Golden Sun von abgemeldet (The golden Age) ================================================================================ Kapitel 7: Contigo ------------------ Contigo "Ist das wirklich wahr, Gilbert? Ich kann das nicht glauben! Meine Tamiko, so bald werde ich sie wieder sehen!", sagte Garem überrascht, aber auch freudig. "Ich meine es ernst, du kannst mir vertrauen!" Garem wollte gerade gehen, als Gilbert hinzufügte: "Pass mir bitte auf Takeru auf. Er braucht dich und Daja sehr. Vermittelt ihm das Gefühl geliebt und gebraucht zu werden. Wenn ihr dies nicht tut, so wird Weyard im Schatten versinken." "Nun gut, ich werde so gut wie möglich auf ihn aufpassen, immerhin ist er mein bester Freund." Mit diesen Worten wandte Garem sich ab und verschwand pfeifend in seinem Zimmer. "Ich hoffe, dass alles anders werden wird." Das Schiff brachte sie innerhalb der nächsten Woche nach Contigo. Contigo, die Stadt der Anemos, die am Fuße des Jupiter-Leuchtturms lag. Sie war nicht besonders groß, dafür aber mit Geheimnissen gespickt. Die Bewohner erwarteten sehnsüchtig den Helden der Anemos, von dem sie gedacht hatten, dass es Ivan, Folores Vater sei. Aber dieser war es nicht gewesen, nun hofften alle, dass Yegelos, ein Wind-Adept, die unerfüllte Rolle seines Vaters übernehmen würde. Am Morgen des zweiundzwanzigsten Tages erreichten sie den Hafen von Contigo. Es lag ein grauer Nebel auf den Stegen, das einzige, was man hätte erkennen können, war ein kleines silbernes Licht, welches den Nebel durchschnitt. Beim Aussteigen wurden sie freundlich begrüßt. "Folore, mein Kind, da bist du ja endlich. Ich habe mir schon Sorgen gemacht. Dein Bruder hat mir schon alles erzählt, als er hier ankam.", sagte eine Frau, die Mitte vierzig war. Ihre violetten Haare waren immer noch sehr lang und ihr Gesicht hatte nur ein paar Falten bekommen. "Tante Hama, Yegelos ist wirklich hier? Also hat Papa ihn endlich dazu bewegen können, seine Bestimmung anzutreten?", fragte Folore. "Ich bitte dich, Folore, mich in Anwesenheit deiner Freunde nicht ,Tante', sondern ,Meisterin' zu nennen." Für Hama war es peinlich ,Tante' oder ,Schwester' genannt zu werden, sie mochte Nähe nicht besonders, es war ihr egal alleine zu sein. "Warum denn nicht, Tante?", fragte Folore entgeistert. Aber ihre Tante reagierte nicht auf diese Frage. So machten sie sich im Morgennebel auf den Weg nach Contigo! Auf ihrem Weg unterhielten sich Daja und Meisterin Hama. Daja hatte ihre Heimatstadt seit drei langen Jahren nicht mehr gesehen. "Meisterin Hama, ist Contigo noch genauso, wie ich es verlassen habe?", fragte Daja gebannt. "Äußerlich schon, die Stadt hat sich nicht weiterentwickelt. Die Menschen aber schon, sie haben schon sehnsüchtig Yegelos erwartet, sie denken schon wegen seines Namens wird er der Held von Contigo sein und somit auch der der Anemos. Auch der Auftritt dieses Mädchens hat Verwirrung mit sich gebracht. Erst dachten alle du wärest es, aber braune Haare hattest du nicht. Ihre Augen konnten wir nicht sehen, da sie seit ihrem Erscheinen nicht aufgewacht ist. Deshalb konnten wir ihren Namen bis jetzt noch nicht in Erfahrung bringen." "Sie heißt Tamiko.", sagte Daja beunruhigt. "Woher willst du dies wissen, du kennst sie nicht einmal!" "Ich weiß es, sie ist die Schwester meines Geliebten Takeru!" "Takeru? Wer unter deinen Reisegefährten ist er?" Daja wusste nicht genau, wieso sich Meisterin Hama so sehr für Takeru interessierte, aber sie zeigte ihr Takeru trotzdem. "Das ist Takeru? In meinen Visionen sah er ganz anders aus! Vielleicht hat der Alte Weise etwas damit zu tun!", sagte sie in einer Mischung aus Verwunderung und Misstrauen. Sie hatte gedacht, sie wäre unabhängig von jeder anderen Macht der Welt, aber im gleichen Moment fragte sie sich, warum jemand ihre Visionen verfälschen sollte. Hier ging irgendetwas Seltsames vor, schon allein der Nebel war seltsam, denn es hatte hier nur ein anderes Mal Nebel gegeben, dies war als der Jupiter-Leuchtturm seine Kraft verloren hatte. Sie sahen die Stadt schon vor sich liegen. Als sie das Stadttor erreichten, schlug Adreanna eine andere Richtung ein als die anderen. "Adreanna, wohin möchtest du?", schrie Gabriel auf. "Ich wollte meine Freundin besuchen, Ahri. Erinnerst du dich noch an sie?" "Natürlich, sie war diejenige, die dieses Bild von dir und diesem abscheulichen Kerl gemalt hat. Er hatte ein verlogenes Lächeln, er hat bestimmt nur mit dir gespielt." "Wenn hier jemand mit mir spielt, dann bist du es! Nur wegen dir muss ich Röcke tragen, die so unpraktisch sind. Man kann damit nicht richtig kämpfen!" "Du gefällst mir so viel besser. Deine Beine sehen schön und schlank aus!" "Gabriel, mich interessiert nicht, was du von mir hältst. Ich hoffe immer noch, dass Assad zu mir zurückkehren wird." "Was sich neckt, das liebt sich!", schrie Folore aus sich heraus. Gabriel guckte Folore lächelnd an, war aber gleichzeitig irritiert. Adreanna schaute in die entgegen gesetzte Richtung und wurde rot. Hatten sie sich wirklich ineinander verliebt? Kaum vorstellbar! Adreanna ging weiter auf Ahris Haus zu und wurde von Gabriel verfolgt. Hama, Folore, Gilbert und Eoleo machten sich auf zu Hamas Haus. Vorher gab Gilbert Avil Geld, damit sie mit Liva und Daja Kleidung für letztere kaufen konnten. Garem und Takeru wurden von Hama angewiesen in ein Haus zu gehen, in dem sich Tamiko aufhielt. Meisterin Hama brachte ihre drei Begleiter zu sich nach Hause. Es war ein kleines Haus auf dem Hügel. Es hatte nur ein Stockwerk, denn Hama brauchte nicht mehr Platz, sie hatte weder Mann, noch Kinder. Jemanden zu sich einladen mochte sie auch nicht. Sie hatte noch nicht einmal ein Zimmer für ihren Neffen Yegelos, der deswegen im Wirtshaus seine Nächte verbringen musste. "So, da sind wir, setzt euch in den Salon, ich bereite den Tee zu!", sagte Hama und verschwand sogleich in Richtung Küche. Folore ging voran zum Salon, da sie das Haus schon einmal von innen gesehen hatte, kannte sie natürlich auch den Weg dorthin. Im Salon standen eine Sitzbank und ein Sessel, in der Mitte ein kreisrunder Tisch, an den Wänden befanden sich viele Regale, welche voller Pergamentrollen waren. Die meisten von ihnen enthielten Prophezeiungen über Anemos, oder ganz Weyard. An einer anderen Wand befand sich eine Karte von Weyard, die vor zwanzig Jahren die aktuellste gewesen war, nun hatte sich eine kleine Insel in der westlichen See vollkommen aufgelöst, sie war den Gaia-Fällen zum Opfer gefallen. Die Gaia-Fälle waren seitdem noch gefürchteter, sie drohten alles zu verschlingen, auch Angara und Gondowan, welche im zentralen Weyard lagen. "Warum seid ihr zuerst nach Contigo gefahren?", fragte Eoleo plötzlich. "Wir hatten sonst noch die Option nach Lalivero oder Imil zu fahren, aber die Mehrheit war für Contigo." "Warst du in der Mehrheit enthalten, Gilbert?" "Nein, ich war dagegen. Ich wäre lieber nach Lalivero zum Venus-Leuchtturm gegangen." "Wieso sagst du das?" "Ich habe die Gabe die Zukunft voraussehen zu können und ich habe gesehen, dass am Jupiter-Leuchtturm etwas geschehen wird, von dem ich nicht möchte, dass es geschieht." "Was wird geschehen?" "Eoleo, du musst mir versprechen, dass du niemandem etwas erzählen wirst, nicht einmal Liva. Hast du verstanden?" Eoleo nickte. Dann bemerkte Gilbert, dass Folore auch noch anwesend war, sie würde es nie schaffen ein Geheimnis für sich zu behalten. "Folore, kannst du dieses Geheimnis für dich behalten? Du darfst es nicht verraten!" "Folore wird es für sich behalten, immerhin hängt ihr Schicksal an dem von euch anderen.", sagte Meisterin Hama, die mit einem Tablett hereinkam. "Also gut, ich werde es erzählen. Am Jupiter-Leuchtturm wird Daja entführt werden, Takeru, der, obwohl er Tamiko wieder gefunden hat, stärkere Gefühle für Daja hat, wird versuchen sie zu befreien und wird somit etwas Schreckliches erfahren. Am Ende wird er nicht nur sich selbst, sondern auch seinen Vater umbringen." Alle starrten Gilbert an, aber dieser hielt ihren Blicken nicht stand, er guckte zu Boden und fing an zu weinen, unter Schluchzern sagte er: "Ich möchte nicht, dass jemand stirbt, leidet oder ähnliches! Ich möchte eine andere Zukunft." "Nun beruhige dich, Gilbert. Wir können versuchen die Zukunft zu verändern.", versuchte Eoleo ihn zu beruhigen. "Du weißt doch gar nicht wie das ist, ständig hat man Visionen, und man kann nichts dagegen tun. Man fühlt sich, als wäre man angekettet!" Gilbert stand auf und stürzte wütend aus der Tür heraus, dabei rempelte er fast einen jungen Mann um. "Hey, kannst du nicht aufpassen? Hast du keine Augen im Kopf?", fragte dieser. "Wenn du da so blöd herumstehst, kann ich auch nichts dafür!" "Ich und blöd rumstehen! Ich stehe niemals blöd herum!", schrie der Jüngling. Dann stürmte Hama aus dem Haus, denn sie kannte die Stimme des Jünglings. "Yegelos, benimm dich in Gegenwart des Thronerben von Tolbi!" "Was, dieses...", fing Yegelos an, doch Folore beendete den Satz. "Ja, genau, dieses Scheusal ist der Thronfolger!" "Folore!", fauchte Meisterin Hama bissig. "Was ist denn? Ich sage doch nur die Wahrheit!" "Denkst du nicht es ist besser, die Menschen nach ihren inneren Werten zu beurteilen? Nicht alle Menschen spiegeln mit ihrem Äußeren ihre Werte wider.", sagte Meisterin Hama, die schon oft versucht hatte Folore zu belehren. Indessen begutachtete Gilbert Yegelos eingehend. Yegelos war ein Junge, mit einem seltsamen Erscheinungsbild. Er hatte nicht wie seine Schwester violette Haare, sondern blonde, die hinten zu einem kurzen Zopf zusammengebunden waren. Doch in seinen Augen funkelte der gleiche violette Ton, den er bereits von seiner Schwester her kannte. "Soso! Du bist also der Auserwählte vom Volke der Anemos?", fragte Gilbert mit einem misstrauischen Unterton. "Ja, das bin ich. Hoffe ich zumindest." "Bist du für diese Aufgabe nicht ein bisschen zu jung?" "Nein, ich bin schon fünfzehn!" "War dein Vater nicht genauso alt, als er seine Aufgabe verpatze?" "Er war eben nicht der Auserwählte!" "Denkst du wirklich, dass du es bist?" "Gilbert, nun hör doch endlich damit auf!", sagte Eoleo, der erst jetzt hinzukam. "Wenn du wütend bist, so lass es nicht an Unschuldigen aus!" "Du hast doch keine Ahnung! Ich würde das Schicksal der Welt nicht in die Hände eines Kindes legen! Das Schicksal sollte nur von weisen und erfahrenen Menschen beeinflusst werden!" "Und du hältst dich für weise und erfahren? Und du bist sicher kein Kind mehr? Gilbert, verstehst du nicht, du redest nur Unsinn!" Gilbert begriff erst jetzt, dass Eoleo vollkommen Recht hatte. War es wegen des Verlustes seiner Visionen? Er wusste es nicht. Ohne seine Visionen fühlte er sich nackt und verletzbar. Adreanna stand vor dem Haus, welches Ahris Familie gehörte. Das Haus stand nahe am Dorfeingang und war mehrstöckig. Adreanna seufzte. "Was hast du?", fragte Gabriel, der nur kurz nach ihr an dem Haus ankam. "Ach, es ist so lange her, seitdem ich das letzte Mal hier war! Es war als Ahri neunzehn wurde!" Gabriel nickte beiläufig. Plötzlich bemerkten beide, dass ein Fremder hinter ihnen aufgetaucht war. "Guten Tag, kann ich Ihnen helfen?", fragte dieser. Doch Adreanna schüttelte den Kopf. "Ich bin hier um meine Freundin zu besuchen." "Und Eure Freundin ist?" "Ahri." "Dann seid Ihr hier richtig. Kommt doch mit herein." Er öffnete die Tür. Adreanna war völlig verwirrt, sie kannte diesen Mann nicht. Was hatte er mit Ahri zu tun? Er trat ein und rief: "Ahri, ich bin da und ich habe jemanden mitgebracht!" Jemand kam mit schnellen Schritten die Treppe herunter. Sie hatte braune Haare, die bis zu ihrem Kinn herabhingen und braune, runde Augen. "Da bist du endlich, Liebling!", sagte sie mit einer klaren, hellen Stimme. Dann lugte sie über seine Schultern, um zu gucken, wer mit ihm gekommen war. Als sie erkannte, wer dies war, machte sie ein freudiges Gesicht. "Adry, wie geht es dir?", schrie sie freudig aus sich heraus. Die Freundlichkeit war schon ein kleines bisschen übertrieben. "Mir geht es ganz gut, aber Ahri, darf ich fragen, wer dieser junge Mann ist, der uns hereingeführt hat?" "Das ist Corbinian, mein Verlobter!" "Verlobter? Warum hast du mir nicht geschrieben, dass du verlobt bist?" Adreanna sprach diesen Satz mit einer Mischung aus Verwunderung und Empörung aus. "Ich habe dir letzten Monat einen Brief geschrieben, aber deine Eltern sagten, du seiest schon weg. Und außerdem hast du mir auch nicht gesagt, dass du verlobt bist!" Sie deutete auf Gabriel. "Aber... Ahri... er ist nicht...", stotterte Adreanna. "Ja, ja. Du brauchst es nicht zu verheimlichen!" "Aber... Ahri..." Gabriel legte seinen Arm um Adreannas Schultern und küsste sie zärtlich auf die Wange. "Siehst du Adry, du brauchst dich nicht zu schämen!" "Aber, Ahri... er ist nicht mein Verlobter, ich will gar nichts von ihm. Er belästigt mich immer." "Bin ich dir so unangenehm?", fragte Gabriel entrüstet. "Ja, bist du, du nervst mich!", schrie Adreanna wütend. Gabriel wich von ihr zurück. "Wenn das so ist! Ich dachte, ich hätte die eine gefunden, aber da habe ich mich wohl geirrt!" Er wandte sich zu Ahri und Corbinian um: "Es freut mich Sie kennen gelernt zu haben!" Dann entfloh er durch die Tür. "Aber, Gabriel..." Adreanna guckte traurig hinter ihm her. "Er wird schon wiederkommen.", sagte Corbinian mit einem Lächeln auf dem Gesicht. "Meinen Sie das wirklich?" "Ja, mach dir keine Sorgen." "Ah, Adry, ich habe etwas für dich. Letzten Monat war Assad hier. Er hat mir eine Kette für dich gegeben!" Ahri lief rüber in den Wohnraum. "Wir sollten ihr folgen!" Corbinian ging ihr schnellen Schrittes nach. Adreanna blieb noch einen kurzen Augenblick in der Einganshalle stehen, dann folgte sie ihnen. "Hier!" Ahri überreichte Adreanna eine Kette mit einem Ankh-Anhänger. Adreanna schaute sie verwirrt an. "Wann hat er dir die Kette noch mal gegeben?" "Mhm... das müsste einen Monat her sein. Er war zur Verlobungsfeier gekommen." "Aber warum hat er sie mir nicht selbst gebracht?" "Er sagte, er wolle dich nicht sehen!" "Aber wieso will er mich nicht sehen? Ich habe ihn doch seit drei Jahren nicht mehr gesehen!" "Ich weiß nicht, Adry, ich kann mir nicht vorstellen, was Assad damit bezweckt!" "Und alles nur wegen diesem ,C' auf meinem Oberschenkel?" "Ein ,C' auf dem Oberschenkel!" Corbinian starrte Adreanna an. "Ahri, wieso hast du mir nichts davon erzählt?" "Ich hielt dies für nicht so wichtig. Ich hatte gedacht, du würdest sie nie sehen, denn wir haben uns auseinander gelebt. Ich habe es nie gewollt." Corbinian ließ seine Hand vom Schwertgriff sinken. Plötzlich hörten alle aus dem Nebenraum ein Geräusch. "Entschuldigung!", ertönte Gabriels tiefe Stimme. "Kein Problem. Ich hatte selbst nicht aufgepasst. Aber sagen Sie, was tun Sie in meinem Haus?", fragte eine weibliche Stimme. "Meine Verlobte ist hier, bei ihrer Freundin." "Du meinst Alina ist hier? Warum hat mir meine Tochter nicht Bescheid gesagt?" "Aber es ist nicht Alina, sondern Adreanna." "Adreanna? So was, ich habe sie ja seit Ewigkeiten nicht mehr gesehen! Ahri, Adreanna, wo seid ihr?", rief die Frau durchs ganze Haus. "Mutter, wir sind hier, im Wohnraum! Corbinian ist auch da!" Eine etwas dickere Frau kam zusammen mit Gabriel zur Tür hinein. "Adreanna, wie geht es dir, mein Kind?", fragte Ahris Mutter Maya mit der gleichen freudigen Übertriebenheit wie ihre Tochter. "Ganz gut. Und Ihnen?" "Mir geht es ausgezeichnet!" "Ist ihr Mann immer noch bei den Ausgrabungen beschäftigt?", fragte Adreanna neugierig. "Ja, das ist er. Es war so merkwürdig, als wir erfahren haben, dass Ahri eine Adeptin ist. Immerhin können wir Nicht-Adepten die Kräfte nicht sehen. Und das diese Kraft von den Anemos, unseren heiligen Göttern, kommt! Kaum vorstellbar. Deshalb hat mein Mann sich entschlossen, den Ausgrabungen beizuwohnen." Nun setzten sich Gabriel und Maya zu ihnen. Sie redeten noch eine halbe Stunde über die bevorstehende Hochzeit von Corbinian und Ahri, dann plötzlich stand Gabriel wieder auf. "Adreanna, kann ich mit dir einen Augenblick unter vier Augen reden?" "Nun, muss das unbedingt sein?" "Ja, muss es. Mir läuft die Zeit davon." "Gut, dann gehen wir raus." Als sie draußen waren, veränderte sich Gabriels Gesichtsausdruck in einen ernsten. "Adreanna, ich wollte es dir nicht sagen, aber ich kann nicht anders." Er machte eine kurze Pause. "Ich bin krank." Adreanna lachte auf. "Adreanna, es ist mein ernst. Ich bin todkrank, es gibt keine Heilungschancen." Ihr Lachen erstarb, als sie seine Worte vernahm. "Ich will den Rest meines Lebens noch Spaß haben." "Und was hat das mit mir zu tun? Ich kann nichts für dich tun, noch nicht einmal dich heilen!" Tränen stiegen ihr in die Augen. "Doch, das kannst du!" "Aber wie? Wie denn nur, Gabriel?" "Du kannst mich heiraten!" "Heiraten?", sagte Adreanna nun mehr als verwundert. "Ich weiß, es ist viel verlangt. Bloß als ich gehört habe, dass deine Freundin heiraten wird, hatte ich den Wunsch auch verheiratet zu sein, bevor ich sterbe." "Würdest du auch verlangen, dass ich alles tue, was eine Ehefrau tut?" "Nein, Adreanna. Ich will dich zu nichts zwingen, auch nicht zu der Hochzeit." "Also müsste ich noch nicht einmal mit dir..." "Nein, müsstest du nicht, wenn du nicht willst." "Habe ich Bedenkzeit?" "Ja, nehme dir die Zeit, die du brauchst. Falls du dich für die Hochzeit entscheiden solltest, habe ich auch einen Ring für dich." "Du hast schon einen Ring?" "Ja, aber ich will dich damit nicht zwingen." Er wandte sich ab und ging zurück ins Haus. Adreanna dachte nach. Eigentlich hatte sie immer gedacht, dass Assad einmal ihr Mann werden würde. Aber Assad hatte sie vergessen, denn die Ankh-Kette hatte die Bedeutung des ewigen Abschieds, er hatte kein Interesse mehr an ihr. Nun erfuhr sie auch noch, dass Gabriel todkrank war. Die Ereignisse überschlugen sich, aber trotzdem war sie zu einem Entschluss gekommen. Sie ging wieder hinein und fragte, ob Gabriel noch einmal mitkommen könnte. Wieder draußen sprach sie: "Ich bin zu einem Entschluss gekommen. Aber vorher muss ich etwas wissen, deine Antwort hat jedoch keinen Einfluss auf meine Antwort." "In Ordnung, stell mir bitte deine Frage." "Liebst du mich oder nimmst du nur die erstbeste Frau?" "Wenn ich irgendeine wollte, hätte ich kein Problem, aber du bist nicht irgendeine, sondern eine besondere. Du hattest Angst, als ich dir zu nahe kam, hast aber dennoch immer zu mir gehalten, mich angehört, mir deine Vergangenheit erzählt. Du hast Vertrauen zu mir und ich habe dieses auch zu dir. Ich wollte dir nicht schaden, habe dies aber nur zu oft getan. Ja, Adreanna, ich liebe dich!" Adreanna lief rot an. "Ähm, ja... als..." Sie war so verwirrt, dass sie nur noch stottern konnte. "Wie lautet nun deine Antwort?" "Ähm... Ich habe mich entschlossen deine Frau zu werden." Gabriels Gesicht strahlte. "Aber..." "Was ,aber'?" Gabriels Gesicht verfinsterte sich. "Aber ich habe zwei Bedingungen. Die erste wäre, dass du mir einen traditionellen Antrag vor Ahris Familie machst. Und die zweite wäre, dass ich jede Tätigkeit einer Ehefrau machen darf." "Das sind deine Bedingungen?" "Ja, sind sie. Sind sie zu schwer zu erfüllen?" "Nein, ganz im Gegenteil!" "Siehst du." Adreanna lächelte ihn zum ersten Mal an und gab ihm einen Kuss auf die Wange. Daja, Avil und Liva waren schon in verschiedenen Schneidereien gewesen und tatsächlich hatten sie passende Kleidung für Daja gefunden. Auch Avil hatte sich weitere Kleidung kaufen müssen. Anschließend gingen die Drei in der Stadt herum, so sahen sie ein großes Gebäude im östlichen Teil von Contigo. Das Gebäude war ein Überbleibsel aus einer längst vergangenen Zeit, einer Zeit, in der die Anemos noch auf Weyard geweilt hatten. Die Anemos waren eine hoch entwickelte Kultur gewesen, die ebenbürtig mit der Entwicklung der Ankol und der Lemurianer gewesen war. Doch von diesen drei Hochkulturen war nur noch eine einzige übrig geblieben, die der Lemurianer. Die Ankol sollen vor tausenden von Jahren ausgestorben sein und die Anemos sollen zum Himmel gestiegen sein, so hieß es in den Legenden. Nun erforschten die Einwohner von Contigo diese Theorie. "Guten Tag, die Damen! Kann ich Ihnen behilflich sein?", fragte ein etwas älterer Mann mit langem Bart. "Nein, wir schauen uns gerade nur etwas in der Stadt um!", sagte Liva mit einem Lächeln. "Huch! Ich kenne Sie doch, oder?", sagte der etwas kleinwüchsige Mann, als er Daja bemerkte. "Sind Sie nicht Keyas kleine Tochter? Dajavela, wenn ich mich nicht täusche, oder?" "Stimmt, das bin ich!" "Ach, habe ich mir doch gedacht! Ich meinte dieses Gesicht, es ist so als würde Keya wieder vor mir stehen! Es ist einfach schrecklich, das was mit Ihrer Mutter geschehen ist!" Daja guckte traurig auf den Boden. Avil und Liva verstanden es nicht. Was war mit ihrer Mutter geschehen? "Wie laufen die Ausgrabungen, haben sie schon neue Hinweise auf die Theorie gefunden?", fragte Daja neugierig. "Ja, das haben wir in der Tat! Letzten Monat sind wir tiefer in das Heiligtum eingedrungen und haben eine Kammer gefunden, deren Wände voller Symbole, Dreiecke und Vierecke sind. Unsere Forscher konnten diese antike Schrift jedoch nicht identifizieren." "Hat Ahri es schon einmal probiert?" "Natürlich hat unsere Tochter dies schon probiert, immerhin soll sie eine Erbin von Anemos Kräften sein, aber auch sie hat es nicht geschafft. Wir dachten, dass vielleicht Yegelos die Schrift identifizieren könnte, aber auch er ist daran gescheitert." "Können wir die Zeichen einmal sehen? Vielleicht können wir ja weiterhelfen.", sagte Liva, die sich nach diesem Gespräch sehr dafür interessierte. "Natürlich können Sie es, aber seien Sie vorsichtig! Wenn Sie keinen guten Führer haben, könnte es passieren, dass Sie eine Falle auslösen. Erst vor kurzem ist wieder ein Forscher umgekommen, als er eine solche berührte. Schade, dass unser bester Führer zurzeit nicht anwesend ist, es ist der Verlobte meiner Tochter, sein Name ist Corbinian. Also muss ich wohl herhalten, also gut, gehen wir!" Sie betraten das große Gebäude durch einen Seiteneingang. Im Inneren war es ziemlich kalt und dunkel, nur die Fackel des Alten leuchtete ihnen den Weg. Sie wandelte einige Zeit in scheinbarer Dunkelheit und bogen in mehreren Gängen ab, bis sie schließlich zu einer gläsernen Tür kamen. Schon von Außen wirkte die Kammer sehr edel. Der Türrahmen war mit Gold verziert und mit Kristallen gespickt. Schon in der Tür befanden sich seltsame Symbole. Alle gingen durch die Tür, nur Avil stockte. "Moment, ich kann es lesen!", schrie Avil aus sich heraus. "Was? Sie können es lesen? Aber warum?", wunderte sich der Mann. "Ich habe keine Ahnung!", Avil zuckte mit den Schultern. "Was steht dort?" Der Mann stand nun neben Avil und musterte die Symbole. "Begraben unter der schweren Last der Erde, entwichen aus dem Leben der Lebenden, erhoben in die Sphären der Götter...", las Avil vor, als Liva sich einmischte: "Auf ewig soll er ruhen, der letzte und größte König seiner Zeiten. In Gedenken an die Goldene Epoche der Anemos, unser Herrscher Sinoles, Pertils Sohn." Nun musterte der Alte nicht nur die Symbole, sondern auch die Zwillinge. "Das ist die Wahrheit, ihr sagt wirklich die Wahrheit?", der Mann war ganz aus dem Häuschen. "Natürlich können wir das lesen! Ich würde niemals jemanden anlügen!", sagte Liva bestimmt. "Dann müsst ihr unbedingt mit in die Kammer kommen und dort die Symbole identifizieren!" Er nahm von beiden eine Hand und führte sie in die Kammer. Mitten in dieser befand sich der Sarg von Sinoles, König der Anemos, der ebenso prächtig geschmückt war wie die Tür. Der Sarg war aus einem blauen Metall gefertigt, darüber war ein rotes Tuch gelegt worden. An den Seitenkanten befanden sich große Diamanten die jeweils mit Gold umrahmt worden waren, so dass sie aussahen wie Sterne. Als sie genauer hinguckte, bemerkte Avil, dass auf dem Tuch etwas eingenäht worden war. "Ich habe etwas gefunden, auf der Decke befinden sich auch Symbole!" "Bitte lesen Sie diese!" "Derjenige, der vom Schicksal auserkoren wurde, meine Grabkammer zu finden, soll meine Ruhe stören und den Schatz meines Lebens an sich nehmen, um ihn dem Sohn meiner größten Sünde zu geben. Ihr werdet ihn erkennen, wenn ihr ihn seht, sein Haar gleicht dem meinen, es strahlt in der Farbe der Hoffnung, und sein Name lautet Hieronymus. Er lebt dort, wo alle gefallenen Anemos enden, in einer Stadt weit, weit entfernt auf der anderen Erdhälfte. Mit diesem Schatz möge es ihm gelingen seine Bestimmung zu erfüllen und meine Sünde auszulöschen." Alle guckten sich an, dann krempelte Daja ihre Ärmel hoch und machte sich daran den Deckel herunter zu schieben. "Warten Sie, Fräulein Dajavela! Sie können doch nicht einfach...", fing der Mann an. "Aber der gute Mann sagte doch, dass wir seine Ruhe stören sollen und den Schatz nehmen sollen." "Nun hören Sie mal, Dajavela. Der Mann ist schon über zweitausend Jahre tot. Wie sollte der Sohn seiner Sünde noch leben?" "Indem seine Sünde ein oder eine Anemos war, die sicher langlebiger sind als wir und sein beziehungsweise ihr Sohn jetzt unser oder Euer Alter besitzt!" "Schön, ich werde es Euch ausnahmsweise erlauben." "Ah!" Liva, die in einer Ecke stand, schrie plötzlich auf. "Avil, schau mal! Das ist unser Lied. Da steht unser Kinderlied an der Wand! Wie kann das möglich sein? Woher kannte Mutter es, wenn es doch hier steht?" "Liva, hast du schon vergessen, dass Mutter uns erzählt hat, dass sie als Baby nach Lalivero gebracht worden war und dass ihr im Hinterkopf nur das... dieses Lied geblieben ist, welches ihr ihre Mutter immer vorgesungen hatte? Und dann hat sie es uns Dreien... Liva, warte mal!" "Was hast du, Avil? Was ist mit dir?" "Hast du es vergessen? Wir sind gar keine Zwillinge, sondern Drillinge!" "Drillinge... jetzt wo du es mir ins Gesicht sagst, weiß ich es auch wieder! Bloß was ist mit ihr? Wo ist sie?" "Das frage ich mich auch, wo ist sie? Wo ist Lavi?" Vor Takeru und Garem baute sich ein großes Gebäude auf, die Raststätte von Contigo. Hier sollte sich also Takerus Schwester Tamiko befinden? Beide atmeten tief durch und sahen sich gegenseitig an. "Wir sollten reingehen, meinst du nicht auch, Garem?" "Ja, aber ich bin so unsicher, vielleicht wäre es das Beste, wenn du alleine hinein gingest?" "Du bist nur nervös. Ich finde das ist ganz normal, aber du hast keinen Grund dazu!" "Du hast Recht." Beide gingen ins Wirtshaus und fragten nach Tamiko. Doch bevor sie Tamiko sehen durften, mussten sie noch das Zimmer bezahlen, was Garem mit Freuden tat. Sie gingen nach oben ins zweite Stockwerk, wo sie dem Weg nach rechts folgten, bis sie zum Zimmer Nummer sieben kamen. Takeru öffnete die Tür, während Garem versuchte ruhig zu atmen, was ihm aber leider nicht gelingen wollte. Sie erspähten noch eine andere Gestalt außer Tamiko im Zimmer. Die Gestalt trug einen langen, braunen Umhang, der sehr alt und schmutzig wirkte. An diesem Umhang befand sich eine große Kapuze, welche so tief ins Gesicht gezogen worden war, dass man das Gesicht der Gestalt nicht mehr erkennen konnte. Seine Haut war richtig weiß und seine Finger waren lang und dürr. Er sah aus wie eine Leiche. "Verzeihung, wer sind Sie?", fragte Garem in einem aggressiven Ton. "Niemand, nur ein alter Wanderer, der durch die Gegend schleicht.", antwortete die Gestalt mit einer rauen und dunklen Stimme. "Soso, Sie sind ein Niemand. Und was tun Sie dort mit meiner Verlobten?", Garems Stimme war hasserfüllt. "Ich beobachte sie und achte darauf, ob sie erwacht." "Sie haben sie aber nicht angerührt, oder?" "Garem, jetzt reicht es. Er hat sich bestimmt die ganze Zeit um sie gekümmert und du greifst ihn gleich an!" "Du hast wohl Recht. Ich danke Ihnen dafür, dass Sie auf Tamiko aufgepasst haben." Eigentlich war es gar nicht Garems Art, jemanden so anzuschreien, wie er es gerade getan hatte. "Wer sind Sie?", fragte der Fremde und deutete auf Takeru. "Ich bin der Bruder dieses Mädchens, mein Name ist Takeru." "Seltsam, sie haben die gleiche Ausstrahlung wie mein Sohn." "Ihr Sohn... mhm." "Ja, mein Sohn. Ich meine natürlich einen meiner Söhne, ich habe sehr viele Kinder." "Wie heißt denn dieser Sohn, vielleicht kenne ich ihn?" "Ich denke nicht, aber falls Sie ihn sehen, grüßen Sie ihn von mir. Sein Name lautet Dragan." "Dragan also. Ich werde den Gruß überbringen." Der Fremde wandte sich wieder Tamiko zu. "Sie ist ein schönes Mädchen. Ihre Haut ist so weich. Sie sieht gesund und kräftig aus. Wenn sie lächelt, sieht sie bestimmt aus wie eine erblühte Blume." "Ja, sie ist sehr schön, sie kann wunderbar tanzen und kommt mir dabei immer vor wie ein Orkan. Ihr Herz ist voller Wärme und Leidenschaft.", sagte Garem sehnsüchtig. "Mhm...", machte Tamiko plötzlich. "Tamiko, bist du wach?", schrie Garem und stürmte ans Bett. Doch Tamiko war nicht erwacht, sie hatte nur etwas geträumt und im Schlaf gesprochen. Der Mann erhob sich und ging auf Takeru zu, der immer noch an der Tür stand. "Ich hoffe ihr kümmert euch gut um sie. Nicht dass ihr noch einmal so etwas passiert." Diese Worte kamen eher wie eine Drohung rüber, als wie ein normaler Ratschlag. Trotzdem nickte Takeru. In dem Moment, als der Fremde an Takeru vorbei ging, traf es Takeru wie ein Schlag. Er hatte Okas Anwesenheit gespürt. "Garem, hast du das auch gespürt?" "Was soll ich gespürt haben?" "Oka." "Oka?" "Ja Oka! Als er an mir vorbeiging!" "Nein, habe ich nicht." "Vielleicht hab' ich mich geirrt, muss wohl." Beide saßen nun an Tamikos Bett, Garem hockte auf dem Stuhl des Fremden und Takeru kniete neben ihm. "Takeru, weißt du noch, unser Versprechen?" "Welches Versprechen?" "Du weißt es nicht mehr! Ich meine das, dass Tamiko, Oka, du und ich uns gegeben haben. Wir wollten alle vier glücklich werden. Du wolltest Oka heiraten und ich sollte Tamiko zur Frau nehmen. Du warst sicher verstört, als Oka verschwunden ist?" "Nein, eigentlich war ich nicht verstört. Und ich habe mir auch keine Sorgen gemacht, denn ich habe das Gefühl, dass sie sicher und geborgen ist!" "Geborgen? Meinst du sie ist in vollkommener Sicherheit?" "Ja, das glaube ich. Ich denke sie ist bei einem anderen Teil von mir." In diesem Augenblick drückte Tamiko die Hand von Garem mit ihrer eigenen. Sie schlug langsam die Augen auf. Takeru und Garem starrten sie an. Sie guckte sich nervös um und fing plötzlich an zu schreien. "Beruhige dich, Tami!" Sie beruhigte sich etwas, als sie die Stimme ihres älteren Bruder hörte. "Takeru?" Sie schaute zu Garem hinüber. "Garem? Was ist los? Wo bin ich? Was ist geschehen?" "Du bist in Contigo, die Bewohner haben dich im Wald aufgelesen und zwar bewusstlos! Was mit dir geschehen ist, weiß ich leider nicht. Ich weiß nur, dass dich die todgeglaubte Mikage-Schlange entführt hat.", sagte Garem in einem angenehm ruhigen Tonfall. Er wollte nicht, dass sich Tamiko noch weiter aufregte. "Wie lange war ich nicht bei euch?" "Lange genug. Seitdem du weg warst, ist mir eines klar geworden. Ich habe dich so vermisst, es war eine Zeit des entsetzlichen Leidens. Das Herz wäre mir beinahe zersprungen! Tamiko, ich möchte dich heiraten, und zwar so schnell wie möglich!" Tamiko lächelte. "Auch ich will dich heiraten. Ich habe bloß Angst davor, dass man mich noch einmal entführen könnte und du dann leiden würdest!" "Garem, hast du schon an Folore gedacht, was willst du ihr sagen?" "Folore? Wer ist das?", fragte Tamiko verwirrt. "Das ist Garems kleine Freundin. Natürlich ist sie keine Gefahr für dich. Sie himmelt Garem an und sagt Garem sei ihr Prinz. Aber, Garem, was ist Folore für dich?" "Für mich? Sie ist wie eine weitere kleine Schwester, die ich bekommen habe, aber mehr auch nicht." Sie redeten noch gut eine Stunde, bis jemand an ihre Zimmertür klopfte. "Ja, herein!" Es betraten Liva, Avil und Daja das Zimmer. Takeru ging auf Daja zu und gab ihr einen Kuss. Dann bemerkte er, dass sie ein langes Ding mit sich führte, eingewickelt in ein Tuch. "Was ist das?" "Das ist ein Schwert, wir haben es im Heiligtum von Anemos gefunden. Es gehört einem gewissen Hieronymus!" Nach und nach kamen auch die anderen zurück. Tamiko schien richtig interessiert zu sein, was sie für eine Reise machten. Sie wollte alle genau kennen lernen und etwas über die Traditionen der Städte, aus denen sie kamen, erfahren. Spät am Abend, als endlich alle zusammen saßen, besprachen sie den Plan für den nächsten Tag. "Also, wir werden morgen zum Jupiter-Leuchtturm gehen.", sagte Gilbert und guckte Avil an. "Wenn du willst, werde ich hier bleiben.", meinte sie, weil sie seinen Blick entschlüsseln konnte und setzte anschließend fort: "Dann kann ich mich wenigstens nützlich machen, indem ich den Forschern weiterhelfe!" "Ich habe da eine Frage! Wäre es in Ordnung, wenn ich morgen bei Tamiko bleiben würde?" Niemand hatte etwas gegen Garems Wunsch. Also war es beschlossen, alle bis auf Garem, Avil und Tamiko würden zum Jupiter-Leuchtturm gehen. Nach einer guten Mahlzeit gingen sie früh zu Bett. An einem dunklen Ort stand ein thronähnlicher Stuhl, auf dem eine weiße Gestalt saß. "Ihr habt nach mir geschickt, Meister?", fragte eine Proxianerin. "Ja, Kalaya. Begib dich zum Jupiter-Leuchtturm. Morgen werden dort acht Personen erscheinen. Ich möchte, dass du alle kampfunfähig machst, aber sie nicht tötest. Ich werde zu dir kommen, wenn du meinen Namen rufst. Vergiss nicht, dass sie dein ,C' nicht sehen dürfen!" "Und warum habt Ihr mich hierher bestellt?", fragte ein junger Soldat aus Tolbi. "Ich möchte, dass du Isaac tötest.", befahl der grünhaarige Meister. "Soll ich wirklich? Ich meine er ist Euer..." "Schweig, ich will das nicht hören!" "Wie Ihr befehlt.", sagte der Soldat und wandte sich ab. Auch Kalaya machte sich auf ihren Weg. Der Meister ließ sich in seinen Stuhl zurückfallen und dachte nach. Plötzlich erschien ein blauhaariger Mann, in dessen Begleitung sich ein blondes Mädchen befand. "War dies wirklich eine weise Entscheidung von dir Cranshaow?", fragte der Mann. "Stellst du meine Person in Frage, Alex? Vergiss nicht, ich habe dir damals vor zwanzig Jahren das Leben gerettet!" "Aber wegen dir wäre ich beinahe umgekommen.", sagte der Mann mit einem smarten Grinsen. Das Mädchen starrte die beiden Männer an, welche herzhaft loslachten. "Ich glaube ich bin ein bisschen fehl am Platz.", murmelte diese und wollte gehen, aber sie drehte sich noch einmal um und fragte Cranshaow: "War Tarek vorhin hier? Ich dachte ich hätte ihn zu dir gehen sehen." "Ja, das war er." "Wieso hast du mir nichts gesagt?", das Mädchen war ziemlich eingeschnappt. "Er war hier, um einen Auftrag abzuholen! Und du weißt doch selbst, dass du ihn niemals haben kannst." "Man wird doch noch hoffen können!", sagte sie und ging beleidigt weg. "Ja, die Hoffnung gibt den Menschen Kraft. Bloß was machen diese, wenn die Hoffnung verloren ist?" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)