Tinneas - Illness von Naniki-chan ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Wir wollten doch nur die Sonne fangen ... Es war im Jahr unseres Erwachsenwerdens, als wir erfahren mussten, dass wir nicht alles kriegen konnten, was wir wollten. Desillusioniert, dennoch die Droge der Jugend im Blut, mit dem Glauben an eine bessere Zukunft. Unser Zusammentreffen war, als ich einem anderen Weg als normal folgte. Normalerweise wäre ich einfach weiter gegangen, ohne eines würdigenden Blickes, doch irgendetwas hatte mich innehalten lassen. Ich war aus diesen verheulten Augen angesehen worden, rot, mit tiefen Müdigkeitsfalten darunter. Dieser Blick hatte hilfesuchend auf mir geruht, eine schwere Last der ich mir sie zu entledigen nicht zugetraut hatte. Die ausgestreckte Hand hatte mir das Angebot gemacht, dessen ich mir sicher war, dass ich es nicht bereuen würde. Ich hatte ihn mit nach Hause genommen, der Hilfe wegen. Ich ließ ihn machen, ich konnte meinen normalen Tagesablauf nicht aufgeben. Eines Tages kam ich nach Hause, mein Gast hatte auf mich gewartet. Noch immer sprach ich allein, nur um auf Reaktionen meines Gegenübers zu warten. Er hatte sich alles gefallen lassen, ohne Widerworte hingenommen was ich aufgetragen hatte. Doch dieses mal war es anders, er hatte sich aufgerafft aus seiner Lethargie, stand vor mir, in voller Größe, nicht so zusammengesunken wie beim aller ersten Treffen. Hatte einen Fuß vor den anderen gesetzt und war einige schlurfende Schritte näher gekommen, den Kopf kurz gehoben und schnell wieder gesenkt, als fehle die nötige Kraft. Ich hatte meine Arme um den schwachen Körper geschlungen, und versucht den von Weinkrämpfen geschüttelten Körper zu bändigen und mit tröstenden Worten zu beruhigen. Und in diesem Moment hatte es begonnen. Diese Art von Beziehung, die man so selten fand, zwischen dem Hilfesuchenden und seinem Helfer, zumindest am Anfang. Doch mit der Zeit, konnte man sehen, dass es tiefer ging. Ich hatte die Gestick verstehen gelernt und mich damit abgefunden, dass ich niemals eine Antwort bekommen würde. Wir hatten nach einem halben Jahr eine stille Vereinbarung getroffen, ich würde nie fragen, was los gewesen war, an dem einen Tag oder warum er nicht sprach, dafür war er bei mir geblieben. Und endlich hatte ich es geschafft, dass der Blick nicht immer traurig war, ich hatte das Lächeln zurück bringen können. Wir genossen diese Zeit,die ich mit einer Art Monologe und aufmerksamen Zuhörer verbrachte. Es störte mich nicht, denn ich bekam etwas viel wertvolleres dafür zurück – aufrichtige Liebe. So etwas hatte ich vorher noch nie empfunden und konnte mein Glück kaum fassen, sodass ich nicht merkte, wie die Zeit verging. Doch eins hatte ich bemerkt, unser Jahr hatte trübe begonnen, doch nun, ein weiteres später hatte sich der Himmel aufgeklart und strahlender Sonnenschein bedeckte unsere Körper mit seiner Wärme. Wir hatten es nicht bemerkt oder auch nur nicht merken wollen, aber am Horizont zogen dichte schwarze Wolken auf, bereit unserem Glück ein Ende zu bereiten. Wir hatten es zu einer Art Ritual gemacht, dass ich immer liebevoll begrüßt worden war, wenn ich nach Hause kam, er hatte mich angelächelt, doch immer öfter, wenn er sich sicher war, dass ich ihn nicht sah, war dieses Lächeln verschwunden und wieder der Ausdruck auf sein Gesicht getreten, den ich nie wieder hatte sehen wollen. Er war mit der Zeit ruhiger geworen, hatte immer länger geschlafen, und es doch versucht vor mir zu verheimlichen, dass etwas nicht richtig war. Doch ich hatte nie etwas aus ihm heraus bekommen. Ich hatte versucht ihm etwas von meinem Leben einzuhauchen, für einen Moment hatte es gewirkt, doch wie eine Droge, war es schwächer geworden, er schlug nicht mehr darauf an. Sein Zustand hatte sich soweit verschlechtert, dass er ins Krankenhaus eingeliefert werden musste, doch ich hatte immernoch keine Ahnung. So erfuhr ich es, die Wahrheit, die ich mir nie hatte eingestehen wollen, ein Jahr lang hatte ich die Augen verschlossen, es nicht bemerkt. Ich war sauer auf mich, hätte ich doch nur mehr nachgehakt, hätte ihm geholfen, dann wäre es wohl nie soweit gekommen. Er hatte es gewusst, nichts preis gegeben, ich machte mir schreckliche Vorwürfe. Nächtelang, rasend, regelrecht in Hysterie war ich umhergestreift, hasste mich selbst für meine Nachlässigkeit. Und nun sitze ich an seinem Bett, ich bin es mit den blutunterlaufenen Augen der durchweinten Nächte, geschwächt und müde. Ich halte die weiße Hand, stelle mir vor, wir kräftig sie gewesen sein muss, bevor es soweit gekommen war, im letzten Sommer, zwar angeschlagen aber noch die Lebenskraft inne habend. Es geht zu Ende, wir wissen es beide, und ich kann nichts weiter tun, als ihn weiter an seinem Bett in diesem sterilen Raum, in diesem sterilen Gebäude zu besuchen und stundenlang neben ihm zu sitzen und ihn von meinen Gedanken zu erzählen. Nur ein einziges Mal in unserer gemeinsamen Zeit hat er nach einem Blatt Papier und Stift gefragt, und hat nur ein einziges Wort geschrieben, in einer Schrift, die zeigt, wie lange er diese Art von Kommunikation nicht mehr angewandt hat. „Danke“ Mir steigen die Tränen, die ich so mühsam vor ihm versteckt gehalten habe, in die Augen, ich breche zusammen. Durch den verschleierten Blick sehe ich, dass er nicht weint, nein, er lächelt sogar. Ein starker Hustanfall unterbricht diesen Moment, er spuckt Blut, und ich rufe die Schwester, aufgelöst, das kann es doch nicht gewesen sein. Der Anfall hört nicht auf, erst werde ich heraus geschickt, sie tun ihr Menschenmögliches, doch dann werde ich wieder herein geholt, sie können ihm nicht mehr helfen. Ich erlebe sein Ende, und er lächelt einfach weiter, von Hustanfällen unterbrochen, mit einem zur Grimasse verzerrten Gesicht aber das Lächeln weicht nicht, er lächelt in seinen Augen weiter. Die Schmerzen sind unerträglich, das weiß ich, doch er verlangt nur meine Hand und ich halte sie. Bis zum Ende und flüstere mein letztes Liebesgeständnis unter Tränen. Dabei hatten wir die Sonne doch schon erreicht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)