Fourth Instance - Aeris
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Jonny tut zwar total taff, wenn Gabriel mit seinem Friede-Freude-Eierkuchen-Gesicht rumspringt, aber in seinem Inneren macht er sich sehr viele Gedanken um ihn. Bestimmt war das auch nicht das erste Gespräch dieser Art, bei dem Jonny versucht, ihn von seinen Schuldgefühlen abzubringen. Aber so einfach funktioniert das nicht. Vor allem, wenn Gabriel von sich selbst am besten weiß, was er auch alles mit seinen Dismentis angestellt hat, bevor er seinen Sinneswandel hatte. Aber in einer Sache kann Jonny ihm wirklich eine unersetzbare Stütze sein: mit der Organisation all der Menschen, die zur Mihail-Schule gehören. Deswegen würde er Gabriel garantiert auch niemals den Rücken kehren und diesen offensichtlich extrem anstrengenden Job einfach an den Nagel hängen.
Ich hoffe, auf die Art erkennt man auch ein bisschen die Beziehung, die die beiden miteinander haben und kann sich vorstellen, dass sie sich in früheren Gesprächen sehr nah gekommen sein müssen. Gabriel und Jonny haben sehr seeeehr viele tiefgehende Gespräche und auch Streits hinter sich, die ich aber im Manga nicht beleuchten konnte, weil die Staffel dann einfach zu lang geworden wäre und der Focus sich verschoben hätte. Vielleicht erzähle ich die Story von Gabriel und Jonny irgendwann auch mal.
Ich finde, man merkt an ihrem Miteinander auf jeden Fall, dass sie einander gut kennen. Sonst hätte Jonny Gabriels Blick nicht so schnell und so akkurat deuten können. Und seine Reaktion darauf ist ja ein ziemlicher Gefühlsausbruch. Wenn man zum ersten Mal Wind davon bekommt, was da im Argen liegt, ist man eher sprachlos, vielleicht auch überfordert, aber nicht so emotional.
"Alles geklärt" ist gut. Gabriel hat mit nicht einer Silbe gesagt, dass er deren Ideen gut findet. Haben sie das Fehlen eines expliziten "Nein" nun als "Ja" interpretiert? Ich schätze die zwei nach dem bisherigen Auftritt eigentlich nicht als subtil genug ein, dass sie Gabriels fehlende klare Zustimmung als Zögern interpretiert und deshalb stillschweigend ihren Plan zurückgezogen haben.
"Es ist doch nur eine kleine Narbe" bezieht sich sicher auf die kaum sichtbaren Folgen dieses Versprechens. Aber darum geht es Gabriel gar nicht. Er schneidet es hier ja schon an. Das würde die Freiheit der Insassen drastisch reduzieren. Und es würde ihnen auch die Möglichkeit nehmlen, sich aus freien Stücken und damit aus vollkommen eigener Überzeugung an die Regeln zu halten. Wie will man Dämonen, die Jahrhunderte lang unter so einem Fluch im Gefängnis ausgeharrt haben, nach Absitzen dieser Strafe ganzen Gewissens vertrauen können, dass sie ihre Lebenseinstellung wirklich grundlegend geändert haben und nicht die ganze Zeit nur gute Miene zum bösen Spiel gemacht haben, um am Leben zu bleiben? Wie wollen diese Dämonen das für sich selbst herausfinden können? Und ich denke, auch bei denen, die das Potenzial haben, sich aus freien Stücken und wahrhaftig zu ändern, wird ein gewisser Schmerz oder auch Groll zurückbleiben, in keinster Weise Vertrauen erhalten zu haben. Nie eine Chance erhalten zu haben, sich tatsächlich beweisen zu können. Also ich sehe diese Vorgehensweise auch sehr problematisch. Sie bietet kurzfristig einfachere Lösungen, aber langfristig nicht.
Dieses Gefängnis ist garantiert so eins mit ganz neuen Resozialisierungskonzepten. Ich habe z. B. mal ein Bericht von einem gesehen, wo eine professionelle Tanz- und Choreografielehrerin eine Anstellung an einem Gefängnis angetreten hat, um den Insassen dort das Tanzen beizubringen. Und die haben nach 'ner Weile richtig Feuer gefangen. Haben voll coole Performances drauf gehabt, Videos gedreht, die auf YouTube die Runde gemacht haben. Haben nicht nur gelernt, was für ein positives Gefühl Anstrengung und Erfolg haben kann, sondern auch, was Respekt untereinander bedeutet und Organisation und Koordination und so. Die Zahl an Zwischenfällen ist dort drastisch zurückgegangen und die Rückfallquote war auch signifikant geringer. Wenn ich mir so anhöre, was die zwei über das Gefängnis so erzählen, erinnert mich das sehr stark an besagte Reportage. Und wenns ein total skrupelloses Hochsicherheitsgefängnis wäre, würden die schwächeren Dämonen doch bestimmt nicht davor campieren (d. h. irgendwelche Vorteile, z. B. Hilfe, muss es für sie haben, dort zu sein) und Gabriel würde mit den zweien wohl eher nicht zusammenarbeiten (von Vertretern wie Mephisto und Adriel hat er garantiert genug).
Tatsächlich ist dieses Gefängnis noch nicht so tief drin in der Resozialisierung. Als es noch unter der Leitung von Lii und Rasputin war, war es eher ein klassisches Gefängnis, wie man es sich auch vorstellen würde, wo man "Verbrecher" einfach nur wegsperrt und hofft, dass sie ihre Lektion von allein lernen. Später in der Zukunft (das wird im Manga leider nicht mehr vorkommen) wird aber genau soetwas draus, wie du es beschreibst. Es wird noch "Gefängnis" heißen, aber eher eine Art Hotel mit jeder Menge Freizeitangeboten sein. Die Zimmer sind alle ausgestattet wie ein Hotel, man kann Koch- und Kunstkurse besuchen, es gibt eine Bibliothek und eine Sporthalle und all sowas. Und die Insassen bekommen täglich Therapiesitzungen, wie auch in der Mihail Schule. Und die Insassen werden auch nicht länger als drei Tage dort festgehalten. Wenn sie sich an die Regeln halten sind sie danach frei, ganz egal, was sie getan haben. Wenn sie auch kein Geld haben, ihr Leben zu finanzieren, wird ihnen auch ein Haus gestellt und finanzielle Unterstützung für einen Monat, bis sie eine Arbeit gefunden haben. Das Gefängnis hier in dieser Staffel steckt aber noch in den Kinderschuhen, deswegen setzt man hier noch auf starke Überwachung und Kontrolle, statt auf Vertrauen und Selbstkontrolle.
Das ist ein sehr beherztes Konzept, das dieses Gefängnis später implementieren wird. Wie funktioniert das mit dem dreitägigen Aufenthalt und den Kursen? Können die Insassen nach den drei Tagen freiwillig noch länger bleiben, wenn sie da z. B. einen Kochkurs besuchen wollen, und es steht ihnen einfach frei, jederzeit das Gelände zu verlassen?
Theoretisch nicht. Wenn sie entlassen werden, dann müssen sie auch gehen (sonst wäre das Gefängnis irgendwann voll mit Ex-Insassen). Es gibt aber immer wieder Dämonen, die dann absichtlich Scheiße bauen und die Regeln brechen, um weitere drei Tage bleiben zu können. Sobald die Wärter das merken, werden diesen Dämonen Alternativen angeboten, vor allem ein Platz in der Schule in Cor Valeria, wo es auch solche Kurse gibt.
Wahrscheinlich hilft das Gefängnis auch denen, die nach diesem dreitägigen Schnupperkurs gern mehr in diese Richtung lernen wollen, auch dabei, eine entsprechende Weiterbildung zu finden, was?