Evil Spirits von Satnel ================================================================================ Prolog: Kapitel 1 ----------------- Titel: Evil Spirits Teil: 1/ ? Autor: Satnel Email: Satnel@hotmail.com Genre: fantasy, death, original Warnung: Es könnte etwas verwirrend sein, da ich ab und zu den Schreibstil ändere und aus Sichten verschiedener Personen erzähle. Disclaimer: Also was soll ich groß sagen ... es ist alles MEINS! Nein, mal ernsthaft es ist alles meine Idee und wenn man sich eine der Personen ausborgen will, dann soll er bitte fragen. Wenn es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen gibt, ist das reiner Zufall. Verborgen unter Schutt und Asche liegt der Wahrheit Ursprung. Gräbst du nur tief genug wirst du sie finden. Doch hast du dafür auch den Mut? Evil Spirits (Part 1) Man wie konnte ich mich nur dazu überreden lassen? Ein Geburtstagsessen klang ja schon schlimm genug, aber hätte ich gewusst, wohin mich meine Mutter verschleppen würde, hätte ich dankend abgelehnt. Zwar hätte mir das ihren lebenslangen Zorn gesichert, doch dann müsste ich jetzt nicht durch diese trostlose Landschaft laufen. Ein bisschen Angst soll ja gut für den Blutdruck sein, doch das hier war echt übertrieben. Der Weg, dem wir nun schon seit gut 15 Minuten folgten, stieg stetig an und jeder Stein auf dem Boden glaubte anscheinend, mich unbedingt zum Stolpern bringen zu müssen. Die Umgebung schien aus einem schlechten Gruselfilm zu stammen. Die Bäume waren kahl und verdorrt, was bestimmt nicht daran lag, dass es bereits November war. Na ja, vielleicht zum Teil. Der Weg den ich da hochgezerrt wurde, war mit viel Phantasie als Pfad zu bezeichnen und ein falscher Schritt konnte schwere Verletzungen nach sich ziehen. Und meinen 19. Geburtstag wollte ich bestimmt nicht im Krankenhaus verbringen. Nein, ich wollte nicht einmal in ein Top Restaurant gezerrt werden, dass auf einem verdammten Berg lag, zu dem es nicht einmal eine Straße gab. Unwillig blieb der Junge stehen und sah die Böschung hinab. Etliche Meter unter ihm lag ein Weiher, dessen Wasser einen ungesunden grünen Eindruck machte. Schlamm und irgendein grün braunes Gewächs machten ihr Übriges, um den unfreundlichen Eindruck zu verstärken. Diese ganze Umgebung rief in ihm Erinnerungen wach, die er besser nicht weiter verfolgen wollte. Doch seine Mutter verhinderte das sowieso, indem sie sich ungeduldig umwand und ihren Sohn tadelnd ansah. „Toby würdest du so freundlich sein und weitergehen. Wenn wir zu spät kommen verfällt unsere Reservierung.“ Murmelnd antwortete ich ihr und zwang meine Beine dazu, diesem Stolperpfand weiterzufolgen. Gerade in diesem Moment könnte ich daheim sein und mit meinen Freunden eine der wildesten Partys feiern die diese Stadt je gesehen hatte. Natürlich nur wenn ich den Worten meines Freundes Rick Glauben schenken würde. Zwar wurde jede Party, die er gab, ein Erfolg, doch schaltete sich nach einigen Stunden auch die Polizei ein, was für die Hausbesitzer unerfreulich war. Denn Rick gab überall eine Party, nur nie bei sich zu Hause. Aber das war nun wirklich unwichtig. Ich war nicht daheim sondern hier, am Arsch der Welt, wo sicher kein vernünftiger Mensch ein Restaurant hinstellte, das auch Gäste haben sollte. Na ja, was sollte ich machen? Diesen Abend würde mir keiner ersparen. Also sollte ich aufhören zu meckern und es wie ein Mann ertragen. Oh mein Gott, nun fing ich auch schon an, wie Rick zu reden. Nein, meine Freizeit sollte ich in nächster Zeit in anderer Gesellschaft verbringen. In Gedanken versunken ging Toby weiter und merkte nicht, dass seine Mutter stehen blieb. Unsanft prallte er gegen ihren rechten Arm und handelte sich einen tadelnden Blick ein. „Was ist denn los?“ „Wir sind da mein Schatz.“ Toby verdrehte innerlich die Augen. Wie er dieses Kosewort hasste. Er war 19 und keine 5 mehr. Seine Mutter hob stolz den rechten Arm und machte eine ausholende Geste. „Bitte, das Evil Spirit. Eines der angesehensten Restaurants in letzter Zeit.“ Seine Mutter pries das Restaurant noch ein paar Minuten in den höchsten Tönen, doch das bekam Toby gar nicht mehr mit. Hatte sie gerade wirklich Evil Spirit gesagt? Nein, ich hatte mich sicher geirrt. Doch ein Blick auf das Gebäude bestätigte meine Meinung. Es war das genaue Ebenbild wie der Hauptsitz vor 2 Jahren. Schwarze Mauern, die das ebenfalls schwarze Gebäude umschlossen. In der gesamten Umgebung kein einziges lebendes Gewächs, als würde der Name schon dafür sogen, dass alles lebende verschwand. Ein schmaler Weg, der in eine prunkvolle Auffahrt mündete, die ja eigentlich sinnlos war, da man mit dem Auto nicht hierher kam. Kahle und verdorrte Bäume, wie man sie schon die ganze Zeit bewundern konnte, säumten den Pfad sowie die Auffahrt. Da es schon Nacht war, wurde alles von dem Licht des Mondes beleuchtet, der gerade beschlossen hatte, hinter den Wolken zu verschwinden. Das einzige, das die Stille durchbrach, denn von normalen Geräuschen der Nacht war hier nichts zu hören, war das Brechen der Wellen an den Klippen. Denn ohne sie gesehen zu haben wusste ich, dass sie da waren. Es ging gar nicht anders. Gruselig denkt man jetzt? Oh ja, aber wenn man weiß, was sich hinter solchen Mauern normalerweise verbirgt, läuft man schreiend nach Hause und versteckt sich unter der Bettdecke. Ich hatte da eine gewisse Vorstellung, denn ich war vor zwei Jahren in einem identischen Gebäude gewesen und das war bei weitem kein Restaurant gewesen. Oder vielleicht war es auch ein Restaurant gewesen, aber bestimmt nicht für mich und meine Freunde. Außer man legt Wert darauf als Hauptgang zu enden. Also ich war nicht scharf darauf gewesen, aber wahrscheinlich auch keiner meiner Freunde, denn außer Rick und mir überlebte es niemand von ihnen. Obwohl: Wir überlebten es doch auch nicht. Ich war tot gewesen und Rick genauso und doch nun lebten wir wieder. Magie? Vielleicht. Seit diesem Erlebnis glaube ich an beinnahe alles. Es gibt bestimmt Magie genauso wie es Monster gibt. Obwohl, Monster? Die sollten nur kommen, ich hatte es schon mit Schlimmeren zu tun. Na ja, auf jeden Fall war das nun schon 2 Jahre her und ich wollte diese Erinnerungen nicht noch einmal hochkommen lassen. Anstatt das ich mich hier mit Gruselgeschichten aufhielt, die schon längst vorbei waren, sollte ich lieber meiner Mutter folgen, die es wohl gar nicht mehr aushielt zu warten. Also ging ich ihr und diesen unheimlichen Weg nach. Und während ich das tat, holten mich meine Erinnerungen doch ein. Kapitel 1: Kapitel 2 -------------------- Titel: Evil Spirits Teil: 2/ ? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: fantasy, death, original Warnung: Es könnte etwas verwirrend sein, da ich ab und zu den Schreibstil ändere und aus Sichten verschiedener Personen erzähle. Ich poste diese Story noch mal weil ich sie früher schon mal unter anderem Namen ins Net gestellt habe. Ist aber alles meines. Disclaimer: Also was soll ich groß sagen ... es ist alles MEINS! Nein, mal ernsthaft es ist alles meine Idee und wenn man sich eine der Personen ausborgen will, dann soll er bitte fragen. Wenn es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen gibt, ist das reiner Zufall. Freundschaft ist das höchste Gut auf Erden. Hüte und beschütze, ehre und pflege es. Denn ist es einmal entzwei ist es vorbei. Evil Spirits (Part 2) Es war ein unglaublich heißer Sommer. Heißer als alles was ich in meinem 17 jährigen Leben je erlebt hatte. Selbst im Schatten hatte es locker über 40 Grad. Ich hatte einen Ferienjob als Kellner in einer Eisdiele. Nicht einmal weit entfernt von meinem Zuhause. Alles in allem war es ein guter Sommer. Wenn es da nicht einen für mich zu diesem Zeitpunkt unbedeutenden Aspekt gegeben hätte. „Hey Toby, träumst du schon wieder? Los die Leute auf Tisch 3 warten schon auf ihre Bestellung.“ Überrascht schrak der Junge an der Theke zusammen und nahm das Tablett vor ihm in die Hand, um der Aufforderung seines Bosses nachzukommen. Man, erst diese Hitze und dann auch noch den ganzen Tag auf den Beinen. So gut die Bezahlung auch war, jeden Tag freute ich mich auf den Feierabend. Ein rascher Blick auf die Uhr beflügelte mich wieder, denn bis zum heißersehnten Ende waren es nur mehr 10 Minuten. An Tisch 3 saßen nur zwei Leute, also würde es ziemlich schnell gehen und dann konnte ich vielleicht etwas früher gehen. Freundlich brachte ich ihnen ihre Getränke und kassierte auch gleich die Rechnung. Trinkgeld gab es diesmal keines, doch das war mir nicht wirklich wichtig. 5 Minuten noch bis die Zeiger der Uhr endlich 4 anzeigten. Irrte ich mich, oder war dort draußen ein Motorrad zu hören? Bitte nicht. Zwar war es nett von Rick, mich abholen zu wollen, doch veranstaltete er dabei immer so ein Theater, dass ich bald in der ganzen Stadt verschrien war. Und zwar als sein Liebhaber, nein, sein Geliebter, denn mir würde man es nie zutrauen in einer Beziehung den Ton anzugeben. Zumindest war das die Meinung meiner jüngeren Schwester. Rasch stellte ich das Tablett auf die Theke zurück und begann, mich der dämlichen Schürze zu entledigen. Das war echt das Blödeste an dem ganzen Job. „Tschau, ich bin dann mal weg.“ Die Antwort meines Bosses gar nicht abwartend, schnappte ich meinen Rucksack und verließ hastig die Eisdiele. Denn es war immerhin schon ein paar Mal vorgekommen, dass sich noch irgendeine Arbeit fand, wenn ich schon auf dem Weg nach draußen war. Vor der Tür am Straßenrand stand, wie könnte es anders sein, Rick. Lässig gegen sein Motorrad gelehnt gab er wirklich einen tollen Anblick ab. Schwarze Haare, die in einer modischen Frisur gebändigt wurden, und braune Augen, die aber gerade eine schwarze Sonnenbrille verdeckte. Auch der Rest ließ an einen dieser coolen Typen aus dem Fernsehen erinnern. Eine schwarze Jeans und ein weißes, kurzärmeliges Hemd ließen jeden Muskel seines Körpers erahnen und auch die schwarze Jacke tat seinem Image nicht gerade einen Abbruch. Ja, Rick war das genau Gegenteil von mir und meinem ihm gegenüber brav wirkenden Auftreten. Doch schon alleine sein Lächeln lies für mich nichts Gutes erahnen. Mit einer anmutigen Bewegung stieß sich Rick von seinem Motorrad ab und kam auf den um einen Monat Jüngeren zu. Besitzergreifend legte er seinen Arm um Tobys Hüfte. „Na, wie war die Arbeit heute, Liebling.“ Wie niedlich es doch war, wenn Toby errötete. Irgendwann werde ich diesem blonden Engel neben mir meine Gefühle sagen. Doch leider ist noch nicht die richtige Zeit dafür. Dabei sagte sogar mein Bruder, dass wir ein niedliches Paar wären. Klar, ein Paar wie Tag und Nacht fiel eben auf. Ich war die Nacht und Toby mit seinem blonden Haaren und smaragdgrünen Augen der Tag. Sogar im Charakter unterschieden wir uns gewaltig. Toby würde es zwar nicht zugeben, aber im Grunde war er ein schüchterner und ruhiger Junge mit klaren Ansichten, was richtig und falsch war. Was um ehrlich zu sein, der einzige Grund war warum ich ihm noch nichts über meine Gefühle gesagt habe. Ich hingegen ... nun ich war ein Kapitel für mich. Wenn mir Regeln nicht passten, dann biege ich sie mir halt zurecht. Meine Kommentare sitzen noch lockerer als meine Fäuste und ich bin alles andere als ein lieber und braver Sohn. Trotzdem hatte ich bis jetzt noch nie ernsthafte Schwierigkeiten gehabt. „Super. Wenn du mich jetzt loslassen würdest, dann könnte ich endlich heim und unter die Dusche. Ansonsten sieht es für unsere Spritztour am Abend ziemlich schlecht aus.“ Der Blondhaarige versuchte sich aus der Umarmung des Anderen zu befreien. Was allerdings erfolglos endete. Von diesem war nur ein wohliges Geräusch zu hören. „Ich hoffe doch dass du mich in deine Dusche mit einbeziehst.“ Toby warf seinem Freund einen überraschten Blick zu und machte sich mit einer entschlossenen Bewegung von ihm los. „Du spinnst ja.“ Rick zuckte nur enttäuscht mit den Schultern. „Schade.“ Mit diesen Worten ging der Ältere zu seinem Motorrad und warf Toby den Helm zu, der normalerweise an der Seite des Bikes angebracht war. Er selbst benutzte den schwarzen Helm, den er vorhin über den Lenker gehängt hatte. Die Sonnenbrille nahm er ab und verstaute sie in der Brusttasche seiner Jacke. Dann stieg er auf und wartete, bis auch sein Freund hinter ihm saß und sich festhielt. Eine Lücke in diesem Berufsverkehr zu finden war wirklich ein Wunder. Ich hätte nicht gedacht, dass wir jemals wegkommen würden. Aber was soll’s, mich hätte es auch nicht gestört länger zu warten, solange nur Toby hinter mir saß. Irgendwie bin ich doch jedes Mal enttäuscht, wenn er anstatt seine Arme um mich zu legen sich an den Griffen am Hintersitz festhält. Wie oft habe ich schon mit dem Gedanken gespielt sie einfach irgendwie auszufüllen, so dass man sie nicht mehr gebrauchen kann. Doch leider benutzt nicht nur Toby das Bike mit mir und ich bin nicht scharf drauf wenn sich dann mein Bruder an mir festkrallt. Denn leider haben wir den gleichen Weg, wenn wir unsere Freunde besuchen. Warum muß der Kleine auch unbedingt mit Tobys Schwester gehen. Und warum hatte so ein intelligentes Mädchen wie Bea meinem Bruder keine Abfuhr erteilt? Na ja, das war nicht wirklich mein Problem und verstehen würde ich es sowieso nie. Also sollte ich mir jegliche Überlegung über dieses Thema sparen. 10 Minuten später hielten wir vor Tobys Haus, eine wirklich viel zu kurze Strecke, und das wo ich extra immer einen Umweg fahre. Ich bin immer wieder gern bei ihm zu Hause. Nicht, weil sein Haus sich so von unserem unterschied. Wie alle Häuser in der Gegend war es ein einfaches Einfamilienhaus mit einem mittelgroßen, gepflegten Garten und einem Swimmingpool an der rückwärtigen Seite. Aber die Atmosphäre war einfach anders, irgendwie entspannter. Toby stieg ab und machte den Helm wieder an seinem Platz fest. Auch ich klappte das Visier hoch. „Also, kommst du heute Abend?“ Mein Gegenüber legte den Kopf schief und tat so als würde er nachdenken. Eigentlich war das nur ein blödes Spiel es war doch sowieso klar, dass er kommen würde. So wie alle anderen auch. „Ich denke schon. Immerhin spricht doch nichts dagegen. “ Ein Lächeln legte sich über seine Lippen und ich musste es einfach erwidern, auch wenn man es wegen des Helms nicht sah. „Soll ich dich mitnehmen oder hast du schon etwas anderes geplant?“ „Ja, Lee holt uns mit dem Auto ab. Dann liefert er Bea und Sean vor dem Kino ab und fährt dann mit mir zu unserem Treffpunkt. Kommen die anderen auch?“ „Klar was denkst du denn? Obwohl Sam noch nicht weiß ob ihre Mutter sie unbeaufsichtigt lässt. Aber sie versucht durchs Fenster auszusteigen.“ Toby schüttelte missbilligend den Kopf. Mist das war wieder das falsche Thema gewesen. Zeit sich zu verabschieden oder sich 15 Minuten lang anzuhören, wie blöd er Sams Verhalten fand. „Also ich sollte dann mal wieder los. Mein Dad will noch irgendwas am Wagen machen und ohne mich ist er da ja aufgeschmissen.“ Eigentlich war das eine glatte Lüge. Zwar war ich in der Ausbildung zum Mechaniker und wusste wesentlich mehr als mein Dad, doch andererseits war auch er kein Laie auf diesem Gebiet. „Außerdem, wolltest du dich nicht duschen? Ich glaube nicht, dass Lee dich so mitfahren lässt.“ Der Bondhaarige mir gegenüber fing zu grinsen an und nickte. „Wahrscheinlich nicht. Außerdem will ich nicht, dass dein Dad sein Auto ruiniert nur weil du ihm nicht aus der Patsche helfen kannst.“ Seine Stimme hatte einen belustigten Unterton, was daran lag, dass ich selbst für den Schaden am Auto schuldig war. Klar, er und die halbe Nachbarschaft hatten den Aufschrei um 7 Uhr morgens mitbekommen. Warum musste mein Dad das Auto auch so beschissen parken? Er wusste doch, dass ich freitags und samstags meistens feierte. Als ob ich da noch aufpassen würde, wo ich mein Bike in der Garage parkte? Demnach war er für sein Vorderlicht und seinen abgebrochenen, linken Rückspiegel selbst schuld. Eine Woche war das nun her und ich könnte immer noch nicht erklären wie ich das eigentlich hinbekommen hatte. „Na ja, du weißt ja wie das ist.“ Hörte ich mich verlegen an? Das Gespräch sollte ich nun wirklich beenden. Ich startete den Motor und Toby wand sich um. „Wir sehen uns heute Abend.“ Meine Antwort bestand aus einem Nicken und dem herunterklappen des Visiers, bevor ich fünf Häuser weiterfuhr und mein Bike in der elterlichen Garage parkte. Diesmal ohne Unfall. Es war halb sechs, als ich endlich fertig war. Aus der Dusche war nun doch ein Bad geworden und deswegen hatte es etwas länger gedauert. Wenn ich nun pünktlich fertig werden wollte, musste ich mich wirklich beeilen. Obwohl, bei dem, was mein Kasten gelagert hatte, würde es bestimmt kein langes Auswahlverfahren geben. Irgendwie schaffte ich es einfach nicht mehr, meine Klamotten zu waschen. Denn seit meine Mutter mir und meiner 16 jährigen Schwester erklärt hatte, dass sie unsere Wäsche nicht mehr waschen würde, waren wir dazu genötigt, das selbst zu erledigen. Na ja und wegen meines Jobs kam ich nicht mehr dazu. Also musste ich mich heute mit einer schwarzen Hose und einem hellbraunen, locker fallenden Shirt zufrieden geben. Gerade als ich mir überlegte, wie ich mein Outfit aufpeppen konnte, stürmte meine Schwester Bea herein. „Bist du endlich fertig? Lee ist schon da und wir warten nur mehr auf dich.“ Ihre blauen Augen sprühten vor Energie, aber das war bei ihr ja nichts Neues. Sie war noch nie zu halten gewesen, dass kann man einem als Babysitter missbrauchten Bruder schon glauben. „Schon?“ Ich warf einen kurzen Blick auf die Uhr, die mir mitteilte, dass Lee 10 Minuten zu früh war oder die Uhr falsch eingestellt war. „Wollte er nicht erst um sechs kommen?“ Bea schüttelte den Kopf und machte auf einmal ein betroffenes Gesicht. „Oh ja. Entschuldige Toby ich hab vergessen es dir zu sagen, Lee kommt schon 10 vor sechs weil ich und Sean noch etwas vor dem Kino erledigen müssen.“ Stöhnend verdrehte ich die Augen. Meine Schwester war wirklich vergesslich, obwohl ich sicher war, dass sie mich damit nur ärgern wollte. „Ich komme gleich.“ Damit drängte ich sie aus dem Zimmer und schlug ihr die Tür vor der Nase zu. Aus Trotz, der für mein Alter nun wirklich kindisch war, ließ ich mir doppelt soviel Zeit und kam Punkt sechs ins Wohnzimmer, wo alle versammelt waren. „Na endlich.“ Ungeduldig sprang meine Schwester vom Sofa auf und ging, Ricks Bruder Sean gleich mitziehend, Richtung Garderobe. Lee hingegen stand gemächlich auf und schenkte mir eines seiner freundlichen Lächeln, um das mich wohl jedes Mädchen beneidet hätte. „Lass mich raten. Deine Schwester hat vergessen, dir die Terminverschiebung mitzuteilen?“ Ich nickte nur sacht, die Rufe meiner Schwester nicht beachtend, die uns zur Eile antreiben sollten. Lee nickte bestätigend. „Ich habs mir schon gedacht. Na los, fahren wir, bevor uns Bea noch mit der Peitsche antreibt.“ Unwillkürlich musste ich kichern. Das war eine wirklich gute Beschreibung von dem, was meine Schwester nun wahrscheinlich dachte. Doch zutrauen konnte man es ihr, also schnappte ich meinen Rucksack und verließ mit Lee auf den Fersen das Haus. Vor unserem Haus parkte Lees schwarzer Jeep, in dem schon meine Schwester und Sean saßen. Bea tippte ungeduldig auf das Ziffernblatt ihrer Uhr. Sie hatten es anscheinend wirklich eilig. Lee machte nur eine abwinkende Handbewegung als Reaktion auf Beas Anspornversuche. „Wir haben es doch nicht eilig.“ „Ihr vielleicht nicht, aber wir.“ Wir? Ich warf Sean einen fragenden Seitenblick zu, doch dieser saß nur neben Bea und richtete seinen Blick stur geradeaus. Irgendwie kam er neben meiner Schwester nie zu Wort. „Bea, Schätzchen weißt du nicht, dass Stress nur Falten erzeugt? In deinem Alter wäre das wirklich unnötig.“ Bea murmelte noch etwas, antwortete Lee aber nicht mehr. Stumm wartete sie, bis wir beide eingestiegen waren, und der Wagen startete. Mann, wie schaffte Lee das nur, dass meine Schwester ruhig war. Egal in welcher Situation, Lee brachte sie immer zum Verstummen, sobald er nur ein Kosewort anwand. Okay die Antwort lag eigentlich auf der Hand. Jugendliche Schwärmerei nannte man das wohl. Bin ich froh, dass ich schon aus dem Alter raus war. Bea war in Lee verknallt wie hundert andere Mädchen auch, nur wusste sie, dass sie keine Chance hatte, schon alleine deshalb, weil sie meine Schwester war. Trotzdem konnte man es ihr nicht verdenken. Lee war mit seinen 20 Jahren schon ziemlich erwachsen, was man schon an seinem Äußeren erkennen konnte. Er war stets elegant gekleidet, selbst wenn er wie heute in die Disco ging. Seine braunen Haare standen in starken Kontrast zu seinen hellblauen Augen, was aber das einzige war, dass wirklich an ihm hervorstach. Allerdings hatte er eine freundliche und charmante Art, die ihn sofort bei allen Mädchen beliebt machte. 9 Minuten später hielt der Jeep vor dem Kino wo Bea und Sean ausstiegen. Bea hatte sich während der Fahrt beruhigt und verabschiedete sich freundlich von Lee und Toby. Auch Sean verabschiedete sich mit einem Scherz ins Tobys Richtung, den der Grünäugige geflissentlich überhörte. Dann fuhr Lee zur Disco, wo sie wieder mal die Letzten waren, bis auf Sam, die wahrscheinlich erst nach 9 Uhr kam. Pünktlich um 6 Uhr betrat ich die Disco, die vor 8 noch die Bezeichnung Bar trug. Eigentlich war es mir egal, wie es hieß, Hauptsache war, dass hier eine gute Atmosphäre herrschte. Denn egal wo ich bin, ich kann an keinem Ort bleiben, an dem eine ungute Atmosphäre herrscht. Deswegen halte ich mich auch so gut wie nie daheim auf. Die ewigen kleinen Streiterein meiner Eltern taten erstens meinen Ohren, zweitens meiner Stimmung Abbruch. Ich hatte keine Ahnung, wie Sean das aushielt. Aber er war 15, in dem Alter ... nein ich war nie ein Stubenhocker gewesen. Aber eigentlich war mir das egal. Ich war auch noch nie ein familiärer Typ, nur schnell weg davon. Wahrscheinlich währe ich das perfekte Beispiel für einen Nestflüchter. So nannte man das, glaub ich, in der Tierwelt. Hab ich schon erwähnt, dass ich nicht allzu oft in der Schule war? Unschlüssig sah sich Rick in der Bar um. Er war der Erste, deswegen setzte er sich an die Bar und bestellte sich einen Drink. Als der Barkeeper ihm diesen hinstellte nahm er ihn in die Hand und drehte sich zur Tür um. Rick musste nicht lange warten, da betrat ein ungefähr 18 jähriges Mädchen die Bar. Ihre roten, schulterlangen Haare wurden mit einem blauen Band zurückgehalten, das die gleiche Farbe hatte wie ihre Augen. Dazu trug sie ein violettes Top, dass man zurecht knapp nennen konnte und einen schwarzen, kurzen Rock. Als sie Rick erblickte, hob sie grüßend die Hand und gesellte sich an seine Seite. Sie nickte dem Barkeeper kurz zu und dieser stellte ihr kurz darauf einen Drink hin. Tessa war Stammkunde hier, wie fast alle in ihrem Freundeskreis. „Schön, dass man dich auch einmal wieder zu Gesicht bekommt, Rick.“ Sie lächelte ihn freundlich an. „Hey, bei deinen Worten könnte man ja fast meinen, dass du Sehnsucht nach mir hattest.“ Tessa zuckte mit den Schultern und lächelte den Schwarzhaarigen belustigt zu. „Wer weiß.“ „Wann kommen denn die anderen?“ „Ich weiß es nicht so genau. Aber Cindy kommt in ungefähr ...“ Tessa warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. „ ... 5 Minuten.“ Rick nickte nur kurz. Na super. Der einzige Mann, und keine Ahnung wann Verstärkung anrückte. Nicht, dass man mich falsch versteht, ich habe nichts gegen Frauen. Cindy ist ein echt nettes Mädchen, aber sie ist enger mit Toby befreundet als mit mir, was seine berechtigten Gründe hat. Blauäugig mit blonden, hüftlangen Haaren wäre sie zwar echt mein Typ, aber vom Charakter ist sie genau wie Toby und selbst bei ihm hab ich ab und zu meine lieben Probleme. Noch dazu geht Cindy alles mit Logik an und da muss ich wirklich passen. Ich bin bei weitem kein Vollidiot, aber leider auch kein Genie und das gebe ich offen zu. Noch dazu reden die Beiden immer über Themen, die mich null interessieren. Cindy studiert Psychologie im ersten Semester und Toby will später einmal Betreuer für ältere Menschen werden, also haben sie viel Gesprächsstoff, der mir fehlt. Zum Glück konnte ich mit Tessa mehr reden. Sie ist ein toller Typ und wäre ich nicht an Toby interessiert, wäre Tessa das erste Mädchen, bei dem ich es versuchen würde. Das Schlimme daran ist, dass Tessa wirklich meine Freundin werden würde. Hey, an sich wäre das ja nichts wirklich Schlechtes, nur ist sie extrem rachsüchtig. Ich will echt nicht erzählen, was dem letzten Typen passiert ist, der mit ihr Schluss gemacht hat. Ich kann nur sagen, die Reparatur an seinem Wagen ist noch immer nicht abgeschlossen. Dabei war die Trennung vor 3 Monaten. Ansonsten ist Tessa ziemlich okay und für so gut wie jeden Spaß zu haben, solange es nicht ins Gefährliche ausartet. Als zwei Jungs neben mir zu tuscheln begannen, wand ich meinen Blick wieder der Tür zu. Vielleicht war das ja meine Rettung. Und wirklich da standen zwei meiner besten Freunde. Beide waren dunkelblond, so dass es schon ins Braune hineinreichte und ihre Augen waren ebenfalls von einem sanften Hellbraun. Der einzige Unterschied war ihre Haarlänge und ihr Geschlecht. Jina reichte ihr Haar bis zu den Schultern, während Jaces kurz war. Beide trugen eine schwarze Hose, die bei Jina allerdings sehr gut ihre Formen zur Geltung brachte. Weiters trug Jina eine dunkelgrünes Shirt, das ein gutes Stück ihres Bauches unbedeckt ließ. Jace indessen beschränkte sich auf ein einfaches braunes Hemd. Ich glaube nicht, dass ich erwähnen muss, dass die beiden Zwillinge sind. Mit einem erfreuten Lächeln stellte Rick das Glas auf die Theke und ging auf seine Freunde zu. Diese hatten ihn nun entdeckt und steuerten ebenfalls in seine Richtung. „Na Rick wie geht es dir? Ist die Strafarbeit schon erledigt?“ Jace schlug ihm mit der rechten Hand freundschaftlich auf die Schulter. „Sicher, oder glaubst du ich schaffe es nicht einen dämlichen Rückspiegel wieder anzubringen?“ „Wenn du schon dran Schuld bist.“ Jina legte ihm beide Hände auf die Schultern und gab dem Schwarzhaarigen einen Kuss auf die Wange. Rick lächelte und hob drohend gespielt den Zeigefinger. „Jina, Jina, Jina wie oft muss ich es dir noch sagen. Sei nicht so frech zu Älteren. Das könnte böse enden.“ Die Bondhaarige machte eine wegwerfende Handbewegung. „Ach, spiel dich nicht so auf wegen den zwei Monaten, die du älter bist.“ „Schon wieder muss ich dich korrigieren, Kleine. Zwei Monate und einen Tag.“ „Ja, von mir aus.“ Sie seufzte gespielt und folgte dann ihrem Bruder, der gerade Tessa begrüßte. „Es ist wirklich nett, dass du mich schon an der Tür empfängst, Rick.“ Angesprochener wandte sich bei der neuen Stimme um und lächelte Cindy freundlich zu. „Für dich doch immer.“ „Ist Toby schon da?“ „Nein, aber Tessa. Doch das weißt du bestimmt schon.“ Cindy nickte nur nachdenklich. Das Schweigen zwischen den beiden wurde unbehaglich und Cindy war die erste die es unterbrach. „Ich gehe dann mal Jina und Jace begrüßen.“ Mit diesen Worten ging sie an Rick vorbei, der sich wieder zur Theke neben Tessa setzte und an seinem Glas nippte. Hoffentlich kam Toby bald. Ich kam nicht wirklich gut mit seinen Bekannten aus. Zumindest nicht mit Cindy und auch sie fühlte sich unwohl, wenn sie nur mit Tessa sprechen konnte. Denn selbst das war nicht sehr ergiebig, denn Tessas Studienfach war Politik, was sich nicht gut mit Psychologie vertrug, das weiß sogar ich. Tja, und mit Jace und Jina konnte sie auch nicht gerade viel reden, die zwei sind nämlich enorme Waffenfreaks und Cindy setzt sich für den Weltfrieden ein. Ein wahres Minenfeld unsere Treffen. Von der Tür war ein lautes Lachen zu hören und ohne den Blick umzuwenden wusste ich, dass unser Dreamteam eingetroffen war. Alec und Tyrone, unsere ewigen Spaßmacher. Die einzigen Freunde von uns, mit denen sowohl Toby und ich auskommen. Na ja eigentlich kommen wir alle gut miteinander aus, es waren nur diese kleinen, aber feinen Unterschiede. Alec ist einer dieser Typen, mit denn man über alles reden konnte. Er ist für alles aufgeschlossen und ständig auf der Suche nach einem Abenteuer, in dem er beweisen kann, dass er das Zeug zum Helden hat. Seine Haarfarbe befindet sich in einem ständigen Wechsel. Zurzeit ist es blond mit schwarzen Strähnchen, die allerdings gut zu seinen blaugrauen Augen passen. Irgendwie war das komisch, ich sehe jeden zuerst in die Augen. Wahrscheinlich weil ich den Blödsinn glaube von wegen Fenster zur Seele. Na ja Tyrone hingegen ist so ein ähnlicher Typ wie Alec. Mit dem feinen Unterschied, dass er weiß, dass er niemanden etwas beweisen muss. Auch hält sich seine Kreativität in Grenzen und seine Haarfarbe bleibt ständig gleich. Schwarz, mit braunem Schimmer wenn er in der Sonne ist. Seine Augen strahlen in einem Eisblau, das schon viele zurückschrecken ließ. Beide trugen ungefähr das gleiche, eine blaue Jeans und ein Shirt, das allerdings in unterschiedlichen Farben. Alec hatte sich für ein weißes, hautenges entschieden während Tyrone bei einem locker fallenden schwarzen geblieben war. Ich nickte den beiden nur zu denn ich wusste, dass sie schon noch zu mir kommen würden. Denn es gibt ein kleines Problem bei den beiden. Alec liebt Cindy und Tyrone liebt Alec. Wir alle wissen es, nur Cindy hatte keine Ahnung davon und selbst wenn sie es wüsste würde, das keine Rolle spielen. Denn Cindy kam nicht gut mit Alec aus. Man, war ich froh wenn Toby endlich auftauchte. Er ist der einzige, der die beiden Parteien vereinen kann. Normalerweise kommen wir alle ja miteinander aus, doch heute lag irgendwie eine Spannung in der Luft, die ich nicht richtig deuten konnte. Das konnte Toby sicher besser bestimmen, er hat eine gute Nase dafür. In diesem Moment öffnete sich die Tür und Toby kam mit Lee herein. Sofort hob sich die Stimmung um einiges. Sam tauchte eine Stunde später auf, was meine Stimmung noch etwas mehr hob. Hätte ich zu diesem Zeitpunkt allerdings geahnt, was mich am nächsten Morgen erwartete, ich hätte diesen Abend nie enden lassen. Kapitel 2: Kapitel 3 -------------------- Titel: Evil Spirits Teil: 3/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: fantasy, death, original Warnung: Es könnte etwas verwirrend sein, da ich ab und zu den Schreibstil ändere und aus Sichten verschiedener Personen erzähle. Ich poste diese Story noch mal weil ich sie früher schon mal unter anderem Namen ins Net gestellt habe. Ist aber alles meines. Disclaimer: Also was soll ich groß sagen ... es ist alles MEINS! Nein, mal ernsthaft es ist alles meine Idee und wenn man sich eine der Personen ausborgen will, dann soll er bitte fragen. Wenn es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen gibt, ist das reiner Zufall. Krankheit und Leid ziehen über die Welt. Halte die Augen offen, denn nichts ist wie es scheint. Evil Spirits (Part 3) Ich betrat unser Haus erst wieder gegen 3 Uhr morgens. Leise schlich ich mich in mein Zimmer und legte mich so wie ich war schlafen. Da heute Samstag war musste ich erst gegen Abend arbeiten und konnte mich richtig ausschlafen. Leider hielten meine Vorstellungen der Realität nicht stand, da ich durch ein lautes Klopfen gegen meine Zimmertür unsanft geweckt wurde. Ein Blick auf die Uhr neben meinem Bett bestätigte mir, dass ich ganze 6 Stunden geschlafen hatte. Wenn das Bea ist wird sie sich was anhören können. Denn ich bin ja ein friedlicher Typ, doch das war selbst für mich zu wenig Schlaf. Verdammt ich musste heute bis 11 Uhr nachts arbeiten. Mit einem unfeinen Fluch stand ich auf und riss die Tür auf, bereit meiner Schwester den Kopf zurechtzurücken. Doch zu meiner Überraschung stand dort nicht Bea sondern meine Mutter. Nur so hatte ich sie noch nie gesehen. Ich kenne meine Mutter eigentlich als sehr willensstarke Frau, die immer einen Ausweg für jedes Problem findet. Freundlich, nett und vor allem immer bereit mich und meine Schwester zu beschützen. Eben eine richtige Mutter. Deswegen war es ein Schock für mich sie jetzt in Tränen aufgelöst vor meiner Tür zu sehen. Es dauerte einige Minuten bis ich realisierte, dass das kein Traum war. „Was ist den los Ma?“ Schon als ich diese Worte aussprach beschlich mich eine leise ungute Vorahnung. „Bea ... sie ... sie wacht nicht ... auf.“ Verflucht ich hatte doch gewusst, dass etwas mit Bea war. Zwar war das ein wirklich blöder Grund, aber meine Mutter weint nicht wegen eines kleinen Problems los. Sofort schob ich mich an ihr vorbei und brachte die paar Meter zu Beas Zimmer in Rekordzeit hinter mich. Das Bild das sich mir bot, unterschied sich eigentlich nicht von denen die man sonst am Morgen in den Zimmern aller Schüler fand. Bea lag mit geschlossenen Augen in ihrem Bett und bewegte sich nicht. Die Sonne schien durch die Fenster und sonst war alles ruhig. Doch genau das beunruhigte mich. Bea war eine Frühaufsteherin, was vor allem damit zusammenhing, dass sie einen sehr leichten Schlaf hatte. Schon das kleinste Geräusch oder das winzigste Licht weckte sie auf. Deshalb schlief sie auch immer mit geschlossenen Rollläden. Wahrscheinlich hatte meine Mutter sie hochgezogen in der Hoffnung, dass die Sonnenstrahlen Bea aufwecken würden. Rasch war ich neben meiner Schwester und schüttelte sie leicht. Normalerweise hätte sie schon die Berührung meiner Hände aufgeweckt, doch nun blieb eine Reaktion aus. „Bea? Komm schon wach auf, du hattest deinen Spaß.“ Ein Lächeln legt sich auf meine Lippen, wohl wissend, dass das nur Ausdruck meiner Hilflosigkeit war. Ich verstärkte meine Versuche sie durch das Schütteln wach zu bekommen, doch auch das blieb ohne Erfolg. „Bea komm schon, mach keinen Blödsinn wach endlich auf.“ Nur nebenbei bemerkte ich, dass meine Mutter inzwischen von Beas Telefon aus die Rettung rief. Ja das war sicher das Beste und die einzig richtige Lösung. Doch noch konnte ich sie auch so wachbekommen. „Ma hol mir Wasser vielleicht bekommen wir sie damit wach.“ Meine Mutter schüttelte nur den Kopf und auch ohne ihre Verneinung hätte ich gewusst, dass es sinnlos wäre. Aber ich kann doch nicht einfach so aufgeben und in Tränen ausbrechen wie meine Mutter. Leider änderte ich mit meiner sinnlosen Aktion auch nichts an Beas Zustand. 19 Minuten später traf endlich der Rettungswagen ein und transportierte meine Mutter und Bea ins Krankenhaus. Leider war für mich kein Platz mehr. So blieb ich wohl oder übel daheim und überlegte mir, wie ich ins Krankenhaus kam. Zum Autofahren war ich zu jung und für das Fahrrad war es zu weit. Da ich es nie lange alleine aushalte ging ich zu Rick hinüber, mich schon innerlich für seinen Wutausbruch wappnend. Obwohl ich im Moment andere Sorgen hatte. Vielleicht borgte er mir ja seine Maschine. Die Nachbarn nicht beachtend, die der Krankenwagen angelockt hatte ging Toby zu Ricks Elternhaus. Ganz gegen seine Art, klingelte er beinnahe Sturm. Was auch sofort Wirkung zeigte. Im ersten Stock öffnete sich ein Fenster und ein wirklich wütender Rick streckte den Kopf heraus. „Verflucht du blöder Affe hast du eine Ahnung wie spät es ist! Verkauf deinen Mist woanders.“ Erst dann warf er überhaupt einen Blick hinunter auf die Tür und zuckte kurz zusammen. „Tschuldigung Toby. Ich dachte du währst ein Vertreter. Aber hast du denn keine Uhr daheim. Ich bin erst vor vier Stunden heimgekommen.“ Die Stimme des Schwarzhaarigen hatte einen klagenden Klang. „Ja ich weiß. Aber kann ich trotzdem reinkommen? Bitte.“ Das letzte Wort des Jüngeren war so flehend das Rick einfach nachgeben musste. „Warte ich bin gleich unten.“ Damit schloss sich sein Fenster wieder. Okay das ist echt das letzte mit dem ich gerechnet habe. Toby um halb 10 vor meiner Haustür. Warum gerade heute, wo meine Eltern mit meinen Bruder auf einem Angelausflug waren. Ich hatte sie gerade beim aufstehen erwischt und damit erübrigte sich die Frage ob ich mitfahren würde auch. Obwohl die Antwort auch nicht anders ausgefallen wäre, wenn ich den Abend daheim verbracht hätte. Na gut, ich musste jetzt wirklich aufstehen immerhin wartete Toby dort unten vor meiner Haustür. Und Sommer hin oder her es war keine Art einen Freund vor der Tür warten zu lassen. Vor allem nicht ihn. Wenn ich diese sturmfreie Bude doch nur ausnutzen könnte. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es nicht dazu kommen würde, was ich mir schon seit Monaten erträume. Na klar ich war auch einmal in meinem Leben wirklich feige. Was solls es lag an mir und nicht an ihm. Da ich sowieso schon stand sah ich mich um und versuchte meine Kleider in dem Durcheinander auf dem Boden zu finden. Vielleicht sollte ich den Rat meiner Mutter beherzigen und irgendwann einmal aufräumen. Aber dann wäre mein hart aufgebautes Image im Eimer. Also öffnete ich den Kasten, dankte Gott dafür, dass mir der Inhalt nicht entgegenkam und kramte in dem Klamottenhaufen, der im Inneren herrschte. Rasch zog Rick ein blaues Shirt heraus und war schon auf den Weg zur Treppe. Im gehen zog er sich an, was zur Folge hatte, dass eine Glasvase seiner Mutter Bekanntschaft mit dem Boden machte und in etliche Teile zersprang. Das würde wieder Ärger geben, dessen war er sich jetzt schon gewiss. Na ja was solls wieder ein Streit bei dem ich mitten drin abhaue. Solange mein Bike nicht konfisziert wird ist mir alles egal. Ich hatte Glück, denn der Schlüssel für die Haustür steckte im Schloss. Anscheinend hatte meine Familie das Haus gleich durch die Garage verlassen. Also schloss ich die Tür auf und war im nächsten Moment wie erstarrt. Als ich die Tür nämlich öffnete und Toby hereinbitten wollte, warf sich dieser an meine Brust und fing an zu weinen. Mir war es egal was Rick in diesem Moment von mir hielt. Gerade war ich das was man als Schwächling abstempelte und es war mir einerlei. Ich kam mir so hilflos vor. Es hatte noch nie eine Situation gegeben in der ich oder zumindest einer meiner Freunde nichts tun konnte. Es war ein völlig neues Gefühl und schien meine gesamte Kraft zu beanspruchen. Mir fiel gar nicht auf, dass Rick mich langsam ins Haus zog und die Tür mit dem Fuß zustieß. Erst die Couch im Wohnzimmer auf die er mich langsam drängte nahm ich wahr. Doch das hielt mich nicht davon ab weiter an diesem unmännlichen Verhalten festzuhalten. Eigentlich wollte ich gar nicht weinen, aber alle Worte wie Männlichkeit, Würde und Stärke verblassen in einer solchen Situation. Alles was da in einem bleibt ist eine Verzweiflung, die mit einer noch größeren Hilflosigkeit gepaart ist. Die ganze Zeit sagte Rick nicht ein Wort und hielt mich stumm im Arm. Ich war ihm dankbar für diese Geste. Worte hätten nichts an der Situation geändert und mir wahrscheinlich nur falsche Hoffnungen gemacht. Doch manchmal konnte man sich nur noch an diese falschen Hoffungen klammern, damit man nicht von der Verzweiflung überrollt wird. Doch noch wollte ich nicht glauben, dass meine Schwester nicht mehr aufwachen würde. Ich hatte ja nicht einmal eine Ahnung was sie hatte. Noch einiger Zeit beruhigte ich mich und fand zumindest soviel Fassung um Rick die ganze Situation zu erklären. Allerdings hatte ich mich nicht so sehr unter Kontrolle um neuerliche Tränen zu unterdrücken. „Das ist ja wirklich schlimm. Soll ich dich ins Krankenhaus bringen?“ Ricks Stimme war mitfühlend. Irgendwie tat er mir leid. Ich wusste, dass er nicht gut dabei war anderen Trost zu spenden, viel lieber überlies er das anderen. Doch ich hatte keine Ahnung zu wem ich sonst hätte gehen sollen. Stumm nickte ich. „Dann sollten wir wohl besser losfahren nicht? Ich werde mich nur schnell anziehen.“ Sanft drückte er Toby von sich und lief die Treppen hinauf. Die Überreste der Vase noch immer ignorierend riss Rick die Tür von seinem Zimmer auf und schnappte sich die erstbeste Hose. Schon wieder auf dem Rückweg zog er sie umständlich an. Mann, wie ich das hasste, jemand anderen zu trösten. Bei jedem, wirklich jedem anderen hätte ich einen Ausweg gesucht, aber das war Toby. Er war mein bester Freund und das schon seit ewigen Zeiten, da ging das nicht. Obwohl ich mir wirklich nutzlos vorkam. Egal was passierte und wenn es etwas abgrundtief schlimmes war, ich sagte immer das falsche. In den Filmen sieht das so einfach aus. Der Held sagt immer das richtige um anderen Mut zu machen, nur im realen Leben zieht das alles nicht mehr. Vielleicht hätte ich etwas sagen sollen anstatt nur doof dazusitzen und zu warten, dass er sich beruhigte. Aber was? Diese blöden abgestumpften Phrasen, die man in jedem schlechten Film hört? Da würde ich mich persönlich nur noch mieser fühlen. Immerhin sagt man das nur wenn der andere schon im sterben liegt. Als ich ins Wohnzimmer kam war Toby schon aufgestanden, doch ansonsten hatte er sich keinen Millimeter bewegt. So hatte ich ihn noch nie gesehen. Er wirkte so hilflos und verletzlich. Innerlich verfluchte ich mich. Toby litt hier und ich hatte nichts besseres zu tun als darüber nachzudenken, wann welche Sätze in einem Film gebraucht wurden. „Wir können los.“ Toby nickte nur und folgte mir in die Garage. Dort betätigte ich einen Schalter und das Tor wurde automatisch in die Höhe gezogen. Rasch stieg ich auf mein Bike und setzte den Helm auf. Toby tat es mir nach, doch wirkten seine Bewegungen irgendwie mechanisch. Ich wartete bis er hinter mir Platz genommen hatte und startete das Motorrad. Gerade als ich losfahren wollte spürte ich zwei Arme um meine Hüfte und erstarrte. Gut das ich noch mit einem Bein am Boden stand ansonsten hätte mein Vater wieder einen Grund zum Brüllen gehabt und um 11 Uhr nachts, wenn er von seinem Ausflug heimkommen würde, hätte man das als Ruhestörung bezeichnet. Nein, die Überraschung hätte sicher eine Kollision mit dem Auto meines Vaters zur Folge gehabt. Wobei allerdings mehr als nur das Licht oder ein Rückspiegel draufgegangen wären. Leider konnte ich das Gefühl nicht richtig genießen, da es Toby ja wirklich nicht gut ging. Mit einer raschen Bewegung stellte ich meinen Fuß auf die dafür vorgesehene Fläche und fuhr los. Den Weg zum Krankenhaus kannte ich leider gut genug. Mein Großvater war letztes Jahr gestorben und die letzen Tage hatte er in diesem Krankenhaus verbracht. Meine Mutter hatte mich oft genug mitgeschleppt obwohl sie wusste, dass ich Krankenhäuser hasse. Lauter kranke Menschen machen eben auch eine kranke Atmosphäre. Mal ehrlich wer freut sich schon in einem Krankenhaus, außer wenn er rauskommt. Ich war erst einmal für längere Zeit in diesem Kasten und nach zwei Tagen war ich schon wieder auf eigenen Wunsch draußen. Wegen einer Gehirnerschütterung bleib ich sicher nicht lange dort. Da heute Samstag war, musste ich mich nicht durch allzu viel Verkehr wühlen. Allerdings waren schon viel zu viele Sonntagsfahrer unterwegs. So oft wurde ich noch nie geschnitten. Ich weiß warum ich Samstag vormittags meistens verschlafe. Zum Glück schaffte ich den Weg aber ohne größere Verkehrsunfälle. Kaum hatte ich mein Bike zum stehen gebracht war Toby auch schon abgesprungen. Ich konnte aus meinem eingeengten Blickfeld gerade noch erkennen, dass er sich im Laufen den Helm vom Kopf riss. Ein anderes Wort gab es für diese Bewegung einfach nicht. Schnell stieg auch ich ab und zog den Schlüssel aus dem Schloss um Toby zu folgen. Doch zuvor blieb ich noch kurz stehen um den Sturzhelm aufzuheben, den er achtlos fallen gelassen hatte und befestigte ihn an seinem Platz. Ich entdeckte Toby beim Potier wo er gerade mit einer Dame hinter der Glaswand diskutierte. Seufzend zog ich den Helm vom Kopf und klemmte ihn unter den Arm. „Was ist denn das Problem?“ Beruhigend legte ich Toby die noch freie Hand auf die Schulter. „Mann will mir nicht sagen wo meine Schwester untergebracht ist.“ Anklagend deutete Toby auf die Dame die ihn ihrerseits wütend ansah. „Hier ist niemand mit diesem Namen eingetragen.“ Ich lächelte der Dame freundlich zu und zog Toby ein Stück zurück. „Wann ist Bea denn abgeholt worden?“ Toby dachte anscheinend kurz nach. „Vor 25 Minuten, aber ich weiß nicht was das damit zu tun hat?“ „Denk doch mal nach Toby wenn sie erst vor 25 Minuten abgeholt wurde, dann hat sie wahrscheinlich noch kein Zimmer weil sie erst untersucht wird. So schell geht das eben nicht.“ Toby sah mich eine Weile ausdruckslos an, dann nickte er. „Stimmt du hast Recht. Entschuldige ich fühl mich nur gerade so hilflos.“ Nicht nur er. Auch ich fühlte mich irgendwie hilflos. Doch bevor ich das laut zugab, musste die Erde in zwei Teile zerbrechen. „Komm wir sehen in der Ambulanz nach okay? Dort kann uns sicher jemand weiterhelfen.“ Stumm nahm Rick den anderen Jungen am Arm und führte ihn die Auffahrt hinauf, auf den Eingang der Ambulanz zu. Toby zuckte bei dem Anblick der Krankenwagen etwas zusammen, doch Rick lies es gar nicht zu, dass er sie lange genug sah. Die Türen öffneten sich automatisch vor ihnen und der hektische Alltag des Krankenhauses nahm sie in Empfang. Rick setzte Toby auf einen der Plastikstühle, übergab ihm seinen Helm und fing eine Krankenschwester ab, die ihm aber nicht weiter helfen konnte, sondern nur auf den zur Zeit zuständigen Arzt verwies. Ich wusste warum ich Krankenhäuser hasste. Toby litt dort unter der Ungewissheit was mit seiner Schwester war und niemand hatte eine Ahnung. Typisch Ärzte, sie taten immer so als wüssten sie alles besser und doch wussten sie in Wirklichkeit gar nichts. Einen Blick auf Toby werfend, der jede meiner Bewegungen verfolgte machte ich mich auf die Suche nach diesem Arzt. Es war zum Verzweifeln, ich glaube ich frage nun schon die zehnte Schwester und war noch immer nicht weiter gekommen. Mal hieß es dieser Arzt war dort, dann wieder ganz woanders hatte hier den keiner den Hauch einer Ahnung? Langsam konnte ich einen Lageplan dieses verfluchten Kastens zeichnen. Nein, so konnte das nicht weitergehen. Normalerweise habe ich ja etwas mehr Geduld, aber Bürokratie bringt mich immer leicht in Rage noch dazu wenn sie so stur vertreten wird. Kurzerhand ging ich zu Toby zurück, der noch immer an der gleichen Stelle war, an der ich ihn zurückgelassen hatte. Er warf mir einen fragenden Blick zu. „Und? Gefunden?“ Ich schüttelte den Kopf. „Hier auch nicht, weder dieser Arzt, noch meine Mutter ist vorbeigekommen. Wie sollen wir sie bloß finden?“ Aus Angst Toby könnte wieder zu weinen anfangen, setzte ich mich neben ihn und legte einen Arm um seine Schulter. „Wir werden sie schon finden. Komm bringen wir diese verfluchte Bürokratie zum wanken.“ Damit zog ich ihn hoch und schnurstracks auf die Oberschwester zu. Wer das war hatte ich nun ja mittlerweile herausgefunden. Sie wurde mir schon sagen wo ich Tobys Schwester fand ob sie wollte oder nicht. Rick war wirklich erstaunlich. Selten habe ich ihn so angagiert gesehen. Normalerweise geht er alles mit einer gewohnten Lässigkeit an, die erst nach einer Weile bröckelt. Rick hat eben einfach zuviel Temperament und kann seine Gefühle nicht lange unterdrücken. Doch das er sich heute so einsetzte irritierte mich, denn immerhin tat er das ja für mich. Gut, ich war sein bester Freund, doch was er hier mit der Oberschwester ausfocht war ja schon ein kleiner Krieg. Ich hatte nie gewusst wie sehr sich eine Krankenschwester aufregen konnte. Immerhin sieht man nicht jeden Tag eine wütende Krankenhausangestellte. Nun heute war einer dieser Tage. Doch Rick schaffte das unglaubliche, nach guten 10 Minuten und etlichen Drohungen, dass man uns beide vom Sicherheitspersonal entfernen lassen würde, hatte Rick zumindest einen Hinweis, der besser war als alles andere. Leider war das kein besonders guter. Mit einem unschuldigen Lächeln bedankte er sich bei der Schwester und wand sich um. Schweigend nahm er mir seinen Helm ab, ergriff meine Hand und führte mich zum Lift. Man merkte, dass heute ein Wochenendtag war. So viele Leute sah man selten. „Scheinheiliges Pack. Glauben mit einem kurzen Besuch können sie ihr Gewissen befriedigen.“ Ricks Worte waren leise und wahrscheinlich auch nur für sich selbst gesprochen. Deswegen verzichtete ich auch auf eine Antwort. Meine Gedanken wanderten viel eher in eine andere Richtung. Die Schwester hatte gesagt, dass wir im fünften Stock einmal nachfragen sollten. Dort sollte sich jemand befinden, den man kurz bevor wir kamen, eingeliefert hatte. Leider konnte sie uns nicht sagen ob es die gesuchte Person war, da ihrer Stimmung schon einen sehr gefährlichen Grad erreicht hatte und ich nicht weiter bohren wollte. Hätte ich es getan säßen wir wahrscheinlich schon vor der Tür. Endlich kam der Aufzug und Rick bahnte sich einen Weg durch die Menge wobei er mich einfach mitzog. Langsam kam ich mir wirklich wie ein kleines Kind vor. Ja, ich hatte vorhin die Kotrolle verloren, aber ich hatte genug Zeit mich wieder zu fangen. „Rick, du kannst mich dann wieder loslassen.“ Das einzige was ich erntete war ein abschätzender Blick von Rick, doch er kam meiner Aufforderung nach. Auch wenn es mir so vorkam als würde er das nur sehr widerwillig tun. Dann wand er sich zur Tür des Aufzugs von der uns schon etliche Leute fernhielten. „Kann mal wer für uns den 5. Stock drücken? Danke.“ Ein junger Mann kam Ricks Bitte nach ohne sich auch nur einmal umzublicken. Unruhig wartete ich darauf, dass der Lift unser Stockwerk ereichte. Allerdings hatte die anderen Leute noch vor auf den unteren Etagen auszusteigen. Also wartete ich ab und hörte der stoischen Stimme im Aufzug zu, wie sie die einzelnen Abteilungen in jedem Stockwerk aufzählte. Endlich schlossen sich die Aufzugstüren im 4. Stockwerk und der Aufzug setzte sich wieder in Bewegung. Schon meldete sich wieder die mechanische Frauenstimme. „5. Etage. Gynäkologie, Orthopädie und Intensivstation.“ Intensivstation? Innerlich erstarrte ich. Davon hatte die Schwester aber nichts gesagt. Doch auf die anderen zwei Abteilungen konnte ich wohl kaum hoffen. Schließlich gab es doch in diesen Bereichen nichts, dass ein Mädchen am aufwachen hinderte. Zumindest nichts, dass ich kannte. Rick und ich stiegen aus. Ich hatte keine Ahnung wohin wir mussten, doch Rick ging zu einer Tür kurz vor der Intensivstation und klopfte. Ein junger Arzt öffnete und sah ihn fragend an. „Wir würden gerne wissen ob hier jemand eingeliefert wurde. In der Ambulanz hat man uns hierher verwiesen. Ihr Name ist Bea Ashari.“ Der Arzt hob eine Augenbraue und musterte Rick kurz. Dann drehte er sich kurz um. „Warten sie einen Moment.“ Er verschwand wieder in dem Zimmer und abermals vergingen qualvolle Minuten der Angst. Zögernd trat ich zu Rick und fasste nun doch nach seiner Hand. Er lies es geschehen und drückte sie einmal kurz fest. Allerdings ohne den Blick von dem Arzt zu lösen, der in dem Zimmer in einigen Unterlagen blätterte. Als er den Kopf hob musterte er mich ebenfalls kurz so wie vorhin Rick. „Ja. Jemand mit diesem Namen wurde heute bei uns eingeliefert. Sind sie mit ihr verwandt?“ Ich nickte schwach. Konnten ein paar Worte so einen Schmerz auslösen. Nun konnte ich das definitiv mit ja beantworten. „Ich bin ihr Bruder.“ Meine Stimme klang schwach. Obwohl ich nicht wusste woher ich die Kraft für diese Worte hernahm. „Kann ich sie sehen?“ Der junge Mann nickte. „Natürlich.“ Wir wichen etwas zurück um ihn aus dem Zimmer zu lassen und folgten ihm zur Tür der Intensivstation. Diese öffnete sich durch einen Bewegungsmelder aktiviert automatisch. Kurz bevor wir allerdings die Abteilung betraten wand er sich noch einmal um. „Leider dürfen hier nur Familienmitglieder hinein.“ Er sah Rick an und dieser erwiderte seinen Blick. Das würde gleich wieder einen Streit geben, dass sah ich an den Blitzen in Ricks Augen. Allerdings war das nicht dass, was ich wollte. Also lies ich Ricks Hand los und warf ihm einen bittenden Blick zu. “Ist schon okay. Ich schaff das alleine.“ Das schien nicht das zu sein was Rick erwartet hatte, denn er warf mir einen fragenden Blick zu und ich nickte nur. Dann folgte ich dem Arzt und die Türen der Intensivstation schlossen sich hinter mir. Wahrscheinlich war er nicht mehr da wenn ich wieder herauskam, denn er hasste Krankenhäuser. Zur Zeit konnte ich ihm das nicht einmal verübeln. Die Wände waren wie in allen Krankenhäusern, in einem kahlen, kalten Weiß. Die Türen jedes Zimmers waren geschlossen und eine gespenstische Stille herrschte. Nur ab und zu war das öffnen und schließen einer Türe zu hören. Der Arzt führte den Jungen durch den endlos scheinenden Flur vorbei an Wänden, die nur aus Glas bestanden. Toby nahm sich fest vor keinen Blick hineinzuwerfen, doch konnte er sich nicht ganz an seinen Vorsatz halten. Bei dem Anblick, der sich ihm bot bereute er, dass er so neugierig war. Es war wie in einem schlechten Krankenhausfilm. Der Raum war voll mit Betten und was das schlimmste war jedes war besetzt. Neben jedem Bett standen Apparate, die mit ihrem piepsen anzeigte, dass die Person im Bett noch lebte. Hier und da war eine Schwester, die gerade die jeweiligen Werte des Patienten notierte. Es war wie ein Raum voll von lebenden Toten. Eine schreckliche Vorstellung, dass seine Schwester eine davon sein sollte. Endlich blieb der Arzt vor einer Tür stehen und öffnete sie. Mit einem knappen Kopfnicken verabschiedete er sich. Toby blieb stehen, ohne jedoch vom Zimmer aus gesehen zu werden oder hineinsehen zu können. Eigentlich wollte er gar nicht hineinsehen. Er wollte sich umdrehen, gehen und die Tatsachen so belassen wie sie waren. Doch das ging nicht. Mit gesenktem Kopf trat er ein und schloss die Tür hinter sich. Dann wand er sich wieder zum Bett um und hob langsam den Kopf. Eigentlich war es so wie er es erwartet hatte. Die Bilder auf dieser Station hatten ihn ja schon darauf vorbereitet. Seine Schwester lag in einem Krankenbett und bewegte sich nicht. Neben ihr auf verschieden Tischen waren diese Maschinen, die ihr Leben durch ein gleichmäßiges piepsen wiedergaben. Auch seine Mutter war da. Sie saß auf einem Sessel neben dem Bett und schien ihn noch gar nicht bemerkt zu haben. Ihr Blick war auf Bea gerichtet. Langsam ging er zu ihr und legte eine Hand auf ihre Schulter. Seine Mutter wand ihm den Blick zu, doch schien sie einige Augenblicke zu brauchen um ihn zu erkennen. Ihre Augen füllten sich mit Tränen und Toby umarmte sie. Erklärungen würde er schon später bekommen. Es war einfach nur nervenraubend. Wie ein eingesperrtes Tier lief ich hier den Gang auf und ab. Na ja was solls mit ein bisschen Glück hielt man mich ja für einen werdenden Vater. Immerhin war ich im richtigen Stockwerk dafür. Wenigstens kam man da nicht auf die Idee ich könnte aus der Psychiatrie ausgebrochen sein. Obwohl ich mich gerade so fühlte. Total bescheuert. Ich fühlte mich hier nicht wohl was kein Geheimnis war, denn meine Mimik konnte nie lange etwas geheim halten, andererseits wollte ich nicht heimfahren ohne mich davon überzeugt zu haben, dass es Toby einigermaßen gut ging. Es war eine gottverdammte Zwickmühle. Ich war Tobys bester Freund und wollte ihn hier nicht im Stich lassen. Doch dieses Atmosphäre wurde zunehmend beklemmender. Na ja irgendwie würde ich das schon schaffen. Es war wie mein Vater sagte, ich war ein Mann und als solcher stehe ich alles durch. Was für ein dämlicher Spruch, aber das ist wohl jeder wenn man ihn 17 Jahre lang ununterbrochen hört. Jedes Mal wenn man kurz davor ist einfach loszuschreien bekommt man das zu Ohren. Kein Wunder, dass man da so schnell wie möglich wieder von daheim verschwindet. Schließlich bin ich ein Teenager, der will ab und zu schreien. Na gut, meinem Vater hatte ich ja schon die Meinung gesagt und das Problem war er hier ja auch nicht. Ungeduldig ließ ich mich in einen Plastiksessel fallen, nur um gleich wieder aufzustehen. Langsam kam die Müdigkeit wieder durch, die von der Sorge um Bea verdrängt worden war. Wann war das eigentlich passiert? Sean hatte heute morgen nichts darüber durchklingen lassen, dass es Bea nicht gut gegangen war. Obwohl, selbst wenn er es mir ins Ohr gebrüllt hätte, wäre es mir egal gewesen. Um halb sechs oder so drehen sich meine Gedanken normalerweise nur noch um mein Bett. Noch dazu heute wo es sowieso stressig gewesen war. Welcher normale Vater löcherte seinen Sohn in aller Herrgottsfrühe damit ob er Lust hätte mit angeln zu fahren? Nur mein Alter. Vielleicht sollte ich doch einmal nachfragen? Sean war anscheinend der Letzte, der Bea wach gesehen hatte. Er und ihre Mutter. Unschlüssig legte ich meine Hand auf die rechte Hosentasche in der mein Handy verstaut war. Alles konnte ich vergessen, nur nicht mein Handy und natürlich meine Maschine. Zwar war es verboten innerhalb eines Krankenhauses zu telefonieren, doch die Wände der Intensivstation waren sicher irgendwie von den Wellen dieses Gerätes abgeschirmt. Also holte ich das Handy aus meiner Hosentasche und wählte die Nummer meines Bruders. Ich war mir sicher, dass auch er seinen Schrotthaufen, den er unerklärlicherweise Handy schimpfte, in seiner Nähe hatte. Das Freizeichen erklang und einige Sekunden später meldete sich die fröhliche Stimme meines Bruders schon am anderen Ende. „Rick. Morgen was machst du denn schon auf?“ Ich verzog angewidert das Gesicht. Mein Gott wie konnte man bei einem Ausflug mit der Familie so gut gelaunt sein? Das schaffte auch nur Sean. „Ich hatte einfach mal Lust dazu auszuprobieren wie es ist mit dem Strom zu schwimmen. Wie ist der Angelausflug.“ Na toll und was jetzt? Ich und meine spontanen Entscheidungen das hatte ich jetzt davon. Immerhin konnte ich meinem kleinen Bruder nicht auf die Nase binden, dass seine Freundin im Krankenhaus lag. Das würde ihm das Wochenende versauen und selbst ich würde das nicht wollen. Es mochte ja sein, dass ich diese Ausflüge verabscheute aber Sean machten sie riesigen Spaß und den wollte ich ihm nicht nehmen. Er würde sowieso früh genug erfahren was passiert war. „Es ist einfach super. Schade das du nicht mitgekommen bist.“ „Ja vielleicht wird es ja das nächste Mal was.“ Oh schwerer Fehler. Nicht einmal Sean war so unaufmerksam, dass ihm so ein schwerer Ausrutscher entging. Ich würde nie solche Zusagen machen vor allem nicht wenn es um eine Aktivität mit meiner Familie ging. Eigentlich versuchte ich nur Zeit zu schinden um mir zu überlegen wie ich auf das Thema zugehen sollte. „Was ist los Rick? Du rufst mich sicher nicht nur an um zu wissen wie es mir geht oder?“ Die Stimme meines kleinen Bruders klang fragend und auch irgendwie besorgt. Er hatte meine Taktik erkannt. Na gut. Angriff ist bekanntlich die beste Verteidigung. „Ich rufe eigentlich nur an weil Toby wissen wollte wie es gestern war. Bea geht es nicht besonders gut und deswegen hat er mich gebeten dich anzurufen. Er wollte wissen ob gestern schon etwas davon zu merken war.“ Eine gute Ausrede und noch dazu recht glaubhaft. Meine ganze Familie, mit Ausnahme meines Vaters der mich wahrscheinlich dafür verprügeln würde, wusste wie ich zu Toby stand. Also war es nur recht und billig, dass ich meinem Freund diesen Wunsch erfüllte. Leider löste diese Aussage bei Sean eher ein ungutes Gefühl aus wie ich an seiner Stimme merkte. „Warum? Was ist mit Bea?“ „Nichts Sean. Du musst dir keine Sorgen machen sie hatte beim aufstehen nur einen leichten Schwindelanfall. Wahrscheinlich ihr Kreislauf, aber du kennst ja ihre Mutter.“ Anscheinend beruhigte diese Aussage meinen Bruder. „Nein eigentlich nicht. Obwohl warte kurz ...“ Ich konnte förmlich das Gesicht meines Bruder sehen wie er nachdachte, die dunkelgrünen Augen angestrengt auf den Boden richtend. Das tat er immer wenn er nachdachte. „Ja, kurz nach Ende des Filmes hatte sie auch so einen Anfall. Irgend so ein Typ hat sie angerempelt und einen Augenblick später taumelte sie und ich musste sie halten sonst wäre sie zu Boden gesackt. Allerdings dauerte das nur ein oder zwei Minuten, dann war es vorbei. Trotzdem war ich kurz richtig besorgt, dass sie ohnmächtig werden würde, da sie einen total ausdruckslosen Blick hatte. Danach sind wir sofort heimgefahren.“ Ich schwieg kurz, sodass ich gar nicht merkte wie Sean meinen Namen aussprach. Irgendetwas war wichtig daran, doch ich konnte beim besten Willen nicht herausfinden was. Dann hatte ich einen Einfall. Es war ein Schuss ins Blaue, doch besser ich wusste jede Einzelheit anstatt beinahe überhaupt nichts. Ich schlug einen scherzhaften Ton an, bei dem ich sicher war das er meinen Bruder überrumpeln würde. Zumindest wo wir nun über ein so ernsthaftes Thema diskutierten. „Und wie sah der Typ aus? Toby verlangt sicher eine Beschreibung, damit ich auch den Richtigen verprügeln darf. Immerhin hat er es gewagt seine Schwester grob anzufassen.“ Mein Bruder lachte am anderen Ende des Hörers und ich hoffte, dass er darauf herein fiel. Er tat es. „Na ja ich denke dann, dass du jeden jungen Mann verprügeln musst, der eine etwas dunklere Haut und etwas exotisches an sich hat.“ Na ja wenigstens war es etwas. “Tja das kann nicht einmal ich schaffen. Schade und das wo ich Toby doch so ungern enttäusche.“ Eine Schwester ging vorbei und warf mir einen missbilligenden Blick zu, sagte aber nichts. Soviel zu den Einhaltungen der Krankenhausvorschriften. „Also gut. Dad ruft mich wir wollen ablegen, du hast mich gerade beim ausladen des Autos erwichst. Ich hoffe, dass es Bea bald besser geht. Tschau.“ „Bye Kleiner und lass dich nicht von Dad unterbuttern ja.“ „Das werde ich schon verhindern.“ Er legte auf und ich lauschte noch einen Augenblick lang dem regelmäßigen Tuten der durchtrennten Leitung bevor auch ich das Gerät wieder an seinem angestammten Platz verstaute. Irgendwie war das alles etwas mysteriös. Es war komisch, dass eine Folge von Zufällen so endete. Denn nichts anderes konnte es sein. Immerhin konnte man jemanden doch nicht durch einfaches anrempeln dazu bringen fast bewusstlos zu werden. Außerdem wer sagte mir, dass es etwas mit diesem Typ zu tun hatte. Das leise Geräusch des anhaltenden Liftes riss mich aus meinen Gedanken. Es war das erste Mal, dass er in diesem Stockwerk wieder hielt seit Toby und ich ausgestiegen waren. Allerdings war es mir auch ziemlich egal. Nicht auf die aussteigenden Besucher achtend wand ich mich wieder der Tür zu, hinter der Toby kurz davor verschwunden war. „Na so eine Überraschung. Ich hab ja immer geahnt, dass ich dich einmal hier treffe, doch hatte ich gehofft, dass ich dann schon Arzt bin und dich zusammenflicken darf.“ Ich zuckte kurz zusammen als ich die Stimme hörte. Natürlich kannte ich sie, immerhin hörte ich sie oft genug und in genau diesem spöttischen Tonfall. „Tja scheint so als hättest du Pech gehabt Alec. Denn einen Quacksalber, wie du es sicher wirst, lasse ich nie an meinen Körper.“ Lächelnd wand sich Rick um und warf dem blonden Jungen mit den eigensinnigen Strähnchen einen fröhlichen Blick zu. Dieser erwiderte ihn freundlich und grinste ihn breit an. „Wir werden ja sehen wie groß deine Überzeugung noch ist, wenn du mit einem offenen Bruch auf dem Operationstisch liegst.“ Alec warf einen Blick auf die Tür hinter Rick. Sein fröhlicher Ausdruck verschwand und machten einem ernsten Gesicht Platz. „Jemand den ich kenne?“ Er nickte kurz in Richtung Intensivstation. „Tobys Schwester.“ „Oh.“ Alec kannte Bea nur flüchtig, doch wusste er wie sehr Toby seine Schwester liebte. „Wie geht es ihr und vor allem Toby?“ Rick zuckte die Schultern. Was konnte er schon erwidern? „Es geht ihm den Umständen entsprechend. Allerdings hab ich keine Ahnung wie es ihr geht nur, dass sie auf dieser Station liegt.“ Rick warf Alec einen fragenden Blick zu. „Kannst du vielleicht ... ?“ Ich lies das Ende absichtlich in der Luft stehen um Alec nicht um etwas zu bitten, was gegen seine Anweisungen verstieß. Zwar hatte er hier ein Praktikum, was mit seinem Studium als Arzt zusammenhing, doch wollte ich ihm keine Probleme machen. „Klar ich werde mal sehen was sich machen lässt. Außerdem kann keine Schwester meinem Charme wiederstehen.“ Er warf mir ein amüsiertes Lächeln zu. „Und natürlich auch kein männliches Wesen.“ Mit diesen Worten verschwand er in dem kleinen Raum in dem wir vorhin den Arzt überfallen hatten. Natürlich nur bildlich gemeint. Innerlich hatte ich bei seinen Worten die Augen verdreht. Das war Alec in seinem Element. Sobald es etwas gab an das man nur schwer herankommen konnte war er an vorderster Front. Wahrscheinlich einer der Gründe warum er an Cindy interessiert war. Das und weil er Tyrone ärgern wollte. Eigentlich war es schade, dass die zwei die sich so offensichtlich mochten, es sich so schwer machten. Denn Tyrones Gefühle lagen offen und auch Alec konnte nur schwer leugnen, dass er ihn nicht ebensolche Gefühle entgegenbrachte. Ich seufzte. Das war weder die richtige Zeit, noch der richtige Ort um sich über so etwas den Kopf zu zerbrechen. Noch dazu wo meine eigene Beziehung so problematisch war. Immerhin wusste Toby noch nicht einmal etwas davon. Einige Minuten später kam Alec wieder aus dem Raum und schloss die Tür. Natürlich nicht ohne es zu versäumen der darin Dienst habenden Schwester ein bezauberndes Lächeln zu schenken, bei dem jedes Mädchen dahingeschmolzen wäre. Sobald aber die Tür ins Schloss gefallen war verdüsterte es sich schlagartig. Also keine guten Nachrichten. Irgendwie hatte ich damit gerechnet, doch hoffte ich für meinen Bruder und meinen noch kurz andauernden Seelenfrieden, dass Alec nichts herausgefunden hatte und deswegen so ernst war. Doch hätte er der Schwester dann kein Lächeln geschenkt. Denn Alec war zwar charmant aber gab man ihm nicht was er wollte konnte sich das ziemlich schnell ändern. Das war einer seiner nicht so guten Wesenszüge. „Also was ist los?“ Ich sah ihm entgegen, scheinbar unbeteiligt was allerdings nicht die Wahrheit war. Doch Alec schüttelte nur den Kopf. „Ich weiß nicht was sie hat, leider aber auch nicht die Ärzte. Sie ist in einen Komaähnlichen Zustand gefallen und niemand weiß warum. Tut mir leid, doch das ist alles was man weiß.“ Ich nickte nur stumm. Was sollte ich schon groß sagen. Auch Alec schwieg und so breitete sich Schweigen zwischen uns aus. Doch keinem von uns beiden war es unangenehm also dauerte es eine Weile bis Alec es wieder brach. „Ich hab in einer Stunde aus. Wartet doch auf mich, dann begleite ich euch heim.“ „Eine gute Idee allerdings bin ich mit meiner Maschine hier. Du weißt wie selten ich hierher komme, da will ich sie nicht stehen lassen.“ „Kein Problem. Tyrone bringt dein Baby sicher gern nach Hause.“ Ein Lächeln breitete sich auf Alecs Gesicht aus. „Ich weiß nicht so recht.“ Gut, Tyrone war ein guter Fahrer egal ob jetzt mit dem Auto oder einem Motorrad. Aber es ging hier um meine Maschine, mein Baby wie Alec richtig gesagt hatte. „Du kannst es dir ja überlegen ich muß jetzt wieder hoch.“ Damit wand sich Alec um und verschwand hinter der Verbindungstür zum Stiegenhaus. Tja und mir blieb nichts anderes übrig als wieder zu warten. Nachdem meine Mutter mir erzählt hatte was mit meiner Schwester los war, oder besser gesagt was nicht schickte sie mich wieder heim. Wenigstens war Bea nicht in Lebensgefahr. Das war die gute Nachricht, allerdings gab es auch eine schlechte und die war, dass niemand wusste wie man ihr helfen konnte. Scheinbar gab es keinerlei solche Fälle in unseren Breiten. Doch wo hätte sie es dann bekommen sollen? Fragen über Fragen auf die nicht einmal Ärzte eine Antwort hatten. Vielleicht hatte Rick doch Recht und keiner von ihnen hatte eine Ahnung von seiner Arbeit. Seufzend ging ich den Gang entlang, den ich schon gekommen war. Doch nun hielt sich meine Neugier in Grenzen und ich verzichtete auf einen Blick in den Raum hinter der Glaswand. Sicherlich hatte sich das Bild nicht verändert. Immerhin konnte sich auf dieser Station so gut wie niemand bewegen. Doch bei den meisten wusste man wenigstens was sie hatten. Vor mir ertönte ein Zischen was bedeute, dass sich die Türen der Intensivstation automatisch öffneten um mich hinauszulassen. Es war irgendwie wie in einem Gefängnis, man kam leichter hinein als hinaus zumindest wenn man ein Patient war. „Und was ist?“ Ricks Stimme klang besorgt doch hatte ich im Moment keine Lust irgendwelche unangenehmen Fragen zu beantworten. „Es geht ihr den Umständen entsprechend.“ Rick wollte schon zur nächsten Frage ansetzten doch ich hob nur müde die Hand. „Bitte können wir heimfahren?“ „Wenn du willst. Aber ich hab Alec vorhin getroffen und wenn wir auf ihn warten, können wir auch mit ihm heimgehen.“ „Wenn du willst, aber bitte nicht hier.“ Stumm ergriff Rick meine Hand und zog mich zum Aufzug, der anscheinend nur auf uns gewartet hatte, um sich mit einem leisen Geräusch öffnen zu können. Die Taste für das Erdgeschoss drückend lehnte sich Rick gegenüber seines Freundes an die Wand. Immerhin wusste er ja ungefähr so viel wie Toby oder vielleicht sogar mehr. Toby hatte seinen Blick grübelnd auf den Boden gerichtet und schien weit weg zu sein. Unruhig spielte der Schwarzhaarige mit dem Visier seines Sturzhelm, das einzige Geräusch, dass die Stille durchdrang. „Hör mal, ich habe mit meinem Bruder gesprochen.“ Stockend versuchte Rick Toby aus seinen düsteren Gedanken zu reißen. Der Blondhaarige hob den Kopf und sah seinen Freund fragend an. In seinen Augen glaubte Rick auch etwas wie Hoffnung zu erkennen und hasste sich schon jetzt dafür diese gleich wieder zerstören zu müssen. „Allerdings konnte er mir nicht allzu viel erzählen.“ „Oh.“ Die grünen Augen senkten sich wieder auf den Boden. In diesem Moment ging die Tür des Aufzuges auf und die beiden stiegen hastig aus, bevor sich wieder eine neue Welle von Besuchern hineindrängte. Unschlüssig sah sich der Ältere um und schlug dann den Weg zu den Grünanlagen ein. Nach den düsteren und künstlich erhellten Gängen des Krankenhauses war die Sonne eine richtige Wohltat. So früh am Vormittag war die Hitze auch noch nicht ganz so stark, obwohl man schon merkte, dass es heute wieder sehr heiß werden würde. Toby hob kurz den Blick zum Himmel und setzte sich dann neben Rick, der bereits auf einer Bank Platz genommen hatte. „Rick?“ Toby blickte ihn an doch sein Gegenüber schien die Blumen einige Meter vor ihm interessanter zu finden. „Was hat Sean gesagt? Irgendetwas war doch.“ Ja irgendetwas war gewesen, dass wusste ich genau. Sonst hätte Rick mir gleich gesagt, dass bei dem Gespräch mit Sean nichts herausgekommen war. Und nicht allzu viel bedeutete immer noch, dass etwas gewesen war. Doch erklärte das immer noch nicht sein zögern. „Viel ist es aber wirklich nicht.“ „Rick.“ Bei dem warnenden Unterton in Tobys Stimme seufzte der Ältere. „Ich will nicht, dass du dir falsche Hoffnungen machst. „Schön langsam solltest du mich gut genug kennen um so etwas ausschließen zu können.“ „Wenn du meinst.“ Zögernd begann Rick dem Jüngeren zu erzählen was sein Bruder gesagt hatte. Schnell ging das nicht, da Toby ihn immer wieder unterbrach und ein Detail nachfragte. So verging die Stunde schneller als der Schwarzhaarige gehofft hatte. War ich froh als mein Handy klingelte. Ich war gerade zum Schluss gekommen als mich das melodische Klingeln unterbrach. Zwar sagte mir Tobys Gesichtsausdruck, dass die Sache noch nicht beendet war. Wahrscheinlich würde er mich später wieder mit Fragen löchern für die ich keine Antwort hatte. Rasch holte ich mein Handy hervor und drückte die entsprechende Taste. „Ja?“ Alecs aufgebrachte Stimme klang durch den Hörer. „Mensch wo seid ihr? Ich warte schon gute 10 Minuten auf euch.“ Erschrocken warf ich einen Blick auf die Uhr. Wirklich es war schon 15 Minuten nach der abgesprochenen Zeit. „Tschuldigung Alec. Wir kommen gleich. Wo bist du?“ „Vor dem Eingang. Bei deiner Maschine. Tyrone ist übrigens damit einverstanden sie dir nach Hause zu fahren.“ „Moment! Darüber habe ich noch nicht entschieden.“ „Dann solltest du das schnell machen. Bis gleich.“ Damit war die Verbindung schon unterbrochen und das regelmäßige Tuten erklang. Fluchend stand ich auf und bedeutete Toby es mir gleich zu machen. „Alec und Tyrone warten auf uns. Wir sollten uns beeilen.“ Ja wer wusste sonst was die beiden sich einfallen ließen. Gott sei Dank kannte Toby die beiden gut genug um die gebotene Eile an den Tag zu legen. Die beiden wurden unausstehlich wenn man sie warten ließ. Obwohl eher Alec zu so einer Stimmung neigte und Tyrone sich dieser einfach anpasste. Rasch durchquerten wir den Gebäudekomplex und waren kurz darauf auch schon auf dem Parkplatz wo ich die beiden neben meiner Maschine entdeckte. Tyrone sah mich als erster und winkte mir fröhlich zu. Anscheinend hatte ihm Alec nichts über den Grund unseres hier sein erzählt. Das war gut, vielleicht würde seine unbeschwerte Art Toby etwas aufheitern. Alec wand sich etwas langsamer zu uns um und hob kurz die Hand zum Gruß. Kaum stand ich bei ihnen hielt mir Tyrone auch schon die offene Hand hin. „Na dann gib mir mal die Schlüssel und ich bring dein Baby brav nach Hause.“ „Moment mal ich hab doch noch nicht einmal zugestimmt.“ Also wirklich man tat hier schon so als wäre es beschlossene Sache. „Wirklich?“ Tyrone warf Alec einen fragenden Blick zu, der für mich die ganze Sache klärte. Natürlich war es für Alec schon glasklar, dass wir ihn heimbegleiteten. Alec zuckte nur unschuldig mit den Schultern. „Für mich klang das so.“ Um von der Sache abzulenken warf er Toby einen raschen Blick zu und ein freundliches Lächeln legte sich über seine Lippen. „Wie geht’s dir Toby?“ Toby schreckte hoch was nur bedeutete, dass er von dem ganzen nichts mitbekommen hatte. Wahrscheinlich war er in Gedanken noch immer bei unserem Gespräch und versuchte aus den Informationen einen klaren Schluss zu ziehen. Verwirrt sah er Alec an und erwiderte sein Lächeln schwach. „Mir geht’s gut.“ „Bist du dir sicher? Du siehst nicht gerade gut aus.“ Tyrone ging zu ihm und musterte den Jüngeren mit einem besorgten Blick. „Meinst du? Aber mir geht es wirklich gut.“ Verlegen versuchte er Tyrones Blicken auszuweichen was allerdings nicht so leicht war. Wenn es darum ging einem anderen zu helfen lies Tyrone nicht locker. Das wusste ich aus Erfahrung. Ich beschloss ihm zu helfen und hielt dem Schwarzhaarigen die Schlüssel vor die Nase. „Hier die brauchst du wenn du mein Baby heimbringen willst.“ Tyrone blinzelte zuerst verwirrt und nahm sie mir dann aus der Hand. „Aber wehe sie hat auch nur einen Kratzer ich schwöre dir dann ...“ „ ... bringst du mich eigenhändig um und vergräbst meine Leiche im Wald. Ich weiß.“ „Genau. Also pass zweimal auf wie du mit ihr umgehst.“ Grinsend reichte ich dem Älteren den Helm. „Keine Angst Rick. Ich werde sie dir in einem Stück heimbringen.“ „Darum mach ich mir eigentlich keine Sorgen. Nur darum, dass sie auch unbeschadet heimkommt.“ Ein vergnügtes Glitzern trat in seine Augen was mich zu einem leisen Stöhnen veranlasste. „Gut und nachdem das alles geklärt ist sollten wir und auf den Weg machen. Mir ist heiß.“ Ich öffnete schon den Mund zu einer entsprechenden Bemerkung ließ es dann aber. Alec war anscheinend etwas gereizt. „Na dann sollten wir gehen bevor du uns hier wegschmilzt nicht?“ Überrascht sah ich zu Toby und auch Alec war einen Moment verwirrt bevor er zu grinsen anfing. Toby lächelte nur unschuldig und ging an uns vorbei auf den Gehsteig zu. „Er hat Recht, es wäre ein wirklicher Verlust wenn uns unser Playboy verloren gehen würde.“ Um einen Kommentar Alecs zu übertönen ließ Tyrone, der bereits auf meiner Maschine saß den Motor an. Alles in mir sträubte sich als er aufs Gas stieg und den Parkplatz verlies. „Also dann, bringen wir unser Sorgenkind mal heim.“ Lässig legte mir Alec einen Arm um die Schulter. „Okay. Warte mal du wohnst zwei Straßen weiter oder?“ Mit diesem Kommentar fing ich mir einen freundschaftlichen Schlag auf den Hinterkopf ein. Das wahre Sorgenkind Toby, hatte sich inzwischen zu uns umgedreht und lächelte als wäre nichts passiert. „Wollt ihr hier Wurzeln schlagen?“ Ich war erleichtert. Zwar wusste ich dass er alles nur irgendwie verdrängte, doch ich hatte keine Ahnung mehr wie ich ihm helfen konnte. Alec hingegen schien das alles nicht wirklich zu kümmern, denn er entlies mich aus seiner Umarmung und gesellte sich zu Toby. Endlich waren wir auf dem Heimweg. Die ganze Zeit über erzählte Alec dies und das über seine Arbeit, sein Studium und das süße Mädchen das er schon seit Wochen rumkriegen wollte. Alles eigentlich belanglose Dinge, doch ich war froh, dass Alec ungebeten die Rolle des Gesprächsführers übernommen hatte. Zur Zeit hatte ich wirklich keine Lust auf irgendwelche Gespräche. Alec mit nur einem Ohr zuhörend betrachtete ich die Umgebung. Es war noch nicht sehr spät trotzdem waren schon Menschenmengen unterwegs, die die letzten Einkäufe fürs Wochenende noch erledigen wollten. Plötzlich erregte etwas meine Aufmerksamkeit. Es war eigentlich etwas völlig alltägliches, doch mir fiel es sicher auch nur auf weil ich unbewusst danach suchte. Knapp vor uns nur drei Meter entfernt ging ein Mann, schwarze Haare, ungefähr 1, 80m groß und zwischen 25- 26 Jahre schätze ich mal. Eigentlich ziemlich durchschnittlich. Das war es auch nicht was mir auffiel, sondern eher die flüchtige Berührung mit der er den Handrücken einer vorübergehenden Frau streifte. Diese taumelte kaum eine Sekunde danach und sackte auf die Knie. Zufall? Vielleicht doch ich glaube nicht daran. Hastig bahnte ich mir einen Weg durch die Menschen vor mir und ließ mich vor der Frau in die Hocke sinken. Was ich sah erschreckte mich, denn ihr Blick oder besser das nicht Vorhandensein eben dieses erweckte in mir den Eindruck, dass gar kein Leben mehr in ihr war. Rasch stand ich auf und sah mich um. Der Mann war weitergegangen als ob nichts gewesen wäre. Nein, das war sicher nicht alles ein Zufall. Irgendetwas passierte hier und jemand musste lüften was es war. Gut, vielleicht war dieser jemand nicht ich doch so weitergehen konnte es auch nicht. Bea war nur die erste und wer kam dann? Ich, mein Bruder oder irgendein armer Unbekannter? Rücksichtslos bahnte ich mir einen Weg durch die Menge und die empörten Laute, sowie die Rufe von Toby und Alec die mir ebenso schnell folgten, hatten die Mann wohl alarmiert. Er wand sich kurz um und beschleunigte ebenfalls seine Schritte. Dabei ging er genauso rücksichtslos mit den umstehenden Passanten um wie ich. Gut dass war jetzt alles kein Zufall mehr. Viel eher etwas anderes, dass ich noch nicht einmal erahnen konnte. Warum lief er weg wenn er nichts zu verbergen hatte? Und warum hatte er der Frau nicht einmal einen Blick zugeworfen, wo sie doch genau neben ihm zusammengebrochen war? Die natürliche Schlussfolgerung war, dass es Absicht gewesen war und er etwas damit zu tun. Der Mann bog in eine Seitenstrasse ein und ich ebenso wie Toby und Alec folgten ihm. Sie waren nur knapp hinter mir und wahrscheinlich kurz davor mich als verrückt abzustempeln. Doch im Augenblick versuchte ich nur die Schritte nicht zu überhören und ihm zu folgen. Es war eine wahre Irrfahrt hier gab es so viele Abzweigungen und oft glaubte ich die Spur verloren zu haben. Endlich wurden die Schritte langsamer und verstummten dann ganz. Knapp vor mit bog ein Gässchen nach rechts ein, während die normale Gasse geradeaus weiterführte. Leise und um einiges vorsichtiger als bisher schlich ich mich bis zum Rand der Häuserwand und warf einen Blick in das Gässchen. Dort stand der Mann, doch war er nicht allein neben ihm war eine weitere Gestalt die ich wegen des Schattens nicht so genau erkennen konnte. Toby und Alec holten mich nun ein und kamen hinter mir zum Stehen. Alec wollte etwas sagen doch ich bedeute ihm mit einer Geste ruhig zu sein. Und das Wunder geschah. Der Blondhaarige sah mich noch einen Moment fragend an und zuckte dann mit den Schultern. Ein leises Lachen war zu hören und eine tiefe Stimme ertönte, die ich dem schwarzhaarigen Mann, der gerade sprach gar nicht zugetraut hätte. „Ihr könnt ruhig rauskommen. Wir haben euch längst bemerkt.“ Ich zuckte wie unter einem Schlag zusammen und Toby schien es nicht anders zu gehen. Nur Alec warf mir einen fragenden Blick zu. „Hat euch nun der Mut verlassen wo ihr mich so tapfer verfolgt habt. Oder wartet ihr darauf, dass ich euch hole?“ Es war ja natürlich klar, dass Alec dieser Herausforderung nicht wiederstehen konnte und an uns vorbei ging. Spürte er die Gefahr nicht, die von diesen zwei Männern ausging? Egal er stand nun schutzlos den beiden Männern gegenüber, also blieb uns nichts anderes übrig als ihm bei seiner Entscheidung zu unterstützen. Denn ob Dummheit oder nicht er war unser Freund und wir hielten zu ihm. Als wir nun nebeneinander standen wand sich der im Schatten stehende Mann um. „Endlich. Ich habe euch schon erwartet.“ Kapitel 3: Kapitel 4 -------------------- Titel: Evil Spirits Teil: 4/? Autor: Satnel Email: Satnel@hotmail.com Genre: fantasy, death, original, action Warnung: Es könnte etwas verwirrend sein, da ich ab und zu den Schreibstil ändere und aus Sichten verschiedener Personen erzähle. Disclaimer: Also was soll ich groß sagen ... es ist alles MEINS! Nein, mal ernsthaft es ist alles meine Idee und wenn man sich eine der Personen ausborgen will, dann soll er bitte fragen. Wenn es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen gibt, ist das reiner Zufall. Kenne deinen Feind, denn das ist was zählt Kenne deinen Feind, denn das ist was dich am Leben hält. Evil Spirits (Part 4) Gewartet? Ich hatte zwar keine Ahnung, warum wir hier waren, doch Rick wusste was er tat. Zumindest hoffte ich das in diesem Moment. Denn mir waren diese zwei Personen nicht geheuer, obwohl ich keine Ahnung hatte woran das lag. Es ging etwas von ihnen aus, dass mir einfach Angst machte. Neben mir machte Rick einen Schritt nach vorn und hob angriffslustig den Kopf. Auch er schien das gleiche wie ich zu fühlen oder vielleicht auch noch etwas anderes. Immerhin hatte er ein Gespür für so etwas. Doch im Gegensatz zu mir ging er gleich zum Gegenangriff über. „Was meinen sie damit?“ Der Schwarzhaarige lachte, aber in einer Art, die nur dazu diente Rick zu provozieren. Hastig griff ich nach seinem Arm, denn er hatte keine Chance gegen die beiden, sollte er auf sie losgehen. „Glaubt ihr wirklich ihr hättet mich bemerkt, wenn ich es nicht gewollt hätte?“ Ich spürte wie sich Rick anspannte und verstärkte meinen Griff. „Wer seid ihr und was wollt ihr von uns? Überrascht warf ich Alec einen Blick zu. Ich hatte ihn wirklich für einen Moment vergessen. „Eine interessante Frage.“ Der Schwarzhaarige lächelte und wand sich zu der Gestalt im Schatten zu. „Sollen wir sie ihnen beantworten?“ „Natürlich. Es ist äußerst unhöflich sich nicht vorzustellen.“ Ich erstarrte als ich die Stimme hörte. Sie erinnerte an ein Donnergrollen wie vor einem schwerem Gewitter. Ab und zu mag man Leute einfach weil sie eine freundliche Stimme haben, wie bei Nachrichtensprechern, nun diese Stimme hatte die gegenteilige Wirkung. Der Schwarzhaarige verbeugte sich spöttisch. „Mein Name ist Arjon, meines Berufes Beschützer unseres Meisters.“ Ich bemerkte, dass er bei seinen Worten einen raschen Blick zu der anderen Gestalt warf, so als müsse er sich eine Bestätigung für seine Worte suchen. „Und dies ist mein Meister.“ „Na klar ansonsten währst du wohl nicht hier.“ Erstaunt sah ich Rick an. Wie konnte er den Kerl auch noch reizen? Ich wusste zwar nicht woher ich dieses Wissen hatte, doch war ich mich absolut sicher, dass die beiden uns drei ohne größere Probleme ruhig stellen konnten. Ich drückte seinen Arm leicht um seine Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Rick warf mir nur einen kurzen Blick zu und ich schüttelte den Kopf. Hoffentlich verstand er es. Zumindest der Mann im Schatten hatte es richtig interpretiert den ein leises Lachen war zu hören, dass sich für mich eher bedrohlich als amüsiert anhörte. „Du solltest besser den Rat deines Freundes beherzigen. Arjon ist sehr leicht zu verärgern.“ Er gab seinem Leibwächter ein Zeichen weiterzureden. „Die Frage was wir von euch wollen ist etwas schwerer zu beantworten, da selbst ich die Antwort nicht richtig verstehe. Aber im großen und Ganzen geht es darum, dass wir euch helfen wollen.“ „Helfen wobei?“ „Meister?“ Arjon warf einen kurzen Blick zu seinem Herrn. „Schon gut Arjon ich werde es ihnen erklären. Hol den Wagen.“ Ich sah dem Schwarzhaarigen nach bis er um die nächste Ecke bog. Irgendwie hatte ich das Gefühl, dass man uns etwas verschwieg. „Ihr werdet verstehen, dass ich die Sache lieber an einem Ort besprechen will an dem uns keiner belauschen kann. Die Wände dieser Stadt haben Ohren.“ „Also ich finde ihre Geheimniskrämerei eher übertrieben. Wollen sie uns nicht wenigstens einmal ihr Gesicht zeigen. Nur damit etwas Chancengleichheit herrscht versteht sich.“ Alec schien die Ruhe in Person zu sein, so das ich mich wirklich fragte wie er so unvorsichtig sein konnte. Immerhin roch alles hier nach einer Falle wenn auch nicht wusste warum man solchen Aufwand um drei Jugendliche machen sollte. Noch dazu wo wir überhaupt nichts getan hatten. Ich wollte diese Frage gerade leise an Rick richten als unser Gegenüber antwortete. „Ich schätze das lässt sich einrichten. Natürlich nur damit Chancengleichheit besteht.“ Der spöttische Unterton in seiner Stimme war nicht zu überhören. Mit einem Schritt löste sich seine Gestalt aus dem Schatten und im gleichen Augenblick hörte ich die anderen beiden nach Luft schnappen oder war es sogar ich der es tat. Das Aussehen des Fremden glich nichts natürlichen. Weder seine Augen noch seine Haarfarbe konnten natürlich sein. Erschrocken warf ich Rick einen Blick zu nur um mich zu überzeugen, dass meine Augen mir keinen Streich spielten. Doch auch in seinem Gesicht konnte ich wahren Unglauben feststellen. Also gut, entweder ich träumte oder dieser Fremde war ein ziemlich fehlgeschlagener Albino. Er hatte eine blasse Haut, die wie seine weißen Haare auf einen Albino schließen lassen würden. Doch seine Augen waren in einem hellgrün das man niemals als blass bezeichnen konnte. „So nun da ihr eure Chancengleichheit habt können wir ja zum eigentlichen Grund unserer Zusammenkunft kommen.“ So als hätte es nur auf diese Worte gewartet blieb eine schwarze Limousine am Eingang des Gässchens stehen. Eine Tür öffnete sich und Arjon deutete uns einzusteigen. Unsicher stiegen die drei Freunde ein und nahmen auf der gegenüberliegenden Bank Platz. Keiner von ihnen wollte neben einem der beiden Fremden Platz nehmen wenn es nicht unbedingt notwendig war. Ich war wohl der erste, der wieder seine Fassung zurückerlangte. Toby sah sich noch immer unsicher um und Alec begutachtete neugierig den Wagen. Wahrscheinlich versuchte er den Wert des Autos zu schätzen. „Also wollen sie mir nun meine Frage beantworten oder belauschen uns auch hier unsichtbare Ohren?“ Es war mir egal ob ich mich in diesem Moment aggressiv anhörte, ich wollte endlich Antworten und zwar jetzt. Ich war einfach instinktiv diesem Kerl nachgelaufen und jetzt kam man uns mit diesem Geheimdienstmist. „Soweit mir bekannt ist habt ihr ein kleines Problem mit einem Mädchen.“ Alec neben mir kicherte leise. „Wer hat das nicht?“ Ich stöhnte leise. Kapierte der Kerl nicht, dass es längst kein Spaß mehr war was hier passierte? Leider war Alec einer der Typen die alle Situationen mit Humor meistern mussten, da sie es anders nicht ertragen würden. Wenn Alec jemals ernst sein würde, dann musste etwas wirklich schlimmes passiert sein. Der Fremde lächelte sanft. Eine Reaktion die ich bei ihm sicher nicht erwartet hatte. „Ja wer hat das nicht. Aber soweit ich informiert bin steht dieses Mädchen einem von euch sehr nahe.“ Er blickte Toby direkt an. „Oder stimmt das etwa nicht?“ Toby zuckte zusammen als hätte man ihn geschlagen. Der Fremde nickte nur bestätigend. „Also hatte ich Recht damit.“ „Woher wissen sie das?“ Tobys Stimme war kaum hörbar. Sogar ich, der ziemlich nah neben ihm saß hatte Schwierigkeiten ihn zu verstehen. Er wirkte so hilflos was mich wiederum wütend machte weil ich ihm nicht helfen konnte und dieser Fremde mir das so vor Augen führte. „Sagen wir mal ich habe da so meine Informanten.“ Er tauschte einen wissenden Blick mit seinem Handlanger woraufhin dieser einen Zettel praktisch aus dem Nichts erscheinen ließ. „Bea Ashari. 16 Jahre. Liegt zur Zeit wegen einer nicht zu diagnostizierenden Krankheit im städtischen Krankenhaus. Die Symptome deuten auf ein tiefes Koma hin wofür es aber keine Ursachen zu geben scheint. Soll ich weiter lesen?“ „Du verdammter…“ Ich schwöre hätte Alec mich nicht im letzten Moment wieder gepackt und in den Sitz zurückgeworfen ich hätte mich auf diesen verdammten Mistkerl geworfen. Sogar noch in Alecs Griff gefangen versuchte ich ihn zumindest mit einen Foß zu treffen. Zu meinem Leidwesen ohne Erfolg. Toby neben mir hatte sich wieder in seinem Schneckenhaus verkrochen aus dem wir ihn vor ein paar Minuten erst wieder herausgeholt hatten. Mit seinen Worten hatte dieser Sch…kerl alles wieder zunichte gemacht. Mir fielen gar nicht genug Beleidigungen ein um zu auch nur annähernd zu beschreiben was ich von ihm hielt. Nur aus den Augenwinkeln sah ich wie der Albino in einer beruhigenden Geste beide Arme hob. „Wir wollen uns doch nicht aufregen. Zumindest nicht jetzt.“ Er warf Arjon einen strafenden Blick zu den dieser einige Sekunden lang erwiderte und dann nickte. Auch ich hörte mit meiner sinnlosen Strampelei auf und setzte mich wieder einigermaßen normal auf den Sitz des Wagens wobei ich mich ziemlich unsanft aus Alecs Griff befreite. Dieser sah mich nur einige Sekunden fragend an und zuckte dann nur gleichgültig mit den Schultern als meine Reaktion ausblieb. Nachdem ich mich wieder halbwegs im Griff hatte wand ich mich wieder an den Albino. „Gut, sie haben einige Infos die eigentlich nicht jeder haben sollte. Respekt. Aber eigentlich ist das nichts Neues für uns.“ Scheinbar gelassen ließ ich mich in den Sitz zurücksinken obwohl mir das Lächeln des Fremden nicht gefiel. „Ja. Aber ich weiß was eure Freundin hat und wie man es heilen kann.“ Mann, warum musste ich eigentlich immer Recht haben? Selbst ohne meinen überraschten Ausdruck der sicherlich gerade mein Gesicht verunstaltete, hätte der Fremde an meiner plötzlich angespannten Haltung erkannt wie sehr mich seine Aussage überraschte, nein schockierte war der richtige Ausdruck. Toby neben mir ging es nicht besser. „Sie .. sie wissen was meine Schwester hat und können ihr helfen?“ Der Fremde nickte. „Jetzt mal langsam ja. Also sie wollen wissen was Tobys Schwester hat, obwohl selbst die besten Spezialisten nicht wissen worum es sich handelt. Damit nicht genug sie wollen sogar ein Heilmittel dagegen haben. Entschuldigung wenn ich lache aber das klingt ziemlich unglaubwürdig.“ Oh, wie gut das wenigstens bei einem von uns das Gehirn noch funktionierte. Toby und ich hatten wohl für kurze Zeit die Realität vergessen. Natürlich keiner konnte ein Heilmittel für etwas haben das noch nie aufgetreten war. Obwohl Alecs Antwort nach meinen Geschmack etwas zu brutal ausgefallen war. „Ja ich weiß wirklich was sie hat und sie ist bei weitem nicht die Erste, die dieser Krankheit zum Opfer fiel. In der Tat gibt es schon einige die diese Krankheit hatten. Obwohl eigentlich der Ausdruck Krankheit nicht so ganz zutrifft.“ „Wie meinen sie das?“ Alec war nun in seinem Element wie man leicht an seinem interessierten Gesichtsausdruck erkennen konnte. Medizin und alles was damit zusammenhing war für ihn ein gefundenes Fressen. Ihn interessierten nur die Fakten, welche Menschen davon betroffen waren interessierte ihn nicht. Dabei hatte er mir einmal erklärt, dass er nach der Methode zuerst die Informationen und dann erst der Mensch arbeitete. Er war davon überzeugt, dass er mit den Infos den Menschen helfen konnte. Was eine total falsche Annahme war, was sogar mir als Laie klar war. Toby auf meiner anderen Seite hingegen hörte sich alles mit gemischten Gefühlen an. Wahrscheinlich verarbeitete er gerade alle Einzelheiten die er nun in wenigen Sekunden gesammelt hatte. Ich wand meine Aufmerksamkeit wieder Alec und dem Albino zu. „Ich meine genau das was ich eben sagte. Es ist eigentlich keine Krankheit.“ „Was sollte es denn sonst sein? Es sieht aus wie ein Koma, also wird es auch eines sein und das ist eindeutig ein Krankheitsbild.“ „Nein, es ist eine Seuche, doch wird es nicht wie alle anderen durch Bakterien oder Viren übertragen.“ Alec lachte nun wirklich laut auf. In einer selbstsicheren Geste verschränkte er die Arme vor der Brust. „Von was soll es denn sonst übertragen werden? Von kleinen grünen Männchen?“ „Von Menschen.“ Der Albino ließ sich durch Alecs spöttischen Ton nicht aus der Ruhe bringen. Doch mir entging auch der musternde Blick Arjons nicht, der auf seinem Herrn ruhte. Auf ein einziges kleines Zeichen seines Herrns hin würde er sich ohne zu zögern auf Alec stürzen, da war ich mir sicher. „Natürlich wird es von Menschen übertragen. Die meisten Bakterien und Viren werden von Menschen übertragen.“ „Nein, du verstehst mich nicht.“ Arjons Meister schüttelte bedauernd den Kopf und wand sich nun ganz Alec zu. „Und wie könntest du auch. Glaubt ihr eigentlich an Vampire?“ „Vampire?“ Ich zuckte leicht zusammen als ich neben mir unerwartet Tobys Stimme hörte. „Das ist doch lächerlich. Jetzt kommen wir wirklich schon ins Reich der Märchen.“ „Durchaus nicht. Was glaubt ihr hat Arjon getan um eure Aufmerksamkeit zu erringen? Genau das gleiche wie eurer Freundin zugestoßen ist.“ „Das heißt …“ „Ja. Morgen wird auch sie auf der Intensivstation des Krankenhauses sein.“ „Und das nur um uns… meine Aufmerksamkeit zu erregen?“ Der Fremde nickte während sein Handlanger neben ihm nur spöttisch lächelte. Das konnte doch nicht sein. Nur wegen mir musste jetzt eine unschuldige Frau ab morgen im Koma liegen. „Das ist doch alles Blödsinn. Ich schlage vor, dass wir jetzt gehen.“ Alec sah mich und Toby auffordernd an. Einen Moment war ich auch versucht ihm zuzustimmen wirklich, aber nur bis zu dem Moment in dem Arjon seine Hand hob. Es war nicht besonderes er hob einfach seine Hand und ich stockte mitten in der Bewegung. Seine zu uns gerichtete Handfläche strahlte auf einmal so etwas bedrohliches aus als würde er eine geladene Waffe auf uns richten. „Was ist das?“ „Das?“ Arjon sah auf seine Hand und grinste mich spöttisch an. „Tja es sieht aus wie meine Hand nicht?“ „Arjon lass das.“ Die Stimme des Fremden machte klar, dass dies ein Befehl war und Arjon nickte stumm und senkte seine Hand wieder. „Das was Arjon euch gerade vorgeführt hat ist unsere wahre Macht, die für euch zu einer echten Bedrohung werden könnte. Allerdings stehe ich im Gegensatz zu den Menschen die eurer Freundin etwas angetan haben auf euerer Seite. Ich will euch helfen.“ „Ach und warum sollten sie das wollen. Ich glaube nicht, das sie uns aus purer Nächstenliebe helfen.“ Der Fremde wand sich wieder Alec zu der mit dieser Bemerkung wieder das Gespräch an sich gerissen hatte. Sollte er nur mir reichte es wenn ich die Informationen bekam die ich brauchte. Was mich nervös machte war nur Arjon, der mich keinen Moment aus den Augen lies in seinen Augen lag noch immer ein spöttischen Funkeln, das deutlich machte was er von mir hielt. „Natürlich gibt es da einen Vorteil der mir zugute kommt. Auch wenn er nichts ist im Gegenzug zu dem was ihr zurückbekommt.“ „Was müssen wir machen?“ Ich wand meinem Blick von Arjon ab und richtete ihn auf Toby der gerade gesprochen hatte. Er sah mir einen Moment in die Augen bevor er sich wieder dem Fremden zuwand. Was ich in seinen Augen lesen konnte überraschte mich keinen Augenblick. Er hatte seine Entscheidung schon gefällt. Egal was er machen müsste er würde es machen und dabei war es ihm egal ob mit oder ohne unserer Hilfe. „Ihr müsst nur etwas für mich erledigen etwas so unbedeutendes das es kein Problem darstellen müsste.“ „Und was wäre das?“ Warum kam er nicht endlich zum Punkt wenn es sich doch wie er sagte um eine Nichtigkeit handelte. Es regte mich auf, dass wir hier schon seit gut 10 Minuten über nicht und wieder nichts redeten und nicht schlauer waren als zuvor. Ich war kein großer Diplomat mir reichte es wenn ich die Informationen die ich brauchte in einem großen Block bekam und nicht so Häppchenweise wie hier. „Ihr müsst ein Haus in die Luft sprengen.“ Der Albino blickte uns der Reihe nach an und mir kam es so vor als würde ihn unser Entsetzen belustigen. „Okay mir reicht es. Wenn sie uns jetzt nicht gleich sagen worum es geht sind wir weg. Wir sollen für sie ein Haus in die Luft sprengen sagen sie. Gut von mir aus. Eine Straftat mehr oder weniger in meinem Register ist auch nicht mehr relevant. Aber ich werde keinen Finger mehr rühren bis ich nicht alles weiß. Kein herumgerede mehr, sie werden mir jetzt sagen wer sie sind was sie über Beas Krankheit wissen und warum wir für sie ein Haus sprengen sollen.“ Ich warf einen warnenden Seitenblick zu Alec und dieser nickte zustimmend. Ich hoffte für ihn, dass er auch wirklich den Mund hielt ich war in einer Stimmung in der man mich lieber nicht reizen sollte. „Also gut. Mein Name den ich euch wirklich schon lange vorenthalte ist Damion. Er wird euch nichts sagen aber in meinen Kreisen ist er sehr bekannt. Meine Kreise nun ja das sind um es in den Worten eures kleinen Freundes auszudrücken das Reich der Märchen. Wir … „ Er deutete zuerst auf Arjon und dann auf sich. „… sind Seelenmonster oder um es in einem modernen Ausdruck zu nennen Evil Spirits. Wir ernähren uns von den Seelen anderer Wesen und das nicht nur in diesem Land. Es gibt Tausende von uns über die ganze Welt verteilt. Doch wie auch bei euch Menschen gibt es bei uns gut und böse. Manche von uns fressen Seelen aus Hunger und mache aus Spaß am töten. Denn auch wenn die Menschen danach nur ins Koma fallen sterben sie ohne ihre Seele innerhalb von einem Monat.“ Neben mir hörte ich Toby erschrocken nach Luft schnappen. Beruhigend nahm ich seine Hand und streichelte mit dem Daumen darüber. „Es gibt eine Gruppe dieser schwarzen Schafe wie ich sie nenne in dieser Stadt wir haben sie bis hierher verfolgt und ihr Hauptquartier ausfindig gemacht. Es ist uns unmöglich in dieses Gebäude einzudringen weshalb wir auf Menschen zurückgreifen müssen.“ „Ach wie tragisch.“ Rick stieß Alec mit dem Ellbogen in die Seite was ihn zum verstummen brachte. Mit einem wütenden Blick auf den Jüngeren rieb er sich die Seite wand seine Aufmerksamkeit dann aber wieder Damion zu der unbeirrt weitersprach. „Ihr fragt euch jetzt sicher warum ich euch das alles erzähle, da es euch im Grunde doch nichts angeht, doch da irrt ihr euch. Wie gesagt gibt es eine Möglichkeit euere Freundin zu retten und zwar indem ihr genau das Seelenmonster tötet, dass ihre Seele gefressen hat.“ „Und höchstwahrscheinlich trifft es sich genau so passend, dass es eines von euren schwarzen Schafen ist. Mal davon abgesehen, dass ich das alles für ein Märchen halte hört sich das für mich wie eine abgekartete Sache an.“ Geschickt fing er meinen Ellbogen ab, der abermals auf seine Seite gezielt hatte. Warum konnte er nicht einmal in seinem Leben den Mund halten? Er nahm, alles auf die leichte Schulter ein Wesenszug für den ich ihn normalerweise beneidete, doch heute regte er mich einfach nur auf. „Euer kleiner Freund hat Recht. Es ist eines unserer schwarzen Schafe und das ist genau der Punkt an dem sich unsere Interessen überschneiden. Ihr wollt eure Freundin retten und wir unser kleines Problem aus der Welt schaffen. Ihr erledigt das für uns und wir geben euch die Mittel und Informationen dafür.“ Ich runzelte die Stirn, warum kam mir Damion auf einmal wie einer dieser schmierigen Vertreter vor die Samstag morgens vor deiner Tür stehen und dir irgendein Gerät andrehen wollten, dass du eigentlich gar nicht brauchst. Dann fiel mir der Fehler in seiner kleinen Rede auf. „Auch wenn sie uns jetzt die Notwendigkeit dieses Unternehmens vor Augen geführt haben gibt es da noch ein kleines Problem. Wir sind nur einfache Jugendliche wie sollen wir ein Haus in die Luft sprengen in das wir höchstwahrscheinlich nicht einmal reinkommen.“ Wieder lächelte Damion sein Lächeln das in mir eine ungute Ahnung hochkommen ließ und bis jetzt hatte diese sich immer bewahrheitet. „Wie gesagt ich und Arjon werden euch die Mittel dafür geben. Wir werden in euch und in allen die euch begleiten die Fähigkeiten wecken die in euch schlummern.“ „Die in uns schlummern?“ Vielleicht hatte Alec doch Recht und wir saßen hier zwei Verrückten gegenüber. Arjon nickte und ergriff nun das Wort, natürlich erst nachdem sein Meister ihm zustimmend zugenickt hatte. „Ja, in jedem Mensch schlummern Kräfte die er schon von Geburt an hat. Nur sehr wenige entdecken sie und werden dann von euch ESPer oder auch anders genannt. Doch Fakt ist jeder von euch hat sie und einige unserer Rasse haben die Fähigkeit diese zu wecken.“ Ich wollte gerade etwas antworten als Toby seine Hand auf meinen Arm legte und mich so von einer Antwort abhielt. „Von welcher Art Kräfte reden wir hier eigentlich?“ Es überraschte mich, dass er darauf einging, aber es ging auch um seine Schwester. Wäre mein Bruder auf der Intensivstation würde ich auch alles versuchen. Arjon zuckte mit den Schultern. „Telekinese, Teleport, Energieangriffe, Wetter beeinflussen, Unsichtbarkeit. Um nur einige zu nennen. Natürlich habe ich keine Ahnung welche Art von Kraft in euch schlummert, aber eine ist da das ist sicher. Auf jeden Fall werden eure Sinne um einiges schärfer.“ „Das heißt wenn ich mich damit einverstanden erkläre, dann kann ich meine Schwester retten?“ Die Hoffnung in Tobys Augen schien fast greifbar zu sein. Ich hoffte beinahe, das diese Zwei doch nicht verrückt waren, allein schon deswegen weil ich nicht wollte das Toby deprimiert wurde. Damion nickte zustimmend. „Es besteht zumindest die Hoffnung. Ob du es schaffst würde von dir abhängen. Wie schnell du handelst, ob du das richtige Seelenmonster triffst. Aber du könntest es schaffen. Ich weiß welches Seelenmonster du suchst und wo es sich aufhält, wie du dort hinkommst und wie du deine Kraft einsetzen kannst.“ Entsetzt sah ich wie Toby dem Kerl seine Hand hinstreckte. „Ich bin dabei.“ Rasch drückte ich seine Hand hinunter und sah ihm in die Augen. „Bist du verrückt!“ In seinen Augen blitzte es wütend auf und er befreite seine Hand aus meinem Griff. „Lass mich Rick. Es geht hier um meine Schwester und ich werde alles versuchen um sie zu retten.“ Resigniert seufzte ich. Es hatte keinen Sinn mit ihm zu streiten, nicht wenn es um seine Schwester ging. Auch ich wollte ihr helfen, doch ich traute den Beiden nicht. „Hör zu Toby ich will Bea ja auch helfen und egal was du machst ich werde dir folgen und dich unterstützen. Du bist mir sehr wichtig, gerade deshalb will ich dich auch vor unüberlegten Entscheidungen bewahren.“ Rick meinte diese Worte bitterernst, das konnte ich an seinen Augen erkennen. Doch auch ich meinte es ernst, immerhin ging es hier um meine Schwester. Mir war es egal ob diese Zwei hier ein Fall für die Klapsmühle waren oder nicht, das würde sich schon zeigen. Doch bis ich darauf eine Antwort bekam wollte ich die Hoffnung nicht aufgeben. Bea hatte in ihrem Krankenhausbett so verloren und hilflos ausgesehen. Das war nicht mehr meine Schwester gewesen, sondern eine seelenlose Puppe. Rick hatte sie nicht gesehen. Er konnte nicht wissen wie meine Mutter still leidend an ihrem Bett saß und darauf hoffte das sie doch noch die Augen öffnete. Die Medizin konnte ihr nicht helfen und wenn das hier ein Weg war ihr zu helfen würde ich ihn gehen. „Ich muss es tun Rick. Würdest du nicht das gleiche für Sean machen?“ Nun hielt ich seinen Blick gefangen. Rick senkte geschlagen den Blick. „Ja das würde ich wohl. Trotzdem lass uns erst mit den Anderen darüber reden. So wie es aussieht geht es nicht nur um uns Beide.“ Er warf einen Seitenblick zu Alec. „Gut.“ Ich nickte stumm. Es gab nicht mehr zu sagen. „Solltet ihr euch entschieden haben treffen wir uns morgen Abend im „Death End“, das ist ein Nachtclub.“ Damion nahm Arjon eine Karte aus der Hand und reichte sie Alec. Alec nahm sie und nickte nachdem er die Adresse gelesen hatte. „Ja. Den kenne ich zumindest von außen.“ „Bevor ihr geht hätte ich da noch etwas. Seht doch mal im Internet nach was dort über die Unruhen letztes Jahr in Indien geschrieben steht. Es könnte sehr aufschlussreich sein.“ Schon wieder lächelte Damion sein unheimliches Lächeln. Rasch öffnete ich die Wagentür und stieg aus. Rick und Alec folgten mir. Sobald Alec die Tür geschlossen hatte startete den Wagen und fuhr los. „Was sollte denn das jetzt?“ Rick sah dem Wagen zweifelnd nach. „Die waren doch verrückt. Wir sollten froh sein, dass sie sich jetzt aus dem Staub machen.“ Alec machte eine wegwerfende Handbewegung und sah sich um. „Kommt gehen wir weiter.“ Rick nickte zustimmend und sah mich fragend an. „Toby?“ „Ja okay.“ Ich folgte ihnen stumm. Irgendwie konnte ich nicht ganz glauben, dass sie Beiden total verrückt waren. Etwas vielleicht, aber nicht ganz. Es konnte nicht schaden und wie gesagt es war eine Chance. „Wir sollten vielleicht doch einmal im Internet nachsehen.“ „Glaubst du ihnen diesen Quatsch etwa? Toby ich hätte dich echt für schlauer gehalten.“ Alec lächelte mich mitleidig an. Wahrscheinlich dachte er, dass ich aufgrund des Zustandes meiner Schwester diesen Typen Glauben schenkte. Es war ja auch so, aber was sollte ich sonst machen. „Vergiss die Beiden. Du wirst sehen in zwei Tagen wissen die Ärzte was mit deiner Schwester los ist und können ihr helfen.“ „Weißt du das ganz sicher Alec? Kannst du mir das versichern. Nein, das kannst du nicht, du vermutest es und aufgrund einer Vermutung kann ich eine Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen.“ In diesem Moment fand ich Alecs Vertrauen in die moderne Wissenschaft einfach nur arrogant. Er glaubte alles mit dem richtigen Mittelchen heilen zu können und wenn das nicht ging hatte der Betroffene einfach Pech gehabt. Nicht sein Problem. Allerdings teilten leider viele Ärzte seine Auffassung und warum sollten es die Jungen anders sehen wenn es ihnen die Älteren nicht vormachten? Alec sah mich verwirrt an, schließlich hatte ich ihn noch nie so angefahren und es tat mir auch schon wieder leid. Doch nicht so, dass ich mich bei Alec entschuldigen würde. „Beruhige dich Toby. Weißt du was wir jetzt machen? Wir schauen bei Lee vorbei, der hat erstens einen Computer und zweitens kennt er sich im Internet bestens aus.“ Rick legte mir beruhigend eine Hand auf die Schulter und drückte kurz zu. „Beruhigen?“ Ich sah Rick wütend an. „Meine Schwester liegt leblos im Krankenhaus ich habe keine Ahnung was sie hat oder wie man ihr helfen kann und du sagst ich soll mich beruhigen!“ Gut es war unfair Rick nun so anzuschreien, schließlich wollte er mir nur helfen, aber ich musste nun auf jemanden losgehen jemanden finden auf dem ich die Schuld ablanden konnte. Rick schien das zu verstehen, denn er schwieg und nahm mich in den Arm wie ein kleines Kind. „Ich werde dann einmal heimgehen Tyrone wartet sicher schon auf mich. Ruf mich an wenn’s was Neues gibt.“ Alec winkte Rick zu warf noch einen kurzen Blick auf mich und ging dann. Rick nickte und hielt mich weiter im Arm. Erst nach einer Weile ließ er mich wieder los. „Geht’s wieder?“ Ich nickte für meinen Ausbruch gerade eben schämte ich mich auch schon wieder. „Entschuldige mein Verhalten eben war wirklich unfair.“ „Macht ja nichts. Du weißt ja das du nichts machen oder sagen kannst, das mich wirklich kränken könnte. Dafür bin ich schon zu abgehärtet.“ Er grinste. „Gehen wir zu Lee? Soweit ich weiß hat er heute frei.“ Abermals nickte ich. „Aber wie kommen wir hin? Deine Maschine steht daheim und die Botschaft ist fast am anderen Ende der Stadt.“ „Ach ja.“ Rick sah mich überrascht an, daran hatte er wohl nicht gedacht. Nachdenklich legte er eine Hand auf die Lippen. „Er soll uns einfach abholen. Hast du dein Handy dabei? Ich hab seine Nummer nicht gespeichert.“ Ich sah ihn fragend an. Soweit ich mich erinnern konnte hatte Lee seine Nummer schon oft Rick gegeben. Allerdings wechselte dieser seine Handys auch wie andere Leute ihre Wäsche. „Neues Handy?“ „Alter Inhalt, neue Verpackung. Nur leider sind ein paar Sachen nicht mitgegangen. Nummern und so.“ Rick grinste und zeigte mir sein Handy es war wirklich ein Neues. Komisch, das mir das noch nicht aufgefallen war, doch bei den heutigen Ereignissen nicht wirklich verwunderlich. Ich schüttelte nur den Kopf und reichte ihm mein Handy. Rick suchte sich Lees Nummer heraus und rief ihn an. Rasch wechselten sie einige Worte miteinander, die ich nicht genau mitbekam. Nachdem sie geendet hatten gab er es mir wieder zurück. „Wir treffen uns in zehn Minuten in dem neuen Cafe an der Hauptstraße.“ Ich nickte nur und ging los. Das Cafe von dem Rick sprach kannte ich schon. Es war nicht weit von hier entfernt und wir würden es locker in der angegeben Zeit erreichen. Kapitel 4: Kapitel 5 -------------------- Titel: Evil Spirits Teil: 5/? Autor: Satnel Email: Hanaru@sms.at Genre: fantasy, death, original, action Warnung: Es könnte etwas verwirrend sein, da ich ab und zu den Schreibstil ändere und aus Sichten verschiedener Personen erzähle. Disclaimer: Also was soll ich groß sagen ... es ist alles MEINS! Nein, mal ernsthaft es ist alles meine Idee und wenn man sich eine der Personen ausborgen will, dann soll er bitte fragen. Wenn es Ähnlichkeiten mit lebenden Personen gibt, ist das reiner Zufall. Wahre Freundschaft hält ewig. Auch in der dunkelsten Nacht wird dir so immer eine helfende Hand zur Seite sein. Evil Spirits (Part 5) Auf dem Weg zum Cafe hatten ich und Toby auch noch alle Anderen informiert. Auch wenn Alec nicht allzu erfreut war, gleich wieder umzudrehen, doch das störte mich nicht weiter. Nun saßen wir im Cafe, beide vor einem Glas Cola, und warteten auf die anderen. Lee war wie immer der erste der eintraf. Grüßend lächelte er uns zu und setzte sich zu uns. „Hi, Rick. Weswegen wolltet ihr mit mir reden?“ „Gleich Lee, wir warten noch auf die anderen und dann fahren wir zu dir und reden. Okay?“ Ihm so keine Chance für eine Ausrede lassend, konfrontierte ich ihn mit meinem Plan. Hier konnten wir nicht reden und ich wollte meinen Freunden nicht alles doppelt und dreifach erklären müssen. Dafür war die Zeit zu knapp, von meinen Nerven wollte ich gar nicht reden. „Von mir aus. Mein Vater ist sowieso nicht zu Hause.“ Lee zuckte nur mit den Schultern. Das mochte ich so an ihm. Man konnte einfach alles von ihm haben, wenn man gut mit ihm auskam. Lee war immer für einen da, egal was man brauchte. Nur die Sache mit seinem Vater war für ihn nicht so gut. Dass er nie da war, nahm ihn schon sehr mit, für mich wäre das ein Zustand absoluten Glücks, aber Lee liebte seinen Vater, etwas das ich mir nicht vorstellen konnte, weshalb ihn das sehr traf. Toby neben mir stieß mich leicht an und deute mit einer Kopfbewegung zur Tür. Dort traten gerade zwei beinahe identisch aussehende Personen ein. Beide trugen eine weite Hose mit militärischen Tarnmuster und darüber ein ärmelloses, schwarzes Shirt. Jina hatte ihr Haar zusammengebunden und um ihre Hüfte trug sie einen schwarzen Gürtel an dem eine kleine Tasche befestigt war. Als sie mich bemerkte lächelte sie und stieß ihren Bruder an. Jace sah auf und schob sich seine Sonnenbrille in die Haare. Auch er trug um seine Hüfte schwarze Gürtel doch im Gegensatz zu seiner Schwester hatte er zwei Stück, von denen einer weiter war und locker auf seinem linken Oberschenkel lag. Auch seine Hose unterschied sich von der seiner Schwester, da sie mehr Taschen aufwies als ihre, doch das bemerkte man nur bei genauerem hinsehen. Auch er lächelte als er uns sah und kam lässig zu uns. Ungefragt nahm er neben mir Platz. „Also, warum rufst du uns an einem Samstag Nachmittag zusammen?“ „Ich erzähl es euch wenn alle da sind.“ „Also Tessa ist schon da, die musst du nur mehr rein holen. Sie steht vor der Tür und versucht einem Jungen in den Mund zu kriechen.“ Jina setzte sich neben Lee und grinste nun. „Klar, du bist doch nur neidisch weil du keinen Mund hast, in den du reinkriechen kannst.“ „Klappe Jace. Nur weil dein Liebesleben im Arsch ist, muss es meines nicht sein.“ Jace schnaubte nur bei dem Kommentar seiner Schwester. Genau aus diesem Grund liebte ich die Beiden. Sie vertrieben jede schlechte Laune, das schafften sonst nur Alec und Tyrone, aber von Alec hatte ich zur Zeit genug. Doch Jace und Jina waren immer gut drauf und das spielten sie nicht, wie ich es manchmal bei Alec vermutete, nein, das war ihre Natur. „Hey, da ist Sam.“ Jina lächelte, als sie dem eintretenden Mädchen zuwinkte. Sam bemerkte sie und nickte uns nur kurz zu, als sie zu uns kam. Sie sah wieder einmal toll aus, zumindest in meinen Augen. Ein Erwachsener würde wahrscheinlich nur die Nase rümpfen und einen weiten Bogen um sie machen. Gott sei Dank war ich noch weit entfernt von diesem Zustand. Sie trug eine Jeans mit den üblichen ausgefransten Rissen, die jede Jeans bei ihr hatte, natürlich nur an bestimmten Stellen die nichts zeigten, aber viel erahnen ließen. Ihr weinrotes Top war wie immer viel zu kurz und reichte ihr gerade Mal bis zum Bauchnabel, den heute ein glitzerndes Piercing zierte. In ihren Ohren steckten die Ohrstöpsel ihres Discmans, ohne den sie nicht mehr leben konnte. Auf ihrem Rücken trug sie einen Rucksack, der ebenso zu ihrem Outfit gehörte wie der Discman. In den Händen trug sie ihre Inlineskates. Diese lies sie nun neben der Sitzbank auf den Boden fallen und zwang Jina und Lee, ein Stück zu rutschen, indem sie sich einfach neben sie setzte. Erst jetzt zog sie sich einen der Ohrstöpsel aus dem Ohr und sah zuerst mich und dann die anderen ernst an. „Okay, ich stell jetzt mal die Frage die uns alle brennend interessiert. Wer zum Teufel ist der Typ, den Tessa da draußen scheinbar auffressen will?“ Ich brach in schallendes Gelächter aus. Ich hatte schon Angst, sie würde mich ebenfalls fragen, was wir hier wollten, aber das wäre nicht Sam gewesen. Sie interessierte der Grund unseres Treffens nicht sondern nur, dass wir uns getroffen hatten und scheinbar wieder irgendwas anstand. Wenn es etwas zu tun gab, konnte man immer mit ihr rechnen. Sam war eine Freundin, mit der man Pferde stehlen konnte und das wortwörtlich. Sie war mein weibliches Gegenstück und deswegen mochte ich sie so. „Sam, hast du wegen gestern keinen Ärger gekriegt?“ Typisch Lee, er dachte wieder einmal nur an unangenehme Sachen. Sam zuckte nur unbeteiligt mit den Schultern. „Keine Ahnung, ich war bis jetzt noch nicht daheim.“ „Wo hast du dann geschlafen?“ „Bei Jace.“ Sie grinste Lee frech an. „Hast du nicht.“ Jace schüttelte nur verneinend den Kopf. „Stimmt, das hättest du gemerkt Kleiner. Ich war natürlich bei Jina.“ „Das wäre mir aber neu.“ Jina sah Sam zweifelnd an. „Ja, aber wenn meine Mutter dich fragt dann war ich bei dir. Ansonsten bekommt sie einen Herzanfall wenn ich ihr sagen muss, dass ich bei meinem Freund war. Ich bin sicher, du willst meine Mutter nicht vorzeitig ins Grab befördern.“ Das hatte gesessen. Ich könnte nur grinsen aufgrund Sams Menschenkenntnis. Sie kannte jeden einzelnen von uns mit seinen Schwachstellen und Stärken und machte von diesem Wissen auch Gebrauch. Mir gefiel es zwar nicht, dass sie die Nacht bei ihrem Freund verbracht hatte, der um zehn Jahre älter als sie war, doch das hatte mich nicht zu interessieren. Wenn er ihr allerdings wehtun sollte, hätte er gleich mehr meines Interesses, als ihm wahrscheinlich lieb war. „Na, wie läufts? Rutsch mal ein Stück.“ Tessa stand plötzlich neben Jace und sah ihn auffordernd an. Bei dem ganzen rumalbern hatten wir sie gar nicht gemerkt. Zumindest wunderte es mich bei ihrem Aufzug gar nicht mehr, dass sie einen Typen zum Rummachen gefunden hatte. Ihre Haare trug sie wieder einmal offen, nur eine Sonnenbrille steckte zweckentfremdet in ihnen. Ihre Beine steckten in einem kurzen, knappen Jeansrock und oben trug sie nur einen dunkelgrünen Bikinioberteil. Über die rechte Schulter trug sie einen Träger ihres kleinen Rucksacks. „Mensch Tessa, an diesem Tisch sitzen Kinder.“ Ich hielt Jace rasch eine Hand vor die Augen, grinste dabei aber noch immer. „Hey, der Kleine wird’s überleben. Mach Platz.“ Jace schlug sauer meine Hand weg und rutschte ein Stück, sodass auch ich gezwungen, war ein Stück zu rücken. Oder ihn auf meinen Schoß sitzen zu haben, und dafür war ich heute echt nicht zu haben. Zum Glück hatten wir einen halbkreisförmigen Tisch gewählt, an dem wir alle reichlich Platz hatten. Auch wenn wir nicht vorhatten, lange zu bleiben. „Tessa wer war denn der Typ, den du da draußen fast gefressen hast?“ Sam griff sich meine Cola und trank einen Schluck, was mich aber nicht sonderlich störte. Schließlich war ich schon daran gewöhnt. Tessa zuckte mit den Schultern und griff sich das Glas, um selbst einen Schluck zu trinken. „Keine Ahnung, der hat mich im Schwimmbad angequatscht, wo ich eigentlich den Schlaf nachholen wollte der mir heute Nacht entgangen ist.“ „Ist das nicht gefährlich? Wegen Hautkrebs und so.“ „Fang jetzt bloß nicht so an wie Alec, Jina. Warum sollte ich daheim schlafen wenn ich die Zeit, die ich schlafe, auch sinnvoll nutzen kann? Ein Solarium kostet Geld und so kann ich es umsonst haben.“ Die Tür des Cafes öffnete sich ein weiteres Mal und derjenige, der mich heute schon einen Großteil meiner Nerven gekostet hatte, kam endlich. Natürlich hatte er sich umgezogen, was seine Verspätung erklärte. Tyrone, der ihm folgte trug noch immer das gleiche wie am Vormittag. „Da, bitte.“ Tyrone warf mir etwas entgegen, das ich schon sehnsüchtig erwartete. Mit einer gekonnten Bewegung fing ich die Schlüssel meines Motorrads auf. Es war, als wäre mir auf einmal eine riesengroße Last von den Schultern genommen worden. „Keine Sorge, es geht ihr gut. Deinem Mädchen ist nichts passiert. Kein Kratzer, keine Beule das schwöre ich dir. Aber du wirst dich bestimmt selbst davon überzeugen.“ „Darauf kannst du wetten.“ Ich erwiderte sein Lächeln und rutschte noch etwas, um den Beiden etwas mehr Platz zu machen. Jetzt war es um die paar Zentimeter auch schon egal. Nebenbei nahm ich mein Glas, das noch immer vor Tessa stand, in die Hand und trank einen Schluck. „Alec, du siehst ja beinnahe scharf aus.“ Sam musterte den blonden Jungen ungeniert. Auch ich sah ihn nun einmal richtig an. Ob Sam Recht hatte konnte ich nicht sagen, denn das, was Mädchen als scharf titulierten, war für mich unverständlich. Allerdings sah er gut aus. Er trug eine enge Jeans, die Angesichts der Hitze reiner Selbstmord war und ein ärmelloses, schwarzes Oberteil, das über der Brust aus Stoff bestand und über dem Bauch nur mehr aus groben Maschen, die mehr zeigten als verbargen. Seine Augen waren hinter einer Sonnenbrille verborgen. Mit einem Lächeln, das man einem unartigen Kind entgegen, brachte sah er Sam an. „Sam, Sam, Sam. Wie immer weißt du wahre Schönheit nicht zu schätzen. Ich bin nicht nur fast scharf sondern ich bin es hundertprozentig.“ Er legte Tyrone einen Arm um die Hüfte und zog ihn an sich. Mit einem verführerischen Lächeln beugte er sich zu dessen Ohr. „Oder was meinst du, Tyrone?“ Dieser war im ersten Moment überrascht, ging aber sofort auf das Spiel seines Freundes ein. Genießerisch schmiegte er sich an den Körper hinter sich und hauchte einen Kuss auf Alecs Lippen. „Natürlich bist du scharf, Liebling. Hör bloß nicht auf die Kleine. Wenn du willst, beweise ich es dir hier und jetzt, wie sehr du mich anmachst.“ Sie sahen sich einen Moment lang noch tief in die Augen und begannen wie auf ein Stichwort zu lachen. Alec löste seinen Griff und setzte sich neben Jina und Tyrone ihm gegenüber neben Tessa. Das war wieder eine bühnenreife Vorstellung der Beiden gewesen. Damit hatten sie die Aufmerksamkeit aller anwesenden Gäste inklusive des Personals in diesem Cafe gehabt. Grinsend schüttelte ich den Kopf. Die Beiden waren ein gutes Team. Alec improvisierte einfach und Tyrone passte sich an, was zu einem harmonischen Zusammenspiel führte. Sie wären das perfekte Pärchen, immerhin kaufte man ihnen das ja jetzt schon ab. „Okay, ich hab’s schon kapiert. Du bist einfach das tollste, männlichste Wesen das Gott zu bieten hat.“ Sam seufzte und schüttelte den Kopf. „Genau.“ Alec verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich entspannt zurück. „Hey Toby, geht’s dir schon wieder besser?“ Tyrone warf dem Jüngeren einen fragenden Blick zu und auch ich sah ihn musternd an. Er war zwar nicht der geborene Partylöwe, aber so still war er selten. Natürlich wurde auch nicht jeden Tag seine Schwester ins Krankenhaus eingeliefert. „Geht schon.“ Toby lächelte, aber selbst ein Blinder konnte bemerken, dass es gespielt war. Dafür klang seine Stimme viel zu gepresst. Ich merkte, wie Alec Tyrone einen genervten Blick zuwarf, woraufhin dieser nur fragend mit den Schultern zuckte. Alec hatte ihm wohl noch nichts erzählt. „Warum, was ist denn los?“ Tessas Neugier war mit diesen kurzen Worten geweckt worden, dass merkte man an ihrem interessierten Blick. Ich wollte gerade etwas erwidern, als sich die Tür ein weiteres Mal öffnete und ich war nie glücklicher, Cindy zu sehen. Noch dazu, wo sie wie ein Engel wirkte in ihrem Outfit. Ein weißes Top, gepaart mit einem weißen, knielangen, locker fallenden Rock ließen diese Einruck ebenso entstehen, wie ihre blauen Augen und blonden offen fallenden, gewellten Haare. Eine weiße Badetasche, die sie über ihre linke Schulter gehängt hatte rundete das ganze Bild ab. Am Rande bemerkte ich, wie Alec zur Seite rutschte um ihr Platz zu machen und Tyrone daraufhin leise seufzte. Was mich aber etwas mehr irritierte war Tessa, die ihm tröstend eine Hand auf den Oberschenkel legte, was man aber nur auf meiner Seite des Tisches sehen konnte. Tyrone lächelte ihr dankbar zu, was lief da zwischen den Beiden? Ich verschob diese Frage auf später und schüttelte den Kopf in Richtung der Kellnerin, die gerade dazu ansetzen wollte unsere Bestellungen aufzunehmen. Toby und ich hatten zuvor schon bezahlt und so konnten wir endlich gehen. „Gut, dann gehen wir endlich.“ Sechs verwirte Augenpaare sahen mich daraufhin an. Man konnte die Frage direkt in ihren Gesichtern lesen. „Ja, wir gehen zu Lee.“ „Das hättest du auch gleich sagen können Rick, damit hätte ich mir einen Weg ersparen können.“ „Nimms nicht so tragisch, Sam, dafür darfst du auch bei mir mitfahren.“ Lee lächelte ihr aufmunternd zu und Sam nickte begeistert. Klar, bei Lee mitzufahren war ja auch toll wenn es nicht gerade regnete, aber die Jahreszeit sprach nicht ganz dafür. Sein Jeep war wie geschaffen für die warmen Jahreszeiten. „Cool da schließ ich mich an.“ Jace strahlte bei der Aussicht, in Lees Jeep mitzufahren. Ich verstand das nicht so ganz. Warum waren alle so scharf darauf, bei ihm mitzufahren? Wie gesagt, sein Jeep war toll und sein Fahrstil auch nicht der gefährlichste, aber sonst rissen sie sich nicht gerade darum, mit ihm mitzufahren. Lee nickte nur. „Von mir aus. Zwei können noch mitfahren.“ „Das sind dann wohl Toby und ich, immerhin haben wird das Treffen in die Welt gerufen.“ „Und wie sollen wir zur Botschaft kommen?“ Jina sah mich mit einem bösen Blick an. „Du und alle anderen können mit mir mitfahren. Müsste sich gerade ausgehen.“ „Ach Mist und ich hab mein Testament noch nicht gemacht.“ Tessa hob hilfesuchend den Blick gen Himmel und seufzte tief. „Liebste Tessa. Ist das etwa Kritik an meinem Fahrstil?“ Alec sah sie gespielt böse an, aber man merkte schon, dass er beleidigt war. Er kam nicht gut mit Kritik klar. Vor allem nicht an seiner Person. Wenn ich mit ihm zusammen leben müsste wie Tyrone, dann gäbe es zwei Möglichkeiten, Mord oder Selbstmord. Trotzdem mochte ich ihn aus einem nicht nachvollziehbaren Grund und schließlich waren die zwei auch nur mit uns befreundet, weil ich sie angeschleppt hatte. Ich meine, welchen Grund hätten 19jährige sonst, um mit 17jährigen ins Gespräch zu kommen, außer wenn man sie anquatscht? „Kritik? An dir? Nein, wie kommst du denn darauf? Wie käme ich armes kleines Mädchen denn dazu an dir großen, starken Mann Kritik zu üben?“ Jina musste sich beherrschen um bei Tessas spöttischen Kommentar nicht loszulachen. Auch ich musste einen Großteil meiner Beherrschung dafür aufbieten. Tessa lies sich nichts sagen und auch auf Alec Ego nahm sie keine Rücksicht. Da war sie Sam sehr ähnlich, auch sie sagte was sie dachte ohne an die Gefühle ihres Gegenüber zu denken. Beide provozierten gerne, in ihrem Auftreten und in ihrer Art. Nur wusste Tessa im Gegensatz zu Sam, wo der Schlussstrich zu ziehen war. Alec wollte gerade zu einer Antwort ansetzen, um seine Ehre zu retten oder ganz zu zerstören, als Sams Ausruf ihn davon abhielt. „Shit!“ Innerhalb weniger Minuten hatten wir wieder die Aufmerksamkeit des gesamten Cafes. Doch an unserem Tisch waren Lee und Cindy die Einzigen, die sich an diesem Ausruf störten. „So ein Mistding!“ Sam schlug wütend auf den Deckel ihres Discmans. „Muss gerade jetzt diese beschissene Batterie leer werden! Das war mein Lieblingssong!“ Bei ihrer Lautstärke müssten sogar die Leute auf der Straße ihre Flüche hören. Doch auch das erinnerte mich so an mich selbst. Nur das ich kein so ausgeprägtes Vokabular besaß wie es Sam gerade zum Besten gab. Wo hatte sie das bloß her? „Beruhige dich wieder Sam. Du kannst meine haben, okay.“ Jina holte ihren Mp3 Player aus ihrer Hosentasche, nahm die Batterien heraus und reichte sie ihr. „Danke, meine Lebensretterin.“ Sam strahlte Jina an, wie es sonst nur kleine Kinder unter dem Weihnachtsbaum taten. Noch eine Eigenschaft die sie mir voraus hatte. Ich konnte mich nicht so unschuldig geben. Obwohl das bei Sam eigentlich keine Masche war, so war sie eben. „Kein Problem. Wenn ich Entzugserscheinungen habe kann ich mir bei Jace ne Dröhnung holen.“ Okay, das reichte nun. Es war Zeit dass wir gingen bevor ein allzu aufmerksamer Gast hier noch die Polizei rief. Wenn man uns zufällig hörte konnte man nur zu falschen Schlüssen kommen. Ich griff nach Tobys Hand und gab Jace einen leichten Stoß. „Wir sollten gehen. Es gibt noch so einiges zu erledigen, vor allem eine Menge zu erzählen.“ Ich warf Alec einen bedeutungsvollen Blick zu, den dieser nur mit einen tiefen Seufzen quittierte. Anscheinend hielt er immer noch an seiner Meinung fest, dass wir es heute Morgen mit einem Irren zu tun gehabt hatten. „Na gut, wenn es denn sein muss. Schätzchen, wärst du so nett?“ „Natürlich mein Augenstern.“ Tyrone stand auf Tessas Bitte hin auf und reichte ihr die Hand wie ein formvollendeter Gentleman. Diese ergriff sie auch und hackte sich bei ihm unter. Liebevoll schmiegte sie ihren Kopf an Tyrones Schulter. Überrascht sah ich die Beiden an. Was war hier los verdammt? Das war nicht ihr gewöhnliches Verhalten und ein Paar waren die Beiden bestimmt auch nicht. Mein Blick fiel auf Alec und plötzlich verstand ich. Na klar die Zwei wollten ihn eifersüchtig machen, obwohl das wohl eher Tessas Plan war und Tyrone sich nur normal verhielt. Und so simpel der Plan auch war, dem Ausdruck in Alecs Augen nach schien er zu funktionieren. So ein Feuer hatte ich in den blaugrauen Augen des Älteren noch nie gesehen. Zusammen verließen wir das Cafe, doch bevor wir zu unseren Wagen gehen konnten hielt ich Alec noch einmal zurück. „Wir müssen noch schnell etwas bereden, geht schon mal vor.“ „Von mir aus, aber nicht so lang, es ist heiß.“ Sam fächelte sich gespielt mit der Hand Luft zu. „Klar doch.“ Ich richtete meine Aufmerksamkeit auf Alec. Toby, der noch immer neben mir war, da ich seine Hand hielt, sah mich verwirrt an. „Wollten wir das nicht mit allen anderen besprechen.“ „Sicher doch, nur will ich wissen was wir von Alec zu erwarten haben. Unterstützung oder Kritik?“ Alec schüttelte den Kopf. „Ich finde noch immer, dass das heute Vormittag Spinner waren und das bleibt meine Meinung bis man mich vom Gegenteil überzeugt, doch ich unterstütze euch natürlich. Zumindest kann ich eure Worte bestätigen, auch wenn ich nichts davon glaube.“ „Danke Alec.“ Toby berührte ihn leicht am Arm und lächelte beruhigt. „Ist schon okay Kleiner.“ Alec lächelte Toby leicht an und zog dann die Autoschlüssel aus seiner Hosentasche. „Tessa, ich komme. Wir können gleich losfahren.“ Das gequälte Stöhnen von Tessa im Rücken ging ich mit Toby zu Lees Jeep und stieg ein. „Na dann einmal heimwärts.“ Mit diesen Worten startete Lee den Wagen und parkte sich aus. Nach einer halben Stunde kamen wir endlich an der Botschaft an. Alec hatte uns schon nach der ersten Kreuzung überholt. Mir war das eigentlich egal. Ich kam lieber heil anstatt schnell an. Lee blinkte und parkte sich vor dem Tor das die Botschaft schützte ein. Eigentlich war es nicht die Botschaft selbst, sondern das Haus des chinesischen Botschafters, der Lees Vater war. Geduldig warteten wir bis sich das Tor öffnete und fuhren durch. Alecs Wagen, der auf der anderen Straßenseite gewartete hatte, startete ebenfalls wieder den Motor und folgte Lees Jeep. Ohne Lee ließen sie ihn nicht hinein. Lee parkte seinen Wagen in der Garage und Alec parkte sich gleich daneben. Wir waren schon oft genug hier gewesen, um uns ausreichend auszukennen. Rick sprang förmlich auf den Boden und half mir dann beim Aussteigen, was eigentlich nicht nötig war. Seit heute morgen behandelte er mich, wahrscheinlich sogar unabsichtlich, wie ein rohes Ei. Am Anfang war mir das ja auch noch recht gewesen, aber nun reichte es schön langsam. „Es geht schon wieder, Rick. Ich hab mich erholt.“ Zuversichtlich lächelte ich ihn an. Rick sah mich nur zweifelnd an, nickte dann aber stumm, bevor er Jace so wie mir gerade beim aussteigen half. „Endlich da. Gott, ich danke dir, ich lebe noch.“ Tessa flüchtete fast aus Alecs Wagen. „Jetzt übertreibst du aber echt, Tessa. Es war doch gar nichts dabei.“ Alec sah sie beleidigt an und stieg aus seinem Auto. Tessa sah ihn an als ob er den Verstand verloren hätte. „Nichts dabei? Alec, du fährst wie ein Verrückter.“ „Wir sind bei gelb noch in die Kreuzung eingefahren, haben fast eine Oma auf dem Schutzweg überfahren und uns an keine gängige Geschwindigkeitsbeschränkung gehalten. Hab ich was vergessen, Tessa?“ Jina die bis jetzt alle Delikte an den Fingern ihrer rechten Hand abgezählt hatte sah die Ältere fragend an. „Nicht zu vergessen, den Bahnübergang mit den netten rot leuchtenden Lichtern, über den du ohne zu halten drüber gefahren bist. Mich wundert, das du noch den Führerschein besitzt, geschweige denn die Prüfung geschafft hast.“ Alec lächelte sie nun hinterhältig an. „Wer sagt denn, das ich den Wisch habe?“ Damit wand er sich um und kam zu uns. Das war typisch Alec. Mit Kritik kam er nicht klar, aber wann immer sich die Gelegenheit dafür ergab, hatte er ein spöttisches oder sarkastisches Kommentar auf den Lippen. Wortgefechte mit ihm konnte man auf die Dauer nicht gewinnen. „Das erklärt natürlich einiges. Allen voran warum du wie ein Irrer fährst.“ Tessa verschränkte die Arme vor der Brust und sah ihm sauer hinterher. Es war klar dass Tessa das letzte Wort haben musste. Sie verlor ebenso ungern wie Alec und war die geborene Kämpferin. Ihr bevorzugtes Ziel war Alec, weil er in ihren Augen anscheinend einen würdigen Gegner abgab. „Regt euch doch nicht so auf. Es war gar nicht so schlimm. Außerdem habt ihr ihn noch nicht erlebt, wenn er mal spät dran ist.“ Tyrone legte eine Hand auf Tessas Schulter und lächelte ihr beruhigend zu. Das war sein Talent. Tyrone konnte mit seiner ruhigen Art einfach jeden beruhigen. Auch wenn seine Worte durchaus auch spöttisch waren, legte er es nicht darauf an, jemanden damit zu verletzen. „Darauf kann ich gerne verzichten.“ „Tyrone, kommst du endlich? Ich hab nicht den ganzen Tag Zeit.“ Alec stand in der Tür die ins Haus führte, und sah den Schwarzhaarigen sauer an. „Komme schon.“ Mit den Schultern zuckend warf mir Tyrone einen Blick zu und folgte dann Alec. „Ich schätze mal, der liebe kleine Alec ist eifersüchtig.“ Rick trat neben mich, seine Augen folgten aber Tyrone. Ich ergriff seine Hand und zog ihn einfach mit mir. Es sah komisch aus, wenn wir als einzige in der Garage zurückblieben. Lee und die Zwillinge waren schon vorgegangen und Sam hatte Cindy mit sich mitgezogen. Tessa war nach einem todbringenden Blick auf Alecs Auto den Anderen gefolgt. „Dazu hat er gar keinen Grund. Tyrone ist nicht sein Eigentum. Wenn du mich fragst versteh ich sowieso nicht, wieso er Alec noch immer nachläuft. Er spielt doch nur mit ihm, dieses ständige Annhähern und wieder entfernen ist doch nichts. Wenn Alec sich nicht traut, sich seine Gefühle einzugestehen tut es mir leid für ihn. Ich an Tyrones Stelle hätte ihn schon längst sitzengelassen und mir einen anderen gesucht. Oh, entschuldige.“ Verlegen hielt ich mir die Hand vor den Mund. Ich hatte mich gehen lassen, das wollte ich nicht. Noch dazu hatte ich gerade gesagt, ich hätte mir einen anderen gesucht? Dabei war ich gar nicht schwul, zumindest nicht soweit ich wusste, aber was war das schon. Mit 17 Jahren noch nie eine Freundin gehabt, das war eine deprimierende Statistik. Bis jetzt hatte ich jede freie Minute mit meinen Freunden verbracht und wenn nicht mit ihnen, dann mit Rick. Mit Rick? War ich vielleicht doch schwul? Nein, bestimmt nicht. Heftig schüttelte ich den Kopf. Leider hatte ich vergessen, das Rick neben mir ging, dem das natürlich auffiel. „Was ist los?“ „Nichts.“ „Im übrigen, du kennst doch Alec, er spielt solange mit jemanden bis er ihn verliert. Zumindest macht er das mit allen seinen Freundinnen.“ „Und das findest du okay oder wie?“ Überrascht sah ich meinen Freund an. Wie konnte er das okay finden. Das war doch das Letzte! Und ich hatte immer geglaubt, ihn gut zu kennen. Seit meinem fünften Lebensjahr war er mein bester Freund, wie hatte ich mich so in ihm irren können. „Nein, das habe ich nicht gesagt. Aber Alec kann einfach nicht anders, und daran werden wir auch nichts ändern.“ Er stieß die Tür zu Lees Zimmer auf, wo die anderen schon auf allen möglichen Sitzgelegenheiten Platz genommen hatten. „Na endlich, was habt ihr denn solange gemacht?“ Sam zwinkerte uns verschwörerisch zu. „Na, was wohl.“ Jace grinste uns zweideutig an. „Schätze mal nicht. Dafür war die Zeit zu kurz.“ Jina warf einen prüfenden Blick auf ihre Armbanduhr. „Spinner.“ Mit einem Lächeln setzte sich Rick auf einen aufblasbaren Sessel. Ich selbst nahm auf dem noch freien ledernen Schreibtischsessel Platz. Nun gut, unsere Freunde wollten bestimmt eine Erklärung, und ich konnte Rick nicht alles machen lassen. „Ihr wollt bestimmt wissen, warum wir hier sind. Nun heute morgen gab es bei mir ein familiäres Problem.“ Ich stockte. Toll jetzt war die Erkrankung meiner Schwester schon ein familiäres Problem. Heute morgen war es noch der Zusammenbruch meines Universums gewesen. Was war nur mit mir passiert? Eine tröstende Hand auf meiner Schulter ließ mich aufsehen. Rick war stand neben mir und lächelte mir aufmunternd zu. „Tobys Schwester liegt, seit sie gestern Abend heimkam, im Koma.“ „Bea? Das ist ja schrecklich.“ Lee sah mich erschrocken an. „Meine Güte Toby wie geht’s dir?“ „Geht schon.“ Ich schenkte Cindy ein beruhigendes Lächeln. Dabei bemerkte ich Tyrones verletzten Blick, mit dem er mich musterte. Stimmt ja, ich hatte ihn angelogen, als er sich heute morgen um mich sorgte. Doch da war ich eben noch nicht dafür bereit. „Doch der Grund, warum ich … wir euch zusammengerufen haben ist nicht, weil ich jetzt um Mitleid heischen will, sondern etwas anderes. Vor einigen Stunden, als Alec, Rick und ich heimgingen, hatten wir eine seltsame Begegnung, die vielleicht das Leben meiner Schwester retten könnte.“ „Wir müssten dafür nur etwas höchst ungesetzliches machen, das Menschenleben kosten könnte.“ Alec saß gelangweilt auf einer Liege, den Oberkörper an den leicht nach oben gerichteten Teil gelehnt. Seine Stimme hatte einen ebenso gelangweilten Ton gehabt, der nur verdeutlichte was er von diesem Thema hielt. „Sagt der Kerl ohne Führerschein.“ „Alec hat leider Recht, Tessa. Wir müssten dafür ein Haus in die Luft sprengen. Ich gebe zu, es ist etwas krass so etwas von Jugendlichen zu fordern.“ „Krass? Das ist nicht krass, das ist bescheuert. Wir können doch kein Gebäude in die Luft sprengen.“ Cindy sah Rick an, als hätte dieser den Verstand verloren. Ich konnte sie ja auch verstehen. Es widerstrebte auch mir, ein Haus zu zerstören, aber hier ging es um meine Schwester. Was waren da schon ein paar Steine, die zu einem Gebilde zusammen gesetzt waren. Es war nie die Rede davon gewesen, dass Menschen dabei umkommen müssten. Nur ein paar andere Wesen, und die fielen ja eigentlich nicht mehr unter die Beschreibung Menschen sondern eher unter die Bezeichnung Parasiten, wenn ich Damian richtig verstanden hatte. Schon immer hatte ich in der mystischen Gestalt von Vampiren nur Parasiten gesehen, und das waren diese Wesen ja auch. Nur dass sie sich nicht mit Blut, sondern etwas viel Wertvolleren begnügten. „Können schon. Nur das Zeug zu besorgen könnte etwas schwierig werden. Allerdings könnten wir an so was rankommen nicht Jace?“ Jina sah ihren Zwillingsbruder fragend an. Dieser nickte nachdenklich, so als würde er in Gedanken schon überlegen wie er an Sprengstoff käme. Manchmal waren mir die zwei regelrecht unheimlich. Jace und Jina nahmen Waffen als etwas selbstverständliches hin. So, als würden sie damit nicht Menschen töten können. Ich empfand sie allerdings als grausam und feige. Eine Sache, in der mit Rick übereinstimmte, wenn auch aus verschiedenen Gründen. „Ihr könnt das einfach besorgen? Cool, wo kann man eure Eltern mieten?“ Sam grinste die beiden begeistert an. „Wir machen das natürlich nicht, das ist ja wohl klar.“ Lee sah mich fest an, doch ich konnte seinem Blick nicht standhalten und wand meinen Kopf ab. „Oder?“ Nun klang seine Stimme schon etwas weniger sicher, doch seinen Blick konnte ich noch immer auf mir spüren. Er konnte mich nicht verstehen. Es ging hier um meine Familie, meine Schwester. Ich hatte sie bis jetzt immer als selbstverständlich hingenommen und jetzt auf einmal war sie weg. Das wollte ich ändern, nein, das musste ich ändern, egal mit welchen Mitteln. Gut, es war utopisch, zu denken das wir das auch nur im Geringsten schafften, doch noch konnte ich mich zumindest an die Hoffnung klammern. „Lee wir wollten dich bitten, etwas im Internet zu recherchieren. Es geht um dieses Thema. Dann können wir noch immer entscheiden, was passieren soll.“ „Klar.“ Lee stand auf und ging zum Schreibtisch. „Moment.“ Ich stand hastig auf und machte ihm so Platz. Nachdem er den Computer gestartet hatte, sah ich ihm gespannt über die Schulter. „Welche Schlagworte?“ Ich überlegte kurz. So genau wusste ich nicht, was zu suchen war. Vor allem nicht, was man eingeben musste, um Ergebnisse zu erzielen. „Probier es mal mit Indien, Seuche, letztes Jahr. Ich hoffe, das ihr dann endlich meiner Meinung seid wenn kein Ergebnis kommt.“ Alec spielte sich schon leicht genervt mit einer seiner schwarzen Strähnen. Es störte ihn, dass wir nicht seiner Meinung waren. Trotzdem musste er uns nicht so behandeln, als wären wir unterbelichtet. „Was denn? Verträgst du es seit Neustem nicht einmal mehr, wenn ein anderer eine eigene Meinung hat?“ Tessa, wer auch sonst? Mit zuckersüßer Stimme hatte sie Alecs Kommentar benutzt, um wieder eine Spitze gegen ihn zu haben. Alec setzte gerade dazu an, in einen verbalen Streitgespräch seine Ehre zu verteidigen, als Rick neben mich trat. Er sah über die andere Schulter von Lee. „Versuch es mit diesen Wörtern.“ „Okay.“ Die Zwei hinter uns völlig ignorierend sahen wir gespannt auf den Balken, der uns zeigte wie die Suche voranschritt. Lee hatte Gott sein Dank einen ziemlich neuen Computer, was bedeutete, dass er nicht lange dafür brauchte. Es war eine magere Ausbeute, was wahrscheinlich an den vielen Begriffen lag, die wir eingegeben hatten, aber immerhin vier Treffer, die nicht nach Werbung aussahen. „Na gut, dann sehen wir einmal nach was euch so beschäftigt.“ Lee schenkte mir ein sanftes Lächeln und klickte dann das erste Ergebnis an. Das war leider nichts Besonderes. Gut, es war zwar in dem Bericht von einer Seuche die Rede, aber weder ein Datum noch eine genauere Beschreibung der Seuche war vorhanden. Damit konnte ich nichts anfangen. Rick seufzte und Lee wechselte wieder zu den Suchergebissen. Die nächste Seite listete zwar alle schweren Epidemien in Indien genau nach Datum auf, aber nichts konkretes. Außerdem war da nur der lateinische Name aufgeführt und unser Mediziner war gerade anderweitig beschäftigt. „Keine Sorge, wir haben ja noch zwei Seiten.“ Lee lächelte aufmunternd und klickte die Nächste an. Das schien so etwas wie das Tagebuch eines freiwilligen Helfers von irgendeinem Hilfsdienst zu sein. Anfangs war nur von normaler Entwicklungshilfe die Rede, bis er dann von ersten Erkrankungen schrieb. Leute, die sich Abends hinlegten und am Morgen im Koma lagen. Alle waren nach mindestens einem Monat tot. Aber es waren ein, zwei Wunderheilungen erwähnt, Leute, die ohne ersichtlichen Grund nach einiger Zeit wieder aufwachten. Ich merkte, wie mir schlecht wurde. Vor meinen Augen verschwamm alles und hätte mich Rick nicht im letzten Moment gestützt, wäre ich wahrscheinlich auf den Boden gesunken. Leise Worte verließen meinen Mund, ohne das ich es richtig registrierte. „Es ist wahr. Es ist wirklich alles wahr.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)