Im Schatten der Steine von Akanishi (Die Reise in eine neue Welt könnte dich von Grund auf verändern...) ================================================================================ Kapitel 5: 1. Wiedersehen ------------------------- Viel Spaß beim Lesen des Kapitels! *------------------------------------------* Misstrauisch beäugte Yvonne ihren Schuh. Sie saß an der Treppe zum Stadion von Luca. Den rechten Fuß hatte sie am Knöchel auf ihr linkes Knie gelegt. „Mussten diese Schuhe sein? Gab es denn keine hübscheren?“, zeterte sie nun schon zum hundertsten Mal. Auron hatte ihr ein neues Paar Schuhe besorgt, da sie unmöglich in ihren Pumps weiter rumlaufen konnte. Als sie am ersten Abend ihre Schuhe ausgezogen hatte, hatte sie zähneknirschend feststellen müssen, dass ihre Fußsohlen von Blasen übersät waren. „Tja, nun weiß ich auch, weshalb meine Füße mich so gemartert haben…“, hatte sie geseufzt. Wie auf Kommando hatte sie die Zimmertür ins Schloss fallen hören, und als sie sich dorthin rumgedreht hatte, musste sie feststellen, dass Auron verschwunden war. Ohne langes Nachsinnen über diese plötzliche Aktion, war sie aufgestanden und ins Bad gegangen. Eine Weile später, ihre Füße hatten sich im kühlen, nach frischen Kräutern duftenden Nass langsam wieder regeneriert, war er wiedergekommen. Stumm hatte er etwas vor ihre Füße geschmissen. Vorsichtig hatte sie nach unten gesehen. Ihr Herz hatte einen erschreckten Satz nach hinten gemacht. „Was soll das sein?“, war ihre erste unmittelbare Frage gewesen. „Schuhe. In deinen anderen kannst du unmöglich weiterlaufen.“ Nun saß sie hier und spielte an den Schnürsenkeln. Die Schuhe sahen grauenvoll aus und passten so ganz und gar nicht zu ihrem Outfit. Ihr Rock war marineblau, ihre Weste hell und die Schuhe, die waren dunkel. Schwarz mit einem länglichen gelben Streifen an der Außenseite. Eines wusste Yvonne ganz sicher, sie musste andere Schuhe auftreiben. Jetzt, wo ihre Pumps verschwunden waren. Nachdem Auron das Zimmer verlassen hatte, konnte sie sie nirgends mehr finden. Sie vermutete ganz stark, dass ihr neuer Begleiter ihre teuren Pumps gegen diese billigen Stoffüberbleibsel eingetauscht hatte. Bei diesem Gedanken bedachte sie ihn mit einem boshaften, verwünschenden Blick. „Soll dich der Teufel holen.“, murmelte sie und zog die Schnürsenkel wieder fest. Sie stand auf, richtete ihren Rock gerade und ging dann zu Auron, der an der Kasse mit der Frau dahinter sprach. „Oh, sie sind doch die von neulich.“, wurde sie kalt lächelnd begrüßt. „Die, die keine Blitzball-Karten haben wollte.“, fügte die Kassiererin noch in einem nicht weniger bissigen Tonfall hinzu. „Da stand ich wohl etwas neben mir.“, zwinkerte Yvonne breit grinsend. „Das glaub ich ja auch…“ Die Kassiererin griff unter die Theke und zauberte zwei große, längliche Karten hervor, die das Symbol einer Welle mit einem blau-weißen Ball davor zeigten. „Aber ich würde sagen, ihr habt noch mal Glück gehabt. Diese zwei Karten wurden heute wieder abgegeben. Ihre Besitzer können leider nicht zum Spiel kommen, ja, das haben sie sehr bedauert.“ Auron nahm die zwei Karten kurzerhand an sich. Dafür reichte er der Kassiererin ein paar Münzen, die klimpernd in ihre aufgehaltene Hand fielen. „Recht vielen Dank und viel Spaß beim Spiel.“ Nach diesen Worten schloss sie die Glasfront vor ihrem Schalter. Die Scheibe verdunkelte sich, zurück blieb ein weißer Schriftzug ‚Ausverkauft’. Yvonne gab Auron einen kräftigen brüderlichen Klaps auf die Schulter. „Da haben wir ja wirklich enormes Glück gehabt.“, pfiff sie. Auron wandte sich ihr zu. Sein Gesicht war unergründlich, die Augen, wie gewöhnlich, versteckt hinter der Sonnenbrille, so dass Yvonne nur ahnen konnte, ob er sie verdrehte. Sie glaubte nicht daran, so wie sie ihn bisher kennen gelernt hatte. Er war eher ruhig, gelassen, beinah gleichgültig. Manchmal glaubte Yvonne, sie würde nie eine Gefühlsregung an ihm feststellen können, was sie jedoch nicht davon abhielt, es weiter zu versuchen. Wenigstens ein Zucken um die Mundwinkel, das würde ihr schon genügen. Fürs erste zumindest. Diesmal war ihr Versuch wieder gescheitert. Es lag vielleicht nur daran, dass sie zu schwach war für einen kräftigen, umhauenden Schlag. Gedankenverlorenen betrachtete sie ihre Handfläche. „Wir wären schon irgendwie zum Spiel gekommen.“ Yvonne sah nun wieder nach oben. „Warum ist das Spiel denn so wichtig?“, fragte sie leicht skeptisch. Auron hatte ihr nicht allzu viel gesagt, nur das Nötigste. Sie selbst hatte ihm alles erzählt. Noch bevor sie darüber nachdenken konnte, was das anrichten könnte. Sie wunderte sich selbst, wie sehr sie diesem Mann vertraute. Immerhin hat er ihr alles zu Spira erzählt. Die verhängnisvolle, trauerbelastete Geschichte Spiras, Sin und das Medium, ja selbst über Blitzball war sie aufgeklärt worden. Yvonne wusste inzwischen genug, um sich auch allein durchschlagen zu können. Sie konnte sogar den Gruß, wie sie diesen Schabernack selbst nannte, mit dem sich hier jeder begrüßte. ‚Einen leichten Schritt nach vorne, in die Knie gehen, die Arme weit ausgestreckt und dann die Hände vor die Brust übereinander führen…’, betete sie sich die Stellung aufs Neue vor, wer weiß, wann sie mal nützlich werden könnte. Aber über sich, hatte Auron nie gesprochen. Sie wusste weder, was er bisher getan oder was er je tun würde. Wahrscheinlich würde sie erst erfahren, was er vorhat, wenn es schon hinter ihnen lag. Auron sah sie fest an. „Du könntest deine Freunde vielleicht wieder treffen. Bei dem Spiel kommen Leute aus ganz Spira zusammen.“ „Ich weiß noch nicht mal, ob sie auch wirklich hier auf Spira sind.“ Yvonne war sich immer noch nicht sicher, ob ihre Freunde auch wirklich mit durch den Steinkreis in diese Welt geschleudert wurden. Sie war immerhin alleine aufgewacht, da ist es genauso gut möglich, dass es nur sie, durch die Berührung der Steinplatte, hierher verschlagen hat. „Das kannst du nicht wissen.“, sprach Auron beinah freundschaftlich aufmunternd. „Vielleicht hast du ja Recht. Es ist zumindest den Versuch wert.“ Als sie diese Worte ausgesprochen hatte, glaubte sie sogar daran. Sie würde die Hoffnung nicht aufgeben, nicht bevor sie nicht ganz Spira erkundet und nirgendwo eine Spur ihrer Freunde entdeckt hätte. Das Blitzball-Turnier war ein erster Anfang. Brianna schlenderte über das lang gezogene Vorderdeck des Schiffes, das sie nach Luca bringen sollte. Um ihr herum herrschte emsiges Treiben. Sie hätte nicht gedacht, dass so viele auf dem Schiff sein würden. Bis jetzt hatte sie sich in ihrer Kajüte versteckt, doch da konnte sie schlecht die ganze Reise über bleiben. Sie brauchte frische Luft. Nun ging sie hier. Sie beobachtete das Treiben nur aus der Ferne, so bald jemand seinen Kopf zu ihr drehte, blickte sie schnell weg. Es war die sicherste Methode, um möglichen Gesprächen aus dem Weg zu gehen und diese beherrschte sie perfekt. Als sie zum Bug sah, entdeckte sie Yuna. Einsam stand sie dort und blickte auf den Weg, der noch vor ihnen lag. Kurzerhand schlenderte Brianna zu ihr nach vorne. „Wie ist die Aussicht?“, versuchte sie einen Anfang zu machen. Yuna drehte sich zu ihr. Ihre Augen weiteten sich vor Überraschung. „Ach, du bist es Brianna.“ Brianna nickte und stellte sich an Yunas Seite. Der blaue Ozean breitete sich vor dem Bug ihres Schiffes aus. Nirgendwo war ein Ende zu entdecken, so sehr Brianna ihren Blick auch anstrengte. Die Sonnenstrahlen glitzerten auf den leichten Wogen. „Das Meer ist wunderschön.“, murmelte sie in Gedanken versunken. „Man kann gar nicht glauben, dass…“ „Was für eine Gefahr es in sich birgt.“, schloss Yuna. „Sin lauert in den Tiefen, also lass dich nicht zu sehr gefangen nehmen, von diesem Anblick.“ Brianna sah ihren traurigen Blick in die Ferne und sie konnte die tief darunter liegende Entschlossenheit spüren. Um Yuna auf andere Gedanken bringen zu können, wechselte sie das Thema. Sie lehnte sich an die Reling, beugte sich nach vorne und streckte ihre Arme weit aus, so dass sie nur noch von dem Geländer gehalten wurde. „Ich bin der König der Welt!“, schrie sie in den weiten blauen Himmel über ihnen. Yuna blickte sie verdutzt an. „Das wollte ich schon immer mal machen.“, lachte Brianna und entfernte sich wieder von der Reling. Yuna lachte nun ebenfalls, doch ihr Blick war immer noch leicht verwirrt. „Du machst vielleicht merkwürdige Sachen. Was sollte das?“ „Das kannst du nicht verstehen, aber bei mir auf der Erde gibt es eine Szene in einem Film, die ich so oft gesehen habe, dass ich schon gar nicht mehr mitgezählt habe. Die wollte ich unbedingt mal nachmachen, wenn ich mal auf einem Schiff bin.“ „Wirklich merkwürdig.“, entgegnete Yuna leichthin. „So bin ich eben.“, winkte Brianna ab. Eine Weile lachten die beiden noch ausgelassen miteinander, als Yuna plötzlich inne hielt und Brianna fest anschaute. „Danke, Brianna.“ Yuna nahm Briannas Hand und hielt sie fest in ihren beiden. Durch diese Aktion durcheinander gebracht, senkte Brianna unsicher den Blick. „Du musst dich nicht bedanken. Wofür denn auch?“, reagierte sie leicht verunsichert. Yuna zwinkerte vergnügt. Einmal noch drückte sie Briannas Hand, bevor sie sie wieder losließ. „Ich werde dann mal gehen. Wir sehen uns später, Brianna.“ Mit diesen Worten verschwand sie. Brianna stand noch eine Weile alleine an der Reling und ließ sich den kühlen Meerwind ins Gesicht wehen. Um sich die Füße noch ein bisschen zu vertreten, schlenderte sie etwas auf dem Deck entlang. Sie wandelte sinnend, tief versunken in Gedanken. Die Wellen brachen am Bug des Schiffes und breiteten sich nach hinten aus. *Mit dem Schiffe spielen Wind und Wellen, Wind und Wellen nicht mit seinem Herzen. Herrschend blickt er auf die grimme Tiefe Und vertrauet, scheiternd oder landend, Seinen Göttern.* „Das war schön. Ist das von dir?“ Tidus kam Hände klatschend auf sie zugelaufen. Verwirrt blickte Brianna nach rechts und nach links. „Ich hatte gedacht, ich wäre allein.“ Tidus lächelte. „Ich hatte wohl etwas versteckt gesessen.“, sprach er fast entschuldigend. Kurz lächelte auch Brianna. Sie fühlte eine leichte Wärme in ihrem Gesicht und fasste sich an die Wange. Noch bevor Tidus etwas merken konnte, ging sie schnell an ihm vorbei zur Reling am Heck. Sie beugte sich leicht darüber und beobachtete den Wasserwirbel und die vielen Schaumkronen, die sich von diesem stetig nacheinander ins offene Meer lösten. „Woher hast du diese Zeilen nun?“ Tidus war neben sie getreten und blickte sie, ebenfalls nach vorne gebeugt, von der Seite an. „Es ist nicht von mir.“, erwiderte Brianna. „Ich hab die Zeilen aus einem Gedicht von einem großartigen Dichter. Ich weiß auch nicht, weshalb ich daran gedacht habe…“ Sie griff mit beiden Händen um die oberste Sprosse der Reling und ließ sich nach hinten fallen. Ihren Kopf ließ sie in den Nacken fallen. Erst als ihr leicht schummrig wurde, zog sie sich wieder nach vorne. Tidus stand still neben ihr und schaute in das zurückliegende Gewässer. „Soll ich dir was zeigen?“, fragte er sie plötzlich. Brianna nickte, woraufhin Tidus zu einem weiß-blauen Ball ging, der wie festgewachsen auf dem Boden lag. „Pass auf!“, rief er ihr zu. Dann warf er den Ball in die Luft. Er kickte ihn mit dem Fuß gegen den Mast und sprang dann weit nach oben. Brianna staunte über die Höhe, die er erreichen konnte. Am höchsten Punkt begann Tidus sich zu drehen. Er vollzog die Schrauben in einer Geschwindigkeit, dass Brianna es partout nicht schaffte, die Umdrehungen zu zählen. Ohne Vorwarnung kickte Tidus den inzwischen zurückgekommenen Ball mit einer immensen Kraft in die weite Ferne. Brianna konnte nur noch staunend hinterher schauen. Begeistert lief sie zu Tidus und fiel ihm um den Hals. „Einfach genial!“, schrie sie in sein Ohr. Tidus Atem kitzelte an ihrem Hals. „Das war der Jekkt-Spezial.“ Plötzlich ließ Brianna von ihm ab. Der hintere Teil des Schiffes hatte sich gefüllt. Überall standen Leute, die Münder und Augen vor Staunen weit aufgerissen. Alle jubelten und ein paar Jungs, die Brianna in ihren Aufzügen irgendwie an Wakka erinnerten, kamen auf sie zugestürmt. Sie reihten sich um Tidus und sprachen hektisch auf ihn ein. Aus dem sprachlichen Gewirr konnte Brianna sich keinen Reim machen. Sie fühlte sich etwas benommen, so entschied sie sich, in ihre Kabine zurückzugehen. Sie hob kurz die Hand, wie zum Abschiedsgruß, dann ging sie an den Massen vorbei, zu der Tür, die zum Unterdeck führte. Zwischen den Schaulustigen glaubte sie kurz, Yuna zu erkennen, doch sie hatte keine Lust auf ein weiteres Gespräch. Die Einsamkeit der kleinen Kajüte war jetzt das, was sie wollte. Vor ihrem Schiff erschien bereits Luca. Yvonne rannte zwischen den vielen Kisten aufgeregt hin und her. „Hier bin ich aufgewacht!“, schrie sie überrascht. Sie lugte hinter die aufgestellte Reihe und entdeckte den Hohlraum, in dem sie vor gar nicht allzu langer Zeit gesessen und gegrübelt hatte. Fragend schaute sie Auron an. „Was wollen wir hier?“ „Das Schiff müsste bald ankommen. Es dauert nicht mehr lange bis Spielbeginn.“ Verwundert schaute Yvonne abwechselnd zwischen dem Meer und Auron hin und her. Sie lief den Pier entlang, bis sie an dessen Ende kam und blickte mit abgeschirmter Hand zum Horizont. Auron stellte sich stumm neben sie, seinen Blick wie ihrer in die Ferne gerichtet. Mit der Zeit wurde Yvonne immer aufgeregter, sie spürte ihr Herz schneller und lauter schlagen. Hibbelig lief sie ein paar Schritte hin und her. Sie schränkte sich bei Auron unter und sah ihn bittend an. „Siehst du schon was?“ Auron blieb stumm und sah sie auch nicht an. Nervös ließ sie seinen Arm los und lief wieder hin und her. Sie legte ihre Handflächen aufeinander und sah wieder ins Gesicht ihres Begleiters. „Und jetzt?“ Auron schüttelte den Kopf ganz leicht. Enttäuscht ließ Yvonne ihre Hände sinken und den Kopf hängen. Sie sah noch einmal zum Horizont, als sie einen überraschten Schrei ausstieß. An der Linie zwischen Himmel und Ozean konnte sie einen dunklen Punkt ausmachen, der stetig größer wurde. Ein Seitenblick zu Auron bestätigte ihre Beobachtung. Sie glaubte fast, seine Mundwinkel hätten sich zu einem flüchtigen Lächeln gehoben. Sein Blick ruhte sanft und erleichtert auf dem schwarzen Punkt. Yvonne war erstaunt. Es war die erste Gefühlsregung überhaupt, die sie an Auron feststellen konnte. Sie fragte sich, was es wohl mit dem Schiff, das sich da näherte, auf sich hatte. Wer würde da wohl auf sie zufahren? „Das Schiff fährt gleich ein. Wir sollten sehen, dass wir etwas Abstand gewinnen.“ „Du meinst, wir sollen uns verstecken? Aber, wieso denn?“, fragte Yvonne verblüfft. „Es hat seinen Grund.“, erwiderte Auron kurz, etwas ärgerlich über die dumme Frage. Yvonne grummelte vor sich hin, doch dann ging sie mit Auron hinter die Kisten. Als das Schiff ankam, füllte sich das Deck augenblicklich mit Menschenmassen. Aus den Lautsprechern ertönte eine laut hallende Stimme, woraufhin alle Anwesenden in einem riesigen Jubel ausbrachen. Von dem Schiff stiegen eine Reihe junger Männer, alle blau-gelb gekleidet, die ihren überschwänglichen Fans zuwinkten. Die Lautsprecherstimme ertönte aufs Neue, doch diesmal hielt der Jubel sich in Grenzen. Die Leute blieben eher stumm, bis auf gedämpftes Getuschel und Gekicher mit dem Nebenmann. Yvonne achtete nicht auf die Truppe, die nun vom Schiff kam, denn sie hatte etwas anderes entdeckt. Ihre Augen weiteten sich und in ihrem Bauch breitete sich ein beschwingtes, jubelndes Gefühl aus. „Brianna.“, schluchzte sie, überwältigt von ihren Freudentränen. Sie wollte hinter den Kisten vortreten und zu ihrer Freundin laufen, doch Auron hielt sie zurück. Wütend funkelte sie ihn an. „Lass mich! Dort ist Brianna!“, fuhr sie ihn in ihrem zynischsten Tonfall an. „Wir gehen. Du wirst deine Freundin noch früh genug wieder sehen.“ Yvonne wollte widersprechen, doch irgendwie schaffte sie es nicht. Stattdessen folgte sie Auron wortlos hinter den Kisten weiter zum Ausgang vom Pier. Später saßen sie in dem Café. Auron saß ihr gegenüber. Er schien über irgendetwas angestrengt nachzudenken und sie hatte keine Lust ihn dabei zu stören. Immer noch war sie wütend, dass er sie nicht zu Brianna gelassen hatte. Sie verstand den Sinn dahinter nicht. Ohne Vorwarnung stand sie auf und schlug ihre Hände auf den Tisch, dass es nur so klirrte. Der Stuhl fiel laut krachend hinter ihr um. „Ich lass mich nicht von dir aufhalten! Ich werde jetzt zu Brianna gehen!“, brüllte sie Auron an. „Dann sollten wir jetzt ins Stadion gehen.“, erwiderte dieser nüchtern. Yvonne ließ resignierend ihren Kopf sinken. „Du machst mich fertig.“, grummelte sie leise vor sich her. Der Raum war erfüllt von den Stimmen der Besaid-Spieler. Brianna hatte sich in eine Ecke zurückgezogen und beobachtete diese ruhelose, begeisterte Stimmung, die kurz vor dem ersten Spiel hier herrschte. Eine Tür wurde aufgerissen und Wakka trat, den Daumen in die Luft gereckt, ein. „Jungs, wir haben den Freischein gewonnen! Nur zwei Spiele bis zum Sieg!“ Noch bevor er ausreden konnte, brach im Raum ein riesiger Freudenjubel aus. Alle umarmten sich überschwänglich gegenseitig bis die vielen einzelnen Gesichter in einem riesigen Knäuel untergingen. Brianna ließ sich von der überquellenden Freude anstecken. Sie wollte zu Tidus, um ihm zu diesem Glückstreffer von Wakka zu gratulieren, doch sie konnte ihn nirgends entdecken. Auch Yuna war weg. Ihr Magen drehte sich und sie glaubte fast, jetzt und hier zusammenbrechen zu müssen. Die Hand auf ihren Bauch gelegt, schleppte sie sich zu Lulu, die neben der Tür an der Seite von Wakka stand. „Lulu, weißt du wo Tidus und Yuna sind?“, fragte sie, bemüht gleichgültig zu klingen. Lulu sah sie ungerührt an. „Man hat Auron gesehen und die beiden wollten diesem Gerücht nachgehen. Ich schätze, sie sind irgendwo in Luca.“, erwiderte sie. Brianna Sicht verschwamm. Sie nickte kurz zu Lulu, bevor sie aus dem Zimmer stürmte. Draußen setzte sie sich auf die Treppe zum Stadion und steckte ihren Kopf zwischen ihre Knie. Sie zählte bis zehn und atmete einmal tief durch. „Jetzt reiz dich zusammen, Brianna.“, schalt sie sich selbst. „Was ist dein Problem?!“ Der Vorplatz zum Stadion hatte sich inzwischen, seit ihrer Ankunft hier in Luca, weiter gefüllt. Brianna schielte zu einem Pärchen an der Mauer, das sich leidenschaftlich in den Armen lag. Bei diesem Anblick verdrehte sie die Augen und schüttelte ihren Kopf. Mühsam zog sie die Luft durch ihre Zähne, bevor sie sie in einem langen Seufzer wieder ausatmete. Plötzlich hörte sie ein wildes Kreischen. Sie glaubte fast ihren Namen zu hören und auch die Stimme kam ihr seltsam vertraut vor. „Die klingt fast so hysterisch wie Yvonne.“, kicherte sie. In diesem Moment erschien auch Yvonne und fiel ihr freudig jubelnd um den Hals. Brianna fühlte sich in Zeitlupe versetzt. Langsam hob sie ihre Arme, hielt kurz inne. Ihre Hände zitterten. Ihr Herz schien fast zu zerspringen. Dann umarmte sie Yvonne und der Bann war gebrochen. Die Tränen überkamen sie. Heulend ließ sie ihren Kopf auf die Schulter ihrer Freundin sinken. Yvonne hielt ihre Freundin noch lange im Arm. Zuerst hatte sie es gar nicht glauben können, als sie sie entdeckt hatte. Sie hatte Auron stehen lassen und war kreischend zu ihr gerannt. „Ich hab die Hoffnung schon fast aufgegeben, euch je wieder zu sehen.“, schluchzte Brianna. Yvonne streichelte ihr tröstend über den Rücken. „Ich konnte es auch erst glauben, als ich dich vom Schiff kommen gesehen hab.“ Brianna schluckte kurz und sah ihre Freundin dann ungläubig an. „Schiff?“ Skeptisch wurde Yvonne von ihr beäugt. „Ja, ich habe dich am Pier gesehen, doch leider konnte ich da noch nicht auf dich losstürmen.“, entschuldigte sich Yvonne. Betreten schaute sie kurz zur Decke, bevor sie sich wieder auf ihre Freundin konzentrierte, die sie immer noch argwöhnisch ansah. „Ist ja jetzt auch egal, Hauptsache ist doch, dass wir uns wieder gefunden haben.“, sagte sie und grinste breit. Brianna nickte monoton. „Jetzt erzähl. Was ist dir bis jetzt so widerfahren?“, fuhr Yvonne gewohnt neugierig fort. Sie stellte sich in erwartungsvolle Pose und tippte abwartend mit ihrem Fuß. Brianna schien nachzudenken. Ungeduldig verschränkte Yvonne die Arme. „Jetzt sag schon.“ „Es ist nicht grad das, was man sich nach langem Wiedersehen erzählen sollte.“, wimmelte Brianna sie kurz ab. Yvonne ließ enttäuscht den Kopf auf die Brust sinken. „Wie ist es dir denn so ergangen?“, wollte Brianna das Thema wechseln. Ein Strahlen kehrte in Yvonnes Gesicht zurück. Es schien als hätte sie nur auf einen Anstoß gewartet. Sie überflutete Brianna mit ihrem Redeschwall. Sie erzählte davon, wie sie aufgewacht ist, wo sie hingegangen ist, wie sie Auron getroffen hatte… „Ach, ich werde ihn dir gleich mal vorstellen.“, schloss sie im Plauderton und drehte sich einmal auf der Suche. „Hm, wo ist er denn bloß.“, murmelte sie nachdenklich. Sie war so überstützt auf Brianna zugeeilt, als sie sie gesehen hatte, dass sie Auron einfach so zurückgelassen und nicht mehr an ihn gedacht hatte. „Wart kurz.“, sprach sie zu Brianna und ging dann dorthin, wo sie Auron stehen gelassen hatte. Er war nicht mehr da. „Mist.“ Wütend stampfte sie mit ihrem Fuß auf den Boden. Eine Weile lief sie noch über den Platz, doch nirgends war ein Fünkchen von Auron zu entdecken. Resigniert schlich sie zu ihrer Freundin zurück. „Das mit der Vorstellung muss wohl noch warten.“ Brianna sah sie leicht schief an. „Du kannst doch deinen Retter nicht einfach so mir nichts dir nichts stehen lassen.“, tadelte sie. „Tja, aber so bist du nun mal.“ Brianna lachte. „Mir geht es da aber auch nicht anders als dir.“, sprach sie nach einer Weile weiter. Yvonne war verblüfft. „Dann bist du jetzt auch allein?“ Sofort schüttelte Brianna energisch mit dem Kopf. „Nein, nein, die anderen sind hinten in der Mannschaftskabine. Ich wollte nur gerade nach Tidus und Yuna suchen.“ Yvonne war mehr als erstaunt über ihre Freundin. Sie hätte nie gedacht, dass sie sich einem Fremden anschließen könnte. Und nun war sie gleich mit einer ganzen Horde zusammen. Brianna musste ihre Verwunderung bemerkt haben. „Yuna ist ein Medium und ihre Garde reist mit ihr durchs Land. Dann ist da noch die Blitzball-Mannschaft von Besaid. Da sind mit der Zeit einige zusammen gekommen.“ „Wer ist Yuna?“, wollte Yvonne wissen. Brianna sah sie in einer Mischung aus Enttäuschung und Erstaunen an. „Ich hatte euch doch von meinem Traum erzählt?“, fragte sie vorsichtig an. Da erinnerte sich Yvonne wieder. An die Zugfahrt und ihr kurzes Gespräch bevor Owen reingeplatzt war. „Ja, klar, das hatte ich ganz vergessen in all der Aufregung.“ Sie bedachte Brianna mit einem konspirativen Blick. „Da hattest du ja verdammt viel Glück, dass du gleich auf ein bekanntes Gesicht gestoßen bist und ich hatte schon gedacht, dass du in deiner Not jeden x-Beliebigen anquatschst.“ Sie bemerkte das wütende Funkeln in Briannas Augen. „So kenne ich dich nämlich nicht.“, wollte sie sie schnell beschwichtigen, doch sie merkte, dass sie schon zu weit gegangen war. „Tut mir ja leid, dass ich dir zu zurückhaltend bin. So bin nun mal.“, fauchte Brianna sie zornig an. „Immer mit der Ruhe. Das war nicht bös gemeint. Ich war eben erstaunt.“ Brianna kochte innerlich vor Wut. Nie hätte sie auch nur im Traum ahnen können, dass Yvonne so über sie dachte. Klar, sie war eben sehr still, halt von schüchterner Natur. Ihren Freundinnen gegenüber war sie jedoch stets offen und ehrlich. Sie hätte mindestens gedacht, dass sie ihr gegenüber ebenso offen waren. Und nun musste sie feststellen, dass Yvonne sich nie getraut hatte, ihre wahre Meinung über sie preiszugeben. Tja, nun war es ihr halt herausgerutscht. Nun wusste sie, wie Yvonne wirklich über sie dachte. Enttäuscht wandte sie sich ab und ging die Stufen zum Mannschaftsraum runter. „Hey, Brianna, warte mal!“, rief ihr Yvonne hinterher. „Sei doch nicht gleich eingeschnappt. Ich hab das doch gar nicht so gemeint!“ Kurz vor der Tür blieb Brianna stehen und verschränkte die Arme, während sie zu Yvonne hoch blickte. Als sie Yvonne so deprimiert auf der obersten Stufe stehen sah, entspannte sie sich und winkte ihre Freundin zu sich. Sofort kam sie hinuntergestürzt. „Wollen wir reingehen?“, fragte Brianna und deutete auf die Tür. Yvonne nickte beschwingt, also öffnete Brianna die Tür und trat in den Raum. Sofort entdeckte sie Tidus, der im hinteren Teil des Raumes mit Wakka und Lulu diskutierte. Sie blickte sich kurz nach Yvonne um und zeigte auf die drei. „Warte kurz.“ Dann ließ sie ihre Freundin zurück und ging zu den drein. „Wir müssen was tun.“ Tidus sprach eindringlich auf die anderen beiden ein. „Ja, du hast recht.“, entgegnete Wakka. „Geh du und rette Yuna. Ich werde sehen, ob wir das Beste aus dem Spiel machen können.“ „Wir sagen sofort Bescheid, wenn wir Yuna zurück haben.“, versprach Lulu. Brianna näherte sich vorsichtig. „Was ist mit Yuna?“ Die drei sahen sie erstaunt an. „Wer hat sie entführt?“, fragte sie eindringlicher und untermauerte ihre Frage noch mit einem scharfen Blick. Tidus kam auf sie zu und legte seine Hände auf ihre Schultern. „Die Al-Bhed haben Yuna entführt. So hoffen sie, das Spiel zu gewinnen. Aber, das werden wir nicht zulassen. Wir holen sie zurück und dann gewinnen wir das Spiel.“ „Ich komme mit.“, sprach Brianna sofort. Nun wandte sich auch Lulu ihr zu. „Das wirst du nicht. Du bleibst hier. Wir machen das schon, keine Sorge.“ Empört biss sich Brianna auf die Unterlippe. „Ich will mitkommen.“ „Es ist besser, wenn du hier bleibst. Wer weiß, was uns erwartet.“, sagte Tidus eindringlich. Er sah ihr fest in die Augen. Sie konnte ihm einfach nicht widersprechen. Stumm nickte sie und trat betreten zur Seite. „Keine Sorge, Wakka. Ich werde rechtzeitig zum Spiel zurück sein.“, versicherte Tidus Wakka noch, ehe er mit Lulu zur Tür hinaus eilte. Yvonne war inzwischen an Briannas Seite getreten. „Wer war das denn?“, raunte sie ihr zu. Brianna lief leicht rot an und blickte verlegen. „Das war Tidus.“ Anerkennend pfiff Yvonne durch ihre Zähne, sie schien nicht abgeneigt Tidus gegenüber. „Und die, die noch bei ihm war?“, fragte sie weiter. „Das ist Lulu. Ach, und der ihr ist Wakka.“ Damit zog Brianna Wakka zu sich und Yvonne. Yvonne zögerte nicht lange und stellte sich selbst vor. Wakka schien etwas ratlos, also erklärte Brianna ihm kurzerhand die Situation, wobei sie jedoch die Sache mit dem Steinkreis geschickt umging. Bei ihren Worten schien Yvonne kurz zu stutzen, doch sie verstand schnell und bekräftigte Briannas Aussage dann noch einmal. Nachdem sie ihre Schuldigkeit gemacht hatten, sackten Yvonne und Brianna Rücken an Rücken auf der Bank, die in der Mitte des Raumes stand, zusammen. Die Spieler standen alle im Kreis und tauschten eifrig Spielstrategien miteinander aus. „Bei der Story müssen wir jetzt bleiben.“, flüsterte Brianna Yvonne zu. „Ganz schlecht.“, erwiderte Yvonne. „Wieso?“ „Na, weil Auron die ganze Geschichte kennt. So wie sie wirklich abgelaufen ist.“ Brianna seufzte. „So ist es nun mal.“, entgegnete Yvonne leicht gereizt auf diesen Seufzer. Langsam drehte sich Brianna zu ihrer Freundin. Sie ließ ihre Füße baumeln und stützte ihre Hände auf die Bank. Yvonne setzte sich ebenfalls nach vorn und stützte nachdenklich ihren Kopf auf ihre übereinander gefalteten Hände. „Yuna und Tidus wissen ja auch Bescheid.“ Bei diesen Worten war Yvonne empört aufgesprungen. „Wie bitte?!“, rief sie aufgebraucht. Die Jungs aus der Mannschaft hielten kurz in ihren Plänen inne und schauten sich nach den beiden um. „Still. Komm, setz dich wieder, Yvonne.“, flehte Brianna ihre Freundin leise an. Still setzte sich Yvonne wieder neben sie. Die Mannschaft widmete sich nun auch wieder ihren Strategien. „Tidus ist in einer ganz ähnlichen Situation wie wir, deswegen habe ich ihm alles erzählt. Tja und bei Yuna, sie wusste es ja eh schon alles.“, versuchte sich Brianna entschuldigend zu erklären. „Wegen dem Traum, ich weiß.“ Yvonne sah sie leicht verlegen an. „Tut mir leid, dass ich so ausgerastet bin.“ Kurzerhand umarmte Brianna ihre Freundin einmal fest. „Ich bin auch nicht sauer. Du wirst schon deine Gründe gehabt haben.“, gestand sie ebenfalls ein. „Hey, wir müssen jetzt zum Spiel.“ Wakka war inzwischen zu ihnen getreten. „Wollt ihr hier warten oder ins Stadion gehen?“ „Ich will das Spiel sehen.“, erwiderte Brianna entschlossen. Deprimiert ließ Yvonne ihre Schultern hängen. Das Spiel hatte sie über die Wiedersehensfreude ganz vergessen. Nun, da Auron fort war, gab es für sie keine Möglichkeit mehr ins Stadion zu kommen. Die Karten sind mit ihm verschwunden. „Ich muss leider passen.“ Brianna schaute sie leicht schockiert an. „Willst du das Spiel nicht sehen?“, fragte sie ungläubig. „Doch schon.“, erwiderte Yvonne. „Ich hab nur keine Karten und ohne komm ich schlecht ins Stadion.“ Nun schaltete sich Wakka ein. „Das ist doch kein Problem.“ Er zückte zwei Karten und gab sie ihnen. Yvonne blickte fassungslos, als Brianna die Karten an sich nahm. Kurz bedankte sich Brianna bei Wakka und schnappte sich dann Yvonnes Hand, um sie aus dem Raum zu schleifen. „Er gibt uns einfach so Karten?“ Yvonne konnte es immer noch nicht fassen. „Wo hat er die her? Es war doch alles ausverkauft?“ Lachend erwiderte Brianna, während sie ihre Freundin weiter beharrlich hinter sich her zog: „Mensch, die Besaid-Aurochs spielen doch selbst mit. Da hat man halt Karten in Reserve.“ „Wenn du meinst.“, erwiderte Yvonne. Sie war immer noch skeptisch. So leicht ließ sie sich von Brianna nicht überzeugen. „Mach dir keine Gedanken. Freu dich einfach aufs Spiel.“ Brianna gab am Einlass die Karten ab. „Viel Spaß beim Spiel.“, betete der Einlasser monoton vor sich her, während er die Karten anriss. „Werden wir haben.“, winkte Brianna freudestrahlend ab und rannte, immer noch Yvonne im Schlepptau, die Stufen hinauf. Yvonne musste aufpassen, dass sie nicht stolperte. In dieser Situation war sie nun doch dankbar für die neuen Schuhe. Im Stadion erwartete sie eine unglaublich laute Geräuschkulisse. Von allen Rängen drangen Anfeuerungsrufe. Als Yvonne in die Mitte schaute, kniff sie kurz verblüfft ihre Augen zusammen. Eine riesige mit Wasser gefüllte Kugel schwebte dort und drinnen schwammen schon die Spieler des ersten Teams. „Auron hat mir davon erzählt, aber ich hatte es einfach nicht glauben können.“, raunte sie zu Brianna, die genauso verblüfft schien wie sie. „Ja, so etwas hätte ich mir auch im Traum nicht vorstellen können.“ Noch euphorisch vom Spiel traten Brianna und Yvonne in den Mannschaftsraum. Yuna saß bereits dort, zusammen mit Tidus und Lulu. Erleichtert sah Brianna, dass es ihr gut ging. Sie wollte sofort zu ihr, doch es gab zunächst noch etwas anderes zu erledigen. Sie ging zu den versammelten Besaid-Aurochs. „Ihr habt grandios gespielt. Der Sieg war mehr als verdient.“ Sie schüttelte jedem einzelnen Spieler die Hand und nickte ihnen anerkennend zu. Jetzt, da das erledigt war, konnte sie zu Yuna und den anderen gehen. Hinter sich hörte sie Yvonne, die ihr in nichts nachstehen wollte und nun ebenfalls eifrig auf die Spieler einredete. „Yuna, wie geht es dir?“, fragte sie, noch leicht besorgt, als sie vor Yuna stand. Yuna lächelte ihr unbekümmert zu. „Alles in Ordnung mit mir. Du brauchst dir keine Gedanken machen.“ „Sie hatten gedacht, dass sie uns auf diese Weise schlagen könnten, aber da haben wir ihnen einen Strich durch die Rechnung gemacht.“, sagte Tidus triumphierend. „Das war trotzdem ganz schön knapp am Ende.“, machte Yvonne, die inzwischen auch zu ihnen gestoßen war, Tidus auf den knappen Ausgang des Spiels aufmerksam. Zwischen den drein auf der Bank machte sich Verwirrung breit. Yuna stand auf und musterte Yvonne misstrauisch von oben bis unten. „Und, wer bist du?“ „Das ist eine sehr gute Freundin von mir. Yvonne.“, reagierte Brianna blitzschnell. „Yvonne, das sind Yuna, Tidus und Lulu kennst du ja schon. Und das ist… Hm, deinen Namen kenne ich selbst noch gar nicht.“ Während ihrer Vorstellung hatte Brianna an passender Stelle auf den Vorgestellten gezeigt. Bei dem großen, blauhaarigen „Tier“, das sie aufrecht stehend um einiges überragte und dessen Stirn ein abgebrochenes Horn zierte, hatte sie gestockt. Yuna lachte. „Mensch, da bist du nun schon so lange bei uns und kennst noch nicht mal Kimhari.“ „Du bist mir irgendwie noch nie aufgefallen.“, entschuldigte sich Brianna bei Kimhari. Der würdigte sie nur eines kurzen despektierlichen Blickes. „Wo kommst du denn her, Yvonne?“, erkundigte sich Yuna neugierig. Yvonne zögerte. Hilfe suchend blickte sie sich nach Brianna um. „Wir sind vom selben Ort.“, antwortete Brianna für Yvonne. „Ich glaube, dass letzte Spiel fängt gleich an, oder?“, fügte sie fragend hinzu und beendete somit das Thema um Yvonne. „Ja, du hast recht.“, stellte nun auch Tidus, nach einem kurzen Blick auf die Anzeigetafel fest. „Wakka, wie sieht’s aus?“ Wakka humpelte auf sie zu. Er war ziemlich schwach auf den Beinen. Das letzte Spiel hatte ihn doch mehr zugesetzt, als Brianna zuerst geglaubt hatte. Lulu eilte schnell zu dem Verletzten und stützte ihn. „Leute, mal herhören. Diesmal wird Tidus mitspielen.“, begann er. Seine Stimme war brüchig. Die Blicke aller Mitspieler waren gespannt auf ihn gerichtet. Als Brianna zu Tidus blickte, konnte sie den Glanz der schieren Vorfreude in seinen Augen sehen. Innerlich freute sie sich riesig für ihn. Einer der Spieler trat resignierend aus der Reihe, den Kopf auf die Brust gesenkt. „Okay, Chef. Ich werde euch kräftig anfeuern.“ Wakka hob verneinend die Hand. „Tidus wird für mich spielen. Jungs gebt euer bestes.“ Ein erstauntes Raunen ging durch den Raum. Jeder wollte widersprechen, doch Wakka beharrte auf seiner Entscheidung. Er richtete sich noch etwas mehr auf und sprach zur versammelten Mannschaft im Raum. Andächtig hörte Brianna der Rede zu. Sie war beeindruckt von Wakkas Fähigkeiten als Mannschaftskapitän. Beim abschließenden Beifall fiel sie begeistert mit ein. „Brianna, komm wir wollen zu den Rängen.“ Yuna war bereits mit Yvonne an der Tür. „Geht schon mal, ich komme gleich nach.“, rief sie den beiden zu. Sie fasste all ihren Mut zusammen und ging zu Tidus. Er wollte gerade mit der Mannschaft durch die Tür zum Spielfeld gehen. „Tidus?“ Er drehte sich zu ihr um und schaute sie erwartungsvoll an. Brianna schluckte noch einmal kräftig. „Viel Erfolg beim Spiel.“ Daraufhin gab sie ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange. Noch bevor sie vollends rot anlaufen konnte, war sie aus dem Raum gerannt und blieb atemlos an der Treppe stehen. Jason lehnte lethargisch am Geländer der obersten Ränge und rauchte genüsslich eine Zigarette. Der Trubel um ihn herum interessierte ihn herzlich wenig. Das Spiel, das gerade lief, war ihm auch egal. Er blickte in den Himmel und grinste hämisch, bei dem Gedanken an das, was hier gleich geschehen würde. Als er Schritte hörte, drehte er sich zu den Stufen des erhöhten Podiums. Er ließ die Zigarette vor seine Füße fallen und trat sie energisch aus. Vor seinen Augen erschien eine große Gestalt. Gekleidet in einen blauen, an der Hüfte mit einem dicken, roten Band zusammengebundenen, langen Mantel. Sein langes Haar, in einem helleren blau als seine Kleidung gehalten, hing fast ungerührt vom Wind steif nach unten. „Meister Seymor.“, begrüßte Jason ihn mit einer kurzen ehrfürchtigen Verneigung. „Ist alles vorbereitet?“ Seymor schaute herabwürdigend auf seinen Gehilfen, der diesen Blick immer noch leicht nach vorn gebeugt erwiderte. Jason hatte es im ersten Moment bereut, dass er den anderen in die Höhle gefolgt war, als er hier aufgewacht war. Völlig orientierungslos war er durch die Gegend geirrt, bis er eines Tages von Seymor aufgelesen wurde. Nun war er hier und die rechte Hand von Seymor, der einen großen Einfluss hier in dieser Welt zu haben scheint. Jason hatte sich schon immer gerne den Mächtigen angeschlossen, zumindest so lange, bis er selbst ein gewisses Ansehen erreicht hat. „Ich habe alles zu ihrer vollsten Zufriedenheit ausgeführt. Es wird genau so ablaufen, wie sie es geplant haben.“ Bei diesen Worten huschte ein höhnisches Lächeln über Seymors Lippen. „Sehr schön. Dann kann es ja losgehen.“ Brianna ließ sich von dem überwältigenden Freudenjubel im Stadion anstecken und brüllte ihre Begeisterung lauthals heraus. Gerade war das 2:1 für die Besaid-Aurochs gefallen. Die Mannschaft war auf dem besten Weg zum Pokal. „Das Team ist einfach super und Tidus ist als Stürmer schlichtweg genial!“, schrie Yvonne ihr ins Ohr. Brianna nickte energisch, während sie die Mannschaft weiter lautstark anfeuerte. Doch allmählich merkte sie, wie die Anfeuerungsrufe sich verwandelten. Inzwischen schienen alle nach Wakka zu rufen. Erstaunt blickte sie nach allen Seiten. „Was ist denn nun los?“ „Sie haben Wakka wohl im letzten Spiel in ihr Herz geschlossen.“, antwortete Yuna, während sie weiter gebannt auf das Spielfeld in der Wasserkugel blickte. „Tidus scheint es auch gemerkt zu haben. Er verlässt das Spiel.“ Brianna nahm das Spielfeld nun genauer unter die Lupe und tatsächlich, Tidus schwamm zum Ausgang. „Nicht doch.“, murmelte sie leicht enttäuscht. „Es ist das Beste, und das weiß Tidus auch.“ Yuna sah Brianna beschwichtigend an. „Er tut so mehr für das Spiel, als er es je auf dem Spielfeld könnte.“ Um sie herum brachen nun erneut Freuden- und Anfeuerungsrufe aus. Alle riefen Wakka zu, der gerade das Spielfeld betrat. Wakka schien durch diese Begeisterung um seinetwillen neue Kraft geschöpft zu haben. Er spielte härter und besser als beim ersten Spiel und führte sein Team unter dem lärmenden Beifall der Zuschauer zum 3:1-Sieg. Erleichtert fielen sich die Mädchen auf der Tribüne um den Hals. „Sie haben es geschafft.“, jubelte Yuna und Brianna fiel mit ein. „Sie haben den Pokal!“ Auf einmal brach auf der Tribüne ein riesiger Tumult aus. Die Leute schrieen, wobei es sich nun nicht mehr um Freuden-, sondern um Angstschreie handelte. Erschrocken sah sich Brianna um und auch Yuna und Yvonne blickten alarmiert durch die Reihen. „Oh mein Gott, was ist das?!“, kreischte Yvonne. Brianna folgte ihrem Blick und erschauderte. Ihr erstes Monster, das sie gesehen hatte, hatte ihr schon einen eiskalten Schauer über den Rücken gejagt, doch diesmal war es nicht nur eins, sondern dutzende verschiedenartige Monster, die sie in keine Kategorie einteilen konnte. Die Zuschauermassen drängten zum Ausgang. „In diesem Gedrängel kommen wir nie rechtzeitig zum Ausgang.“, stellte Brianna mutlos fest. Yuna bestätigte ihre Vermutung. „Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als zu kämpfen.“ Yvonne und Brianna schauten gleich schockiert drein. „Wir können aber nicht kämpfen.“, sprachen sie wie aus einem Mund. „Ihr müsst.“ - Ende 5. Kapitel - *------------------------------------------* Der Fünfzeiler in der Szene, wo Brianna auf dem Schiff ist, ist übrigens aus dem Gedicht „Seefahrt“ von J.W. Goethe. *------------------------------------------* Ist dieses Kapitel tatsächlich so lang geworden? Hui, ich schreibe und schreibe und dann guck ich auf die Seitenzahl und kriege einen leichten Schock. Inzwischen kommt aber in den Kapiteln auch `ne Menge zusammen. Das nächste Kapitel wird wohl leider wieder etwas länger auf sich warten lassen. Vor mir liegen jetzt erst einmal ein Referat und Klausuren. In den SF werde ich dann aber wieder mehr Zeit finden. Gruß, Jenny Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)