A Perfect Infinity von Nekoryu (Step Into Another World) ================================================================================ Prolog: Prologue: Connected --------------------------- Könnt ihr es sehen? Verbindungen, die sich um alle Dinge legen. Verbindungen, die sie halten. Verbindungen, die sie zuschnüren. Verbindungen, die sie zueinander führen. Verbindungen, denen sie sich nicht entziehen können... Wie Schnüre und Fäden liegen sie um alles. Wie Fäden ziehen sie die Menschen zueinander. Wie Fäden schneiden sie sich in die Seelen der Menschen… Seht her, wie sie diese Welt zerreißen! Seht her, wie die Welten aneinander gebunden sind! Seht her und fühlt die Verbindung zu den Welten, die sich um eure Seele legt… Kapitel 1: Step into Another World! ----------------------------------- Die Klingel der Schulglocke ertönte in einem schrillen Ton und riss sie aus ihren Gedanken. Sie starrte auf das Blatt Papier vor ihr. Die Linien, mit denen sie den Fluchtpunkt ihrer Zeichnung markierte, hatten sich zu Kästchen formiert, die eine Ähnlichkeit mit einigen Gebäuden besaßen. Doch dabei war es schon seit einer Stunde geblieben. „Ich hasse es!“ murmelte sie. „Ich kann froh sein, das ich nichts Lebendes in Perspektive zeichnen muss…“ „Dein perspektivisches Vorstellungsvermögen ist wohl wieder mal am Nullpunkt angelangt!“ flüsterte ihre Banknachbarin grinsend. „Allerdings, Chiyo, allerdings!“ murmelte die Angesprochene frustriert. „Noch ein paar Klötze mehr und New York hat eine Bauklotz- Skyline!“ Chiyo kicherte. „Luna, wenn du den Kurs durchziehen willst, musst du dich damit befassen!“ „Danke, sehr tröstende Worte! Verdammt, ich hab einfach kein Vorstellungsvermögen! Scheiß Bauklötze!“ fluchte sie frustriert. „Suzuhara-san!“ Luna zuckte zusammen. Verdammt, sie konnte sich einfach nicht beherrschen. „Hätten Sie die Güte mir zu sagen, was Ihnen diesmal an der Aufgabenstellung nicht passt!“ fragte der Lehrer mit einem nicht gerade freundlichen Gesichtsausdruck. Luna schluckte. „Nichts, Sensei! Ich habe nur gerade meine Inspiration In einem Bauklotz verschwinden sehen!“ versuchte sie, die Sache möglichst ironisch wiederzugeben. „Und das bedeutet?“ „Ich… Schaffe es nicht richtig, ihrer Aufgabe nachzukommen, Sensei! Ich habe Probleme mit den Details!“ erwiderte sie nervös. Dieser Kurs war zwar ihr ein und alles, aber dieser Lehrer konnte selbst Luna Angst einjagen… Der Lehrer klappte das Buch zu. „Sie belegen den Kurs nun schon seit Ihrer Einschreibung an dieser Schule. Wäre es nicht angebracht, auch einige Übungen ohne Zwang durchzuführen, um ihre Schwächen auszugleichen?“ bohrte der Lehrer nach. Luna schluckte. Er hatte den wunden Punkt getroffen; denn Luna hatte nicht nur Schwierigkeiten in Perspektiven Zeichnen, sondern vor allen auch nicht den Ehrgeiz, ihre eigentliche Schwäche darin zu erkennen und auszumerzen. Chiyo wusste, das Luna jedes Mal eine Blockade hatte, sobald sie es versuchte… Aber man versuche das mal einem Lehrer zu erklären… Es klingelte. „Bevor ihr den Raum verlasst, erinnere ich euch an die Fertigstellung eurer Skizzen. Und noch etwas: in 4 Wochen bitte ich euch, eure Arbeiten für das Kursprojekt abzugeben! Ihr könnt gerne in Gruppen arbeiten, maximal bitte zu dritt! Gebt eine 16-seitige Geschichte ab, in der ihr eine bereits vorhandene Geschichte wiedergebt oder sie interpretiert!“ der Lehrer packte seine Sachen zusammen. „Aufstehen! Verbeugen!“ rief die Klassensprecherin in die Klasse. „Äärx, der Lehrer hat einen echt kalten Blick! Wie eine Schlange, wenn sie ein Karnickel ansieht!“ gruselte es Luna und Chiyo grinste. „Dich mal bei einem Lehrer schwitzen zu sehen ist immer wieder amüsant!“ „Ach, sei ruhig!“ grummelte Luna. „Wir können ja mal tauschen!“ „Was machen wir bei dem Projekt?“ lenkte Chiyo auf ein anderes Thema. Luna grübelte. „Ich dachte an ein Märchen oder so. Die lassen sich recht gut komprimieren oder verballhornen…“ überlegte sie laut. „Hmm. Und welches?“ fragte Chiyo. „Weiß nicht. Ich will jedenfalls keins der Gebrüder Grimm machen. Also eins, das keiner kennt und auch so einzigartig ist!.“ Chiyo seufzte: „Vergiss bitte nicht, dass es bereits geschrieben sein muss!“ „Dann suchen wir eben in der Schulbibilothek danach!“ rief Luna aus und schlug einen Haken nach rechts, um den Gang zu erwischen. Chiyo seufzte und lächelte dann. „Sie ist nicht aufzuhalten!“ **** Einige Zeit später stand Chiyo leicht zweifelnd neben einem Stapel Bücher. Luna selbst stand auf der Leiter zu den Regalen und überflog die Seiten jedes einzelnen Buches. Und obwohl Chiyo mittlerweile einen gut sortierten Stapel an Büchern neben sich liegen hatte, waren sie ihrem Ziel kein Stück näher gekommen… „Nein! Das nicht! Das auch nicht! Das ist zu lang!“ murmelte Luna und stellte damit das letzte Märchenbuch in das Regal zurück. Chiyo reichte ihr den Stapel neben sich. „Und was machen wir jetzt? Wir haben schließlich nur noch 4 Wochen Zeit!“ fragte Chiyo leise. Luna kletterte die Leiter herunter: „Ich weiß nicht! Du kannst dir die Bücher gern noch mal durchsehen, wenn du- oh!“ „Was ist?“ Chiyo sah Luna irritiert an. Diese sah sich hektisch um- niemand da. „Die Tür! Dreh dich mal um!“ flüsterte Luna leise und Chiyo drehte sich um. Tatsächlich! Die sonst verschlossene Tür zum Archiv der Schulbibilothek stand offen. Chiyo starrte auf die Tür. „Jemand hat sie aufgelassen, na und- Hey, was hast du vor?!“ rief Chiyo aus, als sie sah, wie Luna schnurstracks auf die verbotene Tür zulief. „Noch lauter, dann haben sie mich gleich!“ zischte Luna Chiyo zu, bevor sie in den Raum dahinter verschwand. Chiyo schluckte. Was Luna da tat, war in den Augen der Lehrer ein Frevel ohnegleichen. Ihr war zu Ohren gekommen, dass ein anderer Schüler einen Monat auf seinem Zimmer verbringen musste, weil er vor der geöffneten Tür in den Raum nur reingesehen hatte. Und Luna war mittlerweile in der Kammer und- Chiyo schüttelte sich; sie musste Luna um jeden Preis wieder da rausholen, bevor der aufsichtshabende Lehrer zurück war! Ohne weiter nachzudenken lief sie zu der Kammer. Wie erwartet saß Luna am Boden und stöberte durch die Bücher. Sie hielt ein in Leder gebundenes Buch in den Händen und las mit wachsender Begeisterung darin. „Luna! Komm raus hier!“ flüsterte Chiyo eindringlich und mit pochenden Herzen ihrer besten Freundin zu. „Die Schule hat hier ihre wertvollsten Exemplare gelagert! Wir dürfen ohne Erlaubnis nicht hier rein, das weißt du genau!“ Keine Reaktion. Chiyo sah sich hektisch um. „Bitte, Luna, komm hier wieder raus!“ „Die Tür ist offen, ich bin drin! Wenn ich mir das Kapitel schnell genug durchlese und merke, bin ich genauso schnell wieder draußen, wie ich drin war!“ antwortete Luna fast gleichgültig. Sie blätterte vorsichtig die Seite um. „Wenn wir erwischt werden, haben wir höllischen Ärger! Die schmeißen uns ganz sicher von der Schule!“ wisperte Chiyo unruhig. „Wenn ich erwischt werde! Du bist nicht wirklich hier und fummelst ihre heiligen Bücher an!“ Luna las seelenruhig weiter. Chiyo stand unschlüssig in der Tür und starrte auf Luna, die fest entschlossen weiter las. „Interessant!“ murmelte sie. „Scheint ja ein recht interessantes Märchenbuch zu sein!“ Chiyo seufzte resignierend. Wenn sie hier in der Tür stand und der Lehrer kehrte zurück, würde sie alle Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Sie ging zu Luna: „Was steht drin?“ fragte sie neugierig. „Hör dir das an!" rief Luna begeistert aus. „Es war einmal ein Land in einer Welt, in der das Lachen der Menschen ebenso Hand in Hand ging wie in dieser Welt. Die Menschen waren fröhlich und sie waren traurig, ebenso wie die Menschen dieser Welt Gefühle des Glücks und der Trauer kennen. Und doch war dieses Land in dieser Welt etwas Besonderes. Es war auf geheimnisvolle Art und Weise mit der Welt verbunden, in denen du und ich leben. Niemand weiß mehr, von welcher Bedeutung diese Verbindung war, aber sie war wichtig für beide Seiten…" Luna sah auf. Sie bemerkte den Blick von Chiyo- durchzogen von Angst und Neugier. „Lass uns gehen! Wir können ja den Lehrer fragen, ob er uns hier hereinlässt!“ schlug sie vor, um endlich mit Luna den Raum zu verlassen. „Er wird uns aber nicht reinlassen! Wir sind in ihren Augen nämlich die Idioten und Freaks der Schule und sollen es gefälligst auch bleiben!“ gab Luna mit sarkastischen Unterton zurück. Chiyo wusste, dass Luna und sie als Sonderlinge galten und von daher einen nicht sehr positiven Stand bei den eher konservativen Lehrern dieser Schule hatten. Sie zögerte. „Da hast du Recht!“ flüsterte Chiyo und setzte sich nun neben Luna. Diese las unbeirrt weiter: „…und wenn wir im Herzen dein Lächeln sehen, werden wir deine Ewigkeit durchgehen…“ murmelte Luna leise. „Was?“ fragte Chiyo irritiert. Luna sah einen Moment hoch und dann wieder in das Buch vor ihr: „Verbunden durch in alter Zeit verknüpftes Band, führst du uns an deiner Hand. Erfülle mit neuen Leben diesen Schwur von dem ich erst nach Menschen´ s Sinn Ewigkeit erfuhr. Nach dem Wissen streben wir, das bedeutet mehr als vier. Norden, Süden, Ost und West, wir folgen dir, wenn du uns lässt. Licht, das man nicht sehen kann. Stimme, die ich nicht vernahm, zeige mir wofür ich hier bete mit dem Auge meiner Seele. Und wenn wir im Herzen dein Lächeln sehen, werden wir deine Ewigkeit durchgehen.“ las sie Chiyo halblaut vor. Chiyo hatte ihr gespannt zugehört. „Klingt wie eines der Reime, die sie in den Märchen wie Zaubersprüche sagen!“ Luna grinste: „Ich sehe den Manga schon vor mir! Das wird geil!“ rief sie grinsend und mit einem Funkeln in den Augen aus. „Und dieses Buch nehme ich mit! Ich wird es morgen auf einen der Tische legen!“ Chiyo sah zweifelnd zu ihrer rot blonden Freundin. „Ob das so eine gute Idee ist?“ fragte sie besorgt. „Willst du dich direkt im Archiv erwischen lassen?“ „Nein!“ nuschelte sie kleinlaut vor sich hin. Luna grinste triumphierend: „Na also!“ erwiderte sie und packte das Buch in einem Stapel Schulbücher. „Dann lass uns mal von hier verschwind-“ Sie hielt abrupt inne. Chiyo richtete sich auf: „Was i-“ Auch sie blieb abrupt stehen. „Wo sind wir hier?“ Luna sah ebenso überrascht in dem Raum, in dem eigentlich Regale stehen müssten. Ihre geweiteten, überraschten Augen sahen sich verwirrt um. Dieser Raum ähnelte der Bibilothek, aber Luna wusste, dass sie es unmöglich sein konnte. Es war ein geradezu endlos anmutender Saal, von großen, fast bodentiefen Fenstern durchzogen, die sich nach oben in einer Spitze verjüngten. An einigen Stellen war die Decke verschwunden, und vor der kleinen Tür, die Luna und Chiyo durchschritten hatten, reihte sich ein parallel zueinander gesäumter Säulengang, der offenbar die Decke abstützte. Das Glas der Fenster war verschiedenfarbig und schienen eine Geschichte darzustellen, die Luna und Chiyo nicht verstanden. Einige Teile der Geschichte fehlten, denn der Wind hatte diese Stellen eingedrückt und so schien das fahle Licht des Mondes grau und bleich in den Saal. Luna und Chiyo hatten den Eindruck, in einer alten, vergessenen Kathedrale zu stehen, alles wirkte so ehrfurchtsgebietend und doch wie durch einen grauen Schleier umhüllt. Chiyo wurde allmählich mulmig zumute. „Luna, wo sind wir hier!“ hauchte sie angstvoll. Luna sah sich um. Sie bemerkte Chiyo´ s Frage nicht. „Ich war schon einmal hier… Vor sehr langer Zeit!“ murmelte sie. Ihr Blick fiel auf einen Stein, der statt eines Fensterglases in eines der Fenster eingesetzt wurde. „…und wenn wir im Herzen dein Lächeln sehen, werden wir deine Ewigkeit durchgehen.“ las sie vor sich hin. „Oh, nein!“ hauchte sie leise. „Luna, was ist los?!“ riss sie Chiyo´ s flehende Stimme aus ihren Gedanken. Der Rotschopf drehte sich zu Chiyo um. Die Augen ihrer schwarzhaarigen Freundin waren beinahe panisch geweitet und sahen sie ängstlich an. Luna schluckte. Wie sollte sie ihrer panischen Freundin etwas erklären, was sie selbst nur zum Teil verstand? Sollte sie Chiyo ihr Teilwissen wirklich preisgeben und damit riskieren, dass sie noch mehr in Panik ausbrach? Luna fühlte, wie die Angst auch in ihr hochstieg, doch sie drängte diese beiseite. Wenn alle beide den Kopf verlieren würden, würde das weder ihr helfen noch Chiyo! Luna legte ihre Hände auf Chiyo´ s Schultern und sah sie eindringlich an. „Ich weiß nicht, wo wir sind und ich weiß auch nicht, was passiert ist, aber du musst mir zuhören, okay?“ fragte sie so ruhig wie möglich, während sie versuchte, ihr Herzrasen unter Kontrolle zu bringen. Chiyo nickte. „Was immer auch passiert, rede mit niemanden, sieh niemanden länger als einen Augenblick in die Augen und vor allem: Vertraue niemanden, den du nicht hundertprozentig kennst!“ Ihre eindringlichen Worte brachten Luna selbst wieder zur Ruhe. „Niemanden, wenn du nicht sicher bist, das er es ist!“ fügte sie hinzu und Chiyo nickte. Obwohl sie noch ängstlich war, war sie ruhiger geworden. „Das ist wirklich wichtig! Dein Leben könnte davon abhängen!“ „Mein… Leben?“ fragte Chiyo irritiert. „Ja! Ich weiß auch nicht, wieso ich das gesagt habe, es…“ Luna sprach nicht weiter, denn sie sah, das Chiyo sie verstand. „Und, lauf niemanden hinterher und fass auch nichts an. Ich glaube, je weniger Kontakt wir mit dieser Welt haben, desto eher kommen wir wieder nach Hause!“ „Welt?“ entfuhr es Chiyo. „Na ja, mir fällt kein besseres Wort dafür ein…“ seufzte Luna. „Bleib am Besten in meiner Nähe, dann ist es für uns beide am sicher-“ Sie brach ihren Satz ab und sah auf. „Wer bist du?“ fragte sie und ihr Gesicht verfinsterte sich. Der Schatten der Säule schien sich für einen Moment zu bewegen und eine Gestalt löste sich aus ihm. Er trat vor sie: „Bravo! Ganz ausgezeichnet!“ lächelte er kühl. „Nicht nur, das ihr Beide einen Weg hierher gefunden habt, nein! Du, meine kleine Rotblondine, weißt auch noch über eine Menge Bescheid!“ Seine blauen Augen reflektierten das Mondlicht bernsteinfarben und Luna fröstelte es leicht. „Aber ihr werdet hier nicht rauskommen, wenn ihr keinem vertraut!“ Für einen Moment erschien es Chiyo, als würde sein Lächeln einen dämonischen Zug annehmen. Sie klammerte sich an Luna, die sich beinahe schützend vor ihr aufbaute. „Wer bist du?“ wiederholte Luna ihre Frage unbeirrt. „Ich habe keinen Namen. Das letzte Mal, wo man mich bei meinem Namen rief, ist lange her. So lange, das ich es vergessen habe…“ Er lief langsam auf sie zu und fixierte ihren Blick. „Aber wie wäre es mit Gestalt?“ Er lächelte: „Ich finde nämlich ein wenig zu lang!“ Luna´s Augenbrauen zogen sich zusammen: `Mist! Der kann Gedanken lesen!´ dachte sie. Gestalt lächelte nur kühl. „Wenn ihr jetzt denkt, ich könne Gedanken lesen, irrt ihr euch. Es ist lediglich leicht, EURE Gedanken zu erraten!“ Er trat vor Chiyo, die verwirrt und ängstlich hinter Luna stand. „Na ,na, kleine Schwarzhaarige! Keine Sorge, ich beiße dich nicht!“ Sein Lächeln hatte etwas gefühlloses, jedoch nichts wirklich gefährliches, wie es Chiyo schien. „Deine Furcht mir gegenüber ist unbegründet. Wovor du dich fürchtest, sind ganz andere Dinge, nicht wahr?“ fragte er ruhig. Luna starrte ihn drohend an. Wer auch immer dieser komische Typ, der „Gestalt“ genannt werden wollte, war- wenn ihr tiefes Misstrauen Recht behielt, konnte er keiner von den sein… „Aber du fürchtest dich! Deine Furcht lähmt dich! Und das, obwohl du bisher immer wusstest, was es war!“ Gestalt beugte sich leicht vor und sah in Chiyo´s dunkle Augen. „Aber die Wahrheit ist, dass du es nicht mehr weißt! Du fürchtest dich, weil du dir sicher bist, diesen Ort zu kennen. Aber du weißt, du warst nie hier. Oder sollte ich sagen: du kannst unmöglich hier sein! Aber du bist es!“ Er richtete sich wieder auf. „Ihr beide seid wirklich außergewöhnlich! Obwohl ihr alle beide dasselbe denkt, reagiert ihr so unterschiedlich!“ Er sah auf Luna: „Unsere mutige Rotblondine hier erkennt alle wichtigen Details und sich erinnert unbewusst an diesen Ort, ohne ihn zu fürchten. Aber leider kann sie sich nicht erklären, wieso!“ Luna erwiderte seinen Blick und ihre Augenbrauen zogen sich zusammen. Wer- oder besser was- war dieser Typ? Er ignorierte ihren Blick und wandte sich wieder Chiyo zu. „Aber du, meine kleine Schwarzhaarige, bist nicht so mutig wie sie!“ fuhr er fort. „Im Gegensatz zu deiner kleinen Freundin fürchtest du das Wissen, das damit verbunden ist, mehr als den Tod! Ach, was sage ich: mehr, als der Tod das Ende der Welt fürchtet!“ Chiyo sah ihn ebenso überrascht wie Luna an. „Ich weiß nicht, etwas an ihn ist ebenso Vertrauens erweckend wie gefährlich…“ dachte Luna. Sie sah, dass Gestalt ihr einen flüchtigen Blick zuwarf und Luna wusste, das er wieder ihre Gedanken erraten hatte. Er wandte sich wieder an Chiyo: „Fürchtest du diesen Ort?“ fragte er und es klang mehr wie eine rhetorische Frage. „Oh, du tust es! Weil du nicht weißt, wo du bist. Dein Verstand weiß es nicht, aber deine Intuition kennt die Antwort. Doch dein Verstand will nichts davon hören, nicht wahr, kleine Schwarzhaarige?“ Chiyo sah ihn an, ihre Augen vor Erstaunen und Furcht aufgerissen. Er wusste, was sie fühlte. Dieser Fremde wusste, was sie fühlte, noch bevor sie fähig war, es in Worte zu fassen! „Nun bist du in einen schweren Konflikt geraten, nicht wahr, kleine Schwarzhaarige?“ und Chiyo nickte wie ein eingeschüchtertes, kleines Kind. „Einerseits kann es nicht sein, das du hier bist, doch andererseits bist du hier! Sieh dich um! Alles existiert wirklich und dennoch erscheint es deinem Kopf unmöglich, tatsächlich hier zu sein! Aber, am allerschlimmsten für dich ist, deine kleine Freundin weiß wie immer mehr als du! Und will dir nichts sagen. Oder kann nicht. Oder darf nicht- Du weißt es selbst nicht. Du vertraust ihr einerseits, aber andererseits misstraust du ihr ebenso.“ Er richtet sich auf. „Menschen sind doch so naiv!“ Luna zuckte ebenso wie Chiyo zusammen: „Aber ich bin doch gar kein Mensch!“ schoss es ihr durch den Kopf. „Wie dem auch sei, kleine Schwarzhaarige, wenn es dazu beiträgt, deine Furcht und Unsicherheit zu vertreiben, wäre es mir eine Ehre, dir diesen Ort zu zeigen!“ „Wie haben aber nicht soviel Zeit!“ entfuhr es Luna unwillkürlich. Gestalt warf ihr einen durchdringenden Blick zu und Luna bekam das Gefühl, die Bedeutung dieses Blickes zu kennen. „Was ist hier nur los?“ dachte sie und sah zu ihrer besten Freundin Chiyo. Doch diese war offensichtlich noch überforderter als sie. „Es... wäre schön zu wissen, wo ich bin!“ antwortete Chiyo schließlich leise. „Chiyo, bitte, denk an das, was ich gesagt habe!“ Diese zuckte zusammen: „Andererseits möchte ich lieber in der Nähe von Jemanden sein, den ich kenne...“ fügte Chiyo leise hinzu. „Selbst, wenn deine Freundin klüger ist als du?“ Chiyo schwieg: „Ich...weiß es nicht...“ antwortete sie dann. „Chiyo, bitte, lass uns gehen!“ flehte Luna. Gestalt sah zu Luna: „Was für ein sinnloser Satz! Wieso sprichst du ihn aus, wenn du in deinem Herzen doch weißt, das es hier keinen Weg nach draußen gibt?“ Luna zuckte zusammen Chiyo sah panisch auf das rotblonde Mädchen: „Ist das war?“ fragte sie entsetzt. „Kann sein!“ murmelte Luna. „Aber alle Räume haben eine Tür! Denk an die Sache in Slayers NEXT mit der Taube!“ „Wo Lina die Taube ruft, um durch den Zwischenraum nach Sayruun zurück zu kommen?“ „Ja, genau diese!“ Gestalt begann zu Lachen: „Also wirklich! Das glaubt ihr doch wohl selbst nicht!?“ Doch Luna sah ihn nur mit fester Entschlossenheit an. „Du glaubst es!“ Plötzlich ertönte ein helles Kichern. Luna und Chiyo fuhren herum und hinter einer Säule lief mit etwas tapsigen Schritten ein kleines Mädchen auf die Beiden zu. Ihr weißes Kleid leuchtete förmlich im fahlen Licht des Mondes, welches auf die Anwesenden herabschien. Es trat vor Chiyo und sah sie mit einem breiten Lächeln an: „Komm mit!“ rief sie aus und lief davon. Luna sah, wie Chiyo´s Starre sich beinahe ruckartig löste und wie automatisch dem kleinen Mädchen hinterher lief. „Chiyo? Nein, bleib hier! Bleib stehen!“ rief Luna aus und rannte Chiyo nun ebenfalls hinterher. Gestalt sah den Beiden nach. „Merkwürdige Kinder. Aber interessant! Ich bin gespannt, ob die Kandidatin für dieses Mal das Zeug hat, die Fäden zu erkennen, die sonst keiner sieht. Und ob sie hinter jeder Maske das Wahre Gesicht sieht. Meines hätte sie wohl beinahe entlarvt...“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)