Wind war, dass ich nicht singen konnte.

Irgendwann hat es dann aber geklappt und wir haben alle Songs eingesungen. Dann haben wir uns die Aufnahmen in der Regie angehört.“

Anne unterbrach sie: „Und dann? Wie war er die ganze Zeit bei den Aufnahmen?“

„Moment, moment! Er war sehr ruhig und hat eben seinen Job gemacht. Wir haben nur noch über fachlichen Kram geredet. Dann haben wir uns, wie eben, bevor du mich unterbrochen hast, bereites gesagt, die Aufnahmen angehört.

Ein Stück hat mir nicht gefallen. Und zwar der Song, den ich geschrieben habe, der über die gemeinsame Zeit nach dem Konzert von René und mir handelt. Also haben wir den neu eingesungen.“

Anne unterbrach sie schon wieder: „Stopp! Stopp! Stopp! Der Song ist doch für eine Männer- und eine Frauenstimme. Ich dachte, Fabian war gar nicht da gewesen!? Wie habt ihr das dann noch mal eingesungen? Per Handyschaltung?“

„Nein, das hab ich dir ja noch gar nicht gesagt. Sorry. Fabian hat beschlossen, dass Renés Stimme besser zu meiner und zu dem Stück passen würde. Das war ja das Schlimme für mich, als er mir das gestern gesagt hat.

Weißt du, da singe ich mit René unsre Geschichte, und wir wissen beide nicht, wie es weitergehen soll. Naja, jedenfalls sind wir dann wieder in die Aufnahmekabine, boah, die ist so klein. Ich konnte mich kaum bewegen, ohne dass ich ihn zwangsläufig berühren musste.

Einmal mussten wir kurz anhalten. René hatte mich so angesehen, dass ich mich erschreckt und dann verschluckt habe. Ich habe keine Luft mehr bekommen und René hat mich in den Arm genommen und so lange festgehalten, bis ich mich wieder gefangen hatte. Dann hat er mich blitzschnell losgelassen, als ob es strafbar gewesen wäre.“

Anne quietschte: „Und? Und? Und?“

Swantje ließ sich nicht beirren und sprach weiter: „Das war das erste Mal, dass er sich zurückgezogen hat. Und dann hab ich wieder angefangen zu singen und hab mich konzentriert.

Du weißt ja, dass ich meist meine Augen schließe, wenn ich singe und das gut werden soll. Plötzlich spüre ich einen Ruck und bin mit dem Rücken an der Wand, wie gesagt, es war sehr eng, und als ich meine Augen öffne, sehe ich nur Renés Gesicht vor meinem und spüre in gleichen Moment, dass er mich küsst…“

Anne schrie auf: „Wow!“

Swantje ließ sich immer noch nicht unterbrechen: „Er hat meine Hüfte umfasst und mich an sich gezogen, sein Kuss wurde intensiver und ich habe mich nicht gewehrt oder so, aber plötzlich lässt er mich so abrupt los, wie er mich auch festgehalten hat und springt einen Schritt zurück. Dann hat er sich entschuldigt, dass er mich geküsst hat und ehe ich was antworten konnte, weil ich doch sehr sprachlos war, meinte er, dass es nie wieder vorkommen wird, ich ihn aber einfach so verwirre, dass er selbst nicht mehr weiß, wie er sich verhalten soll.

Dann haben wir den Song zu Ende aufgenommen und ich habe mich schnell verdünnisiert.“

Anne hustete: „Ähm, liebe Swantje, warum hast du dem Kerl denn nicht gesagt, dass das so schlimm gar nicht war, dass er dich geküsst hat? Der wird doch jetzt für sich wirklich beschlossen haben, dass du ihn nicht willst und er dich deshalb aus seinem Kopf bekommen muss. Und jetzt sei doch mal ehrlich: Wenn du dich nicht gewehrt hast gegen den Kuss, dann können dein Kopf und dein Verstand doch gar nicht soviel gegen den René haben, oder?“

„Vielleicht hast du Recht, aber in dem Moment war mir das alles gar nicht so klar. Ich denke mal, dass es gut war, dass ich nichts gesagt habe.

Stell dir doch mal vor, ich hätte gemeint: Boah, wie toll! Noch mal, küss mich sofort! Und hätte dann im nächsten Moment gemerkt, dass es falsch ist, das wäre für den René ja noch schlimmer geworden.“

„Und? Ist dir was klar geworden?“, Anne war mal wieder extrem neugierig, aber wer konnte es ihr verdenken.

„Hmm…“, Swantje seufzte: „Ich weiß jetzt, dass er einfach wunderbar küssen kann.“

„Oh, Swantje, ich wollte eine vernünftige Antwort!“

„Ich weiß, ich weiß… Ich bin mir noch nicht ganz klar, ob es wirklich das richtige wäre. Vor allem habe ich ihn ja nun schon wieder vor den Kopf gestoßen, und seiner Reaktion nach zu urteilen, weil er sich ja entschuldigt hat, denkt er auch, dass das Kapitel abgeschlossen ist.

Oder was würdest du denken, wenn du jemanden küsst, dich dann entschuldigst, und dein Gegenüber nichts anderes sagt, als „Hmm“? Das wäre doch abschreckend, oder? Ich denke nicht, dass es da noch irgendeine Chance gibt. Von daher…

Wir sind jetzt auseinander gegangen, nachdem wir die Missverständnisse über Nicht-Melden beim anderen und One-Night-Stand-Absichten geklärt haben, und das ist wahrscheinlich das Beste.

Wir sehen uns vielleicht noch mal zufällig irgendwo, aber mehr wird das nicht mehr.“
 

Anne seufzte theatralisch: „Ok, wenn du das so richtig findest. Ich würde ja nicht so schnell aufgeben und das machst du normal auch nicht. Aber ist deine Sache… Kommst du trotzdem am Freitag mit auf das Konzert?“

Swantje antwortete: „Klar komm ich mit, was ist das denn für eine Frage? Und ich denke noch mal drüber nach, wenn dich das beruhigt. So, und jetzt muss ich auflegen. Ich bin gleich auf dem Hof. Treffen wir uns dann auf dem Konzert? Ich denke ja mal, dass du mit Criss vor fährst, oder?“

„JA, treffen uns dann da. Viel Spaß mit Cure! Ich freu mich auf dich! Und mach dir nicht mehr so viele Gedanken, du musst es für dich wissen und nicht, wie ich es möchte, Ciao!“, und schon hatte Anne aufgelegt.

Swantje entscheidet sich

**** nicht erschrecken, meine Fanfic wurde anscheinend von hinten angefangen mit em Korrekturlesen, also müsst ihr leider noch auf den Anfang warten ;-) ****
 

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Swantje schüttelte den Kopf, lachte und stellte ihr Auto neben dem Stallgebäude ab.

Sie ging zu ihrem Pferd und machte es fertig.

Ihr Reitlehrer kam um die Ecke: „Guten Abend, die Dame! Seit wann trägst du denn XXL?“

Swantje bemerkte jetzt erst, dass sie noch Renés Pulli trug, sah an sich herunter und lachte: „Ach, ich bin so arm, ich kann mir keine eigene Kleidung mehr leisten, ich muss mir die schon zusammen leihen. Der Pullover gehört einem…äh…Freu…ähm… Bekannten von mir. Der hat mir den eben geliehen, weil ich gefroren habe.“

„Ich wollte schon sagen: Bei deiner Figur musst du wirklich nichts an dir verstecken! Gehst du raus, oder willst du in die Halle?“, fragte ihr Reitlehrer und streichelte ihr Pferd.

„Ich geh ein bißchen in den Wald. Hältst du ihn grade fest, dann kann ich aufsteigen?“ Der Mann nickte und Swantje schwang sich auf das Pferd. Sie ritt in den Wald und vertiefte sich in Gedanken.
 

Sie sah René vor sich, wie er sie an die Wand gedrückt hatte und sie küsste. Sie hatte sich nicht gewehrt, sondern die Augen wieder geschlossen, sich ihm ganz überlassen und ihn eher aufgefordert, weiterzumachen, als ihn zu stoppen. Aber das eben war der René gewesen, den sie in der Nacht kennen gelernt hatte. Einerseits wusste er genau, was er wollte, aber andererseits war er so vorsichtig und schüchtern, dass er sich erst einmal wieder absichern musste. Daher war er auch zurückgesprungen. Er wusste einfach nicht, ob es richtig gewesen war.

Letztendlich war es das gewesen, aber es war auch gut gewesen, dass der Kuss so jäh auseinander gerissen worden war.

So konnte sie sich im Ruhigen, ohne René vor der Nase, klar werden, was sie wollte.

Der musste für sich allerdings auch entscheiden, was er wollte. Swantje dachte an den Videodreh, bei dem alles ja irgendwie angefangen hatte, auch wenn es damals nicht danach aussah, als wenn sie da jemals etwas entwickeln könnte. Swantje galoppierte los und fing an zu lachen und zu schreien. Cure wurde immer schneller und sie hatte das Gefühl zu fliegen, so wie beim Dreh, als sie durch den Wald preschen sollte, um René zu retten.

Sie raste auf eine Lichtung zu und blieb darauf stehen. Swantje sog den Duft von Renés Pullover ein, streckte die Hände zum Himmel und schrie.

Im selben Augenblick fing es an in Strömen zu regnen und das Wasser floss über ihr Gesicht. Sie lachte und schrie immer weiter. Dann warf sie eine Kusshand Richtung Himmel: „Papa, du bist der Beste! Meine Menschenkenntnis lässt mich doch nicht im Stich!“ Sie trieb Cure an und verschwand wieder im Wald.
 

„Hallo Mama, ich hab Brötchen mitgebracht!“, Swantje kam gerade vom Einkaufen heim und begrüßte ihre Mutter, die vom Nachmittagsdienst aus dem Krankenhaus gekommen war.

„Ui, ich habe die Ehre noch mal mit meiner Tochter zu Abend zu essen!“, Swantjes Mutter lachte und begrüßte Raven, der an ihr hochsprang. „Was hast du denn heute Abend noch so vor?“ „Ich fahr zu den Vamps und treffe mich da mit Anne.“, Swantje deckte den Tisch.

„Aha…Zu den Vamps also. Nur wegen der Musik natürlich.“, ihre Mutter lachte vielsagend und reichte ihr ein Paket, „Das lag eben vor der Haustür, als ich heim kam. Ist für dich. Hast du irgendwas bestellt?“ Swantje schüttelte den Kopf. Sie setzte sich neben ihre Mutter und schmierte sich ein Brötchen. Dabei riss sie den Umschlag auf. Zum Vorschein kam eine Cd-Hülle.

Swantje schrie: „Das ist sie, das ist sie! Mama, das ist meine Cd, also, Fabians und meine, also die von der Band! Die müssen wir uns jetzt anhören!“ Sie sprang auf, nahm den CD-Player und legte die CD ein. Sie lehnte sich zurück und ließ die CD laufen. „Das ist mein Lied!! Mama, hör genau zu!“

Ihre Mutter lauschte: „Ja, aber das ist nicht Fabian, der da singt. Wer ist das?“

„Das ist René, der Besitzer des Studios. Der hat für uns die Drums eingespielt und das Lied hier eben mit mir gesungen, weil Fabians und meine Stimme irgendwie nicht zusammen gepasst haben.“ Swantje war ganz aus dem Häuschen und tanzte um den Tisch herum. „Was grinst du denn so? War das der René?? Der, wegen dem du bei deinem Vater warst und wegen dem wir Vanillepudding gegessen haben?“ Swantje grinste nun noch mehr und nickte.

„Schöne Stimme hat er ja. Was sagt denn dein Bauch?“ „Ach Mama, ich weiß es ja noch nicht so richtig. Mal schauen, was er mir gleich sagt, wenn ich ihn sehe. Apropos, ich muss mich mal endlich fertig machen. Bis später!“, Swantje verschwand im Bad.

Sie sprang unter die Dusche, trocknete sich ab, zog ihre Jeans und ein enges, figurbetontes T-Shirt an, machte ihre hüftlangen dunklen Haare zu einer Löwenmähne und schminkte ihre Augen so, dass sie grünblau funkelten und ganz besonders auffallend strahlten.

Dann ging sie runter und präsentierte sich ihrer Mutter: „Na, kann ich so gehen?“ „Oweia, so hab ich dich ja schon ewig nicht mehr gesehn! Klar kannst du so gehen. Siehst toll aus! In deiner CD-Hülle klebt übrigens noch ein Zettel.“, Swantjes Mutter reichte ihr die Hülle. Swantje nahm sie und las:

„Hey, Große!

René hat die Cd doch schneller fertig bekommen als gedacht. Ist super geworden, oder?

Ach ja, denke du kannst das hier brauchen…“, es folgte eine Telefonnummer, „Ich denke mal, dass ich doch mehr mitbekomme, als du denkst! Werf deine Gefühle nicht einfach über den Haufen! René wird sich sicherlich freuen, wenn du dich meldest, um mit ihm zu reden! Viel Spaß heute Abend, Fabian“
 

Swantje war sprachlos: Woher wusste Fabian Bescheid? Hatte Anne etwa? Nein, das würde sie nie…

Aber Fabian war einen Tag alleine mit René gewesen, und Fabian war ein guter Beobachter, der dann auch auf Antworten drängte. Er hatte sicherlich mit René über alles gesprochen. Fabian war ein Schatz.

Swantje grinste noch mehr.

Dann sah sie auf die Uhr: „Oh mein Gott! Ich muss schon in zwanzig Minuten an der Halle sein. Ciao Mama!“, sie drückte ihrer Mutter einen Kuss auf die Wange, griff nach Tasche und Autoschlüssel und war auch schon aus der Türe hinaus. Ihre Mutter sah ihr kopfschüttelnd nach und ging mit Raven ins Wohnzimmer, wo sie es sich bequem machten.

Erneutes Wiedersehen

Swantje hechtete in die Halle.

„Puh, gerade noch geschafft!“, seufzte sie.

Jemand tippte sie von hinten an: „Hallo Swantje! Schön, dich noch mal zu sehen!“

„Oh, Gerlinde! Ja, ich hatte ja gesagt, dass ich wieder kommen werde.“

Gerlinde sah sie besorgt an: „Er ist ruhiger geworden, viel ruhiger. Wir vom Fanclub erkennen ihn nicht wieder. Er flirtet nicht mehr von der Bühne aus mit dem Publikum oder spielerisch mit einzelnen Mädels, er lacht nicht mehr so viel. Auf dem letzten Konzert war er so aggressiv.

Ich hoffe, das ist heute nicht wieder so. Außerdem war er ja sonst immer jemand, der vor und nach dem Auftritt und auch in den Pausen ins Publikum kam, aber das macht er auch nicht mehr. Er hat sich total zurückgezogen. Von unserm Prince Charming ist nicht mehr viel übrig.“

„Ich weiß. Wurde mir schon aus verschiedenen Quellen zugetragen. Sagst du ihm, dass ich da bin?“, Swantje fragte bittend.

„Ich habe René schon gesagt, dass ich mich da raushalte, also sage ich dir dasselbe. Aber ich denke, ich brauch ihm eh nichts zu sagen. Er hat dich wahrscheinlich bereits gesehen. Eben als du kamst, stand er am Eingang und hat telefoniert. Wenn du ihn nicht gesehen hast, er hat dich sicher bemerkt. Du strahlst heute richtig! Man muss gar nicht genau hingucken, um dich wahrzunehmen. Du siehst toll aus!“

„Danke Gerlinde! Dann werde ich mal sehen, ob er mich wirklich bemerkt hat.“ „Mach das Beste draus!“, Gerlinde zeigte ihr einen gedrückten Daumen. „Ich werde es versuchen! Danke!“, Swantje kämpfte sich Richtung Backstage und griff fester in den Pullover, den sie an ihrer Tasche befestigt hatte.
 

Sie öffnete die Tür zum Raum der Band. Anne sah sie als Erste und kam auf sie zu: „Hallo Süße! Schön, dass du da bist! Komm, setz dich zu uns!“, sie wollte Swantje zu Criss und sich ziehen, aber Swantje schob ihren Arm sachte weg. „Moment grade bitte!“

René hatte seinen Kopf gehoben und sich ihr zugewandt. Sie ging auf ihn zu und blieb vor ihm stehen.

Sie löste den Pulli und reichte ihm diesen: „Sorry, den habe ich aus Versehen mitgenommen. Ist frisch gewaschen und riecht auf keinen Fall nach Pferd oder so. Viel Spaß nachher da draußen!“

Dann drehte sie sich wieder um und ging zur Tür. Sie wandte noch einmal ihren Kopf und rief den anderen zu: „Viel Spaß gleich! Rockt die Halle!“ Dann ging sie.

René sah ihr nach, seufzte, legte den Pullover zur Seite und machte sich dann weiter fertig.

Criss kam zu ihm: „Hä? Das versteh ich jetzt aber ganz und gar nicht! Was ist denn jetzt schon wieder los? Sonst hast du einen Ausraster bekommen, weil sie nicht da war, jetzt kommt sie rein und du schweigst sie an, zuckst nicht mal mit der Wimper und lässt sie wieder gehen? Warum hast du sie dir jetzt nicht gegriffen und mit ihr geredet?“

Anne trat hinter ihn und legte ihm eine Hand auf die Schulter: „Criss, lass! Bitte!“

„Nein, ich lass nicht! Wir haben uns letzte Woche sehr deswegen in die Haare bekommen und ich habe dich erlebt, wie ich dich eigentlich nicht kenne. René, du bist mein bester Freund, ich will wissen, was da los ist!“

„Criss, bitte!“, Anne versuchte ihr Bestes.

René sah Anne dankbar an: „Anne, ist schon ok. Criss, ich habe schon mit Swantje geredet…“

Jetzt mischte sich Marq noch ein: „Aha…und beim Reden musste sie deine Jacke anziehen? Den Pulli da hattest du aber nicht an eurem „Kuschelabend“ an. Habt ihr euch noch mal getroffen?“

René zog sich weiter um und antwortete ganz ruhig: „Getroffen kann man so nicht sagen. Sie ist die Sängerin einer Band, die eine CD bei mir aufnehmen wollte. Haben am Montag die Vocals aufgenommen und plötzlich stand sie vor mir. Ich wusste vorher nicht, dass es um sie geht. Und es war eben kalt im Studio, sie hat gefroren und ich hatte den Pulli eben in der Aufnahme liegen. Dann hat sie ihn angezogen und vergessen, mir wiederzugeben. Und nein Marq, um deine wahrscheinlich noch kommende Frage schon vorab zu klären: Es ist nichts gelaufen und es wird auch nichts laufen.“

Marq, Criss, Anne und mittlerweile auch Tobi sahen sich an und Anne seufzte: „Ich geh dann schon mal raus. Bis später und viel Glück da draußen!“

Swantje und Anne vor der Bühne

**** Ich muss nochmal darauf hinweisen, dass die Rechte für die Songtexte, die gleich folgen werden, bei der Band "Vampire" liegen =) ****
 

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„Na, Maus!“, Anne trat an Swantje heran, die an der Wand lehnte und zur Bühne blickte. „Die Jungs kommen gleich raus und fangen an. Hast du dir noch mal Gedanken gemacht wegen René?“ Swantje schüttelte den Kopf: „Nicht so wirklich. Ich weiß, dass er mir nicht egal ist, aber seine Reaktion eben hat ja auch Bände gesprochen, oder?“

„Naja, ich will ja nichts sagen, aber er hat eben zu Criss und Marq gesagt, dass zwischen euch beiden nie etwas gelaufen wäre und auch nie etwas laufen wird. Es tut mir so leid, Süße!“, Anne nahm Swantje in den Arm.

Da kamen die Jungs schon auf die Bühne und fingen an zu spielen. Swantje und Anne liefen vor zur Bühne und hüpften herum. „Ablenkung ist die beste Medizin!“, schrie Swantje gegen die Musik an und Anne nickte.

Criss winkte den beiden Mädels und warf Anne eine Kusshand zu. Anne schmachtete ihn an und Swantje betrachtete das Spektakel auf der Bühne. Das erste Lied war zu Ende und René trat nun ans Mikro. Tobi spielte die ersten Takte auf der Gitarre und die Menge fing an zu jubeln.

Anne boxte Swantje in die Seite: „Im Vergleich zu letzter Woche fangen sie diese Woche mit den soften Songs an. Hab eben die Setlist gesehn. Nach „Since the first day“ kommt noch „Talk to me“. Also, lehn dich zurück und genieße!”
 

Anne tanzte zur ruhigen Musik und René begann zu singen:
 

„I don´t know where I´ve seen you

Where do I start the search for you

The pressure´s high inside my mind

So believe I need you by my side

I wanna know, I wanna know where

Are you here, are you there

Come on please come on please show you

Cause since a year I got an eye on you

Since I´ve seen you the first day

My heart burns like the sun

I have to look in your eyes again…”
 

Anne sang mit und stupste Swantje an. Sie deutete auf die Bühne. Criss, Marq, Tobi, Claus und Franky sahen René an, der ganz vertieft in Gedanken ins Publikum starrte. Swantje suchte seinen Blick. Er sah sie an mit einem Blick, der ihr deutliche machte, dass er sie meinte, und sang weiter:
 

„…Cause I don´t breath until this night comes

Since the day that I´ve seen you

I feel bad got nothing else to do

Except running up and down

Day by day there´s nothing I have found

I wanna know I wanna know where

Are you here, are you there

Come on please come on come on please show you

Cause since a year I got an eye on you

I got an eye on you I got an eye on you

Since I´ve seen you the first day

My heart burns like the sun…”
 

Swantje konnte dem Blick nicht standhalten, sie schaute weg und tanzte mit Anne zu dem Song.

Sie wollte nicht sehen, dass er sie ansah. Es war für ihn doch beendet und eigentlich war das für sie beide das Beste.

Wenn etwas schon mit einem solchen Hin und Her begann, wie sollte es dann weitergehen? Hatte das ganze denn dann einen Sinn? Aber wenn er sie so ansah und dann solch einen Text sang?

Die Menge applaudierte und Vampire spielten den nächsten Song.

René und Marq standen nun nebeneinander an ihren Mikros und begannen zu singen:
 

“Here I sit with your pictures in my hands

Thinking `bout the easy times together we went through

My world has turned to black and white

In this lonely time I wish I were with you

I`m sitting here still waiting

doesn`t really know the fire she burned inside…”
 

Marq setzte aus und René schrie schon fast ins Mikro, während er Swantje fixierte:
 

„Talk to me talk to me

And all the fears of mine would be easier to see

Oh baby …

Talk to me talk to me

A sweet and winning word and it`d be easier for me

Oh baby talk... Talk to me!”
 

Swantje konnte nicht mehr: „Ich muss mal kurz auf Toilette. Lauf nicht weg, ich komme wieder!“, sie lief durch die Halle und verschwand in der Tür.

Nach einer Zeit kam sie wieder und drückte Anne eine Flasche Wasser in die Hand: „Hier, für ausgelassene Tänzer eine Erfrischung!“

Sie lachten.

„Ok, meine lieben Gebissenen. Wir verabschieden uns jetzt mal in die Pause. Bis gleich wieder.“, Marq winkte ins Publikum und die Vamps verließen die Bühne.
 

Keine zwei Minuten später kam Criss zu Anne und Swantje gehechtet: „Na, ihr beiden Schönheiten! Wie gefällt es euch?“

Anne grinste: „Ich find’s toll, wie immer! Aber ihr solltet René nicht so anstarren, wenn er singt. Das sieht komisch aus.“

„Ja, aber es sah so lustig aus. Normalerweise hat René sein Mikro in der Hand, heute stand er hinter dem Mikroständer. Im Normalfall bewegt René sich auch beim Singen. Heute stand er ganz starr da und hat einen Punkt im Publikum fixiert. Wir fanden es halt irre komisch.“, Criss lachte.

Er legte den Arm um Swantje: „Wie geht’s dir? So halbwegs alles klar bei dir?“ Swantje lächelte ihn an: „Klar, war ja nie anders, oder?“

Criss schmunzelte: „Hmm, klar, war nie anders.“ Criss und Anne küssten sich und Swantje sah sich um.

Marq und Franky winkten ihr zu. Tobi und Claus standen umringt von einer Horde junger Mädchen, die alle breit grinsend um sie herumhüpften.

Dann sah sie René. Er lehnte am Türrahmen und unterhielt sich mit Gerlinde. Jedoch sah er diese nicht an, sondern schaute zu Swantje. Als er merkte, dass Swantje ihn auch ansah, blickte er weg und verschwand dann auch bald wieder im Backstagebereich.
 

„Swantje? Hallo, Swantje? Jemand zu Hause?“, Criss winkte mit seiner Hand vor Swantjes Gesicht hin und her. „Was? Äh, ja! Klar, bin da. Hast du was gesagt?“ Anne und Criss lachten: „Ja, ich habe dich zu meiner Geburtstagsfeier nächste Woche eingeladen. Also wenn du Zeit und Lust hast.“ Swantje grinste verlegen: „Ähm, ja klar, gerne, danke!“ „Schön, das freut mich! So, ich mach mich dann auch mal wieder ab auf die Bühne. Viel Spaß euch noch!“

Er gab Anne einen Kuss und ging mit Marq und Tobi auf die Bühne.

Der "myteriöse" Zettel

„Sag mal, wenn ihr euch noch weiter so mit Blicken an einander festheftet, dann brauchen wir heute Abend ein Brecheisen, um dich aus der Halle zu bekommen! Was ist los? Dem fallen gleich die Augen aus dem Kopf, wenn er dich weiter ansieht und du bist auch nicht besser!“, Anne stellte Swantje zur Rede.

„Anne, ich will ihn! Ich würde am liebsten die ganzen Tage zurückdrehen und noch mal bei dem Konzert anfangen, wo ich auf die Bühne musste.“

„Dann mach was dran!“, sagte Anne und fing dann an zu schreien, weil Criss ein Basssolo spielte.

Swantje lächelte und sprang rum, wie sie es normal immer auf Konzerten mit Anne tat. Die beiden Mädels gaben sich der Musik voll hin und tanzten miteinander.
 

Als nächster Song erklangen wohlbekannte Takte: Es war Swantjes absoluter Lieblingssong: „Küss mich“. Anne und Swantje kreischten auf und sprangen wie verrückt auf der Stelle herum. René begann zu singen:
 

„Ich weiß, ich weiß, wie du heißt,

ich weiß, ich weiß, was du treibst,

kann nicht mehr schlafen,

kann nichts mehr essen,

ich bin von deinem Anblick besessen.

Ich weiß, ich weiß, wie du fühlst,

ich weiß, ich weiß, wie du liebst,

durch das Schlüsselloch werd ich mich schleichen,

um in deine Seele zu beißen.

Mein Geist schwebt über dir,

du kannst mich retten mit ´nem Kuss von dir!

Küss mich, küss mich,

küss mich nur einmal!...“
 

„Hast du einen Zettel?“, Swantje schrie Anne ins Ohr. „Ja, warum?“ „Geb einfach mal!“, Swantje riss Anne den Zettel aus der Hand, kramte einen Stift aus ihrer Tasche und schrieb etwas auf das kleine Blatt Papier.

Dann winkte sie Criss zu sich heran, gab ihm den Zettel und schrie ihm ebenfalls was ins Ohr.

Criss öffnete den Zettel und begann zu lachen. Er faltete ihn wieder, so gut das während dem Bass spielen ging, trat zu René rüber, der ganz konzentriert sang und hielt ihm den Zettel unter die Nase.

René griff danach und sah Criss verständnislos an. Während er weiter sang, klappte er das Blatt auseinander und las es.

Ein breites Grinsen erstreckte sich über sein Gesicht. Es wurde immer stärker und stärker. Er schob den Zettel in seine Lederhose und sang weiter.

Der Song endete und die Vamps begannen mit dem nächsten. Swantje blickte zu René, doch der lachte nur.

Anne sah Swantje an: „Was stand auf dem Zettel?“ Swantje zuckte mit den Schultern: „Ach, nix besonderes. Hat sich jetzt anscheinend eh erledigt. Komm, Bewegung tut dem Körper gut!“

Sie sprang wieder zur Musik herum und Anne machte es ihr nach.
 

Anne tippte Swantje nach einer Zeit an: „Wenn sich die Sache auf dem Zettel erledigt hat, warum geht Criss dann ständig zu René und sagt ihm was und René antwortet? Hm? Criss hat den Zettel ja auch gelesen, also?“

„Ah, Anne, später! Jetzt genieß doch bitte das Konzert!“ Swantje ignorierte sie und tanzte weiter.

Anne zuckte mit den Schultern und bewegte sich ebenfalls. Vampire waren nun am Ende ihres Programms angekommen. Marq und René verabschiedeten sich vom Publikum und auch die anderen vier winkten in die Menge. Dann verschwanden sie hinter der Bühne.

„So, jetzt hast du ja mal Zeit, mir zu erklären, was denn da stand und warum René so gegrinst hat!“ Anne stellte sich vor Swantje und sah sie auffordernd an. „Also??!“

Swantje antwortete ihr: „Anne, es ist echt egal, es hat sich eh erledigt, also lass es uns vergessen, ok?“

Swantje lief eine Träne über die Wange. „Aber Süße, was ist denn los?“, Anne wollte Swantje gerade umarmen, da kam Criss und drehte Anne zu sich um:

„Na, mein Schatz! Wie hat es dir gefallen? Komm wir gehen schon mal in den Backstageraum. Dann kannst du was trinken…“, er legte einen Arm um sie und zog sie Richtung Tür.

Anne drehte sich ständig nach Swantje um und wollte sich von Criss losreißen: „Criss, da stimmt was nicht. Ich muss nach Swantje sehen! Die weint. Lass mich sofort los!“

Criss lachte: „Ach, um Swantje kümmert sich schon jemand, keine Sorge! Und jetzt komm!“ Er schloss die Tür hinter den beiden.
 

Swantje stand nun in einer Menge von Menschen und fühlte sich doch vollkommen alleine. Was war denn jetzt mit Criss los? Er zerrte Anne weg von ihr, obwohl er gesehen hatte, dass da etwas nicht stimmte. Swantje kullerte eine Träne nach der anderen aus den Augen.

Aber was hatte sie erwartet?

Dass René plötzlich wieder so ist, wie sie ihn kennen gelernt hatte? Nein, das ging anscheinend nicht.

Swantje wollte nur noch weg, sie wollte heim, zu ihrem Hund, in ihr Bett, einfach alleine sein.

Sie drehte sich um und rannte gegen jemanden. „Entschuldigung, das wollte ich nicht!“, murmelte sie mit gesenktem Kopf und wollte weiter gehen.

Doch sie wurde an ihrem Arm festgehalten. Sie blickte auf den Arm.

Eine Hand hielt sie fest, aber ganz sanft ohne ihr weh zu tun.

Swantjes Blick haftete auf der Hand, die sich nun löste und ihren Weg zu Swantjes Hüfte suchte. Swantje sah ihr nach. Dann wanderte ihr Blick von der Hand über den Arm zum Gesicht der Person. Sie sah in zwei ihr vertraute Augen. Sie schimmerten braun-grün und strahlten so eine Wärme und Geborgenheit aus, dass Swantje ganz vergaß, dass sie hier eigentlich weg wollte.
 

„René…“ flüsterte sie. Er lächelte und sie spürte, wie der Griff an ihrer Hüfte fester wurde und er ihren Körper näher zu sich heranzog. Mit seiner freien Hand wischte er ihre Tränen von den Wangen und strich ihr über die Lippen.

Dann hielt er ihr seinen Zeigefinger vors Gesicht: Auf ihm lag eine Wimper. „Wünsch dir was!“, sagte er ruhig.

Swantje lächelte: „Das habe ich bereits.“ „Das stimmt wohl…“, René lächelte sie immer noch an und pustete die Wimper davon.

Seine zweite Hand umfasste Swantjes Taille und er beugte seinen Kopf zu ihr herunter. Die beiden versanken in einen weichen, zärtlichen Kuss. Swantje ließ ihre Tasche fallen und umarmte René. Er hob sie hoch und drückte sie fest an sich.

Verwirrung in der Band

Die Tür knallte auf und Swantje kam lachend herein gelaufen.

Sie kugelte sich fast wieder auf dem Boden. Marq sprang auf: „Was ist passiert? Wo ist René?? Man sollte René nicht alleine lassen mit dir, da passiert dem immer was. Hat ihn wieder eine Frau zusammengeschlagen?“

Swantje lachte nur noch mehr.

Anne kam zu ihr, sah sie an und meinte dann ganz gelassen zu Marq: „Ach, solche Lachkrämpfe sind bei Swantje ganz normal. Die kommen öfter vor.“

Sie setzte sich zu Swantje auf den Boden: „Naja, wenigstens weinst du nicht mehr. Aber was ist denn jetzt los?“

Swantje lachte lauter und beruhigte sich dann aber so, dass sie sprechen konnte: „Es geht um eine alte Frau, ja, um genau zu sein, wieder um dieselbe alte Frau. Die steht draußen mit ihren Freundinnen. Aber nicht mehr im Morgenmantel mit Pelzpantoffeln, sondern im Vampire-T-Shirt.

Sie umringen gerade René und veranstalten eine Fotosession. Die Dame hat René sogar einen Kucken gebacken und ihm eine kühlende Salbe für seinen Bluterguss mitgebracht. Und selbst gestrickte Socken.“

Swantje kringelte sich wieder. „Aber das Beste ist: Auf den Socken ist sein Name eingestickt und Vampire. Ich glaube, der wird gerade adoptiert.“ Anne lachte nun auch mit: „Wirklich? Wie geil!“

Criss sprang auf: „Und du lässt ihn da ganz hilflos alleine? Die sind bestimmt alle nymphomanisch veranlagt und fallen gleich über ihn her.“

Er eilte nach draußen und kam ein paar Minuten später mit einem vollkommen zerzausten René wieder, der nur noch den Kopf schüttelte. „Au, man! Alte Frauen! Das die einen immer so rundum versorgen müssen.“

Criss ließ sich lachend auf den Sessel fallen: „Aber das Beste war noch der Spruch von der Ober-Oma da: Lange Haare sind ja was Schönes, aber gepflegt müssen sie sein!“

Swantje lag immer noch lachend auf dem Boden: „Brauchst du eine Bürste, um deine Haare wieder in einen pfleglichen Zustand zu bringen?“

Sie kramte in ihrer Tasche und hielt ihm dann eine Bürste hin. „Nein, danke! Gleich bietest du mir bestimmt wieder Bierwickel an, damit meine Haare wieder in Ordnung sind. Man, die haben plötzlich alle in meinen Haaren gehangen, und darüber diskutiert, dass sie auch mal so lange Haare hatten, bevor die Dauerwelle kam. Ich mach mir jetzt einfach einen Zopf, dann sind meine Haare wieder gepflegt, so!

Außerdem rede ich mit dir eh nicht mehr! Du hast mich ja nicht mal vor denen gerettet, sondern bist lachend geflüchtet!“

„Ach, du sahst so gut versorgt aus, da musste ich dich gar nicht retten. Zeig mir mal deine Socken!“, Swantje grinste und nahm ihm die Socken aus der Hand. René stellte den Kuchen in der Zeit auf den Tisch und alle Bandmitglieder und Anne fielen darüber her.

„Sogar mit Herzen, man, man, man, die Oma kann ja mal wirklich stricken!“, Swantje lachte wieder und warf René die Socken über.

Der sprang auf und jagte sie durch den Raum. Swantje quietschte: „Lass es besser sein, du weißt, wie es das letzte Mal ausgegangen ist! Ich ruf deinen Oma-Fanclub wieder rein!!“

Doch René ließ sich nicht abbringen: Er jagte sie in eine Ecke und hielt sie dann fest, hob sie hoch und trug die strampelnde Swantje zu einem der Sessel, ließ sich selbst darauf fallen und hielt sie auf seinem Schoss fest: „So, junge Dame! Du benimmst dich jetzt!“

Swantje kreischte: „Niemals!“, und rangelte mit René herum.
 

Marq, Tobi, Claus und Franky sahen sich fragend an. Criss lächelte nur amüsiert. „Criss, was stand auf dem Zettel?“, Anne verstand die Welt immer noch nicht.

Eben noch hatte Swantje geweint, dann hatte Criss sie einfach von Swantje weggenommen und jetzt kam Swantje lachend und vollkommen abgedreht in den Raum rein gelaufen und René folgte ihr, obwohl der eben noch verkündet hatte, dass Swantje und er nie eine Chance hätten.

Was war denn jetzt schon wieder los? „Jetzt sag schon!“ Criss nahm sie in den Arm und meinte: „Das musst du René schon selber fragen, ich hab’s vergessen.“ Anne sah ihn böse an: „Man, das ist echt fies von dir! René? Was stand eigentlich auf dem Zettel von Swantje?“

Swantje und René lagen halb auf dem Sessel und Swantje wuschelte René gerade die gesamten Haare durch. Der griff nur in seine Hosentasche und hielt Anne den Zettel hin und widmete sich dann wieder ganz Swantje.

„Küss mich?! Damit ich dich küssen kann, musst du schon zu mir kommen! Swantje“, Anne las laut vor, stutze dann kurz und fing an zu lachen: „Du mit deinen spontanen Einfällen! Da singt der auf der Bühne ein Lied und du schreibst so einen Zettel! Das kann auch nur dir einfallen.“

Swantje nickte: „Tja, so bin ich eben! War nur noch die Frage, ob René es macht…“ „Ja und darüber habe ich mit René ja zu Genüge auf der Bühne diskutiert. Der wollte nämlich erst gar nicht!“, Criss grinste.

Swantje schlug René gegen den Bauch: „Wie, du wolltest erst nicht?“

Er hielt ihre Arme fest und sah sie an: „Naja, wärest du nach der ganzen Geschichte direkt von der Bühne gesprungen und über dich hergefallen? Außerdem ist „nicht wollen“ der falsche Ausdruck. Eigentlich war es eher ein hin und her gerissen sein. Kannst du das nicht verstehen?“

Swantje lächelte ihn an: „Doch, kann ich sehr gut!“ Dann küsste sie ihn und die beiden bekamen nichts mehr in ihrer Umgebung mit.

„Wohoo!“, Anne freute sich: „Endlich haben die beiden es geschafft!“ Sie küsste Criss.
 

„Ok, wir gehen dann mal, wenn das hier jetzt zur Pärchen-Party wird!“, Tobi, Marq, Claus und Franky erhoben sich. René und Swantje sprangen auch auf: „Ähm, ja, wir fahren auch mal heim. Wir sollten noch über ein bißchen was reden.“ Criss und Anne grinsten: „Müssen wir beide auch noch reden?“, fragte Criss und Anne lachte.

Sie standen auch auf. Jeder nahm seinen Kram und sie verließen die Halle gemeinsam.
 

„Kommt gut heim!“, Anne, Criss, René und Swantje blieben an Annes Auto stehen und Anne umarmte Swantje: „Pass auf dich auf, ja?“

Swantje nickte und küsste sie auf die Wange: „Mach dir keinen Gedanken, ich bin doch schon groß!“ Dann ging Swantje weiter zu Criss, und Anne machte einen Schritt auf René zu: „Es sieht im Moment alles schön und toll aus, aber wenn ihr euch wieder so was leistet, wie vor ein paar Wochen, dann reiß ich euch beiden den Kopf ab. Benehmt euch, ok?“

René grinste: „Klar! Tun wir doch immer, oder?“ Anne lachte und René nahm Swantje in den Arm. Criss und Anne fuhren vom Parkplatz. Swantje winkte und wurde im selben Moment von René durch die Luft gewirbelt. Swantje lachte und schlang ihre Beine um seinen Körper. René drehte sich im Kreis und trug sie über den Parkplatz, und die beiden küssten sich.

Irgendwann blickte er ihr tief in die Augen: „Darf ich dir mal was super klischemäßiges sagen?“ Swantje warf den Kopf in den Nacken und lachte wieder: „Klischemäßig also? Dann fang mal an!“

René blieb stehen und meinte: „Du hast wunderschöne Augen! Die strahlen so und ziehen mich voll in ihren Bann. Aber irgendwie wechseln die ihre Farbe. Im Studio waren die grün dann tiefblau und jetzt sind die blau-grün. Oder trägst du gefärbte Kontaktlinsen?“

Swantje küsste ihn und antwortete: „Wie viele Mädels hast du denn schon mit dem Spruch becirct?“

René grinste: „Ich wusste, dass da sowas kommt von dir! Lass dir doch mal was Nettes sagen von mir. Ich mein das ernst. Deine Augen sind mir schon nach dem ersten Abend nicht mehr aus dem Kopf gegangen. Nicht dass mir der Rest von dir nicht auch gefällt, aber sie sind so besonders. Sie strahlen so viel aus. Das hab ich noch nie gesehn.“

„Dankeschön! Meine Augen sind sowas wie mein Stimmungsbarometer. Wenn die blau sind, bin ich traurig und verwirrt, verletzt oder weiß nicht mehr weiter, wie am letzten Wochenende. Grün sind sie, wenn ich sauer bin. Und wenn sie so sind wie jetzt, dann bin ich…“ „…glücklich?“

Anstatt René zu antworten, küsste Swantje ihn. „Na, die Antwort gefällt mir aber besonders gut! Aber ich habe sie noch nicht so gut verstanden. Könntest du das vielleicht wiederholen?“, er grinste und Swantje lachte. Sie waren an Swantje Auto angekommen.
 

René ließ Swantje runter: „Jetzt lass ich dich aber nicht mehr wegfahren.“ Er umarmte sie von hinten und vergrub sein Gesicht in ihren Haaren. „Ich will ja auch gar nicht mehr weg von dir. Außerdem glaube ich, dass mein Hund heute in meinem Bett schläft. Da pass ich ja nicht mehr rein.“

René drehte Swantje zu sich um: „Ja, was machen wir denn da bloß? Naja, vielleicht kannst du ja in meinem Gästezimmer schlafen. Oder auf dem Sofa.“ Swantje boxte in den Bauch und empörte sich spaßhaft: „Aber alleine habe ich Angst!“

„Oweia, das kann ich ja nicht zulassen. Vielleicht darfst du ja auch bei mir schlafen.“

Swantje küsste ihn und stieg dann in ihr Auto. „Fährst du vor? Ich warte dann bis du mit deinem Auto hier bist, ok?“ René nickte, küsste Swantje und ging schnellen Schrittes zu seinem Auto.

Wenige Minuten später kam er mit seinem Golf angefahren und Swantje fuhr hinter ihm her.

Bei René zu Hause

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Romantik und Schnulze pur

Swantje und René lagen Nase an Nase auf dem Sofa und sahen sich an. „Das war schön!“, Swantje küsste Renés Nasenspitze.

Er grinste: „Joa… war ganz ok!“ Swantje sah ihn schockiert an.

Als er aber anfing zu lachen, boxte sie ihn in den Bauch: „Menno! Verunsichere mich nicht so!“, nahm sich eine Decke, wickelte sich darin ein und meinte: „Ich geh jetzt duschen!“

Sie hob die Nase in die Luft und stapfte durchs Zimmer zur Treppe. René blieb lachend auf dem Sofa zurück. Er zog seine Shorts an und ging in die Küche.

Er setzte sich hin, trank an seinem Glas und wartete. Irgendwann kam Swantje die Treppe runter, kam zu ihm in die Küche und lehnte sich an den Herd.
 

Sie hatte ihre Haare mal wieder lose im Nacken zusammen gemacht und sich die Schminke aus dem Gesicht gewaschen. „Schönes Shirt!“, René schmunzelte: „Das kenn ich irgendwoher, ich glaube, ich hab das auch!“

Swantje grinste ihn an: „Das lag da auf einem Wäschestapel und ich dachte, dass du nichts dagegen hast, wenn ich es anziehe. Ich hatte keine Lust auf Jeans und Top und was anderes hab ich ja auch nicht dabei.“

Sie sah an sich runter. Das T-Shirt ging ihr fast bis an die Knie. „Ich hab auch nichts dagegen.“, René stand auf und stellte sich vor sie.

Er trat mit seinen Füßen leicht auf ihre Zehen: „Willst du auch noch Socken von mir haben, auch wenn die zu groß sein werden?“

Sie lachte: „Nein, danke, lass mal, ich laufe gerne barfuss! Außerdem kühlt das schön. Ist ja immer noch ziemlich warm hier. Immer diese Hitzewellen im Sommer!“

„Dir ist also wegen dem Sommer so warm…Nicht vielleicht wegen eben?“, René strich ihre Haare zur Seite, beugte seinen Kopf und küsste Swantjes Hals.

„Ich weiß nicht, was du meinst!“, Swantje lachte und schob seinen Kopf dann sanft weg.

„Du gefällst mir so natürlich übrigens fast noch viel besser, als eben so mit Schminke und Sturmmähne. Obwohl die Löwenmähne auch was hatte.“, René strich ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

„So natürlich? Was soll das denn heißen?! So verwuschelt wie ich grade aussehe?“, Swantje machte auf beleidigt.

„Nein, aber das hat was Besonderes. Stundenlang vorm Spiegel stehen und dann gut aussehen und sexy rüberkommen, das kann doch jeder. So wie du da jetzt stehst: So barfuss, halb zusammen gemachte Haare, ein T-Shirt bis zu den Knien… Und trotzdem strahlst du etwas aus, was mich anzieht, was ich mich zum Träumen, was meinen Körper in Wallung bringt. Du musst deine Augen nicht mal schminken, damit sie mich anfunkeln und verzaubern. Du bist einfach wunderschön, so wie du bist! Das ist mir beim Videodreh schon aufgefallen oder wenn ich dich bei einem Konzert gesehen habe, auf dem du nicht so zurecht gemacht warst. Zum Beispiel an dem Abend, an dem Criss und Anne zusammen kamen und ich einfach nur in der Tür stand und dich angesehen habe. Da warst du ja auch sehr natürlich. Auch wenn mir das eben auch gut gefallen hat. Also versteh das nicht falsch. Aber so, wie du hier gerade stehst, finde ich dich unwahrscheinlich anziehend.“

Er kam wieder näher. „Aber auch nur, weil du dir grade überlegst, wie es unter meinem, pardon, deinem Shirt aussieht.“ Er grinste und küsste ihren Nacken: „Mag sein…“ Swantje wendete ihm den Rücken zu und nahm sich die Wasserflasche. Sie öffnete sie und trank einen Schluck daraus. René und sie spiegelten sich im Fenster. Swantje lächelte und sein Spiegelbild erwiderte es. „Du machst dich aber auch nicht schlecht, nur in Shorts. Gefällt mir auch besser, als wenn du deinen tollen Oberkörper bedeckt hältst.“ Sie schmunzelte. René legte ihr von hinten die Hände auf den Bauch:

„Jaja, ihr Frauen seid so oberflächlich. Da hat man mal bißchen Bauchmuskulatur und schon wollt ihr nur das eine!“

„Wollen wir nicht alles dasselbe?“ Die beiden lachten und Swantje drehte sich zu René. Sie küssten sich und suchten sich eng umschlungen den Weg ins Wohnzimmer.
 

Swantje löste sich und hüpfte die Treppe teilweise hoch. Sie hielt René ihre Hand hin: „Komm! Ich hab dein Schlafzimmer noch gar nicht gesehen!“ Er ergriff ihre Hand und ließ sich von ihr die Treppe hochziehen. Er schob sie durch eine Tür und sie standen in einem großen Raum. Swantje quietschte: „Du hast einen begehbaren Kleiderschrank!“, und war schon in dem kleinen angrenzenden Raum verschwunden.

René ließ sich aufs Bett fallen und lachte: „Frauen sind auch alle gleich! Aber eigentlich wollte ich dir die Aussicht aus meinem Bett zeigen! Komm wieder her, bitte!!!“ Swantje steckte den Kopf aus dem Raum heraus und grinste frech: „Aber hier findet man so schöne Sachen!“

Sie zog einen froschgrünen Hut hinter ihrem Rücken hervor und setzte ihn auf. „Oh nein, den hatte ich schon verdrängt! Ein Relikt aus vergangenen Bühnentagen.“, René seufzte und schlug die Hände überm Kopf zusammen.

Swantje krabbelte zu ihm aufs Bett. Er nahm ihr den Hut weg und schmiss ihn im hohen Bogen weg: „Ohne bist du doch viel hübscher!“ „Och, schöne Frauen kann nichts entstellen!“, sagte Swantje und kuschelte sich an ihn.

René sah sie an: „Hm, eigentlich hast du Recht, aber wenn ich mir das mal genauer überlege: Es gibt da so große XL-Shirts, die eine hübsche Frau ungemein entstellen. Das müssen wir also unbedingt ausziehen, sonst erblinde ich noch bei dem Anblick!“

Das Shirt flog neben den Hut, und René und Swantje rollten lachend auf dem Bett herum.

Swantje haut ab.... Und das Ende

Swantje wachte in Renés Armen auf. Sie strich ihm vorsichtig einzelne Haarsträhnen aus dem Gesicht. Seine Gesichtszüge waren so weich. Das einzig Raue waren die leichten Bartstoppeln. Sie beobachtete, wie sich seine Brust gleichmäßig hob und senkte. Er schlief tief und fest. Swantje kuschelte sich an ihn und küsste ihn sanft und vorsichtig. René zeigte keinerlei Regung außer einem tiefen Seufzer. Es war ein wahnsinnig schönes Gefühl so nah bei ihm zu sein, nach den ganzen Missverständnissen und den Verwirrungen. René gab ihr ein Gefühl des Geborgen seins, aber nicht nur das: Swantje könnte vor Glück explodieren, wenn er sie ansah, sie berührte, sie küsste. Eigentlich reichte es schon vollkommen, wenn sie ihn nur sah. Swantje lächelte und sah dann auf die Uhr. Sie schreckte hoch: Oh, Zeit zum Aufstehen und Heimfahren. Sie war schon spät dran. Sie wand sich behutsam aus Renés Armen und sammelte ihre Unterwäsche ein. Dann nahm sie einen Zettel, der auf dem Nachttisch lag und schrieb etwas darauf. Sie küsste René sanft auf die Stirn: „Ciao, mein Süßer! Bis bald!“ Sie legte den Zettel auf ihr Kopfkissen, schlich sie sich aus dem Raum und suchte im Wohnzimmer den Rest ihrer Kleidung und den Schlüssel zusammen. Sie zog sich an, stopfte einen Kaugummi in den Mund und ging leise zur Haustür. Sie sah sich noch mal um und lächelte. Dann lief sie auf den Hof, stieg in ihr Auto ein und fuhr weg.

René schreckte auf. Er hörte nur noch die quietschenden Reifen eines wegfahrenden Wagens auf seinem Hof. Er sprang aus dem Bett und rannte nur in Shorts nach unten. Er fiel die Treppe halb herunter, fing sich auf und raste zur Haustür. Er schrie Swantje hinterher: „Bleib stehn! Das kannst du doch nicht machen!“ Doch Swantje bog gerade um die Kurve und konnte ihn nicht mehr hören. „Scheiße!“, René knallte die Tür zu. Er ging zurück in seine Wohnung und schleppte sich die Treppe in sein Schlafzimmer hinauf. Er sank auf dem Bett zusammen. Warum war sie abgehauen? War er jetzt letztendlich doch nur ein Abenteuer für eine Nacht gewesen? Hatte sie mit ihm gespielt? Er schüttelte den Kopf: „René Schulte, denk sowas erst gar nicht! Das kann gar nicht sein. Das würde Swantje nicht machen.“ René legte sich auf die Seite und sah auf dem Kissen einen Zettel liegen. Schnell griff er danach. Er faltete ihn auf und las: „Es war wunderschön! Danke für die schönen Stunden! Ich wünsche dir noch einen wunderschönen Tag! Bis bald, Kuss, Swantje“

Was sollte denn das jetzt bedeuten? René las den Zettel noch mehrere Male. „Bald“ hatte sie auch gesagt, als sie das erste Mal weg von ihm fuhr und er sie gefragt hatte, wann sie sich wieder sehen würden. René stand auf und sah aus dem Fenster. Er hielt den Zettel immer noch fest. Aber da stand auch „Kuss, Swantje“. Das schrieb man ja nicht nur so, oder doch? René wusste plötzlich gar nichts mehr. Er schmiss sich auf sein Bett. Nur noch schlafen, alles vergessen und aus einem Traum aufwachen und sie wieder neben sich liegen haben, das wollte er. Da piepste sein Handy im Wohnzimmer. „Och nein, lasst mich doch alle in Ruhe!“, er vergrub seinen Kopf unter einem Kissen. Doch dann stand er trotzdem auf und wankte runter.

Er griff nach seinem Handy auf dem Esstisch und lehnte sich an die Fensterscheibe. „Sie haben eine MMS-Kurzmitteilung erhalten“ stand auf seinem Display. Bestimmt wieder ein absurdes Foto von Criss, der gerade Müsliweitwurf veranstaltete oder sowas. Genervt drückte René auf Öffnen. Swantje grinste ihm entgegen. Sie hielt ihre freie Hand wie einen Telefonhörer an ihr Ohr und lachte übers ganze Gesicht. Sie saß im Auto und wenn er sich nicht versah, musste das in seinem Hof sein. Er las: „Du wolltest doch meine Nummer haben. Hier ist sie!“ René drückte auf die Anruftaste und hatte kurz darauf Swantje am anderen Ende der Leitung.

„Wo bist du? Und warum bist du weggefahren?“, René klang nicht direkt sauer, aber auch nicht sonderlich erfreut. Swantje lachte und René konnte sich bildlich vorstellen, wie sie gerade im Auto saß und grinste.

Sie antwortete: „Aha, dann ist meine MMS also angekommen. Wo ich bin? Ich sitze im Auto und fahre gerade Richtung Mendig!“

„Du darfst beim Autofahren nicht telefonieren!“

„René, ich habe ein Headset, da darf ich das!“

„Warum bist du weggefahren ohne mich zu wecken?!“, René war noch verwirrter.

Swantje antwortete geduldig: „Weil ich arbeiten muss. Und ich wollte dich nicht wecken, weil du so tief geschlafen hast!“

„Komm zurück, bitte!“, René flehte sie an.

„René´, ich sagte doch, dass ich arbeiten muss! Ich kann nicht!“, Swantje klang leicht belustigt.

„Meldest du dich denn dann wenigstens später bei mir? Bitte?“

„Ja, klar, mach ich! Bis später dann!“, Swantje verabschiedete sich.

„Swantje, ich…“, aber da hatte sie schon aufgelegt und René konnte nicht aussprechen.

„Verdammte scheiße!“, René ging wieder in sein Schlafzimmer und schmiss sich aufs Bett. Er machte den Fernseher an und sah sich sinnlose Teleshoppingsendungen über Puppen namens Lilly, Fee oder Antoinette an.

Plötzlich quietschten wieder Reifen in seiner Einfahrt und jemand hupte ohne Ende. René ging genervt zum Fenster. Swantje stand im Hof neben der geöffneten Fahrertür und hatte eine Hand auf der Hupe. René schüttelte nur den Kopf und machte dann das Fenster auf: „Hey, das nennt man Ruhestörung!“ „Dann komm doch runter und hindere mich daran!“, Swantje streckte ihm die Zunge raus. René raste wieder die Treppe herunter und lief in den Hof. Er ging auf Swantje zu: „Warum bist du jetzt wieder hier?“

Swantje strich ihm die Haare aus dem Gesicht: „Ich hab dich vermisst!“ René legte seine Arme um ihre Hüfte: „Ich dich auch, wahnsinnig sogar. Ich dachte schon, du kommst nie mehr wieder! Aber jetzt ist es umso schöner, dass du wieder hier bist!“ Er sah sie zärtlich mit seinen braun-grünen Augen an. „Ich bin wieder hier, weil du so unglaublich wichtig für mich bist! René, ich liebe dich!“ René lächelte sie an, beugte dann seinen Kopf zu ihr hinab und küsste sie sanft: „Ich hoffe, die Antwort reicht dir!“ Swantje nickte: „Ja, damit kann ich mich anfreunden!“

René sah sie wieder an und fragte erschrocken: „Musst du nicht arbeiten?“

Swantje grinste ihn frech an: „Ich hab die Arbeit eben von unterwegs abgesagt. Weil, weißt du, ich bin ganz krank und muss besonders intensiv gepflegt werden!“ René schmunzelte: „Na, dann, ab ins Bett mit dir!“ Er warf sie über die Schulter und verschwand mit ihr im Haus.
 


 

The End



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Kommentare zu dieser Fanfic (1)

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Von: abgemeldet
2006-09-28T16:55:43+00:00 28.09.2006 18:55
Hehe, ich will die Erste sein *grins*
Da ich die Story ja schon kenne, bekommst du leider nur ein Kommi auf das letzte Kapitel von mir... vielleicht lese ich sie ja nochmal, dann bekommst du für jedes kapi eines *grins*
Meine Meinung kennst du ja schon, die Story ist hammergeil ^^d Der Titel paat wirklich gut dazu, auch die einzelnen Überschriften !!
Ich bin immernoch begeistert davon und freu mich umso mehr auf das nächste Konzi. Hoffentlich sehen wir uns am Samstag, bis jetzt siehts gut aus XD

^v^Aye^v^
(^v^Vreny^v^ XDDD)


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